Insuline beim Typ 2-Diabetiker – eine Übersicht für ... - pharmaSuisse
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Die AKA informiert über <strong>Insuline</strong><br />
<strong>Insuline</strong> <strong>beim</strong> <strong>Typ</strong> 2-<strong>Diabetiker</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>eine</strong> <strong>Übersicht</strong> <strong>für</strong> die Apothekenpraxis<br />
Chantal Schlatter<br />
In den letzten Jahren sind einige Insulinpräparate ausser Handel gekommen,<br />
was viele bislang gut eingestellte <strong>Diabetiker</strong> verunsichert. Dieser Artikel soll<br />
am Beispiel des Diabetes mellitus <strong>Typ</strong> 2 <strong>eine</strong> <strong>Übersicht</strong> über die verschiedenen<br />
<strong>Insuline</strong> und Therapieregimes geben sowie Umstellungsempfehlungen<br />
und Anwendungshinweise bereitstellen.<br />
Bereits 100 n. Chr. beschreibt der griechische<br />
Arzt Aretaios das Krankheitsbild des<br />
Diabetes, aber erst 1923 wurde ein <strong>Diabetiker</strong><br />
erstmals mit Insulin behandelt und<br />
so am Leben erhalten. Im selben Jahr<br />
noch begann die industrielle Gewinnung<br />
von Rinder und Schw<strong>eine</strong>insulin. Unterdessen<br />
sind die Humaninsuline und die<br />
Insulinanaloga dazugekommen. Damit<br />
steht <strong>Diabetiker</strong>n <strong>eine</strong> grosse Zahl von<br />
<strong>Insuline</strong>n mit unterschiedlichen kinetischen<br />
Eigenschaften und diversen Applikationsformen<br />
zur Verfügung.<br />
Insulinarten<br />
Tierische <strong>Insuline</strong> werden aus Bauchspeicheldrüsen<br />
von Tieren gewonnen, in der<br />
Schweiz ist nur noch Schw<strong>eine</strong>insulin<br />
erhältlich. Schw<strong>eine</strong>insulin unterscheidet<br />
sich nur durch <strong>eine</strong> Aminosäure vom<br />
Humaninsulin. Die tierischen <strong>Insuline</strong><br />
gelten als obsolet, auch wenn sie von<br />
<strong>eine</strong>r kl<strong>eine</strong>n Minderheit von Patienten<br />
Kasten 1: Aufbewahrung der <strong>Insuline</strong><br />
pharmaJournal 12 | 6.2009<br />
bevorzugt werden. Diese Patienten nehmen<br />
Hypoglykämien unter tierischem<br />
Insulin besser wahr. Mit anderen <strong>Insuline</strong>n<br />
hingegen fühlen sie sich in ihrer<br />
Lebensqualität deutlich eingeschränkt.<br />
Humaninsulin wird gentechnologisch<br />
hergestellt und hat dieselbe Aminosäuresequenz<br />
wie das menschliche Insulin.<br />
Vor etwa zehn Jahren sind Insulinanaloga<br />
auf den Markt gekommen. Durch<br />
den Austausch bestimmter Aminosäuren<br />
ist <strong>eine</strong> Steuerung der Pharmakokinetik<br />
möglich. Insulinanaloga sind den Human<br />
bzw. tierischen <strong>Insuline</strong>n punkto Blutzuckerkontrolle<br />
oder Hypoglykämierisiko<br />
nur wenig überlegen [1]. Allerdings entfällt<br />
bei kurzwirksamen Analoginsulinen<br />
das Einhalten <strong>eine</strong>s SpritzEssAbstandes,<br />
da sie so rasch wirken, dass sie unmittelbar<br />
vor oder in Ausnahmefällen sogar<br />
nach <strong>eine</strong>r Mahlzeit gespritzt werden<br />
können. Auch Zwischenmahlzeiten sind<br />
seltener notwendig, was unter Umständen<br />
von Vorteil sein kann.<br />
Insulin-Vorrat<br />
Im Kühlschrank bei 2<strong>–</strong>8 °C während drei Monaten haltbar (nicht in der Nähe des Kühlaggregats<br />
