Biochemisches Praktikum 1 – Grundpraktikum
Biochemisches Praktikum 1 – Grundpraktikum
Biochemisches Praktikum 1 – Grundpraktikum
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THEORETISCHE<br />
GRUNDLAGEN<br />
<strong>Biochemisches</strong> <strong>Praktikum</strong> 1<br />
<strong>Grundpraktikum</strong>
Enzyme<br />
1<br />
<strong>Biochemisches</strong> <strong>Praktikum</strong> 1 <strong>–</strong> <strong>Grundpraktikum</strong><br />
Enzym-Kinetik<br />
Enzyme sind biologische Katalysatoren, die den Stoffwechsel in Zellen regulieren und organisieren.<br />
Ihre Funktion ist die Beschleunigung chemischer Reaktionen, die ohne sie unter den Bedingungen<br />
biologischer Systeme nicht in wahrnehmbarer Geschwindigkeit ablaufen würden. Manche<br />
Reaktionen werden bis zu 10 17 -fach beschleunigt, aber selbst so einfache Reaktionen wie die<br />
Hydratisierung von CO2 werden durch ein spezielles Enzym, die Carboanhydrase noch um das 10 6 -<br />
fache schneller. Auf diese Weise stellt der Organismus den vollständigen Transport von CO2 aus<br />
dem Gewebe ins Blut sicher.<br />
Die meisten bekannten Enzyme sind Proteine. Die Entdeckung katalytisch aktiver RNA-Moleküle<br />
zeigt aber, dass in der frühen Evolution auch andere Makromoleküle als Biokatalysatoren gewirkt<br />
haben können.<br />
Enzyme nehmen in der Zelle verschiedene Aufgaben war: Sie<br />
- sind verantwortlich für die Katalyse chemischer Umwandlungen bei der Synthese von Metaboliten<br />
- wandeln unterschiedliche Energieformen ineinander um (z.B. Lichtenergie in chemische<br />
Bindungsenergie bei der Photosynthese)<br />
- koppeln chemische Umsetzungen an den Energiehaushalt der Zelle<br />
- und ermöglichen endergonische Reaktionen durch ihre Kopplung an exergonische Reaktionen.<br />
Neben ihrer katalytischen Aktivität zeichnen sich Enzyme durch ihre Substratspezifität und durch<br />
ihre gute Regulierbarkeit aus. Beides ist notwendig, um die komplexen Stoffwechselvorgänge einer<br />
Zelle zu koordinieren.<br />
Die Substratspezifität eines Enzyms wird durch seinen räumlichen Aufbau bestimmt. Polypeptidketten<br />
falten sich abhängig von ihrer Primärstruktur und bilden komplexe dreidimensionale Strukturen<br />
aus. Im aktiven Zentrum eines Enzyms wird das Substrat gebunden und in die richtige räumliche<br />
Position zu den Aminosäureseitenketten gebracht, die für die Katalyse verantwortlich sind.<br />
Das Substrat wird über viele schwache Wechselwirkungen (Wasserstoff- oder Salzbrücken) gebunden.<br />
Nur wenn alle Wechselwirkungen im aktiven Zentrum aktiviert werden, ist das Substrat<br />
fest gebunden und richtig positioniert. Auf diese Weise werden unspezifische Bindungen und damit<br />
unnötige Nebenreaktionen bei der Enzymkatalyse vermieden.<br />
Je nach biologischer Aufgabe können Enzyme eine mehr oder weniger strenge Substratspezifität<br />
zeigen. Ein gutes Beispiel dafür sind proteolytische Enzyme, die Proteasen.
Proteasen katalysieren in der Zelle die Hydrolyse von Peptidbindungen<br />
2<br />
Subtilisin, eine bakterielle Protease erkennt Polypeptidketten und spaltet sie spezifisch in der Peptidbindung.<br />
Die katalytische Aktivität von Subtilisin wird dabei kaum durch die Seitenketten an der<br />
Spaltstelle beeinflusst. Im Gegensatz dazu spaltet Trypsin, ein Verdauungsenzym, Polypeptidketten<br />
nur auf der Carboxylseite von Lysin oder Argininresten. Die basischen Seitenketten dieser<br />
Aminosäuren sind notwendig, um das Substrat richtig im aktiven Zentrum zu positionieren. Eine<br />
Protease im Blutgerinnungsprozess, Thrombin, ist noch spezifischer in der Substratbindung.<br />
Thrombin spaltet nur Arginin-Glycin Bindungen, die innerhalb einer spezifischen Peptidsequenz<br />
liegen. Hier sind mehrere spezielle Seitenketten notwendig, um das Substrat im aktiven Zentrum zu<br />
positionieren und zu binden.<br />
Viele Enzyme benötigen so genannte Cofaktoren, kleine Moleküle, die für die Katalyse essentiell<br />
sind. Diese Cofaktoren können Metalle oder kleine organische Moleküle sein. Die katalytische Aktivität<br />
der alkalischen Phosphatase hängt z.B. von Zn 2+ Ionen ab. Das Chelatieren der Zn 2+ -Ionen<br />
mit EDTA führt zur Inhibition des Enzyms, gibt man wieder Zn 2+ -Ionen zu, wird die alkalische<br />
Phosphatase wieder aktiv. Organische Cofaktoren werden Coenzyme genannt. Sie leiten sich oft<br />
von Vitaminen ab. Manche dieser Coenzyme sind kovalent an das Enzym gebunden und werden als<br />
prosthetische Gruppe bezeichnet. Nicht kovalent gebundene Cofaktoren wie NADH oder FADH<br />
werden oft als Cosubstrate bezeichnet. Ein Enzym ohne seinen Cofaktor ist ein Apoenzym, das<br />
vollständig aktive Enzym nennt man Holoenzym.<br />
Auch Enzym katalysierte Reaktionen laufen nur ab, wenn die Energiebilanz der Reaktion negativ<br />
ist, die Reaktion also exergonisch verläuft und Energie frei wird (∆G < 0). Enzyme beschleunigen<br />
chemische Reaktionen dramatisch, aber sie verändern nicht das Gleichgewicht der Reaktion. Die<br />
Beschleunigung wird durch das Absenken der notwendigen Aktivierungsenergie erreicht.<br />
Die Verringerung der Aktivierungsenergie führt zu einer größeren Reaktionsgeschwindigkeit, da<br />
mehr Moleküle vorhanden sind, deren Energie zur Überschreitung der Barriere groß genug ist.<br />
Das Absenken der Aktivierungsenergie erreichen Enzyme durch die Stabilisierung eines energiereichen<br />
Übergangszustandes der Reaktion.
3<br />
Zur Stabilisierung des Übergangszustandes muss das Substrat vom Enzym im aktiven Zentrum<br />
gebunden werden. Deshalb ist die Geschwindigkeit einer Enzym-katalysierten Reaktion direkt davon<br />
abhängig, wie viele Substratmoleküle an Enzymmoleküle gebunden vorliegen. Bei einer gegebenen<br />
Enzymkonzentration hängt die Substratbindung von der Substratkonzentration ab. Sind nur<br />
wenige Substratmoleküle vorhanden, werden nur wenige aktive Zentren besetzt. Je höher die<br />
Substratkonzentration, umso mehr aktive Zentren sind besetzt und umso schneller ist der Umsatz<br />
des Substrats. Solange nicht alle aktiven Zentren der vorhandenen Enzymmoleküle ein Substrat gebunden<br />
haben, steigt die Reaktionsgeschwindigkeit mit steigender Substratkonzentration.<br />
Allerdings wird es mit steigendem Besetzungsgrad der vorhandenen Enzym-Moleküle für die neuen<br />
Substratmoleküle immer schwieriger, ein freies Enzym zu finden. Deshalb steigt die Reaktionsgeschwindigkeit<br />
nicht linear mit der Substratkonzentration. Es ergibt sich eine Sättigungskurve,<br />
die sich der maximalen Geschwindigkeit annähert. Vmax ist erreicht, wenn alle Enzym-Moleküle<br />
ein Substrat gebunden haben. Vmax/2 ist erreicht, wenn die Hälfte aller Enzym-Moleküle mit<br />
Substrat besetzt ist.<br />
Die Konzentration, bei der für ein bestimmtes Substrat Vmax erreicht wird, ist von der Affinität des<br />
Enzyms zum Substrat abhängig. Substrate, die gut von einem Enzym gebunden werden, besetzen<br />
bei geringer Konzentration die Enzym-Moleküle. Die Reaktionsgeschwindigkeit steigt wesentlich<br />
schneller bezogen auf die Substratkonzentration, als mit einem gering affinen Substrat.<br />
Die Entwicklung der Reaktionsgeschwindigkeit spiegelt damit die Affinität des Enzyms zu einem<br />
Substrat wieder.
L. Michaelis und M. Menten haben Anfang des 20. Jahrhunderts aus ihren Beobachtungen bei der<br />
Messung der Reaktionsgeschwindigkeiten von Enzym katalysierten Reaktionen als erste die<br />
Existenz eines Zwischenschritts, die Bildung des Enzym-Substrat-Komplexes, postuliert und aus<br />
der sich ergebenden Reaktionsgleichung<br />
die Definition der Michaelis(-Menten)-Konstante KM und der Reaktionsgeschwindigkeit V<br />
abgeleitet:<br />
[S] = Substratkonzentration<br />
[E] = Enzymkonzentration<br />
[ES] = Enzym-Substrat-Komplexkonzentration<br />
4<br />
Die Michaelis-Menten-Konstante KM (Einheit molL -1 ) ist die Substratkonzentration bei halbmaximaler<br />
Reaktionsgeschwindigkeit. Sie ist für jedes Substrat spezifisch und gibt an, wie hoch die Affinität<br />
von Enzym und Substrat ist. Ein kleiner KM-Wert bedeutet eine hohe Affinität, ein hoher KM<br />
Wert zeigt eine schlechte Enzym-Substrat-Bindung an.<br />
Die Bestimmung von Vmax, Vmax/2 und damit von KM ist aus einem Michaelis-Menten-Diagramm<br />
sehr ungenau. Deshalb erfolgt die Darstellung der Abhängigkeit von Geschwindigkeit und Substratkonzentration<br />
in einem so genannten Lineweaver-Burk-Diagramm. Hier werden die Kehrwerte<br />
von V gegen [S] aufgetragen, also 1/V gegen 1/[S].<br />
Es ergibt sich eine Gerade, deren Schnittpunkt mit der y-Achse 1/Vmax entspricht. Ihr Schnittpunkt<br />
mit der x-Achse ergibt <strong>–</strong>1/KM. Das Lineweaver-Burk-Diagramm ist nur eine andere Darstellung der<br />
Michaelis-Menten-Kinetik, die das Ablesen der wichtigen Werte erleichtert.<br />
Befindet sich die Substratkonzentration im Sättigungsbereich(= alle Enzyme haben ein Substrat<br />
gebunden) hängt die Reaktionsgeschwindigkeit von der Anzahl der Substratmoleküle ab, die vom<br />
Enzym pro Zeiteinheit in Produkt umgesetzt werden. Diese wird durch die Wechselzahl eines<br />
Enzyms ausgedrückt und entspricht der Geschwindigkeitskonstante k3 in obiger<br />
Reaktionsgleichung. k3 wird auch als kcat bezeichnet.
5<br />
In vivo sind Enzym katalysierte Reaktionen hoch reguliert. Die Regulation der Enzyme erfolgt über<br />
die Hemmung ihrer Aktivität. Dabei unterscheidet man drei verschiedene Formen der Enzymhemmung:<br />
- kompetitive Hemmung<br />
- nicht-kompetitive Hemmung und<br />
- un-kompetitive Hemmung.<br />
Die Kompetitive Hemmung<br />
Bei der kompetitiven Hemmung ähnelt der Inhibitor dem<br />
Substrat und wird vom Enzym im aktiven Zentrum gebunden.<br />
Der Inhibitor kann nicht umgesetzt werden, verhindert aber die<br />
Bindung des Substrats und dessen Reaktion. Eine kompetitive<br />
Hemmung ist reversibel und kann durch eine Erhöhung der<br />
Substratkonzentration überkommen werden.<br />
Das Lineweaver-Burk-Diagramm einer kompetitiven Inhibition<br />
zeigt den Einfluss des Inhibitors auf Vmax und KM. Vmax<br />
verringert sich nicht, aber der KM -Wert der Reaktion steigt. Es<br />
wird mehr Substrat benötigt im Vergleich zur Reaktion ohne<br />
Inhibitor. Für die Effektivität eines Inhibitors ist seine Affinität<br />
zum Enzym Ausschlag gebend. Da er wie das Substrat im aktiven Zentrum gebunden werden muss,<br />
beeinflusst die Stärke der Bindung die Wirkung der Inhibition. Die Inhibitorkonstante KI lässt sich<br />
wie KM aus dem Diagramm berechnen.<br />
Die nicht-kompetitive Hemmung<br />
Ein nicht-kompetitiver Inhibitor bindet nicht<br />
im aktiven Zentrum eines Enzyms, verhindert<br />
aber durch seine Bindung die<br />
Substratumsetzung. Da ein nicht-kompetitiver<br />
Inhibitor nicht mit dem Substrat konkurriert,<br />
kann er durch Erhöhung der<br />
Substratkonzentration nicht überkommen<br />
werden.<br />
Das Diagramm zeigt, dass sich der KM-Wert bei dieser Hemmung nicht verändert, aber Vmax sinkt.<br />
Die un-kompetitive Hemmung<br />
Bei der un-kompetitiven Inhibition bindet der Inhibitor nicht<br />
das Enzym, sondern den Enzym-Substrat-Komplex.<br />
Vmax wird kleiner, KM wir d größer und die Hemmung<br />
kann durch Erhöhung der Substratkonzentration nicht<br />
überkommen werden.
6<br />
Ein Sonderfall ist die irreversible nicht-kompetitive Hemmung von Enzymen. Die beteiligten<br />
Substanzen sind keine Inhibitoren im klassischen Sinn, sondern Zellgifte. Sie können wie kompetitive<br />
Inhibitoren im aktiven Zentrum binden und dieses blockieren oder wie nicht-kompetitive<br />
Inhibitoren die Bindung des Substrats oder die Umsetzung des Substrats verhindern. Da die Bindung<br />
dieser Inhibitoren irreversibel erfolgt, führen sie durch die Zerstörung der Enzymmoleküle zur<br />
dauerhaften Hemmung und damit in vielen Fällen zum Zelltod.<br />
Zyanide (Blausäure, HCN oder Zyankali, KCN) hemmen zum Beispiel eine Cytochromoxidase.<br />
Schwermetallionen (z.B. Quecksilber) reagieren mit SH-Gruppen in Proteinen und zerstören Disulfidbrücken.<br />
Auch die Wirkung mancher Antibiotika beruht auf der irreversiblen Hemmung bestimmter<br />
Enzyme, Penicillin hemmt z.B. eine bakterielle Transpeptidase und verhindert damit die<br />
Zellwandbildung.<br />
In der Medizin spielen Enzyme und ihre Regulation heute eine bedeutende Rolle. Von den ca. 1000<br />
genetischen Erkrankungen, bei denen das defekte Gen identifiziert wurde, ist in der Mehrheit eine<br />
enzymatische Funktion betroffen. Die Phenylketonurie (PKU) ist ein klassisches Beispiel für einen<br />
genetisch bedingten Enzymdefekt. Den Betroffenen fehlt ein Enzym bei der Umwandlung von<br />
Phenylalanin in Tyrosin. Nicht behandelt führt die Krankheit zu schweren Schäden im Gehirn. PKU<br />
hat eine Häufigkeit von 1 : 10000 und kann heute direkt nach der Geburt durch einen einfachen Test<br />
diagnostiziert werden.<br />
Auch in der Diagnostik vieler Krankheiten sind Enzyme häufig genutzte Marker. Leberschäden lassen<br />
sich z.B. durch Messung der Blutgerinnungsenzyme erkennen, Veränderungen in der Aktivität<br />
der Verdauungsenzyme weisen auf Pankreaserkrankungen hin und Herzinfarkte lassen sich schon<br />
vier Stunden später durch die Erhöhung herzspezifischer Enzyme erkennen. Auch bei der Behandlung<br />
vieler Krankheiten werden heute Enzymreaktionen beeinflusst. Hier spielen vor allem<br />
kompetitive Hemmstoffe eine wichtige Rolle: Hemmstoffe der Thymidin-Synthase, wie z.B. 5<strong>–</strong><br />
Fluorouracil werden in der Krebstherapie eingesetzt, Gicht wird mit Allopurinol, einem Hemmstoff<br />
der Xanthinoxidase behandelt und Sulfonamide, die in der Behandlung von Infektionskrankheiten<br />
Verwendung finden, hemmen die bakterielle Folsäuresynthese.<br />
Der Einsatz von Enzymen in Medizin und Technik und die Entwicklung wirksamer Enzym-Hemmstoffe<br />
für die Krankheitsbehandlung setzt voraus, dass die Enzyme und ihre Reaktionskinetik genau<br />
untersucht sind.<br />
Im <strong>Praktikum</strong> werden Sie an zwei einfachen Beispielen sehen, wie Enzymkinetiken gemessen und<br />
Inhibitorwirkungen untersucht werden können. Dazu werden Sie<br />
o Vmax und KM der Alkohol-Dehydrogenase (ADH) für zwei Substrate bestimmen<br />
o die Wirkung eines Inhibitors auf die Enzymaktivität der ADH testen<br />
o mit Hilfe der ADH katalysierten Reaktion den Alkoholgehalt in einer Kirsch-Likör-Praline<br />
bestimmen<br />
o und den Einfluss äußerer Parameter (pH-Wert, Temperatur, Salzkonzentration) auf die<br />
Aktivität der alkalischen Phosphatase untersuchen.
Alkohol-Dehydrogenase - ADH:<br />
7<br />
Das Enzym Alkohol-Dehydrogenase katalysiert die reversible Oxidation von Alkohol zu Acetaldehyd.<br />
CH3CH2OH + NAD + CH3CHO + NADH + H +<br />
Es kommt in Mikroorganismen wie der Hefe und in Pflanzen und Tieren vor. ADH aus Hefe unterscheidet<br />
sich in Aufbau und Funktion von ADH aus Leber. Das Hefeenzym ist 150 kDa groß, hat<br />
vier aktive Zentren und überträgt bei der alkoholischen Gärung Wasserstoff auf Acetaldehyd. Das<br />
Produkt ist Ethanol, der aus der Zelle entfernt wird. ADH in der menschlichen Leber ist 84 kDa<br />
groß und hat zwei aktive Zentren. Seine Aufgabe ist es, aufgenommenen Alkohol durch Oxidation<br />
in Acetaldehyd umzuwandeln. Acetaldehyd wird von einem weiteren Enzym dann zu Essigsäure<br />
oxidiert. Im menschlichen Körper spielt die ADH damit eine wichtige Entgiftungsfunktion.<br />
Für den Nachweis der ADH-Reaktion wird ein optischer Test verwendet. Bei der Oxidation von Alkohol<br />
zum Aldehyd wird jeweils auch ein NAD + als Elektronenakzeptor reduziert und in NADH<br />
überführt. Für jedes Molekül Aldehyd, das aus einem Molekül Alkohol entsteht wird also auch ein<br />
Molekül NAD + in NADH umgewandelt. Während die Umsetzung von Alkohol in Aldehyd nicht<br />
direkt nachweisbar ist, kann die Bildung von NADH optisch am Photometer verfolgt werden.<br />
NAD + und NADH haben ein Absorptionsmaximum bei 255 nm. NADH hat aber noch ein<br />
zusätzliches Maximum bei 345 nm. Die Zunahme der Absorption bei 345 nm ist ein direktes Maß<br />
für die Umwandlung des Alkohols.<br />
Wie oben beschrieben erhöhen Enzyme nur die Geschwindigkeit mit der eine Reaktion abläuft,<br />
verändern aber nicht das Gleichgewicht der Reaktion. Um eine kontinuierliche Umsetzung des Alkohols<br />
zu gewährleisten muss der gebildete Aldehyd aus dem Reaktionsgleichgewicht entfernt<br />
werden. Dies wird durch die Zugabe von Semicarbazid zum Reaktionspuffer erreicht. Semicarbazid<br />
reagiert mit dem Aldehyd zu einem Semicarbazon, das schwer löslich ist.<br />
Während die menschliche ADH fast alle Alkohole oxidiert, zeigt die ADH aus Hefe eine deutliche<br />
Substratspezifität. Verschiedene Alkohole werden mit unterschiedlicher Geschwindigkeit umgesetzt.<br />
Dies wird im 1. <strong>Praktikum</strong>sversuch durch Messung der Enzymkinetik mit Ethanol und 1<strong>–</strong>Propanol<br />
untersucht. Die Umsetzungsgeschwindigkeit der beiden Alkohole wird in Abhängigkeit von<br />
ihrer Konzentration gemessen, daraus je ein Lineweaver-Burk-Diagramm erstellt und Vmax und KM<br />
bestimmt.
Alkalische Phosphatase <strong>–</strong> AP<br />
Phosphatasen sind Enzyme, die Monophosphorsäureester hydrolysieren. Ihre Substrate sind Alkohole,<br />
Zucker, Phenole oder Nukleosidmonophosphate. Auch das Phosphat am 5`- Ende eines<br />
DNA-Stranges oder phosphorylierte Aminosäuren in Proteinen werden hydrolysiert.<br />
8<br />
Je nach Enzym zeigen Phosphatasen eine pH-Wert abhängige Aktivität. Es gibt saure Phosphatasen,<br />
die bei niedrigen pH-Werten maximale Reaktionsgeschwindigkeit zeigen und alkalische<br />
Phosphatasen, die im basischen Milieu optimal arbeiten.<br />
Die alkalische Phosphatase des Menschen kommt hauptsächlich in Osteoblasten im Knochenmark<br />
vor und ist wichtig für die Knochenneubildung. Das Enzym wird in der Medizin diagnostisch als<br />
Marker für Knochen- und Lebererkrankungen und als Tumormarker bei Osteosarkomen verwendet.<br />
Der Nachweis der alkalischen Phosphatase Aktivität erfolgt über die Spaltung von p-Nitrophenylphosphat.<br />
Die Bildung des gelben Nitrophenolats kann direkt durch Messung der Absorption bei 405 nm verfolgt<br />
werden.<br />
An Hand dieser Reaktion soll der Einfluss äußerer Faktoren wie z.B. des pH-Werts, der Temperatur<br />
oder der Salzkonzentration auf die Enzym-Aktivität untersucht werden.
