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Version 0.8 (2011) - lern-soft-projekt

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Organische Chemie<br />

für Biologie und Ernährungslehre<br />

in der Sekundarstufe II<br />

(Fachoberschule, Fachgymnasium, Gymnasium)<br />

Autor: L. Drews<br />

Bilder-Quellen (z.T. nachbearb.): commons.wikimedia.org (Algarech + Van Flamm); UD-Bildschirmschoner; …, lsp: dre<br />

<strong>Version</strong> <strong>0.8</strong> (<strong>2011</strong>)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc (c,p) 2009-<strong>2011</strong> <strong>lern</strong>-<strong>soft</strong>-<strong>projekt</strong>: drews


Legende:<br />

mit diesem Symbol werden zusätzliche<br />

Hinweise, Tips und weiterführende<br />

Ideen gekennzeichnet<br />

Nutzungsbestimmungen / Bemerkungen zur Verwendung durch Dritte:<br />

(1) Dieses Skript (Werk) ist zur freien Nutzung in der angebotenen Form durch den<br />

Anbieter (<strong>lern</strong>-<strong>soft</strong>-<strong>projekt</strong>) bereitgestellt. Es kann unter Angabe der Quelle und /<br />

oder des Verfassers gedruckt, vervielfältigt oder in elektronischer Form veröffentlicht<br />

werden.<br />

(2) Das Weglassen von Abschnitten oder Teilen (z.B. Aufgaben und Lösungen) in<br />

Teildrucken ist möglich und sinnvoll (Konzentration auf die eigenen Unterrichtsziele,<br />

-inhalte und -methoden). Bei angemessen großen Auszügen gehört das<br />

vollständige Inhaltsverzeichnis und die Angabe einer Bezugsquelle für das Originalwerk<br />

zum Pflichtteil.<br />

(3) Ein Verkauf in jedweder Form ist ausgeschlossen. Der Aufwand für Kopierleistungen, Datenträger<br />

oder den (einfachen) Download usw. ist davon unberührt.<br />

(4) Änderungswünsche werden gerne entgegen genommen. Ergänzungen, Arbeitsblätter, Aufgaben<br />

und Lösungen mit eigener Autorenschaft sind möglich und werden bei konzeptioneller Passung<br />

eingearbeitet. Die Teile sind entsprechend der Autorenschaft zu kennzeichnen. Jedes Teil behält<br />

die Urheberrechte seiner Autorenschaft bei.<br />

(5) Zusammenstellungen, die von diesem Skript – über Zitate hinausgehende – Bestandteile enthalten,<br />

müssen verpflichtend wieder gleichwertigen Nutzungsbestimmungen unterliegen.<br />

(6) Diese Nutzungsbestimmungen gehören zu diesem Werk.<br />

(7) Der Autor behält sich das Recht vor, diese Bestimmungen zu ändern.<br />

(8) Andere Urheberrechte bleiben von diesen Bestimmungen unberührt.<br />

Rechte Anderer:<br />

Viele der verwendeten Bilder unterliegen verschiedensten freien Lizenzen. Nach meinen Recherchen<br />

sollten alle genutzten Bilder zu einer der nachfolgenden freien Lizenzen gehören. Unabhängig von<br />

den Vorgaben der einzelnen Lizenzen sind zu jedem extern entstandenen Objekt die Quelle, und<br />

wenn bekannt, der Autor / Rechteinhaber angegeben.<br />

public domain (pd) Zum Gemeingut erklärte Graphiken oder Fotos (u.a.). Viele der verwendeten<br />

Bilder entstammen Webseiten / Quellen US-amerikanischer Einrichtungen,<br />

die im Regierungsauftrag mit öffentlichen Mitteln finanziert<br />

wurden und darüber rechtlich (USA) zum Gemeingut wurden. Andere<br />

kreative Leistungen wurden ohne Einschränkungen von den Urhebern<br />

freigegeben.<br />

gnu free document licence<br />

(GFDL; gnu fdl)<br />

creative commens (cc)<br />

od. neu … Namensnennung<br />

… nichtkommerziell<br />

… in der gleichen Form<br />

… unter gleichen Bedingungen<br />

Die meisten verwendeten Lizenzen schließen eine kommerzielle (Weiter-)Nutzung aus!<br />

Bemerkungen zur Rechtschreibung:<br />

Dieses Skript folgt nicht zwangsläufig der neuen ODER alten deutschen Rechtschreibung.<br />

Vielmehr wird vom Recht auf künstlerische Freiheit, der Freiheit der<br />

Sprache und von der Autokorrektur des Textverarbeitungsprogramms micro<strong>soft</strong> ®<br />

WORD ® Gebrauch gemacht.<br />

Für Hinweise auf echte Fehler ist der Autor immer dankbar.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 2 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Inhaltsverzeichnis:<br />

Seite<br />

0. Vorbemerkungen ......................................................................................... 7<br />

Exkurs: Labor-Arbeiten mit Lebensmitteln ................................................................ 9<br />

Exkurs: Labor-Arbeiten mit lebenden Materialien ................................................... 10<br />

0.1. Wiederholung: Stoffe - makroskopisch ................................................................. 11<br />

0.1.1. Stoffe und ihre Klassifikation .......................................................................... 11<br />

Stoff ..................................................................................................................... 11<br />

Probe ................................................................................................................... 11<br />

Reinstoff ............................................................................................................... 11<br />

Element ................................................................................................................ 12<br />

Stoffgemisch ........................................................................................................ 12<br />

Verbindungen ....................................................................................................... 13<br />

Kristall-Arten ......................................................................................................... 13<br />

0.2. Wiederholung: grundlegende physikalische Sachverhalte ................................. 14<br />

0.2.1. Kräfte zwischen den Teilchen ......................................................................... 14<br />

0.2.2. Teilchen-Bewegung ......................................................................................... 14<br />

0.2.3. Energie und Energie-Austausch ..................................................................... 14<br />

0.3. Wiederholung: Atombau und das Periodensystem der Elemente....................... 15<br />

0.3.1. Atom-Modelle – eine kurze Geschichte .......................................................... 15<br />

Exkurs: DALTON’s Experimente zu den Massenverhältnissen bei chemischen<br />

Reaktionen.................................................................................................................. 15<br />

Exkurs: THOMSON’s Versuche mit Vakuumröhren ................................................ 16<br />

Exkurs: BOLTZMANN’s Theorien zur Thermodynamik ........................................... 17<br />

Exkurs: RUTHERFORD’s Experiment ....................................................................... 17<br />

Exkurs: Atom-/Welt-Modelle der modernen Physik................................................. 23<br />

0.3.2. ein modernes und praktisches Atom-Modell für Chemiker .......................... 25<br />

0.3.3. das Periodensystem der Elemente ................................................................. 25<br />

0.3.4. (neue) Stoff-bezogene Begriffe aus der Atom-Welt ....................................... 25<br />

Element ................................................................................................................ 25<br />

Isotop ................................................................................................................... 25<br />

0.4. Wiederholung: Stoff, Eigenschaften und Arbeitmethoden .................................. 26<br />

0.4.1. Wiederholung bedeutsamer Stoffeigenschaften ........................................... 28<br />

0.4.1.1. Aggregatzustand ......................................................................................... 28<br />

0.4.1.2. elektrische Leitfähigkeit ............................................................................... 29<br />

0.4.1.3. Viskosität und Oberflächenspannung .......................................................... 29<br />

0.4.1.4. Masse und Volumen .................................................................................... 32<br />

0.4.1.x. Farbigkeit..................................................................................................... 33<br />

0.4.2. Wiederholung von wichtigen Arbeitsmethoden für und mit Stoffgemischen34<br />

0.4.2.1. Lösen .......................................................................................................... 34<br />

0.4.2.2. weitere Misch-Verfahren .............................................................................. 38<br />

0.4.2.3. Dekantieren, Sichten und Filtern ................................................................. 39<br />

0.4.2.4. Destillieren .................................................................................................. 40<br />

0.4.2.5. Extrahieren .................................................................................................. 42<br />

0.4.2.5.x. Hochdruck-Extraktion ........................................................................... 42<br />

Exkurs: überkritischer Zustand von Gasen ............................................................. 42<br />

0.4.2.6. weitere Trenn-Verfahren ............................................................................. 43<br />

0.5. chemische Reaktion ............................................................................................... 44<br />

0.5.x. einfache Thermodynamik chemischer Reaktionen ....................................... 48<br />

0.5.x. Reaktions-Kinetik ............................................................................................. 51<br />

0.5.x.1. Abhängigkeit der Reaktions-Geschwindigkeit .............................................. 51<br />

Temperatur-Abhängigkeit ..................................................................................... 51<br />

0.5.x.2. das chemische Gleichgewicht ...................................................................... 52<br />

0.5.x.2.x. Abhängigkeit des chemischen Gleichgewichtes .................................... 53<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 3 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


1. Cohlenstoff ................................................................................................. 54<br />

1.1. Element Cohlenstoff ............................................................................................... 55<br />

1.2. anorganische Verbindungen des Cohlenstoffs .................................................... 58<br />

1.2.1. Cohlenmonoxid ................................................................................................ 58<br />

1.2.2. Cohlendioxid .................................................................................................... 59<br />

1.2.3. Cohlensäure / Carbonat ................................................................................... 60<br />

1.3. organische Verbindungen des Cohlenstoffs ........................................................ 62<br />

2. Kohlenwasserstoffe .................................................................................. 63<br />

2.1. gesättigte Kohlenwasserstoffe .............................................................................. 64<br />

2.1.1. Alkane ............................................................................................................... 64<br />

2.1.1.1. Bau der Alkane ............................................................................................ 64<br />

2.1.1.1.1. Molekül-Rümpfe – die Alkyle ................................................................ 71<br />

2.1.1.1.2. verzweigte Alkane................................................................................. 72<br />

2.1.1.1.3. ringförmige Alkane – Cycloalkane ........................................................ 74<br />

2.1.1.2. Eigenschaften der Alkane ............................................................................ 76<br />

2.1.1.2.1. physikalische Eigenschaften ................................................................. 76<br />

Exkurs: Elektronegativität nach PAULI .................................................................... 78<br />

2.1.1.2.1. chemische Eigenschaften – Reaktionen der Alkane ............................. 78<br />

Exkurs: Struktur-Aufklärung mittels Elementar-Analyse ........................................ 82<br />

2.1.1.3. Eigenschaften und Verwendung wichtiger Alkane ....................................... 83<br />

2.1.1.3.1. Methan ................................................................................................. 83<br />

2.1.1.3.2. Propan, Butan....................................................................................... 83<br />

2.1.1.3.3. Stearin .................................................................................................. 83<br />

2.2. ungesättigte Kohlenwasserstoffe .......................................................................... 84<br />

2.2.1. Alkene ............................................................................................................... 85<br />

2.2.1.1. Bau und Struktur ......................................................................................... 85<br />

2.2.1.2. Eigenschaften der Alkene ............................................................................ 87<br />

2.2.1.2.1. chemische Eigenschaften – Reaktionen der Alkene ............................. 88<br />

2.2.1.3. Eigenschaften und Verwendung wichtiger Alkene ....................................... 90<br />

2.2.1.3.1. Ethen .................................................................................................... 90<br />

2.2.1.3.2. Lycopen ................................................................................................ 90<br />

2.2.2. Alkine ................................................................................................................ 91<br />

2.2.2.1. Bau und Struktur der Alkine ......................................................................... 91<br />

2.2.2.2. Eigenschaften der Alkine ............................................................................. 92<br />

2.2.2.2.1. chemische Eigenschaften – Reaktionen der Alkine .............................. 92<br />

Nachweis von Mehrfachbindungen mittels BAEYERscher Probe / BAEYERschem<br />

Test: ..................................................................................................................... 93<br />

2.2.2.3. Eigenschaften und Verwendung wichtiger Alkine ........................................ 93<br />

2.2.2.3.1. Ethin ..................................................................................................... 93<br />

Exkurs: Festlegung von Oxidationszahlen .............................................................. 94<br />

2.2.3. Aromaten - Arene ............................................................................................. 95<br />

2.2.3.1. Bau und Struktur der Aromaten ................................................................... 95<br />

Beispiele für (einfache) Aromaten: ....................................................................... 97<br />

2.2.3.2. Eigenschaften der Aromaten / Arene ........................................................... 98<br />

2.2.3.2.1. chemische Eigenschaften – Reaktionen der Aromaten / Arene ............ 98<br />

3. Derivate der Kohlenwasserstoffe ........................................................... 102<br />

3.1. Halogenderivate .................................................................................................... 103<br />

3.1.1. einfach halogenierte Kohlenwasserstoffe .................................................... 103<br />

3.1.1.1. Eigenschaften und Verwendung einfach halogenierter Kohlenwasserstoffe104<br />

3.1.2. mehrfache halogenierte Kohlenwasserstoffe .............................................. 106<br />

3.1.2.1. Eigenschaften und Verwendung von mehrfach halogenierten<br />

Kohlenwasserstoffen .............................................................................................. 107<br />

3.1.3. chemische Eigenschaften der Halogen-Kohlenwasserstoffe ..................... 110<br />

3.1.4. biologische und ökologische Probleme mit Halogen-Kohlenwasserstoffen112<br />

Exkurs: Struktur-Aufklärung mittels Spektroskopie ............................................. 113<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 4 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2. Sauerstoff-Derivate (organische Sauerstoff-Verbindungen) ............................. 114<br />

3.2.1. Alkanole (Alkohole) ........................................................................................ 114<br />

3.2.1.1. Bau und Struktur der Alkanole ................................................................... 114<br />

3.2.1.2. Herstellung der Alkanole ........................................................................... 117<br />

3.2.1.3. physikalische und chemische Eigenschaften der Alkanole ........................ 118<br />

3.2.1.4. Eigenschaften und Verwendung wichtiger Alkanole .................................. 125<br />

3.2.1.4.1. einwertige Alkanole ............................................................................ 125<br />

3.2.1.4.1.1. Ethanol ............................................................................................ 125<br />

3.2.1.4.1.2. Methanol .......................................................................................... 126<br />

3.2.1.4.1.3. Amylalkohole ................................................................................... 127<br />

3.2.1.4.1.3. Phenol ............................................................................................. 127<br />

3.2.1.4.1.4. Vitamin A ......................................................................................... 127<br />

3.2.1.4.2. wichtige mehrwertige Alkanole ........................................................... 129<br />

3.2.1.4.2.1. Ethandiol (Glycol) und Diethylenglycol (Diglycol) ............................. 129<br />

3.2.1.4.2.2. 1,2,3-Propantriol (Propan-1,2,3-triol, Glycerol, Glycerin, Glyzerin) .. 129<br />

3.2.1.4.2.3. Pentite und Hexite ........................................................................... 130<br />

3.2.2. Alkanale (Aldehyde) ....................................................................................... 131<br />

3.2.2.1. Bau und Struktur der Alkanale ................................................................... 131<br />

3.2.2.2. Herstellung der Alkanale ........................................................................... 132<br />

3.2.2.3. physikalische und chemische Eigenschaften der Alkanale ........................ 133<br />

3.2.2.4. Eigenschaften und Verwendung wichtiger Alkanale .................................. 138<br />

3.2.2.5. Derivate der Alkanale ................................................................................ 139<br />

3.2.3. Alkansäuren (Carbonsäuren) ........................................................................ 141<br />

3.2.3.1. Bau und Struktur der Alkansäuren ............................................................ 141<br />

3.2.3.2. Herstellung der Alkansäuren ..................................................................... 142<br />

3.2.3.3. physikalische und chemische Eigenschaften der Alkansäuren .................. 142<br />

3.2.3.4. Eigenschaften und Verwendung wichtiger Alkansäuren ............................ 144<br />

3.2.3.4.1. einwertige Alkansäuren ...................................................................... 144<br />

3.2.3.4.2. mehrwertige Alkansäuren ................................................................... 149<br />

3.2.3.4.3. die besondere Gruppe der Fettsäuren ................................................ 149<br />

3.2.3.5. Eigenschaften und Verwendung wichtiger Alkansäure-Derivate ................ 150<br />

3.2.3.5.1. Derivate der Alkansäuren ................................................................... 150<br />

Seifen ................................................................................................................. 151<br />

3.2.3.5.2. Derivate der Fettsäuren ...................................................................... 152<br />

3.2.3.5.2.1. Wachse ........................................................................................... 152<br />

3.2.3.5.2.2. Fette - Triglyceride ........................................................................... 152<br />

3.2.3.5.2.3. Phospholipide .................................................................................. 152<br />

3.2.4. Ether ................................................................................................................ 153<br />

3.2.4.1. Diethylether (Diäthyläther, Ether) .............................................................. 154<br />

3.2.5. Ketone (Alkanone) ......................................................................................... 155<br />

3.2.6. Ester ................................................................................................................ 157<br />

3.2.7. substituierte Aromaten mit Sauerstoff im Substituenten ........................... 159<br />

3.2.8. sauerstoffhaltige Heterocyclen ..................................................................... 161<br />

3.2.9. Kohlenhydrate (Saccharide, Zucker) ............................................................ 162<br />

?Einfachzucker (Monosaccharide) ..................................................................... 162<br />

?Mehrfachzucker (Oligosaccharide) ................................................................... 163<br />

3.3. Stickstoff-Derivate ................................................................................................ 165<br />

3.3.1. Aminosäuren .................................................................................................. 165<br />

3.3.2. Aminobasen ................................................................................................... 170<br />

3.3.3. stickstoffhaltige Heterocyclen ...................................................................... 171<br />

3.3.4. weitere Stickstoff-Derivate von Kohlenwasserstoffen ................................ 172<br />

3.4. Schwefel-Derivate ................................................................................................. 174<br />

3.5. diverse weitere gemischte Derivate der Kohlenwasserstoffe ........................... 175<br />

3.5.x. Alkaloide ......................................................................................................... 175<br />

3.5.x. Neurotransmitter ............................................................................................ 176<br />

3.5.x. psychogene Stoffe ......................................................................................... 177<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 5 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.5.x. Medikamente .................................................................................................. 178<br />

3.5.x. Hormone ......................................................................................................... 180<br />

3.5.x. Farbstoffe ....................................................................................................... 180<br />

3.5.x. ??? .................................................................................................................. 181<br />

Exkurs: Stoff-Erkennung über Farbstoff-Reaktionen ............................................ 183<br />

4. Makromoleküle......................................................................................... 185<br />

4.1. Bildungsreaktionen ............................................................................................... 185<br />

Polyaddition ............................................................................................................ 185<br />

Polymerisationen .................................................................................................... 185<br />

Polysubstitutionen .................................................................................................. 185<br />

Polykondensation ............................................................................................... 185<br />

4.2. wichtige natürliche Makromoleküle ..................................................................... 187<br />

4.2.1. Kohlenhydrate (Polysaccharide) ................................................................... 187<br />

4.2.2. Polypeptide (Eiweiße) .................................................................................... 187<br />

4.2.3. DNS ................................................................................................................. 189<br />

4.3. künstliche Makromoleküle ................................................................................... 190<br />

Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten von Plasten / Elasten im<br />

Hauswirtschaftlichen bzw. Ernährungs-Bereich .................................................. 192<br />

5. Stöichiometrie .......................................................................................... 193<br />

Gesetz von den konstanten Proportionen (PROUST; 1794) ................................. 193<br />

Gesetz von den äquivalenten Proportionen (RICHTER; 1791) .............................. 193<br />

Gesetz von den multiplen Proportionen (DALTON; 1808) .................................... 193<br />

6. Tabellen, Zusammenfassungen, Begriffsbestimmungen .................... 194<br />

6.1. Nomenklatur (Namensgebung) ............................................................................ 194<br />

Substitutive und radikalofunktionelle Nomenklatur der wichtigen funktionellen<br />

Gruppen ................................................................................................................. 195<br />

organische Stoffe und ihre Namen ......................................................................... 196<br />

6.2. Reaktionsarten in der organischen Chemie ........................................................ 197<br />

6.3. Namen diverser Chemikalien in verschiedenen Sprachen usw. ....................... 199<br />

6.3. Begriffe und Begriffsbestimmungen, Definitionen ............................................. 201<br />

Literatur und Quellen: ................................................................................. 205<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 6 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0. Vorbemerkungen<br />

Auswahl der Inhalte nach Bedeutung für Biologie bzw. Ernährungslehre<br />

deshalb systematisch unvollständig (Hinweise auf fehlende Gruppen im Einleitungstext zur<br />

Stoffgruppe)<br />

Gliederung so, wie Inhalte gebraucht werden (wenn keine Bedeutung für …, dann keine<br />

Aufnahme in die Gliederung (selten nur Querverweise oder Links)); Gliederungsebenen sind<br />

chemisch orientiert aber doch didaktisch betont gewählt; praktische Verwendbarkeit und<br />

Übersichtlichkeit (für unseren Zweck) geht vor abstrater wissenschaftlicher Strenge, sonst<br />

besteht auch die Gefahr der ellenlangen Gliederungen (1.4.2.1.2.1. Irgendwas). Leider<br />

klappt das aber nicht immer. Kompromiß!!!<br />

Stoffe bzw. Stoffgruppen, die auch Inhalt des Faches sind, werden nicht weiter betrachtet –<br />

es sei denn, es gibt allgemeingültige Basisinhalte<br />

einheitliches Niveau für ein gutes bis sehr gutes Grundwissen, bei alternativer Benutzung<br />

von Schul-Lehrbücher, Internet-Plattformen usw. usf. muss man selbst einschätzen, ob das<br />

dargebotene Niveau dem eigenen Zweck entspricht<br />

Kursleiter der Zielkurse (Biologie bzw. Ernährungslehre) können den Umfang (mit-<br />

)bestimmen (Themenvorgabe od. Reduktion des Skripts (siehe Nutzungsbestimmungen /<br />

Lizenz)<br />

für Selbststudium und Nachschlagezwecke<br />

das Lösen der Aufgaben ist bei Selbststudium zu empfehlen; zuerst Abgleich mit Gleichgesinnten<br />

und Gleichbetreffenen, günstig für Selbstkontrolle und selbstorganisiertes Lernen;<br />

Kursleiter der Zielkurse (Biologie bzw. Ernährungslehre) werden sicher bereit sein, die Lösungen<br />

nachzukontrollieren bzw. im Streitfall zu schlichten<br />

einige Soffgruppen (z.B. Kohlenhydrate) werden auf dem Minimal-Niveau (z.B. für Biologen)<br />

betrachtet. Für die Ernährungslehre erfolgt eine ausführliche Betrachtung in einem speziellen<br />

Skript (z.B. Skript: Ernährungslehre).<br />

Durch spezielle Zeichen an der Kapitel-Überschrift wird die Eignung für die einzelnen Interessenten<br />

angezeigt. Der Erdball steht für Allgemeinwissen bzw. Grundwissen für die Biologen<br />

wie die Ernährungswissenschaftler (Trophologen). Das DNS-Molekül steht für die Biologie<br />

und der Löffel – na dreimal dürfen Sie raten – natürlich für die Ernährungswissenschaft<br />

(Trophologie). Im Kästen neben dem Interessenbereich ist die konkrete Bedeutung angegeben.<br />

Ein + steht für sehr wichtig, ein – für eine geringere Bedeutung. Den Durchschnitt –<br />

das Mittelmaß kennzeichnen wir mit dem –Zeichen.<br />

▬ <br />

Manche Themen sind hier in der allgemeinen, organischen Chemie so knapp dargestellt,<br />

dass sie für die Einzelwissenschaft völlig unzureichend sind. In solchen Fällen ist das Gebietssymbol<br />

dann durchgestichen und die Bedeutungsmaße fehlen.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 7 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Hier muss man sich in der speziellen Literatur der jeweiligen Wissenschaft genauer informieren.<br />

In speziellen Skripten zur Biologie und Ernährungslehre werden diese Sachverhalte<br />

dann ausführlich dargestellt. Natürlich darf ein interessierter Leser die Kapitel auch durcharbeiten.<br />

Aber man darf nicht dem Irrglauben aufsitzen, der Inhalt würde dann auch für alle<br />

Fachfragen schon ausreichen.<br />

auf eigentlich wichtige Sachverhalte, wie z.B. Reaktionsmechanismen, wird hier verzichtet,<br />

weil für den direkten Umgang in der Biologie oder Ernährungslehre solche Kenntnisse meist<br />

nicht gebraucht werden (ev. Hinweise auf weiterführende Literatur oder Verweise, Stichwort<br />

z.B für Lexika, Internet etc.)<br />

So werden echte "Chemiker" sicher auch die Darstellung der verschiedenen Stoffe vermissen.<br />

Für die Herausbildung von verwertbaren Kenntnissen für die Ernährungslehre und die<br />

Biologie spielen solche Vorgänge eine untergeordnete Rolle. Der aufmerksame Leser wird<br />

viele Darstellung in Ausgangsstoffklassen finden. Dort sind dann auch immer Links auf die<br />

dargestellte Stoffklasse angezeigt, obwohl dies didaktisch eigentlich nicht immer sinnvoll ist.<br />

Aber dieses Skript will ja auch kein gewöhnlicher Organik-Büchlein sein.<br />

wo allgemeine Grundkenntnisse aus anderen Wissenschaften gebraucht werden, die von<br />

grundlegender Bedeutung für das Verständnis eines Sachverhaltes sind, dann werden diese<br />

meist als Exkurs näher erläutert. Die Sachverhalte sollen nicht nur einfach aufgezählt und<br />

gepredigt, sondern auch verstanden werden. Die Auswahl erfolgt nach meinen Lehr-<br />

Erfahrungen. Besonderer Wert wird auch auf solche Sachverhalte gelegt, die in der populären<br />

Literatur zu oberflächlich oder vielleicht auch falsch dargestellt werden.<br />

Sollten wichtige Stoffe oder Stoffgruppen mit allgemeinem Interesse fehlen, dann ist ein<br />

Hinweis an die / den Autor(en) gewünscht.<br />

Spezialwissen gehört in spezielle Literatur. Deren Autoren sind weitaus kompetenter.<br />

Experiment<br />

Dieser Versuch kann mit Haushaltsmitteln und auch zuhause durchgeführt werden!<br />

Trotzdem bitte unbedingt die allgemeinen Regeln und Vorsichtsmaßnahmen beim Experimentieren<br />

beachten!<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 8 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Exkurs: Labor-Arbeiten mit Lebensmitteln<br />

In der "normalen" Chemie gelten viele Sicherheits-Vorschriften, die prinzipiell auch für unsere<br />

Lebensmittel-Experimente gelten.<br />

Das Experimentieren mit Lebensmitteln kommt aber nicht ohne das Schmecken aus. Sollten<br />

solche Versuche durchgeführt werden sollen, dann müssen einige spezielle Regelungen<br />

getroffen werden, die für eine ausreichende Hygiene und Reinheit sorgen. Weiterhin müssen<br />

die Gefahren durch Reststoffe (Normal-Chemikalien, …) weitgehend ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Für Untersuchungen von Lebensmitteln sollten unbedingt die folgenden Regelungen und<br />

Hinweise eingehalten werden:<br />

Sollte bei Experimenten probiert werden oder die Lebensmittel später verwendet werden,<br />

dann sollte in einer Küche, Lobor-Küche oder zumindestens in einem vorher gereinigten<br />

und gelüfteten Labor gearbeitet werden!<br />

Verwenden Sie extra Schutz-Kleidung (extra oder frisch gewaschener Kittel, Kopfbedeckung<br />

(Haube, Kochmütze, …))<br />

Verwenden Sie extra / neue Chemikalien-Sätze (Gefäße möglichst kennzeichnen z.B.<br />

mit einem "L")! Die angebrauchten Chemikalien können dann später im "Normal"-Labor<br />

aufgebraucht werden! Verwenden Sie – wenn verfügbar – extra saubere Chemikalien<br />

für die Lebensmittel!<br />

Verwenden Sie extra Geräte (möglichst kennzeichnen z.B. mit einem "L")! Geräte können<br />

dann später im "Normal"-Labor weiterverwendet (endgenutzt) werden!<br />

Geräte, die auch zu anderen Zwecken genutzt werden müssen vor der Nutzung für Lebensmittel<br />

nochmals extra reinigen (abwischen, ausspülen, lüften, …)<br />

Probieren Sie immer nur ihre eigenen Produkte und solche, die von anderen explizit<br />

freigegeben wurden (kleines Schildchen mit Beschriftung, um was es sich handelt!)!<br />

Probieren Sie nach der optischen Prüfung zuerst immer nur kleine Mengen! Nur was<br />

einwandfrei aussieht und schmeckt, kann dann auch weiter probiert werden!<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 9 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Exkurs: Labor-Arbeiten mit lebenden Materialien<br />

Im Biologie-Labor gelten die typischen Regeln für Chemie-Labore. Zum Schutz der Menschen<br />

müssen noch einige hygienische Maßnahmen eingehalten werden. Aber auch der<br />

Tierschutz muß beachtet werden. Unnötiges Quälen von Tieren kann nicht geduldet werden.<br />

Für das Arbeiten mit lebenden Organismen oder frischen Teilen sollten unbedingt die folgenden<br />

Regelungen und Hinweise eingehalten werden:<br />

Mikroorganismen unter dem Abzug hantieren, PETRI-Schalen mit Nährmedien nach<br />

dem Beimpfen mit Klebeband sichern und im Beisein von Schü<strong>lern</strong>, Auszubildenden<br />

od. Studenten nicht mehr öffnen<br />

Tier-Versuche möglichst vermeiden und deren Anzahl auf ein Minimum reduzieren, Tiere<br />

zum Sezieren möglichst schnell und Schmerz-los töten<br />

für medizinische Untersuchungen möglichst kein Chemie- oder mikrobiologisches Labor<br />

benutzen<br />

Geräte für Untersuchungen an Menschen oder zur Proben-Entnahme vorher desinfizieren,<br />

nur einmal (für eine Person) benutzen und nach dem Gebrauch zur Reinigung und<br />

erneuten Desinfektion geben<br />

Untersuchungen mit menschlichen Materialien, Proben usw. möglichst immer auf eigenes<br />

Gewebe / eigene Körper-Flüssigkeiten beschränken, kein Blut od. anderes Material,<br />

was prinzipiell infiziert sein kann, von anderen Personen benutzen<br />

alle biologischen Materialien ordnungsgemäß und sauber entsorgen (ev. Bestimmungen<br />

für größere Tierkörper oder Materialmengen beachten!)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 10 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.1. Wiederholung: Stoffe - makroskopisch<br />

Einführungs-Experiment<br />

Untersuchen Sie die Zusammensetzung Brause-Pulver (Stoffgemisch! s.a.<br />

Packungsangaben) durch verschiedene Trennungsmethoden! Neben den<br />

vorgegebenen dürfen Sie auch eigene Verfahren anwenden! Ziel ist es, die<br />

Komponenten einzeln vorliegen zu haben bzw. identifizieren zu können!<br />

Notieren Sie vor, während und nach dem jeweiligen Versuch alle ihre Beobachtungen!<br />

(Vor der Verwendung Packung gut durchschütteln!)<br />

a) Rütteln (leicht eiern) auf einem großen Teller (ersatzweise: PETRI-<br />

Schale) und prüfen der Fraktionen unter dem Mikroskop und mit der<br />

Finger-Anleck-und Schmeck-Methode!<br />

b) Zugabe in ein Glas mit stehendem Wasser! Nicht rühen, später dann mit<br />

Glasstab ganz vorsicht und nur wenig rühren! Dekantieren Sie nach der<br />

Beendigung der Blasenbildung und untersuchen Sie den Überstand und<br />

den Bodensatz getrennt auf Geschmack und ev. andere Eigenschaften!<br />

nach: Q: WAGNER, Uni Bayreuth, Chemie-Didaktik<br />

Dieser Teil des Skriptes dient nur zur Reaktivierung bekannten Wissens. Auf weiterführende<br />

Erklärungen wird hier weitgehend verzichtet. Wir wollen hier vor allem die eventuell verlorengegangenen<br />

Begriffe und Schreibweise wiederholen, standardisieren und auf den neuesten<br />

(?) Stand bringen. Zugleich werden damit die Schreibungen in diesem Skript vorgestellt.<br />

Trotzdem gehen wir bei vielen Besprechungen auch auf die Grundlagen und die grundlegenden<br />

Sachverhalte ein. Hierbei soll vor allem das Grund-Verständnis für biologische und<br />

trophologische Inhalte gelgt werden.<br />

0.1.1. Stoffe und ihre Klassifikation<br />

Stoff<br />

Probe<br />

Reinstoff<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 11 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Element<br />

chemisches Symbol<br />

Stoffgemisch<br />

(Haupt-)<br />

Bestandteil<br />

≥ 50 %<br />

fest fest<br />

fest flüssig<br />

(Neben-) Bestandteil<br />

≤ 50 %<br />

fest gasförmig<br />

flüssig fest<br />

flüssig flüssig<br />

flüssig gasförmig<br />

gasförmig fest<br />

gasförmig fest + flüssig<br />

gasförmig flüssig<br />

gasförmig gasförmig<br />

homogen<br />

(weder mit dem Auge oder unter dem<br />

Licht-Mikroskop sind die verschiedenen<br />

Bestandteile zu unterscheiden)<br />

Legierung<br />

Bronze, Amalgam<br />

Glas<br />

Na-Ca-Silikat<br />

Suspension<br />

heterogen<br />

(mit dem Auge oder unter dem Mikroskop<br />

sind die verschiedenen Bestandteile zu<br />

unterscheiden)<br />

Gemenge<br />

Schlamm<br />

Creme, feste Emulsion<br />

Butter<br />

Schwamm<br />

Schwamm, Bimsstein<br />

Lösung<br />

Kochsalz-Lösung<br />

Boden<br />

Lösung<br />

Emulsion<br />

Ethanol-Lösung<br />

Margarine, Milch<br />

Lösung<br />

Lösung<br />

Chlorwasserstoff- Selter (Mineral-<br />

Lösung (Salzsäure) wasser)<br />

Rauch<br />

Zigaretten-Rauch<br />

Gas<br />

Luft, Abgase<br />

Schlagsahne, Ei-Schnee<br />

Schaum<br />

Seifen-Schaum<br />

Aerosol / Nebel<br />

Nebel<br />

Das Kriterium für die Homogenität eines Stoffgemisches ist schwer zu halten. Auch die Beispiel-Gruppen<br />

und Einzel-Beispiele sind nicht allgemeingültig.<br />

In Lebensmitteln sind oft verschiedene Bestandteile miteinander vermischt. Man unterscheidet<br />

bei ihnen:<br />

grob-disperse<br />

fein-disperse<br />

und<br />

molekular-disperse<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 12 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Systeme. Dispers bedeutet dabei, dass zwei oder mehr Stoffe fein ineinander verteilt sind,<br />

ohne dass sie sich wirklich ineinander lösen. Es handelt sich eher um mehr oder weniger<br />

feine Mischungen, deren Einzel-Komponenten als abgegrenze Einheiten noch vorhanden<br />

sind. Diese abgrenzbaren Einheiten heißen Phasen. Wenn z.B. Öl und Wasser zusammengegeben<br />

werden, dann bilden beide Flüssigkeiten zwei – ineinander unlösliche – Phasen.<br />

Bei grob-dispersen System finden wir Teilchen mit einer Größe über 1 µm (= 0,000.000.1 m =<br />

0,000.1 mm) vor. Die Teilchen sind im Licht-Mikroskop sichtbar. Beim aufstreichen auf einen<br />

Objekt-Träger oder eine andere glatte Oberfläche entsteht ein Eindruck von gewisser Stupfheit<br />

(raue Oberfäche, feines Schleifpapier).<br />

Die fein-dispersen Systeme hinterlassen eher einen schlickigen Eindruck (feines Polier-<br />

Mittel). Mit Teilchen-Größen zwischen 1 und 100 nm (= 0,000.000.000.1 m = 0,000.000.1 mm =<br />

0,000.1 µm) ist eine optische Trennung im Mikroskop nicht mehr möglich. Die Körnchen sind<br />

maximal noch als kleine Pünktchen zu identifizieren.<br />

Einzelne Moleküle oder kleine Kristall-Strukturen sind in den molekular-dispersen Systemen<br />

die größten Elemente. Die Teilchen sind unter 1 nm groß. Eine Trennung durch Schwerkräfte<br />

( Zentrifugieren oder Sedimentieren) ist nicht mehr möglich.<br />

Zusätzlich werden die Systeme auch nach ihren Verformungs- und Fließ-Eigenschaften<br />

(rheologischen Merkmalen) unterteilt.<br />

Die einzelnen Begriffs-Welten gehen dabei häufig ineinander über. Nicht immer ist eine absolute<br />

Zuordnung und Klassifizierung möglich.<br />

makro-rheologische Eigenschaften:<br />

viskose (zähflüssig)<br />

elastisch (Gummi-artig)<br />

plastisch (erstarte Flüssigkeit, Glas-Zustand)<br />

mikro-rheologische Unterscheidung in:<br />

reine Flüssigkeit<br />

reine Schmelze<br />

Lösung<br />

kolloidale Suspension<br />

disperse Systeme<br />

Verbindungen<br />

Kristall-Arten<br />

regelmäßige Struktur<br />

Gegensatz sind amorphe Körper mit unregelmäßigem Aufbau<br />

6 Kristall-Klassen<br />

32 Kristall-Systeme<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 13 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.2. Wiederholung: grundlegende physikalische Sachverhalte<br />

0.2.1. Kräfte zwischen den Teilchen<br />

0.2.2. Teilchen-Bewegung<br />

Diffusion<br />

allg. durch Gardienten-Gefälle bedingt (Treibkräfte)<br />

bedeutsamster Gradient sicher die Konzentration<br />

auch andere Gradienten real, z.B. Temperatur, Dichte, Ladung, Partial-Drücke<br />

FICKsches Diffusions-Gesetz<br />

Stoffmenge Diffusions<br />

koeffizien t Fläche Konzentrationsgrad<br />

Zeit<br />

0.2.3. Energie und Energie-Austausch<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 14 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.3. Wiederholung: Atombau und das Periodensystem der<br />

Elemente<br />

0.3.1. Atom-Modelle – eine kurze Geschichte<br />

Q: commons.wikimedia.org (Emichan)<br />

In gut 3000 Jahren Naturwissenschaftsgeschichte hat sich unser Bild von den Atomen stark<br />

verändert. Hier soll diese Entwicklung von der Antike bis zur Moderne aufgezeigt werden. An<br />

den einzelnen Modellen wollen wir vor allem ihre Vorteile gegenüber ihren Vorläufern klar<br />

stellen, aber auch aufzeigen, wo die Probleme in den neuen Modellen stecken. Jedes Modell<br />

oder jede Theorie muß sich dann auch noch an der Praxis messen lassen. Stimmen Beobachtungen<br />

und Messungen nicht mit den theoretischen Aussagen und Berechnungen<br />

überein, dann ist weiteres Forschen unumgänglich. Auch unser heutiges Atom-Modell ist<br />

nicht fertig und endgültig.<br />

Der Grieche LEUKRIT () behauptete als erster, dass die Stoffe aus kleinsten Teilchen bestehen.<br />

Den Begriff Atom postulierte DEMOKRIT (Griechenland; etwa 460 – 371 v.u.Z.) und<br />

meinte damit einen kleinstes, unteilbares Teilchen (griech.: a-tomos = un-teilbar). Nach seiner<br />

Ansicht gab es nur Atome und leeren Raum. Die Atome bewegen sich im Raum, stoßen<br />

aneinander und können sich vereinigen und auch wieder trennen. Die Eigenschaften der<br />

Stoffe sollten sich aus den Anziehungen und Abstoßungen und der Art der Atome erklären<br />

lassen. Die verschiedenen Stoffe seien aus verschiedenen Arten von Atomen zusammengesetzt,<br />

die sich z.B. in der äußeren Form unterscheiden.<br />

Die Atom-Theorie von DEMOKRIT fand im religiösen Griechenland dieser Zeit keine Beachtung.<br />

Sein philosophischer Gegner war EMPEDOKLES (), der die Lehre der vier Elemente<br />

(Feuer, Wasser, Luft und Erde) begründete und verbreitete.<br />

Bis ins Mittelalter änderte sich an der Grundtheorie nichts. Manchmal wurde ein fünftes Element<br />

() mit in die Theorie einbezogen. Aus dem unstillbaren Wunsch der mittelalterlichen<br />

Fürsten und Könige nach Gold entstanden die Vorläufer der heutigen Chemie. Die Alchimisten<br />

– wie sie sich selbst nannten – versuchten aus den verschiedensten Stoffen und mit<br />

abenteuerlichen Methoden Gold herzustellen. Nach der 4- bzw. 5-Elemente-Theorie sollte<br />

dies auch möglich sein. Gewissenhaft notierten die Alchimisten ihre Versuche und versuchten<br />

sich auch an Erklärungen und Voraussagen für neue Experimente. Aber irgendwie passte<br />

das alles nicht zusammen.<br />

?? BROWNsche Molekularbewegung / Nebelkammerversuche<br />

Exkurs: DALTON’s Experimente zu den Massenverhältnissen bei chemischen<br />

Reaktionen<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts (1803) griff der englische Chemiker John DALTON (1766 –<br />

1844) die Theorie von DEMOKRIT wieder auf. Aus seinen berühmten Experimenten zu den<br />

Mengenverhältnissen bei chemischen Reaktionen schloß er, dass sich immer bestimmte<br />

Anzahlen von Atomen miteinander verbunden oder diese wieder freigegeben wurden. Bestimmte<br />

Stoffe konnten nicht weiter zerlegt werden – sie schienen aus einer Art von Atomen<br />

zu bestehen.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 15 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


DALTON's Atom-Theorie bestand aus vier Kernaussagen:<br />

1. Stoffe bestehen aus kleinsten – nicht weiter teilbaren – Teilchen, den Atomen.<br />

2. Die Atome eines Elementes sind durch gleiche Masse und gleiches Volumen gekennzeichnet.<br />

Die Atome verschiedener Elemente unterscheiden sich in Masse<br />

und Volumen.<br />

3. Atome können durch chemische Reaktionen nicht geteilt, zerstört, erzeugt oder<br />

vernichtet werden.<br />

4. Bei chemischen Reaktionen werden die Atome der Ausgangsstoffe nur neu in den<br />

Reaktionsprodukten angeordnet. Dies erfolgt in bestimmten Zahlenverhältnissen.<br />

In weiteren Arbeiten entwickelte DALTON eine kinetische Gas-Theorie. Gasteilchen (Atome)<br />

bewegen sich wie Kugeln in einem leeren Raum. Durch den Aufprall an Gefäßwänden entsteht<br />

der Gas-Druck.<br />

Aus DALTON's Arbeiten wurden dann später das Gesetz von den konstanten Proportionen<br />

durch PROUST (1794) sowie RICHTER's Gesetz von den äquivalenten Proportionen (1791)<br />

abgeleitet. Das DALTONsche Gesetz von den multiplen Proportionen (1808) komplettierte<br />

dann die Reihe der grundlegenden stöichiometrischen Gesetze.<br />

Aufgaben:<br />

1. Wiederholen Sie die folgenden Gesetze! Geben Sie jeweils ein bis zwei Beispiele<br />

an!<br />

a) Gesetz von den konstanten Proportionen<br />

b) Gesetz von den multiplen Proportionen<br />

c) Gesetz von den äquivalenten Proportionen<br />

Im Widerspruch zu DALTON’s Theorie stand die Entdeckung der Radioaktivität durch Henri<br />

BEQUEREL (). Er stellte 1897 fest, dass sich Atome bei radioaktiven Vorgängen umwandeln<br />

können. Die Radioaktivität selbst hatte er gerade ein Jahr davor entdeckt.<br />

Exkurs: THOMSON’s Versuche mit Vakuumröhren<br />

Grenzfall der COMPTON-Streuung für Photonen mit geringen Energien<br />

Der Britte Joseph John THOMSON (1856 – 1940) entdeckte<br />

bei Experimenten mit stromdurchflossenen Vakuumröhren,<br />

dass die Strahlen dieser Röhren aus kleinsten<br />

Teilchen bestehen.<br />

Bis dahin nahm man an, dass elektrischer Strom eine Art Flüssigkeit<br />

wäre.<br />

Die THOMSONsche Vorstellung von einem Atom entsprach<br />

einem Rosinenkuchen bzw. einer Wassermelone<br />

(Rosinenkuchen- bzw. Plumpuddig-Modell). Der positive und<br />

massebehaftete Teil entsprach dem Teig bzw. dem<br />

Fruchtfleisch. Die Rosinen bzw. die Kerne entsprachen<br />

den negativen Elektronen. Die Elektronen sind locker und<br />

zufällig in der Atom-Masse (in Bedeutung von Teig) verteilt.<br />

THOMSONsches Atom-Modell<br />

Q: de.wikipedia.org (Night Ink)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 16 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Trotzdem war man zu dieser Zeit immer noch nicht von der Existenz von Atomen überzeugt.<br />

In den nachfolgenden Jahren überschlugen sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Das<br />

Forscher-Ehepaar Marie und Pierre CURIE untersuchten Uran. Dabei konnten sie die Radioaktivität<br />

nachweisen und auch die Umwandlung in ein anderes Element (eine andere Atom-<br />

Art).<br />

Dem theoretischen Physiker Ludwig BOLTZMANN (1844 – 1906) gelang es 1900 unter<br />

Ausnutzung der Theorie der Atome bestimmte Eigenschaften () von Gasen und Kristallen zu<br />

berechnen. Er lieferte aber keine praktischen Beweise für seine Aussagen und Berechnungen,<br />

so dass seine Ansichten sehr umstritten waren. Hinzu kam, dass er Erkenntnisse und<br />

Methoden der Wahrscheinlichkeitsrechnung (Stochastik) mit einbrachte. Dies führte zu weiteren<br />

Verwirrungen in den wissenschaftlichen Ansichten dieser Zeit.<br />

Exkurs: BOLTZMANN’s Theorien zur Thermodynamik<br />

Ebenfalls im Jahr 1900 untersuchte der deutsche Physiker Max PLANCK die Schwarzkörperstrahlung.<br />

Seine wichtigste Erkenntnis war dabei, dass die Energie immer in bestimmten<br />

Portionen abgestrahlt oder absorbiert wurde. Diese Energieportionen nannte er Quanten<br />

(quantum ). PLANCK begründete damit die Quantenphysik (Quantenmechanik).<br />

Albert EINSTEIN (1879 – 1855) beschäftigte sich 1905 mit der Erklärung der BROWNschen<br />

Molekularbewegung. Er führte dabei aus, dass die scheinbar willkürlichen Richtungsänderungen<br />

der beobachteten (relativ großen) Teilchen durch Zusammenstöße mit kleinen (unsichtbaren)<br />

Teilchen (z.B. Atomen) erklärbar sind. Die beobachteten Phänomene bei der<br />

Molekularbewegung passten auch gut zu den Theorien von BOLTZMANN. Unklar blieb aber<br />

die Rolle der Elektronen und die Phänomene der Radioaktivität konnten auch noch nicht abschließend<br />

beschreiben werden.<br />

Mit einem radioaktiven Teilchenstrahl wollte der britische Physiker Ernest RUTHERFORD<br />

(1871 – 1937) die Atome einer sehr dünnen Gold-Folie untersuchen. Wenn die Atome massive<br />

Teilchen sind, dann müßten sie den radioaktiven Teilchenstrahl eigentlich absorbieren.<br />

Eventuell wäre eine glatte Durchstrahlung denkbar. Bei stieß er auf ein seltsames Phänomen.<br />

Der Großteil der Strahlung ging zwar glatt durch die Gold-Folie, aber links und rechts<br />

neben dem Durchstrahlpunkt zeichneten sich weitere Einzelstrahlen ab.<br />

Exkurs: RUTHERFORD’s Experiment<br />

Als Strahlen-Quelle (1) benutzte<br />

RUTHERFORD radioaktives<br />

Blei. Dieses strahlt -, - und<br />

-Strahlen aus. Durch ein<br />

elektrisches Feld hinter der<br />

Austrittsöffnung werden die -<br />

Strahlen zum negativen Pol<br />

und die -Strahlen zum positiven<br />

Pol abgelenkt. Die -<br />

Strahlen fliegen weitgehend<br />

unverändert weiter. Für das<br />

Experiment werden die -<br />

Strahlen (3) benutzt. Sie werden<br />

innerhalb einer abgedun-<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 17 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


kelten Experimentier-Kammer<br />

auf eine extrem dünne Gold-<br />

Folie (5) gelenkt. Gold war zur<br />

der Zeit, das Metall, was man<br />

sehr dünn auswalzen und<br />

hämmern konnte.<br />

Q: de.wikipedia.org (Sundance Raphael)<br />

Die Folie bestand aus ungefähr 1000 Atom-Schichten. Die durchgelassenen oder gestreuten<br />

