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Wie transfundiere ich richtig?

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Transfusionsr<strong>ich</strong>tlinien: wie<br />

<strong>transfundiere</strong> <strong>ich</strong> r<strong>ich</strong>tig?!<br />

Monica C. Fliedner, MSN<br />

Pflegeexpertin Onkologie<br />

Mitglied der Transfusionskommission<br />

monica.fliedner@insel.ch


Transfusionss<strong>ich</strong>erheit<br />

Spendeeinr<strong>ich</strong>tung Transfusionslabor Beim Patienten<br />

• Spenderselektion<br />

• Infektmarker<br />

• Quarantänelagerung<br />

• Pathogeninaktivierung<br />

• .................<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

Prozesss<strong>ich</strong>erheit<br />

• Testoptimierung<br />

• Standardisierung<br />

• Automatisierung<br />

• Ringversuche<br />

• Q-S<strong>ich</strong>erung<br />

• .......................<br />

• Indikation<br />

• Identitätss<strong>ich</strong>erung<br />

• Transfusion<br />

• Monitoring<br />

• Hämovigilanz<br />

• ......................<br />

Quelle: B. Mansouri, Transfusionsmedizin, Hämatologisches<br />

Zentrallabor, Inselspital, Universität Bern / BSD-SRK Bern AG<br />

2


Praktische Aspekte der Transfusion<br />

• Ausgangslage:<br />

– Unterschiedl<strong>ich</strong>e R<strong>ich</strong>tlinien / Leitlinien im Haus<br />

– Suche nach Evidence<br />

• Erfahrung<br />

• Literatur<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

• Gesetzl<strong>ich</strong>e Grundlagen (GCP, HMG, VAM, AMBV, …)<br />

• Ressourcen<br />

– Zusammenstellung der interdisziplinären Arbeitsgruppe (2004)<br />

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Transfusionsr<strong>ich</strong>tlinie<br />

• Arbeitsgruppe<br />

– A.Baumann, Labor<br />

– M.Fliedner, Onkologie<br />

– R.Hartmann, Intensivmedizin<br />

– J.Kempf, KiKli Hämatologie / Onkologie<br />

– C.Perini, Kardiologie<br />

– B.Mansouri, Transfusionsmedizin<br />

– S.Petersen, Anästhesie<br />

Seit August 2005 gültig, Überarbeitung 2011/12<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

4


monica.fliedner@insel.ch<br />

5


Verabre<strong>ich</strong>ung von Erythrozytenkonzentrat (EKs)<br />

• Testblut (Nativ und EDTA-Blut) ist max. 72 Std. gültig<br />

Wird nach 24 h/48 h wieder TB ins Labor geschickt, wird diese BE<br />

weggeworfen, damit dem Patienten n<strong>ich</strong>t unnötige Kosten entstehen<br />

• Grundsätzl<strong>ich</strong>: keine Lagerung von Blutprodukten auf der<br />

Abteilung<br />

• Kurzfristige Aufbewahrung mögl<strong>ich</strong> (definiert)<br />

• Eks nach Entnahme aus dem Kühlschrank direkt<br />

<strong>transfundiere</strong>n (Ausnahmen sind definiert)<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

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Verabre<strong>ich</strong>ung von EKs<br />

• Haltbarkeit (Kühlkette einhalten!)<br />

– 42 Tage bei 2-6°C<br />

– Bei 20-22°C < 4 Std., dann <strong>transfundiere</strong>n<br />

– Erwärmte EKs: Rückkühlung verboten!<br />

• N<strong>ich</strong>t mehr verwendbare EK‘s werden direkt der Abteilung<br />

verrechnet!<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

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Qualitätss<strong>ich</strong>erung<br />

<strong>Wie</strong> können Sie s<strong>ich</strong> s<strong>ich</strong>er<br />

sein, dass das korrekte<br />

Produkt dem korrekten<br />

Patienten zu jedem Zeitpunkt<br />

am Tag gegeben wird?<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

(Bradbury & Cruickshank 2000; Higgins 2000; Hainsworth 2004)<br />

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Kontrolle der Blutprodukte<br />

• Kontrolle durch 2 med. Fachpersonen:<br />

– Blutgruppe, Kontrollnummern, Haltbarkeit etc.<br />

– Koagulation im Beutel<br />

• Kontrolle der Fachperson mit dem<br />

Patienten zusammen:<br />

– Zur nochmaligen Überprüfung der<br />

Personalien<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

Zukunft:<br />

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Transfusion vorbereiten<br />

