Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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schulte.josefine23
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Es sollte keine andere Schreibkraft damit zu tun bekommen, was ungewöhnlich war. Zaitzews Interesse war geweckt. Diese Sondermeldung schien einigermaßen brisant zu sein. »Wird gemacht.« Major Zaitzew nahm einen Bleistift zur Hand und rückte seinen Schreibblock zurecht. »Ich höre.« »STRENG GEHEIM. UMGEHEND UND DRINGEND. VON: ZENTRALE MOSKAU, BÜRO DES VORSITZENDEN. AN: OBERST RUSLAN BORIS­ SOWITSCH GODERENKO, AGENTUR IN ROM. NACHRICHT WIE FOLGT: PRÜFEN UND ERSTATTEN SIE UNS BERICHT DARÜBER, WEL­ CHE MÖGLICHKEITEN SICH ANBIETEN, DEM PAPST RÄUMLICH MÖG­ LICHST NAHE ZU KOMMEN. ENDE.« »Ist das alles?«, fragte Zaitzew überrascht. »Und wenn rückgefragt wird, was das bedeuten soll? Der Text ist nicht ganz klar.« »Ruslan Borissowitsch wird ihn verstehen«, entgegnete Roschdestwenski, der für Zaitzews Frage durchaus Verständnis hatte. Buchstabe für Buchstabe per Einmal-Block einzeln verschlüsseln zu müssen war ausgesprochen langwierig. Die Nachricht sollte deshalb möglichst präzise sein, denn nur so ließ sich ein lästiges Hin und Her an Nachfragen und zusätzlichen Erklärungen ausschließen. Der gerade diktierte Text sollte per Telex verschickt werden; es stand also zu befürchten, dass er abgefangen würde. In einem solchen Fall wäre er, weil erkennbar mittels Einmal-Block verschlüsselt, schnell als besonders wichtige Information identifiziert. Amerikanische und britische Code-Knacker würden sich an die Arbeit machen, und die hatten, wie man wusste, einige clevere Tricks auf Lager. »Wie Sie meinen, Genosse Oberst. Ich werde dafür sorgen, dass die Meldung in spätestens einer Stunde rausgeht.« Zaitzew warf einen Blick auf die Wanduhr. »Wenn er in sein Büro kommt, wird sie schon auf seinem Schreibtisch liegen.« Ruslan würde dann rund zwanzig Minuten brauchen, um den Text zu entschlüsseln, schätzte Roschdestwenski. Ob er, wie Zaitzew vermutete, Rückfragen stellte? Sehr wahrscheinlich. Goderenko war ein sorgfältiger, gründlicher Mann – und politisch scharfsinnig. Nicht einmal Andropows Name als Absender würde Ruslan Borissowitsch davon abhalten können, klärende Fragen zu stellen. »Wenn es eine Rückmeldung gibt, rufen Sie mich, sobald der Text entschlüsselt ist.« 119

»Sind Sie in dieser Sache die Ansprechperson?«, vergewisserte sich Zaitzew. Immerhin hatte der Oberst das »Büro des Vorsitzenden« als Absender angegeben. »So ist es, Genosse Major.« Zaitzew nickte und ließ sich das Diktat von Oberst Roschdestwenski abzeichnen. Im KGB hatte alles seine bürokratische Ordnung. Zaitzew ging noch einmal die verinnerlichte Checkliste durch: Absender, Empfänger, Nachricht, Art der Verschlüsselung, Kontaktpersonen... ja, er hatte für diesen Vorgang alles vollständig beieinander, und auch die Unterschrift fehlte nicht. Er blickte auf. »Genosse Oberst, die Meldung wird in Kürze rausgehen. Ich werde Sie dann rufen, damit Sie die Übermittlung bestätigen können.« Außerdem würde er eine Aktennotiz anlegen und in den Archivunterlagen abheften. »Und das ist die Vorgangsnummer«, erklärte der Major schließlich und zeigte dem Oberst auf dem Durchschlag, den er ihm reichte, die besagte Zahl. »Darauf ist Bezug zu nehmen, es sei denn, Sie wollen diese Nummer ändern.« »Danke, Genosse Major.« Der Oberst trat ab. Oleg Iwanowitsch warf erneut einen Blick auf die Wanduhr. Die Moskauer Zeit war der in Rom um drei Stunden voraus. Der Agent würde zehn oder fünfzehn Minuten brauchen, um die Nachricht zu entschlüsseln – Zaitzew wusste, wie ungeschickt sich diese Leute häufig anstellten –, dann eine Weile darüber nachdenken, und dann...? Zaitzew schloss mit sich selbst eine kleine Wette ab. Goderenko würde um Klärung ersuchen. Mit absoluter Sicherheit. Der Major schickte und empfing schon seit Jahren Mitteilungen nach beziehungsweise von Rom. Der Leiter der dortigen Agentur, also der KGB-Zweigstelle in der italienischen Hauptstadt, war ein sehr gewissenhafter Mann, der keine Frage offen ließ. Es empfahl sich also, den verwendeten Schlüsselblock in der Schreibtischschublade aufzubewahren, um ihn bei der zu erwartenden Rückfrage sofort zur Hand zu haben. Zaitzew zählte: rund 260 Zeichen inklusive Leerzeichen und Interpunktion. Schade, dass sie für die Verschlüsselung nicht einen dieser neuen amerikanischen Computer verwenden konnten, die für die oberen Etagen angeschafft worden waren. Aber auf Unmögliches zu hoffen hatte keinen Sinn. Zaitzew nahm das Chiffrenbuch aus der Schublade und notierte 120

