Initiativkreis Europäische Metropolregion München
Initiativkreis Europäische Metropolregion München
Initiativkreis Europäische Metropolregion München
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Auftaktphase für einen<br />
«<strong>Initiativkreis</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>»<br />
„Das Feuer in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
entfachen“<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>München</strong><br />
Endbericht vom 2. Oktober 2006<br />
TU <strong>München</strong><br />
Lehrstuhl für Raumentwicklung<br />
Prof. Dr. Alain Thierstein<br />
Viktor Goebel<br />
Agnes Förster<br />
Auftraggeber: Landeshauptstadt <strong>München</strong>, Referat für Stadtplanung und Bauordnung
.<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
2
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Management Summary 5<br />
Teil I Analyse<br />
1 Einleitung 7<br />
1.1 Ausgangslage und Auftrag 7<br />
1.2 Ziel und Aufbau 9<br />
2 <strong>Metropolregion</strong>en im Überblick 11<br />
2.1 Methodik/Vorgehen 11<br />
2.2 Strategie, Struktur, Kultur: Die vier <strong>Metropolregion</strong>en im Vergleich und<br />
Hinweise für <strong>München</strong> 12<br />
2.3 Fazit: Das kann die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> lernen 30<br />
3 Das Bild der Region: Ein Beitrag zur Bewusstseinsbildung in der<br />
<strong>Metropolregion</strong> 33<br />
3.1 Was ist ein Bild der Region und was soll es leisten? 33<br />
3.2 Bilder der Region im Überblick: Analyse der bisherigen bildhaften<br />
Auseinandersetzung 38<br />
3.3 Fazit: Quervergleich „Bilder der Region“ 55<br />
Teil II Was kann <strong>München</strong> tun?<br />
Anhang<br />
4 Konzept für die inhaltliche Arbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>München</strong> 59<br />
4.1 Strategie für die inhaltliche Arbeit 62<br />
4.2 Vier Themenfelder: Die Kompetenzen 64<br />
4.3 Impulsprojekte: Bausteine zur Umsetzung 74<br />
4.4 Wertschöpfungsgeschichten: Der Mehrwert der Zusammenarbeit 81<br />
4.5 Das Bild der <strong>Metropolregion</strong>: Bewusstseinsbildung und Identifikation 91<br />
5 Organisationsstrukturen 96<br />
5.1 Die Strukturen: Aufbau- und Ablauforganisation 98<br />
5.2 Die Akteure der EMM: Promotoren und Motivatoren 101<br />
5.3 Die Formen der Kooperation 101<br />
5.4 Die Finanzierung 102<br />
Portraits der vier <strong>Metropolregion</strong>en 104<br />
Hamburg 104<br />
Rhein-Neckar 111<br />
Stuttgart 119<br />
Nürnberg 125<br />
Quellen 132<br />
3
.<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
4
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Management Summary<br />
Der Handlungsmaßstab <strong>Metropolregion</strong> wird von Wissenschaft, Planung und Politik als<br />
zunehmend bedeutsamer erachtet. Die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM) gilt in<br />
diesem Kontext als eine der bedeutendsten in Deutschland und nimmt in Europa eine wichtige<br />
Rolle ein. Die strategischen Vorstellungen, wie in der EMM auf geeigneten Themenfeldern<br />
zusammen gearbeitet werden soll, bleiben noch zu klären.<br />
Vor dieser Ausgangslage legt diese Expertise Empfehlungen vor, um den Prozess der sich<br />
konstituierenden EMM zu unterstützen. Leitlinie ist eine nachhaltige räumliche Entwicklung bei<br />
wirtschaftlicher Prosperität und eine erstklassige Positionierung der <strong>Metropolregion</strong> im<br />
internationalen Standortwettbewerb.<br />
Ausgangspunkt der Empfehlungen ist ein Vergleich der vier deutschen <strong>Metropolregion</strong>en<br />
Hamburg, Rhein-Neckar, Nürnberg und Stuttgart. Untersucht werden drei Themengruppen:<br />
Erstens die Strategie, wie zum Beispiel die bearbeiteten Themenfelder oder die auslösenden<br />
Gründe für die Zusammenarbeit. Zweitens die gewählten Strukturen, wie etwa der räumliche<br />
Umgriff oder die beteiligten Akteure. Drittens die vorherrschende Kultur, die sich etwa in den<br />
Zusammenarbeitsformen, den identifizierten Alleinstellungsmerkmalen oder der bildhaften<br />
Darstellung der <strong>Metropolregion</strong> äußert.<br />
Ein Schwergewicht legt die Expertise auf die Rolle des Bildes der <strong>Metropolregion</strong>. Vergleichend<br />
wird unter anderem gezeigt, welche „Leuchttürme“ und welche Bildaussagen hergenommen<br />
werden, um die Entwicklung der <strong>Metropolregion</strong> und die Wahrnehmbarkeit durch die beteiligten<br />
Akteure zu unterstreichen.<br />
Die wichtigsten Ergebnisse des Vergleichs der vier <strong>Metropolregion</strong>en sind:<br />
• Die Entwicklung von <strong>Metropolregion</strong>en verläuft pfadabhängig und uneinheitlich.<br />
• Die Zusammenarbeit in der <strong>Metropolregion</strong> ist weit mehr als die Verlängerung<br />
interkommunaler Kooperationen auf einer neuen Maßstabsebene.<br />
• Die großen Freiheitsgrade in der Wahl von Themen, Projekten und Strukturen sind offensiv<br />
zu nutzen.<br />
• Die Addition einzelner Projekte ist noch keine inhaltliche Strategie.<br />
• Einige Themen wie etwa Wirtschaftsförderung und Standortmarketing werden überall<br />
betrieben. Hinzu treten jeweils einige wenige Spezialitäten. Dieses Extrathema soll<br />
konsequent für die Profilbildung der EMM genutzt werden.<br />
• Das Bild der Region wird in den untersuchten Regionen zwar gezeichnet, die vorhandenen<br />
Möglichkeiten sind noch weitgehend unausgeschöpft.<br />
Die Strategie für die EMM konzentriert sich auf einige wenige über Bayern hinaus strahlenden<br />
