Allgemeine Pharmakologie und Toxikologie
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zwei halogenierte aromatische Ringe (TCDD, Dioxine, Dibenzofurane → verwindungssteif →<br />
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großer Widerstand gegen Biotransformation; PCB kann vorübergehend diesen Zustand<br />
annehmen)<br />
Freisetzung bei Waldbränden, Metallurgie, Verbrennungsprozesse, Nebenprodukte der<br />
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Herbizide, Kühl− <strong>und</strong> Isoliermittel, Hydrauliköle, Schneideöle<br />
TCDD: größte molare Wirkungsstärke → andere Stoffe sind Toxinäquivalent<br />
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schlecht wasserlöslich, gut löslich in organischen Lösungsmitteln <strong>und</strong> Körperfett<br />
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Resorption: mit Nahrungsaufnahme, besonders Fischnahrung, 90% resorbiert<br />
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Elimination durch Oxidation <strong>und</strong> Exkretion, t½ = 5−7Jahre<br />
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aktue Vergiftung: Todesursache: Hypoglykämie (Phosphoenolpyruvat−Carboxykinase wird<br />
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nicht exprimiert), keine Nahrungsaufnahme, keine Gluconeogenese<br />
Wirkung am Ah − Rezeptor (bindent an TCDD − empfindlichen Enhancer)<br />
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als Tumorpromotor (Wachstums− <strong>und</strong> Differenzierungsfaktoren, biotransformierende<br />
Enzyme)<br />
Wi: verlangsamte motorische Nervenleitfähigleit, abgeschwächte Muskeleigenreflexe,<br />
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veränderte evozierte cortikale Reflexe, immunologische Wirkung im Tierversuch<br />
Seveso: Inzidenz biliärer Karzinome zugenommen, weniger östrogenabhängige Tumoren,<br />
mehr Lymphoretikulärsarkome<br />
Insektizide<br />
organsiche Phosphorsäureester<br />
Vorkommen: Schmierölzusätze, z.B. Trikresylphosphat, TCP; chem. Kampfstoffe, z.B. Tabun<br />
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(1936), Sarin (1938), Soman (1944); Schädlingsbekämpfungsmittel (fungizid, herbizid,<br />
insektizid), z.B E605 (Nitrostigmin, Parathion);<br />
Holzschutzmittel, Phoxim (O,O−Diethyl−O−(a−<br />
cyanbenzyliden−a−amino)thionphosphorsäureester)<br />
¨ Wirkung: Elektronenmangel am Phosphoratom →<br />
Elektronenüberschuß an –OH − Gruppe des Serins<br />
in Acetylcholinesterase → Blockierung der<br />
Acetylcholinesterase → Acetylcholin⇑<br />
¨ Kinetik: sehr schnelle Resorption durch Haut, bei<br />
Inhalation, bei Ingestion; Einsetzen der Symptome<br />
nach wenigen Minuten; ZNS − gängig;<br />
Verteilungsvolumen!<br />
Organwirkungen von Acetylcholin<br />
− Motorisches System: Kontraktionsauslösung in Arbeits− <strong>und</strong><br />
Spindelmuskelfasern<br />
− ZNS: Nn − Rezeptor: Depolarisierend → wirkt aktivierend<br />
− autonomes Nervensystem:<br />
Auge: Sphinkter pupillae Miosis<br />
M. cilliaris Akkomodation<br />
Herz: Frequenz Frequenzabnahme<br />
AV − Knoten Blockierngserscheinungen<br />
Gefäße: alle etwas dilatiert<br />
Bronchialmuskel Kontraktion<br />
Bronchialdrüsen Sekretion<br />
Magen − Darm − Mortalität Zunahme<br />
Sekretion Zunahme<br />
Harnblase: Spincter Öffnung<br />
Detrusor Kontraktion<br />
Exokrine Drüsen profuse Sekretion<br />
Metabolismus: Zunahme der Toxizität möglich; P=S − Verbindungen (Parathion) wird in P=O −<br />
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Verbindungen (Paraoxon) umgewandelt; nicht geb<strong>und</strong>ene Alkylphosphate werden hydrolisiert<br />
Symptome: autonomes NS (siehe oben): Sekretion der Bronchialdrüsen↑ → lebensbedrohend;<br />
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skelettomotorisches System: erst fibrilläre Muskelzuckungen, später Lähmungserscheinungen →<br />
Atmung! ZNS: Ataxie, Tremor, Krämpfe, Koma, Atemlähmung chron.<br />
Vergiftung: analgetikaresistente Kopfschmerzen, Angstgefühl; Spätschäden: periphere<br />
Neuropathie; Gerinnungssystem: Gerinnungsstörungen; sonstige: chron. Vergiftung: Morbus<br />
Hodgkin (als Berufskrankheit diskutiert), auch Non−Hodgkin−Tumoren, Weichteilsarkome,<br />
Leukämie u.a., Fötusschäden<br />
Therapie ¨<br />
Giftentfernung:<br />
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kutane Resorbtion: 1. Kleider entfernen; 2. abspülen; 3. abseifen; 4. mit Alkohol abreiben<br />
Ingestion: Magenspülung (mit Aktivkohle); Abführen mit Natriumsulfat<br />
Sicherung der Oxigenierung (O2 − Gabe, Bronchialsekret absaugen)<br />
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Pharmakotherapie<br />
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initial: 50 mg Atropin<br />
dann: 2 mg Atropin alle 15 min (Bronchialsekretion, zentral bedingten Krämpfe)<br />
Seite 36 von 42 © by Christoph Kranich