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Die Objektive Hermeneutik als wissenschaftliches ... - Mannigfaltig

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SUSANNE BRANDES & OLAF JANTZ: <strong>Die</strong> objektive <strong>Hermeneutik</strong> <strong>als</strong> <strong>wissenschaftliches</strong>, pädagogisches und politisches Instrumentarium. In: MEDIUM e.V.<br />

/ Jantz, Olaf (Hrsg.): Seminarunterlagen politische Bildung - Hintergründe für die wissenschaftlich-politische Arbeit in der Erwachsenenbildung. Band 1:<br />

Kritische Theorie gesellschaftlicher Strukturen, Geschlechteransatz, Antirassismus und Pädagogik. Göttingen November 1997<br />

(6) Es soll so lange wie möglich von einer ‘objektiven Vernünftigkeit’ ausgegangen werden<br />

(‘Sparsamkeitsregel’). Das bedeutet einerseits, daß die InterpreteurInnen so weit ohne<br />

fallspezifisches Wissen auskommen sollen (und brainstormartig möglichst viele objektiv<br />

sinnvolle Erklärungen für das Handeln finden), bis die Hintergründe über die<br />

Eigenbegründbarkeit dieses Falles <strong>als</strong> unumgänglich für die Verständlichkeit erscheinen.<br />

Andererseits wird damit von einer Normalität des Falles ausgegangen, um möglichst viele<br />

generell gültige Strukturen aus den interaktiven Repräsentanzen herauzufiltern:<br />

„Auf diese Weise werden Schlüsse über die psychische Struktur von Personen und deren Genese gewissermaßen<br />

nur im Notfall eingeführt, <strong>als</strong>o gerade nicht <strong>als</strong> eine postulativen Charakter tragende Voraussetzung einer<br />

Erklärbarkeit eines konkreten Handelns. Auf diese Weise begründbare Schlüsse auf die Fallspezifität erhalten<br />

ein sehr viel stärkeres Gewicht, <strong>als</strong> wenn sie gewissermaßen in der bloßen Applikation von psychologischen<br />

Theorien oder psychoanalytischen Deutungstraditionen vorweg <strong>als</strong> bloße Möglichkeit eingeführt werden.“<br />

(OEVERMANN, ALLERT, KONAU 1980, S.25)<br />

Grundprinzipien<br />

OEVERMANN, ALLERT, KONAU (1980, S.20ff) stellen das Prinzip des aufeinander<br />

aufbauenden, verschiedene Schritte nacheinander integrierenden Verfahrens ins Zentrum der<br />

Regelmanifestation. „<strong>Die</strong>ses sukzessive Voranschreiten vollzieht sich in der zyklischen<br />

Anwendung von zwei grundlegenden Verfahrensregeln,...“(ebd.):<br />

(a) Sämtliche objektiven Daten werden gesammelt. Es liegt stets ein (schriftlicher) 10 Text<br />

vor. Zunächst sollen die objektiven Handlungsoptionen brainstormartig zusammengetragen<br />

werden, um diese dann mit den fallemergierten zu vergleichen. Widersprüche, Hypothesen<br />

und Fragen werden protokolliert und immer wieder überprüft. Auf allen Ebenen und allen<br />

Schritten spielt das Prinzip der gedankenexperimentellen Exploration eine zentrale Rolle:<br />

Jeder Gedanke, jede Hypothese ist eine Repräsentanz der Realität, sonst -so OEVERMANN-<br />

wären sie nicht entstanden (oder besser: emergiert) und bleibt bis zur eindeutigen<br />

F<strong>als</strong>ifikation bestehen.<br />

(b) Anschließend an die hermeneutische Tradition (siehe 1. und 2. hermeneutischen Zirkel im<br />

Anhang) vollzieht sich der Erkenntnisprozeß durch eine über verschiedenste Ebenen<br />

rotierende Methodik. „Bei diesem zyklischen, die fallspezifische Struktur schichtweise<br />

aufdeckenden Vorgehen ist die [schon beschriebene] Sparsamkeitsregel entscheidend.“(S.25)<br />

Wir versuchen das hermeneutische Vorgehen an den folgenden Schaubildern<br />

zu verdeutlichen:<br />

10 Wenngleich auch Bilder, Photos, Filme, mediale Dokumentationen u.v.m. objektiv-hermeneutisch interpretiert werden<br />

können. Zumindest Oevermann veröffentlicht von Zeit zu Zeit solche Interpretationen, die stets in eine jeweils für die<br />

Fallstruktur zentrale, äußerst prägnante These münden. (Vgl. Fußnote 6)<br />

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