-Teilchen wurden dann von einem Film-Material (4) aufgefangen, wo sie einen schwarzen<br />

Fleck hinterlassen. Das Film-Material wurde ringförmig um die Gold-Folie (Aufstrahl-Punkt<br />

(6)) angebracht.<br />

RUTHERFORD folgerte nun, dass die Atome gar nicht<br />

massiv seien. Scheinbar bestanden sie aus kleinen,<br />

massiven Zentralpunkten, welche die Strahlung zu einem<br />

bestimmten Anteil ablenkten. Der Rest des Atom<br />

war einfach nur leerer Raum. Im Jahr 1906 konnte<br />

RUTHERFORD dann auch die Größenverhältnisse<br />

sehr genau ermitteln. Der Kern hat einen Durchmesser<br />

von ungefähr 10 -10 m (= 10 pm = 0,0001 µm). Die Hülle<br />

hat einen rund zehntausendmal größeren Radius. Stellt<br />

oben: Erwartung nach dem<br />

THOMSON-Modell<br />

unten: Erklärungsversuch<br />

von RUTHERFORD<br />

Q: de.wikipedia.org (Fastfission)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 18 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


man sich einen Atomkern in Kirschkerngröße (d = 0,5<br />

cm) vor, dann wäre die Hülle so groß (d = 300 m), dass<br />

das Rote Rathaus von Berlin gut darin Platz finden<br />

würde. Das Volumen des Kerns ist somit nur rund ein<br />

Billiardenstel (1/10 15 ) der Hülle.<br />

RUTHERFORDsches Atom-Modell<br />

Q: de.wikipedia.org (Night Ink)<br />

Über seine Experimente konnte RUTHERFORD weiter ermitteln, dass der Kern positiv geladen<br />

ist und die Hülle die entgegengesetzte negative Ladung gleicher Größe besitzt. Die positiven<br />

Ladungen im Atomkern nannte er Protonen.<br />

Obwohl man nun festgestellt hatte, dass die Atome gar<br />

nicht unteilbar sind, behielt man den Namen bei.<br />

Im Modell von RUTHERFORD umkreisten die Elektronen<br />

den Atomkern. Dies war schon deshalb notwendig,<br />

weil sonst die negativen Elektronen zum positiven Kern<br />

fliegen würden (COULOMB-Kraft als Zentripetalkraft).<br />

Nur durch eine entsprechend schnelle Kreisbewegung<br />

und die daraus resultierende Zentrifugalkraft ließ sich<br />

zu dieser Zeit der stabile Aufenthalt der Elektronen in<br />

der Hülle erklären. Mit den Bahnen konnte man nun<br />

auch die Absorption bzw. die Emission (Abstrahlung)<br />

von Energie durch die Elektronen (Atome) erklären.<br />

Nahmen die Elektronen Energie von außen auf (Absorption),<br />

dann mußten sie sich – bedingt durch die<br />

nun höhere Energie – schneller und höher (weiter ent-<br />

fernt vom Kern) bewegen.<br />

RUTHERFORDsches Atom-Modell<br />

Q: de.wikipedia.org (Cburnett)<br />

Nach einer Energieabgabe konnten sie eine Bahn dichter am Kern einnehmen. Zu dieser<br />

Theorie standen aber die Emmisions- und Absorptionsspektren der Atome im Widerspruch<br />

(BALMER, LYMAN und andere). Sie zeigten je nach Atom immer nur bestimmte Farb-Linien.<br />

Eine Farblinie steht dabei immer für eine bestimmte Energiemenge. Auch die PLANCKschen<br />

Erkenntnisse von der Quantelung der Energie widersprachen dem Atommodell und wurden<br />

durch die Spektren gestützt.<br />

Im weiterentwickelten Atom-Modell (1913) von Niels<br />

BOHR (1885 – 1963) durften sich die Elektronen nur<br />

noch auf bestimmten Bahnen bewegen. So konnte er<br />

die definierten Energiesprünge der Elektronen erklären.<br />

Die Bahnen umgeben den Kern in der gesamten<br />

Kugelform. Die Elektronen befinden sich also auf Schalen.<br />

Jede Schale konnte eine bestimmte Anzahl von<br />

Elektronen aufnehmen. Die Atome streben immer eine<br />

Vollbesetzung der Schale mit Elektronen an. Dieser<br />

Zustand ist dann besonders stabil. Nun ließen sich<br />

auch viele chemische Vorgänge erklären.<br />

BOHRsches Atom-Modell<br />

für das Wasserstoff-Atom<br />

Q: de.wikipedia.org (JabberWok)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 19 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Mit dem deutschen Physiker Arnold SOM-<br />

MERFELD (1868 - 1951) entwickelte BOHR<br />

sein Atom-Modell weiter, um die ungenügende<br />

Übereinstimmung des alten Modells<br />

mit den Meßwerten bei größeren (komplexeren)<br />

Atomen zu erklären. Im BOHR-<br />

SOMMERFELDschen Atom-Modell<br />

(1915/1916) konnten bestimmte Elektronen<br />

elliptisch-exzentrische Bahnen einnehmen.<br />

Hiermit ließen sich verschiedene chemische<br />

und physikalische Eigenschaften (z.B.:<br />

Feinstruktur des Wasserstoff-Spektrums) deuten.<br />

Auch heute ist gerade das BOHR-<br />

SOMMERFELDsche Atom-Modell dazu geeignet,<br />

die Zusammenstellung der Elemen-<br />

te im Periodensystem zu erklären.<br />

BOHRsches Atom-Modell<br />

für ein Chlor-Atom<br />

Q: commons.wikimedia.org (Sundance Raphael)<br />

Erklärung der Entstehung von RÖNTGEN-<br />

Strahlung mit dem Atom-Modell von BOHR<br />

Q: commons.wikimedia.org (Cepheiden)<br />

BOHR-SOMMERFELDsches Atom-Modell<br />

Q: de.wikipedia.org (Cepheiden)<br />

Bei der Überprüfung des RUTHERFORDschen Atom-Modells durch Walther BOTHE und seinen Studenten Herbert<br />

BECKER fanden diese eine neuartige Energie-reiche Strahlung. Sie hatten Beryllium mit -Teilchen bestrahlt.<br />

Statt dem erwarteten Bor erhielten sie außerdem Cohlenstoff. Die beobachtet Strahlung hatte gewissen<br />

Parallelen zur g-Strahlung, aber auch deutlich andere Eigenschaften (z.B. keine Ladung). Erst Jahre später<br />

konnten die ungewöhnlichen Eigenschaften die "Beryllium-Strahlung" aufgeklärt werden. James CHADWICK<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 20 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


(1891 - 1974) gelang der Nachweis, dass es sich bei der Strahlung um Teilchen handelte, die genauso schwer,<br />

wie Protonen waren. Sie verhielten sich aber elektrisch neutral. Er nannte die Teilchen deshalb Neutron. 1935<br />

bekam CHADWICK den NOBEL-Preis für Physik für seine Entdeckung.<br />

Für die Berechnung der Energiezustände und –orbitale benutze SCHRÖDINGER eine –<br />

später nach ihm benannte – sehr komplizierte – Gleichung (SCHRÖDINGER-Gleichung;<br />

SCHRÖDINGER-Funktion). Aus den Lösungen dieser Funktion (Wahrscheinlichkeits-Funktion) ergaben<br />

sich unterschiedliche Aufenthaltswahrscheinlichkeiten für das jeweils berechnete Elektron<br />

im Hüllenraum.<br />

Diese Aufenthaltswahrscheinlichkeiten<br />

entsprechen bildlich Wolken. Sie<br />

wurden Orbitale genannt. Mit den Orbitalen<br />

lassen sich Bindungen und<br />

ihre räumliche (sterische) Anordnung<br />

klären. Die SCHRÖDINGERschen<br />

Orbitale sind das gängige Hüllenmodell<br />

der Atome für die moderne Chemie.<br />

Um weitere physikalische und chemische<br />

Merkmale von Atomen und Stoffen<br />

zu deuten, wurden die Atom-<br />

Modelle immer weiter entwickelt. Hier<br />

verlassen wir aber eigentlich den Bereich<br />

der Chemie und kommen zu<br />

Physik.<br />

Werner HEISENBERG gelang es, aus den gemessenen<br />

Spektren mathematisch-physikalische Zusammenhänge<br />

herauszufiltern und in physikalischen Gesetzen zu formulieren.<br />

Heraus kam ein Formel-Konglomerat für Frequenz,<br />

Energie, Intensität und Polarisation.<br />

Eine wichtige Erkenntnis von HEISENBERG war das<br />

Meßproblem beim Untersuchen von Elektronen. Während<br />

Physiker bei großen Körpern mit ihren Messgeräten<br />

praktisch keine Beeinflussung am Beobachtungsgegenstand<br />

hervorriefen, sah dass bei den extrem kleinen<br />

Elektronen ganz anders aus.<br />

Orbital-Modell (Orbitale; Beispiele)<br />

Q: de.wikipedia.org (Benjah-bmm27)<br />

Atom-Modell<br />

Q: de.wikipedia.org ()<br />

So ist es laut HEISENBERG unmöglich, gleichzeitig Position und Geschwindigkeit eines<br />

Elektrons zu bestimmen. Bestimmte man die Position, beeinflußten die Messtechniken die<br />

Geschwindigkeit und umgekehrt. Für das SCHRÖDINGER-Modell war aber die Kenntnis<br />

beider Werte aber wichtig. HEISENBERG formulierte diese Unbestimmbarkeit als Unschärferelation.<br />

Heute verstehen wir Elektronen nicht mehr als Objekte auf festen Bahnen sondern<br />

als Teilchen, die sich mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeiten an bestimmten Stellen<br />

in der Hülle aufhalten.<br />

In den nachfolgenden Jahrzehnten bis heute konzentriert man sich nun auf die Erforschung<br />

der Elementarteilchen selbst. Wie sind sie aufgebaut und wie interagieren sie. Letztendlich<br />

suchen die Physiker eine Weltformel, mit der sie die großen physikalischen Phänomene<br />

(Gravitation, ) beschreiben können.<br />

In einem ersten Schritt erkannte () das Neutron als neutrales Elementarteilchen des Kerns.<br />

Mit Neutronen ließ sich erklären, dass soviele positive Teilchen im Kern so harmonisch miteinander<br />

zurecht kamen. Die Neutronen verstehen wir heute als Kittmasse. Sie halten die<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 21 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Protonen zusammen und bestimmen mit den Protonen den wesentlichen Teil des Atomgewichts.<br />

Die Anzahl der Protonen bestimmt die Kernladungszahl und damit die Element-Art. Atome<br />

mit der gleichen Kernladungszahl bilden ein Element. In den Kernen können aber unterschiedliche<br />

Anzahlen von Neutronen sein. Da die Neutronen im Prinzip genauso schwer, wie<br />

die Protonen sind, bestimmen sie die Atom-Masse ebenfalls mit. Atomkerne eines Elements<br />

mit unterschiedlichen Neutronenzahlen sind also auch unterschiedlich schwer. Solche unterschiedlichen<br />

Atome nennen wir Isotope. Manche Protonen-Neutronen-Kombinationen sind<br />

instabil. Sie zerfallen spontan unter Abstrahlung von kleineren Einheiten. Eine solche Einheit<br />

ist z.B. ein Helium-Kern. Den Helium-Kern haben wir schon als eine Form der Radioaktivität<br />

kennen ge<strong>lern</strong>t. Wenn instabile Atomkerne zerfallen, dann kann also radioaktive Strahlung<br />

entstehen. Meist zerfallen die radiaktiven Kerne in kleinere – aber stabile – Atomkerne. So<br />

entstehen neue Elemente. Durch Beschuß mit Neutronen kann man den Zerfall von Atomkernen<br />

forcieren.<br />

Andere Kombinationen aus Protonen und Neutronen sind sehr stabil. Sie bilden die stabilen<br />

oder langlebigen Isotope. Diese zerfallen erst in sehr langen Zeiteinheiten (Halbwertszeiten<br />

).<br />

Beispielhaft soll hier die Nuklid-Karte für die kleinen – besonders für Lebenwesen wichtigen<br />

– Atome gezeigt werden:<br />

Q: http://atom.kaeri.re.kr/ton/nuc6.html<br />

Aufgaben zur Nuklid-Karte:<br />

1. Wieviele Isoptope sind für das Element Cohlenstoff bekannt?<br />

2. Wieviele Isotope haben eine Atommasse von 12 u? Nennen Sie diese und notieren<br />

Sie das Symbol einschließlich der Kernladungszahl und der Massenzahl!<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 22 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Exkurs: Atom-/Welt-Modelle der modernen Physik<br />

Atom-Physiker suchen nach ihrem eigenen Gott. Dieser ist eine einzige Formel, mit der man<br />

alles im Universum berechnen kann. Derzeit kennen die Physiker vier elementare Kräfte, die<br />

sie einzeln schon gut umreißen können, die:<br />

elektrische und elektromagnetische Kraft<br />

Gravitation<br />

schwache Kernkraft (schwache Wechselwirkung)<br />

starke Kernkraft (starke Wechselwirkung, Gluonen-Kraft, Farb-Kraft)<br />

Aber die alles umfassende Urkraft oder Weltformel fehlt den Physikern noch.<br />

Die Kräfte stellen sich uns als Felder dar. Jedes Feld hat seine eigene Teilchart als Überträger-Teilchen.<br />

So werden die elektrischen Kräfte durch Elektronen und die elektromagnetischen<br />

durch Photonen übertragen.<br />

Die Gravitation hat die Gravitronen als Kraft-übertragende Teilchen. Sie durchdringen die<br />

Massen und sorgen für eine Anziehungs-Kraft. Gravitations- und elektromagnetische Kräfte<br />

bzw. Felder wirken über große Entfernungen. Sie sind uns bekannt und wir haben mehr oder<br />

weniger konkrete Vorstellungen von ihnen. Die starke und die schwache Kernkraft liegen<br />

weit außerhalb der Vorstellungen eines typisch naturwissenschaftlich gebildeten Bürgers.<br />

Sie wirken innerhalb von Atomen.<br />

Die Gluonen sind die Feld-Teilchen für die starke Kernkraft. Diese wirkt zwischen den Teilchen<br />

(Protonen und Neutronen) eines Atom-Kerns und sorgt für seine Stabilität.<br />

Die Felder der schwachen und der starken Kernkraft heißen YANG-MILLS-Felder. Bei der<br />

schwachen Kernkraft, die z.B. , wirken die W- und Z-Teilchen (W- u. Z-Bosonen) als verbindende<br />

Elemente im Feld.<br />

Für den Zusammenhalt der Quarks innerhalb eines Elementarteilchens sorgen die schwachen<br />

Kernkräfte.<br />

Für ein vollständiges Atom-Modell können wir mit den elektromagnetischen Kräften den Zusammenhalt<br />

des Atom-Kerns und der Atom-Hülle erklären. Für den Zusammenhalt von<br />

Neutronen und Protonen im Kern bracht man die schwache Kernkraft.<br />

Protonen sind recht stabile Gebilde. Sie haben eine durchschnittliche Lebensdauer von 10 33<br />

Jahren (Halbwertzeit 10 31 – 10 32 a). Irgendwann können sie sich in ein Neuton und ein Elektron<br />

umwandeln:<br />

p + n + e -<br />

Aber Physiker geben sich nicht mit dem breit akzeptierten und nutzbaren Modell von Elementarteilchen<br />

(Protonen, Neutronen, Elektronen, …) zufrieden. Sie wollen auch noch wissen,<br />

wie diese wohl im Inneren aufgebaut sind. Gegenwärtig geht die breite Wissenschaft<br />

von der Existenz von sogenannten Quarks aus. Jeweils drei Quarks bilden ein Elementarteilchen.<br />

Man kennt bzw. vermutet (einige konnten noch nicht experimentell nachgewiesen werden) z.Z.<br />

drei Paare von Quarks, die sich durch jeweils mindestens eine elementare Eigenschaft unterscheiden:<br />

Das Proton besteht also z.B. aus zwei up-Quarks (u) und einem<br />

down-Quark (d). Sie sind durch starke Kern-Kräfte miteinander<br />

verbunden. Diese Kräfte werden von den Gluonen<br />

vermittelt, in denen sie sozusagen schwimmen (dunkelgrauer<br />

Kreis).<br />

Das ganze Gebilde hat einen Durchmesser von 1,7 * 10 -15 m<br />

(1,7 fm (Femtometer)). Die Masse des Protons (1,7 * 10 -27 kg<br />

(1,7 yg bzw. cg (beide: Yoktogramm))) wird zu 5% aus der Masse<br />

der Quarks und zu 95% aus der Bindungs-Energie zwischen<br />

Quarks und Gluonen sowie ender Bewegungs-<br />

Energien gebildet.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 23 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Q: de.wikipedia.org (Arpad Horvath)<br />

In den neuesten Theorien reduzieren die Teilchen- und theoretischen Physiker die Teilchen<br />

allesamt auf kleine, fast punktförmige Energie-Pakete. Man stellt sie sich wie superkurze<br />

Saiten (Strings, Energie-Fäden) vor. Die Länge liegt an der Grenze dessen, was Physiker<br />

erfassen (allerdings nicht wirklich messen) können, der sogenannte PLANCK-Länge (0,01*10 -33 m =<br />

0,01 µµµµµmm (mit vielleicht vorstellbaren Einheiten-Vorsätzen ausgedrückt)). Sie schwingen jeweils in<br />

Abhängigkeit von ihrer Energie unterschiedlich und erwecken dadurch für uns den Eindruck<br />

eines bestimmten Teilchens. Der endgültige Nachweis für die String- und Superstring-<br />

Theorie steht zwar noch aus, aber vieles spricht derzeit für diese physikalische Welt-<br />

Erklärung.<br />

interessante Internet-Links:<br />

http://www.marcoschwarz-online.de/physik/nukliddaten.htm (Programm zur Erzeugung von Nuklidkarten)<br />

http://www.nndc.bnl.gov/nudat2/ (interaktive Nuklidkarte (engl.))<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 24 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.3.2. ein modernes und praktisches Atom-Modell für Chemiker<br />

Für Chemiker reicht bzw. am Geeignetsten ist das Wellenmechanische Atom-Modell. Viele<br />

Dinge kann man zwar schon ganz gut mit einfacheren Modellen erklären, aber in der organischen<br />

Chemie spielen die Raumstrukturen von Substanzen eine große Rolle. Da bleibt uns<br />

nur das Wellenmechanische Modell, um sinnvoll das räumliche Aussehen der Moleküle u.ä.<br />

zu erklären.<br />

Für chemische Zwecke werden genauere Kenntnisse zum Atom-Kern nicht gebraucht. Alle<br />

chemischen Vorgänge spielen sich in der Atom-Hülle ab. Eigentlich bräuchten wir auch nur<br />

die äußeren Schalen bzw. die äußerste Schale, um die chemischen Sachverhalte zu bearbeiten.<br />

Trotz alledem gehen wir systematisch vor.<br />

0.3.3. das Periodensystem der Elemente<br />

0.3.4. (neue) Stoff-bezogene Begriffe aus der Atom-Welt<br />

Element<br />

Isotop<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 25 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.4. Wiederholung: Stoff, Eigenschaften und Arbeitmethoden<br />

Jeder (reine) Stoff ist durch eine einzigartige Kombination vonn Merkmalen und Eigenschaften<br />

charkterisiert. Zwei (verschiedene) Stoffe unterscheiden sich immer mindestens in einer<br />

Eigenschaft.<br />

Wir unterscheiden physikalische, chemische und biologische (oft auch als physiologische)<br />

Eigenschaften.<br />

konstitutive Eigenschaften ()<br />

Zu den physikalischen Eigenschaften von Stoffen zählen wir:<br />

Farbe (Emission und Absorbtion von Licht), Transparenz<br />

Glanz<br />

Dichte<br />

Aggregatzustand<br />

Schmelztemperatur (Schmelzpunkt, Erweichungspunkt, Erstarrungstemperatur, …)<br />

Siedetemperatur (Siedepunkt, Kochpunkt, Kondensationstemperatur, …)<br />

Schmelzenthalpie, Verdampungsenthalpie<br />

Wärmeleitfähigkeit, (spezifische) Wärmekapazität<br />

Taupunkt<br />

elektrische Leitfähigkeit, spezifischer elektrischer Widerstand<br />

Oberflächenspannung<br />

Magnetisierbarkeit (Remanenz), magnetische Permeabilität (magnetische Leitfähigkeit)<br />

Viskosität, Fluidizität<br />

optische Aktivität<br />

Schallgeschwindigkeit<br />

Brechungsindex,<br />

kritische Temperatur, kritischer Druck, kritische Dichte<br />

Verformbarkeit<br />

Härte<br />

Sättigungsdampfdruck<br />

<br />

Bei den chemischen Eigenschaften kennen wir:<br />

Löslichkeit (in verscheidenen Lösungsmitteln / anderen Stoffen)<br />

Lösungsenthalphie<br />

Bildungsenthalpie, freie Bildungsenthalpie (nach GIBB's)<br />

Verbrennungsenthalpie<br />

Entropie<br />

Reaktivität (gegenüber anderen Stoffen, allgemein)<br />

Redoxpotential<br />

Säure- bzw. Base-Konstante<br />

<br />

Nur für lebende Systeme relevant sind die biologischen bzw. physiologischen Eigenschaften:<br />

Geruch<br />

Geschmack<br />

Resorbierbarkeit<br />

<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 26 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Die Werte für die einzelnen Größen sind charakteristisch und zumeist in Tabellen dokumentiert.<br />

Man nennt sie auch Stoffkonstanten.<br />

Weiterhin kennen wir Eigenschaften von Stoff(prob)en bzw. eines Systems (Wirkgemeinschaft<br />

mehrerer Einzelkomponenten), die sich daraus ergeben, wie viel des Stoffes gerade<br />

betrachtet werden:<br />

additive Eigenschaften<br />

physikalisch:<br />

Masse<br />

Volumen<br />

Druck<br />

osmotischer Druck<br />

Temperatur<br />

(Dichte) (bei Veränderung der Körnigkeit etc.)<br />

(innere) Energie<br />

Entropie<br />

Magnetisierung<br />

Polarisation<br />

<br />

chemisch:<br />

<br />

biologisch / physiologisch:<br />

Giftigkeit (Toxizität)<br />

Ökotoxidizität<br />

Weil sie vom Zustand des Stoffes abhängig sind, bzw. seinen aktuellen Zustand bestimmen,<br />

nennen wir sie Zustandsgrößen.<br />

Wieder andere Eigenschaften sind (ausschließlich) nur von der Teilchen-Zahl (im jeweiligen<br />

System) abhängig. Sie werden kolligative Stoff-Eigenschaften genannt. Dazu gehören:<br />

Dampfdruckerniedrigung / Siedepunktserhöhung<br />

Gefrierpunktserniedrigung<br />

osmotischer Druck<br />

<br />

kombinierte Eigenschaften ()<br />

Man kann die Stoffeigenschaften auch nach ihrer Beobachtbarkeit unterscheiden. Makroskopische<br />

Eigenschaften sind ohne vergrößernde Geräte direkt an der Stoffprobe meß- oder<br />

beobachtbar. Dazu gehören Masse, Farbe, Aggregatzustand usw. Mit Hilfe von Mikroskopen<br />

usw. können wir noch weitere innere Eigenschaften erschließen. Sie werden wegen der<br />

Notwendigkeit von "Mikroskop"-ähnlichen Geräten mikroskopische Eigenschaften genannt.<br />

In diese Kategorie fallen z.B. der Kristall-Bau, die Bindungsstärke oder die Isomerie.<br />

Aufgaben:<br />

1. Informieren Sie über solche Stoffeigenschaften, die Sie nicht kennen bzw.<br />

erläutern können! (Prüfen Sie Ihre "Vorstellungen" in Partnerarbeit!)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 27 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.4.1. Wiederholung bedeutsamer Stoffeigenschaften<br />

0.4.1.1. Aggregatzustand<br />

auch Zustandsform<br />

BROWNsche Molekularbewegung (Wärme-Bewegung der Teilchen)<br />

Umwandlung der Aggregatzustände ist mit<br />

Energie-Aufnahmen bzw. –Abgaben verbunden<br />

für Übergang in den höheren Aggregatzustand<br />

wird Energie gebraucht<br />

entsprechende Umkehrung beim Übergang<br />

zu niedrigeren Aggregatzustand<br />

Ausnutzung z.B. bei der Frostschutz-<br />

Beregnung (z.B. bei Nachtfrösten in der Blüte-Zeit)<br />

beim Frieren eines Kilogramms<br />

Wasser werden rund 330 kJ freigesetzt (an<br />

die Umgebung (einschließlich der Pflanze<br />

abgegeben)<br />

Derzeit sind noch zwei andere Aggregatzustände bekannt, die aber derzeit nur eine minimale Rolle in der Chemie<br />

spielen. Die Fortsetzung der Reihe fest – flüssig – gasförmig endet beim Aggregatzustand Plasma. In einem<br />

Plasma sind Atom-Kerne und –Hüllen voneinander getrennt, was nichts anderes heißt, als dass die Elektronen<br />

neben den Atomkernen in einem gasförmigen Zustand schweben. Da alle Bestandteile eines Plasma's freibewegliche<br />

Ladungsträger sind, sind Plasmen elektrisch sehr aktiv. Das Leuchten von Plasma-Lampen, Nordlichtern<br />

und Blitzen kennt wohl jeder.<br />

Das andere Ende der Aggregatzustands-Skala wird derzeit vom EINSTEIN-BOSE-Kondensat bestimmt. Dieser<br />

5. Aggregatzustand ist durch seine extreme Homogenität gekennzeichnet. Alle seine Bausteine – die Bosonen –<br />

befinden sich im gleichen Quantenzustand. Sie bilden einen idealen Kristall, in dem die Elektronen sich ohne<br />

Widerstand frei bewegen können ( Supraleitfähigkeit).<br />

Der Zustand wird erst erreicht, wenn sich Stoffe nur ganz kurz vor dem absoluten Nullpunkt der Temperatur befinden.<br />

In der derzeitigen Praxis sind das ungeführ 100 µK (= 0,0001 K).<br />

Die Bedeutung der beiden "neuen" Aggregatzustände wird in der nächsten Zeit deutlich größer werden. Dies ist<br />

schon dadurch gegeben, dass im Universum rund 99 % der sichtbaren Materie im Plasma-Zustand vorliegt.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 28 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.4.1.2. elektrische Leitfähigkeit<br />

Voraussetzung für die Fähigkeit eines Stoffes den Strom zu leiten, sind frei bewegliche Ladungs-Träger.<br />

Das können zu Einen freie Elektronen sein, wie wir sie im Metall vorfinden.<br />

Zum Anderen kommen frei bewegliche Ionen in Frage. Diese gibt es in (wässrigen) Lösungen<br />

und in Salz-Schmelzen.<br />

Stoff elektrische Leitfähigkeit<br />

[1 / *cm]<br />

Silber 6,7 * 10 5<br />

Cupfer 6,0 *10 5<br />

Aluminium 4,0 *10 5<br />

Eisen 1,0 *10 5<br />

Germanium 2,0 * 10 -2<br />

Silizium 2,0 *10 -5<br />

Selen 1,0 * 10 -6<br />

Cupferoxid 5,0 * 10 -7<br />

Glas 1,0 * 10 -11<br />

Diamant 1,0 * 10 -16<br />

Polyethylen (PE) 1,0 * 10 -17<br />

Quarz 1,0 * 10 -17<br />

Wasser (reinst)<br />

Wasser (Leitungswasser)<br />

0.4.1.3. Viskosität und Oberflächenspannung<br />

Viskosität (engl.: ) ist das Maß für die Zähflüssigkeit.<br />

Die Intensität der zwischenmolekularen Anziehungskräfte<br />

(molekulare Haftung, Kohäsion, innere Reibung) bestimmt<br />

die Größe der Viskosität. Als zwischenmolekulare<br />

Kräfte kommen die VAN-DER-WAALS-Kräfte und polare<br />

Kräfte (z.B. Wasserstoff-Brücken oder Ionen-<br />

Anziehungen) in Frage. Im Allgemeinen sind polare Kräfte<br />

rund um den Faktor 10 stärker als kovalente Beziehungen.<br />

Bei entsprechender Molekülgröße und –struktur<br />

können aber auch ohne weiteres ganz andere Verhältnisse<br />

auftreten (s. Tab. Viskosität). Schön zu sehen ist<br />

der Effekt bei Decan, das mit seinen 10 Cohlenstoff-<br />

Atomen schon ungefähr den Wert von Wasser erreicht.<br />

Bei Wasser sind es polare Kräfte (Wasserstoff-Brücken-<br />

Bindungen), welche die Viskosität bestimmen.<br />

Grobeinteilung<br />

Leiter<br />

Halbleiter<br />

Isolator<br />

Kräfte zwischen den Teilchen<br />

einer Flüssigkeit<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 29 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Die früher gebräuchliche Einheit poise läßt sich leicht in das SI-Einheitensystem umsetzen. Ein poise (P) entspricht<br />

0,1 Pa s (Pascal-Sekunden). In technischen Tabellenbüchern findet man häufig noch die Einheit cP<br />

(centipoise). Die Werte sind dann wertgleich zu den Angaben in Pa s.<br />

Weniger gebräuchlich ist der Kehrwert der Viskosität, die Fluidizität. Sie beschreibt die Fließfähigkeit einer Flüssigkeit.<br />

Die Viskosität der meisten<br />

Flüssigkeiten nimmt mit der<br />

Erhöhung der Temperatur<br />

(extrem) ab.<br />

Durch Zusätze – sogenannte<br />

Additive – versucht<br />

man bei kritischen Anwendungen<br />

(z.B. Maschinenöle)<br />

die Viskosität konstant<br />

zu halten. Die meisten Additive<br />

sind Polymere (Polymerisationsprodukte)<br />

mit<br />

Molekülmassen zwischen<br />

10.000 und 20.000 u. Sie<br />

vernetzen die Flüssigkeit<br />

gewissermaßen. Bei so<br />

großen Molekül-Massen<br />

spielt dann auch die Eigenbewegung<br />

(Bewegung der<br />

der Molekülbestandteile) kaum<br />

noch eine Rolle.<br />

An der Oberfläche einer Flüssigkeit (/ eines Fluids) haben<br />

die Teilchen weniger Umgebungspartner (s.a. obere Abbildung).<br />

Dadurch konzentrieren sich ihre Anziehungskräfte<br />

auf andere Oberflächen-Teilchen und auf solche, die<br />

unmittelbar in der nächsttieferen Ebene liegen. Die Beziehungen<br />

(Kohäsionskräfte) sind dadurch deutlich größer, als<br />

in der Tiefe (im Flüssigkeitsinneren). Der Effekt, der sich<br />

durch diese Kräfte ergibt, nennen wir Oberflächenspannung.<br />

Für viele Zwecke ist es notwendig, die Oberflächenspannung<br />

zu verringern. Dieses kann durch Zusatz von Detergenzien<br />

(z.B. Tenside und Seifen) erreicht werden.<br />

Temperatur-Abhängigkeit der Viskosität<br />

Q: de.wikipedia.org (Prolineserver)<br />

die Oberflächenspannung von<br />

Wasser trägt z.B. Wasserläufer<br />

Q: de.wikipedia.org (Markus Gayda)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 30 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Detergenzien sind Oberflächenaktive<br />

Substanzen, die sich an den<br />

Grenzflächen zwischen die Moleküle<br />

schieben und dort die zwischenmolekularen<br />

Kräfte herabsetzen.<br />

Gleichzeit verstärken sie die Kontaktmöglichkeiten<br />

zwischen den<br />

Phasen, so dass fast solche Verhältnisse<br />

entstehen, wie in deren<br />

Inneren.<br />

Die Oberflächenspannung ist ebenfalls<br />

von der Temperatur abhängig.<br />

Mit zunehmender Temperatur sinkt<br />

die Oberflächenspannung im Allgemeinen.<br />

Dies ist vor allem der größeren<br />

Eigenbewegung der Teilchen<br />

und den damit steigenden Teilchenabständen<br />

geschuldet. In der Konsequenz<br />

sinken die Kohäsionskräfte<br />

zwischen den Teilchen.<br />

Temperatur-Abhängigkeit<br />

der Oberflächenspannung von Wasser<br />

Q: de.wikipedia.org (Stan J. Klimas)<br />

Aufgaben:<br />

1. Interpretieren Sie die Temperatur-Abhängigkeit der Viskosität von Quecksilber!<br />

2. Erstellen Sie ein Diagramm, in dem Sie die Viskosität in Abhängigkeit von<br />

der Anzahl der Cohlenstoff-Atome für die folgenden Substanzen darstellen!<br />

(Pentan = C5; Hexan = C6; Heptan = C7; Octan = C8; Nonan = C9;<br />

Decan = C10)<br />

Heben Sie sich das Diagramm für die Besprechung der Alkane und seiner<br />

homologen Reihe auf!<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 31 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Stoff dynamische Viskosität <br />

(20 °C) [Pa s]<br />

Oberflächenspannung<br />

(gegen Luft, 20 °C) [mN / m]<br />

Aceton (Propanon) 0,316 (25 °C) 23,50<br />

Benzen (Benzol) 0,601 (25 °C) 28,87<br />

Bitumen 10 7 – 10 14<br />

Decan 0,920<br />

Dodecan 1,520<br />

Ethanol (Alkohol) 1,200 22,30<br />

Ethansäure (Essig, Essigsäure) (80 %ig) 2,310 (25 °C) 27,60<br />

Glas 10 18 – 10 20<br />

Glycerol (Glycerin) 1,490 63,40<br />

Heptan 0,410 18,40<br />

Hexan 0,320<br />

Methanol 22,60<br />

Nonan 0,711<br />

Octan 0,538<br />

Pentan 0,224 (25 °C) 16,00<br />

Petroleum 0,650<br />

Quecksilber 1,554 480,00<br />

Tetrachlorkohlenstoff (Tetra) 0,969 26,80<br />

Schmieröl, leicht 113,800 (15 °C)<br />

Schmieröl, schwer 660,600 (15 °C)<br />

Wasser 1,520 (5 °C)<br />

Datenquellen: /14, de.wikipedia.org/<br />

0.4.1.4. Masse und Volumen<br />

Eigenschaften einer konkreten Stoff-Probe<br />

Dispensierung (Portionierung) einer Flüssigkeit<br />

1,297 (10 °C)<br />

1,002<br />

0,891 (25 °C)<br />

Stoff od. Substanz ≈ Tropfen ≈ Tropfen- ≈ Tropfen ≈ Tropfenfür<br />

1 g Masse [g] für 1 ml Volumen [ml]<br />

Ethanol (96 %ig) 65<br />

Ethanol (70 %ig) 56<br />

Glycerol (85 %ig) 24<br />

Paraffin (dickflüssig) 50<br />

Rizinus-Öl 40<br />

Wasser 20 0,5 0,3<br />

Zuckersirup 18<br />

72,75<br />

67,90 (50 °C)<br />

62,60 (80 °C)<br />

Dichte <br />

[g/ml] (20 °C)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 32 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.4.1.x. Farbigkeit<br />

Spektren<br />

Emission<br />

Absorption<br />

Fluoreszenz<br />

"farbige" Atom-Gruppen<br />

\ _<br />

C = O<br />

/<br />

Carbonyl-<br />

Gruppe<br />

_ _<br />

- N = N -<br />

|O|<br />

//<br />

- N<br />

\<br />

|O|<br />

Azo-Gruppe Nitro-<br />

Gruppe<br />

_ _<br />

- N = O<br />

Nitroso-<br />

Gruppe<br />

| | | |<br />

- C = C – C = C –<br />

| | | |<br />

Farb-verstärkende / -vermehrende (auxochrome) Atom-Gruppen<br />

_<br />

- O - H<br />

Hydroxyl-<br />

Gruppe<br />

H<br />

_/<br />

- N<br />

\<br />

H<br />

Amino-<br />

Gruppe<br />

|O|<br />

//<br />

- C<br />

\<br />

Carboxyl-<br />

Gruppe<br />

|O|<br />

//<br />

- C<br />

\<br />

|O – H<br />

|O|<br />

||<br />

- S – O – H<br />

||<br />

|O|<br />

Säure-Gruppe Sulfonsäure-<br />

Gruppe<br />

aromatische<br />

Strukturen<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 33 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.4.2. Wiederholung von wichtigen Arbeitsmethoden für und mit<br />

Stoffgemischen<br />

0.4.2.1. Lösen<br />

Das Lösen eines Stoffes (Substanz, Solute od. Substrat genannt) in einem anderen (Lösungsmittel<br />

od. Solvens genannt) wird oft als physikalischer Vorgang gefasst. Dies ist nicht<br />

ganz exakt, aber eine sinnvolle Vereinfachung. Praktisch lassen sich alle Merkmale einer<br />

chemischen Reaktion feststellen.<br />

Voraussetzung für einen Lösungs-Vorgang ist das Vorhandensein eines passenden Lösungsmittels.<br />

Wasser ist sicher eines der am Meisten verwendeten Lösungsmittel, aber nicht<br />

das Einzige. Im Prinzip können flüssige Lösungsmittel sowohl feste, als auch flüssige oder<br />

gasförmige Stoffe lösen. Auch eine Lösung eines gasförmigen Stoffes in einem gasförmigen<br />

Lösungsmittel ist denkbar. Meist gehen wir aber von einem flüssigen Lösungsmittel aus.<br />

Dies gilt vor allem dann, wenn kein Lösungsmittel extra angegeben wurde.<br />

Abstrakt formuliert ist eine Lösung, die homogene Verteilung eines Stoffes in einem anderen.<br />

Eine Abtrennung durch Filterung ist nicht mehr möglich. Der gelöste Stoff wird in seine<br />

Grundbausteine zerlegt (Ionen-Kristalle in Ionen, Molekül-Kristalle / -Substanzen in Moleküle).<br />

Handelt es sich um eine bloße Verteilung des einen Stoffes in dem anderen, dann sprechen<br />

wir genauer von einer Dispersion. Lösungsmittel und Substanz gehen im Prinzip keine Beziehungen<br />

ein. Die Verteilung beruht ausschließlich auf der Wirkung der BROWNschen Teilchen-Bewegung<br />

(Wärme-Bewegung der Teilchen). Es handelt sich also um einen rein physikalischen<br />

Vorgang (Diffusion). Als Beispiele sein hier die Lösung von Methan in Wasser<br />

und . Methan löst sich z.B. deshalb recht gut in Wasser, weil seine (kleinen) Moleküle gut in die Raum-Struktur<br />

des Wassers passen.<br />

Ein chemisches Lösen eines Stoffes z.B. von Natrium in Wasser beruht vorrangig auf einer<br />

chemischen Reaktion. Es ändern sich der Stoff und die Teilchenarten. Aus Natrium wird<br />

letztendlich Natriumhydroxid, das in Wasser zunächst ersteinmal in Form von Ionen (Natrium-Ionen<br />

und Hydroxid-Ionen) vorliegt. Die Teilchen werden nach dem Umsetzen dann<br />

ebenfalls durch Diffusion im gesamten Lösungsmittel-Raum verteilt. Bei einer gesamtheitlichen<br />

Betrachtung des Vorganges muß man das Primat auf den chemischen Vorgang legen.<br />

Es ist also eine chemische Reaktion. Andere Beispiele für chemische Lösungsvorgänge sind<br />

Fluor in Wasser oder auch Ammoniak in Wasser.<br />

Bei dem was man langläufig unter Lösen (Solvatation) versteht, meint man einen Vorgang,<br />

der sich aus den üblichen physikalischen und schwachen chemischen Vorgängen zusammensetzt.<br />

Die zu lösenden Teilchen gehen schwache Beziehungen zum Lösungsmittel ein.<br />

Am typischen Lösungsmittel Wasser wollen wir dies hier genauer aufzeigen.<br />

Das Lösungsmittel Wasser ist ein polarer<br />

Stoff. D.h. seine Teilchen besitzen vollständige<br />

(ganze) oder teilweise Ladungen. Im<br />

Fall des Wassers sind es partielle Ladungen.<br />

Sie ergeben sich aus der unterschiedli-<br />

chen Elektronegativität der aufbauenden<br />

Atome. Wasserstoff hat nach PAULI eine<br />

Elektronnegativität von 2,1 und Sauerstoff<br />

von 3,5. Somit zieht das Sauerstoff-Atom die<br />

Bindungselektronen-Päarchen stärker zu<br />

sich.<br />

_<br />

H – O|<br />

|<br />

H<br />

H |O|<br />

Im Ergebnis finden wir am Sauerstoff-Atom eine teilweise (partielle) negative Ladung. Die<br />

Wasserstoff-Atome sind entsprechend teilweise positiv geladen.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 34 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre<br />

H


Diese Ladungen treten mit den verschiedenen<br />

Ladungen in anderen Stoffen in Wechselwirkungen.<br />

Die Wasser-Moleküle lagern<br />

sich an die Ladung an, umhüllen sie vollständig<br />

und brechen sie dann aus ihrem<br />

Stoff-Verband heraus. Die hydratisierten<br />

(vom Wasser umhüllten) Teilchen können<br />

sich danach frei im Lösungsmittel bewegen.<br />

Stoffe, die keine oder sehr wenig Polaritäten<br />

(vollständige od. teilweise Ladungen) besitzen<br />

(z.B. Fette, Wachse, Benzin), lösen sich<br />

nicht in Wasser. Für sie sind unpolare Lösungsmittel<br />

nötig. Typische Beispiele sind<br />

Benzin, Petroleum, Benzen (Benzol), Ether<br />

und Tetra(chlorkohlenstoff).<br />

Lösung eines Ionen-Kristalls (unten rechts)<br />

Die Lösungs-Vorgänge bei diesen Stoffen beruhen nicht auf den elektrostatischen Kräften,<br />

sondern auf den unpolaren VAN-DER-WAALS-Kräften.<br />

Angetrieben von den Stößen anderer gelöster Teilchen oder des Lösungsmittels bewegen<br />

sie sich langsam zufällig durch das gesamte Medium. Damit kommt es dann zu einer<br />

gleichmäßigen Verteilung des einen in dem anderen Stoff (Substanz in Lösungsmittel).<br />

Als Eselsbrücke kann man sich merken: "Gleiches löst sich in Gleichem!" oder anders<br />

"Gleich und Gleich gesellt sich gern." Für die altsprachigen Leser (und die Angeber): "similia similibus<br />

solventur" (lat.: Ähnliches löst sich in Ähnlichem).<br />

Mit dem Hinzufügen der ersten Substanz in das Lösungsmittel,<br />

bzw. mit dem ersten Anlösen der Substanz<br />

innerhalb des Lösungsmittels, entsteht eine (ungesättigte)<br />

Lösung.<br />

Für jede Substanz gibt es maximale Menge, die das Lösungsmittel<br />

aufnehmen kann. Ist der Punkt der maximalen<br />

Lösung erreicht, sprechen wir von einer gesättigten<br />

Lösung. Wird weitere Substanz dazugegeben, dann<br />

setzt sich diese auf dem Grund ab. Der Rückstand löst<br />

sich zwar auch wieder auf, dafür gehen aber auch andere<br />

Teilchen als Niederschlag in den Rückstand über. Es<br />

herscht ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Lösen<br />

und Ausfallen.<br />

Unter der Löslichkeit l verstehen wir die größtmögliche<br />

Menge (Masse) eines Stoffes (Substanz, S), der sich in<br />

einem anderen – dem Lösungsmittel (LsgM, LM) löst (in<br />

einer definierten Masse (üblich 100 g = mLsgM)). Zumeist wird hier<br />

von Wasser ausgegangen. Das Lösungsmittel muss<br />

immer mit notiert sein.<br />

m<br />

S<br />

l <br />

m<br />

<br />

LsgM<br />

g[LsgM<br />

] <br />

Aus dieser Löslichkeit leitet sich die – praktisch vielfach<br />

verwendete – Angabe in Masse-Prozent ab:<br />

mS<br />

100%<br />

l%<br />

L 100%<br />

m<br />

LsgM<br />

<br />

<br />

g<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 35 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre<br />

<br />

% od. m % <br />

Dies ist auch die übliche Ausdrucksweise. Man sagt z.B. dieser oder jener Stoff ergibt maximal<br />

eine 30 %ige Lösung. Was nichts anderes bedeutet, als das sich maximal 30 g der<br />

Substanz in 100 g Lösungsmittel gelöst haben.