lagern, gefrorenes Insulin wird unbrauchbar). 30 Minuten vor Gebrauch aus dem Kühlschrank<br />
nehmen.<br />
Insulin in Gebrauch<br />
Stechampullen sind bei Raumtemperatur 4 (<strong>–</strong>6) Wochen haltbar (je nach Präparat)<br />
Penfills/Fertigpens sind bei Raumtemperatur ebenfalls 4 (<strong>–</strong>6) Wochen haltbar (je nach Präparat)<br />
Die <strong>Insuline</strong> müssen vor direktem Sonnenlicht geschützt werden.<br />
Trübe <strong>Insuline</strong> vor Anwendung immer mischen (durch hin- und herrollen zwischen den Händen<br />
sowie auf und ab schwenken, nicht schütteln).<br />
Auf Reisen<br />
Bei längeren Reisen Insulin auf verschiedene Gepäckstücke verteilen und evtl. in ein Frottiertuch<br />
einwickeln. Im Flugzeug im Handgepäck mitführen. Hitzestaus in Autos (Kofferraum, Handschuhfach)<br />
vermeiden.<br />
P h a r m a z i e u n d M e d i z i n · P h a r m a c i e e t m é d e c i n e<br />
Wirkdauer der <strong>Insuline</strong><br />
Für alle <strong>Insuline</strong> (tierische, humane und<br />
analoge) gibt es Präparate mit unterschiedlicher<br />
Wirkdauer. Für die Therapie<br />
mit <strong>Insuline</strong>n ist vor allem diese Einteilung<br />
nach Wirkdauer von Bedeutung,<br />
da je nach Therapiekonzept entweder<br />
kurzwirksame, intermediärwirksame, langwirksame<br />
<strong>Insuline</strong> oder Kombinationen<br />
davon zum Einsatz kommen.<br />
Schnell und kurz wirksame <strong>Insuline</strong>:<br />
Wirkeintritt nach 15 bis 30 Minuten;<br />
Wirkdauer 3 bis 8 Stunden<br />
Normalinsulin (kurzwirksames<br />
Humaninsulin, auch Altinsulin genannt)<br />
kurzwirksame Insulinanaloga<br />
tierisches Normalinsulin<br />
Intermediär wirksame <strong>Insuline</strong>:<br />
Wirkeintritt nach 45 bis 90 Minuten;<br />
Wirkdauer bis 12 bis 18 Stunden<br />
NPHInsulin (Verzögerungsinsulin,<br />
Humaninsulin mit Protamin). NPH<br />
steht <strong>für</strong> Neutrales Protamin Hagedorn.<br />
Hagedorn hat 1936 als erster<br />
dieses Verzögerungsprinzip eingeführt.<br />
Tierisches Intermediärinsulin<br />
( Verzögerungsinsulin)<br />
Mischinsuline (schnell und intermediär<br />
wirksam):<br />
Wirkeintritt nach 15 bis 30 Minuten;<br />
Wirkdauer 12 bis 18 Stunden<br />
humanes Mischinsulin<br />
Mischinsulinanaloga<br />
tierisches Intermediärinsulin<br />
(Verzögerungsinsulin) mit rascher<br />
Komponente<br />
Langwirksame <strong>Insuline</strong>:<br />
Wirkeintritt nach 60 Minuten,<br />
Wirkdauer bis 24 Stunden<br />
langwirksame Insulinanaloga<br />
5
6<br />
P h a r m a z i e u n d M e d i z i n · P h a r m a c i e e t m é d e c i n e<br />
Tabelle 1: <strong>Übersicht</strong> über <strong>Insuline</strong>: Insulinarten, Präparate, Wirkdauer, Wirkeintritt und Anwendungshinweise<br />
Humaninsuline<br />
Insulinanaloga<br />
Tierische<br />
<strong>Insuline</strong><br />
pharmaJournal 12 | 6.2009<br />
Normalinsulin<br />
Humaninsulin (Actrapid® HM, Insuman® Rapid) Wirkeintritt nach ca. 30 Minuten (Spritz-Ess-Abstand notwendig)<br />
Wirkdauer dosisabhängig ca. 4<strong>–</strong>6 Stunden<br />
meistens Zwischenmahlzeiten notwendig<br />
Verzögerungsinuline NPH (Neutrales Protamin Hagedorn)<br />
Humaninsulin mit Protamin<br />
(Insulatard®, Insuman®, Huminsulin®)<br />
Mischinsulin*<br />
Mischung aus kurz- und langwirksamen Insulin<br />