Genomische DNA:<br />
9<br />
<strong>Biochemisches</strong> <strong>Praktikum</strong> 1 <strong>–</strong> <strong>Grundpraktikum</strong><br />
DNA-Analytik<br />
DNA ist DER Informationsspeicher in Lebewesen. Egal ob wir ein einfaches einzelliges Darmbakterium<br />
oder einen komplexen, aus vielen verschiedenen Zelltypen aufgebauten Organismus wie<br />
den Menschen betrachten <strong>–</strong> die Informationen, wie dieser Organismus aussieht, sich vermehrt,<br />
Energie gewinnt, wie seine Zellen miteinander oder der Umwelt interagieren usw. ist in seinem genetischen<br />
Material, der DNA, gespeichert. Dieser Informationsspeicher entscheidet darüber, wie,<br />
wann und wo in einer Zelle Proteine synthetisiert werden.<br />
Obwohl sich die „Menge“ und Komplexität dieses Informationsspeichers DNA je nach Organismus<br />
stark unterscheiden, sind der grundlegende Aufbau und die Struktur von DNA in jedem Organismus<br />
gleich.<br />
DNA ist ein lineares Polymer, aufgebaut aus vier verschiedenen Monomeren, die sich auf zwei<br />
Grundstrukturen, Purin und Pyrimidin, zurückführen lassen:<br />
Das Rückgrat des DNA-Polymers wird durch sich wiederholende Zucker-Phosphat-Einheiten gebildet.<br />
An jeder Zuckereinheit (Desoxyribose - Einheit) des DNA-Stranges hängt eine Base.<br />
Die Reihenfolge der Basen ist für den strukturellen Aufbau des DNA-Moleküls unerheblich, sie<br />
können entlang eines DNA-Stranges in jeder beliebigen Reihenfolge angeordnet werden.<br />
Allerdings ist für die genetische Information, die in einem DNA Molekül gespeichert sein soll, die<br />
Reihenfolge der Basen von entscheidender Bedeutung. Die Sequenz, in der die Basen innerhalb<br />
eines DNA-Strangs aufeinander folgen, ist der Code, in dem die genetische Information gespeichert<br />
wird.
10<br />
Ein DNA-Strang ist eine „direktionale“ Kette, d.h. innerhalb des linearen DNA-Moleküls gibt es eine<br />
Orientierung.<br />
Die Orientierung der DNA-Kette ergibt sich aus ihrem Synthese-Mechanismus: Das 3´-OH des<br />
letzten Nukleotids in einem DNA-Molekül wird unter di-Phosphat - Abspaltung mit dem 5´-Phosphat<br />
eines dNTP verknüpft.<br />
DNA-Sequenzen werden (wenn nicht anders angegeben) in 5´- 3´-Richtung geschrieben:<br />
5´ -ATGCTGGGCAAG....-3´<br />
In der Regel bestehen DNA-Moleküle nicht aus einem, sondern aus zwei DNA Strängen, die umeinander<br />
gewunden sind. Das Zucker-Phosphat-Rückgrat der Stränge liegt außen, die Basen weisen<br />
nach innen. Die Basen bilden spezifische Basenpaare (bp), die durch Wasserstoffbrücken zusammengehalten<br />
werden. Adenin paart mit Thymin (zwei Wasserstoffbrücken) und Guanin paart<br />
mit Cytosin (drei Wasserstoffbrücken).<br />
Es bildet sich die DNA - Doppelhelix, in der die Sequenz des einen DNA-Strangs auf Grund der<br />
Basenpaarung die Sequenz des zweiten Strangs in der Doppelhelix festlegt. Die Stränge sind von<br />
der Basensequenz komplementär, aber von ihrer Orientierung antiparallel angeordnet.
11<br />
Die Entschlüsselung des genetischen Codes und die Sequenzierung des Genoms von mittlerweile<br />
Dutzender verschiedener Organismen haben uns theoretisch die Informationen gegeben, die letztendlich<br />
zum Verstehen der Funktionsweise einer Zelle führen werden. Die reine Kenntnis der genomischen<br />
Sequenzen ist aber nicht ausreichend für ein solches Verständnis. Es ist notwendig,<br />
genomische DNA in kleine(re) Teilbereiche zu zerlegen und die Funktion dieser DNA-Abschnitte<br />
bzw. die Funktion der dort codierten Proteine zu analysieren.<br />
Für solche Analysen muss genomische DNA in möglichst homogener und reiner Form isoliert werden,<br />
sie muss in kleinere Abschnitte aufgeteilt werden können und definierte Abschnitte müssen<br />
isoliert und manipuliert werden können.<br />
Die <strong>Praktikum</strong>swoche DNA-Analytik wird in die Grundlagen der zur Analyse, Manipulation und<br />
Nutzung von DNA wichtigen Techniken einführen.<br />
Es werden Experimente zu folgenden Methoden durchgeführt:<br />
o Isolierung genomischer DNA aus verschiedenen eukaryotischen Zellen<br />
(Gewebe, Hefezellen)<br />
o Isolierung von Plasmid-DNA aus E. coli<br />
(Alkalische Lyse, Boiling Methode)<br />
o Konzentrierung von DNA durch Fällung<br />
o Auftrennung und Nachweis von DNA durch Agarosegel-Elektrophorese und SYBR Safe-<br />
Färbung<br />
o Spaltung von genomischer und Plasmid-DNA mit Restriktionsendonukleasen<br />
o Restriktionskartierung von Plasmid-DNA<br />
o Transformation von Plasmid-DNA in E. coli<br />
o Amplifikation eines DNA-Fragments durch PCR (Polymerase chain reaction)
Isolierung genomischer DNA:<br />
12<br />
Jede Zelle enthält ein bis zwei Moleküle der für den Organismus charakteristischen genomischen<br />
DNA (eukaryotische Zellen haben in der Regel zwei Kopien). Diese genomische DNA in der Zelle<br />
ist nicht „nackt“, sondern dicht be- und verpackt mit verschiedensten Proteinen (Stichwort „Chromatin“).<br />
Außerdem befindet sich in der Zelle eine Vielzahl verschiedener organischer Makromoleküle<br />
(Proteine, Lipide, Zucker usw.), die beim Aufschluss zusammen mit der DNA in den wässrigen<br />
Puffer freigesetzt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass einige der zellulären Proteine DNA<br />
zerstören können (DNasen) und bestimmte zelluläre Bestandteile oder Komponenten des Aufschlusspuffers<br />
inhibierend auf Enzyme wirken, die für die weitere Analyse und Manipulation der<br />
DNA eingesetzt werden.<br />
Methoden zur Isolierung von (genomischer) DNA umfassen drei grundlegende Schritte (die zum<br />
Teil ineinander übergehen):<br />
1. Aufschluss der Zellen<br />
2. Abtrennen von Verunreinigungen<br />
3. Konzentrierung der DNA<br />
Bei der Wahl der Methode spielen der Ausgangsorganismus und der Verwendungszweck der DNA<br />
eine entscheidende Rolle. Bakterienwände werden anders aufgeschlossen als die Zellwände von<br />
Hefen oder die Zellmembranen von Säugetierzellen.<br />
Da es sich bei genomischer DNA, egal aus welchem Organismus sie stammt, um ein sehr großes,<br />
lineares Molekül handelt, ist sie sehr empfindlich gegenüber Scherkräften. Zu heftiges, schnelles<br />
Mischen oder Pipettieren durch sehr enge Kanülen kann zum mechanischen „Zerbrechen“ (Scheren)<br />
der genomischen DNA führen. Wird hochmolekulare DNA benötigt, müssen alle Mischschritte<br />
vorsichtig durchgeführt, pipettieren durch Kanülen und auch das Präzipitieren der DNA vermieden<br />
werden.<br />
Im <strong>Praktikum</strong> soll genomische DNA aus zwei verschiedenen Quellen isoliert werden:<br />
- Maus-DNA aus einem Stück Mäuseschwanz (die Mäuse wurden NICHT für diesen <strong>Praktikum</strong>sversuch<br />
getötet!)<br />
- Hefe-DNA aus Hefezellen<br />
a) Isolierung genomischer DNA aus Gewebe:<br />
Der Aufschluss von Säugetierzellen aus Zellkulturen für die Isolierung genomischer DNA ist in<br />
der Regel einfach. Schon relativ geringe Konzentrationen an Detergenzien (TritonX100, 0,5 %,<br />
SDS, 0,1 %), Ultraschall-Behandlung oder wiederholtes Einfrieren und Auftauen in einem<br />
Hochsalz-Puffer („Freeze and Thaw“) reichen aus, um Säugetierzellen aufzubrechen und den<br />
Zellinhalt in den Puffer zu eluieren. Dabei wird meist auch der Kern aufgeschlossen und die<br />
genomische DNA liegt zusammen mit allen Zellbestandteilen im wässrigen Puffer gelöst vor.<br />
Grobe Zelltrümmer können durch Zentrifugation entfernt werden. Wasserlösliche bzw. an die<br />
genomische DNA gebundene Proteine können durch Behandlung der Lösung mit Phenol<br />
(Phenolisierung) denaturiert und entfernt werden oder durch enzymatischen Abbau mit ProteinaseK<br />
in kleine Peptide zerlegt werden. Die genomische DNA wird dann durch einen Fällungsschritt<br />
(Präzipitation) von den Verunreinigungen abgetrennt und gleichzeitig konzentriert.<br />
Bei der Isolierung von genomischer DNA aus Gewebe liegen die Zellen in einem dichten dreidimensionalen<br />
Zellverband vor, der verhindert, dass das Aufschluss-Reagenz alle Zellen<br />
schnell und gleichmäßig erreicht. Deshalb sollte der Zellverband zunächst aufgelöst werden,<br />
z.B. indem man die Probe in flüssigem Stickstoff einfriert und im gefrorenen Zustand (unter N2-<br />
Kühlung) pulverisiert. Auf diese Weise kann eine homogene Mischung der Zellen im Lysispuffer<br />
erreicht werden.
13<br />
Eine technisch einfachere, aber zeitaufwendigere Methode zum Aufschluss von Gewebe wird<br />
im <strong>Praktikum</strong> angewendet: Die Gewebeprobe wird in einem SDS-haltigen Lysispuffer zusammen<br />
mit ProteinaseK solange inkubiert, bis das Enzym alle Zellen zerstört hat und die Proteine<br />
abgebaut sind. Auf diese Weise werden Zellaufschluss und (teilweise) Abtrennung von Verunreinigungen<br />
in einem Schritt erreicht.<br />
Das für den Zellaufschluss und den Abbau der Proteine verwendete Enzym „ProteinaseK“ ist<br />
eine Subtilisin verwandte Serinprotease. ProteinaseK spaltet peptidische Bindungen X—Y,<br />
wobei X eine aliphatische, aromatische oder hydrophobe Aminosäure und Y jede beliebige<br />
Aminosäure sein kann. Diese relativ unspezifische Substratwahl erlaubt es praktisch jedes beliebige<br />
Protein mit ProteinaseK abzubauen und führt bei hohen Enzymkonzentrationen und<br />
langen Inkubationszeiten zu einem Abbau der Proteine bis hin zu den freien Aminosäuren.<br />
ProteinaseK wird weder durch zweiwertige Metallionen, noch durch Chelatoren (z.B. EDTA)<br />
gehemmt und ist aktiv über einen weiten pH (4, 0 <strong>–</strong> 12,5) und Temperaturbereich (37 <strong>–</strong> 60 °C).<br />
Seine optimale Aktivität erreicht das Enzym bei 55 °C mit 0,5 % SDS im Puffer.<br />
Gewebebestandteile, die weder durch SDS noch durch ProteinaseK zerstört werden (Haare,<br />
Knochen), können nach der enzymatischen Behandlung durch Zentrifugation abgetrennt werden.<br />
Die genomische DNA wird dann durch Fällung aus der wässrigen Lösung abgetrennt.<br />
In Gegenwart monovalenter Kationen bildet DNA in Ethanol oder Isopropanol einen unlöslichen<br />
Niederschlag.<br />
Da der Lysispuffer schon eine relativ hohe Konzentration an NaCl enthält, kann die DNA direkt<br />
durch Zugabe von Ethanol (2,5 <strong>–</strong> 3 Volumen) oder Isopropanol (0,5 <strong>–</strong> 1 Volumen) gefällt werden.<br />
Wird die DNA-Lösung vorsichtig mit dem Alkohol überschichtet, kann man die genomische<br />
DNA an der Phasengrenze präzipitieren sehen. Vorsichtiges Mischen der Phasen lässt<br />
die DNA als „Knäuel“ ausfallen. Um mit ausfallende Salze aus dem DNA-Präzipitat zu entfernen,<br />
wird das Pellet mit 70 % Ethanol gewaschen. Dieser Schritt ist insbesondere bei Isopropanol<br />
Fällungen wichtig, da auch Isopropanol Reste aus dem DNA Pellet entfernt werden<br />
(Isopropanol ist schlechter flüchtig als Ethanol und wirkt selbst in geringsten Konzentrationen<br />
stark inhibierend auf viele Enzyme). Nach dem Waschen wird der Überstand möglichst quantitativ<br />
entfernt, das Pellet für kurze Zeit an der Luft getrocknet und anschließend in H2Obidest<br />
(autoklaviert) oder Puffer gelöst. In der Regel wird für das Lösen von DNA TE 10/1-Puffer<br />
verwendet. (TE 10/1 = 10 mM Tris, pH 7,5, 1 mM EDTA). Das enthaltene EDTA komplexiert<br />
zweiwertige Kationen (z.B. Mg 2+ ), die für DNasen notwendige Kofaktoren sind.<br />
b) Isolierung genomischer DNA aus Hefezellen:<br />
Die Bäckerhefe Saccharomyces cerevisiae ist ein einzelliger Organismus, der sich sowohl als<br />
haploide Zelle (ein Chromosomensatz) als auch als diploide Zelle (doppelter Chromosomensatz)<br />
vermehren kann. Im Gegensatz zu höheren eukaryotischen Zellen oder Bakterien besitzt<br />
die Hefe zusätzlich zur Zellmembran eine dicke, zweischichtige Zellwand, die unter anderem<br />
die osmotische Stabilität der Zelle in verschiedenen wässrigen Umgebungen sicherstellt.<br />
Zellwand<br />
Diese Zellwand ist aus speziellen Proteinen, langkettigen Zuckern (β1,3<strong>–</strong>Glucan und β1,6<strong>–</strong><br />
Glucan) und Chitin aufgebaut. Die starke Vernetzung der Zucker untereinander und mit den<br />
anderen Komponenten der Zellwand stabilisiert die Zelle zusätzlich und erschwert den<br />
Aufschluss von Hefen. Die Struktur dieser Zellwand kann weder durch Behandlung mit ProteinaseK<br />
noch durch Standard - Detergenzien wie SDS aufgelöst werden.
14<br />
Um Hefezellen effizient zu lysieren, muss zunächst die kovalente Verknüpfung der Zellwandkomponenten<br />
aufgehoben werden. Dies geschieht mit speziellen Enzymen, z.B. Zymolyase,<br />
die die β1,3-Bindung in Glucose-Polymeren hydrolysieren (Zymolyase= β1,3-glucan laminaripentaohydrolase).<br />
Da hochreine Zymolyase sehr teuer ist, wird für die Isolierung von genomischer<br />
Hefe-DNA in der Regel eine nur partiell gereinigte Enzympräparation, Lyticase, verwendet,<br />
die neben der β1,3-Glucan-Hydrolase Aktivität auch noch Verunreinigungen mit anderen<br />
Enzymen (z.B. Proteasen, RNasen, DNasen) enthält.<br />
Die enzymatische Reaktion erfolgt in einem reduzierenden Milieu (β-Mercaptoethanol) und in<br />
einem Puffer (1 M Sorbitol), der die zellwandlose Hefe osmotisch stabilisiert. Auf diese Weise<br />
können die Hefe Spheroblasten (Hefezellen ohne Zellwand) nach der enzymatischen Reaktion<br />
gewaschen und so von DNase Verunreinigungen und Resten des Reduktionsmittels abgetrennt<br />
werden. Anschließend werden die Spheroblasten durch Suspension in TE 50/100 (50<br />
mM Tris, 100 mM EDTA) und Zugabe von SDS lysiert. Zur vollständigen Denaturierung vor<br />
allem der DNA gebundenen Proteine wird bei 70 °C inkubiert. Die Abtrennung der Zelltrümmer<br />
und denaturierten Proteine erfolgt durch Zugabe von Kaliumacetat. Kaliumionen bilden mit<br />
Dodecylsulfat (Anion aus SDS = Natriumdodecylsulfat) ein unlösliches Salz. Da die Dodecylsulfatmoleküle<br />
mit ihrem hydrophoben Teil an die Proteine in der Lösung binden, werden die<br />
Proteine mit dem unlöslichen Kaliumdodecylsulfat ausgefällt und lassen sich durch einfache<br />
Zentrifugation aus der DNA-Lösung abtrennen. Abschließend wird die genomische Hefe-DNA<br />
mit Isopropanol gefällt und nach Waschen mit Ethanol und Trocknen an der Luft in TE 10/1<br />
gelöst.<br />
c) Analyse genomischer DNA <strong>–</strong> Restriktionsspaltung und Auftrennung im Agarosegel<br />
Die Qualität der isolierten genomischen DNA kann grob durch Auftrennung im Agarosegel und<br />
Färbung der DNA mit SYBR Safe oder einem ähnlichen Farbstoff abgeschätzt werden.<br />
Nukleinsäuren sind innerhalb eines großen pH Bereichs negativ geladen. Ladungsträger sind<br />
die Phosphatgruppen des Zucker-Phosphat-Rückgrats der Nukleinsäure-Kette. Nukleinsäuren<br />
besitzen eine gleich bleibende Ladungsdichte, d.h. das Verhältnis von Molekulargewicht zur<br />
Ladung ist konstant. Die Wanderungsgeschwindigkeit im elektrischen Feld ist für alle Nukleinsäuren<br />
in freier Lösung, unabhängig von ihrem Molekulargewicht, gleich groß. Um unterschiedlich<br />
große Nukleinsäuren auftrennen zu können, muss die Elektrophorese in einer festen<br />
Gelmatrix erfolgen. Die Unterschiede in der Wanderungsgeschwindigkeit werden in der festen<br />
Matrix nur durch die Molekülgrößen hervorgerufen. Zwei Theorien versuchen die Wanderung<br />
von Nukleinsäuren im elektrischen Feld innerhalb einer Matrix zu erklären: Der Ogston - Sieb-<br />
Effekt geht von einer globulären Form der Nukleinsäuren in Lösung aus und erklärt die Auftrennung<br />
durch Kollisionen der hypothetischen Kugeln mit der Gelmatrix. Kleine DNA-Fragmente<br />
nehmen nach dieser Theorie nur einen geringen Raum ein (kleine Kugeln). Sie stoßen<br />
nur selten an die Gelmatrix und wandern fast ungebremst durch die Gelporen. Größere DNA-<br />
Fragmente (größere Kugeln) stoßen häufig(er) mit der Gelmatrix zusammen und werden langsamer.<br />
Die Reptationstheorie geht davon aus, dass sich die Nukleinsäure-Ketten im elektrischen<br />
Feld ausrichten und sich durch die Poren der Matrix “durchschlängeln“. Große DNA-Fragmente<br />
brauchen dazu deutlich mehr Zeit als kleinere.<br />
Die gebräuchlichste Gelmatrix zur Auftrennung von Nukleinsäuren ist Agarose. Lineare, doppelsträngige<br />
DNA-Fragmente können in einem Agarosegel relativ genau und reproduzierbar<br />
aufgetrennt werden. Dabei gibt es über einen weiten Größenbereich eine lineare Abhängigkeit<br />
zwischen dem Logarithmus der Fragmentlänge (in bp) und der Laufstrecke (in cm) im Agarosegel.<br />
Außer von der Fragmentgröße hängt die Wanderungsgeschwindigkeit von DNA hauptsächlich<br />
von der Agarose Konzentration im Gel ab. Je nach erwarteter Fragmentgröße können Agarose<br />
Konzentrationen zwischen 0,3 und 4 % verwendet werden. Da Gele mit < 0,7 % Agarose sehr<br />
schwierig zu bearbeiten sind (sehr weich und instabil) und DNA sich bei > 1,5 % Agarose nur<br />
sehr langsam in der Matrix bewegt, werden im Labor üblicherweise Gele zwischen 0,8 und<br />
1,2 % Agarose gegossen. Geringere oder höhere Konzentrationen werden nur für spezielle
15<br />
Anwendungen genutzt.<br />
Für die Auftrennung sehr kleiner DNA-Fragmente (10 <strong>–</strong> 250 bp) finden häufig Polyacrylamidgele<br />
Anwendung.<br />
Um die Größe eines unbekannten DNA-Fragments zu bestimmen, wird es gemeinsam mit einem<br />
DNA-Standard, der Fragmente von bekannter Größe enthält, auf einem Agarosegel aufgetrennt.<br />
Der Vergleich der Laufstrecken ermöglicht dann die Längenbestimmung. Mittlerweile<br />
werden verschiedene DNA-Längenstandards kommerziell angeboten, die auch für eine semiquantitative<br />
Mengenabschätzung verwendet werden können. In diesen Standards sind verschiedene<br />
DNA-Fragmente in einer definierten Konzentration enthalten. Der Vergleich der Färbungsintensität<br />
dieser Markerbanden mit der Proben-DNA erlaubt eine ungefähre Mengenbestimmung.<br />
Zur DNA-Färbung im Gel wird in der Regel Ethidiumbromid verwendet:<br />
Ethidiumbromid ist ein organischer Farbstoff, der auf Grund seiner planaren Struktur in DNA<br />
interkalieren kann. Seine aromatischen Ringe interagieren mit den heteroaromatischen Ringen<br />
der Basen. Ethidiumbromid kann durch UV-Licht (254 <strong>–</strong> 366 nm) zur Fluoreszenz angeregt<br />
werden. Der Farbstoff emittiert oranges Licht (590 nm). Die Bindung an die DNA bewirkt eine<br />
Verstärkung der Fluoreszenz. Deshalb kann Ethidiumbromid gefärbte DNA auch in Gegenwart<br />
von freiem Ethidiumbromid im Gel gut detektiert werden. Das fluoreszierende Ethidium-Kation<br />
wandert während der Elektrophorese entgegen der Wanderungsrichtung der DNA zur Kathode.<br />
Seine Fähigkeit in DNA zu interkalieren macht Ethidiumbromid zu einem starken Mutagen. Der<br />
Farbstoff wird schnell über die Haut aufgenommen und wirkt genotoxisch (kanzerogen, mutagen).<br />
Deshalb sind beim Arbeiten mit Ethidiumbromid besondere Sicherheitsvorschriften einzuhalten.<br />
Seit einigen Jahren sind Farbstoffe verfügbar, die in Zellkultur und im Tierversuch schwächer<br />
mutagen sind als Ethidiumbromid. Das in unserem <strong>Praktikum</strong> verwendete SYBR Safe gehört<br />
zu dieser Generation neuer DNA-Farbstoffe. SYBR Safe ist ein asymetrischer, DNA<br />
interagierender Cyanin-Farbstoff, der eine DNA Detektion im ng Bereich erlaubt. Der DNA-<br />
Fluoreszenzfarbstoff-Komplex absorbiert blaugrünes Licht bei einer Wellenlänge λmax = 502 nm<br />
und emittiert grünes Licht bei λmax = 530 nm. Ein weiteres, wenn auch deutlich schwächeres,<br />
Absorptionsmaximum liegt im UV-Bereich bei 280 nm. Da es sich auch hierbei um einen Stoff<br />
handelt, der an DNA bindet, ist bei der Handhabung, vergleichbar zum Ethidiumbromid,<br />
besondere Vorsicht geboten.<br />
Restriktionsendonukleasen sind Enzyme, die doppelsträngige DNA sequenzspezifisch binden<br />
und spalten (siehe unten). Die Restriktionsstellen sind zwischen 4 und 8 Basenpaare lang und<br />
meist palindromisch. Die Häufigkeit einer Restriktionsstelle in einem Genom hängt von ihrer<br />
Länge ab. In einer statistisch zusammengesetzten DNA-Sequenz kommt eine 4 bp lange Erkennungsstelle<br />
ca. alle 4 4 bp (256 bp) vor, eine 6 bp lange Erkennungssequenz kommt ca. alle<br />
4 6 bp (4096 bp) vor. Das Restriktionsenzym HaeIII mit der Erkennungssequenz 5´-GGCC-3´<br />
schneidet daher deutlich häufiger in genomischer DNA als das Enzym EcoRI mit der Erkennungssequenz<br />
5´-GAATTC-3´. Die Berechnung der Anzahl der Schnittstellen pro Genom an<br />
Hand der Länge der Erkennungssequenz ist eine rein theoretische. Das Restriktionsenzym<br />
HaeIII spaltet natürlich nicht genau alle 256 bp und die Spaltung mit EcoRI ergibt nicht nur<br />
Fragmente der Größe 4096 bp. Wird genomische DNA mit einem Restriktionsenzym gespalten<br />
erhält man eine Mischung aus allen möglichen Fragmentgrößen, die bei der Auftrennung im<br />
Agarosegel keine diskreten Banden bilden, sondern einen so genannten DNA-“Schmier“. Allerdings<br />
gibt die Länge der Erkennungssequenz einen Hinweis, ob mehr große oder mehr kleine<br />
Fragmente zu erwarten sind.
