Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf
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auch in Ben Hur bewundern konnte, waren später verschwunden und an ihrer Stelle eine Kirche entstanden, der erste Dom St. Peter, der aber mit der Zeit immer baufälliger wurde. So hatte man schließlich ein Jahrhundert-Projekt in Angriff genommen und es im sechzehnten Jahrhundert zu Ende gebracht, erinnerte sich Ryan. Er trat wieder nach draußen, um das Gelände erneut zu inspizieren. Doch sosehr er sich auch darum bemühte, Alternativen zu entdeckten, es deutete alles darauf hin, dass sein erster Eindruck richtig gewesen war. Der Papst stieg dort in seinen Wagen, kam jenen Weg entlang, und die riskanteste Stelle war... genau dort erreicht. Es handelte sich um ein halbkreisförmiges Areal, knapp zweihundert Meter lang. Das war ein Problem. Gut, dachte Ryan, es ist noch Zeit, die Lage genauer zu untersuchen. Der Schütze war ein Profi, und als Profi musste er vor allem an zwei Dingen interessiert sein: an einem guten Schuss und an einer gelungenen Flucht. Also beschäftigte sich Ryan mit den möglichen Fluchtwegen. Zu seiner Linken, unmittelbar vor der Fassade der Kirche, drängten sich die Menschen vermutlich besonders dicht, um einen Blick auf den Papst werfen zu können. Weiter unten wurde die für das Vehikel bestimmte Route etwas breiter und vergrößerte damit das Risiko eines Schussversuchs. Anschließend musste der Schütze eiligst seinen Hintern aus der Gefahrenzone befördern. Die beste Möglichkeit bestand vermutlich darin, es durch die Seitenstraße zu versuchen, in der Sharp tags zuvor seinen Wagen geparkt hatte. Dort konnte man ein Auto abstellen, und wenn man es bis dahin geschafft hatte, galt es, aufs Gaspedal zu treten und Richtung zweitem Wagen zu rasen – zweiter Wagen deshalb, weil sich die Polizei natürlich auf das Fluchtauto konzentrieren würde. Nichts würde sie unversucht lassen, um denjenigen zu erwischen, der es gewagt hatte, dem Papst eine zu verpassen. Zurück zum Tatort. Ganz sicher würde der Schütze nicht gern in der dichtesten Menge stehen, also nicht allzu nah bei der Kirche. Dort war aber der Fluchtweg. Sechzig, siebzig Meter, zehn Sekunden vielleicht? Müsste hinkommen, aber trotzdem lieber das Doppelte kalkulieren. Wahrscheinlich würde der Schütze zur Ablenkung etwas wie »Da läuft der Kerl!« rufen. Damit konnte er später vielleicht schneller identifiziert werden, aber Oberst Stro 675
kow hatte sicher vor, die Mittwochnacht bereits in Sofia zu verbringen. Flugpläne studieren, sagte sich Jack. Schließlich wird der Schütze nicht nach Hause zurückschwimmen wollen, oder? Nein, er wird sich für den schnellsten Weg entscheiden – wenn er nicht über ein wirklich absolut sicheres Versteck in Rom selbst verfügt. Das war auch eine Möglichkeit. Ryan hatte es immerhin mit einem erfahrenen Killer zu tun. Trotzdem: Dies hier war die Wirklichkeit und kein Film. Profis mochten es schlicht, denn selbst der simpelste Plan konnte sich im wirklichen Leben noch in eine böse Falle verwandeln. Strokow hatte sicher mindestens einen Reserveplan. Vielleicht sogar mehrere, aber mindestens einen. Gekleidet wie ein Priester vielleicht? Geistliche gab es hier wirklich viele. Aber Nonnen auch, mehr als Ryan jemals auf einem Haufen gesehen hatte. Wie groß war Strokow eigentlich? Alles über einen Meter fünfundsiebzig wäre für eine Nonne jedenfalls zu viel. Aber wenn er sich als Priester verkleidete... unter einer Soutane konnte man sogar eine Panzerfaust ohne Probleme verbergen. Doch wie schnell konnte man in einer Soutane rennen? Der Kerl würde wahrscheinlich