(Mixtard 30®, Insuman® Comb 25)<br />
kurzwirksam<br />
Insulin Aspart (NovoRapid®)<br />
Insulin Lispro (Humalog®)<br />
Insulin Glulisin (Apidra®)<br />
langwirksam<br />
Insulin Detemir (Levemir®)<br />
Insulin Glargin (Lantus®)<br />
Mischanaloga*<br />
kurzwirksames Insulin Aspart/protaminverzögertes Insulin<br />
Aspart (NovoMix 30®, NovoMix 50®, NovoMix 70®,)<br />
kurzwirksames Insulin Lispro/NPL (Neural Protein Lispro)<br />
(Humalog Mix 25®; Humalog Mix 50®)<br />
kurzwirksam<br />
Wirkeintritt nach ca. 60 Minuten<br />
Wirkdauer dosisabhängig bis 12<strong>–</strong>18 Stunden und mehr<br />
Zwischenmahlzeiten notwendig<br />
vor Gebrauch durchmischen<br />
Wirkeintritt nach ca. 30<strong>–</strong>45 Minuten (Spritz-Ess-Abstand notwendig)<br />
Wirkdauer von 12<strong>–</strong>18 Stunden je nach langwirksamer Komponente<br />
meistens Zwischenmahlzeiten notwendig<br />
vor Gebrauch durchmischen<br />
Wirkeintritt nach ca. 15 Minuten (kein Spritz-Ess-Abstand notwendig)<br />
Wirkdauer ca. 3<strong>–</strong>5 Stunden<br />
k<strong>eine</strong> Zwischenmahlzeiten notwendig<br />
weniger Hypoglykämien<br />
Wirkeintritt nach ca. 60 Minuten<br />
Wirkdauer 18<strong>–</strong>24 Stunden<br />
k<strong>eine</strong> Mischung mit anderen <strong>Insuline</strong>n in derselben Ampulle möglich<br />
geringere Gewichtszunahme unter Detemir als unter NPH<br />
weniger Hypoglykämien als bei Humaninsulinen (allerdings k<strong>eine</strong><br />
direkten Vergleichsstudien vorhanden)<br />
kein Durchmischen wie bei NPH-<strong>Insuline</strong>n<br />
Wirkeintritt nach ca. 15 Minuten (kein Spritz-Ess-Abstand)<br />
Wirkdauer bis zu 24 Stunden je nach langwirksamer Komponente<br />
k<strong>eine</strong> Zwischenmahlzeiten<br />
weniger Hypoglykämien<br />
vor Gebrauch durchmischen<br />
Schw<strong>eine</strong>insulin (Hypurin® Porcine Neutral) Wirkeintritt nach 30-60 Minuten (Spritz-Ess-Abstand notwendig)<br />
Wirkdauer 6<strong>–</strong>8 Stunden<br />
Zwischenmahlzeiten notwendig<br />
Verzögerungsinsulin<br />
Schw<strong>eine</strong>insulin mit Protamin<br />
(Hypurin® Porcine Isophane)<br />
Mischinsulin<br />
Mischung aus kurz- und langwirksamen Schw<strong>eine</strong> insulin<br />
(Hypurin® Porcine 30/70 Mix)<br />
Wirkeintritt nach 2 Stunden (Spritz-Ess-Abstand notwendig)<br />
Wirkdauer 18<strong>–</strong>24 Stunden<br />
vor Gebrauch durchmischen<br />
Wirkeintritt nach 2 Stunden (Spritz-Ess-Abstand notwendig)<br />
Wirkdauer bis 24 Stunden<br />
Zwischenmahlzeiten notwendig<br />
vor Gebrauch durchmischen<br />
* bei den Mischinsulinen (human, tierisch und analog) bezeichnet die Zahl im Produktenamen den Anteil an schnellwirksamem Insulin,<br />
z.B. Mixtard 30® = 30% schnellwirksames Insulin
Tabelle 1 gibt <strong>eine</strong> <strong>Übersicht</strong> über die im<br />
Handel befindlichen <strong>Insuline</strong>, Wirkeintritt,<br />
Wirkdauer und Anwendungshinweise.<br />
Humane und tierische Verzögerungs und<br />
Mischinsuline müssen vor der Anwendung<br />
immer sorgfältig durchmischt werden,<br />
dasselbe gilt <strong>für</strong> Mischanaloga. Als<br />
einfach Regel gilt: trübe <strong>Insuline</strong> müssen<br />
vor der Anwendung durchmischt werden,<br />
klare Lösungen nicht. Die <strong>Insuline</strong> dürfen<br />
zum Durchmischen nicht geschüttelt<br />
