Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf
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»Ich habe mich noch immer nicht richtig ans Fliegen gewöhnt – und aus einem Flugzeug werde ich sicher nie springen.« Nein, da war sich Ryan ganz sicher, zur Aufklärungstruppe hätte er sich nie gemeldet. Diese Marines tickten einfach nicht richtig. Er hatte auf die harte Tour gelernt, dass es schon schlimm genug war, in Hubschraubern über einen Strand zu fliegen. Davon träumte er heute noch – das Gefühl, plötzlich zu fallen und den Boden auf sich zuschießen zu sehen –, aber jedes Mal erwachte er unmittelbar vor dem Aufprall, und normalerweise setzte er sich dann abrupt im Bett auf und blickte sich im dunklen Schlafzimmer um, um sich zu vergewissern, dass er nicht in diesem verfluchten CH-46 mit defektem Heckrotor saß, der in Kreta auf die Felsen stürzte. Es grenzte an ein Wunder, dass er und seine Marines nicht ums Leben gekommen waren. Allerdings hatte er als Einziger eine schwere Verletzung davongetragen. Der Rest seines Zugs war mit nichts Schlimmerem als Verstauchungen davongekommen. Warum denkst du jetzt ausgerechnet daran? fragte er sich. Der Vorfall lag mehr als acht Jahre zurück. Sie hielten vor dem Haus in der Grizedale Close. »Da wären wir, Sir.« Ryan gab ihm das Fahrgeld und dazu ein großzügiges Trinkgeld. »Ich heiße Jack, Eddie.« »Jawohl, Sir. Dann bis morgen.« »Letzteres geht in Ordnung.« In dem Wissen, dass er diesen Kampf nie gewinnen würde, ging Ryan auf das Haus zu. Die Tür war in Erwartung seiner Ankunft nicht abgeschlossen. Seine Krawatte musste als Erstes dran glauben, als er in Richtung Küche ging. »Daddy!«, rief Sally und warf sich ihm in die Arme. Jack hob sie hoch und wurde umarmt. »Wie geht’s meinem großen Mädchen?« »Gut.« Cathy stand am Herd und machte Abendessen. Ryan ließ Sally auf den Boden hinunter und gab seiner Frau einen Kuss. »Wie kommt es eigentlich«, fragte er, »dass du immer vor mir zu Hause bist? In Amerika war es doch meistens umgekehrt.« »Die Gewerkschaften sind daran schuld«, antwortete sie. »Hier macht jeder pünktlich Feierabend, und normalerweise heißt ›pünktlich‹ ziemlich früh – nicht wie im Hopkins.« Wo, fügte sie im Stillen hinzu, so gut wie alle Überstunden machten. 199
»Muss schön sein, geregelte Arbeitszeiten zu haben.« »Nicht mal Dad geht so früh nach Hause, aber hier tun das alle. Und die Mittagspause dauert eine ganze Stunde, von der man die Hälfte nicht im Krankenhaus ist. Dafür«, gab sie zu, »ist das Essen etwas besser.« »Was gibt es zum Abendessen?« »Spaghetti.« Ryan entdeckte zusätzlich einen Topf voll mit ihrer speziellen Hackfleischsoße. Auf der Arbeitsplatte lag ein Baguette. »Wo ist der kleine Mann?« »Im Wohnzimmer.« »Aha.« Ryan ging hinüber. Klein Jack befand sich in seinem Kinderbett. Er hatte gerade gelernt, sich aufzusetzen – an sich war es dafür noch etwas früh, aber seinen Vater störte das nicht im Geringsten. Klein Jack war umringt von Spielsachen, die der Reihe nach in seinen Mund wanderten. Er blickte mit einem zahnlosen Grinsen zu seinem Vater auf, womit er sich natürlich verdiente, hochgehoben zu werden. Klein Jacks Windel fühlte sich trocken und frisch an. Wahrscheinlich hatte Miss Margaret sie ihm gewechselt, bevor sie nach Hause fuhr – wie immer, bevor Jack von der Arbeit heimkam. Sie machte ihre Sache recht gut. Sally mochte sie, und das war letztlich das Entscheidende. Ryan setzte seinen Sohn wieder ab, worauf der Kleine sich erneut einer Plastikrassel und dem Fernseher zuwandte – er liebte Werbung. Ryan ging ins Schlafzimmer, um sich etwas Bequemeres anzuziehen, dann kehrte er in die Küche zurück. In diesem Moment ertönte, zu aller Überraschung, die Türglocke. Ryan öffnete. »Dr. Ryan?