• R<strong>ich</strong>tige Wahl des venösen Zugangs<br />

• EK-Transfusionsbesteck luftleer füllen:<br />

– Hygienevorschriften einhalten<br />

– Filter vollständig füllen<br />

– Tropfkammer zu ca. ¾ füllen<br />

Verabre<strong>ich</strong>ung von EK‘s<br />

• Transfusionsbesteck: innerhalb 24h für mehrere EKs<br />

verwenden<br />

• Mit dem Besteck angestochene Beutel direkt verabre<strong>ich</strong>en<br />

• Bei bekannten Transfusionsreaktionen, Prämedikation<br />

verabre<strong>ich</strong>en<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

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Verabre<strong>ich</strong>ung von EK‘s<br />

• Transfusionsdauer in der Regel 1-2 Std. bzw. nach<br />

ärztl<strong>ich</strong>er Verordnung<br />

Gefahr der kardialen Belastung<br />

• Gle<strong>ich</strong>zeitige Verabre<strong>ich</strong>ung von Medikamenten /<br />

Infusionslösungen ist strikte zu vermeiden!<br />

Gefahr der Gerinnungsaktivierung / Hämolyse<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

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Überwachung bei EK-Verabre<strong>ich</strong>ung<br />

• Kontrollen notwendig zur frühzeitigen<br />

Erkennung von und Handeln bei<br />

unerwünschten Nebenwirkungen<br />

Vitalze<strong>ich</strong>en<br />

(BD / P / T)<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

Vor Start<br />

Transfusion<br />

Nach ersten<br />

10-15<br />

Minuten<br />

Während<br />

der<br />

Transfusion<br />

X X (Ø T) Je nach<br />

Befinden<br />

des<br />

Patienten<br />

Am Ende<br />

der<br />

Transfusion<br />

1 Stunde<br />

nach<br />

Transfusion<br />

X X<br />

Befinden X X X X X<br />

• Dokumentation<br />

• Kontrollen gelten für jeden Beutel neu!<br />

• Tipp: Grenzwerte durch den Arzt festlegen lassen!<br />

(Higgins 2000; Rowe & Doughty 2000)<br />

12


Transfusion beenden<br />

• Venöser Zugang nach der Transfusion<br />

mit minimal 10 ml NaCl 0.9%<br />

nachspülen<br />

• Leere Beutel inklusive Besteck als<br />

„Infektiöser Abfall“ entsorgen.<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

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Dokumentation<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

“nur was dokumentiert ist, wurde<br />

tatsächl<strong>ich</strong> durchgeführt”<br />

• Im Pflegeber<strong>ich</strong>t /auf Dokumentationsbogen:<br />

– Datum, Visum<br />

– Art des Blutproduktes<br />

– Teil der Etikette des Blutproduktes<br />

– Zeit Transfusionsbeginn/-ende<br />

– Vitalze<strong>ich</strong>en, Befinden<br />

(Hainsworth 2004)<br />

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monica.fliedner@insel.ch<br />

Elektronische<br />

Dokumentation<br />

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Verabre<strong>ich</strong>ung FGP (früher FFP)<br />

• FGP = „frisch gefrorenes Plasma“<br />

• Besonderheiten:<br />

– Nie liegen lassen, so schnell wie<br />

mögl<strong>ich</strong> <strong>transfundiere</strong>n<br />

– Wird ein FGP n<strong>ich</strong>t gebraucht, so<br />

schnell wie mögl<strong>ich</strong> ins Labor zurück<br />

geben<br />

– Weitere R<strong>ich</strong>tlinien wie bei EKs!<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

W<strong>ich</strong>tig: Gle<strong>ich</strong>es<br />

Besteck wie für EK<br />

verwenden!<br />

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Verabre<strong>ich</strong>ung TK<br />

• Thrombozytenkonzentrat (TK)<br />

• Besonderheiten:<br />

– TK nie liegen lassen<br />

– TK niemals im Kühlschrank aufbewahren<br />

– Dauer der Verabre<strong>ich</strong>ung = innerhalb 30<br />

Minuten<br />

– 1 Stunde nach Beendigung der<br />

Transfusion wird der „1-Stunden<br />

Thrombozyten-Wert“ zur Erfolgskontrolle<br />

bestimmt<br />

– Weitere R<strong>ich</strong>tlinien wie bei EKs!<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

