Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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schulte.josefine23
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einem ehemaligen Spion geschrieben waren. Im richtigen Leben konnte es schon teuflisch schwer sein, bloß seinen Reißverschluss zuzumachen. Aber Ed plante gerade eine ziemlich komplizierte Operation und musste sich dabei die ganze Zeit einreden, dass sie gar nicht so kompliziert war. Machte er einen Fehler? Foleys Verstand schweifte ab, während der Rest seines Bewusstseins eingeschlafen war. Selbst im Schlaf ging er bestimmte Dinge immer wieder durch. Im Traum sah er eine Schar von Kaninchen auf einer grünen Wiese herumhoppeln. Mehrere Füchse und Bären belauerten sie, versuchten aber gar nicht erst, Jagd auf sie zu machen – vielleicht waren die Kaninchen zu flink oder zu nahe an ihrem Bau, als dass sich ein Angriff gelohnt hätte. Doch was würde passieren, wenn sich die Kaninchen weiter von ihrem Bau entfernten? Dann konnten die Füchse sie fangen, und die Bären konnten sie mit Haut und Haaren verschlingen... Und Eds Aufgabe war es, die kleinen Kaninchen zu beschützen. Während Füchse und Bären auf der Lauer lagen, kreiste er in seinem Traum als Adler hoch oben durch die Lüfte und spähte nach unten. Er, der Adler, hatte den Kaninchen entsagt, aber ein Fuchs wäre vielleicht keine zu verachtende Beute. Er musste ihn nur mit seinen Krallen richtig zu fassen bekommen, unmittelbar hinter dem Kopf, damit er ihm das Genick brechen und dem Bären zum Fraß vorwerfen konnte, weil Bären in puncto Fressen nicht wählerisch waren. Im Gegenteil, Meister Petz verdrückte alles, was ihm zwischen die Tatzen kam. Sein Magen war immer leer. Wenn er Gelegenheit dazu hätte, fräße er sogar einen Adler, aber der Adler war zu flink und zu klug. Allerdings nur, solange er auf der Hut war, sagte sich der stolze Raubvogel. Er hatte enorme Fähigkeiten und überaus scharfe Augen, aber selbst er musste vorsichtig sein. Und deshalb kreiste der Adler hoch am Himmel, wo er sich die Thermik zunutze machen und das Geschehen in der Tiefe genau beobachten konnte. Aktiv in das Geschehen einzugreifen vermochte er jedoch nicht. Bestenfalls konnte er nach unten schießen und die kleinen Kaninchen warnen, dass ihnen Gefahr drohte, aber es waren unachtsame Kaninchen, die Gras futterten und nicht so vorsichtig waren, wie sie sollten. Aufgabe der Kaninchen war es, im richtigen Moment wegzulaufen und mit Hilfe des Adlers auf eine andere Wiese zu entkommen, die nicht von Füchsen und Bären umstellt 409

war, damit sie dort ungestört weitere süße kleine Kaninchen großziehen und glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben konnten – wie Beatrix Potters Flopsy, Mopsy und Cottontail. Das durchdringende Summen des Weckers ließ Foley abrupt die Augen öffnen, und er drehte sich auf die Seite, um das Gerät zum Schweigen zu bringen. Dann kämpfte er sich aus dem Bett hoch und ging ins Bad. Plötzlich vermisste er sein Haus in Virginia. Dort gab es mehr als nur ein Bad – zwei und ein halbes, um genau zu sein, was manchmal sehr praktisch war. Der kleine Eddie stand auf, sobald er geweckt wurde, ließ sich fast sofort vor dem Fernseher nieder und rief »Arbeiterfrauuu!«, als die Sendung mit der Morgengymnastik begann. Das brachte seine Mutter und seinen Vater zum Lachen. Wahrscheinlich entlockte es sogar den KGB-Typen am anderen Ende der Wanzendrähte ein Schmunzeln. »Schon irgendwelche wichtigen Pläne fürs Büro heute?«, fragte Mary Pat in der Küche. »An sich müsste der übliche Wochenendverkehr aus Washington reinkommen. Und vor dem Mittagessen muss ich noch kurz zur englischen Botschaft rüber.« »Ach ja? Wieso?«, wollte seine Frau wissen. »Ich muss mit Nigel Haydock über Verschiedenes sprechen«, antwortete Ed, während sie die Pfanne mit dem Speck auf den Herd stellte. An Tagen mit wichtiger Spionagearbeit machte Mary Pat immer Eier mit Speck. Ed Foley fragte sich, ob das ihre KGB- Zuhörer je spitzkriegen würden. Wahrscheinlich nicht. So gründlich war niemand, und amerikanische Essgewohnheiten interessierten sie vermutlich höchstens insofern, als Ausländer in der Regel besser aßen als Russen. »Dann grüß ihn auf jeden Fall schön von mir.« »Mache ich.« Gähnend nahm er einen Schluck Kaffee. »Wir müssen sie sowieso mal einladen – vielleicht nächstes Wochenende?« »Meinetwe gen gern. Roastbeef und das Übliche?« »Klar. Ich werde versuchen, tiefgefrorene Maiskolben zu bekommen.« In Russland wurde zwar auch Mais angebaut, den man auf den offenen Bauernmärkten kaufen konnte und der ganz passabel war, aber es war eben nicht die Sorte Silver Queen, die sie in Vir­ 410

einem ehemaligen Spion geschrieben waren. Im richtigen Leben<br />

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Aber Ed plante gerade eine ziemlich komplizierte Operation und<br />

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Mehrere Füchse und Bären belauerten sie, versuchten aber gar<br />

nicht erst, Jagd auf sie zu machen – vielleicht waren die Kaninchen<br />

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hätte. Doch was würde passieren, wenn sich die Kaninchen weiter<br />

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Und Eds Aufgabe war es, die kleinen Kaninchen zu beschützen.<br />

Während Füchse und Bären auf der Lauer lagen, kreiste er in seinem<br />

Traum als Adler hoch oben durch die Lüfte und spähte nach<br />

unten. Er, der Adler, hatte den Kaninchen entsagt, aber ein Fuchs<br />

wäre vielleicht keine zu verachtende Beute. Er musste ihn nur mit<br />

seinen Krallen richtig zu fassen bekommen, unmittelbar hinter dem<br />

Kopf, damit er ihm das Genick brechen und dem Bären zum Fraß<br />

vorwerfen konnte, weil Bären in puncto Fressen nicht wählerisch<br />

waren. Im Gegenteil, Meister Petz verdrückte alles, was ihm zwischen<br />

die Tatzen kam. Sein Magen war immer leer. Wenn er Gelegenheit<br />

dazu hätte, fräße er sogar einen Adler, aber der Adler war zu<br />

flink und zu klug. Allerdings nur, solange er auf der Hut war, sagte<br />

sich der stolze Raubvogel. Er hatte enorme Fähigkeiten und überaus<br />

scharfe Augen, aber selbst er musste vorsichtig sein. Und deshalb<br />

kreiste der Adler hoch am Himmel, wo er sich die Thermik<br />

zunutze machen und das Geschehen in der Tiefe genau beobachten<br />

konnte. Aktiv in das Geschehen einzugreifen vermochte er jedoch<br />

nicht. Bestenfalls konnte er nach unten schießen und die kleinen<br />

Kaninchen warnen, dass ihnen Gefahr drohte, aber es waren<br />

unachtsame Kaninchen, die Gras futterten und nicht so vorsichtig<br />

waren, wie sie sollten. Aufgabe der Kaninchen war es, im richtigen<br />

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