Löslichkeit l [g [Salz]/100 g [Wasser]]<br />

Cl - Br - I - Na<br />

-<br />

NO3<br />

2-<br />

SO4<br />

2-<br />

CO3<br />

+ 35,8 90,5 184,0 88,0 19,4 21,6<br />

K + 34,4 54,0 144,3 31,6 11,1 112,0<br />

+<br />

NH4<br />

29,7 77,0 172,0 187,7 75,4 100,0<br />

Mg 2+ 54,3 101,5 148,0 70,5 26,7 0,18<br />

Ca 2+ 74,5 142,0 204,0 127,0 0,2 0,0015<br />

Ba 2+ 37,5 104,0 170,0 9,0 0,00025 0,0017<br />

Cu 2+ 70,6 122,0 122,0 21,0<br />

Ag + 0,00015 0,000014 0,000003 218,0 0,8 0,0003<br />

Zn 2+ 367,0 447,0 432,0 327,0 54,0 0,00006<br />

Hg 2+ 6,6 0,6 0,01 127,0<br />

Daten-Q: Tabellen und Formeln.-Volk u. Wissen Verl. 1980<br />

Daneben kann die Löslichkeit auch als Volumen-basierte Größe ausgedrückt werden:<br />

Volumen-Anteil (sprich: phi):<br />

Zur semiquantitativen Benennung der Löslichkeit schlägt das Deutsche Arzneibuch Nr. 10<br />

die folgenden Bereiche vor:<br />

Benennung der<br />

Löslichkeit<br />

notw. Volumenteile [ml]<br />

Lösungsmittel für 1 Masse-<br />

teil [g] Substanz (DAB 10)<br />

Löslichkeit [g/ml]<br />

(Masse-Konzentration)<br />

sehr leicht löslich < 1 > 1<br />

leicht löslich 1 – 10 1,0 – 0,1<br />

löslich 10 – 30 0,1 – 0,3<br />

wenig löslich 30 – 100 0,3 – 0,01<br />

schwer löslich 100 – 1.000 0,01 – 0,001<br />

sehr schwer löslich 1.000 – 10.000 0,001 – 0,000.1<br />

praktisch unlöslich > 10.000 < 0,00001<br />

Die Zahlen-Verhältnisse der Teilchen in einer Lösung spiegelt der Molenbruch (sprich: chi;<br />

vereinfacht wird auch x verwendet) wieder:<br />

S<br />

S<br />

<br />

<br />

n<br />

n<br />

Lsg<br />

n<br />

S<br />

n<br />

n<br />

LsgM<br />

Das Mol-Prozent ist die resultierende Prozentgröße auf Teilchenzahlen-Ebene:<br />

Mol%<br />

n<br />

100%<br />

S<br />

% <br />

n<br />

Lsg<br />

Ein Molenbruch von 0,05 besagt, das 5 von 100 Teilchen z.B. von der gelöste Substanz<br />

stammen. Für das Lösungsmittel wäre der Molenbruch dann 0,95.<br />

In der Chemie wird besonders die Konzentration eines Stoffes gerne als Maß verwendet.<br />

S<br />

c molar [ M ]<br />

V<br />

n<br />

Lsg<br />

mol<br />

<br />

<br />

l <br />

<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 36 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Neben der Einheit Mol pro Liter findet man vielfach die verkürzte Angabe molar. Bei der<br />

Schreibung hat sich eine verkleinerte (kleinere Schriftgröße) für das Zeichen (M) eingebürgert.<br />

Damit soll eine Verwechslung mit dem Präfix M (für: Mega = 10 6 ) vermieden werden.<br />

Eine 1 M Lösung ist also 1 molar bzw. enthält 1 mol pro l. Diese spezielle Art der Konzentrations-Angabe<br />

wird Molarität genannt. Daneben gibt es noch die Normalität, bei der die aktiven Teilchen<br />

(z.B. Protonen, Wasserstoff-Ionen) betrachtet werden. So ist z.B. eine 1M Schwefelsäure-Lösung 2N (2 normal),<br />

weil beim Lösen der Schwefelsäure immer jeweils 2 Wasserstoff-Ionen (Protonen) freiwerden.<br />

Eher selten wird die Molalität verwendet. Dabei werden die Anzahl Mole betrachtet, die in jeweils 1kg Lösungsmittel<br />

gelöst sind.<br />

Die Konzentration eignet sich besser als Angabe von Substanz-Lösungsmittel-Verteilungen,<br />

da chemische Reaktionen immer vom Kontakt der Teilchen abhängen. Bei geringer Konzentration<br />

ist die Chance für einen Kontakt deutlich geringer, als bei höherer Konzentration<br />

(mit entsprechend mehr gelösten Teilchen).<br />

Die maximale Konzentration (Sättigungs-Konzentration, c s ) wird aber eher selten tabelliert.<br />

Der Löse-Vorgang und auch die maximale Lösungsmenge sind von der Temperatur abhängig.<br />

Die Geschwindigkeit des Lösevorgangs unterliegt der RGT-Regel (VANT-HOFFschen<br />

Regel). Danach erhöht sich die Geschwindigkeit ungefähr um das 2 bis 3fache, wenn die<br />

Temperatur um 10 K (= 10 grd (veraltet!)) steigt. Selten werden auch Geschwindigkeitszuwächse<br />

um das 10fache registriert. Die Umkehrung der Regel gilt ebenfalls.<br />

Etwas komplizierter verhält es sich mit der Temperatur-abhängigkeit der gelösten Substanz-<br />

Mengen.<br />

Hier kommt das eigentliche Reaktionsgeschehen eines Lösungsvorgangs zum Tragen. Beim<br />

Lösen eines Stoffes spielen zwei energetische Einzelvorgänge eine Rolle.<br />

Zum Ersten wird Energie<br />

für das Aufbrechen der<br />

Bindungen (Gitter-<br />

Energie; z.B. die Ionenbeziehung<br />

in einem Salz-<br />

Kristall) benötigt. Zum<br />

Zweiten wird bei der Hydratisierung<br />

Energie frei.<br />

Die Bildung von Substanz-Lösungsmittel-<br />

Clustern bringt einen<br />

energetischen Vorteil, der<br />

mit einer Verringerung der<br />

inneren Energie verbunden<br />

ist.<br />

Die Beträge der beiden<br />

Vorgänge sind sehr unterschiedlich.<br />

Mal übersteigt<br />

die Hydratisierungs-<br />

Energie die Energie zum<br />

Aufbrechen der Stoffbindungen.<br />

Die Lösung ist<br />

am Ende wärmer, als das<br />

Lösungsmittel zu Anfang.<br />

Temperatur-Abhängigkeit der Löslichkeit (Solubility)<br />

Q: de.wikipedia.org (Walkerma)<br />

Insgesamt handelt es sich um einen exothermen Vorgang. Bei solchen Lösungsvorgängen<br />

wirkt eine äußere Temperaturerhöhung kontraproduktiv. Die Menge an maximal lösbarer<br />

Substanz sinkt mit steigender Temperatur. Zu Stoffen, die sich so verhalten, gehören: Natriumhydroxid<br />

oder Cersulfat.<br />

Beim Ammoniumnitrat ist sowohl das Aufbrechen der Substanz-Bindungen, als auch die<br />

Hydratisierung ein endothermer Vorgang. Die Energie für den Lösungsvorgang wird dem<br />

Lösungsmittel entzogen – es kühlt sich ab. Hier ist eine Temperaturerhöhung förderlich. Mit<br />

zunehmender Temperatur steigt dann auch die Menge an der lösbaren Substanz.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 37 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Zu den Stoffen mit energetisch fast ausgeglichenen Teilreaktionen zählt Natriumchlorid<br />

(Kochsalz). Die Menge Substanz für gesättigte Lösung ist bei solchen Stoffen im Allgemeinen<br />

mit zunehmender Temperatur fast unverändert.<br />

Eine scheinbare Ausnahme ist das Natriumsulfat (Na2SO4, GLAUBER-Salz, Karlsbader<br />

Salz) . Zuerst (0 – 32 °C) nimmt die Löslichkeit mit steigender Temperatur expotentiell zu.<br />

Oberhalb von 32 °C kommt es dann zu einem langsamen Abfall der Löslichkeit. Um diesem<br />

besonderen Effekt zu verstehen, muß sich genau ansehen, was gelöst wird. Im allgemeinen<br />

Umgang mit Natriumsulfat wird meist einfach unterschlagen, dass dieses Salz Kristall-<br />

Wasser besitzt. Richtig ist also eigentlich die folgende Formel für das (Wasser-haltige) Natriumsulfat<br />

Na2SO4 * 10 H2O. Erwärmt man das reine Wasser-haltige Natriumsulfat, dann<br />

schmilzt es überraschenderweise schon bei 32 °C (andere Salze erst bei Temperaturen über 400 °C).<br />

Bei dieser Temperatur tritt das Wasser aus dem Kristall-Verband aus und nun kann sich das<br />

"restliche" Natriumsulfat darin lösen. Es handelt sich also nicht um eine Schmelze, sondern<br />

um eine Löse-Vorgang im eigenen Kristall-Wasser!<br />

Neben polaren und unpolaren Lösungsmitteln gibt es auch solche, die beides enthalten. Typische<br />

Beispiele sind Ethanol und Aceton. Sie lösen beide Arten von Substanzen.<br />

Sie werden auch Lösungs-Vermittler genannt.<br />

Aufgaben:<br />

1.<br />

2. Geben Sie jeweils ein Kristall Kaliumpermanganat (gleich groß) in Bechergläser<br />

mit unterschiedlich warmen Wasser (z.B. Zimmertemperatur und 80<br />

°C)! Beobachten Sie die Gläser, ohne sie zu bewegen!<br />

3. Informieren Sie sich, was eine übersättigte Lösung ist! Wie kann man sie<br />

herstellen? Warum fallen die übermäßig gelösten Teilchen nicht aus?<br />

0.4.2.2. weitere Misch-Verfahren<br />

homogenisieren:<br />

… ist die Herstellung einer feinen, gleichgestaltigen (homogenen) Phase aus zwei oder mehr<br />

ineinander mischbaren Stoffen (meist zumindest eine Flüssigkeit dabei)<br />

suspendieren:<br />

… ist die Herstellung einer feinen, gleichgestaltigen Verteilung eines oder mehrerer Feststoffe(s)<br />

in einer Flüssigkeit. Suspensionen sind i.A. instabil und es kommt zur Sedimentation<br />

(Absetzen, Ausfallen) bzw. zum Aufsteigen des / der Feststoffe(s).<br />

Eine Stabilisierung ist durch erneutes Durchmischen, Energiezufuhr (erhöhte Teilchen-<br />

Beweglichkeit), aber auch Temperatur-Erniedriegung (Behinderung der Absetz-<br />

Bewegungen) und durch Lösungs-Vermittler möglich. Je feiner die Feststoffe sind, umso<br />

stabiler sind die meisten Suspensionen. Oft gibt es dann abar Probleme bei der Herstellung,<br />

weil die feinen Feststoff-Teilchen die Oberflächenspannung nicht durchdringen können.<br />

dispergieren:<br />

.. ist die Herstellung einer feinen gleichgestaltigen Verteilung von zwei oder mehr Flüssigkeiten<br />

ineinander, die sich normalerweise nicht miteinander mischen / ineinander lösen. Üblicherweise<br />

setzen sich die Flüssigkeiten – entsprechend ihrer Dichte - übereinander ab und<br />

bilden Phasen. Diese Schichten werden durch mechanisches Mischen in Tröpfchen umgewandelt.<br />

Die Tröpfchen bilden zum Umgebungs-Medium aber immer noch ein Zwei-Phasen-<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 38 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


System mit klaren Phasengrenzen. Beim gegenseitigen Berühren von stofflich gleichen<br />

Tropfen kommt es dann häufig zum Zusammenfließen (Aggregation). Am Ende liegen die<br />

ursprünglichen Phasen wieder getrennt vor (Koaleszenz).<br />

Die bekanntesten Dispensionen im Lebensmittel-Bereich sind die Emulsionen, die aus Fetten<br />

und Wasser (od.ä.) hergestellt werden. Für die Mischung Öl und Wasser ergeben sich<br />

zwei verschiedene Grundtypen der Emulsion. Für eine Wasser-in-Öl-Emulsion (W/O-Typ)<br />

wird weniger Wasser in das Öl eingemischt. Die resultierenden Tröpfchen bestehen dann<br />

aus Wasser und sind von dem überschüssigen Fett umgeben. Bei Öl-in-Wasser-Emulsion<br />

(O/W-Typ) sind die Tröpfchen entsprechend aus Öl und die Umgebung Wasser.<br />

Eine Stabilisierung ist durch erneutes Durchmischen, Energiezufuhr (erhöhte Teilchen-<br />

Beweglichkeit), aber auch Temperatur-Erniedriegung (Behinderung der -Bewegungen) und<br />

durch Lösungs-Vermittler möglich. Je feiner die Verteilungen ineinander sind, umso stabiler<br />

sind die meisten Dispensionen.<br />

begasen:<br />

… ist das feine Verteilen eines Gases in einer Flüssigkeit. Dies kann durch direktes drücken<br />

des Gases in die Flüssigkeit passieren oder auch durch Aufschlagen der Flüssigkeit.<br />

0.4.2.3. Dekantieren, Sichten und Filtern<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 39 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.4.2.4. Destillieren<br />

nur möglich, wenn ein Flüssigkeiten-Gemisch oder eine Lösung für die einzelnen Komponenten<br />

unterschiedliche Siedepunkte (KP, KP, Kochpunkt) besitzen.<br />

niedriger siedende Komponente geht in einem höheren (molaren) Anteil in die Dampf-Phase<br />

über<br />

manche Stoff-Gemische zeigen eine Anpassung der (molaren) Anteile an die jeweilige Siede-Temperatur.<br />

Sie können nicht vollständig getrennt werden. Man nennt sie azeotrope<br />

Gemische. Azeotrop bedeutet frei übersetzt so viel wie "unzersiedbar".<br />

Ein typisches Azeotrop sind Alkohol-Wasser-Gemische. Eine Mischung von 96 % Ethanol<br />

und 4 % Wasser lässt sich Destillation nicht weiter trennen. Das Erreichen dieses Punktes<br />

kann man an einem Siedepunkt von °C erkennen. Bei niedriger konzentrierten Gemischen<br />

geht zuerst mehr Ethanol über (aufkonzentrieren). Ausgehend von einer höherkonzentrierten<br />

Lösung geht mehr Wasser über (runterkonzentrieren).<br />

weitere typische Beispiele Herstellung von (echtem) destilliertem Wasser, Trennung der<br />

Erdöl-Bestandteile (Rektifikation), technische Zerlegung von Luft in die Einzelgase<br />

In natürlichen Rohstoffen für eine Destillation (z.B. Weine) befinden sich noch viele andere<br />

und z.T. sehr verschiedene Stoffe. Bei einer Destillation gehen nun zuerst niedrig siedende<br />

Komponenten über. Dies sind z.B. Methanol (Methylalkohol) und Ethanal (Acetaldehyd).<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 40 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Beide sind sehr giftig. Deshalb verwirft man den ersten Teil (Vorlauf) des Destillates. Praktisch<br />

sind das meist rund 15 %. Ähnlich verhält es sich mit dem letzten Teil (Nachlauf). Er<br />

enthält die schwersiedenden, sogenannten Fusel-Öle. Sie sorgen z.B. für die Unverträglichkeit<br />

von Spirituosen ("Kopf", Magenschmerzen).<br />

Die beste Trennung erreicht<br />

man mit Hilfe der<br />

fraktionierten Destillation.<br />

Dabei werden in<br />

einer Anlage feine<br />

Temperatur-Unterschiede<br />

erzeugt, die sich auf<br />

einzelne Stufen oder<br />

Bereiche der Destillations-Kolonneauswirken.<br />

In diesen Einzel-<br />

Bereichen können sich<br />

dann genau die Stoffe<br />

aufkonzentrieren, deren<br />

Siedetemperatur in<br />

dem Bereich gerade<br />

unterschritten wird.<br />

Rektifikations-Kolonne zur Luft-Zerlegung<br />

Q: de.wikipedia.org (Mordechai1)<br />

Aufgaben und Übungen:<br />

1. Vor Ihnen liegen Stoffgemische, welche jeweils die folgenden Stoffe enthalten:<br />

a) Wasser, Salz<br />

b) Öl, Wasser<br />

c) Seesand, Zucker, Wasser<br />

d) Öl, Benzin<br />

e) Seesand, Zucker, Eisen (Pulver bzw. Feilspäne)<br />

f)<br />

Informieren Sie sich über die Eigenschaften der Einzelkomponenten!<br />

Geben Sie Verfahren zum Trennen an, um letztendlich die Einzel-<br />

Komponenten zu erhalten! Wenn nötigt, begründen Sie auch, in welcher<br />

Reihenfolge Sie die Verfahren einsetzen wollen!<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 41 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.4.2.5. Extrahieren<br />

0.4.2.5.x. Hochdruck-Extraktion<br />

physikalisch-chemisches Verfahren, beruht auf unterschiedlicher Löslichkeit eines Stoffes in<br />

verschiedenen Medien<br />

als Extraktions-Mittel wird überkritisches CO2-Gas verwendet, ab 500 bar hat es die gleichen<br />

Lösungs-Eigenschaften, wie Hexan – einem weit verbreiteten, unpolaren, organischen Lösungsmittel<br />

mit überkritischem CO2 lassen sich diverse Fett-lösliche (lipophile, hydrophobe) Stoffe extrahieren<br />

(herauslösen) z.B. Aromen, Fette, Coffein, Nikotin, Cholesterol, …<br />

Vorteile: wirkt bakteriostatisch, toxikologisch weitgehend unbedenklich, Reaktions-träge,<br />

nicht brennbar, begrenzt Umwelt-belastend (zumindestens biologisch abbaubar), leicht und<br />

kostengünstig verfügbar, leichte Abtrennbarkeit von extrahierten / gelösten Stoffen,<br />

praktisch genutzt für die Entfettung von Stärke, Entfernung von Cholesterol aus Ei-Pulver<br />

und Butter, Reinigung von Enzym-Präparaten<br />

besonders umfassender Einsatz bei der Destraktion (kombinierte Destillation und Extraktion)<br />

von Coffein zur Erzeugung von Coffein-freiem bzw. –reduziertem Kaffee<br />

Exkurs: überkritischer Zustand von Gasen<br />

Normalerweise kann man Gas durch erhöhten Druck oder herabgesetzter Temperatur verflüssigen.<br />

Bei den Gasen gibt es aber eine Stoffspezifische<br />

Temperatur oberhalb derer die Verflüssigung<br />

auch bei höchsten Drücken nicht<br />

mehr möglich ist. Interessanterweise verhalten<br />

sich die hochkomprimierten Gase wie Flüssigkeiten.<br />

Sie sind aber weiterhin im gasförmigen<br />

Zustand.<br />

Die Dichte ähnelt der, des verflüssigten Gases,<br />

während z.B. die Viskosität, die des (gasförmigen)<br />

Gases entspricht.<br />

für CO2 liegt die kritische Temperatur bei 31,15<br />

°C und einem Druck von 7,375 MPa (73,75<br />

bar)<br />

schematisches Phasen-Diagramm für CO2<br />

Q: de.wikipedia.org (Sponk)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 42 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.4.2.6. weitere Trenn-Verfahren<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 43 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.5. chemische Reaktion<br />

Physikalische Sachverhalte (z.B. Merkmale, Eigenschaften und Vorgänge) haben wir nun<br />

zur Genüge wiederholt. Wenden wir uns nun unserem eigentlichen Inhalt – der Chemie – zu.<br />

Die Abgrenzung zwischen Physik und Chemie ist nicht so einfach, wie es auf den ersten<br />

Blick scheint. Bei Wissenschaften beschäftigen sich u.a. mit Stoffen. Sie analysieren ihre<br />

Eigenschaften und Veränderung. In der Schule werden Änderungen an den Zuständen (fest,<br />

flüssig und gasförmig) im Allgemeinen der Physik zugeschrieben. Kommt es dagegen zu<br />

veränderten (neuen) Stoffen, dann sind wir eher im Gebiet der Chemie. Betrachtet man z.B.<br />

radiaktive Vorgänge, dann tut sich ein kleines Problem auf. Durch Radioaktivität kann es zur<br />

Bildung neuer Stoffe kommen. Der radioaktive Zerfall von zeigt dies beispielhaft:<br />

Trotzdem werden solche Vorgänge heute eher selten der Chemie zugerechnet. Traditionell<br />

scheint es in einigen Bundesländern eine historische bedingte Zuordnung der Kernvorgänge<br />

zur Chemie zu geben. Diesem Ansatz folgen wir hier nicht.<br />

In der modernen Wissenschaft sieht man die Chemie als Physik der Elektronenhüllen. Chemische<br />

Veränderungen sind also immer mit Veränderungen der Elektronen-Hüllen und –<br />

Zuständen verbunden. Somit fallen die Kernreaktionen, Radioaktivität usw. aus dem chemischen<br />

Interesse heraus.<br />

Der aufmerksame Leser wird nun gleich anmerken, dass ja auch die Ionen-Bildung oder die<br />

Absorptions- und Emmissions-Vorgänge Veränderung der Elektronen-Hüllen sind. Natürlich<br />

ist das richtig. Hier sind wir im Grenzbereich zwischen Physik und Chemie. Meist verknüpft<br />

man einfach die Merkmale "Veränderung der Elektronen-Hüllen" und "Veränderung der Stoffe",<br />

dann kann man eine gut funktionierende Definition aufstellen.<br />

Aufgaben:<br />

1. Definieren Sie die Wissenschaft / den Begriff Chemie!<br />

2. Vergleichen Sie Ihre Definition mit mindestens drei anderen aus Internet und<br />

Literatur!<br />

Vorgang / Sachverhalt Veränderungen /<br />

Beobachtungen<br />

Schmelzen von Eis Übergang vom festen<br />

in den flüssigen Aggregatzustand<br />

Verdunsten von Wasser Übergang vom flüssigen<br />

in den gasförmigen<br />

Zustand<br />

Sieden von Wasser Übergang vom flüssigen<br />

in den gasförmigen<br />

Zustand<br />

Entladung der Atmosphäre<br />

(bei einem Gewitter)<br />

Leuchten eines Stoffes<br />

(in der Flamme / nach dem Erhitzen)<br />

Lösen von Salz in Wasser<br />

Erhitzen von Salz<br />

(bis zur Schmelze)<br />

Vorgangs-Art<br />

physikalisch<br />

physikalisch<br />

physikalisch<br />

Blitze und Donner physikalisch<br />

Abgabe von Licht in<br />

bestimmter Farbe<br />

physikalisch<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 44 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Lösen von Zucker in Wasser<br />

Erhitzen von Zucker<br />

(bis zur Braunwerdung)<br />

Erhitzen von Schwefel<br />

(bis zur Braunwerdung)<br />

Bildung eines Amalgam<br />

(Lösen eines Metalls in Quecksilber)<br />

Schmelzen von Kerzenwachs<br />

Brennen einer Kerze<br />

Farbveränderung eines Indikators in<br />

Anwesenheit z.B. einer Säure<br />

Bräunung von Fleisch beim Anbraten<br />

Farbigwerden der Blätter im Herbst<br />

Merkmale:<br />

Stoffumwandlung<br />

Energieumwandlungen /-Veränderungen<br />

Veränderungen der Bindungen<br />

Veränderungen der Teilchen und / oder ihrer Arten<br />

Das Merkmal der Stoffumwandlung ist meist relativ leicht nachzuvollziehen. Im Verlauf einer<br />

chemischen Reaktion verändern sich die Stoffe. Da jeder Stoff mit charakteristischen Eigenschaften<br />

asugestattet ist, können wir durch Vergleich der Eigenschaften der Ausgangsstoffe<br />

mit denen der Reaktionsprodukte Veränderungen erkennen. Mit Hilfe der neuen Eigenschaften<br />

(der entstehenden Stoffe) können wir auch die Art der Reaktionsprodukte bestimmen.<br />

Den energetischen Verlauf einer chemischen Reaktion stellt man in einem Energie-<br />

Schemata dar.<br />

Betrachten wir zuerst einmal den Verlauf der Reaktion (Vergasung von Kohle) von glühender<br />

Kohle mit Wasserdampf (Wassergas):<br />

C + H2O CO + H2 ↑ RH = 131 kJ / mol<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 45 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Die Ausgangsstoffe C und H2O<br />

haben vor der Reaktion ein bestimmtes<br />

Energie-Niveau. Dieses<br />

ist weitaus größer als 0 kJ / mol<br />

und es läßt sich nicht genau bestimmen.<br />

Bekannt sind aber die<br />

sogenannten Bildungsenthalpien<br />

für diese Stoffe. Da alle Elemente<br />

den Wert 0 kJ / mol besitzen, hat<br />

man eine realtive Bezugsgröße.<br />

Hier soll nochmals betont werden, dass<br />

eine Bildungsenthalphie von 0 kJ / mol<br />

nicht bedeutet, dass der Stoff keine Energie<br />

besitzt. Die besitzt er natürlich, aber<br />

wir können diesen Wert nicht genau bestimmen.<br />

Chemisch lassen sich Elemente<br />

nicht aus anderen "kleineren" Teilchen<br />

bilden, deshalb ist die Bindungsenthalphie<br />

definitionsgemäß auf 0 kJ/mol gesetzt.<br />

Für einen effektiven Zusammenstoß<br />

müssen die Teilchen die Aktivierungs-Energie<br />

EA besitzen. Nur<br />

mit ihr kann es zum Umbau der<br />

chemischen Bindungen kommen.<br />

Eventuell muss den Ausgangsstoffen noch Energie zugeführt werden, damit genug Teilchen<br />

eine ausreichende Energie besitzen. Sie können dann genügend effektive Zusammenstöße<br />

im Stoffgemisch ausführen.<br />

Nun gibt es zwei mögliche Fälle. Entweder die Reaktion benötigt Energie, wie es z.B. in der<br />

vorgestellten Reaktion der Fall ist. Dann wird nicht der gesamte Teil der zugeführten Energie<br />

wieder abgegeben. Die Reaktionsprodukte haben dann ein höheres Energie-Niveau als die<br />

Ausgangsstoffe. Eine Reaktion, die Energie für ihren Ablauf bindet ("verbraucht"), nennen wir<br />

endotherm.<br />

Im zweiten Fall ist der Reaktionsverlauf von einer Energie-Abgabe begleitet (z.B. Licht,<br />

Wärme, elektrische Energie). Diese Energie-Abgabe übersteigt auch die eventuell zugeführte<br />

Energie (zur Aktivierung der Reaktion). In so einem Fall nennen wir die Reaktion<br />

exotherm. Exotherme Reaktionen erkennt man an einem Minus-Zeichen vor dem Energie-<br />

Betrag.<br />

Die Veränderungen der Bindungen lassen sich am Aufbrechen von Bindungen ("Lösen der<br />

Bindungen") und am Neuknüpfen solcher festmachen. In unserem Beispiel werden die Bindungen<br />

zwischen den Wasserstoff- und Sauerstoff-Atomen (des Wassers) aufgebrochen.<br />

Neue Bindungen entstehen im molekularen Wasserstoff und im Cohlenmonoxid(-Molekül).<br />

Auch die Bindungs-Arten ändern sich. Im Cohlenstoff finden wir die Atom-Bindung. Im Wasser<br />

sind die Atome über eine Atombindung mit teilweisen Ionen-Charakter (auch: polare<br />

Atom-Bindung) verknüpft. In den Reaktionsprodukten finden wir ebenfalls die Atom-Bindung<br />

(Wasserstoff-Molekül) und eine polare Atombindung. Diese ist hier aber weitaus schwächer<br />

ausgebildet, als beim Wasser-Molekül.<br />

Im gewissen Sinne hätten wir damit auch das letzte Merkmal der chemischen Reaktion mit<br />

abgehandelt. Die Teilchen bzw. ihre Arten haben sich deutlich geändert. Aus einem Feststoff<br />

(Atom-Gitter) und einem Molekül entstehen zwei neue Moleküle.<br />

Zur Unterscheidung von chemischen Reaktionen hat man diverse Möglichkeiten. Jede rückt<br />

besondere Aspekte einer chemischen Reaktion (bzw. einer Gruppe von Reaktionen) in den<br />

Vordergrund.<br />

Reaktions-Arten<br />

Synthese (Bildungs-Reaktion)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 46 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Analyse (Zerlegungs- bzw. Spaltungs-Reaktion)<br />

Kombination aus Analyse und Synthese (Umwandlung)<br />

Reaktions-Arten (nach ihrem charakteresierendem Verlauf)<br />

Säure-Base-Reaktionen (Reaktionen mit Protonen-Übergang)<br />

Redox-Reaktionen (Reaktionen mit Elektronen-Übergang)<br />

photochemische Reaktionen (Licht-abhängige Reaktionen)<br />

Komplex-Reaktionen (Bildung, Umwandlung und Zerlegung von Komplexen)<br />

Reaktions-Arten (nach dem energetischen Verlauf)<br />

endotherme Reaktion (Reaktionen mit/unter Energie-Aufnahme)<br />

exoterme Reaktion (Reaktionen mit /unter Energie-Abgabe)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 47 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.5.x. einfache Thermodynamik chemischer Reaktionen<br />

Die (chemische) Thermodynamik beschäftigt sich mit den energetischen Veränderungen, die<br />

während einer chemischen Reaktion auftreten. Dabei interessieren uns die Energien, die in<br />

den Stoffen drin stecken sowie die Energie-Mengen, die bei Reaktionen aufgenommen oder<br />

abgegeben werden.<br />

Die Thermodynamik ist keine leichte Kost. Schon der Begriff Energie stellt uns vor große<br />

Verständnis-Probleme. Wer hat sie schon mal gesehen oder beobachtet. Wir können lediglich<br />

ihre Wirkungen fühlen, beobachten und messen.<br />

Energie ist neben Raum, Zeit und Information einer der zentralen Begriffe in der Physik (Naturwissenschaft).<br />

Hier ist es die Größe, die trotz aller Zeit-Abhängigkeiten der Naturgesetze<br />

unverändert bleibt (eine Art Inhaltsgröße).<br />

Definiert wir die Energie heute als abstrakte Größe zur Beschreibung von Veränderungen an<br />

und in Systemen. Energie kann nur umgewandelt werden. Es werden viele verschiedene<br />

Energieformen beschrieben, von denen:<br />

potentielle Energie (Lage-Energie)<br />

kinetische Energie (Bewegungs-Energie)<br />

elektrische Energie<br />

chemische Energie<br />

thermische Energie (Wärme(-Energie))<br />

zu den bedeutesten zählen.<br />

Vereinfacht – und populärer verständlich – wird Energie als das bezeichnet, was es einem<br />

System ermöglicht, Arbeit zu verrichten, Licht auszustrahlen, Wärme abzugeben, magentische<br />

Felder aufzubauen usw. usf.<br />

Die verschiedenen Energie-Unterschiede sind die Ursache aller physikalischen Vorgänge.<br />

Es wird immer ein Ausgleich der Energie-Differenzen (Potentiale, Gradienten) angestrebt.<br />

Unter Normalbedingungen (300 K) ist z.B. die elektrische und die chemische Energie mit<br />

einer der höchsten (organisiertesten / geordnetesten) Energieformen. Bei jeder Energie-<br />

Umwandlung entsteht immer mehr oder weniger Wärme. Wie wir noch sehen werden, kann<br />

aber die Wärme nicht wieder vollständig in eine andere Energie-Form umgewandelt werden.<br />

Die niedrigste Form der Energie ist somit die Wärme. Letztendlich wird nur noch Wärme-<br />

Energie über bleiben, die dann völlig gleichmäßig im Universum verteilt ist (Tendenz-<br />

Richtung aller Energie-Umwandlungen). Mitlerweile werden auch andere Theorien diskutiert,<br />

die nicht vom Wärme-Tod des Universums ausgehen. Die theoretische Physik hat hier noch<br />

ein riesiges Spielfeld.<br />

Als Formelzeichen verwenden wir für die Energie das E (seltener auch: W (Arbeit bzw.<br />

Wärme)). Die genormte SI-Einheit ist das JOULE (Zeichen: J; gesprochen: dschuhl) nach<br />

dem Physiker James Prescott JOULE (1818 – 1889). Aus traditionellen Gründen kursieren<br />

und halten sich noch verschiedene andere Einheiten, von denen den Biologen, Chemikern<br />

und Trophologen besonders die Kalorie nahe liegt.<br />

Umrechnungen und Namen weiterer Energie-Einheiten:<br />

Zeichen ausgeschrieben<br />

gesprochen<br />

Nm NEWTON<br />

Meter<br />

njutonmeter<br />

Ws WATT Sekunde<br />

wattsekunde<br />

cal CALORIE<br />

kalorie<br />

Umrechnung(en) Zeichen ausgeschrieben<br />

gesprochen<br />

1 Nm = 1 J erg<br />

erg<br />

1 Ws = 1 J<br />

1 kWh = 3,6 * 10 6 J<br />

1 cal = 4,187 J<br />

eV Elektronen<br />

VOLT<br />

elektronenvolt<br />

Umrechnung(en)<br />

1 erg = 0,1 *10 -6 J<br />

1 eV = 1,6 * 10 -19 J<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 48 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Dass Energie nicht geschaffen oder vernichtet werden kann, haben wir schon gesagt. In der<br />

Physik wird dieser Sachverhalt durch den Energie-Erhaltungs-Satz beschrieben. Ganz anders<br />

als sonst üblich ist dieser Satz kein Gesetz. Der Energie-Erhaltungs-Satz (1. Hauptsatz<br />

der Thermodynamik) ist derzeit nicht beweisbar. Er gilt aber als der wichtigste Grundsatz der<br />

Naturwissenschaften. Bis heute ist aber noch kein einziger Verstoß gegen dieses Quasi-<br />

Gesetz beobachtet worden. Nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand gilt es auch im gesamten<br />

Universum.<br />

In einem Energie-Niveau-<br />

Schemata (s.a. Abb. rechts) werden<br />

die verschiedenen Energie-<br />

Niveaus der reagierenden Stoffe<br />

sowie ev. Zwischen-Schritte / -<br />

Situationen dargestellt. Zu beachten<br />

ist dabei, dass ein Energie-<br />

Niveau-Schemata niemals bei einer<br />

0-Energie beginnt. Diese kann<br />

ein Stoff / ein chemisches System<br />

niemals erreichen. (Selbst in der Physik<br />

ist das Erreichen einer 0-Energie für<br />

einen Stoff etc. nicht möglich.) Wir können<br />

somit auch praktisch nicht die<br />

genaue Energie ermitteln, die ein<br />

Stoff hat. Was aber möglich ist –<br />

und von der Physik zur Perfektion<br />

gebracht wurde – ist die Ermittlung<br />

von Energie-Differenzen. Gibt ein<br />

Stoff Energie ab oder nimmt er sie<br />

auf, dann lässt sich das sehr genau<br />

feststellen.<br />

Auf die ausführliche Beschreibung weiterer thermodynamischer Größen, wie z.B. der Entropie,<br />

verzichten wir an dieser Stelle. Sie sind zwar von zentraler Bedeutung im Verständnis<br />

für die Freiwilligkeit oder den Zwang bei chemischen Reaktionen bzw. für die Gesamt-<br />

Betrachtung der energetischen Umsätzungen (bis in die Regionen des Gesamtweltalls).<br />

Aber ein Grundverständnis für die Energetik chemischer Reaktionen lässt sich auch weitgehend<br />

ohne sie erzielen.<br />

alternative Formulierungen der thermodynamischen Hauptsätze:<br />

HS Formulierung<br />

0. Stehen zwei Systeme jeweils mit einem dritten im thermodynamischen Gleichgewicht,<br />

so stehen sie auch untereinander im Gleichgewicht.<br />

1. Die Energie eines abgeschlossenen Systems ist konstant.<br />

2. Thermische Energie ist nicht in beliebigem Maße in andere Energiearten umwandelbar.<br />

3. Der absolute Nullpunkt der Temperatur ist unerreichbar.<br />

Q: de.wikipedia.org<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 49 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


HS Formulierung<br />

0.<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

Q:<br />

HS Formulierung<br />

0.<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

Q:<br />

interessante Links:<br />

zum Thema und Begriff "Energie": (Prof. LESCH in der Sendung "alpha-Centauri" (BR ))<br />

http://www.br-online.de/br-alpha/alpha-centauri/alpha-centauri-energie-2002-ID1208353667920.xml<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 50 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.5.x. Reaktions-Kinetik<br />

Reaktionsordnung<br />

Reaktion 0. Ordnung<br />

Reaktion 1. Ordnung<br />

Reaktion 2. Ordnung<br />

Reaktion 3. Ordnung<br />

Reaktionen höherer Ordnung<br />

0.5.x.1. Abhängigkeit der Reaktions-Geschwindigkeit<br />

Temperatur-Abhängigkeit<br />

VAN'T-HOFFsche Regel / RGT-Regel (ReaktionsGeschwindigkeits-Temperatur-Regel)<br />

Steigert man die Temperatur um 10 K (früher: 10 grd), dann erhöht sich die Reaktions-<br />

Geschwindigkeit zumeist um das zwei- bis dreifache. In seltenen Fällen kann die Geschwindigkeit<br />

bis zum zehnfachen steigen.<br />

alternativ: Steigt die Temperatur einer Reaktion um 10 K, dann drittelt bis halbiert sich zumeist<br />

die Reaktionszeit. In seltenen Fällen kann die Reaktionszeit auch nur noch ein Zehntel<br />

betragen.<br />

Q10-Wert: Verhältnis der Reaktionsgeschwindigkeit bei Temperaturveränderung um 10 K<br />

Q<br />

10<br />

RG<br />

<br />

<br />

RG<br />

T T<br />

T<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

10K<br />

T<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 51 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


0.5.x.2. das chemische Gleichgewicht<br />

Zu fast jeder chemischen Reaktion gibt eine Rück-Reaktion. Aus den Produkten werden<br />

wieder die Edukte. Da die Produkte, in dem Augenblick, wo sie neu gebildet wurden auch<br />

wieder miteinander reagieren können, beginnt praktisch sofort nach der Produkt-Bildung<br />

auch wieder die Rückbildung der Edukte.<br />

Chemische Reaktionen sind also im Allgemeinen umkehrbar, d.h. Hin- und die Rück-<br />

Reaktion laufen gleichzeitig ab. Ausnahmen gibt da vor allem bei photochemischen Reaktionen.<br />

Wie wir schon gesehen<br />

haben, ist die Reaktions-Geschwin<br />

Stoffmenge<br />

Reaktion A B<br />

digkeit besonders von 100,00<br />

A<br />

der Konzentration der<br />

Stoffe abhängig. Da<br />

gleich zu Anfang der<br />

B<br />

Produkt-Bildung nur<br />

sehr wenige Produkte<br />

vorhanden sind, wird<br />

50,00<br />

die Rück-Reaktion<br />

auch nur schleppend<br />

anlaufen. Je mehr<br />

dann aber von den<br />

0,00<br />

Zeit<br />

Produkten da sind,<br />

umso stärker ist auch<br />

die Rück-Reaktion.<br />

Irgendwann ist der<br />

Punkt erreicht, in<br />

dem die Geschwindigkeiten<br />

von Hin-<br />

und Rück-Reaktion<br />

genau identisch sind.<br />

Wir sprechen dann<br />

vom chemischen<br />

Gleichgewicht. Dieses<br />

ist ein dynamisches<br />

Gleichgewicht.<br />

Ständig werden irgendwo<br />

im Reaktions-Gefäß<br />

neue<br />

Produkte gebildet,<br />

während woanders<br />

wieder Produkte die<br />

Rück-Reaktion ein-<br />

gehen. <br />

Reaktionsgeschwindigkeit<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Reaktion A B<br />

Hinreaktion<br />

Rückreaktion<br />

Betrachtet man die Konzentrationen der reagierenden Stoffe, dann erkennt man das chemische<br />

Gleichgewicht am waagerechten und parallelen Verlauf der Graphen zueinander. Auch<br />

aus der Sicht der Konzentrationen ist das Gleichgewicht dynamisch. Zwar werden ständig<br />

neue Teilchen gebildet, aber der Zerfall (aller Teilchen) der Reaktionsprodukte ist genauso<br />

groß. Beide Konzentrationen ändern sich nicht, werden aber ständig durch neue / andere<br />

Teilchen aufrechterhalten.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 52 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre<br />

Zeit


0.5.x.2.x. Abhängigkeit des chemischen Gleichgewichtes<br />

Konzentrations-Abhängigkeit<br />

Temperatur-Abhängigkeit<br />

Druck-Abhängigkeit<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 53 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


1. Cohlenstoff<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 54 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


1.1. Element Cohlenstoff<br />

Das Element Cohlenstoff (Kohlenstoff) findet man im Periodensystem der Elemente (PSE)<br />

unter der Ordnungszahl 6 (6C). Dies bedeutet, dass jedes Atom 6 Protonen und 6 Elektronen<br />

beinhaltet. Im Atom-Kern können neben den Protonen noch 6 bis 8 Neutronen sein.<br />

Damit ergibt sich eine Massezahl von 12 bis 14 u (1 u … atomare Masseeinheit = 1,661 * 10 -<br />

27 kg = 1,661 * 10 -24 g). Somit geben sich die Isotope 12 C, 13 C und 14 C. Davon ist das 14 C-Isotop<br />

wegen seiner Radioaktivität und der dazu gehörenden Halbwertzeit von Jahren für viele Untersuchungen<br />

interessant. C14-Messungen (exakt: 14C-Messungen) werden z.B. für die Alterbestimmung<br />

benutzt. Im Bereich von tausend bis einigen hundertausend Jahren lässt sich damit<br />

das Alter von biologischen Resten sehr gut bestimmen.<br />

Als Element der IV. Hauptgruppe<br />

sind die Möglichkeiten zur Ionen-Bildung sehr eingeschränkt. Die dafür notwendige Energie<br />

wäre beachtlich. Beim Cohlenstoff finden wir eine deuliche Tendenz zur Atombindung. , vier<br />

Außen-Elektronen Vierbindigkeit (sozusagen Grundregel der organischen Chemie)<br />

1. Periode Möglichkeit von Mehrfachbindungen, keine d-Orbitale keine weiteren Bindungen<br />

über d-Valenzen<br />

Ionen-Bildung sehr aufwändig<br />

Normalerweise sind zwei Außen-Elektronen auf dem 2s-Orbital und zwei Elektronen auf zwei<br />

der drei 2p-Orbitale verteilt. Im angeregten Zustand (z.B. durch einfache Zusammenstöße der Atome<br />

oder bei äußerer Energiezufuhr) verteilen sich die Elektronen gleichmäßig auf alle Orbitale der 2.<br />

Schale. Durch Hybridisierung (Verschmelzung) des s- und der drei p-Orbitale entstehen vier<br />

gleichartige sp 3 -Hybrid-Orbitale. Dadurch entstehen vier gleichartige Bindungs-Möglichkeiten.<br />

Orbital<br />

p Energiezufuhr Hybridisierung<br />

s <br />

Normal-Zustand angeregter<br />

Zustand<br />

Das kugelförmige s-Orbital und die drei hantelförmigen p-<br />

Orbitale ergeben im hybridisierten Zustand insgesamt vier<br />

ebenfalls hantelförmige Hybrid-Orbitale. Diese ordnen sich<br />

wegen der maximalen gegenseitigen Abstoßung (der negativ<br />

geladene Elektronen) im Raum so an, dass ein maximaler<br />

Abstand zwischen ihnen besteht (GILLESPIE-Modell, Elektronenpaar-Abstoßungs-Modell).<br />

Es ergibt sich ein Tetraeder<br />

(Tetraeder-Modell). Im Zentrum befindet sich der Cohlenstoff-Atomkern.<br />

Die Spitzen entsprechen den Bindungsrichtungen.<br />

Der Raumwinkel beträgt zwischen den Bindungen<br />

beträgt 109°28'.<br />

Unter speziellen Bedingungen sind auch Doppel- oder Dreifachbindungen<br />

zwischen Cohlenstoff-Atomen möglich. Diese<br />

beruhen auf spezielle Hybridisierungen und werden bei den<br />

ungesättigten Kohlenwasserstoffen ausführlich behandelt.<br />

Die Bindungswinkel weichen dann vom Tetraeder-Winkel ab.<br />

<br />

hybridisierter<br />

Zustand<br />

Mittelstellung zwischen Lithium einem gutem Elektronen-Donator (Elektronen-Abgeber) und<br />

Fluor einem starken Elektronen-Akzeptor (Elektronen-Aufnehmer). Cohlenstoff neigt kaum<br />

zur Aufnahme oder Abgabe seiner Außenelektronen. Deshalb finden wir in organischen Ver-<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 55 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


indungen auch vorrangig Cohlenstoff-Atome mit anderen Atomen über Atombindungen<br />

verbunden. Mit einigen Partner werden polare Atombindungen eingegangen. Sehr selten<br />

sind polare Bindungen (Ionen-Beziehungen).<br />

keine Elektronenlücke (wie z.B. Bor (linker Nachbar im PSE)<br />

kein freies Elektronenpaar (z.B. wie rechter Nachbar im PSE: Stickstoff)<br />

Bindungen sehr stabil, allgemein wenig reaktionsfreudig<br />

Bindung mit anderen Atomen und zu sich selbst im Bereich von 200 – 400 kJ/mol<br />

ausgeprägte Bindungsfähigkeit zu sich selbst (also C-C-Bindungen, auch aus dem Elementbereich<br />

heraus), in verschiedenen Varianten Einfachbindungen (C-C), Doppelbindungen<br />

(C=C) und Dreifachbindungen (CC).<br />

Gute Bindungsmöglichkeiten zu anderen Atomen: H, O, S, N, P, Cl, Br, I, F, …<br />

irdische Bedingungen – sehr gute Bedingungen für C-Chemie<br />

natürliche Modifikationen<br />

Graphit<br />

Ruß entsteht normalerweise bei Verbrennung von organischen Verbindungen unter Sauerstoff-Mangel,<br />

sonst vorrangig Cohlendioxid und bei einsetzendem Sauerstoff-Mangel auch<br />

Cohlenmonoxid)<br />

Schmelzpunkt 3800 °C<br />

Siedepunkt 4200 °C<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Diamant<br />

natürlich nur unter extrem hohem Druck und Temperaturen (in Gesteinen), sehr hart, farblos,<br />

brennbar!, in Biologie und Ernährungslehre aber ohne Bedeutung<br />

größte Härte Härtestufe 10 nach MOHS<br />

Handelsmaß ist Karat ( = 1/5 g)<br />

nur 5 % der Weltproduktion wird in der<br />

Schmuckindustrie umgesetzt<br />

Hauptnutzung in der Schleif- und Bohr-<br />

Industrie<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 56 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Q: www.3dchem.com<br />

Fullerene<br />

auch im Ruß enthalten, sehr stabil, brennbar, verhält sich chemisch wie Graphit, deshalb<br />

keine besondere Bedeutung für Biologie und Ernährungslehre<br />

Q: www.3dchem.com<br />

künstliche Modifikationen (Cohle-Fasern, …) keine Bedeutung in der Biologie, in der Ernährungslehre<br />

nur sehr geringe Anknüpfungspunkte z.B. Kochgeschirr<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 57 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


1.2. anorganische Verbindungen des Cohlenstoffs<br />

Zu den anorganischen Verbindungen des Cohlenstoff zählen seine Oxide, die Kohlensäure<br />

und deren Salze sowie die Carbide.<br />

1.2.1. Cohlenmonoxid<br />

Dieses Oxid des Cohlenstoffs hat eher eine untergeordnete<br />

Bedeutung in Biologie und Ernährungslehre. Cohlenmonoxid<br />

(CO) entsteht bei der unvollständigen Verbrennung (unter Sauerstoff-Mangel)<br />

von elementaren Cohlenstoff.<br />

2 C + O2 2 CO ; RH = - 172 kJ / mol<br />

In der Industrie benutzt man auch die Redoxreaktion:<br />

bearb. drews;<br />

Orig. "CO2": Q: www.3dchem.com<br />

C + CO2 2 CO ; RH = + 173 kJ / mol Symproportionierung<br />

zur Herstellung von Cohlenmonoxid (bei der Eisen-Herstellung im Hochofen-Prozeß). Außer als Synthese-Gas<br />

wird es besonders als Brenn-Gas (Stadtgas; im Hochofenprozeß) verwendet. Die<br />

Verbrennung liefert sehr viel Energie:<br />

2 CO + O2 2 CO2 ; RH = -566 kJ / mol<br />

Es ist ein farbloses, geschmackloses, geruchloses, wasserunlösliches und giftiges Gas. Seine<br />

besondere Giftigkeit basiert auf seiner erhöhten Affinität zum Sauerstoff-Transporteur<br />

Hämoglobin in unserem Blut. Diese ist ungefähr 300x größer als die von Sauerstoff zu Hämoglobin.<br />

Außerdem ist die Bindung von Cohlenmonoxid irreversibel, d.h. sie bricht nicht<br />

wieder auf. Bei Sauerstoff passiert dies in Abhängigkeit vom Partialdruck (anderes Maß für<br />

die Sauerstoff-Konzentration) in den Sauerstoff-bedürftigen Organen. Schon 0,2 % CO in<br />

der Umgebungsluft bewirken über einen längeren Zeitraum eine Vergiftung. Deshalb ist die<br />

regelmäßige Kontrolle von Öfen oder offenen Feuern (Kaminen) während der Benutzung<br />

und auch durch den Schornsteinfeger sehr wichtig und u.U. lebensrettend. Wenn Cohlenmonoxid<br />

als Stadtgas verwendet wird, dann werden Geruchsstoffe beigemischt, um eine<br />

versehentliche Vergiftung zu verhindern.<br />

CO hat ein Litergewicht von 1,25g. Damit ist es leichter als Luft. Die Bindung<br />

im CO-Molekül ist für Cohlenstoff recht ungewöhnlich. Sie ist nur dreibindig.<br />

Üblich sind sonst vier Bindungen. Desweiteren handelt es sich beim CO- |C ≡ O|<br />

Molekül um einen Dipol. Das Molekül besitzt zwei entgegengesetzte Ladungen.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 58 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


1.2.2. Cohlendioxid<br />

Wird Cohlenstoff vollständig oxidiert, dann entsteht Cohlendioxid<br />

(CO2):<br />

C + O2 CO2 ; RH = -394 kJ / mol<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Weiterhin eignet sich Cohlenmonoxid als Ausgangsstoff für die Herstellung von Cohlendioxid.<br />

Da Cohlenmonoxid noch nicht vollständig oxidiert ist, läßt es sich verbrennen:<br />

2 CO + O2 2 CO2 ; RH = -566 kJ / mol<br />

Das farblose Gas Cohlendioxid ist wasserlöslich. Der größte Anteil an der Löslichkeit beruht<br />

dabei auf die physikalische Gas-Lösung im Wasser. Weiterhin bildet sich dabei die sehr instabile<br />

Cohlensäure (Kohlensäure, H2CO3; 1.2.3. Cohlensäure / Carbonat).<br />

Das Molekül des Cohlendioxids ist linear gebaut. Im Zentrum<br />

liegt das C-Atom. Die beiden Sauerstoff-Atome besitzen eine<br />

partielle negative Ladung, da sie durch ihre relativ hohe Elektronegativität<br />

(3,5 im Vergleich zu 2,5 bei C) die Elektronen recht<br />

stark zu sich ziehen.<br />

_- + -_<br />

O = C = O<br />

¯ ¯<br />

Cohlendioxid ist die Cohlenstoff-Quelle der Pflanzen. Als Endprodukt der Zellatmung wird es<br />

beim Menschen hauptsächlich mit der Ausatemluft ausgeschieden. Hier beträgt die Konzetration<br />

den 140-fachen Wert des normalen Wertes in der Erdatmosphäre (rund 0,04%).<br />

Cohlendioxid ist nicht giftig – wirkt aber erstickend. Da es schwerer als Luft ist, ist besonders<br />

bei geschlossenen Räumen und Senken (kleine Täler, Kuhlen, …) mit einem geringen Luftaustausch<br />

erhöhte Vorsicht angebracht.<br />

Die normale Ausatemluft von Tieren und auch die des Menschen enthält 4 bis 5 % CO2. Mehrfaches Ein- und<br />

Ausatmen der gleichen Luft wirkt also auch erstickend. Deshalb dürfen z.B. Schnorchel eine bestimmte Länge<br />

(Innenvolumen) nicht überschreiten, da sonst die Menge der erneuerten Luft zu gering wird. Als "Erste Hilfe"-<br />

Maßnahme bei einer unwillkürlichen Hyperventilation (Hechelatmung) wird deshalb das Überstreifen einer Plastiktüte<br />

genutzt. Durch mehrfaches Ein- und Ausatmen der gleichen Luft steigt der CO2-Gehalt und die natürliche<br />

Atemregulation kann wieder einsetzen.<br />

Bei – 78 °C (und erhöhtem Druck) wird Cohlendioxid fest. Dabei wird nicht erst der flüssige Aggretgatzustand<br />

eingenommen, sondern sofort der feste. Bei steigenden Temperaturen sublimiert<br />

festes Cohlendioxid wieder sofort in die Gas-Form. Festes Cohlendioxid wird wegen<br />

seines besonderen Feststoff-Gas-Übergangs als Trockeneis bezeichnet. Früher verwendete<br />

man es häufig als Kühlmittel.<br />

Für die Nutzung in der Schweißtechnik (Schutzgas) oder in der Getränke-Industrie (sogenannte<br />

