Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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schulte.josefine23
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04.03.2013 Aufrufe

»Himmel«, entfuhr es ihm. Doch dann lehnte er sich zurück, um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Dieser Schachzug der Amerikaner mit seinen Anleihen bei MINCEMEAT war einfach brillant – ekelhaft und grässlich, aber brillant. Und so wie es aussah, würde Sir Basil mitspielen. Der gerissene alte Kerl! Das war genau das, was er liebte. Charleston war ein Anhänger der alten Schule, einer, der so ausgefuchste und fintenreiche Operationen liebte. Vielleicht würde ihn eines Tages eben diese Durchtriebenheit ins Verderben stürzen, dachte Haydock, aber man konnte nicht umhin, seine Dreistigkeit zu bewundern: das Rabbit nach Budapest zu lotsen und von dort aus seine Flucht zu organisieren... Andy Hudson zog morgens Kaffee vor, dazu Eier mit Speck, gebratene Tomaten und Toast. »Absolut brillant«, dachte er laut. Die Waghalsigkeit dieser Operation kam seiner abenteuerlustigen Natur entgegen. Sie sollten also drei Menschen – einen Mann, eine Frau und ein kleines Mädchen – heimlich aus Ungarn herausbringen. Das dürfte nicht allzu schwierig sein, aber er musste noch einmal sein Informanten-Netz überprüfen, denn diese Operation durfte er nicht vermasseln, wenn er eine künftige Beförderung nicht aufs Spiel setzen wollte. Der Secret Intelligence Service war innerhalb der britischen Regierungsbehörden einzigartig, da er zwar Erfolge verhältnismäßig gut belohnte, sich bei Misserfolgen jedoch auch unversöhnlich zeigte – im Century House gab es keinen Betriebsrat, der die Arbeitsbienen schützte. Aber das hatte er gewusst, als er beim SIS anfing, und seine Pension konnten sie ihm auf keinen Fall streichen – wenn er erst einmal das vorgeschriebene Dienstalter erreicht und somit Anspruch auf Ruhegeld erworben hatte, bremste sich Hudson. Aber auch wenn sich diese Operation nicht mit der Champions League vergleichen ließ, so doch sicherlich mit dem entscheidenden Tor im Spiel Arsenal gegen Manchester United im Wembley-Stadion. Seine erste Aufgabe an diesem Tag würde darin bestehen, mit seinen Schmuggler-Kontakten in Verbindung zu treten. Denen konnte er vertrauen, entschied er. Er hatte viel Zeit darauf verwendet, diese Kontakte aufzubauen, und er hatte die Leute vorher überprüft. Aber – er wollte sie nochmals überprüfen und damit gleich heute beginnen. Zudem würde er mit seinem AVH-Informanten 473

Kontakt aufnehmen... oder vielleicht besser doch nicht? überlegte Hudson. Was würde ihm das bringen? Nun, er konnte so herausfinden, ob die ungarische Geheimpolizei alarmiert war oder gezielt die Augen offen hielt. Aber wenn dem so wäre, würde das Rabbit Moskau sicherlich nicht verlassen. Dessen Informationen mussten äußerst wichtig sein, um eine so aufwändige Operation zu rechtfertigen. Eine Operation, für die die CIA sogar den SIS einschaltete. Und der KGB wiederum war zu vorsichtig und konservativ, um bei solch brisanten Informationen irgendwelche Risiken einzugehen. In der Geheimdienstbranche war nie vorhersehbar, wie die andere Seite reagierte. Es gab einfach zu viele Leute mit leicht voneinander abweichenden Vorstellungen, als dass alle an einem Strang zogen. Also würde der AVH nicht allzu viel wissen, wenn überhaupt etwas. Der KGB traute niemandem, über den er nicht die direkte Kontrolle hatte – vorzugsweise mit Waffen. Das Klügste war also für ihn, sich auf die Fluchtmöglichkeiten zu konzentrieren und selbst dabei mit äußerster Vorsicht vorzugehen. Ansonsten blieb ihm nichts übrig, als zu warten, bis dieser Ryan aus London eintraf, um ihm über die Schulter zu sehen. Ryan von der CIA, dachte er. Etwa derselbe, der... ? Nein, das konnte nicht sein. Es war sicher nur ein Zufall, dass er diesen Namen trug. Dieser Ryan, den er kannte, war ein Ledernacken – ein Ledernacken des amerikanischen Marine Corps. Das wäre denn doch ein zu großer Zufall, entschied der COS Budapest. Diesmal hatte Ryan an seine Croissants gedacht und zusammen mit Kaffee welche besorgt, bevor er mit dem Taxi von Victoria Station zum Century House gefahren war. Bei seiner Ankunft entdeckte er Simons Mantel am Kleiderständer, aber keine Spur von Simon selbst. Wahrscheinlich ist er mit Sir Basil unterwegs, überlegte er, und setzte sich an seinen Schreibtisch, um sich den Stapel Nachrichten anzusehen, die in dieser Nacht eingegangen waren. Die Croissants – er hatte in einem Anfall von Gefräßigkeit drei davon gekauft, zusammen mit kleinen Butter- und Traubengelee- Döschen – waren so blättrig, dass sie eher auf seinem Mantel statt in seinem Magen zu landen drohten, und der Kaffee war auch nicht der beste. Jack machte sich im Geist eine Notiz, der Kaffeehaus-Kette Starbucks zu schreiben und vorzuschlagen, sie sollten 474

