Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf
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9. Kapitel ALPTRÄUME Bisher hatte es Ryan kein einziges Mal geschafft, bei der Heimfahrt denselben Zug zu erreichen wie seine Frau, sondern war irgendwie immer später nach Hause gekommen als sie. Wenn er dann endlich ankam, war er meist wieder so erholt, dass er zumindest daran dachte, die Arbeit an seinem Buch über Halsey fortzusetzen. Es war etwa zu 70 Prozent fertig, und die wichtigen Recherchen hatte Jack bereits abgeschlossen. Er musste das Buch im Grund nur noch zu Ende schreiben. Doch was die Leute nie zu begreifen schienen, war, dass gerade das der schwierigste Teil war. Recherchieren war nichts als das Aufspüren und Aufzeichnen von Fakten. Doch die eigentliche Schwierigkeit bestand darin, diese Fakten in einen schlüssigen Zusammenhang zu bringen, zumal kein Menschenleben kohärent war, vor allem nicht das eines kräftig trinkenden Militärs wie William Frederick Halsey jr. Das Verfassen einer Biographie war in erster Linie eine Übung in Amateurpsychologie. Man griff Ereignisse heraus, die sich in zufällig ausgewählten Lebens- und Ausbildungsphasen zugetragen hatten, doch von den kleinen Schlüsselerinnerungen, die ein Leben prägten, wusste man rein gar nichts – von der Pausenhofschlägerei in der dritten Klasse genauso wenig wie von den mahnenden Worten seiner unverheirateten Tante Helen, die ihm sein ganzes Leben lang in Erinnerung geblieben waren. Solche Dinge gaben Männer schließlich selten preis. Auch Ryan hatte diese Art von Erinnerungen, und manche von ihnen kamen in offenbar willkürlichen Zeitabständen immer wieder einmal in sein Bewusstsein hoch. Wie zum Beispiel die Strafpredigt von Schwester Frances Mary in der zweiten Klasse der 195
St. Matthew’s School. Ein guter Biograph schien die Fähigkeit zu besitzen, derlei Dinge zu simulieren, aber manchmal lief es auch darauf hinaus, dass er etwas erfand und seine persönlichen Erfahrungen auf das Leben eines anderen Menschen übertrug, und das war nichts anderes als... reine Fiktion. Geschichte sollte jedoch möglichst authentisch sein. So auch ein Zeitungsartikel, aber Ryan wusste aus eigener Erfahrung, dass viele so genannte »Nachrichten« schlicht und einfach erfunden waren. Nun, es hatte ja auch nie jemand behauptet, dass es einfach war, eine Biographie zu schreiben. Sein erstes Buch, Doomed Eagles, war, im Rückblick betrachtet, ein wesentlich einfacheres Vorhaben gewesen. Bill Halsey, Fleet Admiral der US Navy, hatte Jack schon fasziniert, seit er als Junge die Autobiographie des Mannes gelesen hatte. Halsey hatte im Krieg Seestreitkräfte befehligt, und was dem zehnjährigen Jungen noch enorm spannend erschienen war, hatte nun für den zweiunddreißigjährigen Mann etwas entschieden Beängstigendes. Immerhin verstand er jetzt all das, was Halsey nur andeutete, viel besser – zum Beispiel die Notwendigkeit, sich auf Geheimdienstinformationen verlassen zu müssen, ohne wirklich zu wissen, woher sie kamen, wie sie beschafft, wie analysiert, ausgelegt und an ihn weitergeleitet worden waren und ob der Feind mithörte oder nicht. In derselben Situation befand sich auch Ryan gerade, und es war höllisch beängstigend, sein Leben auf die Arbeit setzen zu müssen, die er selbst tat – oder genauer, das Leben anderer darauf zu setzen, Leute, die er vielleicht kannte, wohl eher aber nicht. Während hinter dem Fenster die grüne englische Landschaft vorbeiglitt, fiel ihm ein Witz aus seiner Zeit beim Marine Corps ein. Das Motto der Geheimdienste lautete: »Wir setzen auf euer Leben.