Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf
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»Nicht einfach. Die Dinger müssen absolut wetterfest gesichert sein, um auszuschließen, dass man sie von außen anpeilen kann. Sie können ja mal in der Verwaltung anrufen.« Aber nicht heute, sagte Ryan tonlos. Er hatte bereits mitbekommen, dass die Bürokratie im Century House mindestens so behäbig war wie in Langley, und nachdem er ein paar Jahre in der Privatwirtschaft gearbeitet hatte, fürchtete er, dass das Ganze womöglich über Gebühr an seinen Nerven zerren würde. Na schön, dann musste er sich eben etwas einfallen lassen, damit Simon den Arsch nicht zu weit aufgerissen bekam. Der Premierminister war zwar eine Frau, aber was ihre Ansprüche anging, stand sie Pater Tim in Georgetown in nichts nach. Oleg Iwan’tsch kam vom Mittagessen in der KGB-Kantine zurück und sah sich mit der Tatsache konfrontiert, dass er sich schon sehr bald entscheiden musste, was er diesem Amerikaner sagen wollte und wie er es ihm sagen würde. Wenn er ein normaler Botschaftsangestellter war, hatte er die erste Nachricht wahrscheinlich an den Leiter der CIA-Dienststelle der Botschaft weitergeleitet – so jemanden musste es dort geben, das wusste Oleg, einen amerikanischen Agenten, dessen Aufgabe es war, gegen die Sowjetunion zu spionieren, genauso, wie die Russen den Rest der Welt ausspionierten. Die entscheidende Frage war, ob sie ihn im Visier hatten. Ob er womöglich vom Zweiten Hauptdirektorat, dessen Ruf sogar den Teufel in der Hölle in Furcht und Schrecken versetzte, zu einem Doppelagenten gedreht worden war? Oder war dieser vermeintliche Amerikaner vielleicht ein russischer »Lockvogel«? Er musste sich unbedingt zuallererst vergewissern, dass es sich hier wirklich nicht um eine Falle handelte. Aber wie sollte er das bloß anstellen... Dann kam ihm eine Idee. Ja, dachte er. Das war etwas, was der KGB nie schaffen würde. Das wäre die Garantie, dass er es mit jemandem zu tun hatte, der tatsächlich bevollmächtigt war, zu tun, was getan werden musste. Das konnte niemand vortäuschen. Zur Feier seiner glorreichen Idee zündete sich Zaitzew eine frische Zigarette an und machte sich wieder über die Morgennachrichten der Washingtoner Agentur her. 259
Es war nicht einfach, Tony Prince sympathisch zu finden. Der Moskauer Korrespondent der New York Times stand bei den Russen hoch im Kurs, was in Ed Foleys Augen eindeutig auf eine Charakterschwäche hindeutete. »Und, wie gefällt Ihnen Ihre neue Stelle, Ed?«, fragte Prince. »Ich muss mich erst noch eingewöhnen. Der Umgang mit der russischen Presse ist recht interessant. Die Journalisten sind vorhersehbar, aber auf eine unvorhersehbare Weise.« »Wie kann jemand unvorhersehbar vorhersehbar sein?«, wollte der Times-Korrespondent mit einem schiefen Lächeln wissen. »Ach, Tony, man weiß, was sie schreiben werden, aber nicht, wie sie danach fragen.« Und die Hälfte von ihnen sind Spione oder zumindest Zuträger, falls Sie es noch nicht gemerkt haben sollten. Prince rang sich ein Lachen ab. Er fühlte sich intellektuell überlegen. Foley war in New York als Reporter gescheitert, während er, Prince, es mit seinem politischen Know-how zu einem der absoluten Spitzenjobs im amerikanischen Journalismus gebracht hatte. Er hatte einige gute Kontakte in der sowjetischen Regierung, die er eifrig pflegte, indem er mit ihnen häufig über das tölpelhafte, nekulturniy Verhalten des gegenwärtigen Regimes in Washington lästerte. Und wenn er seinen russischen Freunden gelegentlich zu erklären versuchte, was es mit dieser neuen amerikanischen Regierung auf sich hatte, versäumte er nie, darauf hinzuweisen, dass er diesen bescheuerten Schauspieler nicht gewählt hatte, und von seinen Kollegen in der New Yorker Redaktion auch niemand. »Haben Sie Alexandrow, den neuen Mann, schon kennen gelernt?« »Nein, aber einer meiner Kontakte kennt ihn. Er soll zur eher vernünftigen Seite gehören. Jedenfalls redet er, als würde er eine friedliche Koexistenz befürworten. Liberaler als Suslow, der ziemlich krank sein soll, soviel ich vernommen habe.« »Das habe ich auch gehört, aber ich bin nicht ganz sicher, was ihm eigentlich fehlt.« »Er hat Diabetes! Deshalb sind diese Ärzte aus Baltimore hier rübergekommen, um ihn an den Augen zu operieren. Diabetische Retinopathie.« Prince sprach die letzten beiden Wörter betont langsam, damit Foley sie auch verstand. 260
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sein, um auszuschließen, dass man sie von außen anpeilen kann. Sie<br />
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Aber nicht heute, sagte <strong>Ryan</strong> tonlos. Er hatte bereits mitbekommen,<br />
dass die Bürokratie im Century House mindestens so behäbig<br />
war wie in Langley, und nachdem er ein paar Jahre in der Privatwirtschaft<br />
gearbeitet hatte, fürchtete er, dass das Ganze womöglich<br />
über Gebühr an seinen Nerven zerren würde. Na schön, dann<br />
musste er sich eben etwas einfallen lassen, damit Simon den Arsch<br />
nicht zu weit aufgerissen bekam. Der Premierminister war zwar<br />
eine Frau, aber was ihre Ansprüche anging, stand sie Pater Tim in<br />
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Oleg Iwan’tsch kam vom Mittagessen in der KGB-Kantine zurück<br />
und sah sich mit der Tatsache konfrontiert, dass er sich schon sehr<br />
bald entscheiden musste, was er diesem Amerikaner sagen wollte<br />
und wie er es ihm sagen würde.<br />
Wenn er ein normaler Botschaftsangestellter war, hatte er die<br />
erste Nachricht wahrscheinlich an den Leiter der CIA-Dienststelle<br />
der Botschaft weitergeleitet – so jemanden musste es dort geben,<br />
das wusste Oleg, einen amerikanischen Agenten, dessen Aufgabe es<br />
war, gegen die Sowjetunion zu spionieren, genauso, wie die Russen<br />
den Rest der Welt ausspionierten. Die entscheidende Frage war, ob<br />
sie ihn im Visier hatten. Ob er womöglich vom Zweiten Hauptdirektorat,<br />
dessen Ruf sogar den Teufel in der Hölle in Furcht und<br />
Schrecken versetzte, zu einem Doppelagenten gedreht worden<br />
war? Oder war dieser vermeintliche Amerikaner vielleicht ein russischer<br />
»Lockvogel«?<br />
Er musste sich unbedingt zuallererst vergewissern, dass es sich<br />
hier wirklich nicht um eine Falle handelte. Aber wie sollte er das<br />
bloß anstellen...<br />
Dann kam ihm eine Idee. Ja, dachte er. Das war etwas, was der<br />
KGB nie schaffen würde. Das wäre die Garantie, dass er es mit<br />
jemandem zu tun hatte, der tatsächlich bevollmächtigt war, zu tun,<br />
was getan werden musste. Das konnte niemand vortäuschen. Zur<br />
Feier seiner glorreichen Idee zündete sich Zaitzew eine frische<br />
Zigarette an und machte sich wieder über die Morgennachrichten<br />
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