Plasmide:<br />
Plasmide sind kleine, extra-chromosomale, meist zirkuläre DNA-Moleküle, die in einigen Mikroorganismen<br />
(Bakterien, Hefen) natürlich vorkommen.<br />
16<br />
Sie können zwischen 2 und 200 kb groß sein und üben in ihren Wirtszellen verschiedene genetische<br />
Funktionen aus. Für die Analyse und Manipulation von DNA sind insbesondere bakterielle<br />
Plasmide das entscheidende Werkzeug geworden, das es ermöglicht, spezifische DNA-Fragmente<br />
in großen Mengen zu isolieren und gezielt zu untersuchen.<br />
Um in Bakterien stabil erhalten zu bleiben und sich dort zu vermehren, benötigen Plasmide lediglich<br />
zwei genetische Grundelemente:<br />
Origin<br />
Markergen<br />
- einen Origin of replication (origin) = Replikationsursprung, der vom bakteriellen Replikationsapparat<br />
erkannt wird und sicherstellt, dass das Plasmid vervielfältigt wird und<br />
- ein Gen, das dem Wirtsbakterium unter den gegebenen Lebensumständen einen Vorteil gegenüber<br />
plasmid-losen Bakterien sichert und somit den Erhalt des Plasmids in der Zellpopulation<br />
und seine Weitergabe an die Tochterzellen garantiert (Selektionsmarker).<br />
Der origin eines Plasmids ermöglicht und garantiert nicht nur die autonome Replikation des Plasmids,<br />
sondern entscheidet auch über die Kopienzahl, in der ein Plasmid in einer Bakterienzelle<br />
vorliegen kann. Je nach origin kommt das Plasmid in weniger als 20 (low-copy Plasmide) oder in<br />
weit über 100 Kopien (high-copy Plasmide) pro Bakterienzelle vor. Abhängig auch von der Gesamtgröße<br />
des Plasmids können mit bestimmten origins nahezu 1000 Kopien eines Plasmids pro<br />
Bakterium vorliegen.
17<br />
Als Selektionsmarker werden im Labor häufig Gene verwendet, die eine Antibiotikums-Resistenz<br />
vermitteln (Ampizillin-, Kanamyzin- oder Tetracyclin-Resistenz). Sie erlauben es den Plasmid tragenden<br />
Bakterien in Medien, die das entsprechende Antibiotikum enthalten, zu wachsen. Bakterien<br />
ohne das Plasmid stellen das Wachstum ein oder sterben.<br />
Eine weitere Klasse von Genen, die zur Selektion von Plasmiden eingesetzt werden können, sind<br />
so genannte Auxotrophie-Markergene. Die Wirtszelle weist bei diesem Selektionssystem einen<br />
Defekt in einem Stoffwechselgen auf, der durch das Plasmid komplementiert (geheilt) wird. Z.B.<br />
gibt es Bakterienstämme, die einen Defekt in einem Gen der Tryptophan Biosynthese aufweisen.<br />
Diese Bakterien können in Selektionsmedien, die kein Tryptophan enthalten, nicht wachsen. Wird<br />
das im Bakteriengenom defekte Gen als intakte Variante auf einem Plasmid in das Bakterium eingebracht,<br />
können alle Zellen, die das Plasmid enthalten in Trp - <strong>–</strong>Selektionsmedium wachsen.<br />
Die Möglichkeit, Fremd-DNA in ein Plasmid einzubringen und diese mit dem Plasmid in Bakterien<br />
zu vermehren, hat Plasmide zu einem wichtigen Werkzeug für die Analyse und Nutzung von DNA<br />
gemacht.<br />
So genannte Klonierungsvektoren sind Plasmide, die neben den essentiellen genetischen Elementen<br />
origin und Markergen noch eine „Multiple cloning site“ = MCS enthalten. Eine MCS enthält<br />
DNA-Sequenzen, die nur einmal im Plasmid vorkommen und von bestimmten Restriktionsenzymen<br />
(siehe unten) erkannt werden. An dieser Stelle kann das Plasmid mit dem entsprechenden<br />
Restriktionsenzym geöffnet = linearisiert werden. Dann kann an diese Stelle ein fremdes DNA-<br />
Fragment eingefügt und das Plasmid wieder geschlossen = zirkularisiert werden.<br />
Die hier beschriebene Methodik wird allgemein als DNA-Klonierung bezeichnet. Die Klonierung<br />
(das Klonen = Herstellen von identischen Kopien) ist aber erst abgeschlossen, wenn das neu zusammengesetzte<br />
Plasmid in ein Bakterium transformiert (eingeschleust) und dort vermehrt wurde.<br />
Die heutigen Verwendungsmöglichkeiten von Plasmiden gehen über das „simple“ Klonieren von<br />
spezifischen DNA-Fragmenten weit hinaus. So können Plasmide durch Einbau weiterer genetischer<br />
Elemente (Promotoren, Terminatoren, Operons, usw.) als Expressionsvektoren verwendet<br />
werden (siehe <strong>Praktikum</strong>s-Teil Proteinanalytik). Diese Expressionsvektoren können dazu verwendet<br />
werden, um gezielt bestimmte Gene in verschiedenen Organismen zu exprimieren.<br />
Ein großer Vorteil der bakteriellen Plasmide ist ihre einfache Aufreinigung. Im <strong>Praktikum</strong>sversuch<br />
soll Plasmid-DNA aus Bakterien nach zwei verschiedenen Standardprotokollen isoliert werden:<br />
- Plasmidisolierung durch „alkalische Lyse“ und<br />
- Plasmidisolierung nach der „Boiling Methode“.
Isolierung von Plasmid-DNA aus E. coli:<br />
18<br />
Zur Vermehrung und Aufreinigung von Plasmiden werden im Labor Derivate des Escherichia coli<br />
Stammes K12 verwendet. E. coli K12 ist ein sogenannter Sicherheitsstamm, dem die für die Pathogenität<br />
verantwortlichen Gene fehlen. In den letzten Jahrzehnten sind für unterschiedliche Anwendungen<br />
verschiedene Derivate dieses K12 Stammes entwickelt worden. Der hier im <strong>Praktikum</strong><br />
für die Plasmidisolierung verwendete Stamm Top10F´ (Invitrogen) ist effizient und einfach zu<br />
transformieren und wächst schnell zu hohen Dichten. Zusätzlich ist der Stamm in einem wichtigen<br />
DNA-Reparatur Protein mutiert, was zu einer erhöhten Stabilität der transformierten Fremd-DNA<br />
führt.<br />
Die Anzucht der Bakterien für die Plasmidisolierung erfolgt in Flüssig-Medium. In der Regel wird<br />
LB-Medium (Luria-Bertani), das Hefeextrakt (0,5 %), BactoTrypton (1 %) und Natriumchlorid (0,5<br />
%) enthält, verwendet. Dem Medium wird das entsprechende Antibiotikum zugesetzt (abhängig<br />
vom verwendeten Plasmid), um das Wachstum von Bakterien ohne Plasmid zu verhindern. Angeimpft<br />
wird das Medium mit einer “Einzelkolonie“, die aus einer einzelnen Bakterienzelle gewachsen<br />
ist, um sicherzustellen, dass nur Bakterien mit identischem Plasmid in der Kultur wachsen. Je<br />
nach gewünschter Ausbeute werden 5 <strong>–</strong> 500 ml Medium pro Plasmidisolierung angeimpft und 10 <strong>–</strong><br />
18 h unter Schütteln bei 37 °C inkubiert.<br />
Nachdem die Bakterienkultur die gewünschte Dichte erreicht hat, wird sie abzentrifugiert und der<br />
Überstand abgegossen.<br />
a) Isolierung von Plasmid-DNA durch alkalische Lyse:<br />
Das Bakterienpellet wird in einem Puffer (Resuspensionspuffer), der EDTA enthält, resuspendiert.<br />
EDTA komplexiert zweiwertige Kationen (Mg 2+, Ca 2+ ), die für die Stabilität der Bakterienzellwände<br />
wichtig sind. Dadurch wird die bakterielle Zellwand destabilisiert. Dem Puffer kann RNase zugesetzt<br />
werden, die in die Bakterien eindiffundiert und die bakterielle RNA degradiert. Nach kurzer<br />
Inkubationszeit wird der Suspension ein Puffer (Lysis-Puffer) zugesetzt, der SDS und NaOH enthält.<br />
SDS löst die Proteine und Phospholipide aus der Zellwand und denaturiert die Proteine. Dies<br />
führt zur Lyse der Bakterienzellen. Die im Vergleich zur genomischen DNA kleinen Plasmide<br />
gehen im wässrigen Puffer gut in Lösung. Im Gegensatz dazu ist das Bakterienchromosom von<br />
verschiedenen Proteinen gebunden und zusätzlich kovalent mit der bakteriellen Zellmembran verbunden.<br />
NaOH im Puffer denaturiert ebenfalls die Proteine und zusätzlich die Plasmid- und<br />
chromosomale DNA. Das Bakterienlysat wird durch Zugabe von saurem Kaliumacetat (Neutralisationspuffer),<br />
neutralisiert. Die kleinen Plasmide können auf Grund der räumlichen Nähe der DNA-<br />
Stränge schnell renaturieren und bleiben in Lösung. Die große chromosomale DNA renaturiert<br />
deutlich langsamer und ist außerdem mit denaturierten Proteinen assoziiert. Die Neutralisierung<br />
mit Kaliumacetat führt zur Bildung von unlöslichem Kaliumdodecylsulfat, das beim Ausfallen assoziierte<br />
Proteine und die chromosomale DNA mit präzipitiert. Auf diese Weise können mit einem<br />
Zentrifugationsschritt sowohl die genomische Bakterien-DNA als auch die meisten Proteine und<br />
die Zelltrümmer von dem im Puffer gelösten Plasmid abgetrennt werden.<br />
Die Qualität und Ausbeute der Plasmid-DNA hängt bei dieser Methode im Wesentlichen vom Lysis-Schritt<br />
ab. Für eine vollständige Freisetzung der Plasmide müssen die Bakterien vollständig<br />
lysiert werden. Dazu ist eine vollständige Durchmischung der Bakteriensuspension mit dem SDS<br />
und NaOH haltigen Puffer erforderlich. Zu heftiges Mischen durch kräftiges Schütteln oder Vortexen<br />
kann aber zum Scheren der genomischen DNA und damit zu ihrer Freisetzung in den Puffer<br />
führen. Die Fragmente genomischer DNA werden bei der Fällung mit Kaliumacetat nur unvollständig<br />
abgetrennt und führen zu einer Verunreinigung der Plasmid-Präparation mit chromosomaler<br />
DNA. Deshalb darf die Bakteriensuspension nach Zugabe von Lysis-Puffer nur vorsichtig durch<br />
wiederholtes „auf den Kopf drehen“ gemischt werden. Dieses vorsichtige Mischen wird solange<br />
wiederholt, bis die Lösung deutlich klar und zähflüssig geworden ist.<br />
Auch die Inkubationsdauer vor der Neutralisierung spielt für die Qualität der Plasmid-DNA eine<br />
wichtige Rolle. SDS und NaOH müssen eine gewisse Zeit einwirken, um Proteine und DNA zu<br />
denaturieren. Zu lange Inkubation kann aber zur Freisetzung der chromosomalen DNA und/oder<br />
zur irreversiblen Denaturierung der Plasmid-DNA führen. Die Inkubationsdauer in Lysis-Puffer<br />
sollte fünf Minuten nicht überschreiten.
19<br />
Auch nach Zugabe des Kaliumacetat-Puffers ist eine vollständige, aber vorsichtige Mischung der<br />
Komponenten notwendig. Die unlöslichen Kaliumdodecylsulfat/Protein/DNA-Komplexe fallen als<br />
dicke weiße Flocken aus. Die Mischung ist vollständig, wenn sich der Niederschlag abzusetzen<br />
beginnt und die überstehende Lösung klar wird.<br />
Das Präzipitat wird durch Zentrifugation abgetrennt, im klaren Überstand ist die Plasmid-DNA gelöst.<br />
Für viele Anwendungen, wie z.B. Restriktionsspaltungen ist die Reinheit der Plasmid-DNA<br />
ausreichend. Sie muss lediglich zur Konzentrierung mit Ethanol oder Isopropanol gefällt werden.<br />
Wird hochreine Plasmid-DNA benötigt, kann der Überstand direkt zur weiteren Aufreinigung auf<br />
spezielle Säulensysteme aufgetragen werden.<br />
b) Isolierung von Plasmid-DNA nach der Boiling Methode:<br />
Diese Methode nutzt ein Enzym zusammen mit einem milden Detergenz, um die bakteriellen Zellwände<br />
aufzuschließen. Das Bakterienpellet wird in einem Puffer (STET), der 5 % Triton X-100 enthält,<br />
resuspendiert. Dann wird eine Lysozym Lösung zugegeben. Lysozym baut die Bakterienzellwände<br />
ab und führt zur Lyse der Zellen. Nach einer kurzen Einwirkzeit wird die Suspension in ein<br />
kochendes Wasserbad gegeben. Die Hitze führt zu einer schnellen Denaturierung der Proteine<br />
und zu einer teilweisen Denaturierung der DNA. Während die kleine Plasmid-DNA in Lösung geht,<br />
wird die genomische Bakterien-DNA von den gebundenen und teilweise entfalteten Proteinen ausgefällt.<br />
Außerdem ist die genomische Bakterien-DNA kovalent an die Zellwand gebunden und fällt<br />
mit den Zelltrümmern aus. Auch hier kann in einem einzigen Zentrifugationsschritt genomische<br />
DNA, Zelltrümmer und ein großer Teil der Proteine von der gelösten Plasmid-DNA abgetrennt werden.<br />
Wichtig ist bei dieser Methode der pH-Wert des Puffers. Lysozym arbeitet erst bei einem pH-Wert<br />
von 8,0 effizient. Bei einem geringeren pH-Wert ist das Enzym deutlich inhibiert. Auch die Inkubationszeiten<br />
der einzelnen Schritte sind für eine effiziente Trennung von genomischer- und Plasmid-<br />
DNA und für eine gute Ausbeute an Plasmid-DNA von großer Bedeutung:<br />
Der enzymatische Abbau der bakteriellen Zellwände muss zu einer Lyse der Zellen führen, darf<br />
aber die Zellwände nicht völlig zerstören, da sonst die genomische DNA mit freigesetzt würde.<br />
Auch der Hitzeschritt (boiling = kochen) muss lang genug sein, um einen Großteil der Proteine zu<br />
denaturieren und die Zellen endgültig zu lysieren. Dauert die Hitzebehandlung aber zu lange, kann<br />
die genomische DNA frei gesetzt oder die Plasmid-DNA irreversibel denaturiert werden.<br />
Nach der Abtrennung der Zelltrümmer und der genomischen DNA kann die Plasmid-DNA durch<br />
Fällung mit Ethanol oder Isopropanol konzentriert werden.<br />
c) Kontrolle und Mengenabschätzung der isolierten Plasmid-DNA<br />
Während für lineare DNA-Fragmente in Agarosegel eine lineare Abhängigkeit zwischen Fragment-<br />
Länge und Laufstrecke gilt, (siehe oben) ist das Laufverhalten von zirkulären DNA-Molekülen stark<br />
abhängig von ihrer Form. Plasmid-DNA liegt in Bakterien nicht als einfaches zirkuläres Molekül<br />
vor, sondern ist zusätzlich verdrillt. Es wird zu einer Art Superhelix gewunden. Diese Form des<br />
Plasmids wird als “supercoiled“ bezeichnet. Das Molekül wird durch das zusätzliche Aufwinden<br />
kompakter, es nimmt deutlich weniger Raum ein, als ein lineares DNA Molekül mit der gleichen<br />
Länge in bp. Im Agarosegel zeigt diese dichte Form des Plasmids ein schnelleres Laufverhalten,<br />
als ausgehend von seiner Größe in bp erwartet.<br />
supercoiled Plasmid-DNA (Form 1) relaxed Plasmid-DNA (Form II)
20<br />
Um die superhelikale Verdrillung des supercoiled Plasmids aufzuheben bzw. zu entspannen, ist es<br />
ausreichend, an einer Stelle des DNA-Strangs einen Bruch in einem der beiden Phosphatrückgrate<br />
der Doppelhelix einzuführen. Das Plasmid ist immer noch ein geschlossener Zirkel, die Verdrillung<br />
wird aber über den Einzelstrangbruch aufgehoben. Das entspannte Plasmid, auch relaxed Plasmid<br />
oder offene Form II genannt, nimmt einen größeren Raum ein, als das supercoiled Plasmid, und es<br />
verhält sich in der Gelelektrophorese auch “sperriger“, als ein gleich großes lineares Fragment.<br />
Einzelstrangbrüche, so genannte “nicks“, sind bei Plasmid-Präparationen nicht zu 100 % zu<br />
vermeiden. Geringste Mengen an DNase Aktivität reichen aus, um einen signifikanten Prozentsatz<br />
einer Plasmid-Präparation von der supercoiled in die relaxed Form zu überführen.<br />
Einzelstrangbrüche können aber auch mechanisch eingeführt werden, z.B. durch Scherkräfte. Eine<br />
optimale Plasmid-Präparation nach einer der oben beschriebenen Methoden enthält < 10 % der<br />
relaxed Form des Plasmids und > 90 % der supercoiled Form.<br />
Trennt man eine solche Plasmid-DNA auf einem Agarosegel auf und vergleicht sie mit durch Restriktionsspaltung<br />
linearisierter Plasmid-DNA, ist das unterschiedliche Laufverhalten deutlich zu<br />
sehen.<br />
In der Abbildung oben ist ein solcher Vergleich gezeigt. In der mit M bezeichneten Spur ist ein linearer<br />
DNA-Längenstandard aufgetragen. In Spur 1 ist eine unbehandelte Plasmid-DNA aufgetragen,<br />
während in Spur 2 das gleiche Plasmid nach Spaltung mit einer Restriktionsendonuklease<br />
(eine Erkennungsstelle) aufgetragen wurde. Die mit * gekennzeichnete Bande entspricht der supercoiled<br />
Plasmid-DNA. Sie läuft deutlich schneller, als die in Spur 2 aufgetragene, gleich lange<br />
lineare DNA (+). Die sehr schwache mit # gekennzeichnete Bande enthält die relaxed Plasmid-<br />
DNA, die deutlich langsamer läuft, als die supercoiled oder lineare Form.<br />
Die Auftrennung einer nicht mit einem Restriktionsenzym behandelten Plasmid-DNA im Agarosegel<br />
lässt daher zwar Rückschlüsse über die Qualität der Plasmid-Präparation zu (je weniger<br />
relaxed Form, umso besser), aber sie erlaubt keinerlei Rückschlüsse auf die Größe des isolierten<br />
Plasmids. Für eine Größenbestimmung im Vergleich mit einem Längenstandard muss ein<br />
zirkuläres Plasmid erst linearisiert werden.<br />
Die Auftrennung Ihrer isolierten Plasmid-DNAs im Agarosegel dient der Abschätzung der DNA-<br />
Qualität und zusätzlich soll im Vergleich mit dem mit aufgetragenen Längenstandard und der<br />
Kontroll-DNA eine Konzentrationsabschätzung der Plasmid-Präparationen durchgeführt werden.<br />
Restriktionsendonukleasen:<br />
Die Entdeckung von Enzymen, die DNA an sequenz-spezifischen Stellen erkennen, binden und<br />
spalten, hat der Wissenschaft ein wichtiges Werkzeug zur Analyse und Manipulation von (genomischer)<br />
DNA in die Hand gegeben.<br />
Aus Zellen isolierte DNA besteht aus sehr großen Molekülen, auf denen die einzelnen Informationseinheiten<br />
(Gene) nur äußerst schwierig gezielt untersucht, verändert oder genutzt werden<br />
können. Um funktionelle Bereiche der genomischen DNA analysieren zu können, muss sie zunächst<br />
gezielt zerkleinert werden. Große DNA-Moleküle können zwar mechanisch zerbrochen<br />
werden, die Bruchstellen liegen aber zufällig über das Ursprungsmolekül verteilt und es entsteht<br />
eine heterogene Mischung an DNA-Fragmenten, von denen jedes unterschiedliche Enden hat.<br />
Restriktionsenzyme spalten DNA-Stränge an (durch die Sequenz) definierten Stellen unter Ausbildung<br />
genau definierter Enden. Damit ist es möglich, aus einem großen DNA-Molekül spezifische<br />
Fragmente herzustellen, die dann nach Größe aufgetrennt und isoliert werden können. Die Restriktionsanalyse<br />
von DNA mit verschiedenen Restriktionsenzymen ermöglicht eine erste Feincha-
21<br />
rakterisierung einer DNA und ist die Grundlage für die Isolierung und Vermehrung von DNA-Fragmenten<br />
durch Klonierung.<br />
Ursprünglich kommen Restriktionsenzyme in Bakterien vor. Sie schützen das Bakterium vor eindringender<br />
Fremd-DNA (z.B. Phagen), indem sie die Fremd-DNA zerkleinern und inaktivieren. Die<br />
eigene DNA wird durch eine Modifikation, in der Regel Methylierung einer bestimmten Base, vor<br />
der Erkennung durch Restriktionsenzyme geschützt. Die DNA-spaltende Endonuklease- und die<br />
DNA schützende Methylase-Aktivität sind in natürlich vorkommenden Restriktionsenzymen in einem<br />
Protein(-Komplex) vereinigt.<br />
Bakterielle Restriktionsenzyme haben also zwei enzymatische Aktivitäten:<br />
- sie spalten die Phosphodiesterbindung beider Stränge eines DNA-Moleküls hydrolytisch<br />
(Endonuklease-Aktivität)<br />
- und sie modifizieren DNA durch Methylierung bestimmter Basen (Methylase-Aktivität)<br />
Restriktionsenzyme lassen sich nach ihren Eigenschaften in drei verschiedene Klassen (Typ I, II<br />
und III) einordnen.<br />
Typ I Restriktionsenzyme sind komplexe Enzymsysteme, die zugleich Endonuklease und Methylase<br />