Stärken. Die Bestandteile sind wie Mosaiksteine in der ganzen EMM an unterschiedlichen<br />
Standorten und mit unterschiedlichen Akteuren lokalisiert. Es gilt, diese Mosaiksteine als<br />
Glieder einer Wertschöpfungskette in einer geschickten Art zusammen zu setzen, so dass aus<br />
den Einzelgliedern ein Mehrwert entsteht. Diese Wertschöpfung soll in geeigneten<br />
„Geschichten“ vermittelt werden, die in der Lage sind, über Branchen- und Gebietsgrenzen<br />
hinweg unterschiedliche Akteure aus Privatwirtschaft und öffentlicher Hand sowie aus<br />
unterschiedlichen Teilräumen zusammen zu bringen. Eine zukunftsträchtige<br />
„Wertschöpfungsgeschichte“ für die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> ist das<br />
Zusammenführen von Gesundheitskompetenz aus Forschung, Medizin und Spezialkliniken mit<br />
Rehabilitation, Wellness, Tourismus und ökologisch hergestellten Lebensmitteln aus der<br />
Region. Mit solchen Geschichten wird die EMM als ein zusammen wirkender Handlungsraum<br />
erfahren, der mehr ist, als die Aneinanderreihung von isolierten Projekten.<br />
5
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Die überspannende Idee der Wertschöpfungsgeschichten stützt sich ab auf die für die EMM<br />
identifizierten Potenziale. Diese überdurchschnittlichen „Kapitalien“ gruppieren sich in vier<br />
Themenfeldern, für die beispielhaft einige wenige Impulsprojekte hinzugefügt werden.<br />
Die vier „Kapitalien“ oder Themenfelder in der EMM sind:<br />
• Wissen und Innovation<br />
• Marken und Identifikation<br />
• Urbanität und Freiräume<br />
• Zugänglichkeit und Erreichbarkeit von Infrastruktur<br />
Der knappe Überblick zu diesen Themenfeldern zeigt die Potenziale, aber zugleich auch die<br />
Notwendigkeit, an diesen Stärken weiter intensiv zu arbeiten. Andere <strong>Metropolregion</strong>en haben<br />
die Herausforderungen für die gedeihliche räumliche Entwicklung einiges früher erkannt. Die<br />
EMM muss zum Beispiel den laufenden Strukturwandel im produzierenden Gewerbe und den<br />
wissensbasierten Dienstleistungen oder die knappen öffentlichen Haushalte als<br />
Herausforderungen erkennen.<br />
Die Expertise entwickelt neben den vier Themenfeldern sowie einigen beispielhaften<br />
Impulsprojekten auch einen Vorschlag, wie das Thema „Bild der Region“ aufgegriffen und in<br />
Wert gesetzt werden kann.<br />
Vorschläge für eine schlanke und professionelle Organisationsstruktur runden die Expertise ab.<br />
Ein „Rat“ bildet das demokratisch legitimierte Entscheidungsgremium, geführt durch zwei<br />
Vorsitzende aus größeren Städten in der EMM. Ein Lenkungsausschuss koordiniert und steuert<br />
einige spezialisierte Arbeitskreise, die sich mit der operativen Umsetzung der<br />
„Wertschöpfungsgeschichten“ befassen. Eine schlagkräftige und schlanke Managementagentur<br />
initiiert Impulsprojekte und unterstützt die Arbeitskreise. Die Metropolenkonferenz bildet die weit<br />
herum sichtbare Plattform, um die unterschiedlichen Akteure und Teilräume zusammen zu<br />
führen.<br />
Die Finanzierung der Arbeit der EMM sichert primär die Arbeit der Managementagentur. Dazu<br />
reicht ein Bruchteil eines Euro-Betrages pro Einwohner aus. Die einzelnen Impulsprojekte,<br />
welche die Glieder in den Wertschöpfungsgeschichten bilden, müssen weitgehend über<br />
Drittmittel finanziert werden.<br />
Die EMM soll sich als „Club der Promotoren“ verstehen. Mit dabei sind daher die größeren<br />
Städte sowie jene Landkreise und Kreise aus der Wirtschaft, die heute die Herausforderung<br />
erkennen und schultern wollen. Was im Kleinen überzeugt, wird ausstrahlen und weitere<br />
Mitglieder anziehen. Das Feuer in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> kann entfacht<br />
werden, wenn Freiwilligkeit und „gleiche Augenhöhe“ die obersten Prinzipien sind.<br />
6
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Teil I Analyse<br />
Die Expertise gliedert sich in zwei Hauptteile: Der erste Teil besteht neben der Einleitung aus<br />
einer vergleichenden Analyse der <strong>Metropolregion</strong>en Hamburg, Rhein-Neckar, Stuttgart und<br />
Nürnberg. Dabei stellt das Bild der Region einen Analysegegenstand in einem eigenen Kapitel<br />
dar. Aus der Analyse wird ein Fazit gezogen, welches dann im zweiten Teil „Was kann<br />
<strong>München</strong> tun?“ als Grundlage dient.<br />
1 Einleitung<br />
Die Einleitung geht zunächst kurz auf den Begriff <strong>Metropolregion</strong> ein und zeigt die aktuelle<br />
Relevanz des Maßstabs für die Raumentwicklung in Deutschland. Im Anschluss werden<br />
Auftragsumfang und Ziele der Expertise sowie die Vorgehensweise erläutert.<br />
1.1 Ausgangslage und Auftrag<br />
In der deutschen und internationalen Raumordnungspolitik spielt die Diskussion um<br />
<strong>Metropolregion</strong>en eine zunehmende Rolle. Eine sich immer weiter ausdifferenzierende<br />
Arbeitsteilung, globaler Wettbewerb und immer leistungsfähigere Infrastrukturen führen zu<br />
einem fortlaufenden Bedeutungszuwachs von Metropolen mit ihren Einzugsgebieten. Hier<br />
konzentrieren sich die im internationalen Wettbewerb entscheidenden Innovations-,<br />
Entscheidungs- und Steuerungs- sowie Gateway-Funktionen (Blotevogel 2002).<br />
<strong>Metropolregion</strong>en werden von der Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) als „Motoren<br />
der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung“ angesehen<br />
(MKRO 1995). Der Begriff umfasst dabei verschiedene Raumtypen, nämlich die Kernstädte mit<br />