Kohlensäure) wird cohlendioxid unter erhöhtem Druck verflüssigt. Heute findet man es u.a.<br />

auch in speziellen Feuerlöschern. Bei deren Benutzung ist unbedingt darauf zu achten, dass<br />

durch die schlagartige Entspannung des komprimierten Cohlendioxids ein stark kühlender<br />

Schnee entsteht. Dieser hat eine Temperatur um die -70 °C und kann extreme Erfrierungen<br />

verursachen! Bei der Nutzung als Feuerlöschmittel nutzt man natürlich genau diese extreme<br />

Herunterkühlung des brennenden Objektes (unter den Flammpunkt) und die erstickende<br />

Wirkung des Gases.<br />

Aufgaben:<br />

1. Erklären Sie die besondere Eignung von Cohlendioxid für die Verwendung<br />

in Feuerlöschern! (Beim Öffnen der unter Druck stehenden Stahl-Flasche<br />

bildet sich fester CO 2-Schnee. Warum eigentlich?)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 59 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


1.2.3. Cohlensäure / Carbonat<br />

Cohlensäure entsteht bei der Lösung von Cohlendioxid in<br />

Wasser:<br />

CO2 + H2O H2CO3<br />

Sie ist eine sehr instabile Substanz und ist nur unter Druck<br />

längere Zeit in Wasser haltbar. Bei normalem Druck (1 atm =<br />

1013,25 hPa) zerfällt Cohlensäure wieder in Wasser und<br />

Cohlendioxid:<br />

H2CO3 H2O + CO2 <br />

Q: www.3dchem.com<br />

In Lösung dissoziiert die Cohlensäure schrittweise in zwei Hydronium-Ionen und das Carbonat-Ion.<br />

Als Zwischenprodukt bildet sich das Hydrogencarbonat-Ion.<br />

H2CO3 + H2O H3O + -<br />

+ HCO3<br />

-<br />

HCO3 + H2O H3O + 2-<br />

+ CO3<br />

______________________________________<br />

H2CO3 + 2 H2O 2 H3O + 2-<br />

+ CO3<br />

Wir sprechen bei der Cohlensäure von einer zweiwertigen (zweibasigen) Säure.<br />

Von einer gewissen biologischen und trophologischen Bedeutung sind die schwerlöslichen<br />

Carbonate, wie z.B. Calcium- und Magnesiumcarbonat. Gerade das Calciumcarbonat macht<br />

uns als Wasserhärte und Kesselstein zu schaffen. In vielen biologischen Systemen ist es<br />

Schutz- und Verstärkungsmittel aber nicht wegzudenken. Z.B. bestehen Schalen von Muscheln<br />

und Schnecken zu einem Großteil aus diesem Material. Aber auch in Knochen oder<br />

in den Chitin-Panzern von Insekten trägt es zur Verfestigung der Strukturen bei.<br />

Die Bildung von Carbonaten erfolgt über die üblichen Salzbildungsreaktionen. Eine Möglichkeit<br />

ist die Reaktion von Calcium-Ionen (z.B. aus der Base) mit gelöstem Cohlendioxid (Carbonat-Ion):<br />

Ca 2+ + 2 OH - + 2 H3O + 2-<br />

+ CO3<br />

CaCO3 + H2O Neutralisation<br />

Interessant ist, dass bei weiterer Zuführung von Cohlendioxid die Bildung von Hydrogencarbonat-Ionen<br />

aus den Carbonat-Ionen gefördert wird. Die Hydrogencarbonate sind Salze, die<br />

eine wesentlich bessere Löslichkeit in Wasser zeigen, als Carbonate.<br />

CaCO3 + H2O + CO2 Ca 2+ -<br />

+ 2 HCO3<br />

So können Carbonate auch wieder aufgelöst werden. Zu beachten ist dabei aber, dass es<br />

sich um ein empfindliches Gleichgewicht handelt. Schon eine Temperatur-Erhöhung treibt<br />

das Cohlendioxid aus dem Gemisch. Es bildet sich sofort wieder schwerlösliches Carbonat.<br />

Noch besser geht das Auflösen von Carbonaten mit starken Säuren. Diese verdrängen die<br />

schwache Kohlensäure aus ihren Salzen. Das Auflösen von Kesselstein mit Essigsäure<br />

(od.ä.) ist nichts anderes.<br />

CaCO3 + 2 CH3 – COOH 2 CH3 – COOCa + H2O + CO2 <br />

Calciumcarbonat Essigsäure Calciumacetat<br />

(Kesselstein) (z.B.: Kaffeemaschinen-<br />

reiniger od. pur (Essig))<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 60 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Aufgaben:<br />

1. Vergleichen Sie die Oxide des Cohlenstoff in einer Tabelle!<br />

2. Stellen Sie Gleichungen zur Bildung von Magnesiumcarbonat und der Auflösung<br />

des Salzes mit Cohlendioxid (Cohlensäure) auf!<br />

für das gehobene Anspruchsniveau:<br />

3. Wieso kann es zur Bildung von Hydrogencarbonat-Ionen kommen, wenn<br />

man Cohlendioxid in ein Carbonat-Wasser-System einbläst? Stellen Sie passende<br />

chemische Gleichungen auf!<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 61 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


1.3. organische Verbindungen des Cohlenstoffs<br />

Bis in Allchimisten-Zeiten wurden die organischen Stoffe den Lebewesen zugeschrieben.<br />

Nur sie wären in der Lage diese zu produzieren. Eine Herstellung aus einfachen, anorganischen<br />

Reagenzien sollte nicht möglich sein.<br />

Die Isolierung vieler – häufig in Lebewesen und ihrer Produkten – vorkommender Substanzen<br />

gelang schon recht früh (z.B. 1769; SCHEELE; Weinsäure; usw. usf.). Als Bauelemente<br />

konnte man schon die Elemente Cohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Schwefel,<br />

verschiedene Halogene und Phosphor identifizieren. Die Stoffe aus den Lebewesen schienen<br />

mit einer gewissen Lebenskraft ("vis vitalis") versehen zu sein.<br />

Der Begriff organische Stoffe wurde 1807 von schwedischen Forscher Jöns Jakob BER-<br />

ZELIUS (1779 – 1848) für solche Substanzen vorgeschlagen, die aus der belebten Natur<br />

stammten (und den aus der unbelebten - anorganischen – entgegenstanden).<br />

1828 belehrte der deutsche Chemiker Friedrich WÖHLER die Naturwissenschaftler – und<br />

vor allem die Vitalisten – eines Besseren. Er stellte aus einer als anorganisch geltenden<br />

Substanz den "organischen" Harnstoff her.<br />

trocknes Erhitzen<br />

NH4OCN CO(NH2)2<br />

Ammoniumcyanat Harnstoff<br />

Dem Ammoniumcyanat haftete aber noch so ein gewisser organischer Hauch an.<br />

H. KOLBE gelang dann die Synthese von Essigsäure aus eindeutig mineralischen (anorganischen)<br />

Stoffen (Cohlenstoff, Schwefel, Chlor und Wasser).<br />

Nach kurzer wissenschaftlicher Diskussion war der Damm gebrochen und der Vielzahl organischer<br />

Synthesen war keine Grenze mehr zu setzen. Die Zahl der organischen Substanzen<br />

– und zwischen natürlicher und künstlicher Herkunft – wird nur noch selten unterschieden –<br />

ist auf mehrere Millionen gestiegen. Im Vergleich dazu liegt die Zahl der anorganischen Stoffe<br />

bei nur wenigen Hunderttausenden.<br />

Organische Stoffe werden heute deshalb als die Verbindungen des Cohlenstoffs definiert<br />

(bei Ausschluß der Oxide, Mineralsäuren und ihrer Salze und einige wenige spezielle Verbindungen<br />

mineralischen Ursprungs). Die Definition als Chemie der Kohlenwasserstoffe und<br />

ihrer Derivate (Abkömmlinge) ist ebenfalls weit verbreitet.<br />

Eine Trennung in anorganische und organische Chemie ist im Wesentlichen historisch bedingt.<br />

Die Sonderstellung der (organischen) Cohlenstoff-Chemie läßt sich aber durch die<br />

Vielzahl von Verbindungen (2008: über 29.000.000) gegenüber den gerade mal 800.000<br />

restlichen (anorganischen) Stoffen aufrechterhalten.<br />

Wichtige Teilbereiche der organischen Chemie sind u.a.:<br />

Petrolchemie<br />

Kunststoffchemie<br />

Gartenbau-, Landwirtschafts- und Forstchemie<br />

Farbstoffchemie<br />

Arneimittelchemie<br />

Waschmittelchemie<br />

Biochemie<br />

Lebensmittelchemie<br />

Allgemein kann sagen, dass organische Stoffe beim Erhitzen weit eher sieden, schmelzen<br />

oder sich zersetzten, als anorganische Verbindungen. Typisch ist auch ihre Brennbarkeit<br />

(wesentlich seltener bei anorganischen Stoffen).<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 62 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


2. Kohlenwasserstoffe<br />

nur aus C und H zusammengesetzt (KWS)<br />

werden (oft) als Stammverbindungen angesehen, abgewandelte Stoffe mit anderen Atomen<br />

sind dann Derivate (Abkömmlinge)<br />

Unterscheidung nach Bau:<br />

Endform des Moleküls (I)<br />

o unverzweigt<br />

o verzweigt<br />

Endform des Moleküls (II)<br />

o kettenförmig (aliphatisch)<br />

o ringförmig (cyclisch)<br />

Art der enthaltenden Bindungen (zwischen den C-Atomen)<br />

o nur Einfachbindungen (gesättigt)<br />

o eine oder mehrere Mehrfachbindungen (ungesättigt)<br />

Sonderform: aromatisch (cyclisch mit Mehrfachbindungen)<br />

Unterscheidung nach Eigenschaften<br />

…<br />

Farbstoffe<br />

Tenside<br />

…<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 63 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


2.1. gesättigte Kohlenwasserstoffe<br />

2.1.1. Alkane<br />

Alkane sind Kohlenwasserstoffe mit ausschließlich Einfachbindungen im Cohlenstoff-Gerüst.<br />

Alle weiteren Bindungen sind mit Wasserstoff belegt. Alkane wurden früher als Paraffine (parum<br />

affinis = lat. wenig verwandt) bezeichnet. Heute benutzt man den Begriff Paraffin meist eher<br />

für längerkettige Alkane.<br />

2.1.1.1. Bau der Alkane<br />

Name der Verbindung setzt sich aus dem Stamm und einem Suffix (Endung) zusammen.<br />

Der Stamm beschreibt die Anzahl der enthaltenen Cohlenstoff-Atome in einem Molekül. Dazu<br />

werden folgende Stämme benutzt:<br />

Anzahl<br />

C-<br />

Atome<br />

Namensstamm<br />

Anzahl<br />

C-<br />

Atome<br />

Namensstamm<br />

Anzahl<br />

C-<br />

Atome<br />

Namensstamm<br />

1 Meth- 11 Undec- 30 Triacont-<br />

2 Eth- 12 Dodec- 40 Tetracont-<br />

3 Prop- 13 Tridec- 50 Pentacont-<br />

4 But- 14 Tetradec- 60 Hexacont-<br />

5 Pent- 15 Pentadec- 70 Heptacont<br />

6 Hex- 16 Hexadec- 80 Octacont-<br />

7 Hept- 17 Heptadec- 90 Nonacont-<br />

8 Oct- 18 Octadec- 100<br />

9 Non- 19 nonadec-<br />

10 Dec- 20 Eicos-<br />

Als Endung wird –an verwendet. Diese steht für gesättigte Kohlenwasserstoffe. Auch im<br />

Stoffgruppennamen Alkane kennzeichnet es den gesättigten Zustand aller Bindungen des<br />

Cohlenstoffs untereinander.<br />

Die Namensstämme für die Cohlenstoff-Atom-Anzahl und die Endungen für die<br />

Stoffgruppen sind notwendig für das Verständnis vieler Begriffe und den Charakter<br />

vieler organischer Stoffe. Ihre Beherrschung (1-10 bzw. fett gedruckte)<br />

ist deshalb als obligatorisch anzusehen!!!<br />

Einfache lineare Alkane haben die allgemeine Formel CnH2n+2 , wobei n die natürlichen<br />

Zahlen (1, 2, 3, …) vertritt.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 64 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Die organische Chemie kennt folgende wichtige (lineare) Alkane:<br />

Anzahl Name Summen- Verwendung<br />

C-Atome<br />

formel<br />

1 Methan CH4 Stadtgas (Erdgas)<br />

2 Ethan C2H6<br />

3 Propan C3H8 Flaschen- / Camping-Gas<br />

4 Butan C4H10 Feuerzeug-Gas, Flaschen- / Camping-Gas<br />

5 Pentan C5H12 Feuerzeug-Benzin<br />

6 Hexan C6H14 Leichtbenzin (Kerosin)<br />

7 Heptan C7H16 Leichtbenzin<br />

8 Octan C8H18 Benzin<br />

9 Nonan C9H20 Benzin<br />

10 Decan C10H22<br />

11 Undecan C11H24<br />

12 Dodecan C12H26 Diesel<br />

13 Tridecan C13H28 Diesel<br />

14 Tetradecan C14H30 Diesel<br />

15 Pentadecan C15H32 Schweröl, Heizöl<br />

16 Hexadecan C16H34 Schweröl, Heizöl<br />

17 Heptadecan C17H36<br />

18 Octadecan C18H38 Stearin, Kerzenwachs, Hartparaffin<br />

19 Nonadecan C19H40 Hartparaffin<br />

20<br />

…<br />

Eicosan C20H42 Hartparaffin<br />

Neben den offiziellen Namen, die nach den Vorschriften der IUPAC (International Union of<br />

Pure and Applied Chemistry) gebildet werden, gibt es oft auch ältere, umgangssprachliche<br />

oder populäre Namen. Diese werden Trivialnamen genannt. Die meisten sind neben den offiziellen<br />

Namen zugelassen. Viele Chemiker – aber auch Techniker usw. – verwenden oft<br />

lieber die Trivialnamen. Sie sind kürzer, oft eingängiger und eindeutiger (in der Aussprache).<br />

Die Nomenklaturvorschriften der IUPAC wurden 1980 weitgehend geregelt und sollten in der<br />

reinen Chemie vorrangig benutzt werden.<br />

Die Summenformeln sind bei der Vielzahl organischer Verbindungen wenig informativ. Wie<br />

wir später sehen werden, gibt es sehr viele Summenformeln, die zu mehreren Stoffen passen.<br />

Zum genauen Aufzeigen der molekularen Struktur haben sich mehrere Darstellungs-<br />

Modelle (Formeln) herauskristallisiert.<br />

Die meist am übersichtlichste Variante ist die vollständigen Strukturformeln:<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 65 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Anzahl<br />

C-Atome<br />

Name vollständige Strukturformel<br />

1 Methan H<br />

|<br />

H – C - H<br />

|<br />

H<br />

2 Ethan H H<br />

| |<br />

H – C – C - H<br />

| |<br />

H H<br />

3 Propan H H H<br />

| | |<br />

H – C – C – C - H<br />

| | |<br />

H H H<br />

4 Butan H H H H<br />

| | | |<br />

H – C – C – C – C - H<br />

| | | |<br />

H H H H<br />

5 Pentan H H H H H<br />

| | | | |<br />

H – C – C – C – C – C - H<br />

| | | | |<br />

H H H H H<br />

6 Hexan H H H H H H<br />

| | | | | |<br />

H – C – C – C – C – C – C - H<br />

| | | | | |<br />

H H H H H H<br />

7 Heptan H H H H H H H<br />

| | | | | | |<br />

H – C – C – C – C – C – C – C - H<br />

| | | | | | |<br />

H H H H H H H<br />

8 Octan H H H H H H H H<br />

| | | | | | | |<br />

H – C – C – C – C – C – C – C – C - H<br />

| | | | | | | |<br />

H H H H H H H H<br />

9 Nonan H H H H H H H H H<br />

| | | | | | | | |<br />

H – C – C – C – C – C – C – C – C – C - H<br />

| | | | | | | | |<br />

H H H H H H H H H<br />

10 Decan H H H H H H H H H H<br />

| | | | | | | | | |<br />

H – C – C – C – C – C – C – C – C – C – C - H<br />

| | | | | | | | | |<br />

H H H H H H H H H H<br />

Man sieht schnell ein, dass solche Formeln für den täglichen Gebrauch etwas unpraktisch<br />

sind. Deshalb haben sich Vereinfachungen durchgesetzt. In den verkürzten Strukturformeln<br />

werden alle Anhänge an einem C-Atom – außer benachbarte C-Atome – zusammengefasst.<br />

Treten Wiederholungen von Zusammenfassungen auf, dann dürfen auch diese<br />

wieder zusammengefast werden.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 66 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Anzahl<br />

C-Atome<br />

Name verkürzte Strukturformel<br />

1 Methan CH4<br />

2 Ethan CH3 – CH3<br />

3 Propan CH3 – CH2 – CH3<br />

4 Butan CH3 – CH2 – CH2 – CH3<br />

CH3 [– CH2 ]2 – CH3<br />

5 Pentan CH3 – CH2 – CH2 – CH2 – CH3<br />

CH3 [– CH2 ]3 – CH3<br />

6 Hexan CH3 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH3<br />

CH3 [– CH2 ]4 – CH3<br />

7 Heptan CH3 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH3<br />

CH3 [– CH2 ]5 – CH3<br />

8 Octan CH3 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH3<br />

CH3 [– CH2 ]6 – CH3<br />

9 Nonan CH3 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH3<br />

CH3 [– CH2 ]7 – CH3<br />

10 Decan CH3 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH3<br />

CH3 [– CH2 ]8 – CH3<br />

Wie man gut erkennen kann, unterscheiden sich zwei aufeinanderfolgende Alkane immer<br />

durch die Baugruppe – CH2– . Solche Stoffe bilden dann eine homologe Reihe (homo = lat.<br />

gleich, logos = lat. Sinn, Lehre).<br />

Weitere Begriffs-bestimmende Merkmale für eine homologe Reihe sind eine charakteristische allgemeine Formel,<br />

gleiche chemische Eigenschaften (z.B. 2.1.1.2.1. chemische Eigenschaften – Reaktionen der Alkane),<br />

deren jeweilige Reaktionsfreudigkeit i.A. in der Reihe abnimmt sowie physikalische Eigenschaften (z.B. <br />

2.1.1.2.1. physikalische Eigenschaften der Alkane), die sich kontinuierlich in der Reihe ändern oder auch bleiben.<br />

Aber auch die verkürzten Strukturformeln sind mit einem erheblichen Schreibaufwand verbunden.<br />

Und Chemiker sind insgeheim ein "faules" Völkchen. Also haben sie sich auf eine<br />

noch einfachere und z.T. klarere Schreibung geeinigt, die zudem Sparsamkeit und Übersichtlichkeit<br />

in sich vereint. In Gitterstrukturformeln schreibt man nur noch das C-Atom-<br />

Gerüst auf. Selbst die C-Atome werden weggelassen. An jedem C-Stoff-Atom wird ein Knick<br />

in der Linie gemacht. Somit entspricht immer eine Ecke bzw, ein Knick einem C-Atom. Alle<br />

Wasserstoff-Atome, die direkt an ein C-Atom gebunden sind werden ebenfalls einfach weggelassen.<br />

Jeder Chemiker weiss um die Vierbindigkeit des Cohlenstoffs und ersetzt die<br />

freien Bindungen dann einfach im Geist mit H-Atomen.<br />

Anzahl<br />

C-Atome<br />

Name Gitter-Strukturformel<br />

1 Methan wird aber nicht genutzt, da eine Verwechslung mit einem<br />

freien Elektron denkbar wäre<br />

2 Ethan – wird aber selten genutzt, da z.B. eine Verwechslung<br />

mit einem freien Elektronpaar denkbar wäre<br />

3 Propan<br />

/\<br />

4 Butan<br />

/\/<br />

5 Pentan<br />

/\/\<br />

6 Hexan<br />

/\/\/<br />

7 Heptan<br />

/\/\/\<br />

8 Octan<br />

/\/\/\/<br />

9 Nonan<br />

/\/\/\/\<br />

10 Decan<br />

/\/\/\/\/<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 67 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Zur Darstellung der dreidimensionalen Molekülstruktur mittels Gitter-Strukturen kommen<br />

noch einige Darstellungsvereinbarungen dazu. Die beschreiben wir dann später, wenn sie<br />

wirklich gebraucht werden.<br />

Trotzdem ist die räumliche Anordnung für Chemiker sehr interessant, da erfahrungsgemäß<br />

die äußeren Strukturen besonders gut reagieren können.<br />

Die wichtigsten räumlichen Modelle sollen hier kurz vorgestellt werden:<br />

Kugel-Modell<br />

Kalotten-Modell<br />

Kugel-Stab-Modell<br />

elektrostatische Molekül-Oberfläche<br />

wasserundurchdringliche Moleküloberfläche - Gitternetz<br />

sigma Elektronenbereich – elektrostatisch<br />

Q: commons.wikimedia.org<br />

(Algarech); bearb.: drews<br />

Q: lpmfs.lpm.uni-sb.de<br />

Q: lpmfs.lpm.uni-sb.de<br />

Q: lpmfs.lpm.uni-sb.de<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 68 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Die räumlichen Modelle holen uns schnell aus der abstrakten zweidiemensionellen Papier-<br />

Ebene in die Realität zurück. Da sieht ein komplexeres Molekül schnell mal anders aus, als<br />

man es vielleicht vermuten würde. Deshalb werden wir ab und zu auch mal ein räumliches<br />

Molekül-Modell mit einstreuen.<br />

Bei den veschiedenen Darstellungen fällt auf, dass die<br />

Cohlenstoff-Atome nicht einfach eine Kette bilden, sondern<br />

eher eine Zick-Zack-Linie.<br />

Schauen wir uns dazu zuerst einmal das Methan-Molekül in<br />

einer anderen Darstellung an. Die Bindungen – es handelt<br />

sich ja um negativ geladene Elektronen-Paare – stoßen<br />

sich maximal voneinander ab. Im Raum entsteht ein Tetrader,<br />

in dessen Zentrum der Cohlenstoff-Atomkern steckt.<br />

Die Spitzen zeigen die Bindungs-Richtungen an. Hier sitzen<br />

die Wasserstoff-Atome. Auch deren positiv geladenen Kerne<br />

(nur ein Proton) nehmen zueinander einen möglichst<br />

großen Abstand ein.<br />

Die kugelförmigen s-Orbitale des Wasserstoff-Atoms (grünlich)<br />

verschmelzen mit den hantel- bzw. keulenförmigen<br />

sp 3 -Hybrid-Orbitalen (ocker-gelblich) zu Bindungen (gemeinsam<br />

genutzte Elektronen-Paare).<br />

Modellhaft kann man sich die maximale Abstoßung der<br />

Bindungen an vier prallen Luftballons ( vier Bindungen)<br />

vorstellen, die alle mit ihren Öffnungen zusammengebunden<br />

( Atomkern) sind. Sie ordnen sich so an, dass jeder<br />

Ballon den gleichen Raum ( geringste Energie) einnehmen<br />

kann.<br />

Bei längeren Molekülen ordnen sich auch die Wasserstoff-<br />

Atome der Nachbar-Atome immer so an, dass sie sich maximal<br />

voneinader abstoßen.<br />

Dies gilt auch für die Nachbar-Atome bzw. deren Anhänge.<br />

Die Bindung<br />

zwischen den C-<br />

Atomen ist praktisch<br />

drehbar.<br />

Eine Drehung<br />

bedeutet aber<br />

erhöhte Abstoßung<br />

bei den H-<br />

Atomen. Dazu<br />

wäre zusätzliche<br />

Energie notwendig.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 69 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Q: www.3dchem.com<br />

stabile und instabile Anordnung<br />

von zwei CH3-Gruppen zueinander<br />

Moleküle nehmen<br />

– wie Atomen<br />

usw. – immer<br />

die Konstellation<br />

ein, die<br />

mit einer möglichst<br />

geringen<br />

Energie verbunden<br />

ist. So liegen<br />

praktisch<br />

immer – mehr<br />

oder weniger -<br />

langgestreckte<br />

Moleküle vor.<br />

Die Wasserstoff-Atome bzw. andere angelagerte Atome sind immer leicht versetzt (gestaffelt)<br />

angeordnet. Bei äußeren Einwirkungen (z.B. durch Erwärmung, Kontakt mit anderen<br />

Teilchen), kann es auch zur Verdrehung an der C-C-Achse kommen. Liegen die Wasserstoff-Atome<br />

in Linie hintereinander (ekliptisch), dann liegt eine energetisch sehr ungünstige<br />

Konformation vor. Die Wasserstoff-Atome stoßen sich ab und nehmen wieder die normale<br />

gestaffelte Stellung ein.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 70 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Zur Darstellung der Verdrehungsstrukturen<br />

nutzt man in der organischen Chemie gern<br />

die Sägebock- oder NEWMAN-Projektion.<br />

Bei dieser stellen Auge und die betrachtete<br />

C-C-Bindung eine gedacht Linie dar. Das<br />

Molekül wird nun so auf dem Blatt Papier<br />

positioniert, dass die Linie sektrecht auf der<br />

Projektionsebene (Blatt) steht. Das sichtbare<br />

C-Atom wird als Kreis angedeutet und die<br />

Substituenten außerhalb des Kreises angeordnet.<br />

Die Bindungen werden als Strahlen<br />

vom Kreismittelpunkt nach außen gezeichnet.<br />

Für das unsichtbare, hintere C-Atom<br />

werden nur die noch sichtbaren Bindungsstrahlenenden<br />

mit den Substituenten dargestellt.<br />

Verdeckte Bindungen werden leicht verdreht aufgezeichnet.<br />

Für Butan in verschiedenen Konformationen<br />

sähe die NEWMAN-Projektion etwa so aus,<br />

wobei die gestaffelte Form energetisch<br />

stabiler ist.<br />

2.1.1.1.1. Molekül-Rümpfe – die Alkyle<br />

Für unsere nachfolgenden Betrachtungen brauchen wir Molekül-Teile der Alkane. Besonders<br />

bei Reaktionen, aber auch bei Benennungs-Fragen spielen diese eine große Rolle in der organischen<br />

Chemie. Bei der fast nur theoretischen Stoffgruppe der Alkyle geht man davon<br />

aus, dass den Alkanen ein H-Atom fehlt. Meist ist dies ein endständiges. Das ist aber keine<br />

Bedingung. Statt der Endung –an erhalten Alkyle die Endung –yl. Der aufmerksame Leser wird es<br />

schon abgeleitet haben.<br />

Die ersten Alkyle sind also:<br />

Anzahl<br />

C-Atome<br />

Name verschiedene (Struktur-)Formel<br />

1 Methyl H<br />

|<br />

H – C<br />

|<br />

H<br />

2 Ethyl H H<br />

| |<br />

H – C – C<br />

| |<br />

H H<br />

3 Propyl<br />

/\.<br />

4 Butyl CH3 – CH2 – CH2 – CH2<br />

5 Pentyl<br />

/\/\.<br />

6 Hexyl CH3 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2<br />

7 Heptyl CH3 [– CH2 ]5 – CH2<br />

8 Octyl CH3 [– CH2 ]6 – CH2<br />

9 Nonyl CH3 [– CH2 ]7 – CH2<br />

10 Decyl CH3 [– CH2 ]8 – CH2<br />

…<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 71 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


2.1.1.1.2. verzweigte Alkane<br />

Bei unseren bisherigen Betrachtungen sind wir davon ausgegangen, dass die C-Atome immer<br />

schön hintereinander aufgereiht sind. Solche unverzweigten Alkane sind nur ein Teil der<br />

Realität. Daneben gibt es verzweigte Alkane, bei denen ein C-Atom auch mal mit bis zu vier<br />

anderen C-Atomen verbunden ist. In der Zusammenfassung ändert sich zwar die Summenformel<br />

nicht, aber Namen und Eigenschaften sind jeweils neu und oft deutlich anders.<br />

Ab vier C-Atomen im Molekül tritt das Phänomen der Isomerie (Struktur-Isomerie) auf. Die<br />

Substanzen haben die gleiche Summenformel, aber andere Namen, Eigenschaften usw. usf.<br />

Namen<br />

Summenformel<br />

Strukturformeln<br />

n-Butan C4H10 H H H H<br />

| | | |<br />

H – C – C – C – C - H<br />

| | | |<br />

H H H H<br />

iso-Butan, 2-Methyl-Propan C4H10 H H H<br />

\ | /<br />

H – C – C – C - H<br />

/ | \<br />

H C H<br />

/ | \<br />

H H H<br />

Rein lineare Moleküle oder Molekül-Teile bekommen den Vorsatz n- (von: neo; steht für normal)<br />

vor dem Namen. Der Vorsatz iso- deutet auf eine symetrische Verzweigung des Moleküls<br />

hin.<br />

Komplizierter sind die IUPAC-Namen. Dafür kann man aber aus den Namen später die<br />

Struktur ohne große Verränkungen erstellen.<br />

Die Namengebung folgt dabei den folgenden Regeln, die auch in dieser Reihenfolge verwendet<br />

werden müssen:<br />

Regel Darstellung für das<br />

Beispiel<br />

1. Der Namenstamm ergibt sich aus der<br />

längsten möglichen C-Kette<br />

H H H<br />

\ | /<br />

H – C – C – C - H<br />

/ | \<br />

H C H<br />

/ | \<br />

H H H<br />

2. Bennung der alkylischen Anhänge H H H<br />

\ | /<br />

H – C – C – C - H<br />

/ | \<br />

H C H<br />

/ | \<br />

H H H<br />

3. Zusammenfassung gleicher Anhänge<br />

und Angabe eines Zahlensuffix<br />

(z.B.: 2 .. di; 3 .. tri; …)<br />

4. Sortierung der Anhänge nach dem Alphabet<br />

5. Angabe der Positionen für die Anhänge<br />

(Hier gilt die Regel zur Verwendung der kleinsten<br />

Zahlen! Besonders für die quartiären und tertiären<br />

C-Atome sollte dies so sein!)<br />

entfällt hier<br />

entfällt hier<br />

H H H<br />

\ | /<br />

H – 1C –2C – 3C - H<br />

/ | \<br />

H C H<br />

/ | \<br />

H H H<br />

Namensbildung<br />

Propan<br />

Methyl-Propan<br />

2-Methyl-Propan<br />

fertiger Name 2-Methyl-Propan<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 72 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Ähnlich lassen sich die Namen in Strukturformeln umsetzen. Schauen wir uns das bei einem<br />

etwas komplizierteren Beispiel an: 3,5-Diethyl-5-propyloctan<br />

Regel Namensteil Formel<br />

1. Der Namenstamm ergibt<br />

die längsten mögliche C-<br />

Kette<br />

2. Nummerierung der Kette<br />

3. (schrittweise) Bildung und<br />

Positionierung der Anhänge<br />

4. Auffüllen der restlichen<br />

Bindungen mit H ( Vierbindigkeit<br />

des Cohlenstoffs)<br />

3,5-Diethyl-5propyloctan <br />

3,5-Diethyl-5propyloctan<br />

2x Ethyl an<br />

die Positionen<br />

2 und 4<br />

3,5-Diethyl-5propyloctan<br />

fertige Formel <br />

Summenformel C15H32<br />

- C – C – C – C – C – C – C – C -<br />

- 1C – 2C – 3C – 4C – 5C – 6C – 7C – 8C –<br />

H H<br />

| |<br />

H– C-H H-C-H<br />

| |<br />

H– C-H H-C-H<br />

| |<br />

- 1C – 2C – 3C – 4C –5C – 6C – 7C – 8C –<br />

H H<br />

| |<br />

H–C-H H-C-H<br />

| |<br />

H–C-H H-C-H<br />

| |<br />

- 1C – 2C – 3C – 4C –5C – 6C – 7C – 8C –<br />

|<br />

H-C-H<br />

|<br />

H-C-H<br />

|<br />

H-C-H<br />

|<br />

H<br />

H H<br />

| |<br />

H–C-H H-C-H<br />

| |<br />

H H H–C-H H H-C-H H H H<br />

| | | | | | | |<br />

H - C – C – C – C - C – C – C – C – H<br />

| | | | | | | |<br />

H H H H H-C-H H H H<br />

|<br />

H-C-H<br />

|<br />

H-C-H<br />

|<br />

H<br />

H H<br />

| |<br />

H–C-H H-C-H<br />

| |<br />

H H H–C-H H H-C-H H H H<br />

| | | | | | | |<br />

H - C – C – C – C - C – C – C – C – H<br />

| | | | | | | |<br />

H H H H H-C-H H H H<br />

|<br />

H-C-H<br />

|<br />

H-C-H<br />

|<br />

H<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 73 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Kommen wir aber auf die Isomerie zurück. Die Eigenschaften der Isomere unterscheiden<br />

sich voneinander.<br />

Namen<br />

Summenformel<br />

Eigenschaften<br />

n-Butan C4H10 Kp = –1°C<br />

iso-Butan, 2-Methyl-Propan<br />

i-Butan<br />

C4H10 Kp = –12°C<br />

Mit steigender Kettenlänge wächst auch die Zahl der (Struktur-)Isomere.<br />

C-Atome Isomere C-Atome Isomere C-Atome Isomere<br />

4 2 10 75 20 366.319<br />

5 3 11 159<br />

6 5 12 355 25 36.797.585<br />

7 9 13 802<br />

8 18 30 4111846763<br />

9 35 15 4.347<br />

2.1.1.1.3. ringförmige Alkane – Cycloalkane<br />

Neben den Verzweigungen ist auch denkbar, dass sich ringförmige Strukturen bilden. Tatsächlich<br />

gibt es auch solche Alkane, die als Cycloalkane (cyclus = lat.: Kreis) geführt werden.<br />

In der organischen Chemie gibt es auch den Namen Naphthene für gesättigte, cyclische<br />

Kohlenwasserstoffe. Die allgemeine Formel lautet CnH2n. In den Namen wird das cyclo-<br />

vor den Stammnamen (normales Alkan, lt. Anzahl der C-Atome) gesetzt. Dabei sind erst ab drei C-<br />

Atomen cyclische Strukturen denkbar.<br />

Q: www.cem.msu.edu<br />

Die die Bindungswinkel in den C-Ringen unter dem normalen Tetraeder-Winkel liegen sind<br />

die Bindungen gespannt, was sich in einer erhöhten Reaktivität zeigt.<br />

Erst ab sechs C-Atomen im Ring entstehen stabile Strukturen. Auch die Cycloalkane mit fünf<br />

bzw. sieben Cohlenstoff-Atomen weisen noch gewisse Ringspannungen auf, diese können<br />

aber schon vernachlässigt werden.<br />

Für das Cyclohexan C6H12 werden zwei verschiedene (stabile) Raumstrukturen beschrieben.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 74 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Wannenform, Bootform Sesselform<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Die jeweils unteren Abbildungen zeigen die Gitterstruktur-Formeln mit 3D-Informationen. Dicke<br />

Linien kennzeichnen die vorne liegenden Bindungen. Bindungen, die aus der Ebene<br />

herauslaufen würden, sind durch dünner bzw. dicker werdende Linien angedeutet. Manchmal<br />

werden nach hinten laufende – oder hinten liegende – Bindungen noch zusetzlich durch<br />

gestrichelte Linien dargestellt.<br />

Die Sesselform ist energetisch günstiger und somit häufiger anzutreffen. Treten bei einem<br />

Stoff verschiedene Raumstrukturen auf, dann nennen wir dies Konformationen. Je größer<br />

Moleküle werden, umso bedeutsamer wird die Konformation-Isomerie. In der Biologie spielen<br />

Konformationsunterschiede eine sehr große Rolle.<br />

Durch die Wärmebewegung der Teilchen kommt es bei entsprechender Anregung zu Umwandlungen der Raum-<br />

Strukturen ineinander:<br />

Aufgaben:<br />

1. Bilden Sie die Namen für folgende Alkane!<br />

2. Stellen zu folgenden Namen die Formeln auf!<br />

3. Skizzieren Sie die Isomere des Hexans in verkürzten oder Gitter-<br />

Strukturformeln!<br />

für das gehobene Anspruchsniveau:<br />

4. Geben Sie zu folgenden Gitterstrukturformeln die IUPAC-Namen an!<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 75 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


2.1.1.2. Eigenschaften der Alkane<br />

In den folgenden Abschnitten gehen wir vornehmlich von einfachen kettenförmigen Alkanen<br />

aus. Wo andere Strkturformen eine Rolle spielen, wiesen wirdarauf explizit hin. Im Prinzip<br />

gelten die Aussagen zu den kettenförmigen auch für die verzweigten und ringförmigen Alkane.<br />

Meist ändern sich die Zahlenwerte. Die allgemeinen Regeln und Gesetzmäßigkeiten kelten<br />

für alle Formen.<br />

2.1.1.2.1. physikalische Eigenschaften<br />

Betrachten wir zuerst einmal die Aggregatzustände der Alkane. Ableiten kann man diese<br />

aus den Schmelzpunkten (Gefrierpunkt, Flusspunkt, Fp) und den Siedepunkten (Kochpunkt,<br />

Kondenspunkt, Kp). Für den Aggregatzustan wird standardmäßig der Zustand angegeben,<br />

in dem sich der Stoff bei 20 °C (293 K) (selten 25 °C (298 K)) befindet.<br />

Anzahl Name Summen- Fp [°C] Kp [°C] Aggregat- Geruch<br />

C-Atome<br />

formelzustand<br />

1 Methan CH4 -183 -162 gasförmig geruchlos<br />

2 Ethan C2H6 -172 -89 gasförmig geruchlos<br />

3 Propan C3H8 -187 -43 gasförmig geruchlos<br />

4 Butan C4H10 -135 +1 gasförmig geruchlos<br />

5 Pentan C5H12 -130 +36 flüssig Benzin-artig<br />

6 Hexan C6H14 -94 +69 flüssig Benzin-artig<br />

7 Heptan C7H16 -91 +98 flüssig Benzin-artig<br />

8 Octan C8H18 -57 +126 flüssig Benzin-artig<br />

9 Nonan C9H20 -51 +151 flüssig Benzin-artig<br />

10 Decan C10H22 -30 +174 flüssig Benzin-artig<br />

11 Undecan C11H24 -26 +195 flüssig<br />

12 Dodecan C12H26 -12 +215 flüssig<br />

13 Tridekan C13H28 -6 +234 flüssig<br />

14 Tetradecan C14H30 +5 +253 flüssig<br />

15 Pentadecan C15H32 +10 +271 flüssig<br />

16 Hexadecan C16H34 +18 +288 flüssig geruchlos<br />

17 Heptadekan C17H36 +23 +303 fest<br />

18 Octadecan C18H38 fest geruchlos<br />

20 Eicosan C20H42 +36 +205 *) fest geruchlos<br />

60 Hexacontan C60H122 +331 *) fest geruchlos<br />

+) im Vakuum bei 20 mbar; bei Normaldruck vorher zersetzlich<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 76 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit steigender C-Anzahl im Molekül sowohl<br />

Schmelz- als auch Siedepunkt regelmäßig zunimmt. Die sehr kurzkettigen Alkane (C1 – C4)<br />

sind auch noch gasförmig. Die mittelkettigen bis C17 von leicht- bis schwerflüssig. Ab C18<br />

sind die Alkane dann fest. Man nennt sie auch Wachse, da sie in der Konsistenz dem Kerzenwachs<br />

ähneln. Kerzenwachs ist auch nichts anderes als ein Gemisch langkettiger Alkane.<br />

Aber wie lassen sich die Schmelz- und Siedepunkte erklären? Ein sehr großen Einfluß auf<br />

den Siedepunkt haben zwei Faktoren. Einmal die Größe des Moleküls an sich – dies muss ja<br />

mit soviel Energie versorgt werden, dass es sich frei – im Gas – bewegen kann. Zum Anderen<br />

spielt der Zusammenhalt der Moleküle untereinander eine Rolle. Existieren nur schwache<br />

Adhäsions-Kräfte (Haftungskräfte, ), dann wird das Heraustrennen einzelner Moleküle<br />

leichter möglichsein. Bei starken Adhäsions-Kräften müssen diese ebenfalls durch die externe<br />

Energiezufuhr überwunden werden, damit die Teilchen den flüssigen Zustand verlassen<br />

können.<br />

Die Molekülgrößen haben wir schon betrachtet, da ist uns das Verhalten schon klar. Nur<br />

müssten ja eigentlich die Schmelz- und Siedetemperaturen immer gleichmäßig steigen, da<br />

die Zunahme der Teilchengröße ja auch gleichmäßig erfolgt.<br />

Die Unregelmäßigkeiten zu Beginn der Schmelzpunktkurve lassen sich nur teilweise durch stark voneinander<br />

abweichenden Molekül-Geometrien erklären. Auch Zunahme-Effekte werden hier mit ins Spiel gebracht. Von<br />

Methan zu Ethan verdoppelt sich fast das Molekulargewicht (100% Zuwachs), während von Ethan zu Propan nur<br />

noch ein Zuwachs von 50 % zu verzeichnen ist. Mit zunehmender Kettenlänge wird der Zuwachs-Effekt immer<br />

kleiner.<br />

Je größer die Teilchen werden, umso mehr Kontaktflächen bieten sie den Nachbarn für Adhäsions-Effekte.<br />

So sind die Unregelmäßigkeiten bei den Schmelz- und Siedepunkten z.T.<br />

zu erklären. Die Adhäsions-Kräfte sind hier sogenannte VAN-DER-WAALS-Kräfte (VAN-<br />

DER-WAALS-Wechselwirkungen, V-D-W-Bindungen). Diese basieren nicht auf Ladungen, sondern<br />

auf der gemeinsamen Nutzung von Elektronen – ähnlich wie bei Bindungen. Zwischen<br />

den Teilchen, Molekülen usw. treten kurzzeitig sehr kleine Dipole auf, die die Haftung verursachen.<br />

Insgesamt sind die Kräfte hier rund 1000x geringer als bei Bindungen. Sie haben<br />

einen sehr kleinen Wirkungsradius und nehmen mit der Entfernenung sehr schnell ab (mit der<br />

sechsten Potenz).<br />

Deshalb nehmen die VAN-DER-WAALS-Kräft bei höheren Temperaturen ebenfalls schnell<br />

ab, da die Abstände zwischen den Molekülen – durch die immer größer werden Bewegungen<br />

der Moleküle selbst – auch immer größer werden.<br />

Bei sehr langkettigen Alkanen kommt es beim Erhitzen dazu, dass die Moleküle durch die<br />

Bewegungen und die Haftungskräfte zu anderen Molekülen (VAN-DER-WAALS-Kräfte) eher<br />

brechen, als in den gasförmigen Zustand überzugehen. In der Praxis arbeit man dann in einem<br />

Vakuum. Die Teilchen haben nicht so einen großen Gegendruck (sonst ja der Luftdruck)<br />

und gehen so eher in die gasförmige Phase über. Es reichen also schon kleinere<br />

Temperaturen aus, was wiederum weniger Teilchen-Eigenbewegung bedeutet.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 77 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Prinzipiell könnten auch noch polare Kräfte zwischen den Molekülen wirken. Um die abzuschätzen,<br />

betrachtet man die Elektronegativitätswerte der einzelnen Atome im Molekül und<br />

vergleicht sie mit den jeweiligen Bindungspartnern. Je größer die Differenz, umso größer ist<br />

die Fähigkeit des Partners mit dem größeren Elektronegativitätswert, die Elektronen aus der<br />

Bindung zu sich zu ziehen. Das Ergebnis wäre eine negative (Voll-)Ladung oder eine Partial-<br />

Ladung, wenn die Elektronen nur teilweise angezogen werden.<br />

Beim Betrachten der Elektronegativitäten in Alkanen finden wir nur zwei Fälle:<br />

Bindung C – C C – H<br />

Elektronegativität (EN) 2,5 2,5 2,5 2,1<br />

Differenz der EN-Werte 0 0,4<br />

resultierende Polaritäten keine sehr schwach<br />

+ -<br />

resulierender Bindungs-Charakter Atom-Bindung<br />

kovalente Bindung<br />

C H<br />

praktisch Atom-Bindung<br />

Da die Differenz gleich Null oder sehr gering ist, liegen keine bzw. sehr geringe Polaritäten<br />

vor. Aus der Praxis wissen wir, dass man Differenzen in dieser Größenordnung vernachlässigen<br />

kann. Im Allgemeinen werden deshalb in den Kohlenwasserstoffen keine Polaritäten<br />

betrachtet.<br />

In der Reihe der Alkane verändern sich die Eigenschaften scheinbar relativ gleichmäßig und<br />

systematisch. Auch hierrüber lässt sich der Begriff der homologen Reihe (homo = lat. gleich,<br />

logos = lat. Sinn, Lehre) herleiten. Wie wir noch sehen werden, bezieht sich diese Homologizität<br />

nicht nur auf physikalsiche Eigenschaften, sondern ist ein allgemeines Prinzip in der organischen<br />

Chemie.<br />

??? Löslichkeit in Wasser<br />

??? Löslichkeit in organischen (unpolaren) Lösungsmitteln ()<br />

??? Löslichkeit in organsichen (polaren) Lösungsmitteln ()<br />

Exkurs: Elektronegativität nach PAULI<br />

Die Elektronegativität (Abk. EN) ist ein Modell der Chemie,<br />

(Ausnahme: in Metallhydriden: -1)<br />

2.1.1.2.1. chemische Eigenschaften – Reaktionen der Alkane<br />

Die geringen Polaritäten und die vollständig abgesättigten Bindungen machen Alkane zu<br />

sehr reaktionsträgen Stoffen. Durch Licht-Energie können aber an einzelnen Stellen Bindungen<br />

zerlegt werden. Dabei entstehen zwei Radikale:<br />

CH3 – CH2 – CH3 CH3– CH2 + CH3 homolytische Spaltung<br />

der Bindung<br />

Meist kombinieren sich die beiden Radikale sofort wieder (Rekombination).<br />

CH3 – CH2 + CH3 CH3 – CH2 – CH3<br />

Seltener induziert ein Radikal die Radikal-Bildung an einem Nachbar-Molekül.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 78 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


CH3 – CH2 – CH3 + CH3 CH3 – CH – CH3 + CH4<br />

Treffen dann zwei solcher Molekül-Radikale aufeinander, können sie nun u.U. unsymetrisch<br />

rekombinieren und es entstehen zwei verschiedene Produkte.<br />

CH3 – CH – CH3 + CH3 – CH – CH3 CH3 – CH2 – CH3 + CH3 – CH = CH2<br />

Alkan Alken (Propen)<br />

Man nennt dies auch Disproportionierung (Dismutation).<br />

Recht gut reagieren Halogen (F, Cl, Br, I) mit Alkanen. Auch hier müssen aber zuerst Radikale<br />

gebildet werden. Gerade Halogen neigen unter Lichteinstrahlung sehr leicht zur Radikalbildung<br />

( Fotochemie, fotoaktive Substanzen auf Filmen). Im Dunklen läßt sich die Spaltung auch thermisch<br />

induzierern. Duzu sind dann Temperaturen um 250 °C notwendig.<br />

Cl2 2 Cl<br />

Diese Radikal-Bildungs-Reaktion ist der Ausgangspunkt einer Kettenreaktion (Startreaktion,<br />

Kettenstart). Nun folgen die produktiven Reaktionen:<br />

CH3 – CH2 – CH3 + Cl CH3 – CH2 – CH2 + HCl<br />

CH3 – CH2 – CH2 + Cl2 CH3 – CH2 – CH2Cl + Cl<br />

Normalerweise findet die Reaktion an den Enden des Alkan-Moleküls zuerst statt, da diese<br />

exponiert – der Chemiker sagt dazu: sterisch bevorteilt – sind.<br />

Die Kettenreaktionen können sich nunständig wiederholen, da das reaktive Chlor-Radikal<br />

am Ende wieder vorliegt. Reagiert ein Radikal mit einem anderen Molekül, dann bleibt immer<br />

wieder ein Radikal übrig.<br />

Treffen aber zwei Radikale aufeinander, dann kommt die Radikal-Bildung – und damit auch<br />

die Kettenreaktion – zum Stillstand. Dies nennen wir Kettenabbruch. Dazu kommen alle<br />

möglichen Radikal-Kombinationen in Frage:<br />

2 Cl Cl2<br />

2 CH3 – CH2 – CH2 CH3 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH3<br />

2 CH3 – CH2 – CH2 CH3 – CH2 – CH3 + CH3 – CH = CH2<br />

CH3 – CH2 – CH2 + Cl CH3 – CH2 – CH2Cl<br />

Praktisch wird bei den besprochenen Reaktionen am Propan (unserem Ausgangsstoff) ein<br />