sind. Sie haben eine definierte, zweiteilige Erkennungssequenz, spalten den DNA Strang aber<br />
unspezifisch 1000 oder mehr bp von der Erkennungsstelle entfernt. Für Ihre Endonuklease-Aktivität<br />
benötigen sie ATP. Auf Grund der unspezifischen Spaltung weit von der Erkennungssequenz<br />
entfernt haben sie für die DNA-Klonierung keine Bedeutung.<br />
Typ II Restriktionsenzyme sind binäre Systeme, in denen Endonuklease-Aktivität und Methylase-<br />
Aktivität voneinander trennbar sind (befinden sich auf zwei verschiedenen Polypeptiden, die<br />
unabhängig aktiv sind). Typ II Restriktionsendonukleasen sind sehr stabile Systeme, die ATP<br />
unabhängig den DNA-Strang spalten. Ihre Erkennungsstelle ist meist 4 <strong>–</strong> 8 bp lang und in der<br />
Regel palindromisch. Die Spaltung erfolgt innerhalb oder sehr nahe der Erkennungsstelle. Dadurch<br />
entstehen DNA-Fragmente definierter Länge mit definierten Enden (siehe unten). Diese Eigenschaften<br />
machen Typ II Restriktionsenzyme zu einem wichtigen Werkzeug bei der DNA-<br />
Klonierung.<br />
Typ III Restriktionsenzyme sind wie Typ I Restriktionsenzyme sowohl Endonuklease als auch<br />
Methylase. Sie benötigen für die Spaltung ATP. Ihre Erkennungssequenzen sind 5 <strong>–</strong> 7 bp lang und<br />
asymmetrisch. Die Spaltungsstelle liegt 5 <strong>–</strong> 20 bp von der Erkennungssequenz entfernt. Der Abstand<br />
der Spaltung von der Erkennungssequenz ist für jedes Typ III Enzym eindeutig festgelegt.<br />
Es entstehen DNA-Fragmente mit definierter Länge, aber unterschiedlichen Enden. Sie spielen für<br />
die DNA-Klonierung nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Einteilung der Restriktionsenzyme:<br />
Funktion<br />
Erkennungsstelle<br />
Spaltstelle<br />
Typ I Typ II Typ III<br />
Endonuklease und<br />
Methylase<br />
zweiteilig,<br />
asymmetrisch<br />
unspezifisch, mehr als<br />
1000 bp von Erkennungsstelle<br />
entfernt<br />
Endonuklease unabhängig<br />
von Methylase<br />
4 <strong>–</strong> 8 bp, meist palindromisch<br />
innerhalb oder nahe<br />
Erkennungsstelle,<br />
Spaltung erfolgt symmetrisch<br />
ATP-Bedarf ja nein ja<br />
Endonuklease und<br />
Methylase<br />
5 <strong>–</strong> 7 bp, asymmetrisch<br />
ca. 5 <strong>–</strong> 20 bp von der<br />
Erkennungsstelle<br />
entfernt
22<br />
Die im Labor üblicherweise für DNA-Klonierung verwendeten Restriktionsenzyme Typ II spalten<br />
den DNA-Strang innerhalb der Erkennungssequenz symmetrisch. Nach der Form der gebildeten<br />
Enden lassen sich Typ II Restriktionsenzyme in drei Untergruppen einteilen.<br />
“Blunt end“ (glatte Enden) erzeugende Enzyme:<br />
Diese Enzyme spalten beide DNA-Stränge an der Symmetrieachse der Erkennungssequenz.<br />
Hae III:<br />
DNA-Fragmente mit glatten Enden können unabhängig von ihrer Sequenz miteinander verknüpft<br />
werden.<br />
“Compatible, cohesive ends“ (überhängende Enden) erzeugende Enzyme:<br />
Diese Enzyme spalten die beiden DNA-Stränge an den gleichen Orten der Symmetrieachse der<br />
Erkennungssequenz und erzeugen überhängende, einzelsträngige Enden. Schneiden die Enzyme<br />
am 5´-Ende der Erkennungssequenz entstehen 5´- überhängende ssDNA-Enden.<br />
Eco RI: 5´-NNNN- GAATTC -NNNN-3´<br />
3´-NNNN- CTTAAG -NNNN-5 ´<br />
Überhängende Enden erzeugende Restriktionsenzyme können aber auch am 3´-Ende der Erkennungssequenz<br />
spalten. Dann entstehen 3´-überhängende ssDNA-Enden.<br />
Pst I: 5´-NNNN- CTGCAG -NNNN-3´<br />
3´-NNNN- GACGTC -NNNN-5 ´<br />
DNA-Fragmente, die mit dem gleichen Restriktionsenzym erzeugt wurden, weisen alle die gleichen<br />
Enden auf, die zueinander kompatibel sind. Deshalb können diese DNA-Enden unabhängig von<br />
ihrem Ursprung miteinander verknüpft werden.<br />
Restriktionskartierung der Plasmid-DNA<br />
5´-NNNN- GGCC -NNNN-3´<br />
3´-NNNN- CCGG -NNNN-5 ´<br />
5´-NNNN- GG pCC -NNNN-3´<br />
3´-NNNN- CCp GG -NNNN-5´<br />
5´-NNNN- G pAATTC -NNNN-3´<br />
3´-NNNN- CTTAAp G -NNNN-5´<br />
5´-NNNN- CTGCA pG -NNNN-3´<br />
3´-NNNN- Gp ACGTC -NNNN-5´<br />
Die Verteilung der Restriktionsschnittstellen ist für jedes DNA-Fragment charakteristisch. Restriktionsanalysen<br />
bzw. Restriktionskartierungen können zur Charakterisierung und Identifizierung von<br />
DNA-Fragmenten verwendet werden. Dazu wird die zu untersuchende DNA mit verschiedenen<br />
Restriktionsenzymen und Kombinationen dieser Enzyme gespalten und die entstehenden DNA-<br />
Fragmente auf einem Agarosegel der Größe nach aufgetrennt. Für jede DNA wird ein spezifisches<br />
Gemisch an verschiedenen Fragmentgrößen erzeugt, die zur Erstellung einer Restriktionskarte<br />
und zur Identifizierung der DNA verwendet werden können.<br />
Im <strong>Praktikum</strong> soll die Restriktionskarte eines (Ihnen) unbekannten Plasmids für verschiedene Restriktionsenzyme<br />
erstellt werden. Dazu wird die von Ihnen im Versuch Plasmidisolierung gereinigte<br />
DNA mit drei verschiedenen Restriktionsenzymen und Kombinationen aus jeweils zwei dieser Enzyme<br />
gespalten. Je nach Anzahl der vorhandenen Erkennungsstellen wird das zirkuläre Plasmid<br />
vom Restriktionsenzym linearisiert (eine Erkennungsstelle) oder in zwei oder mehr Fragmente<br />
(zwei oder mehr Erkennungsstellen) gespalten. Die Kombination verschiedener Restriktionsenzyme<br />
wird je nach Anzahl und Lage der Schnittstellen zueinander verschiedene Fragmente er-
zeugen. Aus der Fragmentzahl und <strong>–</strong>größe in den verschiedenen Spaltungen kann die Lage der<br />
Schnittstellen zueinander bestimmt und eine Restriktionskarte erstellt werden.<br />
23<br />
Ein sehr einfaches Beispiel ist in der Grafik unten zu sehen:<br />
ungespaltenes<br />
Plasmid<br />
Eco RI<br />
Pst I<br />
4650 bp<br />
Pst I<br />
Die Spaltung des zirkulären Plasmids mit EcoRI ergibt ein lineares 4560 bp langes Fragment.<br />
Nach PstI Spaltung erhält man zwei Fragmente von 2400 bp und 2160 bp. Spaltet man gleichzeitig<br />
mit EcoRI und PstI werden drei Fragmente von 2160, 1900 und 500 bp gebildet. Aus diesen<br />
Spaltmustern lassen sich die Schnittstellen eindeutig zueinander lokalisieren:<br />
- EcoRI Spaltung → 1 Fragment ⇒ 1 Schnittstelle<br />
- PstI Spaltung → 2 Fragmente ⇒ 2 Schnittstellen<br />
Fragmentgröße 2400 bp und 2160 bp ⇒ Abstand der PstI<br />
Schnittstellen<br />
- EcoRI/PstI Spaltung→ das 2400 bp PstI Fragment verschwindet, aber es werden ein 1900<br />
und ein 500 bp Fragment gebildet (1900 + 500 = 2400). Das 2160 bp<br />
PstI-Fragment bleibt erhalten. Also muss sich die EcoRI Schnittstelle<br />
innerhalb des 2400 bp PstI Fragments befinden und zwar 500 bp von<br />
einer der PstI Erkennungsstellen entfernt.<br />
PstI<br />
4650 bp<br />
EcoRI PstI<br />
Eco RI Spaltung<br />
1 Fragmen t<br />
4560 bp<br />
PstI<br />
PstI<br />
4650 bp<br />
EcoRI<br />
Mögliche Lokalisierung der Schnittstellen<br />
Die Verwendung weiterer Restriktionsenzyme würde eine eindeutige Lokalisierung erlauben.<br />
PstI<br />
Transformation von Bakterien mit Plasmid-DNA:<br />
Pst I Spaltung<br />
2 Fragmente<br />
2400 bp<br />
2160 bp<br />
Unter Transformation versteht man in der Molekularbiologie/Biochemie das Einbringen von<br />
(Fremd-) DNA in eine Zelle. Unbehandelt nehmen die meisten Bakterienstämme DNA aus dem<br />
Medium gar nicht oder nur sehr schlecht auf. Um Plasmid-DNA effizient in Bakterien einbringen zu<br />
können, muss ihre Zellmembran permeabel gemacht werden. Die Bakterien sind dann “kompetent“<br />
für die Aufnahme von DNA.<br />
Im Wesentlichen werden heute zwei Methoden verwendet, um Bakterien zu transformieren:<br />
- Elektroporation und<br />
- Transformation chemisch kompetenter Zellen durch Hitze-Schock<br />
Bei der Elektroporation von Zellen wird durch die Pulse eines sich entladenden Kondensators für<br />
kurze Zeit ein elektrisches Feld erzeugt, durch das sich in der Zellmembran Löcher bilden, die sich<br />
schnell wieder schließen. DNA aus dem Medium kann durch diese Löcher in verschiedene Zellen<br />
(Pflanzen-, Säugetier- und Bakterienzellen) eingebracht werden.<br />
PstI<br />
4650 bp<br />
EcoRI<br />
EcoRI<br />
Pst I/ Eco RI Spaltung<br />
3 Fragmente<br />
2160 bp<br />
1900 bp<br />
500 bp<br />
PstI<br />
4650 bp<br />
PstI
24<br />
Im <strong>Praktikum</strong> werden wir chemisch kompetente Bakterienzellen durch Hitze-Schock transformieren.<br />
Um Bakterien chemisch kompetent für die DNA-Aufnahme zu machen, werden sie in der logarithmischen<br />
Wachstumsphase geerntet, schnell auf 0 °C abgekühlt und auf Eis in einem CaCl2 haltigem<br />
Puffer inkubiert. Der Mechanismus nach dem Bakterien durch Behandlung mit Ca2+ Ionen<br />
kompetent werden, ist bis heute nicht vollständig verstanden. Es gibt zwei Theorien über die Wirkung<br />
der Ca2+ Ionen. Zum einen wird vermutet, dass die Behandlung mit CaCl2 zu einer Destabilisierung<br />
der Zellmembran führt, eventuell sogar die Bildung von kleinen Poren oder Löchern in der<br />
Zellmembran verursacht. Eine andere Erklärung wäre, dass die positiv geladenen Ca 2+ Ionen die<br />
negative Ladung des DNA-Rückgrats (Phosphat-Anteil) und die negative Ladung der Lipide in der<br />
Zellmembran neutralisiert und dadurch eine Interaktion von Plasmid-DNA und Zellmembran überhaupt<br />
erst möglich wird.<br />
CaCl2 kompetente Bakterien können für längere Zeit gelagert werden, ohne ihre Kompetenz für die<br />
Plasmidaufnahme zu verlieren. Dafür müssen sie direkt nach der Behandlung mit Ca 2+ Ionen auf<br />
Eis aliquotiert (in kleine Arbeitsportionen aufgeteilt) und auf -80 °C eingefroren und gelagert werden.<br />
Für die Transformation werden die kompetenten Bakterien aufgetaut (auf Eis), mit der DNA-Probe<br />
gemischt (vorsichtig, da die Zellen sehr fragil sind) und für 20 <strong>–</strong> 40 min auf Eis inkubiert. Während<br />
dieser Inkubationsphase bindet die DNA an die Zellmembran. Die niedrige Temperatur verringert<br />
die Bewegungen innerhalb der semi-flüssigen Membran und verstärkt die Interaktion mit der DNA.<br />
Der folgende Hitze-Schock erfolgt durch kurze (1 <strong>–</strong> 2 min) Inkubation in einem 42 °C Wasserbad.<br />
Warum dieser Hitzeschock die Aufnahme der Plasmid-DNA ermöglicht oder verstärkt ist ebenfalls<br />
nicht wirklich bekannt. Möglicherweise führt die plötzliche Erhöhung der Temperatur zu einer Vergrößerung<br />
der Löcher in der Zellmembran, so dass die DNA in die Zelle eindringen kann. Es wird<br />
aber auch diskutiert, dass die Temperaturerhöhung zu einer verstärkten Bewegung der Membranbausteine<br />
führt und die DNA dadurch von der Membran aufgenommen und ins Zellinnere geschleust<br />
wird. Die abschließende Inkubation auf Eis soll zu einem Schließen der Löcher bzw. zu<br />
einer Stabilisierung der Membran führen und schließt den Transformationsprozess ab.<br />
Die optimalen Inkubationszeiten auf Eis, die Dauer des Hitzeschocks und die abschließende Inkubation<br />
auf Eis müssen für jeden Bakterienstamm optimiert werden, wenn hohe Transformationseffizienzen<br />
gebraucht werden.<br />
Chemisch kompetente Bakterienzellen sind sehr fragil. Der Transformationsprozess führt zu einer<br />
zusätzlichen Belastung der Zellen. Deshalb ist es notwendig die Zellen während der Transformation<br />
sehr vorsichtig zu behandeln (NICHT vortexen, NICHT kräftig schütteln, nur sehr vorsichtig pipettieren)<br />
und nach der Transformation für einige Zeit in einem Medium zu inkubieren das es ihnen<br />
erlaubt ihre Zellmembranen wieder zu stabilisieren bzw. zu reparieren. Bei einigen Antibiotika-Resistenzmarkern<br />
ist es außerdem notwendig, erst die Expression des Resistenzgens zu erlauben,<br />
bevor die Behandlung mit dem Antibiotikum beginnt, da seine Wirkung irreversibel ist.<br />
Polymerase Chain Reaction <strong>–</strong> PCR:<br />
Die Entwicklung der Polymerase Kettenreaktion und der Einsatz einer temperaturstabilen DNA-<br />
Polymerase bei dieser Methode haben die Arbeiten mit DNA innerhalb weniger Jahre revolutioniert.<br />
Die Möglichkeit selbst geringste Mengen DNA (theoretisch ein einzelnes Molekül) mit technisch<br />
geringem Aufwand und innerhalb kurzer Zeit spezifisch so zu amplifizieren, dass sie für Nachweis-<br />
und Analysemethoden einsetzbar ist, hat das Anwendungs-Spektrum von DNA basierten Methoden<br />
in der Analytik, Medizin und Forschung unüberschaubar gemacht.<br />
Das Prinzip der PCR kopiert auf simple Weise in vitro die Art und Weise in der in vivo DNA repliziert,<br />
d.h. vermehrt wird.<br />
Für die Verdopplung der genomischen DNA benötigt eine Zelle eigentlich nur ein einzelsträngiges<br />
DNA-Template, einen Primer, der an dieses Template hybridisiert, eine DNA-Polymerase, die von<br />
diesem Primer ausgehend den neuen Strang synthetisiert und dNTPs für den Aufbau der neuen<br />
DNA. Diese Komponenten werden bei einer PCR-Reaktion zusammenpipettiert und dann Be-
25<br />
dingungen geschaffen, die es der Polymerase ermöglichen, die Polymerisationsreaktion immer<br />
wieder durchzuführen.<br />
Als Template kann DNA aus einer beliebigen Quelle verwendet werden. Die Primer müssen komplementär<br />
zu den Enden des gewünschten DNA Fragments sein und ein freies 3´-OH haben, an<br />
das die Polymerase Nukleotide anhängen kann. Primer 1 muss an das 3´-Ende des sense-Stranges<br />
und Primer 2 an das 3´-Ende des antisense-Stranges binden. Unter den richtigen Pufferbedingungen<br />
und bei Anwesenheit von Nukleotiden kann die Polymerase von den Primern ausgehend<br />
einen neuen DNA-Strang synthetisieren.<br />
Da die Template DNA in der Regel doppelsträngig vorliegt, beginnt die Reaktion mit einem Denaturierungsschritt.<br />
Dazu wird die Template-DNA für einige Minuten auf 94 <strong>–</strong> 98 °C erhitzt. Um den<br />
Primern, 17 <strong>–</strong> 30 bp lange einzelsträngige Oligonukleotide, die Möglichkeit des Hybridisierens mit<br />
dem Template zu geben, muss der Ansatz anschließend entsprechend der Primer Zusammensetzung<br />
auf 50 <strong>–</strong> 72 °C abgekühlt werden. Da die Primer in wesentlich höherer Konzentration vorliegen<br />
als die Template-DNA, erfolgt das „Annealen“ des Primers mit dem Template schneller als<br />
die Renaturierung der einzelsträngigen DNA-Stränge. Nun kann eine DNA-Polymerase an den<br />
kurzen Doppelstrangbereich aus Template und Primer binden und die im Reaktionsansatz vorhandenen<br />
dNTPs zur Elongation des Primers verwenden. Der Einsatz einer temperaturstabilen DNA-<br />
Polymerase aus Thermus aquaticus, Taq-Polymerase, erlaubt es, den gesamten Reaktionsansatz<br />
zusammen zu pipettieren und dann nur durch Veränderung der Temperatur die einzelnen Reaktionsschritte<br />
ablaufen zu lassen.<br />
Auf Grund ihrer Herkunft aus einem thermophilen Organismus liegt die optimale Polymerisationstemperatur<br />
der Taq bei 72 °C. Das Enzym ist so temperaturstabil, dass es mehrmals in dem oben<br />
beschriebenen Temperaturzyklus aufgeheizt und wieder abgekühlt werden kann, ohne an enzymatischer<br />
Aktivität zu verlieren. Gerade diese Stabilität erlaubt es, die DNA-Synthese oftmals hin-
26<br />
tereinander in einem Reaktionsansatz ablaufen zu lassen und so eine exponentielle Amplifikation<br />
des DNA-Fragments zu erreichen.<br />
Zyklus 2 der obigen PCR-Reaktion veranschaulicht die rasche Vermehrung der Ziel-DNA.<br />
Nach dem Denaturieren liegen im 3. Zyklus vier Kopien beider Template Stränge vor und am Ende<br />
des 3. Zyklus haben sie 2 Kopien des doppelsträngigen Ziel-Fragments im Ansatz. Nach 4 Zyklen<br />
sind es 4 Moleküle, nach 5 Zyklen 8 und nach 30 Zyklen haben sie 268.435.456 Moleküle ihres<br />
Fragments.
28<br />
Im <strong>Praktikum</strong> werden wir die von Ihnen isolierte genomische Hefe-DNA als Template verwenden<br />
und ein spezifisches Gen aus der Hefe amplifizieren. Abhängig von den ausgegebenen Primern<br />
wird ein 500 <strong>–</strong> 800 bp langes Fragment aus der codierenden Sequenz dieses Gens amplifiziert.<br />
Die eingesetzte Taq-Polymerase haben entweder Sie selbst oder Ihr Parallel-Kurs während der<br />
Protein-Analytik Woche aus E. coli aufgereinigt.<br />
Optimierung von PCR-Bedingungen<br />
Die Spezifität und Effizienz einer PCR-Reaktion wird von vielen Parametern beeinflusst. Die eingesetzte<br />
Kopienzahl der Template-DNA spielt ebenso eine Rolle, wie die Länge und Basenzusammensetzung<br />
der Primer, die Konzentration der dNTPs, die Pufferzusammensetzung und die Zyklenzahl.<br />
Ausgehend von bestimmten Basisbedingungen muss eine PCR-Reaktion deshalb für verschiedene<br />
Anwendungen optimiert werden.<br />
In der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) werden hauptsächlich zwei Parameter optimiert:<br />
A) Hybridisierungs-Temperatur der Primer<br />
Entsprechend des G/C und A/T <strong>–</strong> Gehalts der Primersequenzen kann ein ungefährer<br />
Schmelzpunkt (d.h. die Temperatur, bei der 50% der Primer mit der Zielsequenz einen<br />
Doppelstrang ausbilden) berechnet werden. Dies ist ein guter Anhaltspunkt, in der Praxis muss<br />
jedoch oft die optimale Temperatur experimentell bestimmt werden. Je niedriger die<br />
Hybridisierungs-Temperatur gewählt wird, umso größer ist i.d.R. die Ausbeute. Allerdings nehmen<br />
auch die unspezifischen Amplifikationen zu, so dass in der Praxis der beste Kompromiss zwischen<br />
Ausbeute und Spezifität gesucht wird.<br />
B) Konzentration von Mg 2+ -Ionen im PCR-Reaktionsmix<br />
Magnesium-Ionen sind besonders effizient, um die negativen Ladungen der Phosphate durch<br />
Komplexierung voneinander abzuschirmen. Eine hohe Magnesium-Konzentration fördert daher die<br />
Ausbildung von doppelsträngiger DNA zwischen dem Primer und der Zielsequenz, und erhöht so<br />
die Ausbeute. Wie schon bei der Hybridisierungs-Temperatur steigen aber auch die nichtspezifischen<br />
Amplifikationen bei einer höheren Mg 2+ -Konzentration, so dass ebenfalls ein<br />
Kompromiss aus Ausbeute und Spezifität gefunden werden muss. In der Praxis werden meist<br />
Mg 2+ -Konzentrationen zwischen 1 mM und 4 mM gewählt.<br />
Des Weiteren ist Mg 2+ auch ein essentieller Ko-Faktor im aktiven Zentrum aller DNA-Polymerasen.<br />
Experiment:<br />
Der im <strong>Praktikum</strong> verwendete Thermocycler kann einen Temperaturgradienten entlang des<br />
Heizblocks während der Reaktion einstellen. Dadurch können unterschiedliche<br />
Hybridisierungstemperaturen im gleichen Lauf getestet werden. Zusätzlich werden wir zwei<br />
verschiedene Mg 2+ -Konzentrationen austesten (1 mM und 3 mM).