ihren „traditionellen“ Stadt-Umland-Bereichen, aber auch urbane Kulturlandschaften und<br />
Freiräume in einem weiten Umgriff um die Metropolen.<br />
Bereits 1995 wurden von der MKRO in ihrem raumordnungspolitischen Handlungsrahmen<br />
sieben deutsche <strong>Metropolregion</strong>en, darunter auch <strong>München</strong>, in ihrer Bedeutung unterstrichen.<br />
Bis 2005 sind weitere vier <strong>Metropolregion</strong>en dazugekommen. Dabei handelt es sich um Räume<br />
wie Nürnberg oder Hannover-Braunschweig-Göttingen, die in der Fachwelt wegen ihrer eher<br />
geringen kritischen Masse bezüglich ihrer Zugehörigkeit zum „Club der deutschen<br />
<strong>Metropolregion</strong>en“ kontrovers diskutiert werden. Manche sprechen von einer Verwässerung des<br />
Labels <strong>Metropolregion</strong>en. Nichtsdestotrotz haben es aber gerade Nürnberg und seine<br />
umliegenden Landkreise geschafft, sich mit dem Attribut <strong>Metropolregion</strong> eine eigene Identität<br />
und eine gewisse Aufbruchstimmung aufzubauen, was der Region insgesamt langfristig<br />
weiterhelfen wird.<br />
Die Ministerkonferenz für Raumordnung hat im Juni 2006 das Leitbild „Wachstum und<br />
Innovation“ als Handlungsstrategie der Raumentwicklung verabschiedet und dabei noch einmal<br />
klar gemacht, dass sie damit endogene Entwicklungen fördern und Stärken weiter stärken will<br />
(BMVBS 2006).<br />
7
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Abbildung 1: Karte Leitbild Wachstum und Innovation. Quelle: BMVBS (2006), S. 9<br />
Die wirtschaftlichen Kennzahlen von <strong>München</strong> und die Entwicklungsprognosen geben – noch –<br />
keinen Anlass zur Besorgnis. Vor dem Hintergrund eines sich weiter verschärfenden globalen<br />
Wettbewerbs scheint es aber angebracht, sich über die besonderen Stärken und das<br />
Spezifische einer <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM) Gedanken zu machen.<br />
Ansätze der Zusammenarbeit von Akteuren existieren im Verein «Wirtschaftsraum Südbayern -<br />
Greater Munich Area e.V.». Strategische Vorstellungen sowie Organisationsform bleiben im<br />
Vergleich zu anderen <strong>Metropolregion</strong>en Deutschlands bis heute noch recht vage. Personelle<br />
und finanzielle Ressourcen sind knapp bemessen.<br />
Die Raumstruktur in der EMM verändert sich langsam und unmerklich. Neue funktionale<br />
Zusammenhänge sind dabei immer weniger an administrative Grenzen gebunden.<br />
Standortstrategien von Unternehmen aus der Wissensökonomie definieren die räumlichen<br />
Entwicklungstrends (Thierstein 2006). Zusammen mit hoch qualifizierten Arbeitskräften und<br />
Wissensproduzenten bilden sich die künftigen Entwicklungsmotoren heraus. Die Reichweite<br />
des Unternehmenshandelns geht weit über die sichtbaren Vernetzungen von Arbeitspendlern<br />
oder administrativ definierten Umgriffen hinaus. Die EMM reicht daher weit über die Grenze der<br />
Planungsregion 14 (<strong>München</strong>) hinaus (Goebel 2005).<br />
Basierend auf dieser Ausgangslage lautet unser Auftrag, Grundlagen für einen Prozess zu<br />
liefern, der die relevanten Akteure in der EMM auf dieser neuen Maßstabsebene<br />
zusammenführt. Hierdurch können die Ressourcen der <strong>Metropolregion</strong> besser miteinander<br />
vernetzt und effizienter genutzt werden. Die <strong>Metropolregion</strong> sollte dabei erkennbar und fit für<br />
den internationalen Wettbewerb gemacht werden. Dabei werden Nachhaltigkeitsziele mit<br />
betrachtet.<br />
8
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
1.2 Ziel und Aufbau<br />
Diese Expertise will den Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> im<br />
Sinne des geschilderten Auftrags wissenschaftlich begleiten. Wir gehen dabei davon aus, dass<br />
eine erfolgreiche Entwicklung und Aufstellung der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
(EMM) die folgenden drei miteinander verknüpften Ebenen berücksichtigen sollte:<br />
1_Strategie<br />
Eine Strategie hilft, die Ressourcen in einer Region zu bündeln. Strategie beschreibt die<br />
anstehenden Aufgaben, die sich auch nur auf bestimmte räumliche Teilbereiche der<br />
<strong>Metropolregion</strong> beziehen können und dem Ganzen eine erkennbare Stossrichtung geben.<br />
Strategie streicht das Spezifische der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> heraus und<br />
berücksichtigt fachübergreifende Verbindungen sowie Eigenheiten der Stakeholder.<br />
2_Strukturen<br />
Strukturen bezeichnen Aufbau- und Ablauforganisation. Strukturen sind relativ beständige<br />
Vereinbarungen, die zwischen den beteiligten Akteuren entstanden sind: Zum Beispiel<br />
Kernstadt-Umland-Diskussionsforen oder regionale Gemeindeverbünde.<br />
3_Kultur<br />
Kultur beschreibt Verhaltensweisen, Werte, Prinzipien, den Umgang mit Geben und Nehmen<br />
sowie eine Konfliktkultur. Kultur hilft die Identifikation mit dem neuen Maßstab <strong>Metropolregion</strong><br />
zu stärken; damit kann längerfristig Identität in der Region wachsen. Am erfolgreichsten kann<br />
Kultur durch interessante Leitprojekte mit einer erkennbaren Wertschöpfung wirken. Nicht<br />
immer stehen monetäre Vorteile an erster Stelle.<br />
Wir sehen es als einen wichtigen Schritt zu Beginn an, andere <strong>Metropolregion</strong>en in Deutschland<br />
(Hamburg, Rhein-Neckar, Stuttgart und Nürnberg) einer sorgfältigen Analyse im Hinblick auf die<br />
genannten Ebenen zu unterziehen (Kapitel 2 und Anhang). Mit einer vergleichenden<br />
Darstellung können so potenzielle Muster, Häufungen und Zusammenhänge einfach erkannt<br />