werden, sondern werden 10mal zwischen<br />
den Fingern hin und hergerollt<br />
und anschliessend noch 10mal auf und<br />
ab geschwenkt. Die Regeln <strong>für</strong> die Aufbewahrung<br />
von <strong>Insuline</strong>n sind im Kasten 1<br />
zusammengestellt.<br />
Applikationsformen<br />
Die dicken Kanülen von damals waren<br />
der Schrecken <strong>eine</strong>r jeden Insulintherapie.<br />
Heute sind die Nadeln so dünn, dass <strong>eine</strong><br />
beinahe schmerzfreie subkutane Applika<br />
Tabelle 2: <strong>Insuline</strong> und passende Applikationshilfen<br />
pharmaJournal 12 | 6.2009<br />
tion möglich ist. Spritzen sind nicht mehr<br />
die bevorzugte Applikationsform, da es<br />
anwendungsfreundlichere Alternativen<br />
gibt. Als Notfallausrüstung und vor allem<br />
in Spitälern haben sie aber immer noch<br />
ihren Platz.<br />
Die gebräuchlichste Applikationsform<br />
sind die Pens. Sie gleichen dicken<br />
Kugelschreibern und lassen sich mit Insulinpatronen<br />
bestücken. Überdosierungen<br />
sind kaum möglich, weil die Insulindosis<br />
vor der Injektion genau eingestellt werden<br />
kann.<br />
Fertigpens sind Einwegpens. Sie<br />
werden bereits mit <strong>eine</strong>r Insulinpatrone<br />
bestückt geliefert und entsorgt, sobald sie<br />
aufgebraucht sind. Sie kommen insbesondere<br />
bei Patienten in Frage, <strong>für</strong> die das<br />
Nachladen <strong>eine</strong>s Pens Mühe bereiten<br />
könnte.<br />
Bei Insulinpumpen wird das Insulin<br />
von <strong>eine</strong>r programmierbaren Pumpe über<br />
<strong>eine</strong>n Katheter in den Körper geleitet. Die<br />
Pumpe muss dauerhaft am Körper getra<br />
P h a r m a z i e u n d M e d i z i n · P h a r m a c i e e t m é d e c i n e<br />
gen und kann nur <strong>für</strong> kurze Zeit abgelegt<br />
werden. Diese Insulintherapie kommt der<br />
physiologischen Situation am nächsten<br />
und das Handling mit Injektionen entfällt.<br />
In der Regel stellt jede Firma <strong>für</strong> die<br />
Applikation ihrer <strong>Insuline</strong> <strong>eine</strong>n nachfüllbaren<br />
Pen mit den dazugehörigen Ampullen,<br />
<strong>eine</strong>n Fertigpen und evtl. <strong>eine</strong><br />
Stechampulle zum Aufziehen mit <strong>eine</strong>r<br />
Spritze zur Verfügung. Mit <strong>eine</strong>m Pen<br />
können in der Regel verschiedene <strong>Insuline</strong><br />
derselben Firma verwendet werden.<br />
Es dürfen aber nur <strong>Insuline</strong> und Applikationshilfen<br />
derselben Firma kombiniert<br />
werden, weil diese aufeinander abgestimmt<br />
sind. In Tabelle 2 sind die Insulinpräparate<br />
den möglichen Applikationshilfen<br />
zugeordnet.<br />
Wann ist es Zeit <strong>für</strong> Insulin?<br />
Ein Einstieg in die Insulintherapie <strong>beim</strong><br />
Diabetes mellitus <strong>Typ</strong> 2 ist indiziert, wenn<br />
die Zielwerte mit den oralen Antidiabe<br />
Insulin Pen Fertigpen Stechampulle Insulinpumpe Hersteller<br />
HumaPen® LUXURA Humalogpen bzw.<br />
Huminsulinpen<br />
Eli Lilly (Suisse)<br />
Humalog® 100 I.E. Eli Lilly (Suisse)<br />
Humalog® Mix 25 Eli Lilly (Suisse)<br />
Humalog® Mix 50 Eli Lilly (Suisse)<br />
Huminsulin® basal (NPH) Eli Lilly (Suisse)<br />
Optipen® OptiClik® AutoPen® SoloStar® OptiSet® Sanofi Aventis<br />
Apidra® Sanofi Aventis<br />
