Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

schulte.josefine23
von schulte.josefine23 Mehr von diesem Publisher
04.03.2013 Aufrufe

im Westen seit langem üblich waren. Die Pelzabteilung befand sich rechts hinten, und wie ein erster flüchtiger Blick zeigte, machte die Auswahl gar keinen so schlechten Eindruck. Einen solchen machte auch der Iwan nicht, der genauso angezogen war wie in der Metro. Vielleicht sein bester Anzug? dachte Foley. Wenn dem so war, sollte er zusehen, dass er schleunigst in ein westliches Land kam. Abgesehen von der bestenfalls mittelmäßigen Qualität der Waren in diesem Laden hier, waren Kaufhäuser überall gleich, auch wenn im GUM die einzelnen Abteilungen aus halb unabhängigen Einzelgeschäften bestanden. Aber ihr Iwan war schlau. Er hatte ein Treffen in einem Teil des Kaufhauses vorgeschlagen, in dem es hochwertige Produkte gab. Seit Jahrtausenden war Russland ein Land der kalten Winter, ein Land, in dem sogar Elefanten Pelzmäntel gebraucht hätten, und da 25 Prozent des menschlichen Blutes ins Gehirn wanderten, brauchten Menschen Mützen. Die anständigen Pelzmützen hießen shapkas. Das waren Kopfbedeckungen, die zwar keine genau definierte Form hatten, aber dem Zweck dienten, das Gehirn nicht einfrieren zu lassen. Die wirklich guten bestanden aus Bisamrattenfell – Nerz und Zobel gab es nur in exklusiven Spezialgeschäften, wo der Zutritt hauptsächlich reichen Frauen vorbehalten war, den Ehefrauen und/oder Geliebten von Parteibonzen. Die edle, in Sümpfen lebende Bisamratte roch zwar – nun ja, der Geruch wurde irgendwie aus dem Fell entfernt, damit der Träger der Mütze nicht mit einer überfluteten Müllkippe verwechselt wurde – und hatte ein sehr feines Fell mit hervorragenden isolierenden Eigenschaften. Also schön, eine Ratte mit hohem Kälteabweisungskoeffizienten. Aber darauf kam es hier ja wohl nicht an. Ed und Mary Pat konnten sich auch mit den Augen verständigen, obwohl dabei die Bandbreite der Informationen ziemlich begrenzt war. Aber der Zeitpunkt für das Treffen war günstig gewählt. Die Wintermützen waren gerade erst hereingekommen, und das milde Herbstwetter ließ die Leute noch nicht losstürmen, um sich für die kalte Jahreszeit einzudecken. Es war nur ein Mann in einer braunen Jacke zu sehen. Nachdem Mary Pat ihren Gatten weggescheucht hatte, als wolle sie ihm eine Überraschung kaufen, bewegte sie sich in die Richtung des Fremden. 335

Der Mann machte scheinbar genau wie sie einen Einkaufsbummel. Auf den Kopf gefallen ist er jedenfalls nicht, dachte sie. »Entschuldigung«, sprach sie ihn auf Russisch an. »Ja?« Er drehte den Kopf. Mary Pat taxierte ihn. Er war Anfang dreißig, sah aber älter aus, da das Leben in Russland die Menschen rascher altern ließ, rascher sogar als in New York City. Braunes Haar, braune Augen – mit einem ziemlich intelligenten Ausdruck in den Augen. Das war gut. »Ich kaufe für meinen Mann eine Wintermütze«, fügte sie in ihrem besten Russisch hinzu. »Wie Sie in der U-Bahn vorgeschlagen haben.« Er hatte nicht damit gerechnet, von einer jungen, hübschen Frau angesprochen zu werden, das sah Mrs Foley sofort. Er zwinkerte irritiert mit den Augen und versuchte, ihr perfektes Russisch damit in Einklang zu bringen, dass sie doch eigentlich Amerikanerin sein musste. »In der U-Bahn?« »Ja. Mein Mann hielt es für besser, wenn ich mich mit Ihnen treffe. Deshalb...« Sie hob eine Mütze hoch und strich durch den Pelz. Dann wandte sie sich ihrer neuen Bekanntschaft zu, als wolle sie sie um ihre Meinung fragen. »Was möchten Sie von uns?« »Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, erwiderte er schroff. »Sie sind an einen Amerikaner herangetreten und haben ihn um ein Treffen gebeten. Wollen Sie mir dabei helfen, eine Mütze für meinen Mann zu kaufen?«, fragte sie sehr ruhig. »Sind Sie von der CIA?« Langsam hatte er seine Gedanken wieder im Griff. »Mein Mann und ich arbeiten für die amerikanische Regierung, ja. Und Sie arbeiten für den KGB.« »Richtig«, antwortete er. »In der Fernmeldeabteilung, in der Fernmeldeabteilung der Zentrale.« »Tatsächlich?« Sie wandte sich wieder der Stellage zu und hob eine andere shapka hoch. Wahnsinn, dachte sie. Aber sagte er wirklich die Wahrheit, oder wollte er nur ein billiges Ticket nach New York? »Und können Sie mir das irgendwie beweisen?« »Ich sage, dass es so ist«, erwiderte er, überrascht und leicht erbost, dass seine Aufrichtigkeit in Frage gestellt werden könnte. 336

