04.03.2013 Aufrufe

Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Er war nun schon ziemlich genau seit neuneinhalb Jahren für<br />

diese Abteilungen tätig. 1973 hatte er angefangen, gleich nach dem<br />

erfolgreichen Abschluss seines Mathematikstudiums an der Universität<br />

Moskau, wo er schon früh einem KGB-Scout für junge<br />

Talente aufgefallen war. Er hatte sehr gut Schach zu spielen gelernt,<br />

worauf er nicht zuletzt auch sein ausgeprägtes Erinnerungsvermögen<br />

zurückführte, hatte er doch alle wichtigen Partien der<br />

Großmeister auswendig gelernt, um sein eigenes Spiel danach auszurichten.<br />

Er hatte sogar daran gedacht, Profi zu werden, und entsprechend<br />

hart trainiert, aber nicht hart genug, wie es schien. Boris<br />

Spassky, damals selbst noch ein junger Spieler, hatte ihn in sechs<br />

Spielen geschlagen, nur zwei Remis zugelassen und somit all seine<br />

Hoffnungen auf Ruhm, Reichtum und ausgedehnte Reisen zunichte<br />

gemacht. Er seufzte. Reisen... Seine Erdkundebücher hatte<br />

er verschlungen, und wenn er jetzt die Augen schloss, konnte er<br />

sich immer noch die Abbildungen in Erinnerung rufen: Schwarzweißbilder<br />

des Canal Grande von Venedig, der Regent Street in<br />

London, der Copacabana von Rio de Janeiro oder der Südostflanke<br />

des Mount Everest, über die Hillary aufgestiegen war, als er selbst<br />

gerade zu laufen gelernt hatte. All diese Orte würde er nie zu<br />

Gesicht bekommen. Er nicht. Nicht ein Geheimnisträger seines<br />

Ranges. Nein, mit solchen Leuten ging der KGB sehr behutsam<br />

um. Niemandem war zu trauen. Warum nur gab es so viele, die aus<br />

dem Land zu fliehen versuchten? Und doch hatten viele Millionen<br />

Menschen im Kampf für die rodina, die Heimat, ihr Leben gelassen.<br />

Der Militärdienst war ihm erspart geblieben, vielleicht wegen seiner<br />

Fähigkeiten als Mathematiker und Schachspieler, vor allem aber, so<br />

vermutete er, weil ihm Aufgaben in der Zentrale am Lubjanka-Platz<br />

Nummer 2 zugedacht waren. Dazu bekam er eine hübsche Wohnung,<br />

volle 75 Quadratmeter in einem neu gebauten Apartmenthaus.<br />

Und befördert wurde er. Nur wenige Wochen nach seiner<br />

Volljährigkeit durfte es sich schon Major nennen. Nicht schlecht.<br />

Und was noch besser war: Sein Sold wurde in frei konvertierbaren<br />

Rubeln ausbezahlt, sodass er auch in den Transitläden, die für<br />

andere gesperrt waren, Konsumgüter aus dem Westen kaufen<br />

konnte – und das, ohne Schlange stehen zu müssen, was vor allem<br />

seiner Frau gefiel. Schon bald fand er Zugang zur Nomenklatura,<br />

sah die Karriereleiter vor sich aufragen und fragte sich, bis zu wel­<br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!