Kontakt aufnehmen... oder vielleicht besser doch nicht? überlegte<br />

Hudson. Was würde ihm das bringen? Nun, er konnte so herausfinden,<br />

ob die ungarische Geheimpolizei alarmiert war oder gezielt<br />

die Augen offen hielt. Aber wenn dem so wäre, würde das <strong>Rabbit</strong><br />

Moskau sicherlich nicht verlassen. Dessen Informationen mussten<br />

äußerst wichtig sein, um eine so aufwändige Operation zu rechtfertigen.<br />

Eine Operation, für die die CIA sogar den SIS einschaltete.<br />

Und der KGB wiederum war zu vorsichtig und konservativ, um bei<br />

solch brisanten Informationen irgendwelche Risiken einzugehen.<br />

In der Geheimdienstbranche war nie vorhersehbar, wie die andere<br />

Seite reagierte. Es gab einfach zu viele Leute mit leicht voneinander<br />

abweichenden Vorstellungen, als dass alle an einem Strang zogen.<br />

Also würde der AVH nicht allzu viel wissen, wenn überhaupt<br />

etwas. Der KGB traute niemandem, über den er nicht die direkte<br />

Kontrolle hatte – vorzugsweise mit Waffen.<br />

Das Klügste war also für ihn, sich auf die Fluchtmöglichkeiten zu<br />

konzentrieren und selbst dabei mit äußerster Vorsicht vorzugehen.<br />

Ansonsten blieb ihm nichts übrig, als zu warten, bis dieser <strong>Ryan</strong> aus<br />

London eintraf, um ihm über die Schulter zu sehen. <strong>Ryan</strong> von der<br />

CIA, dachte er. Etwa derselbe, der... ? Nein, das konnte nicht sein.<br />

Es war sicher nur ein Zufall, dass er diesen Namen trug. Dieser<br />

<strong>Ryan</strong>, den er kannte, war ein Ledernacken – ein Ledernacken des<br />

amerikanischen Marine Corps. Das wäre denn doch ein zu großer<br />

Zufall, entschied der COS Budapest.<br />

Diesmal hatte <strong>Ryan</strong> an seine Croissants gedacht und zusammen<br />

mit Kaffee welche besorgt, bevor er mit dem Taxi von Victoria Station<br />

zum Century House gefahren war. Bei seiner Ankunft entdeckte<br />

er Simons Mantel am Kleiderständer, aber keine Spur von<br />

Simon selbst. Wahrscheinlich ist er mit Sir Basil unterwegs, überlegte<br />

er, und setzte sich an seinen Schreibtisch, um sich den Stapel<br />

Nachrichten anzusehen, die in dieser Nacht eingegangen waren.<br />

Die Croissants – er hatte in einem Anfall von Gefräßigkeit drei<br />

davon gekauft, zusammen mit kleinen Butter- und Traubengelee-<br />

Döschen – waren so blättrig, dass sie eher auf seinem Mantel statt<br />

in seinem Magen zu landen drohten, und der Kaffee war auch<br />

nicht der beste. <strong>Jack</strong> machte sich im Geist eine Notiz, der Kaffeehaus-Kette<br />

Starbucks zu schreiben und vorzuschlagen, sie sollten<br />

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