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40<br />

<strong>de</strong>r Erfahrung, daß so behan<strong>de</strong>lte Bürger "immer mehr in die Isolation" gerieten, sich<br />

"Gleichgesinnten" anschließen und immer hartnäckiger in Erscheinung treten wür<strong>de</strong>n. 160<br />

Trotz aller Bemühungen <strong>de</strong>s MfS erhöhte sich kontinuierlich die Zahl <strong>de</strong>r Ausreiseantragsteller<br />

und <strong>de</strong>ren Bereitschaft, ihre Anliegen offensiv zu vertreten. Laut Jahresanalysen<br />

<strong>de</strong>r ZKG stieg die Zahl <strong>de</strong>r Antragsteller, die im Zusammenhang mit ihrem Ausreisebegehren<br />

Schreiben an "führen<strong>de</strong> Persönlichkeiten <strong>de</strong>r DDR" richteten, von rund 28.000<br />

im Jahre 1985 auf 30.000 im Jahre 1986. In ihren Analysen beklagte die ZKG auch <strong>de</strong>n<br />

Anstieg selbstgewählter Kündigungen von Antragstellern. Sie führte diese Entwicklung<br />

unter an<strong>de</strong>rem auf die damit verbun<strong>de</strong>nen Versuche zurück, sich - unter Inkaufnahme einer<br />

unterqualifizierten Arbeit (u.a. in kirchlichen, genossenschaftlichen o<strong>de</strong>r privaten Bereichen)<br />

- <strong>de</strong>r weiteren staatlichen Kontrolle und Beeinflussung zu entziehen. Diesen Weg<br />

beschritten 1986 insgesamt 3.807 Personen. 161<br />

Zu dieser Entwicklung trug nicht zuletzt die zunehmen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />

"Rückverbindungen" bei. Bereits Mielkes Dienstanweisung 2/83 hatte dies insofern bedacht,<br />

als sie diesem Punkt ein ganzes Kapitel einräumte. Dennoch entschie<strong>de</strong>n sich SED<br />

und MfS im Frühjahr 1984 zu einer vergleichsweise weiten Öffnung <strong>de</strong>s Ausreiseventils.<br />

Davon profitierten nach Angaben <strong>de</strong>r Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe<br />

<strong>de</strong>s MfS vom 21. Januar bis zum 28. April 1984 rund 21.000 Personen, die zu "Fein<strong>de</strong>n,<br />

kriminellen Elementen u.a. Unverbesserlichen" erklärt und "im beschleunigten Verfahren"<br />

aus <strong>de</strong>r Staatsbürgerschaft <strong>de</strong>r DDR entbun<strong>de</strong>n und in <strong>de</strong>n Westen entlassen wur<strong>de</strong>n. 162<br />

Offensichtlich hielt man <strong>de</strong>n aufgestauten Unmut <strong>de</strong>r Antragsteller (einschließlich <strong>de</strong>r Gefahren<br />

von Botschaftsbesetzungen) für gefährlicher als die durch diese Ausreisewelle neu<br />

entstan<strong>de</strong>nen "Rückverbindungen". Jedoch das Ziel <strong>de</strong>r Maßnahme, Druck abzulassen und<br />

eine Trendwen<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Ausreiseten<strong>de</strong>nzen zu erreichen, schlug ins Gegenteil um. Noch<br />

im gleichen Jahr explodierte - offensichtlich von diesem Vorgang angeheizt - die Zahl <strong>de</strong>r<br />

Erstantragsteller auf über 50.000; sie konnte in <strong>de</strong>n Folgejahren nie mehr auf <strong>de</strong>n Stand<br />

vor 1984 zurückgeführt wer<strong>de</strong>n. 163<br />

Auch die "Rückverbindungen" über die Ostblockstaaten gewannen weiter an Gewicht. So<br />

beklagte die ZKG 1986 <strong>de</strong>ren "Reaktivierung" in einer großen Anzahl von Rückverbin-<br />

an<strong>de</strong>rer politisch-operativ relevanter Handlungen im Zusammenhang mit Versuchen von Bürgern <strong>de</strong>r<br />

DDR, die Übersiedlung nach nichtsozial<strong>ist</strong>ischen Staaten und Westberlin zu erreichen, S. 71; <strong>BStU</strong>,<br />

ZA, ZKG 1646.<br />

160 Ebenda, S. 78.<br />

161 Ergänzung <strong>de</strong>r ZKG zur Lageeinschätzung für die Jahresplanung 1987 vom Januar 1987; <strong>BStU</strong>, ZA,<br />

ZKG 7725, Bl. 84.<br />

162 Wochenübersicht <strong>de</strong>r ZAIG vom 28.5.1984, Anlage 1; <strong>BStU</strong>, ZA, Zentrale Auswertungs- und<br />

Informationsgruppe (künftig: ZAIG) 4534, Bl. 95.<br />

163 Vgl. Tabelle 3.

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