werden. Mit diesen Informationen entsteht eine gute Basis, um der Frage nachzugehen „Was<br />
kann <strong>München</strong> tun?“.<br />
In Kapitel 3 wird ein konzeptioneller Rahmen für ein Bild der <strong>Metropolregion</strong> entwickelt und der<br />
Stand der bildhaften Auseinandersetzung in den untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en analysiert. Es<br />
ist wichtig, sich mit der Frage der Wahrnehmbarkeit des Maßstabs und seiner Visualisierung mit<br />
Hilfe von Grafiken, Karten und innovativen Medien auseinanderzusetzen. Wir sehen hier eine<br />
Hilfestellung zum Aufbau eines Identitätsgefühls in der EMM.<br />
In Kapitel 4 wird unsere empfohlene Gesamtstrategie erläutert. Es werden zunächst favorisierte<br />
Themenfelder und Impulsprojekte für <strong>München</strong> vorgestellt. Es handelt sich dabei um die Felder:<br />
• Wissen und Innovation<br />
• Marken und Identifikation<br />
• Urbanität und Freiräume<br />
• Zugänglichkeit und Erreichbarkeit von Infrastrukturen<br />
Die Themen werden inhaltlich für die <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> konkretisiert und können anhand<br />
von Vorschlägen für Impulsprojekte auch konkret weiterverfolgt werden. Schließlich zeigen wir<br />
den Mehrwert, der entstehen kann, wenn sich unterschiedliche Akteure und Einzelprojekte auf<br />
metropolitanem Maßstab zu „Wertschöpfungsgeschichten“ ergänzen.<br />
In Kapitel 5 werden mögliche Organisationsformen der <strong>Metropolregion</strong> mit ihren Strukturen und<br />
Akteuren sowie Finanzierungsmöglichkeiten gezeigt.<br />
Im Anhang finden sich Portraits der vier im Vergleich analysierten <strong>Metropolregion</strong>en.<br />
9
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
10
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
2 <strong>Metropolregion</strong>en im Überblick<br />
In diesem Kapitel führen wir eine begleitende und bewertende Analyse der Situation und der<br />
Geschichte von vier ausgewählten deutschen <strong>Metropolregion</strong>en (Hamburg, Rhein-Neckar,<br />
Stuttgart, Nürnberg) durch. Am Schluss des Kapitels wird festgestellt, was <strong>München</strong> aus diesem<br />
Vergleich lernen kann.<br />
Die Auswahl der betrachteten <strong>Metropolregion</strong>en ist in verschiedenen Punkten in Bezug auf<br />
<strong>München</strong> interessant. So ist Hamburg wie <strong>München</strong> ein monozentrischer Raum mit<br />
vergleichbarer Einwohnerzahl. Rhein-Neckar ist eine sehr junge <strong>Metropolregion</strong>, die stark von<br />
den regionalen Unternehmen gepusht worden ist. Stuttgart verfügt über ein bundesweit<br />
beachtetes Modell einer starken, demokratisch legitimierten Regionalplanung, die durch viele<br />
weitere Kooperationsformen ergänzt wird. Nürnberg liegt wie <strong>München</strong> in Bayern und hat es<br />
ohne breite Unterstützung durch den Freistaat geschafft, sich in kurzer Zeit auf der Landkarte<br />
der deutschen <strong>Metropolregion</strong>en zu platzieren.<br />
2.1 Methodik/Vorgehen<br />
Für die Analyse jeder der vier <strong>Metropolregion</strong>en legen wir ein Raster fest, das sich auf unsere<br />
Ebenen Strategie, Struktur und Kultur bezieht.<br />
Strategie (Kap. 2.2.1) Was war der Auslöser zur Bildung einer <strong>Metropolregion</strong>?<br />
Welche Herausforderungen und Problemlagen werden gesehen?<br />
Welche Themenfelder und Projekte spielen eine wichtige Rolle?<br />
Welche analytischen Ergebnisse gingen bei der Bildung der<br />
<strong>Metropolregion</strong> ein?<br />
Struktur (Kap. 2.2.2) Welcher Umgriff besteht bzw. wurde gewählt?<br />
Welches Kooperationsmodell, welche Organisationsstruktur?<br />
Welche Personen spielen Schlüsselrollen?<br />
Was wird wie finanziert?<br />
Kultur (Kap. 2.2.3) Welche Alleinstellungsmerkmale und Identifikationsthemen<br />
bestehen?<br />
Welche Genese hat die Region durchgemacht, wie alt ist sie?<br />
Was bedeutet das Label „<strong>Metropolregion</strong>“ für den Raum?<br />
Für die Informationsbeschaffung haben wir Literaturanalysen sowie intensive Recherchen auf<br />
den Internetseiten der <strong>Metropolregion</strong>en durchgeführt. Dabei ging sowohl das Material, mit dem<br />
sich die <strong>Metropolregion</strong>en darstellen – vor allem ihre Internetseiten, Broschüren,<br />
Strategiepapiere etc. – als auch kritische Hintergrundpapiere von Wissenschaftlern, Gutachten<br />
und Unterlagen von Behörden in die Analyse ein. Da die von uns betrachteten Punkte oft nicht<br />
explizit in den Internetseiten oder der Literatur thematisiert werden und der Diskurs um<br />
<strong>Metropolregion</strong>en sehr aktuell ist, haben wir auch telefonische Experteninterviews geführt.<br />
Diese ermöglichten uns einen besonders tiefen Einblick in die Strukturen der <strong>Metropolregion</strong>en,<br />
der über keinen anderen Zugang realisierbar gewesen wäre.<br />
11
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
2.2 Strategie, Struktur, Kultur: Die vier <strong>Metropolregion</strong>en im Vergleich und Hinweise für<br />
<strong>München</strong><br />
Die vier untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en sind in ihrer Gesamtheit höchst unterschiedlich. Sie<br />
haben eine Entwicklung durchlaufen, die stark vom vorher eingeschlagenen Pfad abhängt. In<br />
diesem Kapitel werden die uns für einen Vergleich am wichtigsten erscheinenden<br />
Eigenschaften der vier <strong>Metropolregion</strong>en tabellarisch gemäß der in Kapitel 2.1 erläuterten<br />
