Gut Holz - Die Arabische Dhau - Dubai Media AG

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Die Inder sind gute Tischler. Früher fuhren die Dhaus von hier bis nach Indien, Sansibar, Mombasa und Daressalam; so weite Strecken fahren sie heute nicht mehr, obwohl sie dazu in der Lage wären. Die meisten Dhaus werden heute für den Fischfang eingesetzt. Die Fischer fahren mit ihnen am Nachmittag zwischen 15 und 17 Uhr hinaus und kommen am nächsten Morgen zwischen 5:30 und 8:00 Uhr zurück. Die Fischgründe in der Tiefsee sind sehr gut, vor allem Thunfisch und Haie werden gefangen. In den Lastwagen der Fischfabriken werden die Fische in großen Kühlboxen nach Muscat, Salalah und in die Vereinigten Arabischen Emirate transportiert. Eine Spezialität in Sur ist Trockenfisch. Vom Hai wird alles verwendet: Die Haut, die Flossen und das Öl für die Dhaus.“ Die lange Tradition der Nutzung der Dhaus zum Fischen ist in Oman auch auf der Insel Masira noch lebendig, wo zahlreiche, große Fischerdhaus ihre Netze im Indischen Ozean auswerfen. In den Emiraten befindet sich in Abu Dhabi (Al Bateen) die letzte Dhauwerft der Emirate „in den allerletzten Zügen“, und es werden - wie in der Al Boom Marina in Ajman - nur noch einzelne Dhaus „auf Bestellung“ gebaut. Innerhalb des Zayed Hafens von Abu Dhabi mit seinen 21 Docks, in denen jährlich über 900.000 Tonnen Fracht von Containern und großen Schiffen umgeschlagen werden, hält sich ein Fischereihafen mit vielen Fischerdhaus, die bis heute täglich aufs Meer hinausfahren. Handelsdhaus in Dubai und Sharjah Auf der Arabischen Halbinsel gibt es Handelsdhau-Schifffahrtshäfen mit nennenswertem Umsatz nur noch in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Traditionell blüht der Handel am Dubai Creek und auch an der Corniche in Sharjah geht es hoch her. Hier werden im Rahmen der Handelsdhau-Schifffahrt Geschäfte im Wert von vielen Milliarden Dirham gemacht und bei der Löschung der Ladung, der Anlieferung von Gütern aller Art und dem Verstauen der Waren in den Bäuchen und auf den Decks der Dhaus verschiedener Größen kann jeder Besucher, der gerade vorbeikommt, zuschauen. Die Kapitäne und Besatzungen der Schiffe aus Iran, Indien, Pakistan und Somalia sind neugierigen Touristen gegenüber ausgesprochen freundlich und höflich, sie scheinen zu verstehen, dass ihr exotischer Anblick und der Anblick der sich in einem scheinbar gigantischen Chaos stapelnden Dhaus werden heute nur mehr auf besondere Bestellung gefertigt. Einzigartig: Handelsdhaus am Dubai Creek DUBAI MAGAZIN 23
■ Die Arabische Dhau Kühlschränke, Getränkekartons, Kisten mit Konservendosen aller Art, Mehl-, Zucker- und Salzsäcke, Möbel, Matratzen, Ketchup, Fahrräder, Kinderwagen, … aus China, Malaysia, Thailand, den Golfstaaten,… auf dem Kai unmittelbar vor der Kulisse der nicht minder exotisch und abenteuerlich aussehenden Dhaus Neugier weckt. Durch das scheinbare Chaos lasse man sich nicht täuschen: Hier geht wie eh und je alles seinen professionellen Gang. Für eine Fortsetzung dieses Spektakels auch in der Zukunft scheint trotz der modernen Häfen Port Rashid und Jebel Ali in Dubai und ihrem etwas kleineren „Bruder“ in Sharjah gesorgt zu sein: Die über hundert Jahre alte Tradition des Dhau-Handels in diesen Handels-Drehscheiben soll erhalten bleiben, denn die Zahlen