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23<br />

ZKG erstmals "Ten<strong>de</strong>nzen <strong>de</strong>s Zusammenschlusses" von Ausreisewilligen in mehreren<br />

Städten <strong>de</strong>r DDR. 82<br />

Als Reaktion auf diese Entwicklung faßte das ZK <strong>de</strong>r SED am 16. Februar 1977 einen<br />

Beschluß "zur Gewährle<strong>ist</strong>ung <strong>de</strong>s einheitlichen, abgestimmten Vorgehens <strong>de</strong>r staats- und<br />

wirtschaftsleiten<strong>de</strong>n Organe, Betriebe, Kombinate und Einrichtungen sowie gesellschaftlichen<br />

Organisationen zur Unterbindung rechtswidriger Versuche von Bürgern <strong>de</strong>r DDR,<br />

die Übersiedlung nach nichtsozial<strong>ist</strong>ischen Staaten und Westberlin zu erreichen". 83 Dieser<br />

hielt unter an<strong>de</strong>rem fest, <strong>de</strong>n "entspannungsfeindlichen Kräften" und <strong>de</strong>n angeblich von<br />

ihnen inspirierten Ausreisewilligen sei "eine entschie<strong>de</strong>ne Abfuhr zu erteilen". Da es nach<br />

<strong>de</strong>m Recht <strong>de</strong>r DDR keinen Rechtsanspruch auf Übersiedlung in westliche Staaten gebe,<br />

seien die "rechtswidrigen" Antragsteller "zurückzuweisen" und in differenzierter Weise<br />

mit strafrechtlichen, arbeitsrechtlichen und "an<strong>de</strong>ren Mitteln" zu belangen. 84 Betroffen<br />

waren damit all jene, die nicht zu <strong>de</strong>n Personengruppen <strong>de</strong>r Rentner und Pflegebedürftigen,<br />

Eheschließen<strong>de</strong>n (sofern eine staatliche Genehmigung vorlag) und Eheleuten (sofern<br />

einer von bei<strong>de</strong>n die DDR legal verlassen durfte) gehörten. 85 Der ZK-Beschluß vom März<br />

1977 führte zu einer entsprechen<strong>de</strong>n Verfügung <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Min<strong>ist</strong>errates86 und<br />

im MfS zum Min<strong>ist</strong>erbefehl 6/77. Vorausgegangen war diesen Grundsatzregelungen eine<br />

im Auftrag Honeckers erarbeitete Vorlage <strong>de</strong>s MdI und <strong>de</strong>s MfS, die mit <strong>de</strong>m Min<strong>ist</strong>erium<br />

für Auswärtige Angelegenheiten und <strong>de</strong>n Abteilungen Sicherheitsfragen und Staats- und<br />

Rechtsfragen <strong>de</strong>s ZK abgestimmt wor<strong>de</strong>n war. 87 Die Vorlage bezog sich ausdrücklich<br />

auch auf die Helsinki-Schlußakte und bestimmte, daß Bürger, die ihren Ausreiseantrag auf<br />

das KSZE-Dokument stützten, "auf mögliche strafrechtliche o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re rechtliche Konsequenzen"<br />

hinzuweisen seien. 88 Bezug nehmend auf ein Fernschreiben Honeckers an die<br />

1. Sekretäre <strong>de</strong>r Bezirksleitungen <strong>de</strong>r SED schlug dazu die Abteilung Staats- und Rechts-<br />

82 Ebenda, S. 29 ff.<br />

83 Befehl 6/77, S. 4; <strong>BStU</strong>, ZA, DSt 102331.<br />

84 Anlage 2 zum Protokoll <strong>de</strong>r Sitzung <strong>de</strong>s Sekretariats <strong>de</strong>s ZK am 16.2.1977; Stiftung Archiv <strong>de</strong>r Parteien<br />

und Massenorganisationen <strong>de</strong>r DDR im <strong>Bund</strong>esarchiv (künftig: SAPMO-BA), ZPA, J IV 2/3/2555, Bl.<br />

8 ff.<br />

85 Ebenda, S. 3 f. Erst ab 1.1.1989 wur<strong>de</strong> mit einer neuen Reiseverordnung vom 30.11.1988 (Gesetzblatt<br />

<strong>de</strong>r DDR, Teil I, Nr. 25) ein allgemeines Antragsrecht (allerdings mit vielen Einschränkungen) wirksam.<br />

86 Verfügung 34/77 <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Min<strong>ist</strong>errates vom 8.3.1977 zur Gewährle<strong>ist</strong>ung <strong>de</strong>s<br />

einheitlichen, abgestimmten Vorgehens <strong>de</strong>r staatlichen und wirtschaftsleiten<strong>de</strong>n Organe, Betriebe,<br />

Kombinate und Einrichtungen in Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Organisationen zur<br />

Unterbindung rechtswidriger Versuche von Bürgern <strong>de</strong>r DDR, die Übersiedlung nach<br />

nichtsozial<strong>ist</strong>ischen Staaten und Westberlin zu erreichen; <strong>BStU</strong>, ZA, DSt 102331.<br />

87 Vorlage für das Sekretariat <strong>de</strong>s ZK zur Unterbindung rechtswidriger Versuche von Bürgern <strong>de</strong>r DDR,<br />

die Übersiedlung nach nichtsozial<strong>ist</strong>ischen Staaten und Westberlin zu erreichen (ohne Datum); <strong>BStU</strong>,<br />

ZA, HA IX 1983, Bl. 4.<br />

88 Ebenda, Bl. 7.

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