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Die Objektive Hermeneutik als wissenschaftliches ... - Mannigfaltig

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SUSANNE BRANDES & OLAF JANTZ: <strong>Die</strong> objektive <strong>Hermeneutik</strong> <strong>als</strong> <strong>wissenschaftliches</strong>, pädagogisches und politisches Instrumentarium. In: MEDIUM e.V.<br />

/ Jantz, Olaf (Hrsg.): Seminarunterlagen politische Bildung - Hintergründe für die wissenschaftlich-politische Arbeit in der Erwachsenenbildung. Band 1:<br />

Kritische Theorie gesellschaftlicher Strukturen, Geschlechteransatz, Antirassismus und Pädagogik. Göttingen November 1997<br />

Mikroebene, hier <strong>als</strong>o den subjektiven Repräsentanzen, in beispielhaften sozialen<br />

Interaktionen.<br />

Methoden der objektiven <strong>Hermeneutik</strong><br />

Wenngleich betont werden muß, daß sich eine Uniformität bezüglich der Anwendung einer Methode schlechthin<br />

nicht erkennen läßt (und auch nicht erkennen lassen soll), werden bestimmte Grundzüge stets dargestellt. Aus<br />

allen uns vorliegenden Texten kristallisiert sich das im Folgenden beschriebene Raster heraus.<br />

Wir müssen uns jedoch vorab vor Augen halten, daß -so die VertreterInnen der OH- kein dogmatischer Fahrplan<br />

postuliert werden kann. Schritte, die für die (Struktur-) Rekonstruktion eines Falles wichtig erscheinen, können<br />

für einen anderen völlig belanglos sein. Wichtig ist, daß die Analyse der fallspezifischen interaktiven Emergenz<br />

angepaßt werden muß, da der Forschungsprozeß trotz allem (guten Willen) einer gewissen<br />

Effektivitätsforderung, zumindest einem Ökonomie-Sachzwang, unterliegt. In diesem Zusammenhang<br />

konstatieren OAKK (1979) [hier bzgl. der Feinanalysen]:<br />

„Man sollte sich hüten, das System von neun Ebenen <strong>als</strong> starres, systematisch begründbares<br />

Klassifikationssystem zu betrachten, oder es gar einem Meßinstrument etwa in der Art eines inhaltsanalytischen<br />

Kategoriensystems gleichzusetzen. Es ist nicht mehr <strong>als</strong> ein Gerüst für eine ausschließlich qualitativ<br />

beschreibende Rekonstruktion der konkreten Äußerungen, gewissermaßen eine für den<br />

Interpreten, die ihn anhalten soll, in ausreichender Ausführlichkeit Fragen an das Material zu stellen. Es hat <strong>als</strong>o<br />

keinerlei formale Bedeutung und läßt sich auch nicht mechanisch anwenden.“(S.394)<br />

Postulate<br />

SPÖHRING (S.235ff) konstatiert sechs Postulate für den Forschungsprozeß:<br />

(1) Das „Prinzip der extensiven Auslegung des Sinnes“(ebd.) soll durch die „Entlastung vom<br />

alltagspraktischen Handlungs- und Entscheidungsdruck“(ebd.) gewährleistet werden. Es<br />

sollen möglichst unterschiedliche, kontroverse, sogar unwahrscheinliche Gesichtspunkte<br />

möglichst ausgiebig diskutiert werden.<br />

(2) Möglichst kontroverse, gar ‘streitsüchtige’ Menschen sollten in einem<br />

Gruppenzusammenhang die Bedeutungsrekonstruktion vornehmen, um möglichst ausgefeilt<br />

eine Vielzahl von Lesarten zu repräsentieren.<br />

(3) Es sollten nur vollsozialisierte, erwachsene, sprach- und handlungskompetente Mitglieder<br />

einer gesellschaftlichen Gruppe an der Interpretation teilnehmen und möglichst auch<br />

derselben wie der fallspezifischen angehören). <strong>Die</strong> InterpreteurInnen sollten nicht ‘ausgeprägt<br />

neurotisch’ und „mit der Lebenswelt, aus der das Datenmaterial stammt, möglichst gut<br />

vertraut sein“(OAKK, S.392).<br />

(4) Der ‘authentische Sinn’ soll durch eine möglichst fallidentische (Alltags-)Sprache<br />

gewährleistet werden.<br />

(5) Jedes Element eines Textes muß berücksichtigt werden, da -in<br />

psychoanalytischer Tradition- jedes Handeln <strong>als</strong> irgendwie motiviert gedeutet wird.<br />

(Beispielsweise: warum macht jemand 4 Sekunden Pause an einer bestimmten Stelle in einem<br />

Interview?)<br />

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