»Sind Sie in dieser Sache die Ansprechperson?«, vergewisserte<br />

sich Zaitzew. Immerhin hatte der Oberst das »Büro des Vorsitzenden«<br />

als Absender angegeben.<br />

»So ist es, Genosse Major.«<br />

Zaitzew nickte und ließ sich das Diktat von Oberst Roschdestwenski<br />

abzeichnen. Im KGB hatte alles seine bürokratische Ordnung.<br />

Zaitzew ging noch einmal die verinnerlichte Checkliste<br />

durch: Absender, Empfänger, Nachricht, Art der Verschlüsselung,<br />

Kontaktpersonen... ja, er hatte für diesen Vorgang alles vollständig<br />

beieinander, und auch die Unterschrift fehlte nicht. Er blickte auf.<br />

»Genosse Oberst, die Meldung wird in Kürze rausgehen. Ich werde<br />

Sie dann rufen, damit Sie die Übermittlung bestätigen können.«<br />

Außerdem würde er eine Aktennotiz anlegen und in den Archivunterlagen<br />

abheften.<br />

»Und das ist die Vorgangsnummer«, erklärte der Major schließlich<br />

und zeigte dem Oberst auf dem Durchschlag, den er ihm<br />

reichte, die besagte Zahl. »Darauf ist Bezug zu nehmen, es sei denn,<br />

Sie wollen diese Nummer ändern.«<br />

»Danke, Genosse Major.« Der Oberst trat ab.<br />

Oleg Iwanowitsch warf erneut einen Blick auf die Wanduhr. Die<br />

Moskauer Zeit war der in Rom um drei Stunden voraus. Der Agent<br />

würde zehn oder fünfzehn Minuten brauchen, um die Nachricht zu<br />

entschlüsseln – Zaitzew wusste, wie ungeschickt sich diese Leute<br />

häufig anstellten –, dann eine Weile darüber nachdenken, und<br />

dann...? Zaitzew schloss mit sich selbst eine kleine Wette ab.<br />

Goderenko würde um Klärung ersuchen. Mit absoluter Sicherheit.<br />

Der Major schickte und empfing schon seit Jahren Mitteilungen<br />

nach beziehungsweise von Rom. Der Leiter der dortigen Agentur,<br />

also der KGB-Zweigstelle in der italienischen Hauptstadt, war ein<br />

sehr gewissenhafter Mann, der keine Frage offen ließ. Es empfahl<br />

sich also, den verwendeten Schlüsselblock in der Schreibtischschublade<br />

aufzubewahren, um ihn bei der zu erwartenden Rückfrage<br />

sofort zur Hand zu haben. Zaitzew zählte: rund 260 Zeichen<br />

inklusive Leerzeichen und Interpunktion. Schade, dass sie für die<br />

Verschlüsselung nicht einen dieser neuen amerikanischen Computer<br />

verwenden konnten, die für die oberen Etagen angeschafft worden<br />

waren. Aber auf Unmögliches zu hoffen hatte keinen Sinn.<br />

Zaitzew nahm das Chiffrenbuch aus der Schublade und notierte<br />

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