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Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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»Intellektuelle Trägheit?«, fragte sich <strong>Ryan</strong> laut.<br />

»Exakt. Newtons erstes Gesetz der Bewegung.«<br />

<strong>Ryan</strong> wollte Widerspruch anmelden. Harding malte die Verhältnisse<br />

allzu schwarz. So sinnlos konnte das doch wohl nicht sein.<br />

Oder doch? Nach welcher Regelung sollte es sich anders verhalten?<br />

fragte er sich. Und wer setzte eine solche Regelung durch? Was<br />

Harding soeben mit rund zweihundert Wörtern umschrieben hatte,<br />

spielte sich als Rechtfertigung auf für Ausgaben in astronomischer<br />

Höhe, für eine gigantische Aufrüstung strategischer Waffen und für<br />

das Aufgebot mehrerer Millionen Soldaten, die gedrillt wurden, als<br />

bräche morgen der Krieg aus.<br />

Aber die Welt war nicht zuletzt eine Welt konkurrierender Ideologien,<br />

und die Spannungen, die sich hier in der Sowjetunion daraus<br />

ergaben, definierten die Wirklichkeit, in der sich <strong>Ryan</strong> bewegte,<br />

denn sie erzeugten Hass und Aggression und richteten diese nicht<br />

zuletzt eben auch gegen ihn und seine Familie. Und das war als eine<br />

realistische Gefahr doch wohl sehr ernst zu nehmen, oder? Nein, es<br />

gab keine Vorschrift, wonach die Welt sinnvoll geordnet zu sein<br />

hatte. Über Sinn und Unsinn urteilte jeder anders. War also tatsächlich<br />

alles nur eine Frage des persönlichen Blickwinkels? Wille und<br />

Vorstellung? Was war Realität?<br />

Diese Frage fiel in den Bereich der Metaphysik. Während seines<br />

Studiums am Boston College hatte der neunzehnjährige <strong>Ryan</strong> von<br />

diesem Fach nicht viel wissen wollen. Es war ihm viel zu abgehoben<br />

und weltfremd vorgekommen. Auch jetzt, dreizehn Jahre später,<br />

fiel es ihm immer noch schwer, den Stoff zu verdauen. Aber im<br />

Unterschied zum Collegestudium schlug sich die Leistung nun<br />

nicht bloß als Zeugnisnote nieder. Sie entschied vielmehr über<br />

Leben und Tod.<br />

»Herrje, Simon! Es wäre doch alles viel einfacher, wenn sie an<br />

Gott glaubten.«<br />

»Dann gäbe es Religionskriege, und die sind, wie wir aus der<br />

Geschichte wissen, nicht weniger blutig. Denken Sie nur an den<br />

Dreißigjährigen Krieg in Europa. Die Fundamentalisten in Moskau<br />

halten sich für die Speerspitze der Geschichte und sind überzeugt<br />

davon, den Menschen zur Vervollkommnung zu verhelfen. Es<br />

würde sie verrückt machen, eingestehen zu müssen, dass ein Großteil<br />

der Bevölkerung kaum genug zu essen hat oder gerade eben<br />

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