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Die alten Zinnseifen im Erzgebirge - Geschichte-ana.de

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„Man will beson<strong>de</strong>rs wahrgenommen haben, daß in <strong>de</strong>n Gegen<strong>de</strong>n, wo die Thäler ihre Richtung<br />

än<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r eine sogenannte Krümme machen, die Geschiebe von reinem Zinnstein in größerer<br />

Menge gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n sind, und daselbst <strong>de</strong>n austräglichsten Seifenbergbau gegeben haben.<br />

<strong>Die</strong>se Beobachtung läßt sich mit <strong>de</strong>r Natur <strong>de</strong>r Seifengebirge ganz wohl vereinigen. Sind sie durch<br />

die Wirkung einer Flut o<strong>de</strong>r Ueberschwemmung entstan<strong>de</strong>n, so mußten sich die schweren Teile<br />

dabei <strong>im</strong>mer am langsamsten bewegen. Wenn nun die Richtung ihres Laufes sich än<strong>de</strong>rte und eine<br />

Krümme machte, wobei die fortgerissenen Geschiebe einen neuen Wi<strong>de</strong>rstand fan<strong>de</strong>n, so hörte die<br />

Bewegung <strong>de</strong>r schwersten leichtlich auf, und also waren die Zinngeschiebe und kleinen Zinngräupchen<br />

gewiß die ersten, die sich, anstatt dieser verän<strong>de</strong>rten Richtung zu folgen, zu Bo<strong>de</strong>n setzten und<br />

bei mehr aufeinan<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n sich in einer solchen Krümmung anhäuften, wodurch <strong>de</strong>nn gar<br />

leicht <strong>de</strong>rgleichen wahr genommene reiche Punkte in <strong>de</strong>n Seifengebirgen entstan<strong>de</strong>n sein mögen.“<br />

Von <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s Zinnwäschers schrieb bereits 1562 Mathesius in Joch<strong>im</strong>sthal: „An solche<br />

Seifen führet man die Wasser und sticht Modt (Torf o<strong>de</strong>r torfähnliche Masse) und Werg (vielleicht<br />

Hei<strong>de</strong>kraut?) darein, das gehet in Schlamm weg; was grob ist, wirft man mit <strong>de</strong>r Reutgabel aus, <strong>de</strong>r<br />

gute Stein setzt sich zu Bo<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n hebt man und machet ihn über <strong>de</strong>r Schaufel rein, daraus wird<br />

ein geschmeidig Zinn, das einen sehr schönen Spiegel hat.“ Und <strong>de</strong>r bereits genannte Charpentier<br />

bemerkt, daß diese Arbeit eine <strong>de</strong>r beschwerlichsten sei und <strong>de</strong>n Arbeiter nicht nur nötige, <strong>de</strong>n<br />

ganzen Tag <strong>im</strong> Wasser zu stehen, son<strong>de</strong>rn dabei noch alles Ungemach <strong>de</strong>r Witterung, Regen, Wechsel<br />

von Wärme und Kälte u.s.w. zu ertragen. Aber so wenig Vorteile auch die Seifenarbeit versprach,<br />

so war sie in früherer Zeit doch lohnend genug, ja es wur<strong>de</strong>n sogar einzelne verlassene<br />

Seifen wie<strong>de</strong>r mit Nutzen aufgesucht.<br />

Obschon sich die meisten Seifen in <strong>de</strong>n kleineren Thälern und zwar vorzugsweise an <strong>de</strong>ren unteren<br />

En<strong>de</strong>n, stellenweise selbst weiter oben befan<strong>de</strong>n, wo die Einsenkung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns nur eine<br />

flach mul<strong>de</strong>nförmige ist, so wur<strong>de</strong> doch auch in breiteren Flußthälern, z.B. <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Mul<strong>de</strong>, und<br />

vereinzelt auf <strong>de</strong>r Höhe, wie bei Seifen in B., Zinnerz aus <strong>de</strong>m Gebirgsschutte ausgewaschen. Außer<br />