Lantus® Sanofi Aventis<br />
Insuman® Basal Sanofi Aventis<br />
Insuman® Rapid Sanofi Aventis<br />
Insuman® Comb 25/75 Sanofi Aventis<br />
Insuman® Infusat Sanofi Aventis<br />
NovoPen® 4 NovoPen® Jun. FlexPen® NovoNordisk<br />
NovoRapid® NovoNordisk<br />
Levemir® NovoNordisk<br />
NovoMix® 30 NovoNordisk<br />
Insulatard® HM NovoNordisk<br />
Mixtard® 30 HM NovoNordisk<br />
Actrapid® HM NovoNordisk<br />
Autopen® <strong>–</strong> CP Pharma<br />
Hypurin® Porcine Neutral CP Pharma<br />
Hypurin® Porcine Isophane CP Pharma<br />
Hypurin® Porcine 30/70 Mix CP Pharma<br />
7
8<br />
P h a r m a z i e u n d M e d i z i n · P h a r m a c i e e t m é d e c i n e<br />
tika nicht erreicht werden (Kasten 2) [2].<br />
Abgesehen von der unbefriedigenden<br />
Stoffwechsellage gibt es weitere Indikatio<br />
nen <strong>für</strong> <strong>eine</strong> zumindest vorübergehende<br />
Therapie mit <strong>Insuline</strong>n: schwerwiegende<br />
Erkrankungen (Infekte, Leber/<br />
Niereninsuffizienz, Myokardinfarkt),<br />
Trauma und Schwangerschaftsdiabetes<br />
beispielsweise. Um die Stoffwechsellage<br />
durch <strong>Insuline</strong> zu verbessern gibt es verschiedene<br />
Therapiemöglichkeiten. Diese<br />
werden im Folgenden kurz erläutert [3].<br />
Die tierischen <strong>Insuline</strong> werden dabei<br />
nicht explizit erwähnt, können aber analog<br />
zu den Humaninsulinen eingesetzt<br />
Tabelle 3: Umstellungsempfehlungen<br />
<strong>für</strong> Insulinpräparate und Applikationshilfen<br />
Mixtard® 10 (1<strong>–</strong>2-mal tägl.)<br />
Insulatard® oder anderes NPH 2-mal tägl.;<br />
Dosisreduktion um 10%<br />
Levemir® oder anderes langwirksames<br />
Insulinanalogon 1-bis 2-mal tägl.;<br />
Dosisreduktion um 20%<br />
Mixtard® 20 (2-mal tägl.)<br />
Mixtard® 30 oder anderes humanes Misch -<br />
insulin 2-mal tägl.; Dosisreduktion um 20%<br />
NovoMix® 30 oder anderes analoges<br />
Mischinsulin 2-mal tägl.; dosisgleich<br />
(Injektion direkt vor der Mahlzeit)<br />
Mixtard® 30 (2-mal tägl.)<br />
Applikationshilfe:<br />
NovoLet® àFlexPen®<br />
InnoLet® àFlexPen®<br />
Mixtard® 40 (2-mal tägl.)<br />
Mixtard® 30 oder anderes humanes<br />
Mischinsulin 2-mal tägl.; dosisgleich<br />
NovoMix® 30 oder anderes analoges<br />
Mischinsulin 2-mal tägl.; dosisgleich.<br />
Injektion direkt vor der Mahlzeit<br />
Mixtard® 50 (2-mal tägl.)<br />
Mixtard® 30 oder anderes humanes Mischinsulin<br />
2-mal tägl.; Dosisreduktion um 20%<br />
Humalog Mix® 50 resp. NovoMix® 30 oder<br />
anderes analoges Mischinsulin 2-mal tägl.;<br />
Dosisreduktion um 20%<br />
Actrapid®<br />
NovoRapid® oder anderes schnellwirksames<br />
Insulinanalogon; dosisgleich, Injektion<br />
direkt vor der Mahlzeit<br />
Insulatard® (1-mal tägl.)<br />
Applikationshilfe:<br />
NovoLet® FlexPen®<br />
InnoLet® FlexPen®<br />
pharmaJournal 12 | 6.2009<br />
Kasten 2:<br />
Blutzuckerzielwerte (plasmareferenziert),<br />
gemäss Schweizerischer Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Endokrinologie und Diabetologie<br />
präprandial: 5<strong>–</strong>7 mmol/l<br />
postprandial: < 8 mmol/l<br />
HbA1c:
ne Basisrate deckt den basalen Insulinbedarf.<br />
Vor Mahlzeiten oder zur Korrektur<br />
kann per Knopfdruck der Bolus über dieselbe<br />
Kanüle zugeführt werden.<br />
Blutzuckerselbstkontrollen<br />
