Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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schulte.josefine23
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Ryan weniger. Immerhin bemühte er sich jedoch, dies nicht zu zeigen. »Ist wahrscheinlich interessanter als das Börsengeschehen vor Ort. Reise ich allein?« »Ja, aber Andy Hudson holt Sie vom Flughafen ab. Er ist der Leiter unserer Außenstelle in Budapest. Ein guter Mann«, sagte Sir Basil. »Schauen Sie noch kurz bei mir rein, bevor Sie losfahren.« »In Ordnung, Sir.« Sir Basils Kopf verschwand wieder. »Simon, wie wä r’s mit einem Bier und einem Sandwich?«, fragte Ryan seinen Arbeitskollegen. »Gute Idee.« Harding stand auf und zog seinen Mantel an. Dann machten sie sich auf den Weg zum Duke of Clarence. Auch das Mittagessen im Zug war überraschend gut. Es gab Borschtsch, Nudeln, Schwarzbrot und ein richtiges Dessert – frische Erdbeeren von irgendeiner Kolchose. Das einzige Problem war, dass Swetlana keinen Borschtsch mochte. Sie stocherte im Sauerrahm auf dem Eintopf herum, machte sich dann aber mit Feuereifer über die Nudeln her und verschlang anschließend gierig die letzten Erdbeeren der Saison. Sie hatten soeben die niedrigen Berge Transsylvaniens an der bulgarischen Grenze hinter sich gelassen und würden bald Sofia erreichen. Dann sollte der Zug Richtung Nordwesten durch Jugoslawien nach Belgrad fahren und schließlich nach Ungarn. Die Zaitzews ließen sich Zeit mit dem Essen. Als der Zug Sofia erreichte, spähte Swetlana aus dem Fenster. Oleg Iwanowitsch rauchte eine Zigarette und sah ebenfalls aus dem Fenster. Er ertappte sich dabei, wie er sich fragte, in welchem Haus wohl die Dirzhavna Sugurnost untergebracht sein mochte. War Oberst Bubowoi hier und schmiedete, zusammen mit Oberst Strokow, sein Mordkomplott? Wie weit waren sie damit wohl schon gekommen? War das Leben des Papstes bereits unmittelbar in Gefahr? Wie würde er sich fühlen, wenn der polnische Priester stürbe, ehe er, Zaitzew, seine Informationen weitergeben konnte? Hätte er schneller handeln können oder müssen? Diese verdammten Fragen, und es gab niemanden, dem er sich anvertrauen konnte! Du tust dein Bestes, Oleg Iwan’tsch, beschwichtigte er sich, und kein Mensch kann mehr von dir verlangen! 531

Der Bahnhof in Sofia, ein beeindruckendes, fast sakral wirkendes Steingebäude, erinnerte an eine Kathedrale. Merkwürdigerweise hatte Zaitzew nun keine Angst mehr, dass KGB-Mitarbeiter in den Zug einsteigen und ihn verhaften könnten. Sein gesamtes Denken war mittlerweile auf die Zukunft gerichtet, er wollte nur noch weiterfahren, endlich nach Budapest kommen und sehen, was die CIA dort geplant hatte... Und er hoffte von ganzem Herzen, dass er wirklich kompetente Helfer hatte. Der KGB konnte eine solche Operation absolut professionell durchführen und jemanden fast so unauffällig von der Bühne verschwinden lassen wie ein Zauberer. War die CIA genauso gut? Im russischen Fernsehen wurden ihre Agenten stets als böse, aber stümperhafte Gegner dargestellt – doch in der Zentrale redete man anders über sie. Nein, am Lubjanka- Platz Nummer 2 hielt man sie für böse Geister, die allgegenwärtig und verschlagen wie der Teufel waren, die gefährlichsten aller Feinde. Was also entsprach der Wahrheit? Sicherlich würde er es noch schnell genug erfahren – auf die eine oder andere Art. Zaitzew drückte die Zigarette aus und kehrte mit seiner Familie in die Abteile zurück. »Freuen Sie sich auf Ihren Einsatz, Jack?«, fragte Harding. »Ja klar, etwa so wie auf den Zahnarzt! Und erzählen Sie mir nicht, wie einfach es werden wird. Sie waren schließlich auch noch nie im Einsatz.« »Ihre eigenen Leute haben das vorgeschlagen, das wissen Sie.« »Also werde ich dann wohl, falls ich wieder nach Hause komme, Admiral Greer dafür zur Verantwortung ziehen müssen«, sagte Ryan, halb im Scherz. »Dafür bin ich nicht ausgebildet, Simon.« »Wie viele Leute sind schon für den direkten Körpereinsatz ausgebildet? Sie haben das immerhin gelernt«, erinnerte Simon ihn. »Okay, ich war mal Lieutenant im US Marine Corps, für – wie lange noch mal? – elf Monate oder so, bevor der Hubschrauber über Kreta abstürzte und ich mir das Rückgrat gebrochen habe. Verflucht, ich hasse sogar Achterbahnen! Meine Mutter und mein Vater waren in diese verdammten Dinger regelrecht vernarrt. Als ich klein war, haben sie mich immer mit auf den Rummel in Gwynn Oak genommen und in diese Foltermaschinen gesteckt, offenbar 532