<strong>Biochemisches</strong> <strong>Praktikum</strong> 1 <strong>–</strong> <strong>Grundpraktikum</strong><br />
Proteine:<br />
29<br />
Protein-Analytik<br />
Wenn DNA der Speicher ist, in dem alle Informationen über den Aufbau und die Funktion einer<br />
Zelle enthalten sind, dann sind Proteine die Maschinen, die diese Informationen lesen und umsetzen.<br />
Proteine sind an nahezu allen zellulären Vorgängen beteiligt und üben dabei die verschiedensten<br />
Funktionen aus. Sie können als Katalysatoren bei Synthesen wirken, sie sind Transportvehikel<br />
zwischen Zellkompartimenten oder Zellen, sie dienen als Speicher für andere Moleküle<br />
oder leiten Signale weiter.<br />
Trotz dieser funktionellen Vielfalt ist der chemische Grundaufbau aller Proteine gleich. Sie sind lineare<br />
Polymere, die aus 20 verschiedenen Grundbausteinen, den Aminosäuren, aufgebaut werden.<br />
Die grundlegende Struktur der verschiedenen Aminosäuren ist identisch:<br />
An ein zentrales Kohlenstoffatom (α-C) sind eine Aminogruppe (-NH2), eine Carboxylgruppe<br />
(-COOH), ein Wasserstoffatom (-H) und ein für die Aminosäure charakteristischer „Rest“ (-R) gebunden.<br />
Von diesem Aufbau um ein zentrales α-C-Atom leitet sich auch der Begriff α-Aminosäure<br />
ab. Die beiden reaktiven Gruppen an den α-C-Atomen zweier Aminosäuren können miteinander<br />
reagieren und in einer Kondensationsreaktion unter Abspaltung eines Moleküls Wasser miteinander<br />
verknüpft werden. Obwohl die Ausbildung dieser Peptidbindung zwischen zwei Aminosäuren eine<br />
endogene Reaktion ist, die Energie verbraucht, sind Peptidbindungen kinetisch stabil. Die<br />
Verknüpfung vieler Aminosäuren führt zur Ausbildung einer unverzweigten Polypeptidkette. Die<br />
einzelnen Aminosäuren innerhalb einer solchen Polypeptidkette werden als Reste bezeichnet. Die<br />
beiden Enden des Polypeptidrückrats unterscheiden sich, das eine trägt eine freie Aminogruppe, das<br />
andere eine freie Carboxylgruppe. Per Definition wird das Aminoende als der Beginn der Kette<br />
betrachtet und die Aminosäuresequenz eines Polypeptids wird mit dem aminoendständigen Rest als<br />
Anfang geschrieben.<br />
Der räumliche Aufbau und damit die Funktion eines Proteins ergeben sich aus seiner Aminosäuresequenz,<br />
d.h. aus der Reihenfolge in der die einzelnen Aminosäuren in einer Polypeptidkette aufeinanderfolgen.<br />
Es können viele verschiedene funktionelle Gruppen (Alkohole, Thiole, Thioether,<br />
n
30<br />
Carbonsäuren, Carboxamide, verschiedene alkalische Gruppen) aneinander gereiht oder räumlich in<br />
unterschiedliche Kontexte gebracht werden. Die daraus resultierende Reaktivität der verschiedenen<br />
Gruppen ist von entscheidender Bedeutung für die Funktion der aktiven Zentren der Enzyme, die<br />
spezifische chemische Reaktionen katalysieren.<br />
Die Vielfalt der Proteinfunktionen wird durch ihre Fähigkeit spezifisch miteinander oder mit<br />
anderen Makromolekülen zu interagieren noch erhöht. Es können sich große Komplexe aus vielen<br />
Polypeptidketten bilden, die nur gemeinsam komplizierte Vorgänge, wie z.B. Replikation oder<br />
Transkription ausführen können. Die Kontrolle der Proteinfunktionen wird unter anderem durch die<br />
Modifikation verschiedener Aminosäurereste in einem Protein erreicht (Phosphorylierung, Acetylierung,<br />
Methylierung). Diese Modifikationen können die Reaktivität, den räumlichen Aufbau oder<br />
die Interaktion mit anderen Makromolekülen beeinflussen.<br />
Jedes Protein hat eine eigene, exakt definierte Reihenfolge, in der die Aminosäuren aneinander<br />
geknüpft sind. Diese spezifische Aminosäuresequenz eines Proteins wird als seine Primärstruktur<br />
bezeichnet und legt letztendlich die räumliche Struktur des Proteins fest. Teilbereiche innerhalb<br />
einer Polypeptidkette bilden, vorgegeben durch die Primärsequenz, klar strukturierte Elemente <strong>–</strong> α-<br />
Helix und β-Faltblatt <strong>–</strong> aus, die über Wasserstoffbrücken innerhalb der Kette oder zwischen zwei<br />
Ketten (-abschnitten) stabilisiert werden.<br />
Die α-Helices und β-Faltblatt Strukturen werden von Aminosäureresten gebildet, die in der linearen<br />
Sequenz, der Primärstruktur, nahe beieinander liegen. Sie sind über loop Bereiche (Schleifen) oder<br />
β-turns (Haarnadelkurven) miteinander verbunden und bilden die Sekundärstruktur eines<br />
Proteins. Die Interaktion der α-helikalen und β-Faltblatt Bereiche einer Polypeptidkette miteinander<br />
(vermittelt und stabilisiert über Wasserstoffbrücken, ionische Wechselwirkungen, Schwefelbrücken)<br />
resultiert in der Ausbildung der endgültigen dreidimensionalen Struktur des Polypeptids,<br />
die als seine Tertiärstruktur bezeichnet wird.
31<br />
Viele Proteine sind nicht aus einer einzelnen Polypeptidkette aufgebaut. Oft müssen zwei oder<br />
mehrere identische oder unterschiedliche Polypeptide miteinander wechselwirken, um ein<br />
funktionelles Protein zu bilden. Die Anordnung dieser Untereinheiten zueinander und ihre<br />
Wechselwirkungen innerhalb eines Proteins heißt Quartärstruktur.<br />
Proteine findet man in der Natur nie in reiner Form. Sie befinden sich in Zellen zusammen mit tausenden<br />
unterschiedlichen Proteinen und sind gemischt mit verschiedensten biologischen<br />
Makromolekülen und weiteren organischen und anorganischen Stoffen. Um die Funktion oder<br />
Struktur eines bestimmten Proteins untersuchen zu können, benötigt man es in reiner, aber aktiver<br />
Form und in relativ großen Mengen.<br />
Ein wichtiger Punkt bei der Reinigung eines Proteins ist das Ausgangsmaterial, aus dem es gewonnen<br />
werden kann und die Menge, in der es darin vorkommt. Manche Proteine liegen nur in<br />
wenigen Kopien pro Zelle vor, andere findet man nur in bestimmten Geweben oder nur zu bestimmten<br />
Zellzyklusstadien einer Zelle. Auch die Verfügbarkeit des Ausgangsmaterials hat einen<br />
großen Einfluss auf die Entwicklung einer Reinigungsstrategie. Muss das Protein aus seltenen Organismen,<br />
schwer kultivierbaren oder teuren Zellen isoliert werden, ist das Etablieren einer Reinigung<br />
deutlich schwieriger, als mit leicht und billig verfügbaren Quellen.<br />
Die Methoden der DNA Manipulation und die Informationen über die kodierende DNA-Sequenzen<br />
haben in den letzten Jahrzehnten die Möglichkeit geschaffen Proteine in “großen Mengen” durch<br />
heterologe Expression aus leicht und billig verfügbaren Quellen (z.B. Bakterien, Hefen) zu gewinnen.<br />
Dazu werden bestimmte Plasmide, sogenannte Expressionsvektoren, verwendet.<br />
Aber auch wenn das gewünschte Protein in großen Mengen in einem billigen Ausgangsmaterial zur<br />
Verfügung steht, muss es immer noch von einer Vielzahl anderer organischer und anorganischer<br />
Moleküle abgetrennt und ankonzentriert werden.<br />
Die <strong>Praktikum</strong>swoche Protein-Analytik wird Sie in die Grundlagen der heterologen Expression von<br />
Proteinen einführen und Sie mit einigen grundlegenden Methoden der Aufreinigung und des<br />
Nachweises von Proteinen bekannt machen.<br />
Es werden Experimente zu folgenden Methoden durchgeführt:<br />
o induzierte Expression in Bakterien<br />
o Aufschluss von Bakterien zur Proteingewinnung<br />
o partielle Reinigung von Proteinen durch Hitzedenaturierung<br />
o fraktionierte Fällung von Proteinen mit Ammoniumsulfat<br />
o Dialyse von Proteinlösungen<br />
o Affinitätsreinigung eines His-getaggten Proteins durch Bindung an Ni 2+ -NTA<br />
o Partielle Reinigung eines Proteins durch An- und Kationenaustauschchromatographie<br />
o Auftrennung von Proteingemischen durch SDS-Gelelektrophorese und Nachweis der Proteine<br />
durch Färbung<br />
o Konzentrationsbestimmung von Proteinlösungen
Heterologe Expression:<br />
32<br />
Die Sequenzabfolge der Aminosäuren in einem Polypeptid ist durch die kodierende Sequenz seines<br />
Genes festgelegt. Da DNA deutlich leichter zu manipulieren und zu sequenzieren ist als Polypeptidketten,<br />
war eine der großen Aufgaben der vergangenen Jahrzehnte die Zuordnung bestimmter<br />
DNA-Sequenzabschnitte eines Genoms zu den daraus resultierenden Proteinen. Mit der Information<br />
über die kodierende DNA-Sequenz eines bestimmten Proteins war gleichzeitig auch die<br />
Aminosäureabfolge im Polypeptid bekannt. Heute ist die Zuordnung von Genen zu bestimmten<br />
Proteinen auf Grund der vielen abgeschlossenen Genom-Sequenzierungsprojekte deutlich einfacher<br />
und schneller. Ist die kodierende Sequenz eines Proteins bekannt, kann man sie klonieren und mit<br />
Hilfe von Plasmiden in verschiedene Zellen einbringen.<br />
Das detaillierte Wissen über wichtige, basale zelluläre Prozesse erlaubt es uns heute Gene nicht nur<br />
auf DNA Level zu untersuchen, sondern sie auch gezielt in verschiedenen Organismen zu exprimieren.<br />
Unter Expression eines Genes (= Genexpression) versteht man die Summe der Prozesse,<br />
die in einer Zelle von der DNA-Sequenzinformation zum fertigen, funktionellen Protein führen. Im<br />
Wesentlichen sind dazu zwei basale zelluläre Prozesse notwendig:<br />
- die Transkription der DNA-Sequenz in mRNA<br />
- und die Translation der mRNA in eine Polypeptidkette.<br />
Beide Prozesse sind vor allem in Prokaryonten und niedrigen Eukaryonten sehr genau untersucht.<br />
Um eine kodierende DNA-Sequenz in mRNA zu transkribieren, müssen vor dem Startkodon und<br />
nach dem Stoppkodon bestimmte DNA Sequenzen vorhanden sein:<br />
- Der Promotor befindet sich vor dem Startkodon und ist der DNA-Abschnitt, den die RNA-<br />
Polymerase erkennt und bindet. Von ihm aus beginnt die Transkription der RNA.<br />
Promotoren sind Organismus-spezifisch. Der natürliche Promotor eines Hefegens wird in<br />
der Regel nicht vom Transkriptionsapparat eines Bakteriums oder einer humanen Zelle<br />
erkannt (und umgekehrt). Je nach Funktion des Gens sind Promotoren unterschiedlich stark<br />
(führen zur Bildung von mehr oder weniger RNA) und unterschiedlich reguliert (führen<br />
immer = konstitutiv <strong>–</strong> zur Bildung von RNA oder sind nur unter bestimmten Bedingungen<br />
aktiv = induzierbar).<br />
- Der Terminator ist nach dem Stoppkodon lokalisiert und garantiert den Stopp der<br />
Transkription am Ende des Gens.<br />
- Abhängig vom Organismus und der Genfunktion können noch verschiedene Regulationselemente,<br />
die die Induktion oder Repression des Promotors erlauben, vorhanden sein.<br />
Für eine effiziente Translation sind auf der DNA bzw. der transkribierten RNA nur wenige spezifische<br />
Elemente notwendig:<br />
- In Bakterien stellt eine purinreiche Sequenz kurz vor dem ATG-Startkodon die Erkennung<br />
der Translations-Startstelle durch die Ribosomen sicher. Diese Sequenz wird als Shine-<br />
Dalgarno-Sequenz bezeichnet.<br />
- In Eukaryonten wird in der Regel das erste ATG am 5´-Ende der mRNA als Translationsstart<br />
verwendet.<br />
- Neben der Menge an gebildeter mRNA spielen noch andere Faktoren eine Rolle für die<br />
Menge an exprimierten Protein. So ist z.B. die Stabilität der mRNA ein nicht unwichtiger<br />
Regulationsfaktor für die Expressionskontrolle.<br />
Die gezielte Expression eines Proteins erlaubt nicht nur die Analyse seiner Wirkung in einem bestimmten<br />
zellulären Kontext, sie kann auch dazu benutzt werden, um große Mengen eines Proteins<br />
herzustellen. Dazu muss die Transkription des Genes durch starke Promotoren erfolgen, die in
kurzer Zeit zur Bildung großer Mengen an mRNA führen. Diese wird dann vom Translationsapparat<br />
der Zelle in Protein “übersetzt”.<br />
33<br />
Für die Expressionsstärke eines Gens ist primär nur der Promotor verantwortlich, die transkribierte<br />
Sequenz spielt keine Rolle. Deshalb ist es möglich schwach exprimierte Gene unter die Kontrolle<br />
starker Promotoren zu stellen und sie zu überexprimieren oder z.B. humane Gene unter die Kontrolle<br />
eines bakteriellen Promoters zu klonieren und sie von Bakterien synthetisieren zu lassen.<br />
Diese heterologe Expression (Synthese eines wirtsfremden Proteins) wird häufig für die Gewinnung<br />
großer Mengen an Proteinen genutzt, die in der Herkunftsquelle nur in geringer Menge vorhanden<br />
sind, oder deren Ausgangsmaterial teuer oder schwierig zu bekommen ist.<br />
Es gibt verschiedene Expressionssysteme für die heterologe Expression (Bakterien, Hefe, Insektenzellen<br />
usw.), die am häufigsten verwendeten sind aber bakterielle Expressionssysteme.<br />
Bakterien sind für die Expression von Fremdproteinen ein beliebter Wirtsorganismus. Sie sind<br />
- einfach und billig zu kultivieren<br />
- Fremd-DNA lässt sich leicht und effizient einbringen<br />
- es existieren verschiedene, hoch effiziente bakterielle Expressionssysteme<br />
- die Zellen sind leicht aufzuschließen<br />
Wie oben beschrieben werden für die Expression neben der kodierenden DNA-Sequenz verschiedene<br />
DNA-Elemente benötigt. Diese Expressionselemente werden in Plasmide kloniert und die<br />
kodierende Gen-Sequenz wird zwischen sie eingefügt. Neben dem Replikationsstart (origin),<br />
Selektionsmarker und MCS (Mutiple Cloning Site) müssen Expressionsvektoren also noch einen<br />
Promotor und eine Terminatorsequenz enthalten. Der Promotor liegt sinnvollerweise direkt 5´ vor<br />
der MCS, der Terminator 3´ danach.<br />
Wie der obige Expressionsvektor zeigt, kann die heterologe Expression in Bakterien mit äußerst<br />
simplen Vektoren durchgeführt werden. Es können damit Proteinausbeuten im % Anteil an der Gesamtzellmasse<br />
erreicht werden.<br />
Die heterologe Expression ist aber nicht immer so einfach durchzuführen. Probleme, die auftauchen<br />
können, sind z.B.:<br />
- Toxizität des Fremd-Proteins für die Bakterien<br />
- Instabilität des Fremdproteins (Abbau durch bakterielle Proteasen)<br />
- Bildung von “Inclusion bodies”, bei zu stark exprimierten Proteinen<br />
(Inclusion bodies = Einschlusskörperchen: bestehen hauptsächlich aus falsch gefalteten,<br />
aggregierten Proteinen; entstehen, wenn das überexprimierte Protein nicht oder nur unvollständig<br />
gefaltet werden kann)<br />
In vielen Fällen können diese Schwierigkeiten durch die Verwendung induzierbarer Expressionssysteme<br />
vermieden werden. Ein induzierbares Expressionssystem erlaubt es, die Expression zu<br />
einem exakt definierten Zeitpunkt zu starten. Die Expression des Fremdproteins erfolgt dann z.B.<br />
nicht während der Wachstumsphase der Bakterien, sondern wird erst angeschaltet, wenn genügend
34<br />
Zellen vorhanden sind, um selbst bei kurzer Expressionsdauer genügend Protein zu erhalten. Bei<br />
toxischen Proteinen sterben die Zellen zwar bald nach der Induktion, bzw. stellen die Teilung ein,<br />
da aber eine große Anzahl an Zellen das Protein synthetisiert, kann man trotzdem relevante<br />
Ausbeuten erreichen. Analog kann durch eine kurzzeitige Expression der Abbau eines Proteins<br />
zumindest zum Teil vermieden werden.<br />
In der Biochemie werden heute hauptsächlich zwei induzierbare bakterielle Expressionssysteme<br />
verwendet, das Lac-Operon System und das T7 Expressionssystem.<br />
Das Lac-Operon:<br />
Die auf dem Lac-Operon basierenden Expressionsplasmide nutzen ein bakterielles Regulationssystem<br />
der Genexpression.<br />
Bakterien nutzen bevorzugt Glucose als Kohlenstoffquelle. Sie sind aber auch in der Lage andere<br />
Zucker, z.B. Laktose (Milchzucker) zu verwerten. Ohne Laktose, bei Anwesenheit von Glucose im<br />
Medium, sind die Enzyme, die für die Aufnahme und Umsetzung von Laktose gebraucht werden,<br />
nicht oder kaum exprimiert. Das Schlüsselenzym der Laktose Verwertung, β-Galactosidase (spaltet<br />
Laktose in Galactose und Glucose), ist kaum nachweisbar. Entzieht man den Bakterien die Glucose<br />
und gibt Laktose als einzige Zuckerquelle zu, steigt die Menge der β-Galactosidase Moleküle in<br />
wenigen Minuten von ~60 auf bis zu 60.000 Moleküle pro Zelle. Die Zugabe von Laktose führt also<br />
zu einer extremen Induktion der Genexpression.<br />
Diese Induktion kann theoretisch auf zwei verschiedenen Wegen erreicht werden:<br />
- Der Promotor ist ohne Laktose blockiert. Diese Repression des Promotors wird bei Laktose-<br />
Zugabe aufgehoben.<br />
- Der Promotor ist ohne Laktose schwach aktiv. In Anwesenheit von Laktose wird die Rekrutierung<br />
der bakteriellen RNA-Polymerase und damit die Expression verstärkt.<br />
Beide Formen der Genregulation sind in der Natur bekannt.<br />
Im Fall des Lac-Operons ist der Promotor in Abwesendheit von Laktose aktiv reprimiert:<br />
(Achtung: Die hier beschriebene Regulation des Lac-Operon ist eine Vereinfachung. In Wirklichkeit<br />
ist die Regulation deutlich komplexer und zum Teil noch nicht endgültig geklärt.)<br />
5’<br />
Die obige Abbildung zeigt den Aufbau des Lac-Operons. Der Lac-Promotor kontrolliert die<br />
Transkription der drei wichtigen Laktose-Stoffwechselgene LacY (Permease - aktive Aufnahme der<br />
Laktose durch die Zellmembran), LacZ (β-Galactosidase - spaltet Laktose in Galactose und Glucose)<br />
und LacA (Transacetylase <strong>–</strong> acetyliert Laktose). Sie werden als polycistronische mRNA<br />
transkribiert (eine mRNA kodiert für mehrere Polypeptidketten). Direkt nach dem 3´-Ende der<br />
3’
35<br />
kodierenden Sequenz für das LacA Gen befindet sich der Terminator, der für den Stopp der<br />
Transkription sorgt.<br />
3´ vom Promotorbereich und 5´ der kodierenden Sequenz liegt ein DNA-Abschnitt, der Operator<br />
genannt wird. An diese Operator-Sequenz kann das LacI Protein binden. Auf diese Weise blockiert<br />
es die am Promotor gebundene RNA-Polymerase, die Gene des Laktose-Stoffwechsels werden<br />
nicht transkribiert. Der Lac-Promotor ist mit gebundenem LacI Protein reprimiert, LacI ist das Repressor-Protein<br />
des Lac-Operons.<br />
Das LacI-Gen ist nicht Bestandteil des Lac-Operons, es liegt auf einem weit entfernten Bereich des<br />
bakteriellen Chromosoms.<br />
Gibt man Laktose ins Medium, gelangen einige Moleküle ins Bakterieninnere und binden an das<br />
LacI Protein. Diese Bindung führt zu einer Konformationsänderung, das LacI Protein kann nicht<br />
mehr an die Operator-Sequenz binden bzw. löst sich vom Operator.<br />
Jetzt kann die RNA-Polymerase mit der Transkription starten, die Laktose-Stoffwechselgene werden<br />
exprimiert, es gelangt mehr Laktose aus dem Medium in die Zellen (durch die Permease) und<br />
die Inhibition des LacI Repressors wird verstärkt. Gleichzeitig wird die Laktose abgebaut und ihre<br />
Konzentration im Medium und in den Zellen sinkt. Dadurch steht wieder verstärkt freier LacI Repressor<br />
zur Verfügung, bindet an den Operator und das Lac-Operon wird wieder reprimiert.<br />
Dieses Regulationssystem aus Promotor, Operator und Repressor des Lac-Operons wird in vielen<br />
Expressionsvektoren verwendet. Anstelle der Laktose Stoffwechselgene wird eine MCS eingefügt,<br />
in die ein beliebiges Gen kloniert werden kann.<br />
Da die natürliche Konzentration des LacI Repressors in der Bakterienzelle gering ist, die meisten<br />
Bakterienvektoren aber origins für hohe Plasmid-Kopienzahlen enthalten, tragen viele dieser Lac-<br />
Operon Expressionsvektoren zusätzlich eine Kopie des LacI Gens, um so die Repression des Lac-<br />
Promotors zu verstärken.
