Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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schulte.josefine23
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Und das umso mehr, als sein geliebter Flugzeugträgergefechtsverband, die Enterprise und die Yorktown, ohne ihn in ein größeres Gefecht aufbrechen mussten. Aber er hatte es wie ein Mann getragen – die einzige Art, die für William Frederick Halsey jr. jemals in Betracht gekommen war – und zudem empfohlen, seinen Freund Raymond Spruance seinen Platz einnehmen zu lassen. Die beiden Männer hätten schwerlich unterschiedlicher sein können. Halsey, der bodenständige, trinkende, kettenrauchende Ex-Footballspieler, und Spruance der distinguierte Nichtraucher, Antialkoholiker und Intellektuelle, der in dem Ruf stand, nie im Zorn seine Stimme zu erheben. Aber sie waren dicke Freunde geworden und sollten sich später im Krieg im Oberkommando über die Pacific Fleet ablösen, indem sie sie von Third Fleet in Fifth Fleet umbenannten und dann wieder zurück, als das Oberkommando erneut gewechselt wurde. Das, dachte Ryan, war ein unübersehbarer Hinweis, dass auch Halsey ein Intellektueller gewesen war und nicht der polternde Haudegen, als den ihn die zeitgenössische Presse hingestellt hatte. Ein Intellektueller wie Spruance hätte sich nicht mit einem Holzkopf angefreundet. Aber ihre Stäbe hatten sich angefaucht wie zwei um eine rollige Katze kämpfende Kater. Ryan hatte Halseys eigene Äußerungen über die Krankheit vorliegen, obwohl das, was er wirklich gesagt hatte, von seinem Herausgeber und Koautor abgeschwächt worden sein musste, da Bill Halsey mit ein paar Glas Schnaps hinter der Binde normalerweise tatsächlich wie ein Oberbootsmann dahergeredet hatte – wahrscheinlich einer der Gründe, warum ihn die Journalisten so gemocht hatten. Er hatte immer guten Schreibstoff geliefert. Seine Aufzeichnungen und einige Quellendokumente lagen neben Jack Ryans Apple-IIe-Computer. Jack benutzte WordStar als Textverarbeitungsprogramm. Es war ziemlich kompliziert, aber um einiges besser als eine Schreibmaschine. Er überlegte, welcher Verlag für das Buch am besten wäre. Zwar schielte die Naval Institute Press schon wieder danach, aber wenn er ehrlich war, hätte er ganz gern ein größeres Verlagshaus beauftragt. Doch erst einmal musste er das verflixte Buch fertig schreiben. Und deshalb zwang er sich wieder zurück in Halseys vertrackte Gehirnwindungen. Heute war Jack allerdings nicht so recht bei der Sache. Das war ungewöhnlich. Seine Tipptechnik – drei Finger und ein Daumen 341

(an einem guten Tag zwei Daumen) – war die gleiche, aber sein Verstand konzentrierte sich nicht richtig, als wolle er sich lieber mit etwas anderem befassen. Das war gelegentlich der Fluch der Analysen, die er für die CIA erstellte. Manche Probleme verschwanden einfach nicht, sondern zwangen Ryans Verstand, dasselbe Material immer und immer wieder durchzugehen, bis er über die Antwort auf eine Frage stolperte, die häufig für sich allein genommen keinen Sinn ergab. Das Gleiche war ihm manchmal auch während seiner Zeit bei Merrill Lynch passiert, wenn er Recherchen über bestimmte Aktien angestellt und nach versteckten Werten oder Gefahren in den Geschäften und Finanzen einer an der Börse gehandelten Firma gesucht hatte. Dabei hatte er gelegentlich in deutlichem Widerspruch zu den Leitern der New Yorker Niederlassung gestanden, doch war es schon damals nicht seine Art, nach der Pfeife eines Vorgesetzten zu tanzen. Sogar beim Marine Corps wurde von einem Offizier, gleichgültig wie niedrig sein Rang war, erwartet, dass er eigenständig dachte. Und Klienten vertrauten einem Stockbroker ihr Geld nur unter der Voraussetzung an, dass er damit umging, als wäre es sein eigenes. Meistens hatte Ryan mit seinen Aktionen Recht behalten. Nachdem er die ihm anvertrauten Gelder in Chicago and Northwestern Railroad angelegt hatte, war er von seinen Supervisoren massiv kritisiert worden, aber er hatte sich nicht unterkriegen lassen, und die Kunden, die auf ihn hörten, konnten später stattliche Gewinne einstreichen – was ihm wiederum eine ganze Reihe neuer Kunden einbrachte. Deshalb hatte Ryan gelernt, auf seinen Instinkt zu hören und sich an jeder juckenden Stelle zu kratzen, auch wenn dort oberflächlich nichts zu erkennen und kaum etwas zu spüren war. Das hier war auch so ein Fall, und es ging dabei um den Papst. Die Informationen, die er hatte, fügten sich zwar nicht zu einem lückenlosen Bild zusammen, aber daran war er gewöhnt. An der Börse hatte er gelernt, wie und wann man sein Geld auf lückenhafte Bilder setzte, und in neun von zehn Fällen hatte er Recht behalten. Auf dieses hier hatte er allerdings nichts zu setzen als dieses leichte Kribbeln. Irgendetwas war da im Busch. Er wusste nur nicht, was. Alles, was er zu Gesicht bekommen hatte, war eine Kopie der nach Warschau geschickten Warnung, die sicher nach 342