« Genau das machte er jetzt. Er musste das Leben anderer aufs Spiel setzen. Theoretisch ko nnte er sogar zu einer nachrichtendienstlichen Einschätzung der Lage gelangen, bei der das Wohl seines Landes auf dem Spiel stand. Man musste sich seiner Sache und seiner Daten so verdammt sicher sein... Aber man konnte unmöglich immer sicher sein. Jack hatte oft über die offiziellen CIA-Einschätzungen geschimpft, die er in Langley vorgelegt bekam, aber es war erheblich leichter, über die Arbeit anderer zu lästern, als selbst bessere zu liefern. Seine Halsey 196
- Seite 143 und 144: STRENG GEHEIM UMGEHEND UND DRINGEND
- Seite 145 und 146: schaftliche Lage der einzelnen Bür
- Seite 147 und 148: Männer an zu grinsen und mit den A
- Seite 149 und 150: den we sentlichen Grundzügen aber
- Seite 151 und 152: gegessen hatte und seine Zigarette
- Seite 153 und 154: ich denke schon, aber besser wäre
- Seite 155 und 156: »Genau.« Ryan nickte. »Im Zweite
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- Seite 159 und 160: Foley schüttelte den Kopf. »In et
- Seite 161 und 162: »Nicht von meiner Seite«, antwort
- Seite 163 und 164: entkommen. Dort hatte er ein neues
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- Seite 169 und 170: ihnen auch noch für andere Aufgabe
- Seite 171 und 172: Idee. Die meisten Verbündeten der
- Seite 173 und 174: Unterlagen hatte die KGB-Akademie.
- Seite 175 und 176: Andropow nickte. Er war nicht so du
- Seite 177 und 178: Oberst Roschdestwenski war der pers
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- Seite 243 und 244: Auf dem Heimweg vom Flughafen schau
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ALPTRÄUME<br />
Bisher hatte es <strong>Ryan</strong> kein einziges Mal geschafft, bei der Heimfahrt<br />
denselben Zug zu erreichen wie seine Frau, sondern war irgendwie<br />
immer später nach Hause gekommen als sie. Wenn er dann endlich<br />
ankam, war er meist wieder so erholt, dass er zumindest daran<br />
dachte, die Arbeit an seinem Buch über Halsey fortzusetzen. Es<br />
war etwa zu 70 Prozent fertig, und die wichtigen Recherchen hatte<br />
<strong>Jack</strong> bereits abgeschlossen. Er musste das Buch im Grund nur noch<br />
zu Ende schreiben. Doch was die Leute nie zu begreifen schienen,<br />
war, dass gerade das der schwierigste Teil war. Recherchieren war<br />
nichts als das Aufspüren und Aufzeichnen von Fakten. Doch die<br />
eigentliche Schwierigkeit bestand darin, diese Fakten in einen<br />
schlüssigen Zusammenhang zu bringen, zumal kein Menschenleben<br />
kohärent war, vor allem nicht das eines kräftig trinkenden<br />
Militärs wie William Frederick Halsey jr. Das Verfassen einer Biographie<br />
war in erster Linie eine Übung in Amateurpsychologie.<br />
Man griff Ereignisse heraus, die sich in zufällig ausgewählten<br />
Lebens- und Ausbildungsphasen zugetragen hatten, doch von den<br />
kleinen Schlüsselerinnerungen, die ein Leben prägten, wusste man<br />
rein gar nichts – von der Pausenhofschlägerei in der dritten Klasse<br />
genauso wenig wie von den mahnenden Worten seiner unverheirateten<br />
Tante Helen, die ihm sein ganzes Leben lang in Erinnerung<br />
geblieben waren. Solche Dinge gaben Männer schließlich selten<br />
preis. Auch <strong>Ryan</strong> hatte diese Art von Erinnerungen, und manche<br />
von ihnen kamen in offenbar willkürlichen Zeitabständen immer<br />
wieder einmal in sein Bewusstsein hoch. Wie zum Beispiel die Strafpredigt<br />
von Schwester Frances Mary in der zweiten Klasse der<br />
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