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ungesetzlichen Verlassen <strong>de</strong>r DDR zu verleiten und auszuschleusen. 46 Die angebliche<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r "Republikflucht" durch westliche Kräfte wur<strong>de</strong> als "eine Hauptrichtung <strong>de</strong>s<br />
gegnerischen Vorgehens" analysiert und als Versuch entspannungsfeindlicher Kräfte<br />
charakterisiert, "<strong>de</strong>n Kalten Krieg neu zu entfachen". 47<br />
Neben <strong>de</strong>r bereits genannten HA VI und <strong>de</strong>r HA IX, die als Ermittlungs- und Untersuchungsorgan<br />
<strong>de</strong>s MfS ständig mit <strong>de</strong>r Fluchtbewegung zu tun hatte, waren vor <strong>de</strong>r Bildung<br />
<strong>de</strong>r ZKG zwei weitere Hauptabteilungen schwerpunktmäßig mit <strong>de</strong>r "Bearbeitung" von<br />
Fluchtfällen und <strong>de</strong>m Begehren nach dauerhafter Ausreise befaßt: die HA VII und die<br />
Abteilung 5 <strong>de</strong>r HA XX. Die HA XX war schon seit Beginn <strong>de</strong>r sechziger Jahre unter <strong>de</strong>r<br />
Verantwortung <strong>de</strong>s damaligen stellvertreten<strong>de</strong>n Leiters, Oberstleutnant Volpert, beim<br />
Freikauf politischer Häftlinge eingeschaltet. Mit <strong>de</strong>m Befehl 506/62 vom 27. August<br />
196248 wur<strong>de</strong> die HA XX/5 "fe<strong>de</strong>rführend" bei <strong>de</strong>r Bearbeitung "aller Zentren und Gruppen<br />
außerhalb <strong>de</strong>r Republik, die Grenzprovokationen und Menschenhan<strong>de</strong>l betreiben".<br />
Eine erst im Juli 1962 in <strong>de</strong>r HA VII gebil<strong>de</strong>te Arbeitsgruppe, die dieselbe Aufgabe besaß,<br />
wur<strong>de</strong> gleichzeitig in die HA XX/5 integriert. 49 Zwei Jahre später übernahm die HA XX/5<br />
gemäß Befehl 373/64 vom 6. Mai 196450 auch die Koordinierungsfunktion bei Fluchtfällen<br />
von DDR-Bürgern über die Ostblockstaaten. In <strong>de</strong>r MfS-Terminologie hieß das<br />
"Organisierung <strong>de</strong>s Menschenhan<strong>de</strong>ls und <strong>de</strong>r Schleusung von Personen unter Mißbrauch<br />
<strong>de</strong>s Reise- und Tour<strong>ist</strong>enverkehrs zwischen <strong>de</strong>r DDR und <strong>de</strong>m sozial<strong>ist</strong>ischen Ausland".<br />
Bei<strong>de</strong> Befehle verpflichteten sämtliche Diensteinheiten <strong>de</strong>s MfS, <strong>de</strong>r HA XX/5 alle einschlägigen<br />
Hinweise zu mel<strong>de</strong>n bzw. entsprechen<strong>de</strong>s Material zu übergeben.<br />
Die HA VII war insbeson<strong>de</strong>re in Fällen <strong>de</strong>s Häftlingsfreikaufs und bei jenen Bürgern eingeschaltet,<br />
die zur Gruppe <strong>de</strong>r "rechtswidrigen" Antragsteller gezählt wur<strong>de</strong>n. Als Hauptabteilung,<br />
die für die "Abwehrarbeit MdI/DVP" verantwortlich zeichnete, war sie einerseits<br />
an <strong>de</strong>r Entscheidungsfindung <strong>de</strong>s MdI in konkreten Einzelfällen beteiligt und zugleich<br />
in die Bearbeitung jener westlichen "Feindorganisationen" einbezogen, <strong>de</strong>nen die<br />
"Inspirierung" von Ausreisebegehren und damit verbun<strong>de</strong>ne "feindlich-<strong>de</strong>monstrative"<br />
Aktionen angelastet wur<strong>de</strong>n.<br />
Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r ZKG spielte die Ausreiseproblematik allerdings kaum<br />
eine Rolle. Der Koordinierungsbedarf konzentrierte sich zunächst ganz auf die Bekämpfung<br />
<strong>de</strong>r "Republikflucht". Die ZKG sollte, wie Mielke in seinem Referat zur Planvorgabe<br />
1975 ankündigte, ausschließlich das auf diesem Fel<strong>de</strong> "planmäßige, koordinierte Vorge-<br />
46 Befehl 1/75, S. 1; <strong>BStU</strong>, ZA, DSt 102092.<br />
47 Ebenda, S. 6 und 10.<br />
48 <strong>BStU</strong>, ZA, DSt 100366.<br />
49 Ebenda, S. 1.<br />
50 <strong>BStU</strong>, ZA, DSt 100417.