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INSTITUT FÜR ALTTESTAMENTLICHE BIBELWISSENSCHAFT (304)

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Inhalt:<br />

Augustinus entwickelt in den Büchern IX, X und XI der Confessiones ein Denkmotiv, bei<br />

dem die Erkenntnis der Schönheit im Grunde Gotteserkenntnis ist. Für Augustinus ist das<br />

reine Schöne zwar ausschließlich bei Gott, andererseits gibt es aber auch kein einziges Ding<br />

in der Schöpfung, das nicht Spuren dieser Schönheit tragen würde. Dies gilt selbst für die<br />

hässlichen Dinge. Daher ist auch die ästhetische Erfahrung in ihrem Grunde bereits<br />

Gotteserfahrung, von einer kaum vernehmbaren Spur bis hin zur Kontemplation des<br />

perfektesten Meisterwerks gibt die ästhetische Erfahrung den Archetyp der visio beatifica ab.<br />

In der Spannung zwischen Immanenz und Transzendenz reflektiert Augustinus innerhalb<br />

seiner Ästhetik den Augenblick der Ewigkeit als schöpferischen Ursprung der Zeit. Die Frage<br />

nach dem, was die Zeit ist, führt zu den Augenblicken der Ewigkeit als Erinnerung des<br />

Gegenwärtigen. Mit der Frage nach der Erinnerung schließlich verbindet sich das Problemfeld<br />

der Bedingungen von Erkenntnis, letztlich der Möglichkeit der Erkenntnis Gottes. In einer<br />

Parallelstellung von Liebe und pulchritudo, die Augustinus aus seiner Analyse der Erinnerung<br />

schöpft, und der Liebe zu Gott entwickelt Augustinus in der pulchritudo eine natürliche<br />

Gotteslehre. Es geht um die Erinnerung der pulchritudo als Erkennen Gottes.<br />

Diese Rede von der pulchritudo als Gotteserkenntnis diente nicht nur dem Mittelalter als<br />

Quelle, um eine Lehre des Schönen zu entwickeln, die Auseinandersetzung mit den<br />

Überlegungen von Augustinus zum Zeitbegriff oder zum Verhältnis von Sprache und<br />

Schweigen hat ihre Spuren bis in die jüngste Vergangenheit der Philosophiegeschichte<br />

hinterlassen.<br />

Methode:<br />

Intra- und intertextuelle Lektüre ausgewählter Abschnitte, philosophiegeschichtliche Parallel-<br />

und Kontrastlektüre, Bildanalyse, intermediäre Vergleichsdiskussion.<br />

Literatur:<br />

• Th. W. ADORNO, Ästhetische Theorie. Frankfurt/Main 1973, 179-205.<br />

• AUGUSTINUS, Bekenntnisse. Lateinisch und Deutsch, eingeleitet, übersetzt und<br />

erläutert von J. Bernhart, mit einem Vorwort von E. L. Grasmück, Frankfurt/Main<br />

1987.<br />

• BADIOU, Kleines Handbuch der In-Ästhetik. Wien 2001, 7-25.<br />

• DERS., Gott ist tot. Kurze Abhandlung über eine Ontologie des Übergangs. Wien<br />

2002, 179-200.<br />

• H. BLUMENBERG, Arbeit am Mythos. Frankfurt/Main 1996, 165-191.<br />

• G. DELEUZE, Differenz und Wiederholung. München 1997, 99-154.<br />

• GROYS, Über das Neue. Versuch einer Kulturökonomie, Frankfurt/Main 1999, 123-<br />

126.<br />

• M. HEIDEGGER, Sein und Zeit. Tübingen 1993, 404-437.<br />

• M. HENRY, Die Barberei. Eine phänomenologische Kulturkritik, Freiburg/München<br />

1994, 93-115.<br />

• J. KREUZER, Pulchritudo. Vom Erkennen Gottes bei Augustin. Bemerkungen zu den<br />

Büchern IX, X und XI der Confessiones, München 1995.<br />

• G. POCHAT, Bild-Zeit. Zeitgestalt und Erzählstruktur in der bildenden Kunst von den<br />

Anfängen bis zur frühen Neuzeit, Wien 1996.<br />

• E. PRZYWARA, Augustinisch. Ur-Haltung des Geistes, Einsiedeln 1970, 71-98.<br />

• L. SCHACTER, Wir sind Erinnerung. Gedächtnis und Persönlichkeit, Reinbek 1999, 37-<br />

70.<br />

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