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Unterstützung <strong>de</strong>r 1. Sekretäre <strong>de</strong>r Bezirks- und Kreisleitungen <strong>de</strong>r SED und an<strong>de</strong>rer Par-<br />

teiorganisationen sowie die "konsequente Durchsetzung strenger Maßstäbe bei Vorschlägen<br />

zur Genehmigung <strong>de</strong>r Übersiedlung, um jegliche Sogwirkung sowie die Herausbildung<br />

einer Erwartungshaltung bei an<strong>de</strong>ren Personen zu vermei<strong>de</strong>n". 212<br />

Spätestens seit 1987 befan<strong>de</strong>n sich das MfS und speziell die ZKG in ihrem Kampf gegen<br />

die Ausreisebewegung in einem unauflösbaren Dilemma. Es bestätigte sich die bereits<br />

nach <strong>de</strong>r Ausreisewelle von 1984 gewonnene Erkenntnis, daß eine höhere Zahl von Übersiedlungen<br />

<strong>de</strong>n Ausreisedruck nicht min<strong>de</strong>rte, son<strong>de</strong>rn, im Gegenteil, anheizte:<br />

"Es <strong>ist</strong> erwiesen, daß [...] die Lage auf diesem Gebiet nicht durch mehr Übersiedlungsgenehmigungen<br />

zum positiven verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n kann. Zwischen Übersiedlungen<br />

im größeren Umfang und <strong>de</strong>m sprunghaften Ansteigen <strong>de</strong>r Erstersuchen um ein<br />

Vielfaches besteht ein kausaler Zusammenhang." 213<br />

Gegen eine "spürbare Erhöhung" <strong>de</strong>r Ausreisequote sprach sich die ZKG nicht zuletzt<br />

<strong>de</strong>shalb aus, weil damit die Moral <strong>de</strong>r am "Zurückdrängungsprozeß" beteiligten staatlichen<br />

Leiter untergraben und zugleich die "Feindorganisationen" einen "erheblichen Auftrieb"<br />

erhalten wür<strong>de</strong>n. 214 Der Entwicklung durch eine restriktivere Übersiedlungspraxis<br />

beizukommen - was 1987 offensichtlich versucht wor<strong>de</strong>n war -215 erwies sich allerdings<br />

ebenfalls als kontraproduktiv. In einer Lageeinschätzung Anfang 1988216 mußte die ZKG<br />

einräumen, daß die Situation zunehmend durch <strong>de</strong>n öffentlichkeitswirksamen Zusammenschluß<br />

"feindlich-negativer Kräfte" bestimmt wer<strong>de</strong>. Hinzu komme, daß sich ein Teil <strong>de</strong>r<br />

Antragsteller "zunehmend hartnäckiger, for<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r und zum Teil aggressiver" verhalte.<br />

Neben <strong>de</strong>r Zunahme von Botschaftsbesetzungen (48 Personen gegenüber 37 im Jahre<br />

1986) war vor allem ein drastischer Anstieg selbstinitiierter Kündigungen von 3.800 auf<br />

5.700 Fälle sowie schriftlicher Eingaben festzustellen. Im Vergleich zu 1986 stieg die<br />

Zahl <strong>de</strong>r Eingaben an zentrale staatliche Stellen von knapp 34.000 auf über 49.000, darunter<br />

allein rund 22.000 an Erich Honecker (1986: 14.000). Auf örtlicher Ebene nahm die<br />

Zahl solcher Schreiben von 56.000 auf 81.000 zu.<br />

Verschärfte repressive Maßnahmen gegen <strong>de</strong>monstrativ agieren<strong>de</strong> Antragsteller - wie<br />

etwa die Inhaftierungen im Januar 1988 - halfen jedoch auch nicht weiter. Das Streben <strong>de</strong>r<br />

Systemträger <strong>de</strong>r DDR nach internationaler Anerkennung erlaubte - noch dazu in Verbin-<br />

212 Ebenda, S. 2 f.<br />

213 Hinweise vom Oktober 1987 zu negativen Folgen, die mit erhöhten Übersiedlungen verbun<strong>de</strong>n waren;<br />

<strong>BStU</strong>, ZA, ZKG 105, Bl. 7.<br />

214 Ebenda, Bl. 8.<br />

215 Vgl. Anhang, Tabelle 3.<br />

216 Ergänzung <strong>de</strong>r ZKG zur Lageeinschätzung für die Jahresplanung 1988 vom Januar 1988; <strong>BStU</strong>, ZA,<br />

ZKG 7726, Bl. 70 ff.

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