Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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schulte.josefine23
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04.03.2013 Aufrufe

glaubten alle möglichen unmöglichen Dinge. Ganz besonders traf das in Moskau zu, wo die Herrscher dieses riesigen und mächtigen Landes an eine Ideologie glaubten, die so wenig mit der zeitgenössischen Wirklichkeit zu tun hatte wie das Gottesgnadentum der Könige. Oder genauer, sie wussten zwar, dass es eine falsche Ideologie war, aber trotzdem zwangen sie sich, daran zu glauben, als wäre es die Heilige Schrift, in goldener Tinte von Gottes eigener Hand geschrieben. Deshalb konnte man diese Leute auch so gut hinters Licht führen. Schließlich taten sie schon alles, um sich selbst hinters Licht zu führen. Okay, und wie führte man sie am besten hinters Licht? fragte sich Foley. Gib dem anderen etwas, das er zu sehen erwartet, und er wird es sehen, gleichgültig, ob es nun tatsächlich da ist oder nicht. Er und MP wollten, dass die Russkis glaubten, Rabbit und seine Familie wären... nein, nicht aus Moskau abgereist, sondern... gestorben? Tote, hatte Captain Kidd angeblich gesagt, erzählen keine Geschichten. Und das taten auch falsche Tote nicht. Hatten das die Engländer nicht im Zweiten Weltkrieg mal gemacht? fragte sich Foley. Ja, er hatte in der Highschool ein Buch darüber gelesen, und das operative Konzept hatte ihm sogar schon damals, in der Fordham Prep, mächtig imponiert. Operation MINCEMEAT hatte sich das Ganze genannt. Es war wirklich eine äußerst raffinierte Idee gewesen, zumal sie der Gegenseite auch noch Gelegenheit gegeben hatte, sich besonders schlau vorzukommen, und bekanntlich kamen sich die Menschen überall auf der Welt gern schlau vor... Vor allem die Trottel, fand Foley. Die deutschen Geheimdienste im Zweiten Weltkrieg zum Beispiel waren nicht das Pulver wert gewesen, mit dem man sie in die Luft sprengen wollen. Die Russen dagegen waren verdammt clever – auf jeden Fall so clever, dass man sich besser nicht auf irgendwelche Kopfspielchen mit ihnen einließ. Aber so clever waren sie auch wieder nicht, dass sie eine Entdeckung, mit der sie gerechnet hatten, verwerfen und nach etwas suchen würden, das sie nicht erwarteten. Nein, das lag einfach in der Natur des Menschen, und selbst der Neue Sowjetmensch, den sie zu schaffen versuchten, war der menschlichen Natur unterworfen, sosehr ihm der Sowjetstaat diese auch herauszuzüchten versuchte. 399

Wie könnten wir es also hinkriegen?, fragte sich Foley ruhig, während sich auf dem Bildschirm ein Sattelschlepper in einen zweibeinigen Roboter verwandelte, um die Mächte des Bösen besser bekämpfen zu können... Hoppla. Aber klar! Es lag doch fast auf der Hand. Man musste ihnen nur zeigen, was sie sehen mussten, um den angeblichen Beweis zu haben, dass Rabbit und seine kleine Hasenfamilie tot waren. Man musste ihnen zeigen, was Tote immer zurückließen. Das wäre zwar mit einigem Aufwand verbunden, aber durchaus machbar. Allerdings würden sie Hilfe benötigen. Bei diesem Gedanken war Ed Foley nicht ganz wohl. In seiner Branche vertraute man sich selbst mehr als jedem anderen – und dann kamen erst mal andere aus der eigenen Organisation, aber auch von denen so wenige wie möglich. Und wenn es schließlich darauf hinauslief, dass man Leuten aus einer anderen Organisation trauen musste, also, dann überlegte man sich das Ganze schon zweimal. Okay, sicher, bei dem Briefing bei Antritt seiner Mission in Langley hatte man ihm gesagt, Nigel Haydock sei ein sehr moderater – und sehr fähiger – Engländer, auf den man sich hundertprozentig verlassen könne, und darüber hinaus sei er auch ein ziemlich guter Spion, der für einen sehr nahe stehenden Dienst arbeite. Und sicher, der Bursche machte einen guten Eindruck auf ihn, und sicher, sie kamen recht gut miteinander aus. Aber trotzdem, Herrgott noch mal, er war kein Mann von der CIA. Aber Ritter hatte ihm gesagt, im Notfall könne er auf Haydocks Unterstützung zurückgreifen, außerdem hatte Rabbit behauptet, dass der Nachrichtenverkehr der Engländer nicht geknackt war, und er, Ed, musste sich darauf verlassen, dass Rabbit ihm nichts vormachte. Foleys Leben hing davon zwar nicht ab, aber mit Sicherheit seine Karriere. Okay, aber was... nein, wie sollte er das anstellen? Nigel war Handelsattache an der britischen Botschaft, die sich wie schon zur Zarenzeit gleich gegenüber vom Kreml auf der anderen Seite des Flusses befand. Dies war Stalin angeblich ein ganz gewaltiger Dorn im Auge gewesen, weil er jeden Morgen vom Fenster seines Büros aus hatte mit ansehen müssen, wie der Union Jack gehisst wurde. Außerdem hatten die Engländer den GRU-Oberst Oleg Penkowski, der den dritten Weltkrieg verhindert hatte, zu rekrutieren geholfen und später als Agent geführt und bei dieser Gelegenheit 400