36<br />
Der hier gezeigte Vektor pGEX ist ein Beispiel für diese Expressionsvektoren. Ptac steht für den<br />
Promotor-Operator Bereich aus dem Lac-Operon. Direkt 3´ von diesem Bereich ist die kodierende<br />
Sequenz der Glutathion S-Transferase (GST) kloniert. Der Lac-Terminator ist nicht extra eingezeichnet,<br />
befindet sich aber 3´ der GST-Sequenz. lacI q ist das Gen für den LacI Repressor. Amp r<br />
steht für das Ampizillin Resistenzgen und pBR322 ori ist ein bakterieller origin, der hohe Kopienzahlen<br />
sicherstellt. Für das Induktionsexperiment im <strong>Praktikum</strong> wird unter anderen dieses Plasmid<br />
verwendet.<br />
Da Laktose vom Bakterium abgebaut wird, kann damit nur eine zeitweilige Induktion aufrecht erhalten<br />
werden (es sei denn, man gibt alle paar Stunden neue Laktose zu). Deshalb wird in der Praxis<br />
für die Induktion das Laktose-Strukturanalogon IPTG (isopropyl-beta-D-thiogalactopyranoside)<br />
verwendet.<br />
Laktose IPTG<br />
Es bindet wie Laktose an den LacI Repressor und verhindert seine Bindung an den Lac-Operator,<br />
kann aber vom Bakterium nicht abgebaut werden. Dadurch kann durch eine einmalige Zugabe von<br />
IPTG eine dauerhafte Induktion des Lac-Promotors erreicht werden.<br />
Das T7-RNA-Polymerase System:<br />
Die bakterielle RNA-Polymerase ist ein äußerst aktives Enzym, wie die hohen Induktionsraten des<br />
Lac-Operons (bis zu 1000-fach) zeigen. Allerdings ist sie im Bakterium nicht nur für die Expression<br />
des Lac-Promotors zuständig, sondern transkribiert alle vom Bakterium benötigten Gene. Deshalb<br />
ist die Expressionsstärke des Lac-Promotors letztendlich limitiert und abhängig vom Zellzyklus<br />
bzw. dem Expressionsbedarf der Bakterienzellen.<br />
Phagen RNA-Polymerasen werden durch solche Limitierungen nicht beeinflusst.<br />
Phagen (Viren, die spezifisch Bakterien als Wirtszellen befallen) infizieren Bakterienzellen, nutzen<br />
den Replikationsapparat der Bakterienzellen, um neue Kopien ihrer DNA herzustellen und den<br />
Translationsapparat der Bakterien, um ihre Hüllproteine zu synthetisieren. Die Transkription der
37<br />
Phagengene erfolgt aber häufig durch Phagen-eigene RNA-Polymerasen. Diese RNA-Polymerasen<br />
erkennen in der Regel sehr spezifisch nur den Phagenpromotor, sind äußerst aktiv und durch den<br />
Zellzyklus des Bakteriums nicht beeinflusst.<br />
Der Bakteriophage T7 besitzt eine hoch aktive RNA-Polymerase, deren Promotor Erkennungssequenz<br />
eine kurze (< 20 bp) DNA-Sequenz ist, die im Bakteriengenom nicht vorkommt.<br />
Bakteriophage T7<br />
Die Transkription durch die T7 RNA-Polymerase ist daher absolut spezifisch nur für die Proteine,<br />
die unter der Kontrolle des T7 Promotors stehen. In einem Bakterium, in dem keine T7 RNA-<br />
Polymerase vorhanden ist, werden diese Gene nicht transkribiert, sie sind (nahezu) 100 %<br />
reprimiert. Dies bietet die Möglichkeit auch Proteine, die für Bakterienzellen stark toxisch sind, in<br />
bakterielle Vektoren zu klonieren und die Plasmide in Bakterien zu amplifizieren.<br />
Um Gene unter Kontrolle des T7 Promotors exprimieren zu können, muss die T7-RNA-Polymerase<br />
im Bakterium zur Verfügung gestellt werden. Dies ist z.B. möglich, indem man das T7-RNA-<br />
Polymerase Gen auf einem induzierbaren Expressionsplasmid separat zur Verfügung stellt.<br />
Eine elegantere Methode wird heute in den biochemischen Labors genutzt. Es werden Bakterienstämme<br />
(z.B. BL21DE3) verwendet, die in ihrem Genom eine Kopie des T7-RNA-Polymerase<br />
Gens unter Kontrolle des Lac-Promotors/Operators tragen. Die Expression der T7-RNA-Polymerase<br />
ist durch den LacI Repressor unterdrückt und kann durch Zugabe von IPTG induziert werden.<br />
Dadurch wird die Expression des Zielproteins ermöglicht.<br />
Obige Abbildung (aus einem Novagen Katalog) zeigt den Aufbau dieses Expressionssystems. Da<br />
die Repression des Lac-Promotors durch den LacI Repressor nicht 100 %ig ist, tragen die Expressionsplasmide<br />
in der Regel zusätzlich die Lac-Operator-Sequenz direkt 3´ nach der T7-RNA-Polymerase<br />
Bindungssequenz. Dadurch ist ohne IPTG Zugabe auch eine basale Expression durch die<br />
wenigen, gebildeten T7-RNA-Polymerase Moleküle weitgehend unterdrückt.
Der unten gezeigte pET28 Vektor zeigt den Aufbau eines solchen T7-Expressionsplasmids:<br />
38<br />
Während das Lac-Operon basierte Expressionssystem im Prinzip in jedem Bakterienstamm verwendbar<br />
ist, erfolgt die Expression von Proteinen unter Kontrolle des T7 Promotors nur in Bakterien,<br />
die das Gen der T7-RNA-Polymerase tragen.<br />
Im <strong>Praktikum</strong> werden wir die Funktionalität der beiden oben beschriebenen<br />
Expressionssysteme untersuchen.<br />
Sie werden die Expression eines Proteins in zwei verschiedenen Bakterienstämmen durch<br />
IPTG Zugabe induzieren, nach unterschiedlichen Induktionszeiten Proben entnehmen und<br />
die Induzierbarkeit der Expression durch SDS-Gelelektrophorese analysieren.<br />
Der Vergleich der Induzierbarkeit im Bakterienstamm Top10F´ (trägt keine Kopie der T7-<br />
RNA-Polymerase) und im Stamm BL21DE3 (trägt eine Kopie der T7-RNA-Polymerase)<br />
ermöglicht die Identifizierung der beiden Expressionssysteme, ohne Informationen über das<br />
verwendete Expressionsplasmid.<br />
Elektrophoretische Trennung von Proteinen durch SDS-Gelelektrophorese<br />
Nukleinsäuren besitzen eine gleich bleibende Ladungsdichte und, mit Ausnahmen, eine einheitliche<br />
räumliche Struktur. Deshalb ist es möglich, sie in einer Matrix (Agarose, Polyacrylamid) auf Grund<br />
ihrer Beweglichkeit in einem elektrischen Feld, der Größe nach aufzutrennen.<br />
Bei Proteinen ist eine solche Auftrennung nach Größe nicht so einfach möglich. Die Ladung nativer<br />
Proteine ist zum einen abhängig von ihrer Primärsequenz (Aminosäurezusammensetzung) und zum<br />
zweiten abhängig vom pH-Wert ihrer Umgebung. Hinzu kommt, dass native Proteine keine<br />
einheitliche räumliche Struktur besitzen. Große Proteine können eine sehr kompakte, globuläre<br />
Struktur einnehmen, während kleinere Proteine auf Grund einer mehr linearen Struktur deutlich<br />
mehr Raum einnehmen können. Es ist deshalb nicht möglich, native Proteine nach ihrer Größe im<br />
elektrischen Feld zu trennen. Zwar kann man auf Grund der unterschiedlichen Ladung und der<br />
unterschiedlichen räumlichen Struktur eine Auftrennung eines nativen Proteingemisches in einem<br />
Polyacrylamidgel erreichen, aber die Laufstrecke der einzelnen Proteine erlaubt keine Aussage über<br />
ihre Größe. Da die Ladung eines Proteins Sequenz- und pH-Wert- abhängig ist, kann es passieren,
39<br />
dass einzelne Komponenten eines Proteingemisches nicht in Richtung Anode und durch die Matrix<br />
wandern, sondern Richtung Kathode.<br />
Die SDS-Gelelektrophorese löst diese beiden Probleme bei der Auftrennung von Proteinen nach<br />
Größe. SDS (Sodium dodecylsulfat, Sodium = Natrium) ist ein anionisches Detergenz.<br />
Mit seinem langen, hydrophoben Kohlenstoffkettenanteil kann das SDS-Molekül ideal mit den<br />
Seitenketten der Aminosäuren interagieren. Der geladene Sulfatanteil ist dem Lösungsmittel, Wasser,<br />
zugewandt und solubilisiert so die Polypeptidkette. Die Interaktion von SDS mit Proteinen erfolgt<br />
im Verhältnis 1,4 zu 1 (1,4 g SDS auf 1 g Protein). Die negative Ladung der Dodecylsulfationen<br />
überdeckt die Eigenladung der Proteine. Sie spielt praktisch keine Rolle mehr für die Gesamtladung<br />
des Teilchens.<br />
Vor der Elektrophorese wird das Proteingemisch in SDS-Puffer mit einem Reduktionsmittel (in der<br />
Regel β-Mercaptoethanol) erhitzt.<br />
Die Wasserstoffbrücken, die die Sekundär- und Tertiärstruktur der Proteine stabilisieren, werden<br />
aufgespalten und es entstehen weitgehend lineare Polypeptidketten, die mit Dodecylsulfat bedeckt<br />
sind. Das Reduktionsmittel dient zur Aufspaltung von Schwefelbrücken zwischen Cysteinen.<br />
Diese denaturierten Dodecylsulfat/Polypeptid-Komplexe weisen eine konstante Ladungsdichte auf<br />
(Verhältnis Ladung pro Masseeinheit ist konstant) und haben eine annähernd lineare Form. Auf<br />
diese Weise können sie in einer Matrix im elektrischen Feld nach ihrer Größe aufgetrennt werden.<br />
Die am häufigsten verwendete Gelmatrix für die Auftrennung von Proteinen ist Polyacrylamid<br />
(PAA). Je nach Anwendung werden PAA-Konzentrationen zwischen 8 und 20 % verwendet. Es<br />
können auch Gradientengele gegossen werden, die in Laufrichtung der Proteine eine steigende<br />
Konzentration aufweisen. Abhängig von der PAA-Konzentration gibt es über einen bestimmten<br />
Größenbereich eine lineare Abhängigkeit zwischen dem Logarithmus des Molekulargewichts des<br />
Proteins (in kDa) und der Laufstrecke (in cm) im PAA-Gel.<br />
Neben der Konzentration beeinflusst auch der Vernetzungsgrad des Acrylamids die Porengröße des<br />
Gels und damit die Auftrennung der Proteine. Polyacrylamid entsteht durch die radikalische<br />
Polymerisation einer wässrigen Acrylamid-Lösung in Gegenwart von Methylenbisacrylamid. Das<br />
Verhältnis von Acrylamid zu Bisacrylamid entscheidet über den Vernetzungsgrad der Acrylamidketten<br />
und damit auch mit über die Porengröße des Gels.
40<br />
Als Radikalstarter der Polymerisation wird Ammoniumperoxidisulfat eingesetzt, TEMED dient als<br />
Moderator der Reaktion:<br />
Der Zerfall des Peroxidisulfats initiiert die Radikalreaktion und das Kettenwachstum:<br />
Durch das Bisacrylamid wird eine Verknüpfung der Acrylamidpolymere erreicht. Es entsteht eine<br />
Art Netz:<br />
In SDS-Gelen können Proteine von 5 bis 800 kDa aufgetrennt werden. Da Polyacrylamid klar und<br />
farblos ist, können die Proteine direkt im Gel mit den verschiedensten Chemikalien gefärbt werden.<br />
Eine Standardmethode, um Proteine im PAA-Gel nachzuweisen, ist die Färbung mit Coomassie-<br />
Brilliant-Blau. Dieser Triphenylmethanfarbstoff wurde ursprünglich für die Färbung von Seide und<br />
Wolle verwendet (Achtung! Färbt sehr effizient und dauerhaft verschiedene Kleidungsstoffe, aber<br />
auch die Proteine der Haut!)<br />
Coomassie-Brilliant-Blau
41<br />
Im sauren Milieu bildet die unprotonierte, anionische Sulfonatform des Farbstoffs unspezifische<br />
Komplexe mit Proteinen. Der Farbstoff interagiert dabei mit kationischen und nichtpolaren, hydrophoben<br />
Seitenketten. Am stärksten ist seine Interaktion mit Arginin, weniger stark interagiert er mit<br />
Lysin>Histidin>Tryptophan>Tyrosin>Phenylalanin.<br />
Je nach Aminosäurezusammensetzung können damit 100 ng <strong>–</strong> 1 µg Protein noch deutlich nachgewiesen<br />
werden. Für die Färbung wird das PAA-Gel in einer Coomassie-Lösung in Essigsäure<br />
geschwenkt und nach ca. einer Stunde das überschüssige Coomassie mit reiner 10 % Essigsäure<br />
wieder ausgewaschen. Die PAA-Matrix wird klar und nur die Proteinbanden bleiben gefärbt.<br />
Die diskontinuierliche SDS-Gelelektrophorese:<br />
In einem einfachen SDS-Gel hängt die Trennschärfe stark von der Konzentration und Zusammensetzung<br />
der Probe und zum Teil auch vom Probenvolumen ab. In hoch konzentrierten Proben kann<br />
es zur Aggregation von Polypeptidketten und dadurch zu einer Unschärfe der Banden kommen.<br />
Zudem wird die Bandenbreite auch vom Probenvolumen mit beeinflusst, je höher das Volumen,<br />
umso breiter die Bande. Diese beiden negativen Einflüsse können durch die Verwendung einer<br />
diskontinuierlichen SDS-Gelelektrophorese vermieden werden.<br />
Das SDS-Gel ist hier aus zwei Schichten, einem Sammel- und einem Trenngel, aufgebaut. Das<br />
Sammelgel ist niedrigprozentig und damit weitporig, die Proteine werden durch die Gelmatrix<br />
kaum beeinflusst. Das Trenngel ist höherprozentig und damit engmaschig und trennt die Proteine<br />
nach der Größe.<br />
Außerdem werden zwei verschiedene Puffer kombiniert:<br />
Das Sammelgel ist mit einem Tris HCl-Puffer auf pH 6,8 eingestellt. Der auf das Gel aufgebrachte<br />
Kathodenpuffer besteht aus Tris/Glycin. Beim Start der Elektrophorese wandern die im Gel<br />
vorhandenen Chlorid-Ionen und die Proteine zur Anode. Durch die vom pH-Wert unabhängige Ladung<br />
und die geringe Größe hat Chlorid eine sehr hohe Mobilität und wandert vor den Proteinen.<br />
Als Ersatz für die abgewanderten Chlorid-Ionen folgt Glycin aus dem Kathodenpuffer, das bei pH<br />
6,8 größtenteils protoniert als Zwitterion vorliegt. Dadurch sinkt im Bereich ohne Chlorid-Ionen die<br />
Leitfähigkeit des Sammelgels und die elektrische Feldstärke nimmt zu. Das starke elektrische Feld<br />
beschleunigt die Proteine bis an die von den Chlorid-Ionen vorgegebene Grenze. An dieser Stelle<br />
des Sammelgels fällt die Feldstärke durch die hohe Leitfähigkeit des Chlorids ab. Die<br />
Proteine werden wieder abgebremst und sammeln sich in schmalen Banden entsprechend ihrer<br />
elektrophoretischen Mobilität, die zwischen der des Cl - und der des Glycin liegt. Die Proteine<br />
werden also entsprechend ihrer elektrophoretischen Mobilität vorsortiert (vermindert Aggregation)
und in eine schmale Bande fokussiert (verringert Einfluss des Probenvolumens).<br />
42<br />
Das Trenngel ist engporig und mit einem Tris HCl-Puffersystem auf pH 8,8 eingestellt. Die<br />
Proteine treten, in einem engen Bereich fokussiert, nach den Chlorid- und vor den Glycin-Ionen in<br />
das Trenngel ein. Bei pH 8,8 liegt Glycin stärker deprotoniert vor, erreicht eine höhere Mobilität als<br />
die Proteine und wandert vorbei. Der „schiebende" Effekt, den Glycin im Sammelgel durch die<br />
schlechte Leitfähigkeit und die dadurch hervorgerufene hohe Feldstärke hatte, fällt weg. Das elektrische<br />
Feld, das die Proteine umgibt, ist durch den homogenen Puffer konstant. Die Geschwindigkeit<br />
wird jetzt von der Größe der Proteine bestimmt. Durch die geringere Porenweite des Trenngels<br />
erhöht sich der Einfluss des Reibungswiderstands auf die Geschwindigkeit. Je größer ein Protein ist,<br />
desto geringer ist die Strecke, die es pro Zeiteinheit zurücklegt.<br />
Diese Form der diskontinuierlichen SDS-Gelelektrophorese werden Sie im <strong>Praktikum</strong> für die Analyse<br />
der induzierten Expression und für die Kontrolle der Proteinreinigung einsetzen.<br />
Proteinreinigung<br />
Unabhängig davon, ob ein Protein aus einer natürlichen Quelle oder nach Überexpression aus einem<br />
geeigneten Expressionssystem gewonnen wird, befindet es sich in der Regel in Zellen zusammen<br />
mit tausenden anderen Makromolekülen. In den seltensten Fällen kann ein Protein direkt aus solch<br />
einem Gemisch analysiert werden, es muss erst von den anderen Zellbestandteilen abgetrennt<br />
werden.<br />
Die wichtigste Frage, die vor Beginn einer Reinigung geklärt sein muss, ist die Detektion des Zielproteins.<br />
In einem Überexpressionssystem wird das Protein oft so stark exprimiert, dass eine<br />
Färbung im PAA-Gel das Zielprotein als prominenteste Bande einer bestimmten Größe detektierbar
43<br />
macht. Ist das Protein nicht einfach auf Grund seiner Menge erkennbar, wird ein Assay benötigt,<br />
mit dem die Fraktionen, die das Zielprotein enthalten, bestimmt werden können. Für die Detektion<br />
können z.B. enzymatische Aktivitäten des Proteins, DNA- oder RNA-Bindung, Interaktion mit<br />
bestimmten Reagenzien oder Antikörper genützt werden.<br />
Da es heute relativ einfach ist DNA zu manipulieren, kann ein Protein auch durch spezifische Tags<br />
modifiziert werden, die eine Detektion (z.B. mit Antikörpern gegen den Tag) möglich machen.<br />
Solche Tags können auch zur spezifischen Reinigung eines Proteins verwendet werden (siehe<br />
unten).<br />
Eine Reinigungsstrategie für ein bestimmtes Protein rein theoretisch, ohne Vorversuche zu entwickeln,<br />
ist praktisch nicht möglich. Zu viele verschiedene Parameter können einzelne Schritte beeinflussen.<br />
Deshalb müssen Reinigungsprotokolle für jedes Protein neu etabliert werden. Man kann<br />
aber ausgehend vom Ausgangsmaterial, gewünschter Menge, erforderlichem Reinheitsgrad,<br />
Stabilität und spezifischen Eigenschaften des Proteins eine gewisse Vorauswahl der möglichen<br />
Methoden treffen, die dann getestet werden müssen.<br />
Reinigung der Taq-Polymerase:<br />
Das im <strong>Praktikum</strong> zu reinigende Protein, die Taq-Polymerase aus Thermus aquaticus, ist in verschiedener<br />
Hinsicht ein Sonderfall. Thermus aquaticus gehört zu den thermophilen (Wärme<br />
liebenden) Bakterien und lebt in heißen Quellen und Geysiren beispielsweise im Yellowstone-<br />
Nationalpark. Die Umgebungstemperatur in diesen Quellen liegt bei etwa 50-80 °C. Die Taq<br />
Polymerase ist daher sehr unempfindlich gegen höhere Temperaturen (die maximale enzymatische<br />
Aktivität der Taq liegt bei 72 °C) und es muss während der Reinigung nicht permanent auf Kühlung<br />
geachtet werden. Wie sie sehen werden, kann man sogar “Hitzedenaturierung“ bei einem<br />
temperatur-stabilen Protein zur Abtrennung anderer Proteine einsetzen.<br />
Die Taq-Polymerase wurde mit dem T7-Expressionssystem im Bakterienstamm BL21DE3 (E. coli)<br />
überexprimiert. Außerdem wurde die Taq Polymerase mit einem His-Tag versehen, der eine<br />
Affinitätsreinigung durch Bindung an Ni 2+ -Agarose erlaubt (siehe unten).<br />
Zellaufschluss:<br />
Der erste Schritt der Proteinreinigung ist der Zellaufschluss. Bakterien können enzymatisch mit Lysozym<br />
oder durch mechanische Methoden (Ultraschall, Frenchpress, Glasmühle usw.) aufgeschlossen<br />
werden.<br />
Für die Taq Reinigung werden die Bakterienzellen mit Lysozym und einem anschließenden Hitzeschritt<br />
aufgeschlossen. Lysozym baut die Bakterienzellwände ab und führt zur Lyse der Zellen. Da<br />
Enzympräparationen oft Protease-Verunreinigungen enthalten oder aber, wenn sie hochrein sind,<br />
sehr teuer sind, werden enzymatische Methoden beim Zellaufschluss eher selten eingesetzt. Für die<br />
Taq-Reinigung wird der enzymatische Aufschluss bei 4 °C durchgeführt und die Zellen anschließend<br />
durch einen Hitzeschritt bei 75 °C vollständig zur Lyse gebracht. Die Inkubation bei<br />
75 °C führt nicht nur zu einer vollständigen Lyse der Zellen, sondern denaturiert auch den größten<br />
Teil der E. coli Proteine, das Lysozym und alle möglicherweise in der Enzympräparation enthaltenen<br />
Verunreinigungen. In einem anschließenden Zentrifugationsschritt werden die Zelltrümmer<br />
und die denaturierten, ausgefallenen Proteine pelletiert und abgetrennt. Die Taq-Polymerase<br />
befindet sich im klarem Überstand. Durch diesen Hitzeschritt werden mindestens 90 % der verunreinigenden<br />
Proteine aus dem Rohextrakt entfernt.<br />
Ammoniumsulfatfällung:<br />
Wie DNA können auch Proteine zur Aufkonzentrierung gefällt werden. Agenzien, die die Hydratisierung<br />
der Proteine herabsetzen, führen zur Aggregation und zur Präzipitation. So können Proteine
44<br />
mit verschiedenen organischen Lösungsmitteln (Ethanol, Methanol, Aceton) gefällt werden. Auch<br />
Trichloressigsäure (TCA) eignet sich gut für die Proteinfällung. Je nach Bedingungen kann das<br />
Gesamtprotein aus der Lösung gefällt, oder aber eine fraktionierte Fällung durchgeführt werden.<br />
Durch die Fällung mit organischen Lösungsmitteln werden Proteine meist irreversibel denaturiert.<br />
Deshalb eignet sich diese Fällungsmethode nicht für die Reinigung eines nativen Proteins.<br />
Auch Salze beeinflussen die Löslichkeit von Proteinen. Je nach Salz können die Ladungen der<br />
Proteine durch Gegenionen abgeschirmt und die Proteine dadurch in Lösung gebracht werden.<br />
Manche Salze konkurrieren aber mit den Proteinen bei der Solvatisierung um das Wasser und entziehen<br />
den Proteinen zunehmend die Hydrathülle. Hydrophobe Wechselwirkungen in den Proteinen<br />
werden dabei stabilisiert und die Proteinaggregation wird gefördert, bis die Proteine ausfallen. Die<br />
Hofmeister-Serie beschreibt die Wirkung verschiedener Salze auf die Löslichkeit von Proteinen.<br />
Die rechts stehenden Salze sind chaotrop, vermindern hydrophobe Effekte und halten Proteine in<br />
Lösung (= Einsalzen). Die links stehenden Salze sind antichaotrop oder kosmotrop, vergrößern<br />
hydrophobe Effekte und führen zum Ausfallen der Proteine (= Aussalzen).<br />
Ammoniumsulfat ist für die Fällung nativer Proteine besonders gut geeignet. Es schützt die biologische<br />
Aktivität der ausgefällten Proteine und stabilisiert sogar Proteinkomplexe bei der Fällung. Da<br />
es nach der Fällung leicht wieder zu entfernen ist (Dialyse, siehe unten) und außerdem sehr<br />
preiswert ist, wird es häufig für die Konzentrierung von Proteinen während einer Reinigung verwendet.<br />
Mit Ammoniumsulfat können auch fraktionierte Fällungen durchgeführt werden. Dazu<br />
wird die Proteinlösung zunächst auf eine niedrige AS-Konzentration eingestellt und zentrifugiert.<br />
Besonders hydrophobe Proteine werden bei der niedrigen AS-Konzentration ausfallen, während die<br />
besser Löslichen noch im Überstand bleiben. Die AS-Konzentration kann schrittweise erhöht<br />
werden, wodurch auch gut lösliche Proteine zunehmend aussalzen.<br />
Bei der Taq-Reinigung dient die Ammoniumsulfatfällung vor allem der Konzentrierung, da unter<br />
den gewählten Bedingungen die meisten Proteine aussalzen. Der Überstand nach der Hitzedenaturierung<br />
wird mit einer gesättigten AS-Lösung auf 45% Ammoniumsulfat-Sättigung<br />
eingestellt und auf Eis inkubiert, bis die Proteine ausgefallen sind. Das Präzipitat wird durch<br />
Zentrifugation in einer Kühlzentrifuge abgetrennt und dann in einem geringeren Volumen Puffer<br />
wieder gelöst.<br />
Taq-Reinigung über Ni 2+ -Affinitätschromatographie:<br />
Konventionelle Chromatographieverfahren nutzen die Unterschiede in den physikalischen Eigenschaften<br />
von Proteinen <strong>–</strong> Löslichkeit, Ladung, Größe, Hydrophobizität <strong>–</strong> für die Reinigung. Je nach<br />
Protein können mit diesen Verfahren sehr effiziente Reinigungen durchgeführt werden. Oft sind<br />
aber mehrere verschiedene Reinigungsschritte notwendig, um ein bestimmtes Protein von allen<br />
anderen abzutrennen.<br />
Deutlich effizienter und schneller sind Reinigungsverfahren, die hoch spezifische Eigenschaften<br />
eines Proteins nutzen. Ein DNA-bindendes Protein kann z.B. an immobilisierte DNA gebunden und
45<br />
so in einem Schritt von allen anderen nicht DNA-bindenden Proteinen abgetrennt werden. Solche<br />
Reinigungsverfahren beruhen auf der hohen Affinität des Zielproteins zu einem bestimmten Liganden,<br />
der an eine Matrix immobilisiert werden kann und heißen Affinitätschromatographie. Da viele<br />
Proteine keine spezifische Bindung an einen speziellen Liganden zeigen, können sie nicht über<br />
diese schnelle und hoch effiziente Methode gereinigt werden. Man kann aber Proteine mit Affinitäts-Tags<br />
versehen, die für die Reinigung verwendet werden und - falls störend - anschließend<br />
durch spezifische Proteasen wieder abgetrennt werden können. So kann man z.B. Proteine mit dem<br />
Enzym Glutathion-S-Transferase (GST) fusionieren und die hoch spezifische Bindung der GST an<br />
Glutathion für die Reinigung verwenden.<br />
Auch Metallionen können von verschiedenen Proteinen gebunden werden, viele Enzyme benötigen<br />
Metallionen als Co-Faktoren bei der Katalyse. An der Komplexierung von Metallionen sind<br />
verschiedene Aminosäuren beteiligt, die räumlich (aber nicht unbedingt in der Sequenz) nahe<br />
zueinander orientiert sind. Die Aminosäure Histidin ist besonders gut geeignet, um Ni 2+ -Ionen zu<br />
binden. Fusioniert man an ein Protein N- oder C-Terminal eine Reihe von 6 Histidinen, so bindet<br />
dieser Bereich spezifisch Ni 2+ -Ionen. Um diese Bindung an Ni 2+ zur Reinigung zu verwenden,<br />
müssen die Ni 2+ -Ionen an einer Matrix immobilisiert werden. Dies gelingt mit Chelatoren, die nur<br />
einen Teil der Koordinationsstellen des Nickels besetzen und selbst kovalent an eine Matrix wie<br />
z.B. Agarose gekoppelt werden.<br />
Im <strong>Praktikum</strong> wird die Ni 2+ -NTA-Agarose von Quiagen benutzt um die His6-getaggte Taq-Polymerase<br />
zu reinigen. Die Ni 2+ -NTA-Agarose verwendet an Agarose gekoppelte Nitrilotriacetic acid<br />
(NTA) als Chelator für die Nickel-Ionen. NTA besetzt vier der sechs Liganden-Bindungsstellen des<br />
Nickels. Dadurch sind zwei der Bindungsstellen frei, um mit dem His6-Tag zu interagieren.<br />
Die durch den His6-Tag erreichte Bindung an die Ni 2+ -NTA-Agarose ist hochspezifisch für das getaggte<br />
Protein. Alle anderen Proteine interagieren nicht oder nur unspezifisch mit der Agarose und<br />
können durch Waschen mit Puffer entfernt werden.<br />
Zur Elution wird Imidazol verwendet. Der Imidazolring ist der Bestandteil des Histidin, der mit<br />
dem Ni 2+ -Ion interagiert.