Der Bahnhof in Sofia, ein beeindruckendes, fast sakral wirkendes<br />

Steingebäude, erinnerte an eine Kathedrale. Merkwürdigerweise<br />

hatte Zaitzew nun keine Angst mehr, dass KGB-Mitarbeiter in den<br />

Zug einsteigen und ihn verhaften könnten. Sein gesamtes Denken<br />

war mittlerweile auf die Zukunft gerichtet, er wollte nur noch weiterfahren,<br />

endlich nach Budapest kommen und sehen, was die CIA<br />

dort geplant hatte... Und er hoffte von ganzem Herzen, dass er<br />

wirklich kompetente Helfer hatte. Der KGB konnte eine solche<br />

Operation absolut professionell durchführen und jemanden fast so<br />

unauffällig von der Bühne verschwinden lassen wie ein Zauberer.<br />

War die CIA genauso gut? Im russischen Fernsehen wurden ihre<br />

Agenten stets als böse, aber stümperhafte Gegner dargestellt – doch<br />

in der Zentrale redete man anders über sie. Nein, am Lubjanka-<br />

Platz Nummer 2 hielt man sie für böse Geister, die allgegenwärtig<br />

und verschlagen wie der Teufel waren, die gefährlichsten aller<br />

Feinde. Was also entsprach der Wahrheit? Sicherlich würde er es<br />

noch schnell genug erfahren – auf die eine oder andere Art. Zaitzew<br />

drückte die Zigarette aus und kehrte mit seiner Familie in die<br />

Abteile zurück.<br />

»Freuen Sie sich auf Ihren Einsatz, <strong>Jack</strong>?«, fragte Harding.<br />

»Ja klar, etwa so wie auf den Zahnarzt! Und erzählen Sie mir<br />

nicht, wie einfach es werden wird. Sie waren schließlich auch noch<br />

nie im Einsatz.«<br />

»Ihre eigenen Leute haben das vorgeschlagen, das wissen Sie.«<br />

»Also werde ich dann wohl, falls ich wieder nach Hause komme,<br />

Admiral Greer dafür zur Verantwortung ziehen müssen«, sagte<br />

<strong>Ryan</strong>, halb im Scherz. »Dafür bin ich nicht ausgebildet, Simon.«<br />

»Wie viele Leute sind schon für den direkten Körpereinsatz<br />

ausgebildet? Sie haben das immerhin gelernt«, erinnerte Simon<br />

ihn.<br />

»Okay, ich war mal Lieutenant im US Marine Corps, für – wie<br />

lange noch mal? – elf Monate oder so, bevor der Hubschrauber<br />

über Kreta abstürzte und ich mir das Rückgrat gebrochen habe.<br />

Verflucht, ich hasse sogar Achterbahnen! Meine Mutter und mein<br />

Vater waren in diese verdammten Dinger regelrecht vernarrt. Als<br />

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Oak genommen und in diese Foltermaschinen gesteckt, offenbar<br />

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