Wasserstoff-Atom durch ein Chlor-Atom ersetzt.<br />

H H H<br />

| | |<br />

H – C – C – C - H<br />

| | |<br />

H H H<br />

+<br />

Cl - Cl<br />

H H H<br />

| | |<br />

H – C – C – C - Cl<br />

| | |<br />

H H H<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 79 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre<br />

+<br />

H - Cl<br />

____________________________________________________________________<br />

CH3 – CH2 – CH3 + Cl2 CH3 – CH2 – CH2Cl + HCl<br />

Solche Reaktionen heißen Substitution (substituere = lat.: ersetzen). Wird die Substitution durch<br />

Radikale induziert, dann handelt es sich um eine radikalische Substitution. In der Literatur<br />

findet man häufig die Abkürzung Sr dafür. Vom Wasserstoff abweichende Anhänge an den


Cohlenstoff-Atomen werden allgemein auch Substituent genannt. Oftmals sind sie über<br />

Substitutions-Reaktionen an die C-Kette gelangt.<br />

Die Anzahl der möglichen Reaktionsprodukte ist beachtlich ( 3.1.1. einfach halogenierte<br />

Kohlenwasserstoffe). Natürlich können bei entsprechenden Bedingungen alle Stoffe auch<br />

weiterreagieren ( 3.1.2. mehrfache halogenierte Kohlenwasserstoffe). So entstehen weitere<br />

Substitutionsprodukte, die alle natürlich keine Kohlenwasserstoffe mehr sind. Sie sind sogenannte<br />

Derivate (Abkömmlinge; derivare = lat.: ableiten) ( 3. Derivate der Kohlenwasserstoffe).<br />

Kommen neben Cohlenstoff und Wasserstoff noch Halogen-Atome (F, Cl, Br od. I) im Molekül<br />

vor, dann handelt es sich um Halogen-Derivate ( 3.1. Halogenderivate).<br />

Bei der Disproportionierung bzw. bei der unsymetrischen Rekombination entstehen völlig<br />

neue Kohlenwasserstoffe. Sie enthalten wegen des auftretenden Wasserstoff-Mangels (in<br />

den Radikalen) eine Doppelbindung zwischen den Cohlenstoff-Atomen. Die gleichen Kohlenwasserstoffe<br />

kann man aus Alkanen gewinnen, wenn man diese direkt dem Sonnenlicht<br />

aussetzt oder noch besser – einer sogenannten thermischen Pyrolyse. Bei sehr hohen Temperaturen<br />

(rund 800 °C) werden die Alkane dabei dehydriert, d.h. Wasserstoff abgespalten.<br />

CH3 – CH2 – CH3 CH3 – CH = CH2 + H2<br />

Propen<br />

(Damit die Dehydrierung nicht bis zum reinen Cohlenstoff (Ruß) führt, wird Wasserdampf hinzugefügt. Durch<br />

spezielle Katalysatoren lässt sich die Reaktion noch weiter gezielt führen.)<br />

Bei der Dehydrierung wird wird eine Atomgruppe abgespalten, deshalb gehört eine solche<br />

Reaktion zur Gruppe der Eleminierungen (eliminare = lat.: entfernen, über die Schwelle bringen).<br />

Bei der Eliminierung an Alkanen entstehen immer sogenannte Mehrfachbindungen.<br />

Dies können Doppel- oder Dreifachbindungen beim Cohlenstoff sein. Da nicht alle Bindungsmöglichkeiten<br />

abgesättigt sind, spricht man auch von ungesättigten Kohlenwasserstoffen<br />

( 2.2. ungesättigte Kohlenwasserstoffe).<br />

Wie die meisten Kohlenwasserstoffe, brennen Alkane auch gut. Zumindestens von Methan<br />

(Erdgas), Propan (Camping-Gas) und Butan (Feuerzeug-Gas) ist dies den Meisten auch bekannt.<br />

Wesentlich mehr Alkane werden aber in Benzin und Diesel verbrannt – beides Gemische<br />

aus relativ kurzkettigen, flüssigen Alkanen und deren Isomeren. Chemisch sind dies<br />

Oxidationen – hier im Sinne der Reaktion mit Sauerstoff. Natürlich sind es praktisch Redoxreaktionen,<br />

d.h. Reaktionen mit Elektronen-Übergang. Dies betrachtet man im Allgemeinen<br />

bei den Verbrennungen aber nicht so vordergründig.<br />

CH3 – CH2 – CH3 + 5 O2 3 CO2 + 4 H2O<br />

Verbrennungen mit ausreichend Sauerstoff führt immer zu Bildung von Cohlendioxid und<br />

Wasser. Der Alkan verbrennt vollständig.<br />

Bei Mangel an Sauerstoff kommt es zur unvollständigen Verbrennung. Man erkennt dies an<br />

einer rußenden Flamme (reiner Cohlenstoff) bzw. an der Bildung eines mehr oder weniger<br />

großen Anteils an Cohlenmonoxid.<br />

CH3 – CH2 – CH3 + 2½ O2 CO + 2 C + 4 H2O<br />

Je nach verfügbarer Sauerstoff-Menge entstehen unterschiedliche Anteile C, CO und CO2.<br />

Die Bildung von Cohlenmonoxid ist bei einer Verbrennung meist nicht gewünscht, da noch<br />

reichlich Energie im Cohlenmonoxid verbleibt (CO ist brennbar) und vor allem, weil CO ein<br />

sehr giftiges Gas ist. Die Giftigkeit beruht auf der nichtreversiblen Blockierung des Hämoglobins<br />

(Hämoglobin = roter Blutfarbstoff). Das Bindungsvermögen (Affinität) von CO zum<br />

Hämoglobin ist 300x größer, als die von Sauerstoff. Schon geringe Mengen führen also zu<br />

nachhaltigen Beeinflussungen des Sauerstoff-Transportes in unserem Blut.<br />

Aufgaben:<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 80 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


1. Zu welchen Reaktionen ist Ethan fähig? Stellen Sie die möglichen Reaktionsgleichungen<br />

auf!<br />

2. Stellen sie folgende Reaktionsgleichungen auf!<br />

a) Substitution mit Chlor an Methan<br />

b) vollständige Verbrennung von Butan<br />

c) unvollständige Verbrennung von Pentan im Stoffmengen-Verhältnis Pentan<br />

: Sauerstoff = 1 : 6<br />

d) Reaktion von Brom mit Ethan unter Verwendung von Struktur-Formeln<br />

3. Welche Reaktionsprodukte können bei der Photolyse von Butan entstehen?<br />

4. Definieren Sie den Begriff homologe Reihe (umfassend)!<br />

für das gehobene Anspruchsniveau:<br />

5. Informieren Sie sich über den Kennwert Octan(-zahl) beim Benzin! Was bedeutet<br />

er? Wie wird er ermittelt? …?<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 81 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Exkurs: Struktur-Aufklärung mittels Elementar-Analyse<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 82 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


2.1.1.3. Eigenschaften und Verwendung wichtiger Alkane<br />

Bei der Betrachtung wichtiger Vertreter beschränken wir uns auf solche, die im Bereich der<br />

Biologie oder der Ernährungslehre von herausragender Bedeutung sind. In Ausnahmefällen<br />

besprechen wir auch solche Vertreter, die zum tieferen Verständnis von Zusammenhängen<br />

oder Details beitragen. Sollte der Bedarf an anderen Beispielen bestehen, verweisen wir auf<br />

die typischen Chemie-(Lehr-)Bücher. In diesen wird weit systematischer vorgegegangen.<br />

2.1.1.3.1. Methan<br />

Hauptbestandteil im Erdgas und in den meisten Stadtgasen<br />

Brennwert von über 35.000 kJ / m³<br />

es bilden sich nur Wasser und Cohlendioxid als Abgase<br />

bei Methan-Luft-Gemischen mit einem Methan-Anteil zwischen 6 und 12 % besteht Explosionsgefahr<br />

(im Bergbau: schlagende Wetter)<br />

im Dickdarm und Pansen von Wiederkäuern (Rinder, Schafe, …) gebildetes Darmgas ist<br />

ebenfalls sehr Methan-haltig Treibhausgas<br />

bei Fäulnis-Vorgängen unter Sauerstoff-Abschluß entsteht ebenfalls Methan (Sumpfgas, Biogas);<br />

etwas geringer Brennwert (rund 27.000 kJ / m³) wegen diverser anderer Gase im<br />

Gemisch (Cohlendioxid, Stickstoff, andere Gase in Spuren); große Bedeutung bei geschlossenen<br />

Stoffkreisläufen, ökologischer und vorbildlicher energetischer Produktion<br />

2.1.1.3.2. Propan, Butan<br />

beliebte Gase für dezentralisierte Brennstellen (Camping, entlegene Häuser ohne Stadtgas-<br />

Anschluß, Handwerk (Dachdecker, …), …)<br />

Gase lassen sich schon bei geringen Drücken leicht verflüssigen ( Flüssiggas)<br />

schwerer als Luft, deshalb nicht in unterkellerten Räumen / Gebäuden; bilden mit Luft explosive<br />

Gemische<br />

2.1.1.3.3. Stearin<br />

Wachs-artige Eigenschaften, auch in dünnen Schichten Wasser-abweisend und Luft-dicht,<br />

leicht zu entfernen und ungiftig Schutzschicht um Lebensmittel (z.B. Käse, …)<br />

brennbar und einfach zu händeln (Kerze, Teelicht, …)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 83 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


2.2. ungesättigte Kohlenwasserstoffe<br />

Ungesättigte Kohlenwasserstoffe enthalten mindestens eine Mehrfachbindung zwischen<br />

zwei Cohlenstoff-Atomen. Wir kennen die Doppel- und die Dreifach-Bindung. Die Kohlenwasserstoffe,<br />

die eine oder mehrere Doppelbindungen enthalten heißen Alkene ( 2.2.1.<br />

Alkene), die mit einer oder mehreren Dreifachbindungen Alkine ( 2.2.2. Alkine).<br />

Bei cyclischen Kohlenwasserstoffen kann dann noch eine besondere Situation auftreten. Bei<br />

manchen Ringen treten die Doppelbindungen scheinbar alternierend – also abwechselnd mit<br />

Einfachbindungen auf. Diese Konstellation bewirkt diverse besondere Eigenschaften. Besonders<br />

intensiv sind die Eigenschaften-Sprünge dann zu beobachten, wenn bestimmte<br />

Zahlen (3, 5, 7, …) an solchen Doppelbindungen auftreten. Die Stoffe mit so einer Konstellation<br />

stellen eine ganz besondere Stoffgruppe dar – die Aromaten ( 2.2.3. Aromaten).<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 84 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


2.2.1. Alkene<br />

Charakteristisches Merkmal der Alkene ist mindestens eine Doppelbindung<br />

(Zweifachbindung) zwischen zwei Cohlenstoff-Atomen.<br />

Doppelbindungen finden wir in biologisch bedeutsamen Molekülen sehr<br />

häufig. Die Kohlenwasserstoff-Stoffklasse, die mindestens eine Doppel-<br />

bindung im Molekül enthält, sind die Alkene. Der Klassensuffix ist –en.<br />

\ /<br />

C = C<br />

/ \<br />

Früher wurden die Alkene auch als Olefine bezeichnet. Auch heute findet man diese Benennung<br />

noch im Bereich der technischen Chemie.<br />

2.2.1.1. Bau und Struktur<br />

Auch die Alkene bilden eine homologe Reihe. Aus praktischen Gründen erwähnen wir hier<br />

nur die ersten fünf Glieder. Die restlichen können Sie sich jederzeit mit ihren Kenntnissen<br />

nun schon ableiten. Außerdem ist die Bedeutung der reinen Alkene in Biologie und Ernährungslehre<br />

begrenzt. Wir wollen Sie hier nur etwas genauer besprechen, um die Doppelbindung<br />

kennenzu<strong>lern</strong>en. Sie ist recht bedeutsam.<br />

Anzahl<br />

C-Atome<br />

1<br />

2 Ethen<br />

(Äthylen)<br />

3 Propen<br />

(Propylen)<br />

Name Summenformel<br />

C2H4 H H<br />

\ /<br />

C = C<br />

/ \<br />

H H<br />

Strukturformel Verwendung<br />

C3H6 H H<br />

\ /<br />

C = C H<br />

/ \ /<br />

H C<br />

/ \<br />

H H<br />

4 Buten C4H8 H H<br />

\ /<br />

C = C H H<br />

/ \ / |<br />

H C – C - H<br />

/ |<br />

H H<br />

5 Penten C5H10 H H<br />

\ /<br />

C = C H H H<br />

/ \ / | |<br />

H C – C – C - H<br />

/ | |<br />

H H H<br />

6 Hexen C6H12 H H<br />

\ /<br />

C = C H H H H<br />

/ \ / | | |<br />

H C – C – C – C - H<br />

/ | | |<br />

H H H H<br />

…<br />

Rohstoff für Polyethen<br />

(PE, Polyethylen)<br />

z.B.<br />

Plastiktüten<br />

Rohstoff für Polypropen<br />

(PP, Polypropylen)<br />

Bei längeren Ketten sind unterschiedliche Positionen für die Doppelbindung möglich. In den<br />

Namen wird die Position als arabische Ziffer vor dem en (für die Doppelbindung) im Namen angegeben.Bei<br />

Ethen und Propen ist dies nicht notwendig, da es jeweils nur ein Isomer gibt.<br />

Bei Buten wären die nachfolgenden (kettenförmigen) Möglichkeiten denkbar:<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 85 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


?<br />

?<br />

?<br />

H H<br />

\ /<br />

C = C H H<br />

/ \ / |<br />

H C – C - H<br />

/ |<br />

H H<br />

H H<br />

\ /<br />

H - C H<br />

\ /<br />

C = C<br />

/ \<br />

H C - H<br />

/ \<br />

H H<br />

H H<br />

| /<br />

H – C – C H<br />

| / \ /<br />

H H C = C<br />

/ \<br />

H H<br />

But-1-en But-2-en But-3-en<br />

Beim genauen Hinsehen stellen wir fest, dass die Struktur von But-3-en eigentlich der von<br />

But-1-en entspricht. Somit kann eine von ihnen gestrichen werden. Nun tritt wieder die Regel<br />

der kleinstmöglichen Zahlen in Kraft, so dass wir nur But-1-en und natürlich noch But-2-en<br />

über behalten.<br />

!<br />

!<br />

!<br />

H H<br />

\ /<br />

C = C H H<br />

/ \ / |<br />

H C – C - H<br />

/ |<br />

H H<br />

H H<br />

\ /<br />

H - C H<br />

\ /<br />

C = C<br />

/ \<br />

H C - H<br />

/ \<br />

H H<br />

But-1-en But-2-en<br />

Buten-(1) Buten-(2) alternative Schreibweise<br />

In Cohlenstoff-Doppelbindungen befinden sich die C-Atome im sp 2 -hybridiserten Zustand.<br />

Ein p-Orbital (gelblich) wurde nicht mit in die Hybridisierung einbezogen. Die drei hybridisierten<br />

Orbitale bilden eine planare (ebene) Strucktur. Der Bindungswinkel beträgt 120 °. Die<br />

freien p-Orbitale bilden zwei Elektronen-Wolken, die eine Drehung um die C-C-Bindung nun<br />

unmöglich machen. Die Elektronen-Wolken stellen sozusagen die zweite Bindung in der<br />

Doppel-Bindung (-Bindung, = griech.: p (pi)) dar. Die Bananen-artige Form und die meist<br />

gelbliche Farbgebung haben dieser Bindung den Spitz-Namen "Bananen-Bindung" eingebracht.<br />

Die sp 2 -C-C-Bindung wird zur Unterscheidung -Bindung ( = griech.: s (sigma)) genannt.<br />

sp 2 -hybridisiertes C-Atom Ethen mit Bindungs-Orbitalen "Bananen-Bindung"<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 86 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Der Wegfall der Drehbarkeit in einer Doppelbindung führt zu neuen Isomeren. Betrachten<br />

wir den einfachsten Fall n-But-2-en:<br />

H H<br />

\ /<br />

C = C<br />

/ \<br />

H - C C – H<br />

/ \ / \<br />

H H H H<br />

H H<br />

\ /<br />

H - C H<br />

\ /<br />

C = C H<br />

/ \ /<br />

H C – H<br />

/<br />

H<br />

n-But-2-en n-But-2-en<br />

Die Methyl-Reste links und rechts von der Doppel-Bindung können ihre Richtungen (oben<br />

bzw. unten) nicht mehr tauschen. Im linken Fall stehen die Reste zur gleichen Seite - zusammen.<br />

Deshalb nennt man solch ein Isomer die cis-Form (Z-Form, Z .. zusammen). Das Gegenstück<br />

(rechte Abb.) ist die trans-Form (E-Form, E .. entgegen).<br />

Als Eselsbrücke kann man sich vielleicht merken, dass bei der cis-Form im gewissen Sinne<br />

der Buchstabe C an der Doppelbindung entsteht. Die trans-Form kann man sich aus dem<br />

Begriff Transit für Durchgang, Durchführung usw. ableiten. Man kann die Doppelbindung<br />

sozusagen ohne Richtungsänderung passieren.<br />

Sind mehrere Substituenten an den Doppel-Bindungen zu beachten, dann gelten die Regel der CAHL-INGOLD-<br />

PRELOG-Konvention (CIP-Konvention, R-S-System, R-S-Isomerie)! Die Substituenten bekommen dabei Prioritäten,<br />

die sich nach Größe und Oxidationsgrad unterscheiden, und werden dann entsprechend geordnet.<br />

Mehrere Doppelbindungen werden durch Angabe der griechischen<br />

Zahlwörter (di, tri, tetra, …) vor dem en im Namen angezeigt. Somit<br />

ergibt sich dann z.B. –dïen, -trïen. Beachten Sie, dass i und e<br />

getrennt gesprochen werden. Manchmal wird dies auch durch zwei<br />

i-Punkte gekennzeichnet.<br />

Für die Namengebung ist natürlich auch eine homologe Reihe der<br />

Alkylene konstruierbar.<br />

Nach der Stellung der Doppelbindungen zueinander unterscheidet<br />

man isolierte, konjugierte und kumulierte Systeme. Eine einzelne<br />

Doppelbindung wird als isoliert angesehen (oberste / erste Abb.).<br />

Bei kumulierten Doppelbindungen sind zwei Doppelbindungen direkt<br />

benachbart (zweite Abb.). Bei konjugierten Systemen liegt<br />

zwischen zwei Doppelbindungen genau eine Einfachbindung (dritte<br />

Abb.). Sind mehrere Einfachbindungen dazwischen, dann sieht<br />

man die Doppelbindungen wieder als isoliert an (unterste / vierte<br />

Abb.).<br />

Besonders konjugierte Doppelbindungen sind für den Chemiker<br />

interessant, da diese meist mit dem Licht wechselwirken. Die<br />

Hauptnutzung solcher Stoffe ist deshalb auch bei Farbstoffen usw.<br />

zu finden.<br />

2.2.1.2. Eigenschaften der Alkene<br />

\ /<br />

C = C<br />

/ \<br />

\ /<br />

C = C<br />

/ \\<br />

C –<br />

/<br />

\ /<br />

C = C<br />

/ \ /<br />

C = C<br />

/ \<br />

\ / \<br />

C = C C -<br />

/ \ / //<br />

Cn – C<br />

/ \<br />

In der homologen Reihe verändern sich die physikalischen Eigenschaften (z.B. Aggregatzustand)<br />

ähnlich schrittweise, wie bei den Alkanen.<br />

Die verschiedenen Isomere und deren Derivate haben z.T. auch sehr unterschiedliche Eigenschaften.<br />

Diese aber im Detail auseinanderzupflücken ist für unsere Zwecke nicht sehr<br />

zweckmäßig. Bei Bedarf gehen wir auf Details und Spezialitäten an geeigneter Stelle ein.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 87 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


2.2.1.2.1. chemische Eigenschaften – Reaktionen der Alkene<br />

Bei ungesättigten Kohelnwasserstoffen kommt es normalerweise nicht zu Substitution, wenn<br />

man Halogen mit ihnen reeagieren lässt. Vielmehr wird die Doppelbindung aufgebrochen<br />

und die Halogen-Atome lagern sich an.<br />

Am Einfachsten ist die Addition von polaren Stoffen, wie z.B. Chlorwasserstoff oder Bromewasserstoff<br />

zu erklären. Prinzipiell läuft die Addition von unpolaren, aber polarisierbaren<br />

Stoffen – wie z.B. Brom – ganz ähnlich.<br />

Die Doppelbindung ist recht Elektronen-reich. Damit haben wir dort eine Konzentration negativer<br />

Ladungsträger. Diese ziehen nun widerum positive Ladungen (od. Partial-Ladungen) an<br />

bzw. polarisieren geeignete Bindungen. Im unten stehenden Beispiel wird die polarisierte<br />

Atombindung im Chlorwasserstoff noch weiter polarisiert. Die Doppelbindung wird zum positiv<br />

geladenen Wasserstoff gezogen. aufgelöst und geht schließlich eine neue Bindung ein.<br />

H H<br />

\ /<br />

C + -<br />

|| + H Cl<br />

C<br />

/ \<br />

H H<br />

<br />

H H<br />

\ /<br />

C<br />

| H + + Cl -<br />

C<br />

/ \<br />

H H<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 88 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre<br />

<br />

H<br />

|<br />

H – C - H<br />

| + Cl -<br />

C +<br />

/ \<br />

H H<br />

<br />

H<br />

|<br />

H – C - H<br />

|<br />

H – C - Cl<br />

|<br />

H<br />

Am anderen C-Atom der ehemaligen Doppelbindung entsteht eine positive Ladung (Carbo-<br />

Kation). Das bei der Spaltung des Chlorwasserstoffes übrig gebliebene Chlorid-Ion bindet<br />

dort.<br />

Das Produkt heißt Monochlorethan und ist ein typisches Halogen-Derivat der Alkane. Die<br />

ehemals ungesättigten Kohlenwasserstoffe enthalten nach der Addition nur noch gesättigte<br />

Bindungen.<br />

Insgesamt haben wir es mit einer Additions-Reaktion zu tun. Ein positiv gealdenes Teilchen,<br />

welches Elektronen-liebend (elektrophil) ist, greift die Doppelbindung zuerst an. Deshalb<br />

sprechen wir von einer elektrophilen Addition (Abk.: AE).<br />

Die Addition von Brom wird auch als Nachweis für Doppelbindungen benutzt. Dabei nutzt<br />

man die Entfärbung einer Brom-Lösung (z.B. Brom-Wasser, Br2H2O) aus. Das Bromwasser<br />

hat die typische rotbraune Brom-Farbe – die Additionsprodukte (Brom-Alkane) sind dagegen<br />

farblos. Diese Reaktion lässt sich sogar für semiquantitative Untersuchungen gebrauchen,<br />

indem man z.B. die verbrauchten (entfärbten) Brom-Wasser-Tropfen zählt.<br />

Für genauere quantitative Untersuchungen des Doppelbindungsgehaltes eigent sich die<br />

BAYERsche Probe ( Nachweis von Mehrfachbindungen mittels BAEYERscher Probe /<br />

BAEYERschem Test:). Leider ist diese nicht nur für Mehrfachbindungen spezifisch.<br />

Ethen lässt sich durch elektrophile Addition von Wasser in Ethanol (Alkohol) umwandeln. Als<br />

Katalsator werden Säuren verwendet, um ein Proton als elektrophile Agenz zu haben.<br />

H2C = CH2 + H2O H3C – CH2 –OH<br />

Ethanol (C2H5OH)<br />

Dieser sogenannte technische Alkohol darf nicht für Trinkzwecke verwendet werden. Vor<br />

dem in den Handelbringen dieses Alkohols muss er vergällt (Veränderung des Geschmacks) werden.<br />

Dazu wird Benzin oder Campher genutzt. Z.B. als Brennspiritus ist er dann noch gut für<br />

Lösungs- und Brennzwecke nutzbar. Trinken lässt er sich nicht mehr. Das Vergällen hat<br />

auch steuerrechtliche Gründe. Trinkalkohol (aus natürlichen Quellen) wird sehr hoch besteuert.<br />

In der technischen Chemie spielt aber eine ganz andere Reaktion ein viel größere Rolle. An<br />

speziellen Katalysatoren reagiert Ethen auch mit sich selbst. Der Reaktionsmechanismus<br />

verläuft als Kettenreaktion.<br />

Als Startreaktion werden meist Radikalbildungen verwendet. Gut geeignet sind hierfür organische<br />

Peroxide (enthalten – O – O – ).<br />

R' – O – O – R'' R' – O + O – R''


Das R steht in der organischen Chemie für Rest. Für unterschiedliche Reste werden R', R'',<br />

R''', … oder R1, R2, R3 usw. verwendet. Die letzte Schreibung ist leicht mit der Anzahl-<br />

Kennung in chemischen Formeln zu verwechseln, so dass man lieber die erste Variante<br />

wählen sollte oder z.B. eine Kennzeichnung mit Buchstaben als Indize (RA, RB, RC, …). Reste<br />

können Alkyle oder auch andere unvollständige Kohlenwasserstoffe sein.<br />

Beide Radikale können nun weiterreagieren:<br />

R – O + H2C = CH2 R – O – CH2 – CH2<br />

Die Doppelbindung wird aufgebrochen und ein ungepaartes Elektron bleibt am Moleküle-<br />

Ende erhalten. Dieses Radikal kann nun wieder mit Ethen reagieren, wobei sich die Kette<br />

immer weiter verlängert:<br />

R – O – CH2 – CH2 + n H2C = CH2 R – O – CH2 [– CH2 – CH2 ]n– CH2<br />

Erst wenn zwei Radikale zusammentreffen, dann kommt es zum Abbruch der Kettenreaktion.<br />

Betrachten wir hier hur ein Beispiel. Die anderen Kombinationen der Reaktionspartner<br />

sind leicht abzuleiten.<br />

R – O – CH2 [– CH2 – CH2 ]n– CH2 + O – R R – O [– CH2 – CH2 ]n+1 – O – R<br />

Die Reaktionsprodukte unterscheiden sich in der jeweiligen Kettenlänge. Durch eine geeignete<br />

Prozessführung und ausgewählte Katalysatoren kann man recht einheitliche Kettenlängen<br />

erreichen. Das Mischprodukt heiß übrigens Poly-Ethen (Poly-Ethylen, Poly-Äthylen). Die<br />

Start-Radikale werden u.U. auch noch chemisch entfernt. Poly-Ethen (PE) ist das Material<br />

was die moderne westliche Kaufkultur so ausmacht – die Einkaufstüte aus Plastik. Weiterhin<br />

wird Polyethen auch für Lebensmittelgefäße (Plastedosen) und Verpackungen aller Art verwendet.<br />

Der Reaktionstyp ist hier eine Addition. Da diese vielfach hintereinander abläuft,<br />

spricht man auch von Polyaddition oder weil die Doppelbindungen aufgespalten und zu Einfachbindungen<br />

gewandelt werden, auch von Polymerisation.<br />

Polyethen und andere Polymerisate (z.B. aus Propen Polypropen (Polypropylen))<br />

Unter radikalischen Bedingungen sind bei kurz- und längerkettigen Alkenen (ab C3) auch<br />

Substitutionen möglich. Im Allgemeinen findet die Reaktion dann an dem C-Atom statt, dass<br />

der Doppelbindung direkt benachbart ist (Allyl-Stellung, Allyl-Position).<br />

??? Reaktionsgeschwindigkeit bei längeren Ketten<br />

besondere Reaktionsfähigkeit allylständiger C-Atome z.B. radikalische Oxidation über Peroxid-Bildung<br />

Europa-Buch S. 64 bzw. EL-Skript (Fette, chem. E.)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 89 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


2.2.1.3. Eigenschaften und Verwendung wichtiger Alkene<br />

2.2.1.3.1. Ethen<br />

Hormon für viele Pflanzen, spielt große Rolle bei Fruchtreife<br />

Begasung von grünen Bananen (Transportform) kurz vor Umschlag oder Auslieferung<br />

Industrie-Rohstoff für Plaste / Elaste (Polyethen (Polyethylen)<br />

2.2.1.3.2. Lycopen<br />

Lycopen (Tomate)<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 90 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


2.2.2. Alkine<br />

Kohlenwasserstoffe mit einer Dreifach-Bindung (Alkine) spielen in Biologie und Ernährungslehre<br />

eher eine untergeordnete Rolle. Da wir aber auch ab und zu auf so eine Bindung treffen,<br />

wollen wir die Alkine – auch wegen der Vollständigkeit - hier ganz kurz behandeln.<br />

2.2.2.1. Bau und Struktur der Alkine<br />

Die Dreifachbindung basiert auch sp-hybridisierten C-Atomen, die eine -Bindung ("normale<br />

Einfachbindung") und zwei -Bindungen zwischen sich aufrechterhalten. Das Ergebnis ist<br />

eine lineare Struktur, die nur jeweils eine Bindungsmöglichkeit zu einem anderen Atom zuläßt.<br />

Die beiden "Bananen-Bindungen" liegen um 90 ° gedreht – senkrecht aufeinander - um die<br />

-Bindung.<br />

Alkine besitzten die allgemeine Formel CnH2n-2. Die Endung an den Stammnamen ist das –<br />

in.<br />

Der wichtigste Vertreter ist das Ethin (Äthin, Azetylen), dass bei der Reaktion von Calciumcarbid<br />

und Wasser entsteht.<br />

CaC2 + 2 H2O HC CH + Ca(OH)2 ; RH = -146 kJ / mol<br />

Ethin wird vorrangig als Synthese-Gas (80 %) und als Brennstoff verwendet. In kleinen<br />

Schmieden und Schweißereien stehen kleine Gasentwickler, in deren Druckkörper vorsichtig<br />

festes Carbid in Wasser getaucht wird. Das gebildete Gas wird zum Schweißen (Azetylen-<br />

Schweißen) verwendet. Eine andere Verwendung sind die Karbid-Lampen, die Bergleute<br />

früher mit in die Stollen genommen haben. Bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts<br />

wurde Ethin im Gemisch mit 60 % Sauerstoff als Narkosegas (Handelsname: Narcylen) verwendet.<br />

Heute wird das Gas auch in Stahlflaschen angeliefert.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 91 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


2.2.2.2. Eigenschaften der Alkine<br />

Die Alkine unterscheiden sich in ihren Eigenschaften nicht so sehr von den Alkenen.<br />

2.2.2.2.1. chemische Eigenschaften – Reaktionen der Alkine<br />

Im Prinzip kommt es bei Alkinen nur zu elektrophilen Additionen. Die Hydrierung mit Wasserstoff<br />

führt zu Alkenen:<br />

HC CH + H2 H2C = CH2<br />

Mit Halogenen oder Halogenwasserstoff reagieren Alkine direkt durch zu Halogen-Alkanen,<br />

da auch die zwischenzeitlich erhaltene Doppelbindung ebenfalls nucleophil ist und somit einen<br />

elektrophilen Angriff offen gegenüber steht:<br />

HC CH + 2 HCl H2C = CHCl + HCl ClH2C – CH2Cl<br />

HC CH + 2 Cl2 ClHC = CHCl + Cl2 Cl2HC – CHCl2<br />

Bei der Verbrennung von gasförmigen Alkinen treten unter guter Frischluft- oder Sauerstoff-<br />

Zufuhr sehr heiße Flammen (bis 3200 °C) auf:<br />

HC CH + 2½ O2 2 CO2 + H2O ;RH = - kJ / mol<br />

Die Verbrennung entspricht einer vollständigen Oxidation. Dies ist praktisch auch eine Redoxreaktion<br />

– also eine Reaktion mit Elektronen-Übergang.<br />

Bei organischen Stoffen kommen neben den üblichen Regeln für die Festlegung einer Oxidationszahl<br />

(Abk.: OZ) noch eine spezielle Regel dazu. Zur Berechnung der einzelnen Oxidationszahlen<br />

werden immer die C-Atome einzeln betrachtet. Die Summe muss 0 bzw. die<br />

Ladung eines ev. Ion's ergeben. Insgesamt gelten die Regeln in ihrer Reihenfolge.<br />

+1-1 -1+1 0 +4-2 +1 -2<br />

H C C H + 2½ O2 2 C O2 + H2 O<br />

Für Wasserstoff ändert sich in unserem Beispiel keine OZ. Damit fällt aus weiteren Betrachtungen<br />

heraus.<br />

Der Cohlenstoff hatte im Ethin die OZ -1 und im Cohlendioxid die +4. Wären diese C-Atome<br />

nun Ionen – wie es das Oxidationszahlen-Modell annimmt, dann müsste das Cohlenstoff<br />

insgesamt 5 Elektronen abgeben haben. Die Elektronenabgabe entspricht der Oxidation –<br />

einer der Teilreaktionen bei einer Redoxreaktion.<br />

Da für Sauerstoff eine Veränderung von 0 zu -2 zu verzeichnen ist, können wir hier die<br />

Reduktion (Elektronen-Aufnahme) zuordnen:<br />

Nun muss noch die Stöchiometrie mit beachtet werden: für einmal Ethin mit zwei C-Atomen<br />

kommt es also zur Abgabe von insgesamt 10 Elektronen.<br />

| H C C H 2 CO2 + 10 e - | Elektronenabgabe<br />

Oxidation<br />

Genau 10 Elektronen werden auch gebraucht, um insgesamt fünf Sauerstoff-Atome (aus 2½<br />

Sauerstoff-Molekülen) mit jeweils zwei Elektronen zu versorgen. Hierfür lässt sich auch eine<br />

Teilgleichung aufstellen:<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 92 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


2½ O2 + 10 e - 10 O 2- Elektronenaufnahme<br />

Reduktion<br />

Neben der vollständigen gibt es auch die teilweise oder unvollständige Oxidation. Hier reagiert<br />

der Stoff selten direkt mit Sauerstoff. Vielmehr wird der Sauerstoff aus irgendwelchen<br />

Verbindungen genutzt. Sachlich können aber auch nur Redoxreaktionen gemeint sein, wenn<br />

von einer (unvollständigen) Oxidation die Rede ist.<br />

Ein gutes Beispiel für eine Redoxreaktion ist die Reaktion von Mehrfachbindungen mit<br />

BAEYER's Reagenz.<br />

Nachweis von Mehrfachbindungen mittels BAEYERscher Probe / BAEYERschem<br />

Test:<br />

In der Test-Lösung (BAEYERs Reagenz; BAEYER-Reagenz) ist neben Kaliumpermanganat<br />

(K2MnO4) noch Natriumcarbonat (Na2CO3) in wässriger Lösung enthalten. Bei Anwesenheit<br />

von Mehrfachbindungen kommt es zur Ausfällung von Braunstein (Mn2O).<br />

| HC CH + K2MnO4 + H2O H3C – COO - + K + + Mn2O |<br />

(violett) Acetat-Ion (braun)<br />

(Säurerest-Ion der Essigsäure)<br />

Bei Doppelbindungen führt die Oxidation nur bis zum Diol (zweiwertiger Alkohol):<br />

| H2C = CH2 + K2MnO4 + H2O HO– H2C – CH2 –OH + K + + Mn2O |<br />

Ethandiol<br />

Mittels einer geeichten Lösungen (Maß-Lösung) und einer eingemessenen (Masse od. Volumen)<br />

Probe kann auch eine quantitative Bestimmung erfolgen. Dazu muss der Verbrauch<br />

an BAEYERs Reagenz bis zur ausbleibenden Verfärbung (des Kaliumpermanganates) genau<br />

verfolgt werden.<br />

Natriumcarbonat hat in diesem Test Puffer-Funktion. D.h. es hält den pH-Wert relativ konstant.<br />

Führt man die BAEYERsche Probe im sauren Milieu durch, dann kommt es nur zur<br />

Entfärbung des Kaliumpermanganates.<br />

| HC CH + K2MnO4 + H + + H2O H3C – COO - + K + + Mn 2+ |<br />

(farblos)<br />

Zum Untersuchung wasserunlöslicher Proben wird eine alkoholische Kaliumpermanganat-<br />

Lösung verwendet.<br />

2.2.2.3. Eigenschaften und Verwendung wichtiger Alkine<br />

2.2.2.3.1. Ethin<br />

Azethylen<br />

brennbar<br />

mit Luft explosive Gasgemische<br />

mit reinem Sauerstoff können sehr heiße Flammen erzeugt werden Schweißbrenner<br />

Rohstoff für Plaste (PVC, Polystyren (Polystyrol), Plexiglas, Kunstkautschuk, …)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 93 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Exkurs: Festlegung von Oxidationszahlen<br />

Die Oxidationszahl (Abk. OZ) ist ein Modell der Chemie, dass fiktiv davon ausgeht, dass<br />

jeder Stoff (außer Elementen) aus Ionen aufgebaut ist. Die Oxidationzahl entspricht der fiktiven<br />

Ladung dieser Ionen.<br />

Oxidationszahlen werden als arabische Ziffern mit vorrangestellten Ladungssinn aufgeschrieben.<br />

Für Null wird zusätzlich die Kennung plus-mins () angegeben. (In älterer Literatur<br />

findet man auch römische Zahlen.)<br />

Die nachfolgenden Regeln zur Bildung / Berechnung von Oxidationszahlen müssen im<br />

Zweifelsfall in der angegebenen Reihenfolge beachtet werden. Die obersten Regeln haben<br />

die höchste Priorität.<br />

Haupt-Regeln:<br />

1. Elemente bzw. Atome im elementaren Zustand (z.B. O2, P4, S8) erhalten die OZ: 0<br />

2. einatomige Ionen erhalten immer die Ionenladung als OZ<br />

3. die Summe der Oxidationszahlen muss bei zusammengesetzten Ionen oder Molekülen<br />

die Ladung des Teilchens ergeben<br />

4. bei Formeln, die wegen des kovalenten Charakters der Bindungen mit Valenzstrichen<br />

geschrieben werden, sollen die einzelnen Bindungen den Atomen entprechend der Elektronegativität<br />

verteilt werden, so dass formal Ionen entstehen<br />

Hilfs-Regeln:<br />

1. Fluor (in Verbindungen) erhält stets die OZ: -1<br />

2. Wasserstoff erhält (in Verbindungen) normalerweise die OZ: +1<br />

(Ausnahme: in Metallhydriden: -1)<br />

3. Sauerstoff erhält (in Verbindungen) normalerweise die OZ: -2<br />

(Ausnahmen: in Peroxiden: -1; bei Fluor-Sauersoff-Verbindungen: +2; in Hyperoxiden: -½ )<br />

4. alle Metalle, Bor und Silicium erhalten in Verbindungen positive Oxidationszahlen, die<br />

zahlenmäßig dem Wert des Ion's entspricht<br />

5. in organischen verbindungen wird jedes C-Atom mit seinen Substituenten (außer C) separat<br />

betrachtet<br />

6. die OZ kann maximal den Zahlenwert der Haupt- od. Nebengruppen-Nummer des Elementes<br />

ergeben<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 94 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


2.2.3. Aromaten - Arene<br />

Ursprünglich wurde der Begriff Aromat für aus Pflanzen gewonnene organische Stoffe mit<br />

"aromatischen" Geruch benutzt. In Mitte des 19. Jahrhunderts meinte man dann immer mehr<br />

die Stoffe aus dem Steinkohle-Teer, die sich ebenfalls durch besondere "aromatische" Gerüche<br />

auszeichneten. Jetzt waren es nicht mehr ätherische Gerüche, sondern eher Benzinähnliche,<br />

die man hierunter verstand. Im 20. Jahrhundert kamen dann – mit der verstärkten<br />

Erdöl-Destillation – weitere Stoffe dazu, die aus dem Teer und verschiedenen Rückständen<br />

(z.B. Bitumen) extrahiert wurden.<br />

Heute sind mit Aromaten Stoffe gemeint, die sich vom Benzen ableiten. Dazu gehören auch<br />

seine Derivate und viele der sogenannten Heterozyklen ( 3.2.8. sauerstoffhaltige Heterocyclen<br />

+ 3.3.3. stickstoffhaltige Heterocyclen).<br />

2.2.3.1. Bau und Struktur der Aromaten<br />

Bleiben wir erst aber einmal beim Benzen (veralt.: Benzol). Hieran lassen sich die wesentlichen<br />

Struktur- und Verhaltens-Merkmale am Einfachsten erläutern. Der alte Name Benzol leitete<br />

sich wohl aus dem arabischen "luban dschawi" für "Weihrauch aus Java" ab.<br />

Benzen wurde erstmals von Michael FARADAY (1791 – 1867) im Jahre 1825 isoliert und<br />

"Benzin" genannt. Als Rohstoff verwendete Leuchtgas, welches er durch Erhitzen von Wal-<br />

Öl erhielt. Er ordnete die intensiv riechende Substanz den "aromatischen Verbindungen" zu.<br />

FARADAY beschrieb auch schon das auffällige C-H-Verhältnis von 1:1. Mit seiner Summenformel<br />

C6H6 entspricht es einem cyclischen Trien. In den chemischen Eigenschaften müsste<br />

es sich also weitgehend wie ein kettenförmiges Trien verhalten. Praktisch weichen aber die<br />

meisten Eigenschaften deutlich von diesem ab.<br />

Den lange gültigen Namen "Benzol" erhielt die Verbindung 1834 von Justus VON LIEBIG.<br />

Für die Summenformel C6H6 sind über 200 verschiedene Struktur-Möglichkeiten (Isomere)<br />

denkbar.<br />

Aufgabe:<br />

Wieviele theoretisch mögliche Strukturen für die Summen-Formel C6H6 finden<br />

Sie? Zeichnen Sie diese in einfachen Gitterstruktur-Formeln!<br />

Zuerst erkannte man dann die Ringstruktur des Moleküls. Als nächstes sagte Friedrich August<br />

KEKULÉ V. STRADONITZ (1829 – 1896) (kurz: KEKULÉ) voraus, dass es sich bei<br />

Benzen wohl um ein ebenes Molekül handeln müsse. Dies wurde später auch durch RÖNT-<br />

GEN-Strukturanalysen bestätigt.<br />

KEKULÉ beschrieb 1865 zwei mesomere Strukturen (Angeblich sind ihm die Formeln im Traum erschienen.)<br />

H<br />

|<br />

H C H<br />

\ // \ /<br />

C C<br />

| ||<br />

C C<br />

/ \\ / \<br />

H C H<br />

|<br />

H<br />

H<br />

|<br />

H C H<br />

\ / \\ /<br />

C C<br />

|| |<br />

C C<br />

/ \ // \<br />

H C H<br />

|<br />

H<br />

KEKULÉ-Formel<br />

für Benzen<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 95 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


(Die Gitterstruktur-Darstellung (Abb. rechts) ist heute ein Sinnbild für die Chemie geworden)<br />

Zwar konnte diese Formel einige Besonderheiten des Benzen's erklären, aber einige chemische<br />

Eigenschaften stimmen nicht mit den Erwartungen aus den Formeln überein:<br />

So fehlen Isomere, wenn man an benachbarten Positionen substituiert. Eigentlich müssten<br />

die Bindungsabstände alternieren (ungleichseitiges Sechseck). Bei Messungen wurden sie<br />

aber als gleichgroß (gleichseitiges Sechseck) ermittelt. Der Bindungsabstand (139 pm) liegt<br />

fast mittig zwischen Einfach- (154 pm) und Doppelbindung (134 pm). Bei der vollständigen<br />

Hydrierung stimmen die praktisch gemessenen Energiedifferenzen nicht mit den theoretischen<br />

Vorhersagen (Standardberechnungen) überein (Hydrierwärme nur knapp doppelt so hoch, wie<br />

für eine Doppelbindung (hätte aber rund 3x so groß sein müssen)!). Weiterhin reagiert Benzen schwerer<br />

mit Brom (theor. sollte es Addition sein). Praktisch handelt es sich um eine Substition. Mit<br />

Bromwasserstoff reagiert Benzen überhaupt nicht.<br />

1867 versuchte James DEWAR (1842 – 1923) mit seinem Vorschlag einige<br />

ungeklärte Probleme zu lösen. Für einen sechseckigen Ring gab er drei mesomere<br />

Formeln an. Die von ihm vorgeschlagene Substanz konnte erst 1962<br />

wirklich hergestellt werden und ist ein vom Benzen abweichender Stoff. DE-<br />

WAR zu Ehre wurde der Stoff DEWAR-Benzen genannt.<br />

THIELE schlug 1899 eine Auflösung der Doppelbindungen vor und verteilte<br />

die freien Bindungen gleichmäßig auf den Sechseck-Körper. Die von THIELE<br />

vorgeschlagene Partialvalenz-Formel war der entscheidende weiterführende<br />

Schritt zur Aufklärung der Verhältnisse im Benzen-Molekül.<br />

Die Elektronen sind im regelmäßigen C-Sechseck scheinbar gleichmäßig verteilt. Durch<br />

spezielle Untersuchungen und Messungen konnte man die Existenz von Elektronen-Wolken<br />

ober- und unterhalb der Ringebene nachweisen.<br />

1925 erarbeitete der amerikanische Chemiker R. ROBINSON () dann eine völlig<br />

neue Schreibung für den aromatischen Zustand. Die besondere Elektronen-Anordnung<br />

wurde in einem – zur aufgeklärten Struktur passenden – Ring<br />

in das Cohlenstoff-Sechseck (Cohlenstoff-6er-Ring) eingezeichnet.<br />

Die ROBINSON-Formel ist mitlerwiele eines der verbreitesten Sinnbilder für<br />

die Chemie geworden.<br />

Heute wissen wir, dass die Elektronen-Wolken von den sechs delokalisierten -Elektronen<br />

gebildet werden. Es entsteht ein Elektronen-Sextett, die den besonderen aromatischen Zustand<br />

mit allen chemischen Konsequenzen ausmachen. Die theoretisch zwischen den C-<br />

Atomen alternierenden "Bananen"-Bindungen werden zu Ringen.<br />

Allgemein versteht man unter einem aromatischen Zustand heute solche Systeme, die aus<br />

cyclisch angeordneten, vollkonjugierten Polyenen bestehen. Sie besitzen ein Mesomeriestabilisiertes<br />

-Elektronen-System. Nach Erich HÜCKEL (1896 – 1980) sind solche cyclischen<br />

Polyene aromatisch, die mit 4n+2 -Elektronen ausgestattet sind (HÜCKELsche Regel,<br />

1931).<br />

Auch der Sonderfall n=1 in der HÜCKEL-Regel mit zwei -Elektrone ist wirklich bekannt<br />

(Cyclopropenyl-Kation).<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 96 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Lange hat man angenommen, dass sich über die Regel 4n -Elektronen sicherstellen läßt,<br />

dass ein solcher Stoff keine armoatischen Eigenschaften (anti-aromatischer Zustand). Dies<br />

musste aber revidiert werden. Bei der Vielzahl organischer Stoffe war das Finden der Ausnahmen<br />

nur eine Frage der Zeit. (So wurden z.B. für das [30]-Annulen keine aromatischen Eigenschaften<br />

nachgewiesen.)<br />

In der modernen Chemie benutzt man weitere Mess-Verfahren zur Bestätigung einer Aromatizität.<br />

So kann man im magnetischen Feld bei Aromaten einen diamagnetischen Ringstrom<br />

messen. Auch die zusätzliche Energie-Stabilisierung (deutlich Energie-ärmer als theoretisches<br />

Cyclohexatrien, Energievorteil rund 150 kJ / mol) wird als Kriterium für Aromaten verwendet.<br />

Der aromatische Zustand ist stabiler als theoretische konjugierte Doppelbindungen<br />

an der gleichen Stelle.<br />

Eine abschließende Definition ist bei der Vielzahl von Struktur-Möglichkeiten und Derivate<br />

aber nicht möglich. In den meisten Fällen nutzt man heute spektroskopische und magnetochemische<br />

Untersuchungen zur Charakterisierung eines Stoffes als möglichen Aromaten.<br />

Viele heterocyclische Verbindungen ( 3.2.8. sauerstoffhaltige Heterocyclen + 3.3.3.<br />

stickstoffhaltige Heterocyclen) zeigen aromatische Eigenschaften.<br />

Beispiele für (einfache) Aromaten:<br />

Benzen<br />

Pyren<br />

Naphthalen<br />

(Naphthalin)<br />

[14]-Annulen<br />

3,4-Benzpyren<br />

Neben der KEKULÉ-Schreibweise (Abb. rechts oben) findet<br />

man sehr häufig auch Formeln in ROBINSON-Schreibung.<br />

Als Beispiel ist der Stoff Anthracen dargestellt. Dabei haben<br />

sich zwei Varianten eingebürgert. Einmal werden die aromatischen<br />

Ringe einfach einzeln eingezeichnet (Abb. rechts<br />

Anthracen Phenanthracen<br />

Dibenzanthracen<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 97 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


mittig). Etwas realistischer ist die Darstellung (Abb. rechts<br />

unten) aller delokalisierten -Elektronen als ein gemeinsames<br />

"Ring"-System.<br />

Die einfachen bzw. reinen Aromaten kann man auch als Grundelemente verstehen. Durch<br />

Substitution eines oder mehrerer H-Atome sind Unmengen weiterer aromatischer Subtanzen<br />

realisierbar:<br />

Toluen, Methylbenzen<br />

(Toluol, Methybenzol)<br />

Styren<br />

(Styrol, Vinylbenzol)<br />

Ethylbenzen Cumen, Isopropylbenzen<br />

(Cumol, Isopropylbenzol)<br />

2.2.3.2. Eigenschaften der Aromaten / Arene<br />

Allgemein sind Aromaten gut in organischen Lösungsmitteln (Alkohole, Ether, Ketone, Ester)<br />

löslich und meist auch in jedem Verhältnis mischbar. Recht typisch ist auch eine geringe oder<br />

fehlende Wasserlöslichkeit. Bei Benzen liegt sie unter 1%.<br />

Sehr häufig sind die aroamtischen Stoffe auch giftig und z.T. auch krebserregend (cacerogen).<br />

Im Umgang sollte man also immer eine besonderer Vorsicht walten lassen.<br />

Benzen schädigt Knochenmark, Leber und Nieren; führt zur Senkung der Anzahl roter Blutkörperchen.<br />

Es ist als sehr giftig (toxisch) und gilt ebenfalls als krebserregend. Schon bei<br />

Zimmertemperatur bilden sich leicht entzündliche Dämpfe, die bei einem günstigen Luft- oder<br />

Sauerstoffanteil auch explosionsartig abbrennen können.<br />

2.2.3.2.1. chemische Eigenschaften – Reaktionen der Aromaten / Arene<br />

Betrachten werden wir hier vornehmlich Benzen. Prinzipiell lassen sich die Reaktionen auf<br />

andere Aromaten 1 : 1 übertragen.<br />

Die Verbrennung liefert uns keine neuen Erkenntnisse:<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 98 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


C6H6 + 7½ O2 6 CO2 + 3 H2O ;RH = - kJ / mol<br />

Bei der Struktur-Vorstellung sind wir schon darauf eingegangen, dass Benzen keine Additions-Reaktionen<br />

zeigt. Dafür sind aber Substitutionen möglich. Der Ablauf ähnelt der elektrophilen<br />

Addition bei den Alkenen.<br />

Durch geeignete Katalysatoren (z.B. FeBr3) kommt es zur hetrerolytischen Spaltung z.B.<br />

von Brom.<br />

Br2 + FeBr3 Br + -<br />

+ FeBr4<br />

Das elektrophile Br + -Ion (Brom??-Ion) dockt sofort an einem C-Atom des Benzen's an. Die<br />

positive ladung stabilisiert sich am benachbarten C-Atom (Arenium-Ion) und führt zeitweise<br />

zu einem Verlust der Aromatizität (nur noch 4 freie -Elektronen im Ring).<br />

Das überschüssige Wasserstoff-Atom gibt ein Elektron an das benachbarte positiv geladene<br />

C-Atom und dessen Wasserstoff ab und wandert als Proton ab.<br />

Dadurch regeneriert sich der aromatische Zustand am Brom-Benzen. Das Proton reagiert<br />

-<br />

mit dem FeBr4 -Ion unter Bildung von Bromwasserstoff und FeBr3. Dies steht nun wieder für<br />

weitere katalytische Vorgänge zur Verfügung.<br />

Ganz ähnlich läuft die Nitrierung von Benzen. Neben Benzen wird Nitriersäure (c HNO3 + c<br />

+<br />

H2SO4) verwendet. In der Nitriersäure bildet sich das Nitronium-Ion (NO2 , Nitryl-Kation), das<br />

der eigentliche elektrophile Reaktionspartner für das Benzen ist.<br />

Eine weitere Substitution ist mit rauchender Schwefelsäure möglich. Dies führt zu Benzensulfonsäure.<br />

Bei der sogenannten Alkylierung mit Alkenen arbeitet man ebenfalls mit Säuren, aber nur als<br />

Katalysator. Die Alkene bilden unter sauren Bedingungen Carbo-Kationen, die dann mit<br />

Benzen eine elektrophile Substitution eingehen.<br />

Neben der Substitution sind aber auch radikalische Additionen an Benzen möglich. Von biologischer<br />

Bedeutung ist die Herstellung von Lindan® - einem Insektizid. In einem Überschuß<br />

an Chlor wird das Reaktionsgemisch UV-Strahlung ausgesetzt. Nur mit deren Energie ist<br />

eine Überwindung des Energie-Vorteils des aromatischen Zustands möglich. Chlor wird in<br />

Radikale gespalten, die dann mit Benzen reagieren.<br />

UV-Licht<br />

Cl2 2 Cl<br />

Da die radikalische Anlagerung immer ein -Elektron bindet, wird das andere (aus der mesomeren<br />

Doppel-Bindung) zu einem Radikal am benachbarten C-Atom. Hier kann dann das nächste<br />

Chlor-Radikal ankoppeln.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 99 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Dichlorcyclohexadien<br />

Nach dreifacher Addition entsteht Hexachlorcyclohexan. Als Kürzel hat sich hierfür HCH unter<br />

den Chemikern etabliert. Solche Buchstaben-Codes werden für sehr viele organische<br />

Substanzen verwendet (Abk. wie: DDT … Dichlordiphenyltrichlorethan oder DNS …Desoxyribonucleinsäure<br />

kennen Sie ja vielleicht schon). Besonders bei neuen Stoffen mit halsbrecherischen Namen für<br />

die es keine Trivialnamen gibt sind die Buchstaben-Codes sehr beliebt.<br />

In der Praxis treten drei Isomere auf, von denen nur das -HCH insektizid wirkt.<br />

Hexachlorcyclohexan-Isomere (in verschiedenen Formel-Darstellungen):<br />

-HCH<br />

<br />

<br />

<br />

-HCH -HCH<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 100 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre<br />

<br />

<br />

Dicke Linien bzw. ausgefüllte Pleilspitzen stellen Bindungen dar, die zum Betrachter hin aus der Bildebene verlaufen.<br />

Die Bindungen die hinter der Blattebene verschwinden würden, sind gestrichelt oder sehr dünn dargestellt.<br />

So kommt es gewisser 3D-Effekt zustande.<br />

Es muß über spezielle Extraktions-Vorgänge aus dem Reaktionsgemeisch herausgelöst<br />

werden.<br />

Mit geeigneten Reaktionspartnern kann es am Benzen auch zu Oxidationen kommen. Wenn<br />

die Oxidation am Ring stattfindet, dann kommt es dabei zu Auflösung der Aromazität. Oxidationen<br />

am Substituenten haben dagen kaum Auswirkungen auf die armatischen Eigenschaften<br />

des Stoffes.<br />

Betrachten wir die Umsetzung von Benzen in Luftsauerstoff. Die Reaktion benötigt einen<br />

speziellen Katalysatoren und recht hohe Temperaturen (500 °C).


