Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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den man reagieren musste. Er war daran gewöhnt, nur einen zu haben. Vielleicht sollte er doch wieder zu Merrill Lynch zurückgehen. Die Arbeit dort hatte auch ihr Gutes gehabt: Wenigstens wusste man immer genau, wer zum Teufel man war. Sicher, sann Jack weiter, und dann lass die ganze verdammte Welt wissen, dass du nur ein Lakai von Joe Muller bist. Nie im Leben! »Fertig?«, fragte Cathy hinter ihm. »Fast, Schatz«, erwiderte Jack. »Das, was du tun musst, ist doch nicht gefährlich, oder?« »Ich denke nicht, nein.« Aber Jack konnte nicht gut lügen, und man hörte ihm seine Unsicherheit an. »Wo fährst du hin?« »Das habe ich dir doch schon gesagt! Nach Deutschland.« Ohoh. Sie hat mich schon wieder durchschaut. »Was machst du wirklich hier in London, Jack? Century House, das heißt Geheimdienst, und...« »Cathy, das weißt du doch: Ich bin Analyst. Ich analysiere Informationen, die ich von verschiedenen Quellen erhalte, und versuche herauszufinden, was sie bedeuten sollen, und ich schreibe Berichte für andere Leute. Der Job unterscheidet sich eigentlich gar nicht so sehr von dem, was ich bei Merrill Lynch gemacht habe. Meine Aufgabe ist es, Informationen zu prüfen und sie zu interpretieren. Offenbar glaubt man, ich mache das ganz gut.« »Aber du hast nichts mit Waffen zu tun?« Das war halb eine Frage, halb eine Feststellung. Jack vermutete, dass ihre Aversion gegen Waffen von der Arbeit in der Notaufnahme des Hopkins- Krankenhauses herrührte. Ärzte hatten im Allgemeinen wenig für Schusswaffen übrig, ausgenommen jene Kollegen, die im Herbst auf Vogeljagd gingen. Cathy gefiel es nicht, dass Jack ein – ungeladenes – Remington-Gewehr in seinem Schrank aufbewahrte, und noch weniger gefiel ihr die – geladene – Browning Hi-Power, die er in einem Fach in seinem Schrank versteckt hielt. »Schatz, nein. Ich habe nichts mit Waffen zu tun, glaub mir. So ein Agent bin ich nicht.« »Okay«, sagte sie widerwillig. Sie glaubte ihm zwar nicht ganz, aber sie wusste auch, dass er ihr genauso wenig von seiner Arbeit erzählen durfte wie sie ihm von ihren Patienten. Hauptsächlich 517

daher rührte auch ihre Frustration. »Wenigstens bist du nicht lange weg.« »Schatz, du weißt doch, dass ich es hasse, von dir getrennt zu sein. Ich kann nicht einmal richtig schlafen, wenn du nicht neben mir liegst.« »Warum nimmst du mich dann nicht mit?« »Was willst du denn in Deutschland? Einkaufen gehen? Vielleicht ein paar Dirndl für Sally kaufen?« »Na ja, sie mag die Heidi-Filme ganz gern.« Ein schwaches Argument, das wusste sie. »Gib auf, Schatz. Ich wünschte, du könntest mitkommen, aber es geht nicht.« »Oh, verdammt!«, rief Lady Ryan frustriert. »Wir leben nun mal nicht in der perfekten Welt, Liebes.« Diesen Spruch konnte sie am wenigsten leiden, und ihre Antwort beschränkte sich daher auf ein unverständliches Grunzen. Denn leider hatte er Recht. Einige Minuten später, als sie im Bett lagen, grübelte Jack darüber nach, was er bei dieser Operation eigentlich tun sollte. Sein Verstand sagte ihm, dass es sich in jeder Hinsicht lediglich um Routinearbeit handeln würde, nur eben in einer anderen Stadt. Und er sollte schließlich nur als Beobachter fungieren. Auch Abraham Lincoln hatte das Schauspiel »Der amerikanische Agent« in Ford’s Theater genossen, allerdings abgesehen von einer Kleinigkeit – dass er dort nämlich erschossen wurde. Doch er, Jack, würde sich auf fremdem Boden befinden – nein, auf feindlichem fremdem Boden. Denn er lebte bereits auf fremdem Boden, und so entgegenkommend die Briten auch waren – richtig heimisch fühlte man sich eben nur in der echten Heimat. Aber die Briten mochten ihn wenigstens. Die Ungarn hingegen sicher nicht. Zwar würden sie ihn vermutlich nicht gerade mit Kugeln begrüßen, aber bestimmt auch nicht mit offenen Armen. Und was war, wenn sie entdeckten, dass er mit ejnem falschen Pass reiste? Was sah die Wiener Konvention in einem solchen Fall vor? Aber er konnte jetzt nicht kneifen. Schließlich war er ein ehemaliger Marine. So jemand galt als furchtlos. Na klar! Sicher, als die bösen Jungs vor einigen Monaten sein Haus gestürmt hatten, hatte er einen kühlen Kopf bewahrt und verhindern können, dass er sich vor Angst in die Hose machte, weil sie 518

