Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf
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»Aha.« Ryans partielle Aufrichtigkeit reichte offenbar gerade aus, um sie zu überzeugen. »Du wirst doch keine Waffe tragen oder so was?« »Schatz, ich bin Analyst und kein Einsatzagent, schon vergessen? Solche Sachen sind nicht mein Job. Außerdem glaube ich nicht, dass Agenten im Einsatz heute noch oft Waffen tragen. Wie sollten sie das erklären, wenn’s auffiele?« »Aber...« »James Bond gibt’s nur im Film, Schatz, nicht im wahren Leben.« Ryan wandte seine Aufmerksamkeit dem Fernseher zu. Auf ITV kam eine Wiederholung der Serie Danger-UXB, und wieder einmal fragte sich Jack, ob Brian seinen Job – das Entschärfen von Bomben – überleben und Suzy heiraten würde, wenn er in ein ziviles Lebe n zurückkehrte. Bomben zu entschärfen war eine elende Arbeit, aber wenn man einen Fehler machte, war es wenigstens schnell vorbei. »Hat jemand etwas von Bob gehört?«, fragte Greer kurz vor sechs Uhr abends. Judge Moore erhob sich von seinem teuren Drehstuhl und reckte sich. Er saß zu viel und bewegte sich zu wenig. In Te xas besaß er eine kleine Ranch – die so genannt wurde, weil er dort drei Vollblüter stehen hatte. In Texas konnte es sich kein prominenter Bürger erlauben, nicht wenigstens ein oder zwei Pferde zu besitzen – und wenn er dort wäre, würde er drei- bis viermal die Woche Aztec satteln und eine Stunde lang reiten, um den Kopf frei zu bekommen und auch einmal an etwas anderes als an seine Arbeit zu denken. Beim Reiten kamen ihm meistens die besten Ideen. Vielleicht, überlegte Moore, hatte er deshalb hier das Gefühl, so verdammt unproduktiv zu sein. Ein Büro war einfach kein geeigneter Ort zum Denken, auch wenn jeder leitende Angestellte auf der Welt so tat, als wäre dem so. Gott allein wusste, warum. Genau das hätte er in Langley gebraucht – einen eigenen Stall. Das Gelände von Langley war groß genug – mindestens fünfmal größer als seine Ranch in Texas. Aber wenn er das jemals durchsetzte, dann würde die Story um die Welt gehen: dass der amerikanische DCI gern ritt, mit einem schwarzen Stetson auf dem Kopf – das gehörte dazu – und vermutlich mit einem .45er Colt im Halfter – das musste nicht unbedingt 449
sein. Die Geschichte würde sich bestimmt nicht gut machen vor den Fernsehleuten, die früher oder später garantiert mit ihren Minikameras am Zaun auftauchten. Schon aus Gründen der Eitelkeit musste er sich also diese Möglichkeit kreativer Denkhilfe abschminken. Aber eigentlich war es doch völlig schwachsinnig, sinnierte der ehemalige Richter, zuzulassen, dass solche Überlegungen die Art und Weise, wie er seine Arbeit tat, beeinflussten. In England konnte Basil auf dem Rücken eines netten Jagdpferdes auf Fuchsjagd gehen – und scherte sich irgendjemand darum? Zum Teufel, nein. Er würde dafür bewundert werden oder im schlimmsten Fall als leicht exzentrisch gelten, und das in einem Land, in dem Exzentrik als bewundernswerte Eigenschaft galt. Aber hier, im Land der Freiheit, wurde der Mensch durch Regelungen und Konventionen versklavt, die ihm von Reportern und gewählten Regierungsbeamten aufgedrückt wurden, die ihre Sekretärinnen vögelten. Nun ja, es gab kein Gesetz, das besagte, dass alles auf der Welt Sinn machen musste, nicht wahr? »Nichts Wichtiges von Bob. Nur ein Fax, in dem steht, dass die Verhandlungen mit unseren koreanischen Freunden gut vorankommen«, berichtete Moore. »Wisst ihr, diese Leute machen mir ein wenig Angst«, sagte Greer. Er musste