46<br />
Die Bindung des Imidazol an Ni 2+ -NTA-Agarose ist deutlich schwächer als die Bindung des His6-<br />
Tags. Deshalb werden relativ hohe Konzentrationen an Imidazol (200 mM) für die kompetitive<br />
Elution benötigt.<br />
Dialyse von Proteinlösungen:<br />
Bei der Reinigung oder Charakterisierung von<br />
Proteinen kann es notwendig sein, die<br />
Proteinlösung umzupuffern. So ist zum<br />
Beispiel ein Hochsalzpuffer inkompatibel mit<br />
der Reinigung mittels Ionenaustauscherchromatographie.<br />
Die einfachste Methode den<br />
Puffer einer Proteinlösung auszutauschen, ist<br />
die Dialyse. Dazu wird die<br />
Proteinlösung in einen Dialyseschlauch<br />
gegeben, der in ein großes Volumen des angestrebten Puffers gegeben wird. Die semipermeable<br />
Membran des meist aus regenerierter Cellulose bestehenden Dialyseschlauchs ist für kleine<br />
Moleküle (z.B. Salzionen) nicht aber für Proteine durchlässig. Die kleinen Moleküle diffundieren<br />
durch die Dialysemembran in den umgebenden Puffer und es stellt sich ein Gleichgewicht ein.<br />
Das Volumen der Taq-Lösung nach der AS-Fällung ist zu gering, um in einem Dialyseschlauch dialysiert<br />
zu werden. Deshalb wird die Dialyse in einem mit einer Dialysemembran verschlossenen<br />
Eppendorfgefäß durchgeführt.<br />
Analyse der Taq-Reinigung:<br />
Zur Auswertung der Taq-Reinigung stehen prinzipiell drei Methoden zur Auswahl:<br />
- Bestimmung der enzymatischen Aktivität pro Volumeneinheit (quantitativ oder qualitativ)<br />
- SDS-Gelelektrophorese und Nachweis der Proteine durch Färbung<br />
- Proteinbestimmung der einzelnen Reinigungsfraktionen<br />
Im <strong>Praktikum</strong> werden wir die Reinigung durch SDS-Gelelektrophorese und Färbung der Proteine<br />
mit Coomasie überprüfen. Die Auftrennung der Reinigungsfraktionen im SDS-Gel zeigt qualitativ<br />
das Abtrennen verunreinigender Proteine in den Taq-Fraktionen und erlaubt eine Abschätzung der<br />
Reinheit und des Molekulargewichts des isolierten Enzyms.<br />
Darüber hinaus soll eine PCR-Reaktion mit der selbst gereinigten Taq-Polymerase bestätigen, dass<br />
tatsächlich das richtige Protein in aktiver Form gereinigt wurde.
47<br />
Proteinreinigung durch Ionenaustauschchromatographie<br />
Abhängig von ihrer Aminosäurezusammensetzung weisen Proteine eine spezifische Eigenladung<br />
auf. Je nach Eigenladung kann ein Protein an negativ geladenen Materialen (wenn es selber positiv<br />
geladen ist) oder an positiv geladenen Materialien (wenn es selber negativ geladen ist) binden.<br />
Diese Eigenschaft kann man nutzen, um Proteine durch Ionenaustauschchromatographie zu<br />
reinigen.<br />
Für die Ionenaustauschchromatographie werden inerte, ungeladene Gelmatrices (Sepharose,<br />
Superose…) verwendet, an die geladene Gruppen kovalent gebunden sind.<br />
Kationenaustauscher haben negativ geladene Gruppen (z.B. Carboxylgruppen) an die Matrix<br />
gekoppelt und binden positiv geladene Teilchen. Anionenaustauscher haben positiv geladene<br />
Gruppen (z.B. Ammoniumgruppen) an die Matrix gekoppelt und binden negativ geladene<br />
Teilchen.<br />
Die Gelmatrix mit den geladenen Gruppen wird in<br />
einem Puffer mit geringer Ionenstärke resuspendiert und<br />
mit diesem Puffer equilibriert. Im Beispiel rechts ist ein<br />
Anionenaustauscher gezeigt. An die Matrix sind positiv<br />
geladene Gruppen gebunden, die Gegenionen stammen<br />
aus dem Laufpuffer. Der Laufpuffer enthält eine<br />
Pufferkomponente zur Einstellung des pH Werts und<br />
eine niedrige Konzentration an Salz, in der Regel NaCl<br />
oder KCl. Die Cl - Ionen aus dem Laufpuffer binden als<br />
Gegenionen an die positiv geladenen Gruppen der<br />
Matrix.<br />
Das zu trennende Proteingemisch wird im Laufpuffer<br />
auf das Säulenmaterial aufgetragen. Die negativ<br />
geladenen Proteine verdrängen die Cl - Ionen von den<br />
positiven Gruppen an der Matrix, binden an diese und<br />
werden so auf dem Säulenmaterial festgehalten.<br />
Neutrale oder positiv geladene Proteine binden nicht an<br />
das Säulenmaterial und werden mit dem Puffer durch<br />
die Säule gespült.<br />
Nachdem alle nicht bindenden Proteine durch das<br />
Säulenmaterial gewaschen wurden, können die<br />
gebundenen Proteine durch Erhöhung der Ionenstärke<br />
im Puffer wieder vom Säulenmaterial gelöst werden.<br />
Die Erhöhung der Ionenstärke im Puffer erreicht man in<br />
der Regel durch Erhöhung der Salzkonzentration. Durch<br />
stufenweise Erhöhung der Salzkonzentration können<br />
erst schwach an die Säulen gebundene, mit steigender<br />
Salzkonzentration im Puffer, stark an die Säule<br />
gebundene Proteine schrittweise von der Säule eluiert<br />
werden.<br />
Auf diese Weise werden Proteine nach ihrer Ladung<br />
voneinander getrennt.<br />
>>steigende Salzkonzentration>>
Protokoll zum <strong>Grundpraktikum</strong> - Enzymkinetik<br />
Protokoll von:<br />
Name:<br />
Vorname:<br />
Matrikelnummer:<br />
und<br />
Name:<br />
Vorname:<br />
Matrikelnummer:<br />
Thema: Enzymkinetik<br />
Zeitraum:<br />
Betreuer/in:<br />
48
Protokoll zum <strong>Grundpraktikum</strong> Biochemie <strong>–</strong> Woche Enzymkinetik<br />
Achtung: Bitte schreiben Sie zu folgenden Themen jeweils maximal 1 ½ Seiten „Einleitung“.<br />
Diese Einleitung soll kurz zusammenfassen, was sie mit welcher Zielsetzung gemacht haben.<br />
Maximal 1 ½ Seiten ist wörtlich gemeint, wir werden nicht mehr korrigieren <strong>–</strong> bzw. nach 1 ½<br />
Seiten aufhören zu lesen.<br />
49<br />
Bitte schreiben sie 1 ½ zeilig mit Schriftgröße 11 <strong>–</strong> 12 Punkt!<br />
Themen:<br />
1. ADH <strong>–</strong> Analyse der Substratspezifität, Inhibitorwirkung und Alkoholbestimmung<br />
2. AP <strong>–</strong> Einfluss äußerer Faktoren auf die Enzymaktivität (pH-Wert, Temperatur,<br />
Salze)<br />
Achtung: Alle (abgezeichneten) Original -Messdaten als Anhang zum Protokoll<br />
beilegen!<br />
Alkoholdehydrogenase <strong>–</strong> Substratspezifität<br />
Berechnung der eingesetzten Konzentrationen:<br />
Endkonzentration eingesetzt: ml Stocklösung / g Feststoff:<br />
300 mM Ethanol, 25 ml (MW: 46,07; D: 0,79)<br />
600 mM 1-Propanol, 20 ml (MW: 60,1; D: 0,8)<br />
50 mM Fluorethanol, 5 ml (MW: 82,1; D: 0,99)<br />
Substratspezifität der ADH:<br />
1. Erstellen Sie eine Tabelle mit folgenden Punkten:<br />
- Originalmessdaten<br />
- Berechnung ∆Ε/min in M<br />
- Mittelwerte (soweit sinnvoll); wenn Sie für einzelne Messpunkte keine Mittelwerte<br />
berechnen begründen Sie das bitte; wenn es nicht sinnvoll ist aus zwei kompletten<br />
Messreihen Mittelwerte zu berechnen, begründen Sie dies bitte, berechnen den KM<br />
Wert separat für beide Messreihen und diskutieren welches der wahrscheinlichere ist.<br />
- Reaktionsgeschwindigkeit v in Mol L -1 min -1 für jede Substratkonzentration<br />
(εNADH = 3427 L mol -1 cm -1 )<br />
- 1/v<br />
- 1/[S]<br />
Achtung: Geben Sie bitte alle Konzentrationen in M (Mol L -1 ) an. Reaktionsgeschwindigkeit<br />
in Mol L -1 min -1 !!!<br />
Bei der Formatierung der Tabelle sollten Sie darauf achten, dass die Daten übersichtlich<br />
und leicht zu zuordnen dargestellt werden. Ziehen Sie die Verwendung von Querformat für<br />
die Tabellen in Betracht.
50<br />
2. Erstellen Sie ein Lineweaver-Burk-Diagramm für Ethanol und Propanol, indem Sie 1/v<br />
gegen 1/[S] auftragen (Millimeterpapier oder Exceltabelle und <strong>–</strong>Grafik).<br />
3. Bestimmen Sie aus dem Diagramm Vmax und KM für Ethanol und Propanol und berechnen<br />
Sie die Wechselzahl k3 (sec -1 ) für das Enzymmolekül und die einzelne katalytische<br />
Untereinheit.<br />
KM in Mol L -1 min -1 angeben!!! Wechselzahl k3 in min -1<br />
MW ADH: 148 kDa (= 148000)<br />
Stocklösung ADH: wird in der Abschlussbesprechung bekannt gegeben<br />
Verdünnung ADH: wird in der Abschlussbesprechung bekannt gegeben<br />
ADH aus Hefe enthält 4 katalytische Untereinheiten<br />
Alkoholdehydrogenase <strong>–</strong> Hemmung der ADH<br />
1. Erstellen Sie eine Tabelle mit folgenden Punkten:<br />
- Originalmessdaten<br />
- Berechnung ∆Ε/min<br />
- Mittelwerte<br />
- Reaktionsgeschwindigkeit v in Mol L -1 min -1 für jede Substratkonzentration<br />
(εNADH = 3427 L mol -1 cm -1 )<br />
- 1/v<br />
- 1/[S]<br />
2. Erstellen Sie ein Lineweaver-Burk-Diagramm für jede Inhibitorkonzentration. Tragen Sie die<br />
Geraden in EINE Grafik ein und bestimmen Sie aus der Lage der (annähernd) gemeinsamen<br />
Schnittpunkte den Hemmtyp.<br />
3. Berechnen Sie für jede Inhibitorkonzentration die Inhibitorkonstante KI<br />
Bilden Sie einen (sinnvollen) Mittelwert.<br />
Berechnung Inhibitorkonstante siehe Seminar<br />
4. Ist die Inhibitorkonstante von Fluorethanol größer oder kleiner als die Michaelis-Menten<br />
Konstante von Ethanol? Ist Fluorethanol damit ein guter (affiner) Inhibitor?<br />
4. Alkoholdehydrogenase <strong>–</strong> Alkoholgehalt einer Kirschlikörpraline<br />
1. Erstellen Sie für Ihre Eichmessungen und Likörmessungen eine Tabelle mit den<br />
Originaldaten.<br />
2. Erstellen Sie mit den Werten der Ethanolstandards eine Eichgerade (Extinktion gegen Konzentration<br />
auftragen). Falls Sie Excel verwenden: Achten Sie auf die Erstellung einer<br />
SINNVOLLEN Ausgleichsgeraden.<br />
3. Bilden Sie aus den Messwerten der Pralinenprobe einen Mittelwert (Verdünnung einberechnen)<br />
und lesen Sie die Alkoholkonzentration der Probe aus der Eichgerade ab.<br />
Der Alkoholgehalt eines Likörs beträgt zwischen 15 und 20 %. Stimmt dies mit Ihrer<br />
Messung überein? Wenn nein, diskutieren Sie mögliche Fehlerquellen
Alkalische Phosphatase <strong>–</strong> Ermittlung von Vmax und Substratsättigungskonzentration,<br />
pH-Wert Abhängigkeit der Enzymaktivität<br />
Berechnung der Pufferherstellung:<br />
Endkonzentration<br />
200 ml AP-Puffer<br />
eingesetzt: ml Stocklösung / g Feststoff:<br />
250 mM Natriumacetat (MW: 82,03)<br />
250 mM Imidazol (MW: 68,08)<br />
250 mM Borsäure (MW: 61,8)<br />
Versuchsauswertung:<br />
51<br />
1. Erstellen Sie eine Tabelle der Extinktionswerte zu Reaktionszeit bei den unterschiedlichen<br />
pH-Werten (es kann die Originaltabelle aus dem Script verwendet/eingeklebt werden).<br />
2. Tragen Sie für die verschiedenen pH-Werte die Extinktion gegen die Zeit in ein Diagramm<br />
ein und bestimmen Sie die Reaktionsgeschwindigkeit (Extinktion pro min) als Geradensteigung.<br />
Berücksichtigen Sie dabei nur den linearen Bereich der Messung.<br />
3. Tragen Sie die Reaktionsgeschwindigkeiten gegen den pH-Wert auf. Wo liegt das Optimum<br />
der alkalischen Phosphatase?<br />
4. Erstellen sie eine Tabelle mit Ihren Messwerten bei den unterschiedlichen Temperaturen.<br />
Bei welcher Temperatur ist die AP Aktivität am höchsten? Würden Sie dieses<br />
Temperaturoptimum für ein Enzym erwarten.<br />
5. Erstellen Sie eine Tabelle mit Ihren Messwerten bei verschiedenen Salzkonzentrationen.<br />
Welchen Einfluss hat welches Salz auf die AP Aktivität? Warum?<br />
Falls Ihre Ergebnisse nicht mit den erwarteten übereinstimmen, diskutieren Sie bitte jeweils<br />
kurz mögliche Ursachen/Erklärungen.
Protokoll zum <strong>Grundpraktikum</strong> <strong>–</strong> DNA-Analytik<br />
Protokoll von:<br />
Name:<br />
Vorname:<br />
Matrikelnummer:<br />
und<br />
Name:<br />
Vorname:<br />
Matrikelnummer:<br />
Thema: DNA-Analytik<br />
Zeitraum:<br />
Betreuer/in:<br />
52
Protokoll zum <strong>Grundpraktikum</strong> Biochemie <strong>–</strong> Woche DNA-Analytik<br />
Protokoll bitte 1 1/2 Zeilig schreiben, Zeichengröße 11 <strong>–</strong> 12 Punkt!<br />
53<br />
Achtung: Schreiben Sie zu folgenden Themen jeweils maximal eine Seite „Einleitung“.<br />
Diese Einleitung soll kurz zusammenfassen, was sie mit welcher Zielsetzung gemacht<br />
haben.<br />
Maximal eine Seite ist wörtlich gemeint, wir werden nicht mehr korrigieren <strong>–</strong> bzw. nach<br />
einer Seite aufhören zu lesen.<br />
Themen:<br />
1. Isolierung genomischer DNA<br />
2. Isolierung von Plasmid-DNA und Restriktionskartierung<br />
3. Transformation von Plasmid-DNA in Bakterien<br />
4. PCR<br />
1. Isolierung genomischer DNA aus Gewebe und Hefezellen und Analyse der<br />
genomischen DNA <strong>–</strong> Restriktionsspaltung und Auftrennung im Agarosegel<br />
Berechnung der Pufferherstellung:<br />
Endkonzentration<br />
50 ml Gewebe-Lysispuffer:<br />
eingesetzt: ml Stocklösung / g Feststoff:<br />
100 mM Tris HCl, pH 8,5<br />
5 mM EDTA, pH 8,0<br />
0,2 % SDS<br />
200 mM NaCl<br />
100 ml TE 10/1:<br />
10 mM Tris HCl, pH 7,5<br />
1 mM EDTA, pH 8,0<br />
200 ml Spheroblasten Waschpuffer:<br />
1 M Sorbitol<br />
100 mM EDTA, pH 8,0<br />
1 ml Lyticase-Puffer:<br />
1 M Sorbitol<br />
100 mM EDTA, pH 8,0<br />
14,3 mM β-Mercaptoethanol<br />
100 ml TE 50/100:<br />
50 mM Tris HCl, pH 7,5<br />
100 mM EDTA, pH 8,0
100 ml 50 x TAE:<br />
2 M Tris<br />
2 M Essigsäure<br />
50 mM EDTA<br />
Gel-Dokumentation:<br />
Kleben Sie das Bild Ihres Agarosegels ein und beschriften Sie das Bild EXAKT!<br />
Wenn sie sich unsicher sind, fragen Sie was unter exakter Beschriftung zu verstehen ist!<br />
Versuchsauswertung:<br />
54<br />
1. Schätzen Sie an Hand des Markers im Agarosegel die Größe Ihrer genomischen DNA.<br />
Erwarten Sie für genomische DNA diese Größe? Wenn ja, Begründung, wenn nein, woran<br />
kann es liegen, dass Ihre genomische DNA nicht das erwartete Laufverhalten zeigt?<br />
2. Schätzen Sie jeweils die Menge der RNaseA behandelten DNA im Agarosegel im Vergleich<br />
zu den (Mengen-) definierten Markerbanden und berechnen Sie die Konzentration Ihrer<br />
DNAs pro µl und Ihre Gesamtausbeute.<br />
3. Vergleichen Sie die DNA-Präparation aus Gewebe und Hefe. Sehen Sie Unterschiede?<br />
Erwarten Sie Unterschiede?<br />
4. Vergleichen Sie die EcoRI und HaeIII Spaltungen der genomischen DNAs. Sehen Sie<br />
Unterschiede zwischen den Spaltungen? Wenn ja, warum?<br />
Beantworten Sie die Fragen mit wenigen kurzen Sätzen. Zu Frage 1 und 2 werden auch Zahlen<br />
erwartet. Ja und Nein wird nicht als (einzige) Antwort akzeptiert (auch nicht zu Frage 3)<br />
Sollte Ihr Agarosegel, Ihre DNA-Präparation oder Ihre Spaltung nicht auswertbar sein, verwenden<br />
Sie die Musterlösung (online und Anhang) zur Beantwortung der Fragen.<br />
Dokumentieren Sie aber in jedem Fall Ihr Gel (Bild einkleben) und begründen Sie kurz, warum Sie<br />
die Musterlösung für die Auswertung benutzen.