daher rührte auch ihre Frustration. »Wenigstens bist du nicht lange<br />

weg.«<br />

»Schatz, du weißt doch, dass ich es hasse, von dir getrennt zu<br />

sein. Ich kann nicht einmal richtig schlafen, wenn du nicht neben<br />

mir liegst.«<br />

»Warum nimmst du mich dann nicht mit?«<br />

»Was willst du denn in Deutschland? Einkaufen gehen? Vielleicht<br />

ein paar Dirndl für Sally kaufen?«<br />

»Na ja, sie mag die Heidi-Filme ganz gern.« Ein schwaches<br />

Argument, das wusste sie.<br />

»Gib auf, Schatz. Ich wünschte, du könntest mitkommen, aber es<br />

geht nicht.«<br />

»Oh, verdammt!«, rief Lady <strong>Ryan</strong> frustriert.<br />

»Wir leben nun mal nicht in der perfekten Welt, Liebes.«<br />

Diesen Spruch konnte sie am wenigsten leiden, und ihre Antwort<br />

beschränkte sich daher auf ein unverständliches Grunzen. Denn<br />

leider hatte er Recht.<br />

Einige Minuten später, als sie im Bett lagen, grübelte <strong>Jack</strong> darüber<br />

nach, was er bei dieser Operation eigentlich tun sollte. Sein Verstand<br />

sagte ihm, dass es sich in jeder Hinsicht lediglich um Routinearbeit<br />

handeln würde, nur eben in einer anderen Stadt. Und er<br />

sollte schließlich nur als Beobachter fungieren. Auch Abraham<br />

Lincoln hatte das Schauspiel »Der amerikanische Agent« in Ford’s<br />

Theater genossen, allerdings abgesehen von einer Kleinigkeit – dass<br />

er dort nämlich erschossen wurde. Doch er, <strong>Jack</strong>, würde sich auf<br />

fremdem Boden befinden – nein, auf feindlichem fremdem Boden.<br />

Denn er lebte bereits auf fremdem Boden, und so entgegenkommend<br />

die Briten auch waren – richtig heimisch fühlte man sich eben<br />

nur in der echten Heimat. Aber die Briten mochten ihn wenigstens.<br />

Die Ungarn hingegen sicher nicht. Zwar würden sie ihn vermutlich<br />

nicht gerade mit Kugeln begrüßen, aber bestimmt auch nicht mit<br />

offenen Armen. Und was war, wenn sie entdeckten, dass er mit<br />

ejnem falschen Pass reiste? Was sah die Wiener Konvention in<br />

einem solchen Fall vor? Aber er konnte jetzt nicht kneifen. Schließlich<br />

war er ein ehemaliger Marine. So jemand galt als furchtlos. Na<br />

klar! Sicher, als die bösen Jungs vor einigen Monaten sein Haus<br />

gestürmt hatten, hatte er einen kühlen Kopf bewahrt und verhindern<br />

können, dass er sich vor Angst in die Hose machte, weil sie<br />

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