nicht erklären, warum. Die Agenten des südkoreanischen Geheimdienstes KCIA waren nicht zimperlich im Umgang mit Vertretern der anderen koreanischen Regierung. Dort wurde nach anderen Regeln gespielt. Der andauernde Krieg zwischen Nord und Süd war etwas sehr Reales, und in Kriegszeiten verloren zwangsläufig Menschen ihr Leben, auch durch de n Geheimdienst. Bei der CIA war so etwas seit fast dreißig Jahren nicht mehr üblich, doch in Asien wurde einem Menschenleben nicht so viel Wert beigemessen wie im Westen. Vielleicht, weil die asiatischen Länder einfach überbevölkert waren. Oder weil sie einen anderen religiösen Glauben hatten. Oder vielleicht aus vielen verschiedenen Gründen. Aber aus welchem Grund auch immer, die Parameter, innerhalb – oder außerhalb – deren sie operierten, waren jedenfalls recht anders. »Von denen erhalten wir immerhin die aussagekräftigsten Informationen über Nordkorea und China, James«, erinnerte Moore ihn. »Und sie sind sehr treue Verbündete.« 450
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»Aha.« <strong>Ryan</strong>s partielle Aufrichtigkeit reichte offenbar gerade<br />
aus, um sie zu überzeugen.<br />
»Du wirst doch keine Waffe tragen oder so was?«<br />
»Schatz, ich bin Analyst und kein Einsatzagent, schon vergessen?<br />
Solche Sachen sind nicht mein Job. Außerdem glaube ich nicht, dass<br />
Agenten im Einsatz heute noch oft Waffen tragen. Wie sollten sie<br />
das erklären, wenn’s auffiele?«<br />
»Aber...«<br />
»James Bond gibt’s nur im Film, Schatz, nicht im wahren Leben.«<br />
<strong>Ryan</strong> wandte seine Aufmerksamkeit dem Fernseher zu. Auf ITV<br />
kam eine Wiederholung der Serie Danger-UXB, und wieder einmal<br />
fragte sich <strong>Jack</strong>, ob Brian seinen Job – das Entschärfen von<br />
Bomben – überleben und Suzy heiraten würde, wenn er in ein ziviles<br />
Lebe n zurückkehrte. Bomben zu entschärfen war eine elende<br />
Arbeit, aber wenn man einen Fehler machte, war es wenigstens<br />
schnell vorbei.<br />
»Hat jemand etwas von Bob gehört?«, fragte Greer kurz vor sechs<br />
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Judge Moore erhob sich von seinem teuren Drehstuhl und reckte<br />
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eine kleine Ranch – die so genannt wurde, weil er dort drei Vollblüter<br />
stehen hatte. In Texas konnte es sich kein prominenter Bürger<br />
erlauben, nicht wenigstens ein oder zwei Pferde zu besitzen – und<br />
wenn er dort wäre, würde er drei- bis viermal die Woche Aztec satteln<br />
und eine Stunde lang reiten, um den Kopf frei zu bekommen<br />
und auch einmal an etwas anderes als an seine Arbeit zu denken.<br />
Beim Reiten kamen ihm meistens die besten Ideen. Vielleicht, überlegte<br />
Moore, hatte er deshalb hier das Gefühl, so verdammt unproduktiv<br />
zu sein. Ein Büro war einfach kein geeigneter Ort zum Denken,<br />
auch wenn jeder leitende Angestellte auf der Welt so tat, als<br />
wäre dem so. Gott allein wusste, warum. Genau das hätte er in<br />
Langley gebraucht – einen eigenen Stall. Das Gelände von Langley<br />
war groß genug – mindestens fünfmal größer als seine Ranch in<br />
Texas. Aber wenn er das jemals durchsetzte, dann würde die Story<br />
um die Welt gehen: dass der amerikanische DCI gern ritt, mit einem<br />
schwarzen Stetson auf dem Kopf – das gehörte dazu – und vermutlich<br />
mit einem .45er Colt im Halfter – das musste nicht unbedingt<br />
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