2. Isolierung von Plasmid-DNA, Kontrolle und Mengenabschätzung der<br />
isolierten Plasmid-DNA<br />
Berechnung der Pufferherstellung:<br />
Endkonzentration<br />
100 ml Resuspensionspuffer:<br />
eingesetzt: ml Stocklösung/ g Feststoff:<br />
50 mM Tris HCl, pH 8,0<br />
10 mM EDTA, pH 8,0<br />
100 ml Lysispuffer:<br />
200 mM NaOH<br />
1 % SDS<br />
100 ml Puffer STET<br />
10 mM Tris HCl, pH 8,0<br />
1 mM EDTA, pH 8,0<br />
100 mM NaCl<br />
5 % Triton X-100<br />
Gel-Dokumentation:<br />
Kleben Sie das Bild Ihres Agarosegels hier ein und beschriften Sie das Bild EXAKT!<br />
Versuchsauswertung<br />
55<br />
1. Schätzen Sie für beide Methoden die Plasmid-DNA Ausbeute durch Vergleich mit bekannten<br />
DNA-Mengen im Gel, berechnen Sie die Konzentration der Plasmid-DNA pro µl und<br />
Ihre Gesamtausbeute (für beide Präparationsmethoden durchführen). Geben Sie eindeutig an<br />
welche Kontroll-DNA und welche Plasmid-DNA Sie für die Abschätzung verwenden.<br />
2. Vergleichen Sie die Ausbeute und Qualität der Plasmid-DNA aus den zwei verschiedenen<br />
Isolierungsmethoden. Welche Methode liefert mehr DNA? Welche Methode liefert die<br />
bessere Qualität an Plasmid-DNA? (Qualitätsmerkmale: Verhältnis supercoiled zu nicked<br />
DNA; Laufverhalten der DNA <strong>–</strong> scharfe Banden?)<br />
3. Diskutieren Sie die beiden Methoden hinsichtlich Schnelligkeit, Einfachheit, Ausbeute und<br />
Qualität der Plasmid-DNA. Welche Methode würden Sie bevorzugen? Warum?
56<br />
3. Restriktionskartierung von Plasmid-DNA<br />
Gel-Dokumentation:<br />
Kleben Sie das Bild Ihres Agarosegels hier ein und beschriften Sie das Bild EXAKT!<br />
Versuchsauswertung:<br />
1. Messen Sie die Laufstrecke der einzelnen Markerbanden aus und tragen Sie sie in eine<br />
Tabelle mit den Größen in Basenpaaren ein. Berechnen Sie den dekadischen Logarithmus<br />
der Größe in Basenpaaren und tragen diese Werte ebenfalls in die Tabelle ein.<br />
2. Tragen Sie die Laufstrecke gegen den dekadischen Logarithmus der Größe in Basenpaaren<br />
in ein Diagramm auf Millimeterpapier ein (alternativ Erstellen einer Excel Tabelle und<br />
Excel Grafik); erstellen Sie eine Eichkurve.<br />
Falls Sie Excel verwenden: Achten Sie darauf, dass die vom Programm erstellte<br />
Ausgleichsgrade „sinnvoll“ ist!<br />
3. Messen Sie die Laufstrecke der einzelnen Banden in Ihren verschiedenen Restriktionsansätzen<br />
aus und bestimmen Sie mit Hilfe der Eichgerade ihre Größe. (Tabelle erstellen)<br />
Achten Sie darauf, dass die aus der Eichgerade abgelesenen Werte in etwa mit den per<br />
Augenschein abgeschätzten Werten übereinstimmen. (Vergleich mit Markerbanden)<br />
4. Wie groß ist Ihr Plasmid in bp?<br />
5. Welche(r) Ansätze (supercoiled Plasmid, linearisiertes Plasmid, in mehrere Fragmente<br />
gespaltenes Plasmid) eignen sich am besten für die Größenbestimmung und welche(r)<br />
eignen sich nicht? Begründung<br />
6. Erstellen Sie eine ungefähre Restriktionskarte Ihres Plasmids, indem Sie die Schnittstellen<br />
der verwendeten Restriktionsenzyme und ihren ungefähren Abstand (in bp) zueinander in<br />
einen Plasmid-Zirkel eintragen. Erklären/begründen Sie Ihre Restriktionskarte an Hand der<br />
Restriktionsspaltungen. Ein Plasmid-Zirkel mit den Resriktionsschnittstellen alleine genügt<br />
nicht. Sie müssen begründen, warum Sie die Schnittstellen so angeordnet haben.<br />
Sollte Ihr Agarosegel, Ihre DNA-Präparation oder Ihre Spaltung nicht auswertbar sein, verwenden<br />
Sie die Musterlösung (online) zur Beantwortung der Fragen.<br />
Dokumentieren Sie aber in jedem Fall Ihr Gel (Bild einkleben) und begründen Sie kurz, warum Sie<br />
die Musterlösung für die Auswertung benutzen.
4. Transformation von Bakterien<br />
Versuchsauswertung:<br />
57<br />
1. Zählen Sie die Kolonien pro Platte und notieren Sie die Werte. Bilden Sie den Mittelwert für<br />
die einzelnen Verdünnungen und für alle Platten.<br />
2. Berechnen Sie die Transformationseffizienz (Transformanden pro µg DNA) und tragen Sie<br />
den Wert in die Tabelle ein.<br />
3. Notieren Sie die Plasmid-Daten und Transformationseffizienzen aller Gruppen und erfassen<br />
Sie die Werte in der Tabelle. Berechnen Sie den Mittelwert aller Transformationseffizienzen<br />
für die beiden Plasmide.<br />
4. Gibt es signifikante Unterschiede in den Transformationseffizienzen bezogen auf die Gruppen<br />
(Vergleich verschiedener Gruppen mit identischem Plasmid).<br />
5. Gibt es signifikante Unterschiede in den Transformationseffizienzen bezogen auf die Plasmide<br />
(Vergleich der Mittelwerte der Transformationseffizienz für die verschiedenen Plasmide)?<br />
6. Wenn ja, diskutieren Sie mögliche Ursachen.<br />
Auswertungstabelle Bakterien-Transformation:<br />
Gruppe<br />
Mittel-<br />
wert<br />
Plasmid pGEX Plasmid pET-ACID<br />
Transformationseffizienz =<br />
Kolonien pro µg DNA<br />
Gruppe<br />
Mittel-<br />
wert<br />
Transformationseffizienz =<br />
Kolonien pro µg DNA
5. Polymerase Chain Reaction <strong>–</strong> PCR<br />
58<br />
5a) Optimierung von PCR Reaktionen:<br />
Gel-Dokumentation:<br />
Kleben Sie das Bild Ihres Agarosegels hier ein und beschriften Sie das Bild EXAKT!<br />
1. Wie groß ist das amplifizierte Fragment?<br />
2. Vergleichen Sie die Amplifkation mit 1 mM MgCl2 und 3 mM MgCl2 über den<br />
Temperaturgradienten.<br />
Wo ist jeweils das Temperaturoptimum?<br />
Gibt es Unterschiede in der Effizienz und Ausbeute?<br />
5b) Amplifikation eines DNA Fragment von Hefe-DNA<br />
Gel-Dokumentation:<br />
Kleben Sie das Bild Ihres Agarosegels hier ein und beschriften Sie das Bild EXAKT!<br />
Versuchsauswertung:<br />
1. Bestimmen Sie die Größe des amplifizierten DNA-Fragments<br />
2. Vergleichen Sie die Ergebnisse der verschiedenen Gruppen<br />
Sind die PCR Ansätze identisch/ähnlich?<br />
3. Was sehen Sie in den verschiedenen Kontrollansätzen?<br />
Falls in den Kontrollansätzen Banden zu sehen sind: Worauf sind diese Amplifikate<br />
zurückzuführen?
Musterlösungen <strong>–</strong> nur verwenden wenn wirklich notwendig!<br />
59<br />
Genomische DNA aus Hefe: Das Bild entspricht nicht dem Auftrag im Script, siehe Beschriftung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
1. Marker<br />
2. leer<br />
3. genomische DNA Hefe ohne RNase<br />
4. genomische DNA Hefe ohne RNase<br />
5. genomische DNA Hefe mit RNase<br />
6. genomische DNA Hefe mit RNase<br />
7. genomische DNA Hefe HaeIII Spaltung<br />
8. genomische DNA Hefe EcoRI Spaltung<br />
9. genomische DNA Hefe HaeIII Spaltung<br />
10. genomische DNA Hefe EcoRI Spaltung<br />
11. Marker
Genomische DNA aus Gewebe: Das Bild entspricht nicht dem Auftrag im Script, siehe<br />
Beschriftung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
60<br />
1. Marker<br />
2. genomische DNA Gewebe ohne RNase<br />
3. genomische DNA Gewebe mit RNase<br />
4. genomische DNA Gewebe HaeIII Spaltung<br />
5. genomische DNA Gewebe EcoRI Spaltung<br />
6. genomische DNA Gewebe ohne RNase<br />
7. genomische DNA Gewebe mit RNase<br />
8. genomische DNA Gewebe HaeIII Spaltung<br />
9. genomische DNA Gewebe EcoRI Spaltung<br />
10. Marker
Plasmidisolierung:<br />
Restriktionskartierung:<br />
61<br />
Spur 1: Marker<br />
Spur 2: Plasmid 9, alkalische Lyse<br />
Spur 3: Plasmid 12, alkalische Lyse<br />
Spur 4: Plasmid 16, alkalische Lyse<br />
Spur 5: Plasmid 26, alkalische Lyse<br />
Spur 6: Plasmid 9, Boiling<br />
Spur 7: Plasmid 12, Boiling<br />
Spur 8: Plasmid 16, Boiling<br />
Spur 9: Plasmid 26, Boiling<br />
Spur 10: Kontroll-DNA, 500 ng<br />
Spur 11: Kontroll-DNA, 1000 ng<br />
Spur 12: Marker<br />
Plasmid 9, ca. 4.300 bp Plasmid 12, ca. 4.500 bp<br />
Plasmid 16, ca. 4.500 bp Plasmid 26, ca. 5.000 bp<br />
Auftrag entsprechend der Vorschrift im Script
PCR mit genomischer Hefe-DNA<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
1. Marker<br />
2. Vollständiger PCR Ansatz<br />
3. Vollständiger PCR Ansatz<br />
4. Vollständiger PCR Ansatz<br />
5. PCR Ansatz ohne genomische DNA<br />
6. PCR Ansatz ohne forward Primer<br />
7. PCR Ansatz ohne reverse Primer<br />
62
Protokoll von:<br />
Name:<br />
Vorname:<br />
Matrikelnummer:<br />
und<br />
Name:<br />
Vorname:<br />
Matrikelnummer:<br />
Thema: Protein-Analytik<br />
Zeitraum:<br />
Betreuer:<br />
63<br />
Protokoll zum <strong>Grundpraktikum</strong>
Protokoll zum <strong>Grundpraktikum</strong> Biochemie <strong>–</strong> Woche Protein -Analytik<br />
64<br />
Bitte schreiben sie 1 1/2 zeilig mit Schriftgröße 11 <strong>–</strong> 12 Punkt!<br />
Achtung: Bitte schreiben Sie zu folgenden Themen jeweils maximal 1 1/2 Seiten „Einleitung“.<br />
Diese Einleitung soll zum Versuch hinführen und gegebenenfalls kurz zusammenfassen,<br />
was sie mit welcher Zielsetzung gemacht haben.<br />
Maximal 1 1/2 Seiten ist wörtlich gemeint, wir werden nicht mehr korrigieren <strong>–</strong> bzw.<br />
nach 1 1/2 Seiten aufhören zu lesen.<br />
1. Berechnungen<br />
Themen:<br />
5. Induzierte Genexpression<br />
6. Reinigung der Taq-Polymerase<br />
7. Ionenaustauschchromatographie<br />
Berechnung der Pufferherstellung:<br />
Endkonzentration eingesetzt: ml Stocklösung / g Feststoff:<br />
10 ml 10 % APS:<br />
10 % (w/v) APS<br />
500 ml 10 % Essigsäure:<br />
10 % (v/v) Essigsäure<br />
200 ml Coomassie-Färbelösung:<br />
0,1% (w/v) Coomassie Brillant BlauR<br />
45 % (v/v) Ethanol<br />
10 % (v/v) Essigsäure<br />
200 ml 10 x SDS-Laufpuffer:<br />
1,92 M Glycin<br />
250 mM Tris<br />
1 % (w/v) SDS<br />
10 ml Lysozym-Aufschluss-Puffer:<br />
50 mM Tris, pH 8,0<br />
150 mM NaCl<br />
20 ml Bindungspuffer Ni 2+ -NTA:<br />
50 mM Tris pH 8,0<br />
500 mM NaCl<br />
5 mM β-Mercaptoethanol
0,01% (v/v) Triton<br />
10 ml Waschpuffer Ni 2+ -NTA:<br />
50 mM Tris pH 8,0<br />
100 mM NaCl<br />
5 mM β-Mercaptoethanol<br />
1 % (v/v) Triton<br />
10 ml Elutionspuffer Ni 2+ -NTA:<br />
50 mM Tris pH 8,0<br />
500 mM NaCl<br />
5 mM β-Mercaptoethanol<br />
0,01% (v/v) Triton<br />
200 mM Imidazol, pH 8,0<br />
3 L Lagerungspuffer Ni 2+ -NTA:<br />
50 mM Tris pH 8,0<br />
100 mM NaCl<br />
5 mM β-Mercaptoethanol<br />
50 % (v/v) Glycerin<br />
65
Berechnung der Gelherstellung:<br />
Trenngel 10 %:<br />
Trenngel 15 %:<br />
Sammelgel:<br />
Substanz<br />
Acrylamid-Lösung<br />
30+0,8<br />
66<br />
Konzentration im<br />
Gel<br />
10 % 30 %<br />
Tris HCl pH 8,8 0,38 mol/l 1 mol/l<br />
dd H2O - -<br />
APS 0,1 % 10 %<br />
SDS 0,1 % 10 %<br />
TEMED 0,1 % 100 %<br />
Substanz<br />
Acrylamid-Lösung<br />
30+0,8<br />
Konzentration im<br />
Gel<br />
15 % 30 %<br />
Tris HCl pH 8,8 0,38 mol/l 1 mol/l<br />
dd H2O - -<br />
APS 0,1 % 10 %<br />
SDS 0,1 % 10 %<br />
TEMED 0,1 % 100 %<br />
Substanz<br />
Acrylamid-Lösung<br />
30 + 0,8<br />
Konzentration im<br />
Gel<br />
5 % 30 %<br />
Tris HCl pH 6,8 0,15 mol/l 1 mol/l<br />
dd H2O - -<br />
APS 0,13 % 10 %<br />
SDS 0,1 % 10 %<br />
TEMED 0,1 % 100 %<br />
Stammlösung Pro 10 ml<br />
Stammlösung Pro 10 ml<br />
Stammlösung Pro 5 ml
2. Reinigung der Taq-Polymerase<br />
Gel-Dokumentation:<br />
Kleben Sie das Bild Ihres PAA-Gels hier ein und beschriften Sie das Bild EXAKT!<br />
Wenn sie sich unsicher sind, fragen Sie was unter exakter Beschriftung zu verstehen ist!<br />
Versuchsauswertung<br />
67<br />
1. Messen Sie die Laufstrecke der einzelnen Markerbanden aus und tragen Sie sie in eine<br />
Tabelle mit den Größen in kDa ein. Berechnen Sie den dekadischen Logarithmus der Größe<br />
in kDa und tragen diese Werte ebenfalls in die Tabelle ein.<br />
2. Tragen Sie die Laufstrecke gegen den dekadischen Logarithmus der Größe in kDa in ein<br />
Diagramm auf Millimeterpapier ein (alternativ Erstellen einer Exel Tabelle und Exel<br />
Grafik); erstellen Sie eine Eichkurve.<br />
Falls Sie Exel verwenden: Achten Sie darauf, dass die vom Programm erstellte<br />
Ausgleichsgrade „sinnvoll“ ist!<br />
3. Identifizieren Sie die gereinigte Taq-Polymerase, messen Sie die Laufstrecke des Proteins<br />
aus und bestimmen seine Größe aus der Eichkurve;<br />
4. Das Molekulargewicht der Taq beträgt 94 kDa. Stimmt Ihre Größenbestimmung damit<br />
überein? Wenn nein, woran könnte das liegen?<br />
5. Schätzen Sie durch Vergleich mit der BSA-Bande die Menge an gereinigter Taq. Führen Sie<br />
die Abschätzung für alle drei Fraktionen einzeln durch, Berechnen Sie die Menge an<br />
gereinigter Taq in den einzelnen Fraktionen (µg/µl) und geben Sie die Gesamtausbeute an<br />
Taq an.<br />
6. Beurteilen Sie qualitativ aus dem SDS-Gel den Verlauf der Reinigung. Auf welcher Stufe<br />
wird der größte Reinigungseffekt erreicht?
3. Induzierte Genexpression<br />
Gel-Dokumentation:<br />
Kleben Sie das Bild Ihres PAA-Gels hier ein und beschriften Sie das Bild EXAKT!<br />
Versuchsauswertung<br />
68<br />
1. Messen Sie die Laufstrecke der einzelnen Markerbanden aus und tragen Sie sie in eine<br />
Tabelle mit den Größen in kDa ein. Berechnen Sie den dekadischen Logarithmus der Größe<br />
in kDa und tragen diese Werte ebenfalls in die Tabelle ein.<br />
2. Tragen Sie die Laufstrecke gegen den dekadischen Logarithmus der Größe in kDa in ein<br />
Diagramm auf Millimeterpapier ein (alternativ Erstellen einer Exel Tabelle und Exel<br />
Grafik); erstellen Sie eine Eichkurve.<br />
Falls Sie Exel verwenden: Achten Sie darauf, dass die vom Programm erstellte<br />
Ausgleichsgrade „sinnvoll“ ist<br />
3. Identifizieren Sie das induzierten Protein, messen Sie seine Laufstrecke aus und bestimmen<br />
aus der Eichkurve seine Größe<br />
4. In welchem Bakterienstamm ist Ihr Protein induzierbar? Wird Ihr Protein durch die<br />
bakterielle oder die T7-RNA Polymerase exprimiert?<br />
5. Wie gut ist die Regulation/Induzierbarkeit des Expressionssystems in den beiden<br />
verschiedenen Bakterienstämmen?
4. Ionenaustauschchromatographie<br />
1. Welche Bedingungen haben Sie zum Testen der SP-Sepharose bzw. der Q-Sepharose<br />
gewählt? Fassen Sie Ihre Planung kurz zusammen.<br />
69<br />
2. Welche Reinigungsergebnisse haben Sie mit diesen Bedingungen jeweils erreicht?<br />
(Messungen der Absorption und/oder Beobachtungen unter der UV-Lampe) Beschreiben Sie<br />
kurz die Ergebnisse anhand der Tabellen / Aufzeichnungen (Original Daten anhängen).<br />
3. Welche Bedingungen haben sie für die Quantitative Reinigung verwendet?<br />
4. Erstellen Sie eine Eichgerade für die Proteinbestimmung (µg Protein gegen Extinktion auftragen,<br />
Tabelle der Messwerte und BSA Konzentrationen);<br />
5. Erstellen Sie eine Tabelle mit den Messwerten der Absorption, Bradford-Messung und<br />
Proteinkonzentration der einzelnen Fraktionen Ihrer quantitativen Reinigung.<br />
6. Berechnen Sie die spezifische und gesamt GFP Menge in Ihrem Auftrag (Rohextrakt nach<br />
Verdünnung) und Ihren Elutionsfraktionen. Wie effizient war die Reinigung über den<br />
gewählten Ionenaustauscher?<br />
7. Falls Sie Ihre Elutionsfraktionen über die Ni 2+ -NTA Säule weiter gereinigt haben:<br />
Erstellen Sie eine Tabelle mit den Messwerten der Absorption, Bradford-Messung und<br />
Proteinkonzentration der einzelnen Fraktionen Ihrer quantitativen Reinigung.<br />
Berechnen Sie die spezifische und gesamt GFP Menge in Ihrem Auftrag (Rohextrakt nach<br />
Verdünnung) und Ihren Elutionsfraktionen.<br />
Wie effizient war die Ni 2+ -NTA Reinigung im Vergleich zum Ionenaustauscher?
70<br />
Ionenaustauschchromatographie <strong>–</strong> Reinigung GFP „Testläufe“:<br />
Geben Sie in den Tabellen an welches Säulenmaterial Sie testen, welchen pH-Wert und welche Salzkonzentration Sie für den Testlauf gewählt<br />
haben, wie stark Sie Ihren Rohextrakt verdünnt haben um diese Bedingungen einzustellen und welche pH-Werte und Salzkonzentrationen Sie für<br />
die Elutionen gewählt haben. Fangen Sie die einzelnen Fraktionen getrennt in Eppis auf und testen Sie die Fluoreszenz entweder an der UV-<br />
Lampe (keine, schwach, stark, sehr stark) oder messen Sie die Absorption am Photometer. Führen Sie mindestens zwei Testläufe durch, ob mit<br />
demselben Säulenmaterial bei unterschiedlichen Bedingungen oder mit beiden Säulenmaterialien je einen können Sie selber entscheiden.<br />
Tabellen als Rohdaten vom Betreuer/in abzeichnen lassen!<br />
Testlauf 1:<br />
Säulenmaterial: pH-Wert: Salzkonzentration: Verdünnung Rohextrakt:<br />
Fluoreszenz im Durchlauf: Fluoreszenz in W1 W2 W3 W4 W5<br />
Konzentration Elutionen: pH E1:<br />
Salz<br />
E2:<br />
E3:<br />
E4:<br />
E5:<br />
Fluoreszenz in E1: E2: E3: E4: E5:<br />
Testlauf 2:<br />
Säulenmaterial: pH-Wert: Salzkonzentration: Verdünnung Rohextrakt:<br />
Fluoreszenz im Durchlauf: Fluoreszenz in W1 W2 W3 W4 W5<br />
Konzentration Elutionen: pH E1:<br />
Salz<br />
E2:<br />
E3:<br />
E4:<br />
E5:<br />
Fluoreszenz in E1: E2: E3: E4: E5:<br />
Ionenaustauschchromatographie <strong>–</strong> Reinigung GFP „Quantitative Reinigung“:
Auftrag<br />
Säulenmaterial: pH-Wert: Salzkonzentration:<br />
Verdünnung Rohextrakt: Aufgetragenes Volumen: OD395 Säulenauftrag:<br />
Absorption 395 nm<br />
Proteinkonzentration<br />
pH-Wert:<br />
Salzkonzentration:<br />
Absorption 395 nm<br />
Proteinkonzentration<br />
Durchlauf Wasch 1 Wasch 2 Wasch3 Wasch4 Wasch 5<br />
Elution1 Elution2 Elution3 Elution4 Elution5 Elution6<br />
71
Musterlösung Induzierte Genexpression:<br />
72<br />
Induktion pET-ACID <strong>–</strong> Auftrag entsprechend Script<br />
Induktion pGEX <strong>–</strong> Auftrag entsprechend Script
Reinigung Taq-Polymerase:<br />
Auftrag entsprechend Skript;<br />
Spur 3 und 4 enthalten zu wenig Protein um sinnvoll ausgewertet werden zu können.<br />
73