eine Pistole benutzen, eine mit Schalldämpfer. Oder doch ein Gewehr? Nein, ein Gewehr war immerhin so lang, dass der Nachbar dem Lauf einen Hieb versetzen konnte, und eine zweite Chance gab es nicht. Eine AK-47 vielleicht, mit der man aus der Hüfte feuern konnte? Nein, so etwas gab es nur im Film. Ryan selbst hatte das in Quantico mit einer M-16 versucht, sich wie John Wayne gefühlt, aber trotzdem nicht getroffen. Visiere, hatten die Ausbilder in der Basic School immer wieder betont, gab es aus durchaus gutem Grund. Wie Wyatt Earp im Fernsehen aus der Hüfte heraus zielen und feuern? Das funktioniert nur, wenn man die andere Hand auf die Schulter des Bösewichts legt. Visiere dienen dazu, das Ziel genau zu bestimmen, denn die Kugel, die ihr abfeuert, hat einen Durchmesser von weniger als einem Zentimeter, euer Ziel ist in Wirklichkeit ganz klein, sodass ein Schluckauf euch einen Strich durch die Rechnung macht. Unter Stress wird alles noch schwieriger... es sei denn, ihr seid daran gewöhnt, auf Menschen zu schießen. 676
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der aber mit der Zeit immer baufälliger wurde. So hatte man<br />
schließlich ein Jahrhundert-Projekt in Angriff genommen und es<br />
im sechzehnten Jahrhundert zu Ende gebracht, erinnerte sich <strong>Ryan</strong>.<br />
Er trat wieder nach draußen, um das Gelände erneut zu inspizieren.<br />
Doch sosehr er sich auch darum bemühte, Alternativen zu entdeckten,<br />
es deutete alles darauf hin, dass sein erster Eindruck richtig<br />
gewesen war. Der Papst stieg dort in seinen Wagen, kam jenen Weg<br />
entlang, und die riskanteste Stelle war... genau dort erreicht. Es<br />
handelte sich um ein halbkreisförmiges Areal, knapp zweihundert<br />
Meter lang. Das war ein Problem.<br />
Gut, dachte <strong>Ryan</strong>, es ist noch Zeit, die Lage genauer zu untersuchen.<br />
Der Schütze war ein Profi, und als Profi musste er vor allem<br />
an zwei Dingen interessiert sein: an einem guten Schuss und an<br />
einer gelungenen Flucht.<br />
Also beschäftigte sich <strong>Ryan</strong> mit den möglichen Fluchtwegen. Zu<br />
seiner Linken, unmittelbar vor der Fassade der Kirche, drängten<br />
sich die Menschen vermutlich besonders dicht, um einen Blick<br />
auf den Papst werfen zu können. Weiter unten wurde die für das<br />
Vehikel bestimmte Route etwas breiter und vergrößerte damit das<br />
Risiko eines Schussversuchs. Anschließend musste der Schütze<br />
eiligst seinen Hintern aus der Gefahrenzone befördern. Die beste<br />
Möglichkeit bestand vermutlich darin, es durch die Seitenstraße zu<br />
versuchen, in der Sharp tags zuvor seinen Wagen geparkt hatte.<br />
Dort konnte man ein Auto abstellen, und wenn man es bis dahin<br />
geschafft hatte, galt es, aufs Gaspedal zu treten und Richtung zweitem<br />
Wagen zu rasen – zweiter Wagen deshalb, weil sich die Polizei<br />
natürlich auf das Fluchtauto konzentrieren würde. Nichts würde<br />
sie unversucht lassen, um denjenigen zu erwischen, der es gewagt<br />
hatte, dem Papst eine zu verpassen.<br />
Zurück zum Tatort. Ganz sicher würde der Schütze nicht gern<br />
in der dichtesten Menge stehen, also nicht allzu nah bei der Kirche.<br />
Dort war aber der Fluchtweg. Sechzig, siebzig Meter, zehn Sekunden<br />
vielleicht? Müsste hinkommen, aber trotzdem lieber das<br />
Doppelte kalkulieren. Wahrscheinlich würde der Schütze zur<br />
Ablenkung etwas wie »Da läuft der Kerl!« rufen. Damit konnte er<br />
später vielleicht schneller identifiziert werden, aber Oberst Stro<br />
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