Wie könnten wir es also hinkriegen?, fragte sich Foley ruhig,<br />

während sich auf dem Bildschirm ein Sattelschlepper in einen zweibeinigen<br />

Roboter verwandelte, um die Mächte des Bösen besser<br />

bekämpfen zu können...<br />

Hoppla. Aber klar! Es lag doch fast auf der Hand. Man musste<br />

ihnen nur zeigen, was sie sehen mussten, um den angeblichen<br />

Beweis zu haben, dass <strong>Rabbit</strong> und seine kleine Hasenfamilie tot<br />

waren. Man musste ihnen zeigen, was Tote immer zurückließen.<br />

Das wäre zwar mit einigem Aufwand verbunden, aber durchaus<br />

machbar. Allerdings würden sie Hilfe benötigen. Bei diesem Gedanken<br />

war Ed Foley nicht ganz wohl. In seiner Branche vertraute<br />

man sich selbst mehr als jedem anderen – und dann kamen erst mal<br />

andere aus der eigenen Organisation, aber auch von denen so<br />

wenige wie möglich. Und wenn es schließlich darauf hinauslief,<br />

dass man Leuten aus einer anderen Organisation trauen musste,<br />

also, dann überlegte man sich das Ganze schon zweimal. Okay,<br />

sicher, bei dem Briefing bei Antritt seiner Mission in Langley hatte<br />

man ihm gesagt, Nigel Haydock sei ein sehr moderater – und sehr<br />

fähiger – Engländer, auf den man sich hundertprozentig verlassen<br />

könne, und darüber hinaus sei er auch ein ziemlich guter Spion, der<br />

für einen sehr nahe stehenden Dienst arbeite. Und sicher, der Bursche<br />

machte einen guten Eindruck auf ihn, und sicher, sie kamen<br />

recht gut miteinander aus. Aber trotzdem, Herrgott noch mal, er<br />

war kein Mann von der CIA. Aber Ritter hatte ihm gesagt, im Notfall<br />

könne er auf Haydocks Unterstützung zurückgreifen, außerdem<br />

hatte <strong>Rabbit</strong> behauptet, dass der Nachrichtenverkehr der<br />

Engländer nicht geknackt war, und er, Ed, musste sich darauf verlassen,<br />

dass <strong>Rabbit</strong> ihm nichts vormachte. Foleys Leben hing davon<br />

zwar nicht ab, aber mit Sicherheit seine Karriere.<br />

Okay, aber was... nein, wie sollte er das anstellen? Nigel war<br />

Handelsattache an der britischen Botschaft, die sich wie schon zur<br />

Zarenzeit gleich gegenüber vom Kreml auf der anderen Seite des<br />

Flusses befand. Dies war Stalin angeblich ein ganz gewaltiger Dorn<br />

im Auge gewesen, weil er jeden Morgen vom Fenster seines Büros<br />

aus hatte mit ansehen müssen, wie der Union <strong>Jack</strong> gehisst wurde.<br />

Außerdem hatten die Engländer den GRU-Oberst Oleg Penkowski,<br />

der den dritten Weltkrieg verhindert hatte, zu rekrutieren<br />

geholfen und später als Agent geführt und bei dieser Gelegenheit<br />

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