Der Mann machte scheinbar genau wie sie einen Einkaufsbummel.<br />

Auf den Kopf gefallen ist er jedenfalls nicht, dachte sie.<br />

»Entschuldigung«, sprach sie ihn auf Russisch an.<br />

»Ja?« Er drehte den Kopf. Mary Pat taxierte ihn. Er war Anfang<br />

dreißig, sah aber älter aus, da das Leben in Russland die Menschen<br />

rascher altern ließ, rascher sogar als in New York City. Braunes<br />

Haar, braune Augen – mit einem ziemlich intelligenten Ausdruck in<br />

den Augen. Das war gut.<br />

»Ich kaufe für meinen Mann eine Wintermütze«, fügte sie in<br />

ihrem besten Russisch hinzu. »Wie Sie in der U-Bahn vorgeschlagen<br />

haben.«<br />

Er hatte nicht damit gerechnet, von einer jungen, hübschen Frau<br />

angesprochen zu werden, das sah Mrs Foley sofort. Er zwinkerte<br />

irritiert mit den Augen und versuchte, ihr perfektes Russisch damit<br />

in Einklang zu bringen, dass sie doch eigentlich Amerikanerin sein<br />

musste.<br />

»In der U-Bahn?«<br />

»Ja. Mein Mann hielt es für besser, wenn ich mich mit Ihnen<br />

treffe. Deshalb...« Sie hob eine Mütze hoch und strich durch<br />

den Pelz. Dann wandte sie sich ihrer neuen Bekanntschaft zu, als<br />

wolle sie sie um ihre Meinung fragen. »Was möchten Sie von<br />

uns?«<br />

»Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, erwiderte er schroff.<br />

»Sie sind an einen Amerikaner herangetreten und haben ihn um<br />

ein Treffen gebeten. Wollen Sie mir dabei helfen, eine Mütze für<br />

meinen Mann zu kaufen?«, fragte sie sehr ruhig.<br />

»Sind Sie von der CIA?« Langsam hatte er seine Gedanken wieder<br />

im Griff.<br />

»Mein Mann und ich arbeiten für die amerikanische Regierung,<br />

ja. Und Sie arbeiten für den KGB.«<br />

»Richtig«, antwortete er. »In der Fernmeldeabteilung, in der<br />

Fernmeldeabteilung der Zentrale.«<br />

»Tatsächlich?« Sie wandte sich wieder der Stellage zu und hob<br />

eine andere shapka hoch. Wahnsinn, dachte sie. Aber sagte er wirklich<br />

die Wahrheit, oder wollte er nur ein billiges Ticket nach New<br />

York? »Und können Sie mir das irgendwie beweisen?«<br />

»Ich sage, dass es so ist«, erwiderte er, überrascht und leicht<br />

erbost, dass seine Aufrichtigkeit in Frage gestellt werden könnte.<br />

336

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!