Test und Technik I Lautsprecher - Klang-Form

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HIGH SOCIETY stereoplay lud den europäischen Boxen-Adel zu einer Gala der Klangkultur ein. Allerdings nicht nur zum Feiern, sondern auch zum kritischen Hörvergleich. Test: Wolfram Eifert Fotos: Julian Bauer M usikinteressierte, die bei der Suche nach ihrem Traumlautsprecher nicht auf den Euro achten müssen, sind eine beneidenswerte Spezies. Alle renommierten Marken umgarnen diese Zielgruppe mit immer ausgefeilteren Produkten und versuchen sich dabei selbst zu übertreffen. Obwohl die Stückzahlen im Luxussegment nicht immer reichen, um die Kosten zu decken, wird hinter den Kulissen geforscht und getüftelt, was das Zeug hält, denn der Glanz der Flaggschiffe ist wichtig – für den Umsatz im Brotund-Butter-Segment wie für das Ego der Entscheidungsträger. In ihrem Streben nach Perfektion setzen die Hersteller auf immer unterschiedlichere Konzepte, über deren Auswirkungen auf den Klang sich Spezialisten stundenlang die Köpfe heiß reden können, die einen weniger versierten Käufer zunächst eher verwirren. Um für Klarheit zu sorgen, hat stereoplay die fünf wichtigsten Neuerscheinungen zwischen 12000 und 20000 Euro zum Test beordert, konzeptionell durchleuchtet und ausführlich miteinander verglichen. Dabei geht es weniger um Sieg oder Niederlage – kein Hersteller kann sich in diesem Segment schwache Produkte leisten – als darum, die Charaktere der einzelnen Modelle herauszuarbeiten und so die Frage „welche ist meine persönliche Traumbox?“ zu beantworten. Der mit Abstand größte Schallwandler im Feld (siehe Foto links) ist die Reference 1 von Canton mit 90 Kilo Lebendgewicht und zwei 12-Zoll-Basstreibern. Daneben die ungleich grazilere FS 609 X PI von Elac, die mit einer neuartigen Kombination aus Koax und Rundstrahler antritt. In der Mitte die Euphonia MS 5 von Dali mit einer ambitionierten Kombination aus Bändchen und Kalotte. Die vierte im Bunde ist die Cassiano D von Isophon mit Keramikmembranen und supersteilen Filtern. Last but not least die wohl bekannteste Superbox überhaupt: die N 800 von B&W in der neuesten Version 800 D mit Diamanthochtöner. Die Testkandidaten: ■ Canton Vento Reference 1 DC Preis: 15000 Euro ■ Elac FS 609 X PI Preis: 12000 Euro ■ Dali Euphonia MS 5 Preis: 12000 Euro ■ Isophon Cassiano D Preis: 17000 Euro ■ B&W 800 D Preis: 20000 Euro www.stereoplay.de stereoplay 1/2006 181 » Die Klangwertung: Info Seit Mitte 2002 verwendet stereoplay ein nach Einzelkriterien aufgeschlüsseltes Punkteschema zur Klangbeurteilung. Stärken und Schwächen sind so leichter zu erkennen. Die Summe aus Natürlichkeit, Feinauflösung, Grenzdynamik sowie Bassqualität und Abbildung ergibt dann die Einstufung in der Rang & Namen-Liste. Mehr dazu im Kasten auf Seite 194.
Test und Technik I Lautsprecher B&W 800 D Wiedergeburt einer Legende D ie neue 800 D der britischen Boxenschmiede Bowers & Wilkins tritt in die Fußstapfen eines der wohl erfolgreichsten Schallwandlers der HiFi-Geschichte. Gemeint ist die Nautilus 800, der die Neuschöpfung wie aus dem Gesicht geschnitten scheint, obwohl doch kein Stein auf dem anderen blieb. Die beiden jeweils gut 25 Zentimeter großen Basstreiber verfügen über neu berechnete Antriebe wie auch ein neues Membranmaterial namens Rohacell, welches DIE NEUEN TIEFTÖNER VERFÜGEN ÜBER HARTSCHAUMMEMBRANEN dem Papier-Kevlar-Verbund des Vorgängerchassis hinsichtlich Formstabilität deutlich überlegen ist. Der beidseitig mit Kohlefasermatten verschlossene Hartschaum lässt zudem weniger Schall aus dem Boxeninneren durchdringen – ein wichtiger Schritt zu mehr Präzision. Während die meisten Hersteller auch Mitteltöner mit steifen, wie ein Kolben agierenden Membranen ausstatten, beschreitet B&W mit dem Fixed-Suspension-Transducer (kurz FST) andere Pfade. Seine Kevlar- Membran ist teilflexibel und bricht im oberen Frequenzbereich gezielt in Partial- Sinnvoll versteift: Eine Matrix im Gehäuse sorgt im Verbund mit den geschwungenen Wänden für extreme Neutralität. 182 stereoplay 1/2006 schwingungen auf. Dadurch verkleinert sich das akustische Zentrum bei höheren Frequenzen; die Abstrahlung im Übergangsbereich zum Hochtöner wird weniger eingeschnürt, als dies bei starr hin und her schwingenden Membranen der Fall ist. Die bei großen Mitteltönern bisweilen lästige Bündelung wird so deutlich reduziert. Ungewöhnlich auch die Art der Randaufhängung: Eine flache Polymerschaumsicke anstelle des üblichen Gummiwulstes kontrolliert die Bewegungen und vermeidet Randreflexionen, die herkömmlichen Mitteltönern bisweilen arg zu schaffen machen. Das Glanzstück der 800 D ist zweifelsohne der neue Diamant-Hochtöner. Das künstlich erzeugte Material ist extrem leicht und gleichzeitig steif, es resoniert nur schwach, und das erst oberhalb 70 Kilohertz, also viel weiter vom Hörbereich entfernt als die gängigen Titan- und Alukalotten. Der nur mit einem Kondensator (Filter erster Ordnung) angekoppelte Tweeter ruht in der B&W-typischen Nautilus-Röhre, die die Membran vor Reflexionen schützt und selbst vollkommen neutral bleibt. Alles in allem ist die 800 D einer der ausgefeiltesten Schallwandler, die je das Licht der Welt erblickt haben. Im Gegensatz zu anderen Herstellern gewährt B&W inter- Elegant versteckt: Das mächtige, trompetenartige Bassreflexrohr mündet oberhalb der Bodenplatte. Der kantige Sockel der 800 D ist mit kleinen Rollen bestückt, womit sich das 125 Kilogramm schwere Tonmöbel problemlos rangieren lässt. essierten Kunden weitreichende Einblicke in die Technik – nachzulesen beispielsweise auf der Herstellerseite im Internet. Die Labormessungen (siehe Tabelle) belegen den Ausnahmestatus. Der Hochtöner ist bis 40 Kilohertz (hier endet der Messchrieb) frei von Resonanzen, der Schalldruckverlauf für eine Box dieses Formats sehr ausgeglichen. Zwischen 500 und 4000 Hertz arbeitet die 800 D praktisch klirrfrei – das ist das beste Ergebnis seit Einführung der Messmethode. Der Klangcharakter Das B&W-Flaggschiff ist ein hinsichtlich Raum und Aufstellung erstaunlich unkritischer Schallwandler, der musikalische Wärme mit enormer und doch unaufgeregter Präzision zu verbinden weiß. Ihre große Stärke ist ihre Geschlossenheit. Die N 800 war eine Institution, die 800 D ist auf dem besten Wege dahin. » www.stereoplay.de
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