«, sagte eine Stimme mit amerikanischem Akzent. Es war ein Mann, der in etwa Ryans Größe und Statur hatte. Er trug ein Sakko mit Krawatte und hielt eine große Schachtel in den Händen. »Ja, der bin ich.« »Ich bringe Ihre STU, Sir«, erklärte der Mann. »Ich arbeite in der Botschaft. Mr Murray hat mich geschickt.« Es war eine würfelförmige Pappschachtel mit etwa 75 Zentimeter Seitenlänge und ohne jeden Aufdruck. Ryan ließ den Mann ins Haus und führte ihn direkt in sein Arbeitszimmer. Es dauerte etwa drei Minuten, um das abhörsichere Telefon aus der Schachtel zu befreien. Es wurde neben Ryans Apple-IIe-Computer platziert. 200
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»Muss schön sein, geregelte Arbeitszeiten zu haben.«<br />
»Nicht mal Dad geht so früh nach Hause, aber hier tun das alle.<br />
Und die Mittagspause dauert eine ganze Stunde, von der man die<br />
Hälfte nicht im Krankenhaus ist. Dafür«, gab sie zu, »ist das Essen<br />
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»Was gibt es zum Abendessen?«<br />
»Spaghetti.« <strong>Ryan</strong> entdeckte zusätzlich einen Topf voll mit ihrer<br />
speziellen Hackfleischsoße. Auf der Arbeitsplatte lag ein Baguette.<br />
»Wo ist der kleine Mann?«<br />
»Im Wohnzimmer.«<br />
»Aha.« <strong>Ryan</strong> ging hinüber. Klein <strong>Jack</strong> befand sich in seinem Kinderbett.<br />
Er hatte gerade gelernt, sich aufzusetzen – an sich war es<br />
dafür noch etwas früh, aber seinen Vater störte das nicht im Geringsten.<br />
Klein <strong>Jack</strong> war umringt von Spielsachen, die der Reihe nach in<br />
seinen Mund wanderten. Er blickte mit einem zahnlosen Grinsen<br />
zu seinem Vater auf, womit er sich natürlich verdiente, hochgehoben<br />
zu werden. Klein <strong>Jack</strong>s Windel fühlte sich trocken und frisch<br />
an. Wahrscheinlich hatte Miss Margaret sie ihm gewechselt, bevor<br />
sie nach Hause fuhr – wie immer, bevor <strong>Jack</strong> von der Arbeit heimkam.<br />
Sie machte ihre Sache recht gut. Sally mochte sie, und das war<br />
letztlich das Entscheidende. <strong>Ryan</strong> setzte seinen Sohn wieder ab,<br />
worauf der Kleine sich erneut einer Plastikrassel und dem Fernseher<br />
zuwandte – er liebte Werbung. <strong>Ryan</strong> ging ins Schlafzimmer, um<br />
sich etwas Bequemeres anzuziehen, dann kehrte er in die Küche<br />
zurück. In diesem Moment ertönte, zu aller Überraschung, die<br />
Türglocke. <strong>Ryan</strong> öffnete.<br />
»Dr. <strong>Ryan</strong>?«, sagte eine Stimme mit amerikanischem Akzent. Es<br />
war ein Mann, der in etwa <strong>Ryan</strong>s Größe und Statur hatte. Er trug<br />
ein Sakko mit Krawatte und hielt eine große Schachtel in den<br />
Händen.<br />
»Ja, der bin ich.«<br />
»Ich bringe Ihre STU, Sir«, erklärte der Mann. »Ich arbeite in der<br />
Botschaft. Mr Murray hat mich geschickt.«<br />
Es war eine würfelförmige Pappschachtel mit etwa 75 Zentimeter<br />
Seitenlänge und ohne jeden Aufdruck. <strong>Ryan</strong> ließ den Mann ins<br />
Haus und führte ihn direkt in sein Arbeitszimmer. Es dauerte etwa<br />
drei Minuten, um das abhörsichere Telefon aus der Schachtel zu<br />
befreien. Es wurde neben <strong>Ryan</strong>s Apple-IIe-Computer platziert.<br />
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