Systematik aufgeführt. Grundlage hierfür bilden die erstellten Portraits der einzelnen<br />
<strong>Metropolregion</strong>en, die im Anhang dieser Expertise zu finden sind. Im Anschluss an die Tabellen<br />
wird ein knapp ausformulierter Quervergleich gezogen, und eine erste Einschätzung<br />
abgegeben, was dies für die sich formierende <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM)<br />
bedeutet.<br />
2.2.1 Strategie<br />
Unter dem Kapitel Strategie fragen wir uns, welche Auslöser zur Bildung der <strong>Metropolregion</strong>en<br />
beigetragen haben und welche Herausforderungen bzw. Problemlagen gesehen werden. Wir<br />
überprüfen, welche Themen mit welcher Intensität bearbeitet werden und führen die<br />
korrespondierenden Projekte auf. Ferner untersuchen wir, welche analytischen Erkenntnisse<br />
bei der Regionsbildung eingingen.<br />
Auslöser<br />
Hamburg Rhein-Neckar<br />
endogen - „Grenzlandeffekt“: Stadt-Umland<br />
Problematik bewirkt Kooperation<br />
auf Länderebene<br />
- Scheitern des Nordstaats,<br />
Beschränkung der Kooperation<br />
nun auf <strong>Metropolregion</strong><br />
exogen - Positionierung im internationalen<br />
Standortwettbewerb<br />
- Konkurrierende Regionen<br />
formieren sich, z.B. Öresund-<br />
Region<br />
Stuttgart Nürnberg<br />
endogen - Globalisierung erfordert eine<br />
international ausgerichtete<br />
Positionierung. Das Label<br />
<strong>Metropolregion</strong> wurde daher für<br />
diesen Bedarf dankbar<br />
aufgegriffen<br />
exogen - <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />
Stuttgart (EMR): Aufstellung des<br />
12<br />
- „Grenzlandeffekt“: Zur<br />
Überwindung der Nachteile der<br />
Ländergrenzen verstärktes<br />
Bemühen um Kooperation<br />
- Außenwahrnehmung verbessern:<br />
Rhein-Neckar auf die mentale<br />
Landkarte qualifizierter<br />
Arbeitskräfte bringen<br />
- Strukturprobleme in den 1990er<br />
Jahren und internationaler<br />
Standortwettbewerb<br />
- Rhein-Neckar (RN) fürchtet um<br />
Position gegenüber anderen<br />
Regionen in Deutschland: Die<br />
Regionen Hannover, Stuttgart<br />
konstituieren sich neu, Mannheim<br />
droht der Verlust von ICE-Knoten,<br />
RN befindet sich zunächst nicht im<br />
Kreis der <strong>Metropolregion</strong>en der<br />
MKRO<br />
- Bestehende<br />
Kooperationsstrukturen eigneten<br />
sich zur Weiterentwicklung<br />
- Diskussion über <strong>Metropolregion</strong>en<br />
auf Bundes- und EU-Ebene
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Quervergleich<br />
LEP 2002, MKRO-Beschlüsse<br />
erfordern Auseinandersetzung mit<br />
dem Thema<br />
- Verband Region Stuttgart (VRS):<br />
Strukturprobleme Anfang der<br />
1990er Jahre, Wegfall vieler<br />
Arbeitsplätze, Druck der<br />
Landesregierung<br />
- EU-Erweiterung nach Osten<br />
- Strukturprobleme<br />
Auslösende Faktoren für die Etablierung von Kooperations- bzw. Planungsformen auf dem<br />
Maßstab von <strong>Metropolregion</strong>en lassen sich von ihrem Ursprung her teils der Region selber<br />
zuordnen. Hierbei spricht man von endogenen Faktoren. Es gibt aber auch die treibenden<br />
Kräfte von außen, als exogene Faktoren bezeichnet. Zwischen beiden Faktorengruppen<br />
bestehen Wechselwirkungen.<br />
Ein wichtiger endogener Faktor sind die bisherigen Kooperationsstrukturen. Gibt es eine länger<br />
währende Tradition der Kooperation, bauen sich die Strukturen einer <strong>Metropolregion</strong> auch<br />
schneller auf. Ferner spielt die Haltung, die ein Bundesland zu seinen Regionen hat, eine große<br />
Rolle.<br />
Die MKRO mit ihren verschiedenen zeitlich versetzten Beschlüssen bezüglich der Verleihung<br />
des Prädikats „<strong>Metropolregion</strong>“ erzeugte bei den zunächst nicht vorgesehenen Regionen die<br />
Angst, am Ende vielleicht nicht dabei zu sein. Allein hierdurch wurde im Falle von Nürnberg und<br />
Rhein-Neckar ein intensiver Diskussionsprozess in Gang gesetzt, der zu einer verbesserten<br />
Abstimmung in der Region zu führen scheint.<br />
Ein weiterer wesentlicher exogener Faktor in den Regionen ist der sich verschärfende<br />
Standortwettbewerb, dem die Regionen ausgesetzt sind. Regionen mit wesentlichen Anteilen<br />
an von der Produktion abhängigen Wirtschaftsstrukturen (Nürnberg, Stuttgart und Rhein-<br />
Neckar) optimierten aus dieser „Schwäche“ heraus ihre Aufstellung als Region nach außen.<br />
Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Auslöser“ lernen<br />
<strong>München</strong> ist mittlerweile eine „späte" <strong>Metropolregion</strong>, da ein wesentlicher Organisationswandel<br />
mit Einbezug des Maßstabs der <strong>Metropolregion</strong> noch nicht stattgefunden hat. Die guten<br />
Wirtschaftsdaten der Stadt und der Region erzeugten keinen Druck zu einer nötigen<br />
Effizienzsteigerung. Mit anderen Worten: Auslöser, die in anderen Regionen zur Bildung oder<br />
neuen Vermarktung mit dem Label <strong>Metropolregion</strong> führten, bewirkten hier nichts. <strong>München</strong> ist<br />
keine Trendsetter-Region mit einem „First-Mover-Advantage“. Man hat nicht den Vorteil, als<br />
erste <strong>Metropolregion</strong> noch spezielle Aufmerksamkeit auf sich ziehen zu können. Dafür hat man<br />
aber die Chance, aus den Entwicklungen der anderen <strong>Metropolregion</strong>en zu lernen.<br />
In einer dynamischen Zeit reicht es nicht, sich einmal ein Konzept bzw. eine Struktur zu geben.<br />
Man ist vielmehr aufgefordert, sich immer wieder mit anderen Metropoleregionen zu messen<br />