sprechen für sich: so stehen heute z. B. dem jährlichen Handel von über 1,5 Mio Tonnen Warencontainern in den modernen Häfen Dubais immerhin 720.000 Tonnen im Dhauhafen am Creek gegenüber. Besonders der rege Handel mit Iran hat es in sich. Durch die Sanktionspolitik der USA gerät er immer wieder in die Diskussion, denn manche Waren sind nicht so unschuldig wie sie auf den ersten Blick erscheinen: im Jahr 2008 waren Gegenstände darunter, die sich als mögliche Komponenten eines Atomreaktors entpuppten, aber von der wachsamen emiratischen Polizei rechtzeitig entdeckt wurden. „In Iran brauchen wir alles“, so meint ein iranisches Besatzungsmitglied einer Dhau. „Wir schaffen die verschiedensten Waren dorthin, meist kommen wir leer hierher, selten mit lebenden Schafen und Ziegen.“ Dubai Creek Die erfolgreiche Geschichte des modernen Dubai ist eng mit den Aktivitäten am Dubai Creek verbunden. Als der Creek in den 1950er Jahren ins Binnenland verlängert wurde, gelang es, durch die erweiterten, von Ebbe und Flut unabhängigen, Bewegungsmöglichkeiten der Schiffe, das benachbarte Sharjah zu übertreffen. Die handelsfreundliche Politik (damals wie heute) des Großvaters und Vaters von Sheikh Mohammed bin Rashid al Maktoum war so erfolgreich, dass bereits in den 1960er Jahren die Notwendigkeit eines neuen Hafens klar wurde: Port Rashid wurde 1972 eröffnet und danach Jebel Ali – mit dem bis heute funktionierenden, höchst erfolgreichen Konzept, mehr Raum für einen florierenden Handel und für eine Erweiterung der bestehenden Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen – unter Beibehaltung des traditionellen Dhau-Hafens am Creek. 24 DUBAI MAGAZIN Das Ambiente am Dubai Creek ist einmalig: Der Hafen für die kleineren Dhaus bietet von der gegenüberliegenden Abra-Station einen Anblick, der sich in den letzten Jahrzehnten nicht viel verändert hat – vor der Kulisse von Windturmhäusern und Moschee. Etwas weiter im Innern des Creek sieht es an Land schon moderner aus. Dort stehen mit Solarenergie betriebene Parkuhren und eine Abrastation mit Souveniershop sowie das open air Creek View Restaurant ziehen Touristen aus aller Welt an. Hier liegen – vor der Kulisse von Bauten aus den 70er und 80er Jahren die großen, bis zu 800 Tonnen Ladung fassenden Dhaus, vor Anker – in einem von insgesamt acht Häfen: in Dreier- oder Viererreihen. Die Versuchung ist groß: „Darf man die Leiter hinaufkommen?“ – mit entsprechender Handbewegung ausgedrückt, denn die wenigsten Seeleute sprechen Englisch. Freundliches Kopfnicken und einladendes Handzeichen machen Mut: Die Metallleiter dieser größten Dhau weit und breit erweist sich als stabil. Einer der Besatzungsmitglieder führt durch die Ladung zwischen meterhoch gestapelten Kisten und Gebrauchtwagen mit bewegter Vergangenheit und über Bretter, die über dem Abgrund des Schiffsbauchs liegen: zum Bug der Dhau, von dem der Blick über die kleineren Schiffe und deren Ladung und ein Gewusel von Kisten, Säcken und Paketen schleppenden Seeleuten gleitet, deren Arbeit von Kränen unterstützt wird. Von der Ladefläche eines Lastwagens werden von zwei Arbeitern in bemerkenswertem Tempo bei 30 Grad im Schatten Mehlsäcke in ein am Boden liegendes, am Kran hängendes Netz geworfen. Mit etwa 80 Säcken ist das Netz voll und der Kran hievt die Ladung aufs Schiff. Eines der Besatzungsmitglieder kann etwas Englisch: „Sobald wir voll beladen sind, fahren wir nach Somalia, wo die Ladung gelöscht wird. Die gesamte Schiffsbesatzung stammt aus Somalia. Die Fahrt dauert 10 Tage.