Die Reaktion führt zuerst zu einem Chinon (p-Benzochinon) und in weiteren Schritten zur<br />

Dicarbonsäure (cis-Butendisäure, Maleinsäure) bzw. derem Anhydrid (Maleinsäureanhydrid).<br />

Aufgaben:<br />

1.<br />

2. Von KEKULÉ wurden 216 verschiedene Struktur-Formeln zusammengestellt,<br />

die zur Summen-Formel C 6H 6 passen. Wieviele finden Sie?<br />

3. Skizzieren Sie für Lindan die fehlenden Gitter-Strukturen mit enthaltenen<br />

Wasserstoff-Atomen!<br />

3. Bauen Sie die Lindan-Moleküle mit einem Mokül-Baukasten nach! Überprüfen<br />

Sie, ob sie sich durch Drehungen ineinander überführen lassen!<br />

für die gehobene Anspruchsebene:<br />

3.<br />

Hinweise zu den Gitterstrukturformeln (Minigrafiken):<br />

Q: de.wikipedia.org bzw. commons.wikimedia.org verschiedene Autoren: NEUROtiker, Bryan<br />

Derksen, Kamil Filip Ulryk, Dschanz, Cacycle, Leyo, …<br />

Wegen der im Allg. fehlenden Schöpfungshöhe, der meist als public domain freigebenen Grafiken<br />

und der Sperrigkeit der Quellen-Angaben verzichten wir hier auf einen Einzelnachweis für<br />

jede einzelne Abbildung.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 101 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3. Derivate der Kohlenwasserstoffe<br />

Derivate sind Abkömmlinge (lat.: derivare = ableiten, abfließen). In der organischen Chemie<br />

meint man dabei Stoffe, die durch Austausch eines oder mehrerer Wasserstoff-Atome entstanden<br />

sind.<br />

In einem weiter gefassten Derivat-Begriff kann man auch den Austausch beliebiger Atome<br />

oder Atomgruppen einbeziehen. Die abgeleiteten Stoffe haben oft noch eine ähnliche Struktur,<br />

ev. sogar noch ähnliche Eigenschaften wie die Grundsubstanz.<br />

In der Pharmazie spielt die Derivatisierung von Wirkstoffen eine große Rolle. Auf diese Weise<br />

werden neue – ev. noch besser wirlkende oder mit weniger Nebenwirkungen behaftete –<br />

Wirkstoffe hergestellt. Bei Derivaten ist dann u.U. auch ein Patenzschutz möglich.<br />

Wir betrachten hier vornehmlich die:<br />

Halogen-Derivate<br />

Sauerstoff-Derivate<br />

Stickstoff-Derivate<br />

der Kohlenwasserstoffe. Dabei kommt den Sauerstoff-Derivaten eine besonders große Bedeutung<br />

zu.<br />

Einzelne weitere Stoffe mit ausgewählten anderen Atomen (P, S, …) erwähnen wir als gesonderte<br />

Stoffe oder Stoffgruppen. Bei ihnen ist eine Ableitung aus anderen Stoffgruppen<br />

nur mit großem Aufwand oder nur theoretisch möglich.<br />

Eine analoge Betrachtung der Derivate – vor allem auch als homologe Reihen – erleichtert<br />

das Verständnis für die Stoffeigenschaften bzw. deren Veränderungen bei größer werdenden<br />

Molekülen.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 102 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.1. Halogenderivate<br />

Die Elemente der VII. Hauptgruppe<br />

des Periodensystems<br />

(… der Elemente; Abk.: PSE)<br />

werden Halogene genannt. Der<br />

Wortstamm halos stammt aus<br />

dem griechischen und bedeutet<br />

so viel, wie Salzbildner. In<br />

der anorgansichen Chemie<br />

werden Sie die Halogene auch<br />

schon als solche kennen ge<strong>lern</strong>t<br />

haben. Am Bekanntesten<br />

ist sicher das Natriumchlorid –<br />

unser Haushaltssalz.<br />

Element Symbol<br />

Fluor F farbloses Gas<br />

Chlor Cl<br />

Brom Br<br />

Iod I<br />

Astat At<br />

3.1.1. einfach halogenierte Kohlenwasserstoffe<br />

Q: de. wikipedia.org (Tomihahndorf)<br />

Q: commons.wikimedia.org (Ondřej Mangl)<br />

Bei einfach halogenierten Kohlenwasserstoffen wurde ein Wasserstoff-Atom gegen ein Halogen-Atom<br />

ausgestauscht. Als Herstellungsmöglichkeit haben wir bei den Alkanen (<br />

2.1.1. Alkane) schon die radikalische Substitution ( 2.1.1.2.1. chemische Eigenschaften –<br />

Reaktionen der Alkane) kennen ge<strong>lern</strong>t.<br />

Ausgangspunkt ist die Radikal-Bildung z.B. durch Lichteinstrahlung.<br />

Cl2 2 Cl<br />

Diese Radikalbindungs-Reaktion ist der Ausgangspunkt einer Kettenreaktion (Startreaktion,<br />

Kettenstart). Nun folgen die produktiven Reaktionen:<br />

CH3 – CH2 – CH3 + Cl CH3 – CH2 – CH2 + HCl<br />

CH3 – CH2 – CH2 + Cl2 CH3 – CH2 – CH2Cl + Cl<br />

Normalerweise findet die Reaktion an den Enden des Alkan-Moleküls zuerst statt, da diese<br />

exponiert – der Chemiker sagt dazu: sterisch bevorteilt – sind.<br />

Die Kettenreaktionen können sich nun ständig wiederholen, da das reaktive Chlor-Radikal<br />

am Ende wieder vorliegt. Reagiert ein Radikal mit einem anderen Molekül, dann bleibt immer<br />

wieder ein Radikal übrig.<br />

Treffen aber zwei Radikale aufeinander, dann kommt die Radikal-Bildung – und damit auch<br />

die Kettenreaktion – zum Stillstand. Dies nennen wir Kettenabbruch. Dazu kommen alle<br />

möglichen Radikal-Kombinationen in Frage:<br />

2 Cl Cl2<br />

2 CH3 – CH2 – CH2 CH3 – CH2 – CH2 – CH2 – CH2 – CH3<br />

2 CH3 – CH2 – CH2 CH3 – CH2 – CH3 + CH3 – CH = CH2<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 103 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


CH3 – CH2 – CH2 + Cl CH3 – CH2 – CH2Cl<br />

Praktisch wird bei den besprochenen Reaktionen am Propan (unserem Ausgangsstoff) ein<br />

Wasserstoff-Atom durch ein Chlor-Atom ersetzt.<br />

H H H<br />

| | |<br />

H – C – C – C - H<br />

| | |<br />

H H H<br />

+<br />

Cl - Cl<br />

H H H<br />

| | |<br />

H – C – C – C - Cl<br />

| | |<br />

H H H<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 104 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre<br />

+<br />

H - Cl<br />

____________________________________________________________________<br />

CH3 – CH2 – CH3 + Cl2 CH3 – CH2 – CH2Cl + HCl<br />

Als zweite Möglichkeit haben wir bei den ungesättigten Kohlenwasserstoffen ( 2.2. ungesättigte<br />

Kohlenwasserstoffe) die elektrophile Addition kennen ge<strong>lern</strong>t ( 2.2.1.2.1. chemische<br />

Eigenschaften – Reaktionen der Alkene).<br />

Der elektrophile Teil eines Moleküls greift die Elektronen-reiche Doppelbindung am Alken<br />

an.<br />

H H<br />

\ /<br />

C + -<br />

|| + H Cl<br />

C<br />

/ \<br />

H H<br />

<br />

H H<br />

\ /<br />

C<br />

| H + + Cl -<br />

C<br />

/ \<br />

H H<br />

<br />

H<br />

|<br />

H – C - H<br />

| + Cl -<br />

C +<br />

/ \<br />

H H<br />

<br />

H<br />

|<br />

H – C - H<br />

|<br />

H – C - Cl<br />

|<br />

H<br />

Am anderen C-Atom der ehemaligen Doppelbindung entsteht eine positive Ladung (Carbo-<br />

Kation). Das bei der Spaltung des Chlorwasserstoff übrig gebliebene Chlorid-Ion bindet dort.<br />

Das Produkt heißt Monochlorethan und ist ein typisches Halogen-Derivat der Alkane. Die<br />

ehemals ungesättigten Kohlenwasserstoffe enthalten nach der Addition nur noch gesättigte<br />

Bindungen.<br />

3.1.1.1. Eigenschaften und Verwendung einfach halogenierter Kohlenwasserstoffe<br />

Einfach halogenierte Kohlenwasserstoffe bilden typische homologe Reihen. Chlor- bzw.<br />

Brom-Alkane sind bis ungefähr C15 flüssig.<br />

Chlorethan wird als Kühlmittel (Vereisungsmittel) und Lokalanästhetikum verwendet. Die<br />

Flüssigkeit verdampft knapp unter der Zimmertemperatur. Dabei entzieht es der Umgebung<br />

(Gewebe) reichlich Energie. Durch das starke Abkühlen entsteht eine gewisse Schmerzunempfindlichkeit.


Beispiele für einfach halogenierte Kohlenwasserstoffe (systhematisch):<br />

F<br />

Cl<br />

Br<br />

I<br />

C1 C2 C3 C4<br />

Fluormethan<br />

Chlormethan<br />

(Methylchlorid)<br />

weitere Beispiele für einfach halogenierte Kohlenwasserstoffe:<br />

Chlorethen<br />

Bromcyclohexan Brombenzen<br />

2-Chlorbutan<br />

(sek. Butylchlorid)<br />

2-Brombutan<br />

2-Iodbutan<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 105 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.1.2. mehrfache halogenierte Kohlenwasserstoffe<br />

Bei geeigneter Wahl der Ausgangsstoffe kann man Substitutionen auch mehrfach durchführen<br />

lassen. Hierfür sind größere Moleküle natürlich eher prädestiniert, da nach der einfachen<br />

Substitution von den recht großen Halogen-Atomen eine sterische Behinderung ausgeht.<br />

Für Additionen lassen sich auch reine Halogene verwenden, wobei dann immer gleich der<br />

Einbau von zwei Halogen-Atomen zu beobachten ist:<br />

H2C = CH2 + Cl2 ClH2C = CH2Cl<br />

Bei Alkinen sind u.U. zwei aufeinanderfolgende Additionen notwendig:<br />

HC CH + 2 HCl H2C = CHCl + HCl ClH2C – CH2Cl<br />

HC CH + 2 Cl2 ClHC = CHCl + Cl2 Cl2HC – CHCl2<br />

Bei gesättigten Halogen-Kohlenwasserstoffen ist die C-C-Bindung wieder frei drehbar. Die<br />

relativ großen Halogen-Atome behindern sich sterisch. Die Halogen-Atome sind immer so<br />

angeordnet, dass möglichst weit von einander entfernt stehen. Dies stellt dann auch die<br />

energetisch stabilste Molekül-Konformation dar.<br />

In der NEWMAN-Projektion versucht man die Stellung der Substituenten darzustellen. Man<br />

stellt sich dazu das Auge und die beiden betrachteten C-Atome auf einer Gerade vor. Das<br />

vordere C-Atom wird in seinem Umfang angedeutet und die Bindung vom Kern aus gezeichnet.<br />

Vom dahinterliegenden C-Atom sieht man nur die strahlenförmig angeordneten Substituenten.<br />

1,2-Dichlorethan 1,1,2-Trichlorethan<br />

Um eine Drehung in der C-C-Achse durchzuführen, bedarf es einer beachtlicher Energie-<br />

Zufuhr (um 50 kJ / mol). Erst mit dieser kann die sterische Behinderung der Halogen-Atome<br />

untereinander überwunden werden. Bei einem Alkan wäre nur ¼ der Energie notwendig gewesen,<br />

um die relativ schwache – aber vorhandene – sterische Behinderung der H-Atome<br />

zu überwinden.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 106 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Beispiele für mehrfach halogenierte Kohlenwasserstoffe:<br />

Dichlormethan<br />

Trichlormethan<br />

(Chloroform)<br />

Triiodmethan<br />

Bromchlorfluormethan<br />

Tetrachlormethan<br />

(Tetrachlorkohlenstoff,<br />

Tetra)<br />

Trichlorethen<br />

3.1.2.1. Eigenschaften und Verwendung von mehrfach halogenierten<br />

Kohlenwasserstoffen<br />

Mehrfach hologenierte Kohlenwasserstoffe haben meist eine größere Dichte als Wasser und<br />

sind in diesem nicht löslich. Sie sind aber ausgesprochen gute Lösungsmittel für Fette, Lipoide<br />

und eine Vielzahl unpolarer Stoffe.<br />

Dichlormethan (CH2Cl2) ist ein nichtbrennbares, aber gesundheitschädliches<br />

Lösungsmittel für sehr viele Stoffe.<br />

Es bildet auch keine explosiven Gemische mit der Luft,<br />

wie das sonst ähnliche Benzin (als Lösungsmittel).<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 107 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Chloroform (CHCl3) ist eine süßlich riechende, klare<br />

Flüssigkeit. In der Lebensmittelchemie wird es gerne als<br />

Extraktionsmittel für Fette und Lipoid-artige Stoffe verwendet.<br />

Auch Tetrachlorkohlenstoff (CCl4, Tetra, Tetrachlormethan)<br />

zeigt ein besonders gutes Löusngsvermögen für<br />

Fette und Fett-ähnliche Substanzen (z.B. Harze und<br />

Teer). Tetra wurde lange Zeit auch als chemisches Reinigungsmittel<br />

verwendet (nicht brennbar). Heute ist dies wegen<br />

der hohen Giftigkeit (Lebergift) ausgeschlossen. Als<br />

Bestandteil vieler Feuerlöscher war es sogar namensgebend<br />

für die "Tetra"-Löscher.<br />

Tetrachlormethan ist selbst eine flüssige, leicht flüchtige,<br />

stark Licht-brechende, süßlich riechende Substanz. Laut<br />

Gefahrstoffverordnung zählt es auch zu den umweltge-<br />

fährlichen Stoffen.<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Triiodmethan, Iodoform (CHI3) sind gelbe Plättchen mit einem charakteristischen Geruch<br />

(Safran-ähnlich). Es ist neben Tetraiodmethan die einzige bekannte farbige organische Substanz,<br />

deren Farbe nicht mit Mehrfachbindungen assoziert ist. Wegen seiner desinfizierenden<br />

und trocknenden Wirkung wurde es früher als Antiseptikum verwendet. Heute wird es<br />

durch andere Stoffe ersetzt, weil es relativ teuer ist und bei Überdosierung auch Probleme<br />

bereiten kann.<br />

2-Brom-2-chlor-1,1,1-trifluorethan, Halothan (CF3 – CHClBr) ist chemisch weitgehend<br />

inert (reaktionsträge). Es ist ein farbloser, leicht süßlich riechender, flüssiger und leicht flüchtiger<br />

Stoff, der beim Einatmen Bewusstlosigkeit auslöst. Es zählt zu den Giften. Mit Lachgas<br />

(N2O) gemischt, ergibt es ein sehr gut handhabbares Narkosemittel. In der Anästhesie hat<br />

es vor vielen Jahren (ab 1956) den schwerer handhabbaren – und bei Überdosierung zu Tode<br />

führenden – Ether (CH3 – O – CH3) abgelöst. Heute wird Halothan nur noch selten benutzt.<br />

In der Schweinezucht wird es für die Beurteilung der Stressanfälligkeit verwendet (Halothan-<br />

Test).<br />

Dichlordifluormethan (CF2Cl2) wird wegen seiner hohen Verdampfungswärme und der<br />

niedrigen Siedetemperatur als Kühlmittel in Kühlanlagen und als Treibgas in Sprayflaschen<br />

verwendet. Es ersetzt dort das giftige Ammoniak. Dichlordifluormethan gehört mitlerweile zu<br />

den geächteten FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe; auch: CFK (Chlorfluorkohlenwasserstoffe)),<br />

die nachgewiesenermaßen die Ozon-Schicht unserer Erde zerstören.<br />

Alle FCKW sind ungiftig, unbrennbar undgeruchlos. Sie galten lange als völlig ungefährlich.<br />

Bei Untersuchungen in den verschiedenen Labors hatte man keine Probleme feststellen<br />

können. Dabei hatte man aber nicht die besonderen Verhältnisse in der höheren Atmosphäre<br />

(Stratosphäre, 15 – 50 km Höhe) beachtet. Hier herrschen völlig andersartige Bedingungen.<br />

So ist die Strahlung (vor allem die UV-Strahlung) wesentlich intensiver (härter). Auch<br />

die Temperaturbedingungen unterscheiden sich enorm. Man beobachtet Temperaturen von<br />

– 60 °C bei Drücken um hPa ( atm). Im Bereich der Ozonschicht kommt es zu einem Temperaturanstieg<br />

bis fast 0 °C. Die UV-Strahlung wird hier von dem Ozon absorbiert und als<br />

Wärme-Energie wieder emitiert. Sauerstoff-Moleküle werden durch die UV-Strahlung in<br />

Sauerstoff-Radikale zerlegt.<br />

O2 2 O<br />

Diese sind sehr reaktionsfähig und reagieren normalerweise mit anderen Sauerstoff-<br />

Molekülen zu Ozon-Molekülen.<br />

O2 + O O3<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 108 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Die aufgestiegenen FCKW (wegen einer geringeren Dichte als Luft) werden ebenfalls durch<br />

die UV-Strahlung zerlegt. Die Reaktionen laufen – wie wir es schon bei den Alkanen kennge<strong>lern</strong>t<br />

haben – als radikale Kettenreaktion.<br />

CF2Cl2 CF2Cl + Cl<br />

Die Radikale können nun mit dem Ozon reaagieren:<br />

Cl + O3 ClO + O2 (Ozon-Killer-Reaktion)<br />

Dabei werden – die eigentlich schützenden – Ozon-Moleküle zerstört.<br />

Daneben kommen aber auch diverse Reaktionen mit Chlor ins Spiel, die gefährliche Gase<br />

(z.B. Chlor) freisetzen.<br />

2 ClO Cl2O2 Cl2 + O2<br />

Im Ergebnis kam es zu einem starken Rückgang der Ozon-Schicht und im Bereich der Antarktis<br />

sogar zu Herausbildung eines großen Ozon-Loches.<br />

Dichlorethan (1,2-Dichlorethan; C2H4Cl2)<br />

Lindan ()<br />

Teflon ()<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 109 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.1.3. chemische Eigenschaften der Halogen-Kohlenwasserstoffe<br />

Die Bindung zwischen Cohlenstoff und den Halogen-Atomen ist meist wesentlich stärker polarisiert,<br />

als bei Cohlenstoff-Wasserstoff-Bindungen. Besonders bei Fluor und Chlor treten<br />

sehr starke Polarisierungen auf.<br />

Element H C F Cl Br I<br />

Elektronegativität 2,1 2,5 4,0 3,5 2,8 2,5<br />

An den Halogen-Atomen kommt es deshalb zur Ausbildung von partiellen negativen Ladungen.<br />

Die gebundenen Cohlenstoff-Atome tragen entsprechend eine mehr oder weniger große<br />

positive Partial-Ladung.<br />

Halogenisierte Kohlenwasserstoffe sind im Allgemeinen sehr reaktionsfreudig. Die außenliegenden<br />

negativen Partial-Ladungen sind für alle vollständig oder teilweise positiv geladenen<br />

Teilchen gute Reaktionspartner.<br />

Mit Metallen reagieren Halogen-Kohlenwasserstoffe zu Metall-organischen Verbindungen.<br />

Auch diese sich sehr reaktiv und deshalb in der chemischen Industrie von großem Interesse.<br />

Bevorzugtes Metall als Reaktionspartner ist Magnesium.<br />

R – Br + Mg R - MgBr<br />

Die entstehende Verbindungsklasse mit Magnesium zwischen den Alkylrest und dem Halogen-Substituenten<br />

nennt man GRIGNARD-Verbindungen (Alkylmagnesiumhalogenid). Die Bildungs-Reaktion<br />

entsprechend GRIGNARD-Reaktionen, nach ihrem Entdecker Victor<br />

GRIGNARD (1871 – 1935). Besonders bedeutend ist diese Reaktionsart bei der Herstellung<br />

von Alkoholen. Durch die gezielte Wahl des Reaktionspartners kann man verschiedene Arten<br />

von Alkoholen herstellen.<br />

H3O + , H2O<br />

| R – MgBr + H – CHO R – CH2 – OH + Mg 2+ + Br - |<br />

Formaldehyd, Methanal prim. Alkohol<br />

H3O + , H2O<br />

| R – MgBr + R1 – CHO R – HCOH – R1 + Mg 2+ + Br - |<br />

Aldehyd sek. Alkohol<br />

H3O + , H2O<br />

| R – MgBr + R1 – CO – R2 R – COH – R1 + Mg 2+ + Br - |<br />

|<br />

R2<br />

Keton tert.. Alkohol<br />

GRIGNARD erhielt für seine Arbeiten mit den Metall-organischen Verbindungen 1912 den NOBEL-Preis für<br />

Chemie.<br />

Gut nachvollziehbar ist die Reaktion von Halogenalkanen mit metallischem Natrium. Bei dieser<br />

Reaktion bilden sich längerkettige Alkane:<br />

2 R – Cl + 2 Na R – R + 2 NaCl<br />

Die Liste möglicher Reaktionen und Reaktionsprodukte läßt sich lange fortsetzen. Wir deuten<br />

hier nur die Reaktionspartner für die Halogenalkane und die resultierende Produkte bzw.<br />

Stoffklassen an. Genauere Informationen zu diesen folgen dann später.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 110 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Reaktionspartner für die Reaktionsprodukte<br />

Halogenkohlenwasserstoffe Stoffklassen<br />

Ammoniak (NH3) Amine<br />

Alkoholate (R –OM) Ether<br />

verd. Kalilauge (KOH) Alkohole<br />

alkohol. Kalilauge Alkene<br />

(KSH) Thiole<br />

Mercaptid Sulfide<br />

Natriumcyanid (NaCN) Nitrile<br />

Verweise<br />

weitere Informationen bei …<br />

Die GRIGNARD-Verbinden können wiederum zur Bildung weiter Stoffklassen herangezogen<br />

werden. Da wird einem die Bedeutung dieser beider Stoffklassen für die organische Chemie<br />

bewusst . In Organismen spielen sie aber eine untergeordnete Rolle.<br />

Q: de.wikipedia.org (Calvero)<br />

Die einzelnen Stoffklassen (hier meist Sauerstoff-Derivate der Kohlenwasserstoffe) werden<br />

wir erst noch kennen <strong>lern</strong>en und dann auf diese Stelle (der Bildung) zurückverweisen.<br />

Vergleicht man die Reaktionsfreudigkeit von Alkyl-Chloriden, -Bromide und –Iodide, dann<br />

kann man feststellen dass diese bei den Iodiden am Größten ist. Weiterhin sind kurzkettige<br />

Halogen-Kohlenwasserstoffe immer reaktionsfreudiger, als längerkettige.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 111 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.1.4. biologische und ökologische Probleme mit Halogen-Kohlenwasserstoffen<br />

Bei der Verbrennung von Halogen-haltigen Kohlenwasserstoffen können verschiedene gifte<br />

Verbindungen als Nebenprodukt entstehen. Dazu gehört das sehr giftige Dioxin (2,3,7,8-<br />

Tetrachlordibenzo-p-dioxin). Dieses ist z.B. 500x giftiger als Strychnin.<br />

DDT<br />

Polyvinylchlorid (PVC)<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 112 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Exkurs: Struktur-Aufklärung mittels Spektroskopie<br />

optische Spektroskopie (Licht-Spektroskopie)<br />

Infrarot-Spektrospkopie<br />

Ultraviolett-Spektroskopie<br />

Raman-Spektroskopie<br />

Kernresonanz-Spektroskopie<br />

Massen-Spektroskopie<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 113 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2. Sauerstoff-Derivate (organische Sauerstoff-Verbindungen)<br />

Sauerstoff-Derivate enthalten im Molekül ein oder mehrere Atome Sauerstoff. Da Sauerstoff<br />

zweibindig ist, kann es neben den üblichen Substitutionen von Wasserstoff auch Sauerstoff-<br />

Brücken zwischen zwei Cohlenstoff-Atomen geben. Dies erweitert die Möglichkeiten enorm.<br />

Mit dem Sauerstoff im Molekül kann auch immer mit polaren Eigenschaften gerechnet werden,<br />

da sich die Elektronegativität doch deutlich von denen der Cohlenstoff- bzw. Wasserstoff-Atome<br />

abweicht. Die resultierenden Ladungen reichen – vor allem bei kleinen Molekülen<br />

– zumeist dazu aus, dass der Stoff in Wasser oder anderen polaren Lösungsmitteln löslich<br />

ist.<br />

3.2.1. Alkanole (Alkohole)<br />

Der Alkohol ist sicher einer der bekanntesten organischen Stoffe. Eigentlich sind die Alkohole<br />

eine ganze Gruppe von Stoffen. Der von uns getrunkene Alkohol ist nur ein Vertreter aus<br />

dieser Stoff-Klasse. Wegen der Verwechslungsgefahr mit vielen giftigen Vertretern sollte der<br />

Begriff Alkohol nur für Ethanol (Trinkalkohol) verwendet werden.<br />

Der Name Alkohol leitet sich aus dem arabischen al kuhül ab, was soviel wie "das Feinste"<br />

bedeutet.<br />

3.2.1.1. Bau und Struktur der Alkanole<br />

Alkanole basieren auf einem Alkan-Grundgerüst. Mindestens einmal<br />

ist ein Sauerstoff-Atom zwischen einem Cohlenstoff- und einem<br />

Wasserstoff-Atom eingeschoben. Der Substituent an einem Cohlenstoff-Atom<br />

wird als Hydroxyl-Gruppe bezeichnet.<br />

Wie wir sehen werden, bestimmt diese Gruppe entscheidet über die<br />

physikalischen und chemischen Eigenschaften.<br />

R – O – H<br />

Hydroxyl-Gruppe<br />

Die Gruppe hat somit eine (besondere) Funktion für den Stoff bzw. die Stoffgruppe. Die<br />

Chemiker sprechen bei solchen Atom-Gruppen von funktionellen Gruppen.<br />

Praktisch kann man die Alkanole als Hydroxyl-Derivate der Kohlenwasserstoffe (bzw. Alkyl-<br />

Derivat des Wassers) auffassen, je nachdem was man als den zentralen Teil betrachtet und<br />

was als Substituenten.<br />

Die Position der Hydroxyl-Gruppe kann über das gesamte Molekül verteilt sein. In den meisten<br />

Fällen ergeben sich unterschiedliche Eigenschaften. Wir müssen deshalb die Stellungs-<br />

Isomere genau unterscheiden und namentlich exakt kennzeichnen. Betrachten wir zuerst<br />

einmal die endständige Anordnung der Hydroxyl-Gruppe. In einem solchen Fall geben wir<br />

die Position nicht extra an, da das endständige Cohlenstoff-Atom mit der Hydroxyl-Gruppe<br />

die Positionsnummer 1 bekommt. Diese kann üblicherweise im Namen wegfallen.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 114 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Anz.<br />

C-A.<br />

Name Summenformel<br />

1 Methanol CH3OH H<br />

|<br />

H – C – O - H<br />

|<br />

H<br />

2 Ethanol<br />

(Äthanol, Trink-<br />

Alkohol)<br />

3 Propanol<br />

(Propylalkohol)<br />

4 Butanol<br />

(Butylalkohol)<br />

5 Pentanol<br />

(Amylalkohol)<br />

6 Hexanol<br />

(Hexylalkohol)<br />

…<br />

16 Hexadekanol<br />

(Cetylalkohol)<br />

…<br />

Strukturformel Verwendung<br />

C2H5OH H H<br />

| |<br />

H – C – C - O - H<br />

| |<br />

H H<br />

C3H7OH H H H<br />

| | |<br />

H – C – C – C - O - H<br />

| | |<br />

H H H<br />

C4H9OH H H H H<br />

| | | |<br />

H – C – C – C – C - OH<br />

| | | |<br />

H H H H<br />

C5H11OH H H H H H<br />

| | | | |<br />

H – C – C – C – C – C - OH<br />

| | | | |<br />

H H H H H<br />

C6H13OH H H H H H H<br />

| | | | | |<br />

H – C – C – C – C – C – C - OH<br />

| | | | | |<br />

H H H H H H<br />

C16H33OH<br />

Exakterweise müsste man aber immer n- vor den Namen mit angeben, um zu kennzeichnen,<br />

dass es sich um eine lineare (native, normale, von: neo) Struktur handelt. Aus der Tabelle<br />

können wir sehen, dass die linearen Alkanole zumindestens von der Struktur her eine<br />

homologe Reihe bilden.<br />

Verzweigte Alkanole bilden weitere homologe<br />

Reihen, die aber schwerer systematisch<br />

zu erfassen sind.<br />

Ist an dem C-Atom (rot), an dem die<br />

Hydroxyl-Gruppe gebunden ist (maximal)<br />

noch ein weiteres C-Atom (blau)<br />

gebunden, dann nennen wir solche Alkanole<br />

primäre Alkohole (Alkanole).<br />

Sind dagegen zwei weitere Cohlenstoff-<br />

Atome an diesem C-Atom gebunden,<br />

dann handelt es sich um einen sekundären<br />

Alkohol (Alkanol). Dies ist schon<br />

immer Fall, wenn die Hydroxyl-Gruppe<br />

im zentralen Teil der Cohlenstoff-Kette<br />

des Alkan-Körpers gebunden ist.<br />

Von einem tertiären Alkohol (Alkanol)<br />

spricht man, wenn alle (drei) restlichen<br />

Bindungen zu einem C-Atom gehen.<br />

Alkohol<br />

primärer<br />

Butan-1-ol<br />

(n-Butanol,<br />

Butanol-1)<br />

sekundärer<br />

Butan-2-ol<br />

(Butanol-2)<br />

tertiärer<br />

2-Methylpropan-2-ol(2-Methylpropanol-2)<br />

H H H H<br />

| | | |<br />

H – C – C – C – C - OH<br />

| | | |<br />

H H H H<br />

H H H H<br />

| | | |<br />

H – C – C – C – C - H<br />

| | | |<br />

H H OH H<br />

H H H<br />

\|/<br />

H C H<br />

\ | /<br />

H – C – C – C – H<br />

/ | \<br />

H OH H<br />

Die Namensgebung primär, sekundär und tertiär leitet sich aus der Anzahl der Nicht-Wasserstoff-Nachbarn<br />

(blau) des Hydroxyl-Gruppe-tragenden Cohlenstoff-Atoms (rot) ab.<br />

Für die einfachen Alkanole ergibt sich die allgemeine Formel CnH2n+1OH mit n = 1, 2, 3, ….<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 115 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Die Zahl isomerer Verbindungen steigt – wie üblich – mit der Anzahl der C-Atome. Dabei<br />

sind nicht nur die verschiedenen Stellungen der OH-Gruppe zu beachten, sondern auch<br />

noch die verschiedenen linearen oder verschweigen Cohlenstoff-Gerüste. Auch wenn man<br />

es vielleicht nicht erwartet, beide Abwandlungs-Möglichkeiten beeinflussen sehr stark die<br />

Stoff-Eigenschaften. Am Beispiel der Schmelz- und Siede-Punkte wollen wir das hier kurz<br />

aufzeigen:<br />

Stoff Fp. Kp.<br />

[°C] [°C]<br />

1-Propanol -126 97<br />

2-Propanol -90 82<br />

Stoff Fp.<br />

[°C]<br />

1-Butanol -80 117<br />

2-Butanol -114 99 1,2,3-Propantriol (Glycerol)<br />

2-Methyl-1-propanol -108 108<br />

2-Methyl-2-propanol 24 83<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 116 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre<br />

Kp.<br />

[°C]


3.2.1.2. Herstellung der Alkanole<br />

Die Herstellung von Methanol ist seit dem 17.Jhd. als trockne Destillation von Holz bekannt.<br />

Dabei geht der sogenannte Holzgeist – eben das Methanol – über. In der Synthese-Chemie<br />

nutzt man Synthese-Gas als Ausgangsstoff für eine großvolumige Methonal-Produktion.<br />

Synthese-Gas enthält Cohlenstoffmonoxid und Wasserstoff. Das Gas wird über einen Katalysator<br />

geleitet:<br />

Kat.<br />

CO + H2 CH3-OH<br />

Bis auf Methanol lassen sich Alkanole direkt aus Alkenen gewinnen. Durch katalytische Addition<br />

von Wasser bilden sich verschiedene Alkohole, die dann u.U. noch getrennt (gereinigt)<br />

werden müssen.<br />

Im einfachsten Fall nutzt man Ethen zur Gewinnung von Ethanol.<br />

Kat.<br />

H2C = CH2 + H2O H3C – CH2-OH<br />

Dieser technische Alkohol ist sachlich nicht von Trink-Alkohol zu unterscheiden, darf aber<br />

aus rechtlichen Gründen nicht für den menschlichen Verzehr genutzt werdden. Technischer<br />

Alkohol wird deshalb in den allermeisten Fällen vergällt. D.h. im wird ein Stoff (meist Benzin,<br />

Campher, …) zugesetzt, der den Alkohol ungenießbar macht und sich nicht so einfach oder<br />

gar nicht abtrennen lässt. Vergällter Alkohol muß dann auch nicht extra versteuert werden<br />

und ist z.B. als Spiritus billig zu haben.<br />

Den Spezialfall "Ethanol für menschliche (Trink-)Zwecke" betrachten wir direkt bei der Behandlung von Ethanol<br />

als Stoff ( 3.2.1.4.1.1. Ethanol).<br />

Ab drei Cohlenstoff-Atomen ergeben sich verschiedene Möglichkeiten bei der Stellung der<br />

gebildeten OH-Gruppe.<br />

Kat.<br />

H3C – CH = CH2 + H2O H3C – CH2 – CH2OH<br />

Propen primäres Alkanol: n-Propanol<br />

Kat.<br />

H3C – CH = CH2 + H2O (H3C –)2 CHOH<br />

Propen sekundäres Alkanol: iso-Propanol (Propan-2-ol)<br />

Bei der Reaktion treten also immer isomere Reaktions-Produkte auf, die dann noch getrennt<br />

oder gereinigt werden müssen.<br />

Langkettige Alkohole werden entweder aus Fetten gewonnen oder durch die Oxosynthese<br />

(auch: Hydroformulierung) erzeugt. Bei dieser werden entsprechend große Alkene mit Synthese-Gas<br />

in Anwesenheit von Katalysatoren (Cobalt, Rhodium, …) zur Reaktion gebracht.<br />

In einem ersten Schritt reagieren die Alkene mit Cohlenmonoxid:<br />

Kat.<br />

R – CH = CH2 + CO R – CH – CH2 – CHO<br />

(lineares) Alkanal<br />

Kat.<br />

R – CH = CH2 + CO R – CH(CHO) – CH3<br />

verzweigtes Alkanal<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 117 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Im nachfolgenden Schritt werden die Alkanale mit Wasserstoff reduziert:<br />

Kat.<br />

R – CH – CH2 – CHO + H2 R – CH – CH2 – CH2OH<br />

primäres Alkanol<br />

Kat.<br />

R – CH(CHO) – CH3 + H2 R – CH(CH2OH) – CH3<br />

verzweigtes Alkanal sekundäres Alkanol<br />

Die Reaktion muss zwar bei 120 – 300 °C und einem Druck von rund 150 bar geführt werden.<br />

Trotzdem ist sie energetisch recht effektiv, da die Reaktionen exotherm sind und die<br />

Abwärme zur Erwärmung der Ausgangstoffe genutzt wird.<br />

3.2.1.3. physikalische und chemische Eigenschaften der Alkanole<br />

Ähnlich wie bei Wasser-Molekülen bilden sich ausgehend von der Hydroxyl-Gruppe Wasserstoff-Brückenbindungen<br />

zwischen den Molekülen aus. Da mit steigender Kettenlänge die<br />

Abstände zwischen möglichen Partnern (Hydroxyl-Gruppen) immer größer werden, verringert<br />

sich die Anzahl reel aufgebauter Brücken entsprechend. Schon hiermit haben wir gezeigt,<br />

dass es sich bei den kettenförmigen Alkanolen um eine typische homologe Reihe<br />

handelt.<br />

Die homologe Reihe der Alkanole zeigt die üblichen Abstufungen und Tendenzen bei verschiedenen<br />

Eigenschaften. Besonders die Siedetemperaturen zeigen ein schönes kontinuierliches<br />

Bild. Der<br />

T [°C] Alkane Fp<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

-200<br />

Alkane Kp<br />

Alkanole Fp<br />

Alkanole Kp<br />

homologe Reihen der Alkane und der Alkanole<br />

1 2 3 4 5 6<br />

C-Atome<br />

noch umformulieren:<br />

Die Schmelz- und Siedetemperaturen steigen kontinuierlich an – liegen aber wegen der<br />

Wasserstoff-Brücken deutlich über der, vergleichbarer (gleichschwerer) Moleküle.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 118 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Q: de.wikipedia.org (Peter Krimbacher)<br />

Entgegen ersten Erwartungen haben Alkanole eher höhere Siede-Punkte. Auch die<br />

Schmelz-Temperaturen sind leicht über den ersten Vorauussagen gelegen. Besonders deutlich<br />

wird dies bei den ersten Gliedern der homologen Reihe. Ursache für dieses Phänomen<br />

sind die Sauerstoff-Atome. Sie depolarisieren vorrangig die Bindung zum Wasserstoff. Der<br />

Sauerstoff ist in den Molekülen partiell negativ, das an ihnen anhängende Wasserstoff-Atom<br />

ist dagegen partiell positiv geladen.<br />

- + - + <br />

H3C - CH2 - O - H H3C - CH2 - O ► H H3C - CH2 – O| H<br />

partielle Ladungen aufgrund<br />

der Elektronegativität<br />

teilweise Verschiebung des<br />

Bindungselektronenpaares<br />

vollständige Verschiebung des<br />

Bindungselektronenpaares<br />

(Ionen-Bildung)<br />

Die alkylischen Reste sind unpolar. Die unterschiedliche Verteilung der polaren Eigenschaften<br />

sorgt nun dafür, dass sich die Moleküle so ausrichten, dass immer zusammengehörende<br />

Molekül-Eigenschaften sich annähern. Die polaren Kräfte sorgen für sich schon für eine rund<br />

10x stärke Anziehungskraft, als es die VAN-DER-WAALSschen Kräfte an den alkylischen<br />

Resten können. Nun kommt aber noch ein weiterer Effekt dazu, der die Anziehungskräfte an<br />

den Hydroxyl-Gruppen weiter verstärkt. Die Wasserstoff-Atome der Hydroxyl-Gruppe sind so<br />

polar, dass sie auch von den negativ geladenen Sauerstoff-Atomen anderer – nahe liegender<br />

– Moleküle angezogen werden. Die Anziehung kann so stark sein, dass das "fremde"<br />

Sauerstoff-Atom dem "eigenen" das Wasserstoff-Atom (als Wasserstoff-Ion) entwendet.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 119 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Nun ist das eigene Molekül negativ und das andere Molekül positiv geladen. Beiden ziehen<br />

nun noch stärker an, was wiederum die Rückgabe des "geliehenen" Wasserstoff's ermöglicht.<br />

Beide Moleküle nutzen gewissermaßen das Wasserstoff-Atom (Wasserstoff-Ion) gemeinsam.<br />

Das Wasserstoff-Ion bildet gewissermaßen eine Brücke zwischen zwei Molekülen.<br />

Wir sprechen von einer Wasserstoff-Brücken-Bindung. Diese ist recht stark und ist z.B. auch<br />

für eine Vielzahl von besonderen Eigenschaften bei Wasser verantwortlich.<br />

Durch die Wasserstoff-Brücken-Bindung wird die Siedetemperatur nochmals erhöht, weil<br />

nun nochmals mehr Energie für das Herausreißen eines Moleküls aus dem flüssigen Molekül-Verband<br />

notwendig ist.<br />

Die Alkanole bis C5 sind leichtgängige Flüssigkeiten. Mit steigender Kettenlänge werden sie<br />

immer dickflüssiger. Ab C12 sind sie bei Zimmertemperatur fest und ab C16 von einer fettig<br />

kristallinen Konsistenz (vergleichbar mit den Parafinen). Alkanole mit einer Cohlenstoff-Anzahl von 6 bis 22<br />

werden wegen ihrer Zähflüssigkeit (aber auch wegen ihrer Herstellung aus Fettsäuren) als Fettalkohole bezeichnet.<br />

Ähnlich ist die Namensgebung der Wachsalkohole auf die vergleichbare Konsistenz der Alkane (Wachse,<br />

Parafine) zurückzuführen. Hier sind Alkanole mit C24 bis C36 gemeint.<br />

Die Löslichkeit in Wasser nimmt mit steigender Moleküllänge. Die polarisierende Wirkung<br />

der Hydroxylgruppe wird bezogen auf das Gesamt-Molekül immer geringer. Bei den niedermolekularen<br />

Alkanolen (C1 – C3) werden die Moleküle fast lückenlos in die Wasser-Molekül-<br />

Cluster eingebaut. Damit ergibt sich eine unbegrenzte Mischbarkeit des Alkanols mit Wasser.<br />

Vor allem die kurzkettigen Alkanole sind gute Lösungsmittel für polare und unpolare Stoffe.<br />

In der Praxis werden sie deshalb oft als Reinigungmittel verwendet. Z.B. sind Fester- oder<br />