und falls nötig neu zu positionieren. Das Platzen der Internet-Blase im Jahr 2001 zeigt, dass<br />
man sich nicht von einer Branche bzw. einseitigen Strukturen abhängig machen sollte. Mit der<br />
diversifizierten Wirtschaftsstruktur, die <strong>München</strong> besonders auszeichnet, ist man<br />
vergleichsweise gut aufgestellt. Trotzdem bleibt unklar, ob <strong>München</strong> im permanenten<br />
Strukturwandel auch für die Zukunft gut genug gerüstet ist.<br />
13
Herausforderungen und Problemlagen<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Hamburg Rhein-Neckar<br />
1. Ländergrenzen schneiden Hamburg vom<br />
Umland ab, eine besondere Schwierigkeit der<br />
Stadt-Umland Problematik<br />
2. Internationale Wettbewerbsfähigkeit des<br />
Wirtschaftsraums Hamburg, der weit über die<br />
Ländergrenze hinausgeht<br />
3. Fragen der Daseinsvorsorge innerhalb der<br />
Region<br />
Stuttgart Nürnberg<br />
1. Wettbewerb der Standorte: um Einwohner,<br />
Steuerzahler und Unternehmen bei<br />
mangelnder Investitionskraft der Gemeinden<br />
2. Wirtschaft: Globalisierung, steigende<br />
Bruttowertschöpfung, höhere Produktivität,<br />
Abnahme von Arbeitsplätzen<br />
3. Bevölkerung: langfristige demographische<br />
Entwicklungen, Integration von Zuwanderern<br />
4. Siedlungsentwicklung:<br />
Flächeninanspruchnahme und Zersiedelung<br />
5. Verkehr: Zunahme der<br />
Verkehrsbewegungen und der zurückgelegten<br />
Entfernungen bei zunehmender<br />
Umweltbelastung; internationale Positionierung<br />
6. Öffentliche Aufgaben und Finanzen:<br />
Globalisierung findet auch statt bei<br />
(öffentlichen) Dienstleistungen der Ver- und<br />
Entsorgung, steigende Belastung öffentlicher<br />
Haushalte, Finanzierbarkeit des Öffentlichen<br />
Personennahverkehrs, Leistungs- und<br />
Kostenoptimierung öffentlicher Einrichtungen<br />
Quervergleich<br />
1. Überwindung der Nachteile der<br />
Ländergrenzen und der jeweiligen Randlage<br />
2. Strukturwandel und Standortwettbewerb<br />
3. nationale und internationale Wahrnehmung<br />
der Region<br />
4. Lebensqualität der Region als weicher<br />
Standortfaktor<br />
1. Internationaler Standortwettbewerb unter<br />
der besonderen Herausforderung des<br />
Strukturwandels in der Region<br />
2. EU-Osterweiterung führt in den ländlichen<br />
Teilen der Region zum Wegfall der<br />
Förderkulisse<br />
3. Demographischer Wandel<br />
Das, was für einige <strong>Metropolregion</strong>en der Auslöser ihrer Bildung war, ist auch eine ihrer<br />
fortlaufenden Herausforderungen: Die Teilnahme am internationalen Standortwettbewerb steht<br />
auf der Agenda jeder der untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en. Das Up-Scaling klassischer<br />
Stadtregionen zur <strong>Metropolregion</strong> führt zu einer Neupositionierung und erfordert eine neue<br />
Abstimmung mit den Akteuren im Raum.<br />
Es gibt weitere Problemlagen, die sich in den <strong>Metropolregion</strong>en häufen. Darunter fallen der<br />
Umstrukturierungsprozess der Wirtschaft hin zu wissensintensiven Dienstleistungen und zur<br />
High-Tech-Produktion, Zersiedelung, zunehmender Verkehr; der demographische Wandel und<br />
die damit verbunden knappen öffentlichen Haushalte, die nicht mehr das gewohnte Maß der<br />
öffentlichen Daseinsvorsorge bereitstellen können. Diese weiteren Herausforderungen haben<br />
die verschiedenen <strong>Metropolregion</strong>en unterschiedlich intensiv im Blick.<br />
Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Herausforderungen“ lernen<br />
Die genannten Herausforderungen bestehen in unterschiedlicher Intensität auch in der<br />
<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>. Was die wirklich kritischen Fragen für die EMM sind,<br />
muss von den Akteuren noch gemeinsam geklärt werden.<br />
14
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Durch ein gemeinsames Arbeiten auf dem Maßstab einer <strong>Metropolregion</strong> würden<br />
Herausforderungen aus einem zusätzlichen Blickwinkel wahrgenommen, was einen Mehrwert<br />
darstellt. Eine chronisch verstopfte Engstelle/Verkehrsverbindung ist etwas anderes als eine<br />
ganze Region mit einem Verkehrsproblem. Diese verstärkte Auseinandersetzung mit regionalen<br />
Problemen eröffnet Chancen für abgestimmte und nachhaltige Problemlösungen und bietet<br />
somit einen Mehrwert gegenüber einer Betrachtung der Probleme im Einzelfall.<br />
Themenfelder und Projekte<br />
Hamburg Rhein-Neckar<br />
Themenfelder 1. Internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit,<br />
Internationalisierungsstrategie<br />
Projekte zu 1.:<br />
2. Demographischer Wandel,<br />
Daseinsvorsorge<br />
3. Raumentwicklung,<br />
Raumstruktur,<br />
Flächenmanagement<br />
- Gemeinsames Marketing der<br />
<strong>Metropolregion</strong><br />
- Wachstumsinitiative Süderelbe<br />
- Wachstumsinitiative Norderelbe<br />
- Internetauftritt mit Schwerpunkt<br />
Wirtschaft und Tourismus<br />
zu 2.:<br />
- Gemeinsame Verwaltungsmodernisierung,<br />
Leitprojekt E-<br />
Government<br />
zu 3.:<br />
Themenfelder VRS:<br />
- Erweiterung des HVV<br />
- Metropolcard<br />
zusätzlich Tourismusprojekte:<br />
- Elbradwanderweg<br />
- Maritime Landschaft Unterelbe<br />
1. Wirtschaft und Wissenschaft<br />
2. Lebensqualität<br />
3. Infrastruktur und Verwaltung<br />
zu 1.:<br />
- Standortkommunikationssystem<br />
für Gewerbeimmobilien<br />
- Regionale Initiativen zu den<br />
Themen Medizin, Bio, Umwelt<br />
- Mittelstandstage<br />