Beim <strong>Typ</strong>2<strong>Diabetiker</strong> gibt es k<strong>eine</strong> allgemein<br />
gültigen Empfehlungen, wie häufig<br />
und wann der Blutzucker gemessen<br />
werden soll. Das muss <strong>für</strong> jeden Patienten<br />
individuell festgelegt werden und hängt<br />
auch vom Therapieschema ab, je nachdem,<br />
ob er sich in <strong>eine</strong>r stabilen, instabilen<br />
oder Umstellungsphase befindet und<br />
wie sein Tagesablauf bezüglich Ernährung<br />
und Bewegung aussieht. Grundsätzlich<br />
gilt, je f<strong>eine</strong>r und physiologischer die<br />
Blutzuckerkontrolle gelingen soll, desto<br />
grösser ist in der Regel auch die Anzahl<br />
der notwendigen Blutzuckerbestimmungen.<br />
Beim BasisBolus Prinzip kann das<br />
beispielsweise vier Insulininjektionen<br />
und vier Blutzuckerbestimmungen täglich<br />
bedeuten. Es ist sehr wichtig, dass die<br />
Patienten durch <strong>eine</strong> Diabetesberatung<br />
darin geschult werden, wann und wie<br />
häufig sie kontrollieren sollen und wie sie<br />
die Werte interpretieren müssen.<br />
Umstellungsempfehlungen<br />
In Tabelle 3 sind Umstellungsempfehlungen<br />
zusammengestellt <strong>für</strong> ausser Handel<br />
gekommene <strong>Insuline</strong> und Applikationshilfen.<br />
Die Umstellung sollte nur in Zusammenarbeit<br />
mit dem behandelnden<br />
Arzt bzw. Diabetologen vorgenommen<br />
werden. Beim Wechsel wird die Insulindosis<br />
eher tief gehalten und alle drei bis<br />
sieben Tage um zwei Einheiten erhöht,<br />
bis die BlutzuckerZielwerte erreicht sind.<br />
Während der Umstellung sind deshalb<br />
auch häufigere Blutzuckerkontrollen erforderlich.<br />
z<br />
La traduction française paraîtra dans un prochain<br />
numéro du pharmaJournal.<br />
pharmaJournal 12 | 6.2009<br />
Dieser Artikel wurde im Auftrag der AKA verfasst von<br />
Dr. Chantal Schlatter, Apothekerin, Basel.<br />
Wir danken Dr. med. Beat Schwegler, FMH Innere Medizin<br />
und Endokrinologie/Diabetologie, Zuger Kantonsspital,<br />
<strong>für</strong> die Durchsicht des Manuskripts.<br />
Korrespondenzadresse<br />
Arzneimittelkommission der Schweizer Apotheker AKA<br />
Postfach 5247, 3001 Bern<br />
Tel. 044 994 75 63, Fax. 044 994 75 64<br />
E-Mail: mail@aka.ch<br />
Referenzen<br />
[1] Singh SR, Ahmad F, Lal A, Yu C, Bai Z, Bennett H. Efficacy<br />
and safety of insulin analogues for the management of<br />
diabetes mellitus: a meta-analysis. CMAJ 2009; 180: 385<strong>–</strong>97.<br />
[2] Nathan DM, Buse JB, Davidson MB, et al. Medical management<br />
of hyperglycemia in type 2 diabetes: a consensus<br />
algorithm for the initiation and adjustment of therapy:<br />
a consensus statement of the American Diabetes<br />
Association and the European Association for the Study<br />
of Diabetes. Diabetes Care 2009; 32: 193<strong>–</strong>203.<br />
[3] Philippe J, Brändle M, Carrel J, et al. Massnahmen zur<br />
Blutzuckerkontrolle bei Patienten mit <strong>Typ</strong>-2-Diabetesmellitus.<br />
Consensus statement der Schweizerischen<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Endokrinologie und der Diabetologie<br />
(SGED). Schweiz Med Forum 2009; 9: 50<strong>–</strong>5.<br />
P h a r m a z i e u n d M e d i z i n · P h a r m a c i e e t m é d e c i n e<br />
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