Glas-Reiniger zu einem großen Anteil aus Alkanolen zusammengesetzt.<br />

Erhitzt man ein Wasser-Ethanol-Gemisch,<br />

dann müssten sich die beiden Bestandteile<br />

eigentlich durch Destillation voneinander<br />

trennen lassen. Die einzelnen Siedetemperaturen<br />

liegen rund 20 K auseinander. Seltsamerweise<br />

passiert dies nicht. Wasser und<br />

Alkanol bilden ein sogenanntes azeotropes<br />

Gemisch (konstant siedendes Gemisch).<br />

Egal von welchem Ausgangsgemisch man<br />

ausgeht, man erhält am Ende immer ein<br />

Gemisch von Ethanol (96 %) und Wasser (4<br />

%), welches bei 78 °C siedet.<br />

Somit ist auch die maximal eine Ethanol-Lösung mit 96 Vol%.<br />

Ursache für die Bildung des azeotropen Gemisches sind die starken Wasserstoff-Brücken-<br />

Bindungen und doch relativ dichte Lage der Siedepunkte der Einzelkomponenten zueinander.<br />

Für die Herstellung (Absolutierung) von reinem Ethanol (100 %ig) ist z.B. die Trocknung<br />

(Wasser-Entzug) mit Calciumoxid oder Calciumcarbid notwendig. Durch chemische Umsetzungen<br />

binden die Trocknungstoffe das Wasser. Übrig bleibt fast reiner Ethanol (über 99<br />

%).<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 120 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Großtechnisch nutzt man einen anderen Trick. Durch Zusatz eines dritten Stoffes (ein sogenanntes Schleppmittel)<br />

erhält man ein ternäres Gemisch (drei Bestandteile). Der dritte Stoff wird so ausgewählt, dass sich im Bereich<br />

des azeotropen Siedepunktes eine Mischungslücke auftut. Dort mischt sich einer der beiden – eigentlich zu<br />

trennenden – Stoffe nicht mit dem Schleppmittel. Meist geht an dem azeotropen Punkt ein Zweistoff-Gemisch<br />

über, das dann aufgrund der Nichtmischbarkeit einfach getrennt werden kann. Dabei gewinnt man das Schleppmittel<br />

zurück. Ein solches Verfahren nennt man in der technischen Chemie Azeotropretifikation.<br />

Ein weiterer interessanter Effekt tritt ein, wenn man kurzkettige Alkanole und Wasser vermengt.<br />

Mischt man z.B. reinen Ethanol mit reinem Wasser im Verhältnis 1 : 1, dann kommt<br />

es zu einem Volumen-Verlust. Dieser liegt in unserem Beispiel bei rund 2 %.<br />

Die Erklärung ist realtiv einfach. Bei<br />

beiden Stoffen unterscheiden sich die<br />

Teilchengrößen. Die kleineren Teilchen<br />

(hier Wasser) können sich im<br />

Gemisch gut in die Lücken zwischen<br />

die großen Teilchen verteilen (verstecken).<br />

Dadurch ergibt sich ein gerin-<br />

geres Gesamt-Volumen. Zusätzlich<br />

tritt bei Ethanol und Wasser noch ein<br />

ähnlich gelagerter Effekt durch die<br />

Vermehrung der Wasserstoff-<br />

Brücken im Gemisch auf. Im Vergleich<br />

zum reinen Ethanol können<br />

sich mehr Brücken (zum Wasser) bil-<br />

den.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 121 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre<br />

+<br />

<br />

Wenn man die Hydroxyl-Gruppe betrachtet, dann könnte man annehmen, dass die Alkanole<br />

basisch reagieren. Die OH-Gruppe wird aber beim Lösen im Wasser gar nicht frei. Ganz im<br />

Gegenteil – Alkohole sind eher schwache Säuren.<br />

C2H5OH + H2O C2H5O - + H3O +<br />

So lässt sich auch die Reaktion von Alkoholen mit Natrium erklären. Natrium reagiert unter<br />

Gasbildung realtiv langsam ab.<br />

C2H5OH + Na C2H5O - + Na + + H2 <br />

Das gebildete Salz ist ein Alkoholat – so nennt man die Salze der Alkanole. In unserem Fall<br />

wäre das Reaktionprodukt Natriumethanat.<br />

Alkoholate reagieren mit Halogen-Kohlenwasserstoffen unter Abspaltung eines (anorganischen)<br />

Salzes zu Ethern ( 3.2.4. Ether).<br />

Die Alkanole verfügen – wie wir gesehen haben – durch die Hydroxyl-Gruppe über neue Eigenschaften.<br />

Der Hydroxyl-Gruppe kommt also gewissermaßen eine Funktion zu. Sie beeinflußt<br />

die ursprünglichen Eigenschaften der Alkane (reaktionsträg, nur in unpolaren Lösungsmitteln<br />

löslich, …). Man spricht deshalb von einer funktionellen Gruppe. Die Hydroxyl-<br />

Gruppe ist die funktionelle Gruppe der Alkanole.<br />

Andere Eigenschaften scheinen unverändert. So sind auch die Alkanole brennbar. Viele Vertreter<br />

– vor allem die kurzkettigen – sind gut brennbar.<br />

C3H7OH + 4 ½ O2 3 CO2 + 4 H2O ;RH = - kJ / mol<br />

Neben der vollständigen Oxidation (Verbrennung) ist auch eine teilweise Oxidation (z.B. mit<br />

Metalloxide) möglich:<br />

R – CH2 – OH + CuO R – CHO + Cu + H2O<br />

prim. Alkohol Cupfer(II)-oxid Alkanal<br />

Verwendet man primäre Alkohole so erhält man erhält man sogenannte Alkanale ( 3.2.2.<br />

Alkanale (Aldehyde)) – eine weitere Gruppe der Sauerstoffderivate von Alkanen. Bei weite-


er bzw. stärkerer Oxidation können auch Alkansäuren ( 3.2.3. Alkansäuren (Carbonsäuren))<br />

entstehen.<br />

Als Oxidationsmittel lassen sich z.B. auch Kaliumdichromat oder Kaliumpermanganat verwenden:<br />

3 C3H7OH + K2Cr2O7 + 8 H + C2H5CHO + 2 Cr 3+ + 2 K + + 7 H2O<br />

Kaliumdichromat Propanal<br />

C2H5OH + KMnO4 + H + CH3CHO +<br />

Kaliumpermanganat Ethanal<br />

Hierbei entstehen Alkanale (Aldehyde, 3.2.2. Alkanale (Aldehyde)). Gearbeit wird meist<br />

bei schwefelsauren Bedingungen. Es reicht also schon eine relativ schwache Säure aus, um<br />

genügend Protonen für die Oxidation bereitzustellen.<br />

Ist der Ausgangsstoff ein sekundärer Alkohol, dann bilden sich Ketone ( 3.2.5. Ketone).<br />

CH3-HCOH-CH3 + K2Cr2O7 + CH3-CO-CH3 +<br />

Tertiäre Alkohole reagieren unter den genannten einfachen oxidierenden Bedingungen nicht.<br />

Bei ihnen ist nur die vollständige (zerstörende) Oxidation zu Cohlendioxid und Wasser möglich.<br />

Die teilweise Oxidation von Ethanol an farbigen anorganischen Substanzen nutzt man für die<br />

Anwendung als Atemalkohol-Teströhrchen.<br />

3 C2H5OH + K2Cr2O7 + 4 H2SO4 3 CH3CHO + Cr2(SO4)3 + 7 H2O + K2SO4<br />

(gelb) (grün)<br />

Je länger die grüne Säule ist, umso mehr Alkohol war in der Ausatemluft. Als Maß wird eine<br />

bestimmte Luftmenge verwendet (aufzublasender Luftsack). Heute werden zur Atem-<br />

Alkehol-Probe immer mehr elektronische Geräte verwendet. Sie sind mit speziellen Sensoren<br />

ausgestattet sind.<br />

Setzt man erhitzten Alkanolen konzentrierte Schwefelsäure (als wasserentziehenden Stoff<br />

(im gewissen Sinne eine Trocknung)), dann bilden sich verschiedene Stoffe. Betrachten wir<br />

beispielhaft das Ethanol. Bei Temperaturen bis 140 °C entsteht zuerst einmal ein sogenannter<br />

Ester ( 3.2.6. Ester).<br />

< 140 °C<br />

CH3-CH2OH + H2SO4 CH3-CH2-SO3H + H2O<br />

Schwefelsäureethylester<br />

Die Reaktionen, bei denen eine Säure mit einem Alkohol unter Bildung eines Esters reagiert,<br />

heißen auch Veresterung. Praktisch handelt es sich auch um eine Substitution. Im konkreten<br />

Fall wird aus dem Ethanol die Hydroxyl-Gruppe durch den Säure-Rest der Schwefelsäure<br />

ausgetauscht. Wer will kann das Ganze aber auch der Sicht der OH-Gruppe sehen. Dann wird eben der Alkyl-Rest<br />

gegen ein Proton von der Schwefelsäure ausgetauscht. Der völlig offene Chemiker sieht hier auch eine<br />

Säure-Base-Reaktion, bei der die schwache Säure Ethanol – die hier als Base fungiert – mit der starken Säure<br />

Schwefelsäure "neutralisiert" wird. Zumindestens sind Protonen-Abgabe (bei der Schwefelsäure) und Protonen-<br />

Aufnahme (beim Alkohol, mit anschließender Abspaltung von Wasser) gut nachzuvollziehen.<br />

Man könnte die Reaktion aber auch als Kondensations-Reaktionen charakterisieren, da bei<br />

dieser Art der Substitutions-Reaktion ein kleines Molekül – hier Wasser – abgespalten wird.<br />

Bei ungefähr 140 °C kommt es vorrangig zu einer anderen Kondensations-Reaktion. Ethanol<br />

reagiert dabei mit sich selbst unter Bildung eines Ethers ( 3.2.4. Ether).<br />

c H2SO4, 140 °C<br />

2 CH3-CH2OH CH3–CH2 – O – CH2–CH3 + H2O<br />

Diethylether<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 122 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Ether sind durch die typische Sauerstoff-Brücke zwischen zwei Cohlenstoff-Atomen gekennzeichnet.<br />

Verwendet man noch höhere Temperaturen (um 170 °C), dann kommt es zur Eliminierung<br />

von Wasser aus dem Alkohol:<br />

c H2SO4, 170 °C<br />

CH3-CH2OH CH2=CH2 + H2O<br />

Das Gleiche kann man auch bei anderen Alkoholen durch starkes Erhitzen erreichen:<br />

c H2SO4, 200 – 300 °C<br />

CH3-CHOH-CH3 CH3-CH=CH2 + H2O<br />

Die Reaktion nennt sich allgemein Dehydatisierung, da Wasser (hydrat) entfernt (De-) / abgespalten<br />

wird. Dehydratisierungen sind ein Spezialfall der Eliminierungen.<br />

Zur Bestimmung, um welchen Substitutions–<br />

Grad es sich bei einem Alkohol handelt, verwendet<br />

man den LUCAS-Test. Hierbei wird die<br />

Probe mit LUCAS-Lösung (Zinkchlorid in konzentrieter<br />

Salzsäure) versetzt. Tertiäre Alkohole reagieren<br />

bei Zimmer-Temperatur umgehend, während<br />

sekundäre Alkohole erst nach rund 5 min<br />

umgesetzt werden. Um primäre Alkohole reagieren<br />

zu lassen, ist immer ein Erwärmen notwendig.<br />

ZnCl2; <br />

R–OH + HCl R–Cl + H2O<br />

negativ und positiv verlaufener LUCAS-Test<br />

Q: de.wikipedia.org (Talos & Andel)<br />

Der Test lässt sich allerdings nur für Alkohole mit bis maximal 6 C-Atome benutzen, da eine Lösung der Probe in<br />

der LUCAS-Lösung notwendig ist. Außerdem reagieren z.B. Benzyl- und Allyl-Alkohol sofort mit der LUCAS-<br />

Reagenz. Beim Allylalkohol kann man desweiteren keine Trübung beobachten.<br />

Aufgaben:<br />

1. Stellen Sie für die nachfolgenden Reaktionen die chemischen Gleichungen<br />

auf!<br />

a) Reaktion von n-Propanol mit Natrium<br />

b) vollständige Verbrennung von Ethanol<br />

c) Bildung von Natriumbutanat<br />

2. Vergleichen Sie die Hydroxyl-Gruppe mit dem Hydroxid-Ion!<br />

3. Vermischen Sie 100 ml Seesand oder Senfkörner mit 100 ml Pfefferkörner<br />

oder Wachaolderbeeren! Messen Sie das gebildete Volumen exakt aus! Wie<br />

lässt sich die Beobachtung erklären?<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 123 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Oxidation von Ethanol mit Cupferoxid (Reinigung von Cupfer)<br />

Hinweise:<br />

Spiritus ist brennbar! Deshalb einen sicheren Abstand zwischen Wärme-Quelle zum Erhitzen<br />

des Cupfer und dem<br />

Materialien / Geräte:<br />

oxidiertes (dunkelbraunes) Stück Cupfer (CuO); Becherglas od.ä., in welches das Stück<br />

Cupfer passt; Ethanol (z.B. Spiritus); Wärme-Quelle (möglichst keine offene Flamme!)<br />

Durchführung / Ablauf:<br />

- Becherglas mit Spiritus füllen<br />

- das Stück Cupfer erhitzen und dann in den Spiritus eintauchen<br />

- ev. Prozedur mehrfach wiederholen<br />

alternativ:<br />

- Cupferstück mindestens ein paar Tage in Spiritus legen (Gefäß abdecken, damit nicht unnötig<br />

viel Ethanol verdunstet)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 124 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.1.4. Eigenschaften und Verwendung wichtiger Alkanole<br />

3.2.1.4.1. einwertige Alkanole<br />

3.2.1.4.1.1. Ethanol<br />

Ältere Namen für diese Substanz sind Weingeist, Äthylalkohol,<br />

Ethylalkohol, Trinkalkohol. Alle sind mehr oder weniger<br />

gebräuchlich. Im Bereich der Chemie sollte man<br />

wegen der Eindeutigkeit bei Ethanol bleiben. Gerne wird<br />

die Abkürzung Etol (Et … Ethyl-Rest) genutzt. In der Medizin<br />

spricht man auch von C2.<br />

Aus menschlicher und biologischer Sicht ist Ethanol der<br />

bedeutsamste einwertige Alkanol.<br />

Q: commons.wikimedia.org (Benjahbmm27)<br />

Die Herstellung kann auf biologischen oder technischen Weg erfolgen. Die Herstelungsart<br />

entscheidet auch über die mögliche weitere Verwendung.Die technische Darstellung erfolgt<br />

z.B. aus Ethen durch katalytische Wasser-Anlagerung (s.a. 3.2.1.2. Herstellung der Alkanole):<br />

Kat.<br />

C2H4 + H2O C2H5OH<br />

Für Trinkzwecke ist nur natürlich entstandener Alkohol zulässig. Der Herstellungsweg ist die<br />

alkoholische Gärung. Neben Hefe-Pilzen können viele andere – vor allem anaerob (ohne<br />

Sauerstoff) lebende Einzeller – die alkoholische Gärung durchführen. Sie benötigen dafür<br />

einige bestimmte Enzyme.<br />

Enzyme<br />

C6H12O6 C2H5OH + 2 CO2 ; RH = - 104 kJ / mol<br />

Praktisch steckt der Prozess der Glycolyse (diesen Prozess können alle Zellen) dahinter, der<br />

durch spezielle Reaktionen abgeschlossen wird. Diese sind zur Entsorgung des Endprodukts<br />

der Glycolyse – der Brenztraubensäure (BTS 3.2.3.3.3. Derivate der Alkansäuren) –<br />

notwendig.<br />

Hefen geben den produzierten Ethanol in die Umgebung ab (Gärballon). Mit steigendem Alkoholgehalt<br />

vergiften sich die Hefen selbt und sterben ab. Normalerweise hört die Gärung<br />

bei 12 – 14 % Ethanol auf ( Wein). Selten können speziele Hefen (z.B. Dessert-<br />

Weinhefen) bis 18 % Ethanol-Gehalt erreichen.<br />

Höhere Alkohol-Konzentrationen werden durch Destillation (Brennen) erreicht ( Weinbrand).<br />

Hierbei ist besondere Vorsicht walten zu lassen, da z.B. das giftige Methanol zuerst<br />

übergeht.<br />

Brennspiritus ist meist technischer Alkohol. Wegen der Besteuerung von Trinkalkohol wird<br />

technischem Alkohol Vergällungsmittel zugesetzt, um ihn ungenießbar zu machen. Typische<br />

Vergällungsmittel sind Campher, Benzin, Petrolether oder Pyridin. Diese Stoffe lassen sich<br />

nicht durch Destillation abtrennen, da sie einen ähnlichen Siedpunkt haben, wie der Alkohol.<br />

Ethanol brennt mit heißer, bläulicher Flamme. Die wasserhelle (klarere) Flüssgkeit hat einen<br />

beißenden Geschmack. Ethanol ist ein Nervengift. Die Giftigkeit (LD50 (letale Dosis für 50 % der<br />

Menschen)) liegt bei mg/kg (Körpergewicht). Als Orientierung werden auch die folgenden Werte<br />

(alles LD50-Werte) gegeben. Die Aufnahme von 260 ml 100 %igem bzw. 650 ml 40 %igem<br />

Ethanol ist tödlich. Für Kinder liegt der die tödliche Dosis bei 40 %igem Alkohol schon bei<br />

100 – 200 ml. 3 ‰ (Promille, 1/1000, 1 ‰ = 0,1 %) bedeuten i.A. Lebensgefahr. Neben einem<br />

Kreislaufzusammenbruch kommt es bei höheren Konzentrationen in Blut zum Aussetzen<br />

des Kleinhirns. Zu beachten ist bei diesen Werten, dass bei einer Gewöhnung die Zahlen<br />

weit nach oben steigen können. Besonders gefährlich sind Kombinationen mit anderen<br />

Stoffen (z.B. Medikamenten, Drogen, …). Selbst ist Ethanol eigentlich weitgehend ungefähr-<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 125 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


lich. In den Zellen wird es aber weiter abgebaut. Das Zwischenprodukt (Ethanal 3.2.2.3.<br />

wichtige Vertreter der Alkanale) ist dagegen sehr giftig. In einem weiteren Oxidationsschritt<br />

wird aus dem Ethanal dann Essigsäure (Ethansäure; 3.2.3.3.1. einwertige Alkansäuren).<br />

Die Essigsäure wird als coenzymgebundene Substanz (Acetyl-Coenzym A, AcCoA) in den<br />

Citronensäure-Cyclus eingeschleust und dann in Energie (ATP) umgesetzt. Aus physiologischer<br />

Sicht steckt recht viel Energie im Alkohol, was wohl auch seinen wärmenden Effekt<br />

erklärt.<br />

Besonders gefährlich ist Ethanol durch seine Wirkung auf das Lust- und Befriedigungs-<br />

Zentrum in unserem Gehirn. Es kommt zu Veränderungen in den Stoffwechsel-Vorgängen.<br />

Dieser wird auf den Abbau von Ethanol spezialisiert. Als kleines Molekül wird es sehr schnell<br />

resorbiert. Desweiteren kommt es zu einer Desensibilisierung des Organismus. Es müssen<br />

immer größere Mengen aufgenommen werden, um einen vergleichbaren Effekt zu erreichen.<br />

Insgesamt ergibt sich ein großes Suchtpotential für Ethanol.<br />

Im Lebensmittelbereich ist Ethanol ein beliebter Nahrungsbestandteil. Durch seine Lösungseigenschaften<br />

ist er ein idealer Geschmacksträger. Dazu kommen mazerierende Effekte<br />

beim Einwirken auf Obst und Fleisch.<br />

Bei anderen Lebensmitteln bzw. in der Produktion werden auch die desinfizierenden und<br />

konservierenden Eigenschaften ausgenutzt.<br />

Alkohol findet man selbst in unscheinbaren und als Baby-freundlich eingestuften Nahrungsmitteln.<br />

So enthalten reife Bananen bis zu 1 % Ethanol. Ob Baby's deshalb so gerne Bananen<br />

essen? Aber auch in Brot, Kuchen, Sauerkraut, Riegeln und vielen Säften findet man bis<br />

zu 0,5 % Ethanol.<br />

Aufgaben:<br />

1.<br />

3.2.1.4.1.2. Methanol<br />

Ursprünglich wurde der Stoff Holzgeist genannt (Bildung bei<br />

der trocknen Destillation von Holz). Der ältere Name Methyalkohol<br />

sollte nicht verwendet werden, da er für Unwissende<br />

trügerisch ist. Besser und sicherer ist die Verwendung des<br />

Namens Methanol. Der Begriff Alkohol sollte nur für den<br />

echten Trink-Alkohol (Ethanol) benutzt werden. Wenig verwendlich<br />

ist der alte Name Carbinol.<br />

Methanol ist wasserhell, aromatisch riechend, brennbar<br />

und geschmacklich nicht vom Ethanol zu unterscheiden<br />

Q: commons.wikimedia.org (Benjahbmm27)<br />

Er siedet vor Ethanol (64,5 °C; geht also auch bei Destillation mit über). Methanol ist ein<br />

sehr giftiger Stoff. Seine Wirkung ist weniger berauschend. Schon geringe Mengen (8 – 10<br />

g) können zu dauernder Blindheit führen. Dazu kommen Gehirn- und diverse Organschäden.<br />

20 ml Methanol sind für einen 75 kg schweren Menschen tödlich (zum Vergleich 60 ml Ethanol<br />

würde gerade 1 ‰ Blutalkohol bedeuten dies ist noch rel. ungefährlich)<br />

eingeatmet führen 10 – 100 g leicht zu Bewusstlosigkeit,<br />

auch Resorption über die Haut möglich<br />

Methanol entsteht bei Gärprozessen z.B. aus enthaltenen Pektinen. Zur Reinigung werden<br />

deshalb die meisten Gärprodukte rektifiziert (destilliert). Zu Anfang und bei Siedetemperaturen<br />

unter 78 °C geht vor allem das Methonal ins Destillat über. Diese Vorlage wird dann unbedingt<br />

verworfen!<br />

Erste Hilfe / Gegenmittel: Magenspülung mit Natron (Natriumhydrogencarbonat), Gabe von<br />

Kohle und Karlsbader Salz (GLAUBER-Salz, Natriumsulfat), Anregungsmittel Kaffee, Wärme<br />

und Sauerstoff zur Aktivierung des Stoffwechsels<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 126 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.1.4.1.3. Amylalkohole<br />

verschiedene Pentanole; entstehen bei der alkoholischen Gärung als Nebenprodukte durch<br />

Vergärung von Aminosäuren, Peptiden und Eiweißstoffen<br />

auch Fuselöle genannt, vor allem in billigem und selbst gebranntem Alkohol, unangenehmer<br />

Geruch, reizen die oberen Verdauungsorgane (Mundhöhle, Rachen), sind giftig, verursachen<br />

Kopfschmerzen und Übelkeit "Fusel"<br />

im Labor bei der Milchfett-Bestimmung verwendet<br />

3.2.1.4.1.3. Phenol<br />

eigenartig riechend (wie Krankenhaus)<br />

wenig wasserlöslich, wässrige Lösung schwach sauer <br />

Carbolsäure<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Wasserstoff der Hydroxyl-Gruppe leichter abspaltbar als bei Ethanol einfachere Alkoholat-Bildung<br />

z.B. mit Natrium<br />

Salze heißen Phenolate<br />

Wasserstoff-Atome am Phenol lassen sich leichter substituieren als beim Benzen diverse<br />

Derivate (Pentachlorphenol (PCP) 3.2.7. substituierte Aromaten mit Sauerstoff im Substituenten;<br />

Pikrinsäure (2,3,6-Trinitrophenol) )<br />

ebenfalls zwei- und dreiwertige Phenole bekannt, lösen sich gut in Wasser<br />

Derivate des Phenols finden als Ätzmittel, Pflanzenschutzmittel (Lindan, DNOC, …), Fungizide<br />

(PCB's), Kühlmittel, Hydrauliköle (PBB's) usw. Verwendung; allgemein alle giftig, vielfach<br />

auch cancerogen, bei (einfacher) Verbrennung entstehen hochgiftige Dioxine und<br />

Furane<br />

3.2.1.4.1.4. Vitamin A<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 127 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Vitamin A<br />

Cholesterol<br />

Propofol<br />

Cerylalkohol und Myricylalkohol<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

C26H53OH bzw. C30H61OH<br />

im Bienenwachs enthalten, für den angenehmen bzw. typischen Geruch verantwortlich<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 128 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.1.4.2. wichtige mehrwertige Alkanole<br />

stabiler ist die vicinale Stellung der Hydroxyl-Gruppen (direkt nebeneinander)<br />

theoretisch möglich auch geminale Stellung (zwei Hydroxyl-Gruppen an einem C-Atom)<br />

nach ERLENMEYER-Regel ist diese Stellung nur selten existenzfähig (reagiert weiter<br />

3.2.1.4.2.1. Ethandiol (Glycol) und Diethylenglycol (Diglycol)<br />

einfachster mehrwertiger Alkohol<br />

dickflüssig, süßlicher Geschmack, giftig<br />

Glycol (Monoglykol, Ethylenglycol, EG, …); Frostschutzmittel<br />

im Kühlwasser<br />

namentlich bekanntgeworden durch den Glycol-Skandal,<br />

gemeint war aber Diglycol (Diethylenglycol, Dihydroxydiethylether,<br />

…) vor allem östereichische Weinbauern (Winzer) haben<br />

den Wein bzw. Wein-Konzentrate wegen fehlender Süße<br />

mit Diglycol gestreckt, Gemacks-verbessernder Effekt (süsslich<br />

und auch andere Geschmackstoffe betonend), keine Beeinflussung<br />

der Zuckermessungen, so dass ein ungespritzter<br />

Wein (ohne den verbotenen Zuckerzusatz) vorgetäuscht wird<br />

eigentlich auch Frostschutzmittel; farblos, geruchlos,<br />

Q: de.wikipedia.org (NEUROtiker)<br />

Q: de.wikipedia.org (Yikrazuul)<br />

3.2.1.4.2.2. 1,2,3-Propantriol (Propan-1,2,3-triol, Glycerol, Glycerin, Glyzerin)<br />

früher auch Propit, Ölsüß<br />

Q: commons.wikimedia.org (Benjah-bmm27)<br />

Q: commons.wikimedia.org (Einrotsch)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 129 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Frostschutzmittel (Glysantin (60 %ig wässrige Lösung von Glycerol: Frostschutz bis -40 °C))<br />

3.2.1.4.2.3. Pentite und Hexite<br />

fünf- bzw. sechswertige Alkohole, Verstufen der Kohlenhydrate (eine Hydroxyl-Gruppe dann<br />

oxidiert zu Aldehyd- bzw. Keto-Gruppe)<br />

Sorbit<br />

Zuckerersatzstoff für Diabetiker (Diabetikersüße)<br />

Aufgaben:<br />

für die gehobene Anspruchsebene:<br />

?. in der nachfolgenden Tabelle sind verschiedene Stoffe mit ihren Molekulargewichten<br />

sowie den Schmelz- und Siedepunkten zusammengestellt. Die<br />

Stoffe wurden absichtlich in Gruppen mit relativ ähnlichen Molekulargewichten<br />

zusammengefasst.<br />

Wie erklären Sie sich die doch stark abweichenden Schmelz- bzw. Siedetemperaturen<br />

in den Molekulargewichts-Gruppen? Stellen Sie eine ausführlich<br />

begründete Hypothese auf!<br />

Stoff Formel / Struktur Molekulargewicht<br />

[g/mol]<br />

Schmelztemperatur<br />

[°C]<br />

Siedetemperatur<br />

[°C]<br />

Methan CH4 16 -161<br />

Wasser H2O 18 0 100<br />

Ethan C2H6 30 -89<br />

Methanol CH3OH 32 65<br />

Ethanol C2H5OH 46 78<br />

Dimethylether CH3-O-CH3 46 -24<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 130 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.2. Alkanale (Aldehyde)<br />

Alkanale bzw. Aldehyde sind Oxidationsprodukte der Alkanole. In der Natur finden wir Alkanale<br />

vorrangig als Aroma- und Duftstoffe. Sie kommen dort zwar nur in geringen Mengen<br />

vor, sind aber für viele natürliche Aromen charakteristisch. Von der Menge und Wirkung<br />

kennen wir das Ethanal (Acetaldehyd) bestimmt am Besten. Es entsteht beim (oxidativen) Abbau<br />

von Trink-Alkohol (Ethanol) in unserem Körper. Das Ethanal ist auch der eigentlich gefährliche<br />

Stoff mit einer recht starken Gift-Wirkung. Auch die typische Alkohol-Fahne ist vorrang<br />

vom Ethanal geprägt.<br />

Der Name Aldehyd leitet sich von dem lateinischen Ausdruck alcoholus dehydrogenatus ab.<br />

Dies heißt so viel wie: dehydrierter Alkohol, oder mit anderen Worten, es ist Alkohol, dem<br />

Wasserstoff entzogen worden ist. Bei der Beschreibung der Herstellung werden wir sehen,<br />

dass sowohl der Ansatz des dehydrierten, wie auch des oxidierten Alkohols seine Berechtigung<br />

hat.<br />

3.2.2.1. Bau und Struktur der Alkanale<br />

Die charakteristische Baugruppe (funktionelle Gruppe) der Alkanale<br />

ist die Carbonyl-Gruppe. Sie besteht aus einem Cohlenstoff-Atom<br />

mit einem doppelt gebundenen Sauerstoff-Atom. Im<br />

Falle der Alkanale ist die letzte (4.) Bindung mit einem Wasserstoff-Atom<br />

belegt (Aldehyd-Gruppe, Formyl-Gruppe). Bei den recht<br />

ähnlichen Ketonen ( 3.2.5. Ketone) ist an der vierten Bindung<br />

ein weiteres C-Atom gebunden. Eine endständige Carbonyl-<br />

Gruppe führt also immer zu den Alkanalen.<br />

Diese funktionelle Gruppe kann natürlich – im Falle eines verzweigten<br />

Grundkörpers – auch relativ gesehen in der Mitte liegen.<br />

Carbonyl-Gruppen im Inneren der Cohlenstoff-Ketten führen<br />

immer zur Stoffgruppe der Ketone.<br />

Die Alkanale bilden als Derivate der Alkane eine homologe Reihe.<br />

In dieser ist das Methanal mit zwei Wasserstoff-Atomen an<br />

der Carbonyl-Gruppe mit einer Sonderstellung versehen.<br />

Das Cohlenstoff-Atom ist in der Carbonal-Gruppe sp 2 -<br />

hybridisiert. Je ein Orbital wird von den drei angebundenen<br />

Atomen genutzt (-Bindungen). Dadurch ergibt sich eine Ausrichtung<br />

der Atome in einer Ebene. Der Bindungs-Winkel liegt<br />

bei °. Das nicht hybridisierte p-Orbital bildet mit dem Sauerstoff<br />

eine -Bindung (zweite Bindung der Doppel-Bindung).<br />

Die Bindungslänge bei einer C-O-Doppelbindung ist mit 122 pm (= 1,22 Å) als<br />

bei einer C-C-Doppelbindung (134 pm) und kleiner (19 pm) als die C-O-<br />

Einfachbindung mit ihren 141 pm z.B. in Alkanolen.<br />

O<br />

//<br />

R - C<br />

\<br />

H<br />

Carbonyl-Gruppe<br />

in einem Alkanal<br />

O<br />

//<br />

R - C<br />

\<br />

H<br />

O<br />

//<br />

R1 - C<br />

\<br />

Aldehyd-Gruppe<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 131 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre<br />

R2<br />

Carbonyl-Gruppe<br />

in einem Keton


Anzahl Name Summen-<br />

C-Atome<br />

formel<br />

1 Methanal<br />

(Formaldehyd)<br />

2 Ethanal<br />

(Acetaldehyd)<br />

3 Propanal<br />

(Propylaldehyd,Propionaldehyd)<br />

4 Butanal<br />

(n-<br />

Butyraldehyd)<br />

5 Pentanal<br />

(Amylaldehyd,<br />

n-Pentaldehyd,<br />

n-Valeraldehyd)<br />

6 Hexanal<br />

(n-Hexaldehyd,Capronaldehyd)<br />

…<br />

HCHO O<br />

//<br />

H – C<br />

\<br />

H<br />

Strukturformel Verwendung<br />

C2H5CHO H O<br />

| //<br />

H – C – C<br />

| \<br />

H H<br />

C3H7CHO H H O<br />

| | //<br />

H – C – C – C<br />

| | \<br />

H H H<br />

C4H9CHO H H H O<br />

| | | //<br />

H – C – C – C – C<br />

| | | \<br />

C5H11CHO<br />

C6H13CHO<br />

3.2.2.2. Herstellung der Alkanale<br />

H H H H<br />

H H H H O<br />

| | | | //<br />

H – C – C – C – C – C<br />

| | | | \<br />

H H H H H<br />

H H H H H O<br />

| | | | | //<br />

H – C – C – C – C – C – C<br />

| | | | | \<br />

H H H H H H<br />

chemischer Grundstoff<br />

(Amino- und<br />

Pheno-Plaste); Desinfektions-Mittel<br />

Die Herstellung eines Alkanals kann durch Dehydrierung – also dem Entzug von Wasserstoff<br />

– erfolgen.<br />

Kat.: Pt<br />

C2H5OH CH3CHO + H2<br />

Praktisch ist dies eine Redox-Reaktion. Dies wird auch deutlich, wenn man an den einfachen<br />

Struktur-Formeln die Oxidationszahlen notiert.<br />

+1 -3 -2 +1 -2 +1 +1 -3 +1 +1 -2 0<br />

H3C – CH2 – OH H3C – C H O + H2<br />

Langkettige Alkohole werden entweder aus Fetten gewonnen oder durch die Oxosynthese<br />

(auch: Hydroformulierung) erzeugt. Bei dieser werden entsprechend große Alkene mit Synthese-Gas<br />

in Anwesenheit von Katalysatoren (Cobalt, Rhodium, …) zur Reaktion gebracht.<br />

In einem ersten Schritt reagieren die Alkene mit Cohlenmonoxid:<br />

Kat.<br />

R – CH = CH2 + CO R – CH – CH2 – CHO<br />

(lineares) Alkanal<br />

Kat.<br />

R – CH = CH2 + CO R – CH(CHO) – CH3<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 132 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


verzweigtes Alkanal<br />

Die Herstellung von Methanal erfolgt großtechnisch durch die Oxidation von Methanol an<br />

Silber- oder speziellen Metalloxid-Katalysatoren.<br />

Kat.<br />

CH3OH + ½ O2 CH3CHO<br />

Prinzipiell lassen sich natürlich auch alle anderen Alkanale herstellen. Voraussetzung sind<br />

natürlich primäre Alkohole als Ausgangsstoffe.<br />

3.2.2.3. physikalische und chemische Eigenschaften der Alkanale<br />

Im Vergleich zur C-C-Doppelbindung ist die C-O-Doppelbindung polar. Dies macht auch ihre<br />

hohe Reaktivität aus. Die Polarität und die damit verbundenen höheren zwischenmolekularen<br />

Kräfte sind die Ursache für höhere Siede-Temperaturen (im Vergleich zu den Alkanen<br />

mit vergleichbarer Kettenlänge und Molekül-Oberfläche). Bezüglich ähnlicher Alkanole haben Alkanale<br />

aber kleinere Siedepunkte. Dieses liegt an den fehlenden Wasserstoff-Brücken-Bindungen.<br />

Alkanale besitzen keine polarisierten Wasserstoff-Atome, die an benachtbare Moleküle ausgeliehen<br />

oder von diesen geliehen werden könnten. Die Schmelz-Temperaturen sind ebenfalls<br />

niedriger, als die vergleichbarer Alkanole.<br />

Mit anderen Stoffen, welche polarisierbare Wasserstoff-Atome besitzen, kann die Carbonyl-<br />

Gruppe dann aber doch Wasserstoff-Brücken-Bindungen aufbauen. Ein solcher Stoff ist z.B.<br />

Wasser. Kurzkettige Alkanale lösen sich deshalb auch besonders gut in Wasser.<br />

Allgemein werden Alkanale als recht Reaktions-freudig eingestuft. Natürlich nimmt auch hier<br />

innerhalb der homologen Reihe die Reaktions-Freudigkeit stark ab.<br />

Eine sehr ausgeprägte Reaktion ist hier – bedingt durch die C-O-Doppelbindung – die Addition.<br />

Dabei kommt es zur Auflösung der Doppelbindung am Sauerstoff und Bildung z.B. von<br />

Alkoholen od.ä. Verbindungen (z.B. Ether ( 3.2.4. Ether)).<br />

In der Chemie der Nährstoffe finden wir sehr häufig eine spezielle Variante der Addition. Bei<br />

den Kohlenhydraten reagieren die Carbonyl-Gruppe inter- oder intra-molekular mit den reichlich<br />

vorhandenen Hydroxyl-Gruppen. Das Ganze läuft als nucleophile Addition ab. Mittels<br />

zusätzlicher Protonen wird die Reaktion gefördert:<br />

H<br />

/<br />

R – C<br />

\\<br />

O<br />

+<br />

H +<br />

H<br />

/<br />

R – C<br />

\\<br />

O – H<br />

<br />

Nach der Protenierung bildet sich eine mesomere Struktur mit einer positiven Ladung entweder<br />

am Carbonyl-Sauerstoff oder am Carbonyl-Cohlenstoff.<br />

H<br />

/<br />

R – C<br />

\\<br />

O – H<br />

<br />

H<br />

/<br />

R – C<br />

\<br />

O – H<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 133 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Die positive Ladung des Carbonyl-Colenstoffs ermöglicht nun den nucleophilen Angriff eines<br />

Hydroxyl-Sauerstoff-Atoms. Dieses übernimmt die positive Ladung und bildet gleichzeitig<br />

eine Sauerstoff-Brücke (Ether-Gruppe) zum Carbonyl-Cohlenstoff.<br />

H<br />

/<br />

R – C<br />

\<br />

OH<br />

+<br />

O – R'<br />

/<br />

H<br />

Am Schluß wird das katalytische Proton wieder abgespalten.<br />

H<br />

| <br />

R – C – O – R'<br />

| |<br />

OH H<br />

H<br />

| <br />

R – C – O – R'<br />

| |<br />

OH H<br />

H<br />

|<br />

R – C – O – R'<br />

|<br />

OH<br />

Übrig bleibt eine Struktur aus Ether- und Hydroxyl-Gruppe, die<br />

man Halbacetal nennt.<br />

Halbacetale sind weiterhin durch einen angenehmen Geruch und<br />

"Geschmack" charakterisiert.<br />

Fasst man die Gleichungen zusammen, dann wird der Reaktionstyp<br />

"Addition" auch wirklich deutlich:<br />

H<br />

/<br />

R – C<br />

\\<br />

O<br />

+<br />

O – R'<br />

/<br />

H<br />

H<br />

|<br />

R – C – O – R'<br />

|<br />

OH<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 134 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre<br />

+<br />

H +<br />

H<br />

|<br />

R - C – O - R<br />

|<br />

OH<br />

An der Reaktivität habt das Halbacetal wenig gegenüber dem Ausgangs-Alkanal verloren.<br />

So kann es mit einer weiteren Hydroxyl-Gruppe zu einem Acetal (Vollacetal) reagieren:<br />

H<br />

|<br />

R – C – O – R'<br />

|<br />

OH<br />

+<br />

H +<br />

H<br />

|<br />

R – C – O – R'<br />

||<br />

O – H<br />

/<br />

H<br />

Unter Abspaltung von Wasser bildet sich ein Carbenium-Ion, welches dann wieder von einem<br />

Hydroxal-Sauerstoff-Atom (nucleophil) angegriffen werden kann.<br />

H<br />

|<br />

R – C – O – R'<br />

||<br />

O – H<br />

/<br />

H<br />

H<br />

|<br />

R – C – O – R'<br />

<br />

+<br />

O – R''<br />

/<br />

H<br />

H<br />

|<br />

R – C – O – R'<br />

<br />

H<br />

|<br />

R – C – O – R'<br />

|<br />

O<br />

/ \<br />

H R''<br />

+<br />

H2O


H<br />

|<br />

R – C – O – R'<br />

|<br />

O<br />

/ \<br />

H R''<br />

H<br />

|<br />

R – C – O – R'<br />

|<br />

O<br />

|<br />

R''<br />

Das (Voll-)Acetal ist nun durch zwei Ether-Strukturen (zwei Sauerstoff-Brücken)<br />

gekennzeichnet.<br />

Auch in diesem Fall können wir über die zusammengefasste chemische<br />

Gleichung den Reaktionstyp gut erkennen. Es handelt sich<br />

um eine typische Substitution. Es werden Atome bzw. Atom-<br />

Gruppen ausgetauscht. je nach Sichtweise ist es z.B. die OH-<br />

Gruppe des Halbacetals, die gegen den O-R-Rest eines Alkohols<br />

getauscht wurde.<br />

H<br />

|<br />

R – C – O – R'<br />

|<br />

OH<br />

+<br />

O – R''<br />

/<br />

H<br />

H<br />

|<br />

R – C – O – R'<br />

|<br />

O<br />

|<br />

R''<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 135 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre<br />

+<br />

H +<br />

H<br />

|<br />

R - C – O - R<br />

|<br />

O<br />

|<br />

R<br />

Acetale sind ebenfalls vielfach sehr charakteristisch und angenehm riechende Stoffe. Sie<br />

bestimmen häufig die Basisnote von Frucht-Aromen.<br />

Acetal- und Halbacetal-Bildungen finden wir später bei den Reaktionen der Monosaccharide<br />

(Einfachzucker) bei deren Ringbildung. Hier findet die Halbacetal-Bildung intramolekuler<br />

statt. Reagieren mehrere Monosaccharide untereinander, dann entstehen Vollacetale, die<br />

wir noch als Oligo- und Poly-Saccharide kennen<strong>lern</strong>en werden.<br />

Kurzkettige Alkanale neigen zur Autoaddition. Beim Formaldehyd (Methanal) führt dies zu<br />

Polymeren mit bis zu 100 addierten Bausteinen (Monomeren). Das Produkt wird als Paraformaldehyd<br />

(Paraform, p-Formaldehyd, Polyformaldehyd) bezeichnet. Der Polymerisationsgrad liegt<br />

zwischen 8 und 100.<br />

HCHO + HCHO H3C – O – CHO<br />

H3C – O – CHO + HCHO H3C – O – CH2 – O – CHO<br />

H3C – O – CH2 – O – CHO + HCHO H3C – O [– CH2 – O]2 – CHO<br />

H3C – O [– CH2 – O]n – CHO + HCHO H3C – O [– CH2 – O]n+1 – CHO<br />

Das Paraformaldehyd setzt sich z.B. in Formaldehyd-Lösungen ab, wenn diese lange Zeit<br />

stehen gelassen werden. Praktisch handelt es sich um einen Poly-Ether.<br />

Paraformaldehyd kann unter Zusatz von Methanol stabilisiert werden und findet in der präparativen<br />

Cytologie Anwendung. Setzt man dagegen Wasser zu und erhitzt das Ganze, dann<br />

wird das Paraformaldehyd wieder stufenweise (vom Ende her) abgebaut. Der Abbau lässt sich<br />

chemisch durch eine Veresterung oder Veretherung verhindern. Dabei wird die andständige<br />

Aldehyd-Gruppe blockiert bzw. chemisch gewandelt, so dass die "normale" endständige<br />

Eleminierung eines Formaldehyd-Monomeres nicht mehr möglich ist. Das stabilisierte Paraformaldehyd<br />

wird dann als Polyoxymethylen – einem Kunststoff – gehandelt.<br />

Acetaldehyd (Ethanal) reagiert in Anwesenheit von Schwefelsäure zur cyclischen Ethern. Je<br />

nach den Temperatur-Bedingungen bilden sich mehr Di-, Tri- oder Tetramere. Das tetramere<br />

Acetaldehyd wird als Trockenbrennstoff (Trockenspiritus) und wegen seiner Giftigkeit<br />

auch als Schnecken-Korn eingesetzt.<br />

+<br />

H2O


Trockenbrennstoffe auf Acetaldehyd-Basis enthalten meist auch noch höhere Oligomere –<br />

allesamt cyclische Ether.<br />

Kondensationsreaktion von Aldehyd mit Alkohol; führt zu Kunststoffe und Kunstharzen (Aldehyd<br />

mit Phenol(en))<br />

Polykondensation<br />

Möglich sind bei Alkanalen auch Reduktionen (Redoxreaktionen). Dabei werden – zumindestens<br />

in der ersten Stufe – Alkohole gebildet:<br />

R – CHO + R – CH2-OH +<br />

teilweise Oxidation zur Säure<br />

+1 +1 -2 +3 -2 -2 +1<br />

R – C H O + 2 OH - R – C O O H + H2O + 2 e - Oxidation<br />

Als Reduktions-Mittel nimmt z.B. ein Cupfer-II-Ion die zwei Elektronen auf und wird zuerst<br />

einmal zum gelben Cupferhydroxid oxidiert:<br />

+2 +1<br />

2 Cu 2+ + 2 OH - + 2 e - 2 CuOH Reduktion<br />

Aus Cupfer-II-Ionen werden somit Cupfer-I-Ionen. Danach folgt eine Abspaltung von Wasser,<br />

so dass rotes Cupfer-I-oxid entsteht.<br />

2 CuOH Cu2O + H2O<br />

Fasst man nun Oxidation und Reduktion zu einer gemeinsamen Gleichung zusammen, dann<br />

erhält man:<br />

R – CHO + 2 Cu 2+ + 5 OH - R – COO - + Cu2O ↓ + H2O Redox<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 136 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Zur Beschleunigung der Reaktion wird bis zum Sieden<br />

erhitzt.<br />

In der Praxis reicht es Erfahrungs-gemäß aus, die Probe im Wasserbad<br />

auf knapp unter 100 °C zu erwärmen. Dabei verhindert man, dass<br />

es im Reaganzglas zu einem Siede-Verzug kommt und u.U. Proben-<br />

Lösung aus dem Probengefäß herausspritzt.<br />

Die gerade besprochene Redox-Reaktion lässt sich sehr<br />

gut als Nachweis-Reaktion benutzen. Unter dem Namen<br />

FEHLINGsche Probe wird sie praktisch sehr häufig eingesetzt.<br />

Bei der FEHLINGschen Probe wird mit zwei Reagenzen<br />

gearbeitet, die kurz vor der Verwendung im Verhältnis 1 :<br />

1 gemischt werden. Dabei wird aus der hellblauen FEHL-<br />

INGschen Lösung I (FEHLING I) und der farblosen FEHL-<br />

INGschen Lösung II (FEHLING II) eine tiefblaue Test-<br />

Reagenz. Chemisch gesehen ist FEHLING I eine Cupfersulfat-Lösung,<br />

die hydratisierte – hellblaue – Cupfer-II-<br />

Ionen enhält. In der FEHLINGschen Lösung II ist neben<br />

einer Base (Natriumhydroxid) noch Kalium-Natriumtartrat<br />

enthalten. Kalium-Natriumtartrat ist ein Mischsalz der<br />

Weinsäure, die positive Kalium- und Natrium-Ionen enthält.<br />

Beide Lösungen sind sehr stabil und gut haltbar.<br />

Mischt man sie, dann bilden die hydratisierten Cu 2+ -Ionen<br />

und die Tartrat-Ionen (Säure-Rest der Weinsäure) einen<br />

Komplex:<br />

Versuchsaufbau für die FEHL-<br />

INGsche und die TOLLENSsche<br />

Probe<br />

Q: de.wikibooks.org (Benedikt.Seidl)<br />

Zwei Tartrat-Ionen gruppieren sich dabei um das Cupfer-II-Ion herum und halten das Cu 2+ -<br />

Ion gewissermaßen in der Zange. In dieser speziellen Bindung (Komplex-Bindung) hat das<br />

Cu 2+ -Ion eine tiefblaue Farbe.<br />

Weitere Nachweise für Alkane sind die Silberspiegel-Probe (Reaktion mit ammoniakalischer<br />

Silbernitrat-Lösung) und die TOLLENSsche Probe (Reaktion mit Fuchsin-schwefliger Säure).<br />

Beide Tests basieren ebenfalls auf Redoxreaktionen:<br />

Silberspiegel-Probe:<br />

TOLLENSsche Probe:<br />

Alle Alkane sind auch vollständig oxidierbar, d.h. brennbar. Besonders gut gelingt die Verbrennung<br />

bei festen Alkanalen.<br />

H3C – CH2 – CH2 – CH2 – CHO + 7 O2 5 CO2 + 5 H2O ;<br />

???<br />

Einige kurzkettige Alkanale führen untereinander – wie wir schon gesehen haben – Mehrfachadditionen<br />

durch, so dass größere Moleküle entstehen. Diese sind dann fest. Ein gutes<br />

Beispiel aus der Praxis ist , welches als Brennstoff (Brennpaste) z.B. bei Warmhalteplatten<br />

oder einem Fondue genutzt wird.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 137 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.2.4. Eigenschaften und Verwendung wichtiger Alkanale<br />