- Vernetzung von Studiengängen<br />
zu 2.:<br />
- Kulturmagazin<br />
- Landschaftspark<br />
- Sport- und Kulturveranstaltungen<br />
zu 3.:<br />
Stuttgart Nürnberg<br />
1. Verkehr<br />
2. Wirtschaftsförderung<br />
3. Landschaftsplanung<br />
4. Kultur<br />
EMR:<br />
- Innere Integration und Abstimmung<br />
- Äußere Integration (Vertretung in<br />
15<br />
- Auf- und Ausbau der S-Bahn<br />
- Verwaltungsreform<br />
- Bemühen um ICE Neubaustrecke<br />
Rhein/Main-Rhein/Neckar<br />
1. Wirtschaftsförderung<br />
2. Kultur verknüpft mit Tourismus<br />
3. Lebensqualität<br />
4. Medizin, Pharma und Gesundheit
Projekte zu 1.:<br />
Quervergleich<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Brüssel, Aufbau von europäischen<br />
Fachnetzwerken, Akquise von EU-<br />
Förderprojekten, Positionierung im<br />
globalen Standortwettbewerb)<br />
u.a. Betrieb der S-Bahn, Planung<br />
von tangentialen Erweiterungen,<br />
Stuttgart 21<br />
zu 2.: u.a. Mobilist (Mobilität in der<br />
Region Stuttgart), Bioregio<br />
(Förderung der Biotechnologie)<br />
PUSH-Ansiedlungsförderung, viele<br />
weitere<br />
zu 3.:<br />
Landschaftspark Neckar<br />
zu 4.:<br />
Kommen und Gehen<br />
(Internationalität in der Region<br />
Stuttgart)<br />
zur EMRS:<br />
- Mitglied und Sprecher bei<br />
METREX, deutsche Vertretung der<br />
<strong>Metropolregion</strong>en, Europa-Büro in<br />
Brüssel<br />
- Clusterinitiative Raumfahrt<br />
- Regionales<br />
Verkehrsmanagement<br />
- Anwenderallianz Brennstoffzelle<br />
- Ausbau der Gateway-<br />
Infrastruktur: TEN-Magistrale<br />
Stuttgart 21, Flughafen Stuttgart,<br />
Messe<br />
zu 1.: Marketingverein MR<br />
Nürnberg e.V., I-Comnet,<br />
(Marketinginitiative),<br />
Existenzgründerpool, Kontaktstelle<br />
Wissenstransfer<br />
zu 2.: Clusterpromotion Ernährung<br />
zu 3.: u. U. „Original Regional“<br />
zu 4.: Label „Medical Valley“<br />
Aus den geschilderten Herausforderungen leiten sich auch die bearbeiteten Themen ab. Für<br />
alle <strong>Metropolregion</strong>en gilt: Die Förderung der Wirtschaft und die Positionierung im<br />
internationalen Wettbewerb sind zentrale Themen und werden über eigene<br />
Organisationsstrukturen und Projekte bearbeitet. Über diese Leitthemen wird eine kritische<br />
Masse an Kooperation erreicht, die auch zur Zusammenarbeit auf anderen Gebieten führt.<br />
Diese sind z. B. Verkehr, Siedlungsstruktur, Landschaft und Freiraum sowie die Steigerung der<br />
Lebensqualität.<br />
Generell kann gesagt werden:<br />
Eine <strong>Metropolregion</strong> bearbeitet die Themen < Wirtschaftsförderung + X >.<br />
Das X wird derzeit durch jede <strong>Metropolregion</strong> anders ausgefüllt, die genuin metropolitanen<br />
Themen sind noch nicht geklärt.<br />
Die Breite an Themen ist unterschiedlich. Stuttgart ist eine Region, in der Themen und<br />
Probleme regional vernetzt seit zwölf Jahren bearbeitet werden. Dies könnte eine Erklärung der<br />
möglichen Fülle, aber auch der Etabliertheit von Themen sein. Hamburg und Rhein-Neckar<br />
befinden sich zurzeit in der Konsolidierungsphase, Nürnberg positioniert sich gerade und lässt<br />
zumindest derzeit einige Felder wie z.B. Flächenverbrauch bewusst aus.<br />
16
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Über Projekte werden die behandelten Themen sichtbar gemacht. In der Wirtschaftsförderung<br />
werden dabei häufig Marketinginitiativen, Ansiedlungsförderung von jungen Unternehmen in<br />
Zusammenarbeit mit den Hochschulen, Clusterförderung, etc. gewählt. Die Entwicklung der<br />
Verkehrsinfrastruktur wird aus interner und externer Sicht betrachtet. Man möchte bei der<br />
Festlegung von internationalen Verkehrstrassen (zum Beispiel Bahnmagistralen der<br />
Transeuropäischen Netze - TEN) nicht abgehängt werden und bemüht sich auch um eine hohe<br />
Qualität der innerregionalen Erreichbarkeit. In Hamburg wurde unlängst der Verkehrsverbund<br />
erweitert und auch in Rhein-Neckar steht der Ausbau der S-Bahn auf der Agenda.<br />
Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Themen und Projekte“ lernen<br />
Es bestehen Freiheitsgrade in der Auswahl von Themen und es muss nicht jedes Thema<br />
abgedeckt werden. Man kann davon ausgehen, dass <strong>Metropolregion</strong>en eine Entwicklung<br />
mitmachen. Aus einem schlanken Start mit einer beschränkten Anzahl an Themen kann später<br />
eine breitere Aufstellung wachsen. Dabei ist aber festzustellen, dass es nicht ausreicht,<br />
regionale Themen einfach auf den Maßstab von <strong>Metropolregion</strong>en zu heben. Das gemeinsame<br />
Marketing verschiedener Themen unter dem Label <strong>Metropolregion</strong>en scheint erfolgreicher zu<br />
sein als eine separate Vorgehensweise.<br />
Raumentwicklung im Maßstab von <strong>Metropolregion</strong>en sollte sich nicht über Verantwortung<br />
sondern über funktionale Verbindungen begründen. Für die Schaffung einer gemeinsamen<br />
Identifikation sollten die Akteure verschiedener Raumtypen eingebunden werden. In der EMM<br />
sind dies vor allem Zentral- und Zwischenräume. Bei der Themenauswahl sollte den Teilräumen<br />
im Umland von <strong>München</strong> etwas aufgezeigt werden, was ein Mitmachen lohnt; das könnte zum<br />
Beispiel ein Regionalpark sein. Es ist im Gegenzug aber auch wichtig, dass sich alle Beteiligten<br />
einbringen und angesprochen fühlen. Eine Konsumhaltung von Mitgliedern bringt die EMM nicht<br />
weiter.<br />
Über die Finanzierung der Projekte muss man sich schon zu Anbeginn Gedanken machen, um<br />
