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Die alten Zinnseifen im Erzgebirge - Geschichte-ana.de

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Das ganze Gebirge bis nach Johanngeorgenstadt wur<strong>de</strong> nach Zinnerzen durchsucht, <strong>de</strong>nn es gab<br />

z.B. auch Seifen in <strong>de</strong>n Thälern <strong>de</strong>s Fällbaches bei Steinhei<strong>de</strong>l und Erlabrunn. <strong>Die</strong> an <strong>de</strong>r linken<br />

Seite <strong>de</strong>s Steinbaches, am Sosaer und Rothen Bache waren reine Granit-, diejenigen am Ziegen-,<br />

Breiten- und Jugelbache reine Schieferseifen. Ein großer Teil <strong>de</strong>r Seifen oberhalb Johanngeorgenstadts,<br />

in <strong>de</strong>r Gegend um Platten, besteht aber aus Trümmern <strong>de</strong>s Granit- und Schiefergebirges.<br />

Dort oben, nämlich an <strong>de</strong>n Gehängen <strong>de</strong>s Schwarzwasserthales unterhalb Seifen, mögen die<br />

Wäschen auch <strong>de</strong>m Diluvium angehören; tertiär sind diejenigen, welche in Form eines schmalen<br />

Ban<strong>de</strong>s unter <strong>de</strong>r Steinhöher Basalt<strong>de</strong>cke ausstreichen. Im Gebiete <strong>de</strong>s Granits fin<strong>de</strong>n sich weiter die<br />

Reste alter <strong>Zinnseifen</strong> bei Frühbuß, Sauersack, Hirschenstand Trinkseifen und zum Teil bei Bäringen,<br />

<strong>im</strong> Gebiete <strong>de</strong>s Schiefers die bei <strong>de</strong>n Försterhäusern, um Hengstererben und bei Streitseifen.<br />

Bemerkenswert sind in unserem Gebirge noch die Seifen bei Geyer; sie befin<strong>de</strong>n sich z.B. <strong>im</strong><br />

Greifenbachthale und nordwestlich von <strong>de</strong>r von Geyer nach Elterlein führen<strong>de</strong>n Chaussee, sowie<br />

östlich <strong>de</strong>r Mühlleithe und <strong>im</strong> Thale <strong>de</strong>s Geyerbaches. <strong>Die</strong> Gewinnung <strong>de</strong>s Zinnsteins aus diesen<br />

Ablagerungen, sowie diejenigen <strong>im</strong> Zschopauthale zwischen <strong>de</strong>r Lötzsch- und Loosmühle gehört<br />

einer älteren Zeit an. Endlich mögen noch die aus eckigen Gneisfragmenten und steinkörnigem Grus<br />

bestehen<strong>de</strong>n ehemaligen Seifen am nordöstlichen Gehänge <strong>de</strong>r Vierung sowie in einem Seitenthälchen<br />

<strong>de</strong>s Hei<strong>de</strong>lbachthales auf <strong>de</strong>r Sektion Marienberg <strong>de</strong>r geologischen Karte von Sachsen hier genannt<br />

sein.<br />

Daß <strong>de</strong>r Ursprung <strong>de</strong>s durch seine Spielwarenindustrie weitbekannten Ortes Seiffen ebenfalls auf<br />

ehemalige <strong>Zinnseifen</strong> zurückzuführen ist, wur<strong>de</strong> bereits am Anfange dieses Aufsatzes bemerkt. Später<br />

wur<strong>de</strong> daselbst <strong>de</strong>r Zinnstein bergmännisch in Gruben abgebaut, und als Denkmal dieser Gewinnung<br />

ist noch eine ziemlich ansehnliche Pinge zurückgeblieben. Einen gleichen Ursprung hat<br />

auch das nahe gelegene Seifenbach, sowie Seifen bei Dippoldiswal<strong>de</strong>. Es lassen sich gewiß noch<br />

viele Örtlichkeiten in unserm Gebirge anführen, welche entwe<strong>de</strong>r durch ihre Namen o<strong>de</strong>r durch die<br />

Oberflächenbeschaffenheit und durch schriftliche und mündliche Ueberlieferungen auf diese alte<br />

Zinngewinnung hinweisen. So wird z.B. in Schumanns Lexikon von Sachsen bemerkt, daß <strong>de</strong>r<br />

Buchholzer Kommunwald auch die Bezeichnung „<strong>de</strong>r Seifen“ führe.<br />

Trotz<strong>de</strong>m, daß man früher das ausgeseifte Zinn für besser als das in Gängen gefun<strong>de</strong>ne hielt und<br />

beson<strong>de</strong>rs zu <strong>de</strong>m von Agrikola (†1555) zuerst erwähnten Verzinnen <strong>de</strong>s Eisens verwandte, mußte<br />

doch die Seifenarbeit in unserm Gebirge endlich aufhören. Als Grund dafür ist wohl anzuführen,<br />

daß man allmählich alle einigen Gewinn versprechen<strong>de</strong> Thäler und Berglehnen ausgeseift hatte, und<br />

daß <strong>de</strong>r dabei erzielte Verdienst später in keinem Verhältnisse mehr stand zu <strong>de</strong>r verwandten Zeit<br />

und <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>nwerte. Ganz beson<strong>de</strong>rs mußte <strong>de</strong>r Waldbetrieb durch die Seifen erheblich lei<strong>de</strong>n,<br />

und ebenso wur<strong>de</strong> das zum Auswaschen <strong>de</strong>s Erzes nötige Wasser, wie ja schon die früher mitgeteilte<br />

Beschwer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bockauer Gerichte beweist, <strong>de</strong>n unumgänglichsten Bedürfnissen <strong>de</strong>r Ortsbewohner<br />

ganz o<strong>de</strong>r wenigstens teilweise entzogen.<br />

Quelle: Glückauf! Organ <strong>de</strong>s Erzgebirgsvereins. 9. Jahrgang. No. 2. Februar 1889. S. 9-12 und No. 3. März 1889.<br />

S. 18f. - Abschrift: Streifzüge durch die <strong>Geschichte</strong> <strong>de</strong>s oberen <strong>Erzgebirge</strong>s (www.streifzuege.<strong>de</strong>)<br />

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