Formaldehyd<br />

einfachste organische Verbindung mit doppelt gebundenem<br />

Sauerstoff.<br />

Kp = -19 °C<br />

rein also Gas<br />

gut Wasser-löslich<br />

wässrige Lösung heißt Formalin; wird als Desinfektions- und Konservierungsmittel (für Präparate)<br />

verwendet; läßt Eiweiße gerinnen stark giftig und gilt als Krebs-erregend (cacerogen),<br />

bei Ratten führten 25 mg/m 3 in der Atemluft zum frühzeitigen Tod, noch bis 7 mg/m 3 lassen<br />

sich Schädigungen feststellen<br />

Konzentrationen darunter werden von den Ratten schadlos ertragen, hier sind es die Körpereigenen<br />

Schleim-Proteine, die eine Bindung des Formaldehyd ermöglichen<br />

für den Menschen sind die zulässigen Höchstwerte bei 0,6 mg/m 3 (MAK-Wert) festgelegt<br />

worden<br />

oft in qualitativ minderwertigen Möbeln, Textilien und Auslegware verwendet oder enthalten,<br />

am Ende der Produktion zu wenig gereinigt oder aus minderwertigen (verunreinigten) Rohmaterialien<br />

hergestellt<br />

in Textilien und ähnlichen Produkten aus Fernost, die ev. auf dem langen Schiffs-Transport<br />

von Schad-Organismen (Nager, Insekten, Pilze, …) geschützt werden sollen<br />

Ethanal<br />

als Kondensations-Produkt Metaldehyd (praktisch ein zyklischer Mehrfach-Ether (CH3-<br />

CHO)4) bekannt. Trockenspriritus (!!! kein Ethanol); strukturell Tetramer (Esbit)<br />

neben der Verwendung als Trockenbrennstoff auch im Schneckenkorn enthalten<br />

Paraldehyd ist Trimer<br />

zur Herstellung wird bei niedrigen Temperaturen mittels konzentrierter Schwefelsäure Wasser<br />

entzogen<br />

anderes Verfahren zur Herstellung von Trockenspiritus (hier Urotropin (Hexamin)) durch Einleiten<br />

von Ammoniak ind Formalin<br />

Q: de.wikipedia.org (Yikrazuul)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 138 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Benzaldehyd (Benzencarbaldehyd, Benzolcarbaldehyd,<br />

Phenylmethanal)<br />

in Pfirsich- Mandel-, Kirsch-Kernen<br />

als synthetisches Bittermandel-Aroma verwendet<br />

Tetradecanal (C13H27CHO) ist an der Erzeugung<br />

von Licht bei den Leuchtbakterien<br />

(a ) Achromobacter fischeri beteiligt.<br />

3.2.2.5. Derivate der Alkanale<br />

Testosteron<br />

Nondralon<br />

Q: de.wikipedia.org (Benjah-bmm27)<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 139 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


? Citral<br />

Citronellal (3,7-Dimethyl-6-octen-1-al, Rhodonal) ist ein Monoterpen-Aldehyd.<br />

Es gehört zu den Stoffen, die Pflanzen besonders<br />

intensiv unter sehr guten Wachstumsbedingungen bilden (im sogenannten<br />

Tertiärstoffwechsel (Luxusstoffwechsel)). Es ist der Hauptbestandteil<br />

des Citronell(a)-Öls, das aus den Blättern verschiedener Citrus–Pflanzen<br />

gewonnen wird. Aber auch in den Früchten des (A )<br />

Gemeine Wacholder und der Limette findet man sehr viel Citronellal.<br />

Viele Ameisen verwenden es als Alarmstoff. Es verscheucht viele<br />

Insekten (z.B. Mücken Duftkerzen mit Citronella).<br />

Vanillin<br />

Zimtaldehyd<br />

Q: de.wikipedia.org<br />

(Yikrazuuk)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 140 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.3. Alkansäuren (Carbonsäuren)<br />

Die Alkansäuren gehören neben den Nährstoffen (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße) zu den<br />

organischen Stoffen, die am bekanntesten sind. Schon als Kinder hatten wir mit den Alkansäuren<br />

viele unangenehme Kontakte, die zumeist sehr prägend sind. Denken wir nur an den<br />

ersten Kontakt mit Ameisen oder Brennesseln. Die Ameisensäure an bzw. in unserer Haut<br />

sorgten für intensive Gefühle. Aber auch der starke Geruch und der saure Geschmack von<br />

Essigsäure bleibt einem ewig in Erinnerung.<br />

Überhaupt sind die vielen Säuren in unseren Lebensmitteln zumeist Alkansäuren bzw. deren<br />

Derivate (Milchsäure, Citronensäure, Apfelsäure, Fette, ). In den Zellen spielen Fettsäuren<br />

als Bausteine für Fette und Phospholipide ( Zellmembran) eine herausragende Bedeutung.<br />

3.2.3.1. Bau und Struktur der Alkansäuren<br />

typisch am –COOH zu erkennen<br />

beschreibt auch die funktionelle Gruppe – die Carbonsäure-<br />

Gruppe. Wobei unter Chemikern einfach nur von der Säure- od.<br />

COOH-Gruppe gesprochen wird.<br />

Mehrwertige Carbonsäure enthalten mehr als eine Säure-Gruppe.<br />

Monocarbonsäuren enthalten eine Carbonsäure-Gruppe<br />

Sind zwei Säure-Gruppen in einem Molekül verbaut, dann spricht<br />

man von Dicarbonsäuren usw. usf.<br />

Aus dem Rhabarber, Klee, Sauerampher und den Sternfrüchten<br />

kennen wir die Oxalsäure (früher auch: Kleesäure). Sie ist eine<br />

Dicarbonsäure.<br />

Anz. Name Summen-<br />

C-A.<br />

formel<br />

1 Methansäure<br />

(Ameisensäure)<br />

2 Ethansäure<br />

(Essigsäure)<br />

3 Propansäure<br />

(Propionsäure)<br />

HCOOH O<br />

//<br />

H – C<br />

\<br />

OH<br />

O<br />

//<br />

R - C<br />

\<br />

OH<br />

Carbonyl-Gruppe<br />

in einer Alkansäure<br />

O<br />

//<br />

R - C<br />

\<br />

OH<br />

(Carbon-)Säure-Gruppe<br />

Strukturformel Verwendung<br />

C2H5CHO H O<br />

| //<br />

H – C – C<br />

| \<br />

H OH<br />

C3H7CHO H H O<br />

| | //<br />

H – C – C – C<br />

| | \<br />

H H OH<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 141 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


4 Butansäure<br />

(Buttersäure)<br />

5 Pentansäure<br />

(Valeriansäure)<br />

6 Hexansäure<br />

()<br />

…<br />

C4H9CHO H H H O<br />

| | | //<br />

H – C – C – C – C<br />

| | | \<br />

C5H11CHO<br />

C6H13CHO<br />

3.2.3.2. Herstellung der Alkansäuren<br />

H H H OH<br />

H H H H O<br />

| | | | //<br />

H – C – C – C – C – C<br />

| | | | \<br />

H H H H OH<br />

H H H H H O<br />

| | | | | //<br />

H – C – C – C – C – C – C<br />

| | | | | \<br />

H H H H H OH<br />

aus natürlichen Fetten durch Verseifung (Reaktion mit Kalium- od. Natriumhydroxid) Spaltung<br />

der Fette in Glycerol und jeweils drei Fettsäuren<br />

Spezialfall Essigsäure<br />

Ethansäure lässt sich biotechnisch aus Ethanol bzw. Kohlenhydrat-reichen Rostoffen und<br />

Abfällen gewinnen. Essigsäure-Bakterien setzen Ethanol zu Ethansäure um. Dazu wird<br />

Sauerstoff benötigt. Die damit durchgeführte Oxidation liefert ausreichend Energie für die<br />

Aufrechterhaltung der Lebensprozesse.<br />

C2H5OH + O2 H3C-COOH + H2O<br />

Unter sehr Natur-nahen (biogenen) Produktions-Bedingungen wird eine alkoholische Roh-<br />

Lösung über einen lockeren Haufen (in einer Holzsäule) von Sägespänen getropft. An der<br />

Oberfläche der Späne leben die Essigsäure-Bakterien, die nun Essigsäure produzieren. Das<br />

Produktionsgerät nennt man deshalb auch einen Oberflächen-Fermenter. Die durchgelaufene<br />

Lösung, die noch immer Ethanol enthält, wird nun noch mehrfach über die Späne geleitet.<br />

Wenn dann aller Alkohol verbraucht ist und die Essigsäure-Konzentration ungefähr ,<br />

dann kann das Produkt nach einer einfachen Reinigung abgefüllt werden.<br />

Technische Essigsäure wird heute durch katalytische Addition von Cohlenmonoxid an Methanol<br />

hergestellt (Monsanto-Verfahren):<br />

H3C-OH + CO H3C-COOH<br />

3.2.3.3. physikalische und chemische Eigenschaften der Alkansäuren<br />

intermolekulare Wasserstoff-Brücken, besonders zwischen jeweils zwei Moleküle sehr stabil<br />

entgegengesetzte Lage genau passend energetisch sehr stabiler Zustand<br />

ansonsten linear bzw. netzartig mehrere Moleküle miteinander über H-Brücken verbunden<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 142 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Säure-Base-Reaktion<br />

schwache bis sehr schwache Säuren<br />

Salz-Bildung<br />

links oben: einzelnes Ethansäure-Molekül (Struktur-Formel)<br />

rechts oben: Ethansäure-Dimer mit Wasserstoff-Brücken-Bindungen<br />

(z.B. im flüssigen oder festen Aggregatzustand)<br />

mitte unten: mehrere vernetzte Ethansäure-Moleküle<br />

(im flüssigen Aggregatzustand); grau: VAN-DER-WAALS-Kräfte<br />

Namen der Salze und Säurerest-Ionen von Monocarbonsäuren<br />

Anz. Name der Salze Name des Säu- Anz. Name der Salze Name des<br />

C-A.<br />

rerest-Ions C-A.<br />

Säurerest-Ions<br />

1 Formiate Formiat-Ion 12<br />

2 Acetate Acetat-Ion 14<br />

3 Propionate Propiat-Ion 16 Palmitate Palmitat-Ion<br />

4 Butyrate Butyrat-Ion 18 Stearate Stearat-Ion<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Valerate Valerat-Ion<br />

Puffer-Bildung<br />

Reduktion<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 143 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Veresterung<br />

Ester mit aromatischen – an Früchte erinnernde – Gerüche (Frucht-Aromen). Deshalb auch<br />

gerne als Frucht-Ester bezeichnet.<br />

verbreitete Verwendung in Lack- und Klebstoff-Industrie<br />

Name der Verbindung Frucht Name der Verbindung Frucht<br />

Butansäuremethylester Ananas<br />

Ethensäurepenthylester Birne<br />

Verseifung als Rückreaktion<br />

3.2.3.4. Eigenschaften und Verwendung wichtiger Alkansäuren<br />

3.2.3.4.1. einwertige Alkansäuren<br />

Ameisensäure<br />

schwache Säure<br />

in Giftdrüsen der Ameisen (bis %), Nesselzellen der Nesseltiere<br />

(Quallen, Blumentiere, …), Brennnessel, aber<br />

auch in den Giftdrüsen der Bienen und Wespen<br />

Konservierungsmittel der Bienen für ihren Honig<br />

Salze Formiate<br />

in der Lebensmittelindustrie als Konservierungsmittel<br />

durch Sorbinsäure ersetzt<br />

heute noch Konservierungsmittel für Silagen<br />

durch abgesenkten pH-Wert und aus Nitriten und Nitraten<br />

freigesetzte Stickstoffoxid keimtötend und regulierend auf<br />

die Zusammensetzung der Mikroorganismen-Kulturen<br />

(Verhinderung von Fehlgärungen)<br />

Ethansäure, Essigsäure<br />

stechender Geruch, schwache Säure<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 144 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Würz- und Konservierungsmittel<br />

Salze Acetate (Azetate)<br />

Grünspan an Cupfer-Geschirr Cupferacetat, giftig, basisch<br />

Aluminiumacetat (essigsaure Tonerde) im Haushalt als<br />

Kühlmittel oder mildes Desinfektionsmittel<br />

Propansäure, Propionsäure<br />

Konservierungsmittel fürr Feuchtgetreide (vorrangig Körnermais);<br />

Silierhilfsmittel<br />

wird auch in Wiederkäuer-Mägen gebildet<br />

Butansäure, Buttersäure<br />

typischer, ranziger Geruch, durchdringend; menschliche<br />

Nase schon sehr empfindlich, die von Hunden noch extremer<br />

(Geruchsspuren-Verfolgung)<br />

immer Anzeichen für Verderb<br />

Octansäure<br />

Oenanthylsäure<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 145 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Tetradecansäure<br />

Octadecansäure<br />

Ölsäure<br />

Caprylsäure<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 146 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Omega-3-Fettsäure (Linolensäure)<br />

epa—Eicosapentaenoic ??? säure<br />

Myristolsäure<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 147 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Oleocanthal Oliven-Öl<br />

Benzoesäure (Benzolcarbonsäure)<br />

weiß, fest, aromatischer Geruch, nur in heißem Wasser<br />

löslich<br />

natürlich vorkommend in Harzen, Harn, Obstschalen,<br />

Preiselbeeren<br />

Konservierungsmittel (vorrangig Obst- und Fisch-<br />

Konserven)<br />

Natriumbenzoat besser löslich in Wasser als die reine<br />

Säure<br />

Dopamin<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 148 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.3.4.2. mehrwertige Alkansäuren<br />

Oxalsäure<br />

stärkste natürliche organische Säure<br />

natürlich vorkommend in Rhabarber, Sauerampfer,<br />

Tomaten, Johannesbeeren,<br />

Calcium-Salz schwer löslich Bestandteil von (Nieren-)Steinen<br />

3.2.3.4.3. die besondere Gruppe der Fettsäuren<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 149 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.3.5. Eigenschaften und Verwendung wichtiger Alkansäure-Derivate<br />

3.2.3.5.1. Derivate der Alkansäuren<br />

Brenztraubensäure<br />

Milchsäure, 2-Hydroxypropansäure<br />

Hydroxy-Derivat der Propionsäure (auch -<br />

Hydroxypropionsäure)<br />

D-Milchsäure entsteht bei der Vergärung von<br />

Zuckern (durch Hefen), kann vom Menschen<br />

nur geringfügig weiter verwertet werden<br />

bei Schweinen kann es Streß-bedingt (z.B.<br />

beim Treiben oder Schlachten) zu einer<br />

Übersäuerung (mit D-Milchsäure) im Blut<br />

und Muskelfleisch kommen mindere Qualität<br />

(PSE-Fleisch (pale (blaß), <strong>soft</strong> (weich),<br />

wäßrig (exudative))<br />

L-Milchsäure entsteht bei der Muskeltätigkeit<br />

durch Tätigkeit von Milchsäure-Bakterien<br />

(Dickmilch, Kefir, Joghurt, Schwedenmilch)<br />

entstehen (außer bei Reinkulturen) Racemate<br />

(1:1-Mischung beider Milchsäuren)<br />

Milchsäure-Gärung<br />

C6H12O6 2 C3H6O3<br />

(Trichloressigsäure, TCA)<br />

Herbizid<br />

auch das Na-Salz von TCA ist als Herbizid aktiv; Natriumtrichlor<br />

(NaTa)<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 150 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Salicylsäure<br />

Hydroxy-Derivat der Benzoesäure<br />

Seifen<br />

2 nm große Moleküle<br />

ursprünglich der hydrophobe Teil Fettsäure – Herstellung aus tierischen Fetten und Fettresten<br />

Verseifung (Hydrolyse der Fette (Triglyceride)) Spaltungen / chemische Lösung (Lyse) der<br />

Fette durch konzentrierte Natrium-Lauge (Natriumhydroxid)<br />

es bilden sich die Nartrium-Salze der Fettsäuren und Glycerol<br />

Natrium-Salze der Fettsäuren (besser der längerkettigen Alkansäuren) heißen Seifen<br />

bilden z.B. in Wasch-Lösungen oder in Seifen-Blasen (Seifen-Schaum) Doppelschichten<br />

aus, die sehr stabil sind<br />

kleine Gebilde heißen Micellen<br />

wahrscheinlich hydrophober Teil nach außen, hydrophile Teile innen ???<br />

können durch äußere Einflüsse zerteilt werden (Anblasen mit Luft, Zerstäuben, Zerrühren),<br />

verschmelzen unter normealen Bedingen aber wieder gern miteinander, da Oberflächen-<br />

Spannung wirkt (bei großen Blasen kleiner (geringerer Radius))<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 151 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.3.5.2. Derivate der Fettsäuren<br />

3.2.3.5.2.1. Wachse<br />

3.2.3.5.2.2. Fette - Triglyceride<br />

3.2.3.5.2.3. Phospholipide<br />

rund 3 nm lang (im Vergleich Seifen-Moleküle rund 2 nm groß)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 152 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.4. Ether<br />

mit den Alkanolen verwandt<br />

statt dem terminalen Wasserstoff am Sauerstoff finden wir hier jetzt<br />

einen Alkyl-Rest<br />

Anz.<br />

C-A.<br />

1<br />

2 Dimethylether<br />

(Ether)<br />

Name Summenformel<br />

3 Ethylmethylether<br />

()<br />

4 Methylpropylether<br />

()<br />

5 Butylmethylether<br />

()<br />

6 Methylpenthylether<br />

()<br />

…<br />

R1 – O – R2<br />

Ether-Gruppe<br />

Strukturformel Verwendung<br />

C2H6O H H<br />

| |<br />

H – C – O - C - H<br />

| |<br />

H H<br />

C3H8O H H H<br />

| | |<br />

H – C – O - C – C - H<br />

| | |<br />

H H H<br />

C4H10O H H H H<br />

| | | |<br />

H – C – O -C – C – C - H<br />

| | | |<br />

H H H H<br />

C5H12O H H H H H<br />

| | | | |<br />

H – C – O - C – C – C – C - H<br />

| | | | |<br />

H H H H H<br />

C6H14O H H H H H H<br />

| | | | | |<br />

H – C – O - C – C – C – C – C - H<br />

| | | | | |<br />

H H H H H H<br />

früher Narkose-<br />

Mittel<br />

lt. IUPAC auch Alkoxyalkane<br />

ähnlich Alkanole, aber keine Wasserstoffbrückenbindung, da das eine Wasserstoff-Atom am<br />

Sauerstoff-Atom durch einen Alkylrest substituiert ist niedrige Siedepunkte leicht flüchtig;<br />

fehlende Wasserstoff-Brücken und innenliegender Sauerstoff keine Löslichkeit in polaren<br />

Lösungsmitteln wie Wasser<br />

mit Sauerstoff bilden sie Etherperoxide hochexplosiv<br />

niedermolekulare Ether sind gute Lösungsmittel für die unterschiedlichsten organischen<br />

Verbindungen. Früher wurde sie häufig zur Herauslösung (Extraktion) von ätherischen Ölen,<br />

Geschmacks-, Farb- und Geruchs-Stoffen verwendet.<br />

Bei Säure-Base-Reaktionen verhalten sich Ether wie schwache Basen. Sie können deshalb<br />

von starken Säuren (z.B. Iodwasserstoff-Säure) angegriffen werden.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 153 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


In der analytischen Praxis werden solche Reaktionen zur Strukturaufklärung kompliziert gebauter<br />

Stoffe verwendet. Aus der Bildung von gut bekannten Halogen-Kohlenwasserstoffen<br />

kann man auch die ursprünglichen Alkylreste an einer Ether-Gruppe schließen.<br />

Ether sind schwache LEWIS-Säuren (Elektronen-Donatoren, Reduktionsmittel). Sie bilden mit LEWIS-Basen<br />

(Elektronen-Akzeptoren, Oxidationsmittel) Salze.<br />

C2H5-O-C2H5 + BF3 [C2H5-O -C2H5] + [B F3 ]<br />

Systhematisch gehört auch das Vanillin (Hauptaromastoff<br />

der Vanille) zu den Ethern. In der Abbildung kann man<br />

rechts unten (bei 4:00 Uhr) die Methyl-Ether-Gruppe erkennen.<br />

Weiterhin finden wir eine Carbonyl- (bei 7:00 Uhr) und<br />

eine Hydroxyl-Gruppe (bei 1:00 Uhr).<br />

Vanillin ghört zu den am meisten produzierten Aromastoffen.<br />

Technisch hergestelltes Vanillin darf mit Zucker gemischt<br />

nicht als Vanille-Zucker verkauft werden. Dies ist<br />

dem echten Produktgemisch aus Vanille-Samen und Zucker<br />

vorbehalten. Das Mischprodukt mit Vanillin heißt üblicherweise<br />

Vanillin-Zucker.<br />

3.2.4.1. Diethylether (Diäthyläther, Ether)<br />

Q: www.3dchem.com<br />

C2H5-O-C2H5 geringe Reaktionsfähigkeit<br />

Ether + Luft od. Sauerstoff bilden explosive Gemische (enthalten Diethyletherperoxid, welches<br />

durch Sauerstoff-Anwesenheit und unter Licht-Einwirkung entsteht; zerstzt sich bei höheren<br />

Temperaturen (Zündfunken) Explosions-artig; reichert sich bei der Destillation oder<br />

durch Verdunsten im Rückstand an (höherer Siedpunkt); Rückstände besonders Explosionsgefährdet)<br />

Dämpfe wirken narkotisierend früher Narkosemittel<br />

Oligosaccharide<br />

Halbacetal<br />

Vollacetal<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 154 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.5. Ketone (Alkanone)<br />

erinnern Struktur-mäßig an die Aldehyde<br />

statt dem terminalen Wasserstoff ist am Sauerstoff ein weiterer Alkyl-<br />

Rest gebunden<br />

Anz.<br />

C-A.<br />

1<br />

2<br />

3 Propanon<br />

(Aceton)<br />

Name Summenformel<br />

4 Butan-2-on<br />

()<br />

5 Pentan-2-on<br />

()<br />

6 Hexan-2-on<br />

()<br />

…<br />

O<br />

//<br />

R - C<br />

\<br />

R'<br />

Keto-Gruppe<br />

Strukturformel Verwendung<br />

C3H6O O<br />

||<br />

H C H<br />

\ / \ /<br />

H - C C - H<br />

/ \<br />

H H<br />

C4H8O O<br />

||<br />

H C H H<br />

\ / \ / /<br />

H - C C – C - H<br />

/ | \<br />

H H H<br />

C5H10O O<br />

||<br />

H C H H H<br />

\ / \ / / /<br />

H - C C – C – C - H<br />

/ | | \<br />

H H H H<br />

C6H12O O<br />

||<br />

H C H H H H<br />

\ / \ / / / /<br />

H - C C – C – C – C - H<br />

/ | | | \<br />

H H H H H<br />

Lösungsmittel<br />

hydrophile C=O-Struktur und lipophile (hydrophobe) Alkyl-Reste bewirken sowohl Lösungsvermögen<br />

für polare (hydrophile) Stoffe, wie auch für hydrophobe (unpolare) Stoffe<br />

besonders bei Molekülen mit kürzeren Alkyl-Ketten gut ausgeprägt. Aceton wird deshalb<br />

auch als Lösungmittel für Fette, Teer usw. usf. genutzt. Bekannt auch als "Nagel-Lack-<br />

Entferner". Zerstört auch viele Kunststoffe (löst sie an).<br />

Oxidationsprodukte sekundärer Alkanole<br />

Endung –on oder -keton<br />

systhematisch auch nahe bei den Aldehyden anzusiedeln<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 155 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


weniger reaktionsfähig als die Aldehyde; lassen sich nicht so leicht oxidieren keine positive<br />

FEHLINGsche oder TOLLENSsche Probe<br />

Kohlenhydrate<br />

Propanon (Aceton, Dimethylketon)<br />

farblos, leicht ölige (schwerflüssig), typisch riechende Flüssigkeit<br />

Wasser- und auch Fett-löslich Lösungsmittel<br />

bei gestörtem Stoffwechsel bei Diabetikern und Rindern riechbar<br />

Muscon (3-Methylcyclopentadecanon, Moschus) Moschus-Duft<br />

herber Duft (männlich)<br />

Wegen Tierschutz-Gründen ist man heute fast ausschließlich<br />

auf die synthetische Produktion umgestiegen.<br />

Zibeton (9-Cycloheptadecen-1-on, Cycloheptadec-9-en-1-on, Civeton)<br />

ist der bestimmende Duftstoff aus den Duftdrüsen der Zibet-<br />

Katze. Der gesamte Duftstoff wird als Zibet bezeichnet.<br />

Q: de.wikipedia.org (Edgar181 + Velandur)<br />

Q: de.wikipedia.org (Ayacop)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 156 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.6. Ester<br />

Bildung aus Alkanol und (Alkan-)Säure<br />

Geschmacksstoffe<br />

Lipide Fette<br />

Triglycerid (Fett)<br />

Lipoide<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 157 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Simulation einer Phospho-Lipoid-Doppelschicht (PO4 - grün, N(CH3)3 - violett, H2O - blau, -<br />

CH3 - gelb, O - rot, Glycerol-Cohlenstoff - braun, Cohlenstoff – grau)<br />

Q: commons.wikimedia.org (Hfastedge (National Institutes of Health (US)))<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 158 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.7. substituierte Aromaten mit Sauerstoff im Substituenten<br />

Phenol<br />

3.2.1.3.1.3. Phenol<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Wasserstoff-Atome am Phenol lassen sich leichter substituieren als beim Benzen diverse<br />

Derivate (Pentachlorphenol (PCP); Pikrinsäure (2,3,6-Trinitrophenol))<br />

zweiwertige Phenole:<br />

Benzkatechin<br />

Resorcin<br />

Hydrochinon<br />

dreiwertige Phenole:<br />

Pyrogallol<br />

Phoroglucin<br />

Hydroxyhydrochinon<br />

Benzylalkohol<br />

Benzaldehyd<br />

Benzoesäure<br />

Anilin<br />

Zimtsäure<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 159 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Vanillin<br />

Benzaldehyd (Bittermandelöl)<br />

Phthalsäure<br />

Acetylsalicylsäure<br />

Pentachlorphenol (PCP)<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 160 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.8. sauerstoffhaltige Heterocyclen<br />

vielfach aromatische Eigenschaften<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 161 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.2.9. Kohlenhydrate (Saccharide, Zucker)<br />

?Einfachzucker (Monosaccharide)<br />

Galctose<br />

Glucose<br />

Mannose<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 162 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Talose<br />

?Mehrfachzucker (Oligosaccharide)<br />

?Zweifachzucker (Disaccharide)<br />

Maltose<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 163 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Lactose<br />

Sucrose<br />

?Dreifachzucker (Trisaccharide)<br />

Acarbose<br />

Rafinose<br />

Vielfachzucker (Polysaccharide)<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 164 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.3. Stickstoff-Derivate<br />

3.3.1. Aminosäuren<br />

Alanin<br />

Arginin<br />

Asparagin<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 165 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Asparaginsäure<br />

Cystein<br />

Glutaminsäure<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 166 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Glutamin<br />

Glycin<br />

Leucin<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 167 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Lysin<br />

Methionin<br />

Phenylalanin<br />

Prolin<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 168 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Serin<br />

Threonin<br />

Tryptophan<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 169 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Thyrosin<br />

Valin<br />

Isoleucin<br />

3.3.2. Aminobasen<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 170 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.3.3. stickstoffhaltige Heterocyclen<br />

Nicotin<br />

Urotropin (Hexamethylentetramin, 1,3,5,7-Tetraazaadamantan,<br />

Hexamin, Methenamin)<br />

Trockenspiritus<br />

Herstellung durch Einleitung von Ammoniak in Formalin<br />

Harnsäure<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: de.wikipedia.org (Yikrazuul)<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 171 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.3.4. weitere Stickstoff-Derivate von Kohlenwasserstoffen<br />

Metformin<br />

Nitromethan<br />

Dopamin<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 172 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Kreatin<br />

Phenol-Derivate:<br />

Pikrinsäure (pikros: bitter)<br />

Harnstoff<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 173 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.4. Schwefel-Derivate<br />

Saccharin<br />

???<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 174 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.5. diverse weitere gemischte Derivate der Kohlenwasserstoffe<br />

3.5.x. Alkaloide<br />

Nikotin<br />

Solanin<br />

Theobromin<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 175 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Strychnin<br />

3.5.x. Neurotransmitter<br />

Dopamin<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 176 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


3.5.x. psychogene Stoffe<br />

Ecstasy<br />

Heroin<br />

LSD<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 177 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Morphin<br />

Methamphetamin<br />

3.5.x. Medikamente<br />

Penicellin<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 178 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Prednisolon<br />

Rosaglitazon<br />

Relenza<br />

Tamiflu<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 179 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Viagra<br />

3.5.x. Hormone<br />

Progesteron<br />

3.5.x. Farbstoffe<br />

Melatonin<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 180 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Luminol<br />

3.5.x. ???<br />

Oxytocin<br />

Ritalin<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 181 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Tetracyclin<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Q: www.3dchem.com<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 182 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Exkurs: Stoff-Erkennung über Farbstoff-Reaktionen<br />

Fluoreszenz<br />

Nilblau (freie Base) bei Tageslicht (obere Reihe) und UV-Licht (366 nm, untere Reihe) in verschiedenen<br />

Lösungsmittels. V.l.n.r.: 1. Methanol, 2. Ethanol, 3. tert-Butylmethylether, 4. Cyclohexan, 5. n-<br />

Hexan, 6. Aceton, 7. Tetrahydrofuran, 8. Ethylacetat, 9. Dimethylformamid, 10. Acetonitril, 11. Toluol,<br />

12. Chloroform<br />

Q: commons.wikimedia.org (Armin Kübelbeck)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 183 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 184 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


4. Makromoleküle<br />

4.1. Bildungsreaktionen<br />

Polyaddition<br />

Polymerisationen<br />

Polyaddition auf der Basis von Mehrfach-Bindungen<br />

Polysubstitutionen<br />

Polykondensation<br />

sehr typisch im Bereich der biochemischen Vorgänge<br />

Q: www.3dchem.com<br />

Lignin-Bildung: Die gebildeten Radikale der Monolignole bilden<br />

nach Quervernetzung Lignin<br />

Q: commons.wikimedia.org (Yikrazuul)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 185 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Monomere (Bausteine) besitzen typischerweise zwei verschiedene funktionelle Gruppen, die<br />

untereinander unter Abspaltung eine kleine Molekül (hier typischerweise: Wasser) miteinander<br />

reagieren<br />

da an den Enden immer noch freie funktionelle Gruppen vorliegen, können z.T. sehr lange<br />

Ketten (Polymere) gebildet werden<br />

kommen auch drei oder noch mehr funktionelle Gruppen (von den oben gemeinten Typen)<br />

vor, dann kann es auch zu Verzweigungen im Polymer kommen (häufig bei: Polysacchariden)<br />

+<br />

Monomer Monomer Dimer Wasser<br />

+<br />

Dimer Monomer Trimer Wasser<br />

+<br />

Trimer Monomer Tetramer<br />

+<br />

Tetramer Oligomer<br />

+ +<br />

Oligomer Oligomer<br />

+ n +<br />

Oligomer Polymer<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 186 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+


4.2. wichtige natürliche Makromoleküle<br />

4.2.1. Kohlenhydrate (Polysaccharide)<br />

4.2.2. Polypeptide (Eiweiße)<br />

Thyrosin-Phosphatase<br />

Botox<br />

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Collagen1<br />

Collagen2<br />

Hämoglobin (Haemoglobin)<br />

Insulin<br />

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4.2.3. DNS<br />

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4.3. künstliche Makromoleküle<br />

biologisch direkt kaum eine Bedeutung.<br />

ökologisch bedenklich wegen fehlender biologischer Abbaubarkeit<br />

Träger von diversen Zusatzstoffen (Weichmacher, Farbstoffe, …), bei denen einige unter<br />

Verdacht stehen cancerogen zu wirken oder Hormon-ähnlich zu wirken<br />

in der Nahrungsmittel-Produktion ( Ernährunglehre) vielfach für Lebensmittelverpackungen<br />

verwendet<br />

Plaste<br />

Elaste<br />

Elastomere<br />

bei Zimmertemperatur Gummi-weich / -ähnlich<br />

Thermoplaste<br />

verformen sich beim Erwärmen (relativ langestreckte Faser-förmige Moleküle mit wenig oder<br />

keinen Querverbindungen zwischen den Molekülen)<br />

Kristall-ähnliche Strukturen möglich<br />

Duroplaste<br />

bleiben bei Wärme-Einwirkung lange Form-stabil<br />

Moleküle relativ kurzkettig bzw. mit vielen Querverbindungen oder Verzweigungen<br />

Polyethylen (PE)<br />

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Polypropylen<br />

Polyvenylchlorid (PVC)<br />

Teflon<br />

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Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten von Plasten / Elasten im Hauswirtschaftlichen bzw. Ernährungs-Bereich<br />

Name Kürzel Erweichbarkeit<br />

Hitze- und Flamm-Eigenschaften<br />

Brennbarkeit<br />

Aminoplaste nein kaum stechend nach<br />

Ammoniak<br />

Geruch häufige Zusatzstoffe Verwendung<br />

Hw- bzw. Ern.-Bereich<br />

Phenoplaste neine ja stechend früher Elektroschalter<br />

Polyamid PA ja brennbar stechend, nach<br />

verbrannten<br />

Haaren<br />

Polyethen<br />

Polyethylen<br />

Polystyren<br />

Polystyrol<br />

PE ja ja (leicht<br />

entflammbar)<br />

PS ja ja (leicht<br />

entflamm-<br />

bar)<br />

Polyvinylchlorid PVC ja ja (schwer<br />

entflammbar)<br />

nach gelöschter<br />

Kerze<br />

süßlich<br />

stechend nach<br />

Chlorwasserstoff<br />

Aufbewahrungsgefäße,<br />

übliche "Plastegefäße"<br />

Frischhaltegefäße, Gefrierdosen<br />

Einkaufstüten<br />

Aufbewahrungsbeutel<br />

Gefrierbeutel<br />

Frischhalte-Folie<br />

Bemerkungen zur Verwendbarkeit<br />

im Hw- bzw. Ernähr.-Bereich<br />

Weichmacher wegen auslösbarem Chlor und vielen<br />

Zusatzstoffen wird es als bedenklich<br />

eingestuft (wenig geeingnet für Kinderspielzeug<br />

usw.)<br />

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5. Stöichiometrie<br />

Gesetz von den konstanten Proportionen (PROUST; 1794)<br />

Gesetz von den äquivalenten Proportionen (RICHTER; 1791)<br />

Gesetz von den multiplen Proportionen (DALTON; 1808)<br />

Bilden zwei Elemente miteinander mehrere Verbindungen, so stehen die Massenverhältnisse,<br />

mit denen die Elemente in diesen Verbindungen auftreten, zueinander im Verhältnis<br />

kleiner ganzer Zahlen.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc (c,p) 2009-<strong>2011</strong> <strong>lern</strong>-<strong>soft</strong>-<strong>projekt</strong>: drews


6. Tabellen, Zusammenfassungen, Begriffsbestimmungen<br />

6.1. Nomenklatur (Namensgebung)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 194 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Substitutive und radikalofunktionelle Nomenklatur der wichtigen funktionellen<br />

Gruppen<br />

(nach fallender Priorität)<br />

Stoff-Klasse Funktionelle Präfix Suffixe typische Vertreter /<br />

Gruppe<br />

Stoffgruppen<br />

Carbonsäuren -COOH<br />

Carboxy- -carbonsäure Alkansäuren (Carbon-<br />

-(C)OOH<br />

-<br />

-säure säuren) (inkl. Fettsäuren)<br />

Aminosäuren<br />

Cyanide -CN -cyanid<br />

Sulfone R'-SO2- R''<br />

Sulfonsäuren -SO3H Sulfo- -sulfonsäure<br />

Cyanate -OCN -cyanat<br />

Thiocyanate -SCN -thiocyanat<br />

Aldehyde -CHO<br />

Formyl- -carbaldehyd Akanale (Aldehyde)<br />

-(C)HO<br />

Oxo- -al<br />

Kohlenhydrate<br />

charide)(Sac-<br />

Ketone >CO<br />

>(C)O<br />

Oxo- -on<br />

-keton<br />

Alkohole, Phenole -OH Hydroxy- -ol<br />

-alkohol<br />

Thiole -SH Mercapto- -thiol<br />

(primäre) Amine -NH2 Amino- -amin<br />

Ether R'-O-R'' Alkyloxy-<br />

-ether<br />

Sulfide R'-S-R'' Alkylthio- -sulfid<br />

(sekundäre) Amine >NH -amin<br />

(tertiäre) Amine >N- -amin<br />

Nitroverbindungen -NO2 Nitro-<br />

Halogenverbindungen<br />

Alkylhalogenide<br />

-F<br />

-Cl<br />

-Br<br />

-I<br />

Fluor-<br />

Chlor-<br />

Brom-<br />

Iod-<br />

-fluorid<br />

-chlorid<br />

-bromid<br />

-iodid<br />

Alkanone (Ketone)<br />

Kohlenhydrate (Sac-<br />

charide)<br />

Alkanole (Alkohole)<br />

Kohlenhydrate (Saccharide)<br />

Kohlenhydrate (Saccharide)<br />

[Ring-<br />

Strukturen + ab<br />

Disacch.]<br />

Nitrile -CN<br />

(org.) Phosphate -PO4H2 Phospho- -phosphat AMP<br />

Nucleotide<br />

Nucleïnsäuren<br />

Diphosphate -PO4H-PO4H2 Diphoaspho- -diphosphat ADP<br />

Triphosphate -(PO4H-)2-PO4H2 Triphospho- -triphosphat ATP<br />

(C) bedeutet, dass das C-Atom zum Stamm der Verbindung gezählt wird (und nicht zum Substituenten)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 195 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


organische Stoffe und ihre Namen<br />

Gebrauchsname exakter IUPAC-<br />

Name<br />

Trivialname weitere Namen oder<br />

Abkürzungen<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 196 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


6.2. Reaktionsarten in der organischen Chemie<br />

nach den übergehenden Elementar-Teilchen (klassische Einteilung aus der anorg. Chemie)<br />

Name / Bezeichnung Wesen Bemerkungen<br />

Säure-Base-Reaktionen Reaktionen<br />

Übergang<br />

mit Protonen- p<br />

bestehen immer aus Protonen-Abgabe<br />

und Protonen-<br />

Aufnahme<br />

+ entspricht H +<br />

Redoxreaktionen Reaktionen mit Elektronen- Redoxreaktionen innerhalb<br />

Übergang<br />

eines Moleküls oder von<br />

bestehen immer aus Oxida- gleichen Molekülen miteition<br />

(Elektronen-Abgabe) nander werden Disproportio-<br />

und Reduktion (Elektronen-<br />

Aufnahme)<br />

nierung genannt<br />

Komplex-Reaktionen Bildungen, Umwandlungen<br />

photochemische Reaktionen<br />

und Zerstörung von bzw. an<br />

Komplexen<br />

Aktivierung einer Umwandlung<br />

durch Licht(-Energie) /<br />

Photonen<br />

nach Veränderung am Cohlenstoff-Gerüst<br />

Name / Bezeichnung Wesen Bemerkungen<br />

Aufbau-Reaktionen Verlängerung der Cohlenstoff-Kette<br />

z.B. Polymerisationen<br />

Abbau-Reaktionen Verkürzung der Cohlenstoff-<br />

Kette<br />

Umlagerungen Umlagerung<br />

Abschnitten<br />

von Ketten-<br />

Reaktionen ohne Verände-<br />

z.B. Umsetzungen an den<br />

rung des C-Gerüstes<br />

funktionellen Gruppen<br />

nach Brutto-Umsatz<br />

Name / Bezeichnung Wesen Bemerkungen<br />

Additions-Reaktionen Anlagerungen an ungesättigten<br />

Bindungen<br />

A + B C<br />

Eliminierungs-Reaktionen Abspaltung von Atomen od.<br />

Atomgruppen (Molekülen)<br />

A B + C<br />

Substitutions-Reaktionen Austausch von Atomen od.<br />

Atomgruppen<br />

A + B C + D<br />

Umlagerungen<br />

A B<br />

Einschub-Reaktionen A-B + C A-C-B<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 197 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


nach der Art der reagierenden Teilchen<br />

Name / Bezeichnung Wesen Bemerkungen<br />

ionische Reaktionen<br />

radikalische Reaktionen<br />

nach der Angriffs-Art<br />

Name / Bezeichnung Wesen Bemerkungen<br />

elektrophile Reaktionen<br />

nukleophile Reaktionen<br />

nach Reaktions-Mechanismus<br />

Name / Bezeichnung Wesen Bemerkungen<br />

radikalische Substitution<br />

SR-Mechanismus<br />

elektrophile Addition<br />

AE-Mechanismus<br />

nukleophile Substitution<br />

SN-Mechanismus<br />

besondere Reaktions-Arten<br />

Name / Bezeichnung Wesen Bemerkungen<br />

pericyclische Reaktionen synchrone Veränderungen /<br />

Umlagerungen in armatischen<br />

bzw. cyclischen Ver-<br />

bindungen<br />

photochemische Reaktionen Aktivierung einer Umwandlung<br />

durch Licht(-Energie) /<br />

Photonen<br />

treten häufig an Doppelbindungen<br />

auf<br />

es folgen meist radikalische<br />

oder pericyclische Reaktionen<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 198 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


6.3. Namen diverser Chemikalien in verschiedenen Sprachen<br />

usw.<br />

regulärer Name<br />

IUPAC-Name<br />

Kalium-Natrium-<br />

Tartrat-<br />

Tetrahydrat<br />

engl. Benennung Trivialname(n),<br />

Bezeichnung im<br />

Bereich der<br />

Kosmetika, …<br />

Tartarated soda,<br />

Salt of seignette<br />

SEIGNETTE-<br />

Salz; Tartarus<br />

natronatus, Natrokali<br />

tartaricum,<br />

Kalium tartaricum<br />

natronatum<br />

Formel Bemerkungen<br />

KNaC4H4O6 * 4<br />

H2O<br />

E 337<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 199 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 200 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


6.3. Begriffe und Begriffsbestimmungen, Definitionen<br />

Ziffern und<br />

Zeichen<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Carbenium-Ion ist ein sp 3 -hybridisiertes C-Atom mit einer positiven<br />

Ladung. Es fehlt gewissermaßen das Bindungs-Elektron<br />

für die 4. Bindung.<br />

D<br />

E<br />

F<br />

G<br />

H<br />

H<br />

|<br />

R – C - R<br />

<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 201 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


I<br />

J<br />

K<br />

L<br />

M<br />

N<br />

O<br />

P<br />

Q<br />

R<br />

Reagenz das kleinere oder das bewegliche von zwei an einer Reaktion beteiligten<br />

Stoffe (größere oder feste werden Substrat genannt)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 202 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


S<br />

Substrat das größere von zwei oder mehreren an einer Reaktion beteiligten<br />

Stoffe (andere (kleinere) werden Reagenz genannt)<br />

bei Enzym-Reaktionen ist das Substrat der zu bearbeitende Stoff<br />

T<br />

U<br />

V<br />

W<br />

X<br />

Y<br />

Z<br />

Ä - Ü<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 203 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 204 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Literatur und Quellen:<br />

/1/ WÜNSCH, Prof. Dr. Karl-Heinz; MIETCHEN, Doz. Dr. Ralf; EHLERS, Dr. Dieter:<br />

Organische Chemie – Grundkurs.- Berlin: Dt. Verl. d. Wissenschaften; 1986; 5. bericht.<br />

Aufl.<br />

ISSN 0233-0806<br />

/2/ FITTKAU, Dr. Siegfried:<br />

Organische Chemie.-Jena: G. Fischer Verl.; 1984; 5., überarb. Aufl.<br />

/3/ BOTSCH, Walter; HÖFLING, Erich; MAUCH, Jürgen:<br />

Chemie ind Versuch, Theorie und Übung.- Frankfurt am Main: Verl. M. Diesterweg;<br />

Aarau, Frankfurt am Main, Salzburg: Verl. Sauerländer; 1984; 2., neubearb. Aufl.<br />

ISBN 3-425-95421-0<br />

ISBN 3-7941-2522-3<br />

/4/ HÄUSLER, Karl:<br />

Chemie kompakt – Formeln, Regeln, Gesetze.-München: R. Oldenburg Verl.; 1994;<br />

1. Aufl.<br />

ISBN 3-486-88567-7<br />

/5/ SCHLEIP, Alfred; KÖHLER, Georg:<br />

Fundamentum CHEMIE – Sekundarstufe I – Lehr- und Arbeitsbuch.-Bonn: Ferd.<br />

Dümmlers Verl.; 1994<br />

ISBN 3-427-43101-0<br />

/6/ LÜTHJE – GALL - REUBER:<br />

Verf:: THOMAS, Dr. Wolfgang; QUANTE, Marion; QUANTE, Uwe; HEFELE, Gerd:<br />

Lehrbuch der Chemie – Organische Chemie.-Frankfurt am Main: Verl. M. Diesterweg;<br />

1983<br />

ISBN 3-425-050496-6<br />

/7/ WHITE, Emil H.:<br />

Grundlagen der Chemie für Biologen und Mediziner.-Stuttgart: Kosmos – Gesell. d.<br />

Naturfreunde; Franckh'sche Verlagshandlung; 1973.- 3. verbesserte Aufl.<br />

ISBN 3-440-03981-1<br />

/8/ Chemie – Lehrbuch für Klasse 9<br />

(TEICHMANN, Jochen; OBST, Heinz; ARNDT, Barbara); Hrsg.: TEICHMANN;<br />

Berlin: Volk u. Wissen Verl.; 1980; 11. Aufl.<br />

/9/ Chemie – Lehrbuch für Klasse 8<br />

(ARNDT, Barbara; LANGE, Peter; OBST, Heinz; TEICHMANN, Jochen);<br />

Berlin: Volk u. Wissen Verl.; 1985; 6. Aufl.<br />

/10/ Organische Chemie – Lehrbuch für die Oberschule 9. und 10. Klasse<br />

(HRADETZKY, Albert; WOLFFGRAMM, Horst; RENNEBERG, Werner);<br />

Berlin: Volk u. Wissen Verl.; 1967<br />

/11/ Schüler-DUDEN: Die Chemie<br />

Mannheim: Bibliogr. Inst. & F. A. Brockhaus; überarb. Aufl.<br />

ISBN<br />

/12/ HAFNER, Lutz:<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 205 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Biochemie – Materialien für den Sekundarbereich II – Chemie.-Hannover: Schroedel<br />

Schulbuchverl.; 1993<br />

ISBN 3-507-10604-3<br />

/13/ HAFNER, Lutz:<br />

Einführung in die Organische Chemie – Unter besonderer Berücksichtigung der Biochemie<br />

– Materialien für den Sekundarbereich II – Chemie.-Hannover: Schroedel<br />

Schulbuchverl.; 1976; 2. Aufl.<br />

ISBN 3-507-10600-0<br />

/14/ OEHMICHEN, Jobst:<br />

Chemie für Landwirte.-Alfeld-Hannover: Verl. M. & H. Schaper; 1989.-2. überarb. u.<br />

erw. Aufl.<br />

ISBN 3-7944-0147-6<br />

/1/ :<br />

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/1/ :<br />

ISBN<br />

ISBN<br />

ISBN<br />

/A/ Wikipedia<br />

http://de.wikipedia.org<br />

Die originalen sowie detailliertere bibliographische Angaben zu den meisten Literaturquellen<br />

sind im Internet unter http://dnb.ddb.de zu finden.<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 206 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre


Abbildungen und Skizzen entstammen den folgende ClipArt-Sammlungen:<br />

/A/ 29.000 Mega ClipArts; NBG EDV Handels- und Verlags AG; 1997<br />

/B/<br />

andere Quellen sind direkt angegeben.<br />

Alle anderen Abbildungen sind geistiges Eigentum:<br />

/I/ <strong>lern</strong>-<strong>soft</strong>-<strong>projekt</strong>: drews (c,p) 2006-<strong>2011</strong> lsp: dre<br />

verwendete freie Software:<br />

Inkscape von: inkscape.org (www.inkscape.org)<br />

CmapTools von: Institute for Human and Maschine Cognition (www.ihmc.us)<br />

ChemSketch von: ACD Labs (Advanced Chemistry Development, Inc.)<br />

(www.acdlabs.com)<br />

BK_SekII_orgChem_BioEL.doc - 207 - (c,p) 2009-<strong>2011</strong> lsp: dre

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