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26 • Valeo mittendrin • September 2005 Valeo NACHRICHTEN v.l.n.r. Krankenhausmanagerin Karin Düsterhaus, Schwester Regina Joel, Schwester Elke Münzing Regina Joel aus Tansania praktiziert im Paderborner Johannisstift „Von Krankenschwester zu Krankenschwester“ überwindet Grenzen Paderborn (mib) Schwester Regina Joel aus Tansania fühlt sich in Paderborn gut aufgehoben: „Alle meine Gastfamilien wa- ren sehr nett“, sagt sie. „Und auch im Krankenhaus St. Johan- nisstift unterstützen mich alle sehr - auch wenn die Schwestern viel zu tun haben.“ Für Schwester Regina Joel gibt es hier viel zu lernen. Die Möglich- keiten eines deutschen Krankenhauses unterscheiden sich gewaltig von denen in ihrer ostafrikanischen Heimat. So braucht es in Tansa- nia einen ganzen Monat, bis Gewebeproben ausgewertet werden. Im Johannisstift passiert die Laboranalyse noch während der Ope- ration. Die ausgebildete Krankenschwester und Hebamme will sich für die Arbeit im OP weiterqualifizieren. Die Idee dazu hatte ein deutscher Arzt im Evangelischen Missionskrankenhaus Ndolage in der Nord- westdiözese Tansanias. Zu diesem Krankenhaus gibt es im St. Johan- nisstift schon lange gute Verbindungen. Das Partnerschaftsprojekt „From Nurse to Nurse“, initiiert von der Paderborner OP-Kranken- schwester Elke Münzing, verbindet Mitarbeiter des Stiftes mit den Schwestern in Ndolage. Nach Deutschland gekommen war Regina Joel dann schließlich als Teilnehmerin eines ökumenischen Frauen- projekts der Vereinten Evangelischen Mission, die sich für das Mit- einander von Kirchen in den Erdteilen Afrika, Asien und Europa ein- setzt. Gemeinsam mit sieben weiteren Frauen aus Ruanda, dem Kon- go, Indonesien, den Philippinen und eben Tansania war Wuppertal für drei Monate ihre erste Station in unserem Land. Hier nahmen sie an Weiterbildungen zur Gesundheit, Pädagogik und Theologie teil. Zuvor war die Gruppe sechs Monate lang auf den Philippinen. Kin- derpflege, Konfliktbearbeitung oder Frauenrechte standen dort auf dem Programm. Ebenso ein Praktikum in einem philippinischem Krankenhaus. Inzwischen sind die anderen Frauen in ihre Heimatländer zurück- gekehrt. Schwester Regina Joel steht in regem E-Mail-Kontakt mit ihnen. Dies wird in Tansania etwas schwieriger werden. Dort ist das nächste Internet-Cafe zwei Autostunden von ihrem Wohn- ort entfernt!
EvKB unterstützt Selbsthilfe für türkische MitbürgerInnen Bielefeld (rio). Koordiniert durch die Bielefelder Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (BIKIS) fand in Bie- lefeld erstmals eine Gesundheitsinformationsreihe in türki- scher Sprache statt. Zunehmend mehr etablierte sich in vergangenen Jahren die Selbsthilfe auch unter türkischstämmi- gen MitbürgerInnen. Das Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB) unterstützt die Initiativen. In neun Veranstaltungen in Bielefeld, zwei davon am EvKB, konn- ten sich türkische MitbürgerInnen informieren über unterschied- liche Gesundheitsthemen. Das Spektrum umfasste allgemeine Ge- sundheitsprobleme, Diabetes, Krebserkrankungen, speziell auch Brustkrebs und andere Frauenkrankheiten bis hin zum diätetischen Kochkurs. Referentin war Dr. Gülseren Unsün, eine Ärztin aus der Türkei. Mit dem Ev. Krankenhaus Bielefeld hatten sich die veranstal- tende BIKIS und die Selbsthilfegruppe für türkische Frauen mit Ge- sundheitsproblemen einen starken Partner gesucht. Dr. Elfi Liman und Dr. Marc André Reymond engagierten sich für Veranstaltun- gen im Johannesstift und in Gilead I. „Zu unseren Treffen kommen etwa 40 bis 60 türkische Frauen,“ be- richtet Belkiz Bilgi, die Initiatorin der Veranstaltungsreihe und Ko- ordinatorin der Selbsthilfegruppe. 1997 hat sich die Gruppe ge- gründet, 2003 kam eine zweite Gruppe für türkische Frauen mit Krebserkrankungen hinzu. Bei den wöchentlichen Treffen steht die Vermittlung von Gesundheitsinformationen im Vordergrund. „Wir besuchen auch erkrankte Frauen im Krankenhaus, sprechen mit Ärzten, Schwestern und Pflegern und begleiten die Frauen manch- mal zu Beratungs- oder Unterstützungsangeboten,“ schildert Bil- gi die Aktivitäten der Gruppe. „Viele Frauen würden sich das nicht trauen, vor allem auch wegen sprachlicher Probleme.“ In Koopera- tion mit der BIKIS gab die Gruppe im vergangenen Jahr eine Infor- mationsbroschüre in türkischer Sprache heraus. Ärzte und Patienten sind Partner im Behandlungsprozess Mehr als zehn Prozent der Bevölkerung in Ostwestfalen ist türki- scher Abstammung. Insbesondere die ältere Generation, die nicht hier geboren ist, verfügt häufig noch über geringe Deutschkennt- nisse. Aus Sicht der BIKIS hat die Selbsthilfe hier eine besondere Funktion. Menschen türkischer Abstammung fehlen häufig die Kenntnisse über bestimmte Erkrankungen, die in deren Herkunfts- ländern nur eine untergeordnete Rolle spielen. Allergien, Überge- Valeo NACHRICHTEN „Viele Frauen würden sich das sonst nicht trauen“ wicht, Diabetes, bestimmte Krebs- sowie Herz-Kreislauferkrankun- gen zählen dazu. „Erst wenn die Menschen längere Zeit in Deutsch- land leben, steigt auch bei ihnen das Erkrankungsrisiko,“ stellt die BIKIS fest. „Ein Grund dafür sind die veränderten Lebensbedingun- gen und Ernährungsgewohnheiten.“ Dr. Marc André Reymond misst Initiativen wie der von Belkiz Bil- gi hohe Bedeutung zu. Ärzte und Patienten seien nach modernem Verständnis Partner im Behandlungsprozess, der mündige Patient dementsprechend gut informiert über seine Erkrankung, deren Ur- sachen und Wirkung und über den Therapieverlauf. „Wenn ein Pa- tient gegen den Arzt arbeitet, ist auch die beste Medizin machtlos,“ sagt der Privatdozent. September 2005 • Valeo mittendrin • 27
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