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Mögl<strong>ich</strong>e Transfusionsreaktionen<br />

• Schüttelfrost<br />

• Blutdruck-Abfall<br />

• Temperaturanstieg<br />

• Unwohlsein<br />

Vorgehen<br />

• Transfusion sofort stoppen<br />

• Arzt informieren<br />

• Medikamente nach Verordnung<br />

verabre<strong>ich</strong>en (Corticosteroid, Antihystaminikum)<br />

• Engmaschige Überwachung<br />

• Pflegefachperson bleibt beim Patienten<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

• Juckreiz<br />

• Rötungen<br />

• Atemnot<br />

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Vorgehen bei Transfusionsreaktionen<br />

• Falls Restblut im Beutel 10 ml<br />

– Beutel mit Besteck abklemmen<br />

– Für weitere Tests zurück ins<br />

Transfusionslabor schicken<br />

• Unerwünschte Ereignisse sofort<br />

durch zuständigen Arzt<br />

Transfusionslabor melden (siehe<br />

auch Heilmittel-Vigilanz)<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

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Weisung venöse Blutentnahmen (BE) -> Prozess!<br />

• Ausgangssituation: Verwechslung von Patient /<br />

Blutröhrchen = 1:100 = Identitätss<strong>ich</strong>erung stark gefährdet!<br />

• Transfusionskommission Inselspital sieht Handlungsbedarf<br />

→ neue Weisung* der Identitätss<strong>ich</strong>erung bei BE‘s<br />

• Einhaltung der neuen Weisung ist für alle verpfl<strong>ich</strong>tend!<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

*Weisung Nr.2007.29.09 „Beschriftung Blutröhrchen“<br />

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Weisung für Blutentnahmen<br />

• Person, die Blut abnimmt, beschriftet Röhrchen!<br />

• N<strong>ich</strong>t korrekt beschriftetes Material muss aus Gründen der<br />

S<strong>ich</strong>erheit ohne Verarbeitung entsorgt werden!<br />

• Abnahmezeit auf dem Auftragsformular korrekt anstre<strong>ich</strong>en!<br />

(Gültigkeit des Testblutes)<br />

• Sofort nach der Abnahme Röhrchen etikettieren<br />

• Vor der BE: Name und Geburtsdatum auf den Etiketten vom<br />

Patienten bestätigen lassen<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

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Empfehlung/Weisung für Blutentnahmen<br />

• Reihenfolge der Blutröhrchen-Entnahme<br />

• Bei schwierigen Blutentnahmen:<br />

– Die Reihenfolge kann mit dem Prioritätsprinzip „w<strong>ich</strong>tige<br />

Analysen zuerst“ ersetzt werden<br />

• Der Versand kann durch Dritte erfolgen:<br />

– Nachdem die Person, die das Blut abgenommen hat,<br />

nochmals alles kontrolliert hat<br />

– W<strong>ich</strong>tig: immer so rasch wie mögl<strong>ich</strong> ins Labor schicken<br />

(sonst: Gefahr der Hämolyse)<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

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W<strong>ich</strong>tig<br />

Wenn Abteilung merkt, dass Fehler bei einer Blutentnahme<br />

passiert sind:<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

Bitte immer im Labor melden!<br />

Labor merkt n<strong>ich</strong>t unbedingt, dass BE n<strong>ich</strong>t vom<br />

entsprechenden Patienten stammt...<br />

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Zukünftige Entwicklungen<br />

• Transfusionsr<strong>ich</strong>tlinien für...<br />

– ...Ärzte bezügl<strong>ich</strong> Blutkomponenten<br />

– ...stabile Blutkomponenten (z.B. Novo7, Albumin,<br />

Immunglobuline)<br />

• Min. 4x pro Jahr Fortbildung für Pflege / Ärzte<br />

• Umstellung auf elektronisches Schulungsprogramm<br />

• Ständige Diskussion zu kritischen Ereignissen durch<br />

Bluttransfusionen<br />

“Fehler kann man entschuldigen,<br />

aber n<strong>ich</strong>t, sie zu ignorieren”<br />

monica.fliedner@insel.ch<br />

L.L. Leape 2000<br />

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