Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf
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Ryan spürte es genau. Der Mann hatte etwas zu sagen, aber er wollte es nicht hier tun, und im Augenblick war das mehr als sein gutes Recht. Die Fahrt dauerte an. Ryan rauchte sechs Zigaretten, und dann erreichten sie Csurgo. Der Ort war kaum mehr als ein größerer Marktflecken an der Straße. Es gab nicht einmal eine Tankstelle und ganz sicher kein 7-Eleven, das die ganze Nacht geöffnet hatte. Hudson bog von der Hauptstraße in einen Feldweg ab, und drei Minuten später waren die Umrisse eines Lastwagens zu erkennen. Es war ein großer Volvo – Hudson sah es sofort – mit einer schwarzen Plane über der Ladefläche. Zwei Männer standen daneben und rauchten. Hudson fuhr vorbei, fand wenige Meter entfernt ein Versteck hinter einer Art Schuppen und stellte den Motor des Jaguars ab. Er sprang hinaus und gab den anderen ein Zeichen, ebenfalls auszusteigen. Ryan folgte dem Briten zu den Männern. Hudson ging geradewegs auf den Älteren der beiden zu und schüttelte ihm die Hand. »Hallo, Istvan. Nett von dir, auf uns zu warten.« »Hallo, Andy. Die Nacht ist trübe. Wer sind denn Ihre Freunde?« »Das ist Mr Ryan. Und das sind die Somersets. Wir gehen über die Grenze«, erklärte Hudson. »Okay«, nickte Kovacs. »Das hier ist Jani. Er ist heute Nacht mein Fahrer. Andy, Sie können vorn bei uns mitfahren. Die anderen gehen nach hinten. Kommen Sie«, sagte er und lief voran. Die rückwärtige Klappe des Lastwagens war mit Sprossen versehen. Ryan stieg zuerst hinauf und beugte sich dann nach unten, um das kleine Mädchen hochzuheben – Swetlana hieß es, erinnerte er sich –, dem die Eltern eilends folgten. Auf der Ladefläche standen einige große Pappkartons. Vielleicht befanden sich darin Videorekorder ungarischer Herstellung. Kovacs stieg ebenfalls auf den Laster. »Sprechen Sie Englisch?«, fragte er und erntete mehrköpfiges Nicken. »Zur Grenze ist es nicht mehr weit, nur noch fünf Kilometer. Sie werden sich hier in den Kisten verstecken. Bitte, seien Sie leise. Das ist wichtig. Verstehen Sie? Machen Sie keinerlei Geräusche.« Erneutes Kopfnicken antwortete ihm, und er bemerkte, dass der Mann – auf keinen Fall ein Engländer, das konnte er sehen – für seine Frau übersetzte, was gesagt worden war. Der Mann nahm das Kind auf den Arm. Auch 601
das sah Kovacs. Sobald sich seine Passagiere versteckt hatten, schloss er die Ladeklappe und ging nach vorn. »Fünftausend Deutsche Mark, oder?«, fragte Istvan. »Das ist richtig«, sagte Hudson. »Ich könnte noch mehr verlangen, aber ich bin kein Unmensch.« »Sie sind ein vertrauenswürdiger Genosse, mein Freund«, versicherte Hudson und wünschte sich für einen Augenblick, dass er eine Pistole im Gürtel hätte. Der gewaltige Dieselmotor des Volvo sprang mit einem tiefen Brummen an, und schon bald rumpelte er mit Jani an dem großen, beinahe waagerecht eingesetzten Lenkrad zurück zur Hauptstraße. Die Fahrt dauerte nicht lange. Für Ryan, der sich hinten in einer der Pappkartons zusammenkauerte, war das eine Erleichterung. Er konnte nur ahnen, wie sich die Russen fühlten. Wahrscheinlich wie Ungeborene in einer Grauen erregenden Gebärmutter, an deren Ausgang geladene Gewehre warteten. Ryan verkniff es sich, eine Zigarette zu rauchen. Man könnte womöglich den Rauch über die durchdringenden Abgase des Diesels hinweg riechen, und das war auf keinen Fall erwünscht. »Also, Istvan, wie geht’s denn normalerweise vonstatten?«, fragte Hudson im Führerhäuschen. »Passen Sie auf. Wir fahren fast immer nachts. Ist... dramatischer, so sagen Sie doch? Den határ-rség kenne ich schon viele Jahre. Hauptmann Budai Laszlo ist ein guter Mann, mit dem man Geschäfte machen kann. Er hat eine Frau und eine kleine Tochter, für die er immer ein Geschenk will. Hab schon eins«, versicherte Kovacs und hielt strahlend eine Papiertüte in die Höhe. Schon aus drei Kilometern Entfernung war der ausreichend beleuchtete Grenzposten zu erkennen. Glücklicherweise herrschte um diese nächtliche Stunde nur wenig Verkehr. Jani näherte sich mit normaler Geschwindigkeit, wurde langsamer und hielt schließlich an der Stelle, die der Grenzsoldat, der határ-rség, ihm anzeigte. »Ist Hauptmann Budai da?«, rief Kovacs. »Ich habe etwas für ihn.« Der Soldat eilte in das Wachhaus und kehrte sofort in Begleitung eines anderen Mannes zurück. 602
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<strong>Ryan</strong> folgte dem Briten zu den Männern. Hudson ging geradewegs<br />
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»Hallo, Istvan. Nett von dir, auf uns zu warten.«<br />
»Hallo, Andy. Die Nacht ist trübe. Wer sind denn Ihre Freunde?«<br />
»Das ist Mr <strong>Ryan</strong>. Und das sind die Somersets. Wir gehen über<br />
die Grenze«, erklärte Hudson.<br />
»Okay«, nickte Kovacs. »Das hier ist Jani. Er ist heute Nacht<br />
mein Fahrer. Andy, Sie können vorn bei uns mitfahren. Die anderen<br />
gehen nach hinten. Kommen Sie«, sagte er und lief voran.<br />
Die rückwärtige Klappe des Lastwagens war mit Sprossen versehen.<br />
<strong>Ryan</strong> stieg zuerst hinauf und beugte sich dann nach unten, um<br />
das kleine Mädchen hochzuheben – Swetlana hieß es, erinnerte er<br />
sich –, dem die Eltern eilends folgten. Auf der Ladefläche standen<br />
einige große Pappkartons. Vielleicht befanden sich darin Videorekorder<br />
ungarischer Herstellung.<br />
Kovacs stieg ebenfalls auf den Laster. »Sprechen Sie Englisch?«,<br />
fragte er und erntete mehrköpfiges Nicken. »Zur Grenze ist es<br />
nicht mehr weit, nur noch fünf Kilometer. Sie werden sich hier in<br />
den Kisten verstecken. Bitte, seien Sie leise. Das ist wichtig. Verstehen<br />
Sie? Machen Sie keinerlei Geräusche.« Erneutes Kopfnicken<br />
antwortete ihm, und er bemerkte, dass der Mann – auf keinen Fall<br />
ein Engländer, das konnte er sehen – für seine Frau übersetzte, was<br />
gesagt worden war. Der Mann nahm das Kind auf den Arm. Auch<br />
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