“ Wieder auf festem Boden angekommen, ist einer der Besatzungsmitglieder dabei, den „Papierkram“ zu erledigen: Auf dem Boden sitzend bearbeitet er dazu geduldig eine vor ihm stehende betagte mechanische Schreibmaschine. Weitere Besatzungsmitglieder bieten Tee und Kekse an und balancieren unter großem Gelächter einen 1,50 m großen Plüschteddy – Maskottchen oder Ware? Natürlich bekommen die Kapitäne und Schiffsbesatzungen Gerüchte mit, die von einer Machbarkeitsstudie sprechen, den Dubai Creek weiterzuentwickeln, evtl. neue Sicherheits- maßnahmen in Ras Al Khor einzuführen und ein neues Offshore-Zollamt einzurichten. Die meisten stört das nicht: Sie wissen, dass der Fortschritt nicht aufzuhalten ist und sind sicher, dass das Geschäft in jedem Fall weitergehen wird, denn in dieser Männerwelt müssen die Männer Geld verdienen, um ihre Familien zu ernähren. Der Creek ist ein gewachsener Mikrokosmos in Dubai, weit weg von den Wolkenkratzern und 5-Sterne-Hotels. Hier verdienen Emiratis, Gastarbeiter und ausländische Schiffsbesatzungen gutes Geld: vom Schiffskoch, der winzige Summen nach Hause schickt, über die Händler, Agenten und Mittelsmänner, die von den Kommissionen leben, bis zum emiratischen Dhau-Eigner. Und auch für die Besucher gibt es Attraktionen: Die schwimmenden Dhau-Restaurants und die Dhaus, die Kreuzfahrten anbieten, wobei die „Dinner-Cruise“ sich besonders bei Gruppen großer Beliebtheit erfreut. Sharjah Corniche Unter den strengen Augen der Hafenpolizisten auf dem strahlend blauen Polizeiboot „Abu Musa“ drängen sich die kleinen und mittelgroßen Dhaus direkt an der Corniche. Die meisten sind im Einsatz für den Warenhandel nach Iran und zu ihren Zielen gehören die Häfen von Bandar Abbas und Bushehr. Hamid Reza, Kapitän einer Dhau spricht etwas Englisch: „Ich bin mit meinem Schiff für vier Tage hier. In dieser Zeit laden wir alle möglichen Waren, z. B. Zucker, Kühlschränke, Motoren, Getränke aller Art – vor allem Fruchtsäfte. Die Überfahrt nach Bandar Abbas dauert 18 Stunden. Dieses Mal bin ich ohne Ladung gekommen, aber manchmal bringe ich Salz oder lebende Schafe und Ziegen aus Iran“. Da der Abend naht, gibt er Anweisung, die noch auf dem Kai stehenden Säcke und Kartons mit orangefarbenen Plastikplanen abzudecken. „Die meisten Dhaus fahren in den Iran, die Dhaus nach Jemen, Somalia, Dschibuti, Bangladesh, Indien und Pakistan werden in Sharjah immer weniger“, so Ahmed Al Abed, Emirati aus Sharjah, der früher einmal Besitzer einer Dhau war. Er gehört zu der Männerrunde von etwa dreißig einheimischen Emiratis, Geschäftsleute aus Sharjah, die in ihrem eigenen Emirat in der Minderheit sind. Sie treffen sich täglich nach Sonnenuntergang zum Rauchen der Wasserpfeife in dem Café zwischen Corniche und Arts Area – mit Blick auf die Dhaus und sind – durch ihre Kleidung der blütenweißen Dishdashas schon von wei-
Seite 1 und 2: ■ Die Arabische Dhau 20 DUBAI MAG
Seite 3: ■ Die Arabische Dhau Die archaisc
Seite 7 und 8: ■ Die Arabische Dhau erdhaus nehm

Gut Holz - Die Arabische Dhau - Dubai Media AG

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?