Zinnstein gand man da und dort in <strong>de</strong>n Seifen Eisensteingeschiebe und Wolfram, ferner verschie<strong>de</strong>ne<br />

E<strong>de</strong>lsteine, z.B. Topas, Opal und Beryll, letztere hauptsächlich <strong>im</strong> Denitzgrun<strong>de</strong> bei<br />

Eibenstock; ja mehrfach wird auch <strong>de</strong>s Gol<strong>de</strong>s als eines Nebenproduktes gedacht. So fand man<br />

1733 auf Hans Christoph Ungers 100 Lachter Seifengebirge am Auersberge ein Goldkorn von<br />

13 Aß Gewicht, das in <strong>de</strong>mselben Jahre <strong>de</strong>m Kurfürsten bei <strong>de</strong>r Huldigung in Freiberg überreicht<br />

wur<strong>de</strong>. Engelschall erzählt in seiner 1723 erschienen Chronik von Johanngeorgenstadt von Goldkörnern<br />

und Goldflitschen <strong>im</strong> Pechhöfer Wasser, Steinbache und Schwarzwasser und daß ein Bergmann<br />

aus letzterem <strong>de</strong>m Kurfürsten Johann Georg II. eine halbe Fe<strong>de</strong>rkiel voll Goldsand<br />

dargereicht habe. Auch Mathesius führt in seiner Sarepta wie<strong>de</strong>rholt das Vorkommen von Goldflittern<br />

und Körnern in <strong>Zinnseifen</strong> an, und ebenso ge<strong>de</strong>nkt Christian Lehmann in seinem Historischen<br />

Schauplatze <strong>de</strong>s „goldkörnichten“ San<strong>de</strong>s am Kühnbache über <strong>de</strong>r Zwittermühle und in <strong>de</strong>n<br />

Seifen bei <strong>de</strong>r Plattner Farbemühle.<br />

Sehr zahlreich waren die Seifenwerke <strong>im</strong> Gebiete von Schneeberg-Eibenstock. Bei einzelnen<br />

<strong>de</strong>rselben reichte <strong>de</strong>r Anfang mehrere Jahrhun<strong>de</strong>rte zurück. So erzählt z.B. Meltzer in <strong>de</strong>r Schneeberger<br />

Chronik, daß <strong>im</strong> Jahre 1483 die Teichstätte über Zschorlau „bei <strong>de</strong>n Seifen“ zur Anlage <strong>de</strong>s<br />

Filzteiches verkauft wur<strong>de</strong> und daß man, als <strong>de</strong>r Teich 1573 durch eine große Flut beschädigt<br />

wor<strong>de</strong>n war und einige Jahre lang wüste lag, wie<strong>de</strong>r darin seifte; erst 1701 wur<strong>de</strong>n viele alte Seifenhal<strong>de</strong>n<br />

daselbst herausgeschafft. In Christian Stechers nur handschriftlich vorhan<strong>de</strong>nem „bergmännischen<br />

Bericht o<strong>de</strong>r brennen<strong>de</strong>n Grubenlicht“ wird gesagt, daß die 1448 durch eine große Flut<br />

vernichteten Berggebäu<strong>de</strong> unterhalb Zschorlau erst durch die in <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> vorher schon vorhan<strong>de</strong>n<br />

gewesenen <strong>Zinnseifen</strong> veranlaßt wor<strong>de</strong>n seien, man habe auch <strong>de</strong>n ganzen Gößnitz-,<br />

Zschorl- und Riesengrund unter, durch und über Zschorlau nach und nach ausgeseift. <strong>Die</strong> Seifen erstreckten<br />

sich von da am Steinberge bis nach Burkhardtsgrün, wo sich das Thal <strong>im</strong>mer mehr<br />

verflacht. Aus <strong>de</strong>m 600 Lachter Seifengebirge am Steinberge wur<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>n aktenmäßigen<br />

Angaben <strong>de</strong>r Bergrevier-Rechnungsexpedition zu Schneeberg von 1752 bis 1817 334 Zentner Zinn<br />

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