(an einem guten Tag zwei Daumen) – war die gleiche, aber sein<br />

Verstand konzentrierte sich nicht richtig, als wolle er sich lieber<br />

mit etwas anderem befassen. Das war gelegentlich der Fluch der<br />

Analysen, die er für die CIA erstellte. Manche Probleme verschwanden<br />

einfach nicht, sondern zwangen <strong>Ryan</strong>s Verstand, dasselbe<br />

Material immer und immer wieder durchzugehen, bis er<br />

über die Antwort auf eine Frage stolperte, die häufig für sich allein<br />

genommen keinen Sinn ergab. Das Gleiche war ihm manchmal<br />

auch während seiner Zeit bei Merrill Lynch passiert, wenn er<br />

Recherchen über bestimmte Aktien angestellt und nach versteckten<br />

Werten oder Gefahren in den Geschäften und Finanzen einer<br />

an der Börse gehandelten Firma gesucht hatte. Dabei hatte er gelegentlich<br />

in deutlichem Widerspruch zu den Leitern der New Yorker<br />

Niederlassung gestanden, doch war es schon damals nicht<br />

seine Art, nach der Pfeife eines Vorgesetzten zu tanzen. Sogar<br />

beim Marine Corps wurde von einem Offizier, gleichgültig wie<br />

niedrig sein Rang war, erwartet, dass er eigenständig dachte. Und<br />

Klienten vertrauten einem Stockbroker ihr Geld nur unter der<br />

Voraussetzung an, dass er damit umging, als wäre es sein eigenes.<br />

Meistens hatte <strong>Ryan</strong> mit seinen Aktionen Recht behalten. Nachdem<br />

er die ihm anvertrauten Gelder in Chicago and Northwestern<br />

Railroad angelegt hatte, war er von seinen Supervisoren massiv<br />

kritisiert worden, aber er hatte sich nicht unterkriegen lassen, und<br />

die Kunden, die auf ihn hörten, konnten später stattliche Gewinne<br />

einstreichen – was ihm wiederum eine ganze Reihe neuer Kunden<br />

einbrachte. Deshalb hatte <strong>Ryan</strong> gelernt, auf seinen Instinkt zu<br />

hören und sich an jeder juckenden Stelle zu kratzen, auch wenn<br />

dort oberflächlich nichts zu erkennen und kaum etwas zu spüren<br />

war. Das hier war auch so ein Fall, und es ging dabei um den Papst.<br />

Die Informationen, die er hatte, fügten sich zwar nicht zu einem<br />

lückenlosen Bild zusammen, aber daran war er gewöhnt. An der<br />

Börse hatte er gelernt, wie und wann man sein Geld auf lückenhafte<br />

Bilder setzte, und in neun von zehn Fällen hatte er Recht<br />

behalten.<br />

Auf dieses hier hatte er allerdings nichts zu setzen als dieses<br />

leichte Kribbeln. Irgendetwas war da im Busch. Er wusste nur<br />

nicht, was. Alles, was er zu Gesicht bekommen hatte, war eine<br />

Kopie der nach Warschau geschickten Warnung, die sicher nach<br />

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