Erstes Valeo-Fußballturnier in Lippstadt
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Gedanken zum Besuchtwerden<br />
im Krankenhaus<br />
Christus spricht: Ich b<strong>in</strong> krank gewesen und ihr habt mich besucht (Matthäus 25, Vers 36)<br />
Vor Jahren fiel mir e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Büchle<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Hände, dass ich später<br />
oft Patient<strong>in</strong>nen und Patienten ausgeliehen und irgendwann e<strong>in</strong>mal<br />
nicht zurückerhalten habe. Es trug den Titel, ich hoffe, ich er<strong>in</strong>nere<br />
mich richtig: „Krankse<strong>in</strong> erleben und lernen.“<br />
Wie bereits der Titel verrät, g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> diesem Büchle<strong>in</strong> nicht um Be-<br />
handlung, Pflege oder Beratung, sondern um die Frage, wie Men-<br />
schen ihre Erkrankung erleben – welche Gedanken ihnen durch den<br />
Kopf gehen angesichts etwa des Schocks plötzlich aus ihrem ge-<br />
wohnten Leben herausgerissen zu se<strong>in</strong> – wie lebt es sich mit e<strong>in</strong>er<br />
möglicherweise ungewissen Zukunft und mit den sonstigen Folgen<br />
e<strong>in</strong>er Erkrankung?<br />
Während ihres Krankenhausaufenthaltes erhalten die meisten Pati-<br />
ent<strong>in</strong>nen und Patienten Besuche, sie erfahren auf diese Weise Wert-<br />
schätzung und Mitgefühl, wie sonst kaum zu anderen Gelegenhei-<br />
ten im Leben. Manchmal kommen sie aus dem Staunen nicht her-<br />
aus, wer sich alles auf den Weg gemacht hat, sie im Krankenhaus zu<br />
besuchen. Signalisieren diese Besuche doch: Da hat sich jemand ei-<br />
nen Augenblick Zeit für mich genommen – hat den Weg <strong>in</strong>s Kran-<br />
kenhaus nicht gescheut. Da ist jemand bereit, sich me<strong>in</strong>e Kranken-<br />
geschichte anzuhören. Da wird jemand me<strong>in</strong>e Ängste wahrnehmen,<br />
aber auch me<strong>in</strong>e Hoffnungen kennen lernen; wird sich mit mir freu-<br />
Auf e<strong>in</strong> WORT<br />
en über die Fortschritte, die ich mache, aber auch mit mir trauern,<br />
wenn diese ausbleiben.<br />
Und glücklicherweise s<strong>in</strong>d die meisten Besucherr<strong>in</strong>nen und Besu-<br />
cher sensibel genug zu spüren, wann der Zeitpunkt gekommen ist,<br />
den Besuch zu beenden.<br />
Für die Genesung s<strong>in</strong>d solche Besuche, glaube ich, von großer Be-<br />
deutung, e<strong>in</strong>fach, weil sie den Lebenswillen stärken und helfen, die<br />
<strong>in</strong>nere Balance wiederzuf<strong>in</strong>den. Jemand bekommt das Gefühl, nicht<br />
alle<strong>in</strong> zu stehen, sondern e<strong>in</strong>gebunden zu se<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> weites Netz<br />
von Beziehungen. E<strong>in</strong>samkeit verstärkt die Kraft- und Mutlosigkeit,<br />
die oft mit e<strong>in</strong>er Krankheit e<strong>in</strong>hergehen.<br />
Aber s<strong>in</strong>d sie nicht auch im übrigen Leben wichtig, diese kle<strong>in</strong>en<br />
Gesten, die von Herzen kommen? E<strong>in</strong> Blumenstrauß, e<strong>in</strong>e herzliche<br />
Umarmung, e<strong>in</strong> Händedruck, e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Anerkennung, e<strong>in</strong> Kompli-<br />
ment, das signalisiert, ich nehme wahr, was du tust und wofür du<br />
stehst, du bist mir wertvoll. Vielleicht sollten wir freigiebiger se<strong>in</strong> mit<br />
solchen Gesten. Das ist e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Aufwand und tut doch so gut. Es<br />
wäre doch schade, wenn wir erst krank werden müssten, um solche<br />
Erfahrungen zu machen.<br />
Rolf Gräfe, Pastor im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld<br />
September 2005 • <strong>Valeo</strong> mittendr<strong>in</strong> • 7