einen erzeugten Schwung auch umsetzen zu können. In den anderen Regionen stehen teils<br />
erhebliche Etats über Umlagen und auch über die Finanzierung mit Drittmitteln von<br />
Unternehmen bereit.<br />
Analyse<br />
Hamburg Rhein-Neckar<br />
- Internationales Benchmarking: Vergleich von<br />
Daten über die <strong>Metropolregion</strong> Hamburg mit<br />
anderen europäischen <strong>Metropolregion</strong>en<br />
- Pendlerverflechtungen zum Verständnis des<br />
Umgriffs des Wirtschaftsraums Hamburg<br />
- Gutachten zur Zusammenarbeit zwischen<br />
den Norddeutschen Bundesländern 1990<br />
Stuttgart Nürnberg<br />
- Vorgabe eines unscharfen Umgriffs der<br />
<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart (EMR)<br />
durch den Landesentwicklungsplan (LEP)<br />
Baden-Württemberg 2002<br />
- Eigene Interpretation dieses Umgriffs durch<br />
die darin angesprochenen Verbände<br />
- Keine Analysen bezüglich der Festlegung<br />
- Keine Analysen bezüglich der Festlegung<br />
des räumlichen Umgriffs<br />
- Strategie- und Strukturgutachten zur<br />
regionalen Organisationsstruktur mit<br />
Handlungsempfehlungen. Diese werden weit<br />
gehend umgesetzt, z.B. im neuen<br />
Staatsvertrag<br />
- Benchmarking mit Erhebung der Indikatoren<br />
erstmals für die ganze <strong>Metropolregion</strong>,<br />
Stärken-Schwächen-Analyse der Region<br />
- Keine Analysen bezüglich der Festlegung<br />
des räumlichen Umgriffs<br />
- Einige Gutachten, welche die metropolitanen<br />
Funktionen im Großraum belegen<br />
17
des räumlichen Umgriffs<br />
- Intensive Auseinandersetzung mit den<br />
Ressourcen der Region in Bezug auf die<br />
metropolitanen Funktionen nach Blotevogel<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
- Die Entstehung des Verbandes Region<br />
Stuttgart (VRS) 1994 ergab sich aus dem<br />
vorher existierenden Planungsverband, keine<br />
weiteren Analysen<br />
- Stärken-Schwächen-Analyse in einem<br />
Strategiepapier des VRS zur <strong>Metropolregion</strong><br />
Stuttgart (2003)<br />
Quervergleich<br />
Die Entstehung von allen vier untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en setzt pragmatisch auf bestehende<br />
Strukturen auf. Der Umgriff ergibt sich in der Regel nicht durch raumwissenschaftliche<br />
Analysen, sondern orientiert sich territorial an bestehenden Landkreisgrenzen. Die dadurch<br />
zusammengefassten verschiedenen Raumtypen sind ein politisch-taktisches Ergebnis.<br />
Die Diskussion um <strong>Metropolregion</strong>en legt es nahe, bestehende Organisationsstrukturen zu<br />
hinterfragen und weiter zu denken. Die Funktionen einer <strong>Metropolregion</strong> nach Blotevogel (2002)<br />
– Entscheidungs-, Innovations-, und Gatewayfunktion – erlauben ein Benchmarking unter den<br />
<strong>Metropolregion</strong>en, von dem gerne Gebrauch gemacht wird, besonders in Hinblick auf das<br />
Hervorheben eigener Stärken. Das Erheben von Daten auf dem Maßstab einer <strong>Metropolregion</strong><br />
erzeugt beim Fachpublikum und Bevölkerung eine Realität im Kopf, die vorher unter<br />
Umständen nicht vorhanden war. Über einen längeren Zeitraum setzt sich der neue Umgriff so<br />
im Bewusstsein fest. Im Falle von Nürnberg und seinem Umland werden die dort vorhandenen<br />
Funktionen zusammengestellt, um sich das Label „<strong>Metropolregion</strong>“ sichern zu können.<br />
Einige Regionen (RN, S) haben eine Stärken-Schwächen-Analyse durchgeführt, um sich über<br />
ihre Chancen und Risiken besser im Klaren zu werden.<br />
Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Analyse“ lernen<br />
Für die „späte“ <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> bietet sich die Chance, von vorliegenden<br />
analytischen Ergebnissen lernen können. Vertiefte Analysen sind eine Vorraussetzung, um die<br />
wirtschaftliche Logik der EMM zu verstehen und dann gezielt handeln zu können. Sie helfen<br />
auch bei der Wahl eines räumlichen Umgriffs sowie bei der Einschätzung der Bedeutung und<br />
Rolle von Teilräumen.<br />
Die politischen Kräfte sind sehr stark, vorhandene Strukturen müssen erkannt und<br />
berücksichtigt werden.<br />
Eine Stärken-Schwächen-Analyse hilft unter Umständen, die Notwendigkeit des<br />
Zusammenarbeitens auf dem Maßstab einer <strong>Metropolregion</strong> zu untermauern und dient der<br />
Bewusstseinsbildung.<br />
2.2.2 Struktur<br />
Im Kapitel Struktur vergleichen wir die gewählten Umgriffe und Organisationsstrukturen. Wir<br />
führen noch einmal wichtige Personen mit ihrem Status auf und betrachten die Finanzierung der<br />
<strong>Metropolregion</strong>en.<br />
Umgriff<br />
Hamburg Rhein-Neckar<br />
Grenzen Kontinuierlicher Raum der<br />
<strong>Metropolregion</strong> mit<br />
Landkreisgrenzen in<br />
18<br />
Kontinuierlicher Kernraum fest<br />
abgegrenzt in Staatsvertrag.<br />
Umgriff des Verbands kongruent
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Staatsvertrag festgelegt.<br />
Kooperation mit Landkreisen in<br />
Mecklenburg. Weitere<br />
Kooperationen beabsichtigt<br />
(z.B. Lübeck)<br />
Zentren Hamburg als dominierendes<br />
Zentrum 1,7 Mio. EW. Nur ein<br />
weiteres Oberzentrum im<br />
Umland: Lüneburg mit 71.000<br />
EW<br />
Raumtypen Hamburg hat eine sehr starke<br />
Stellung in der <strong>Metropolregion</strong>.<br />
Das Umland teilt sich klar in<br />
Nord und Süd gemäß den<br />
Ländergrenzen. Das Interesse<br />
an der <strong>Metropolregion</strong> nimmt<br />
vom Kern zur Peripherie<br />
deutlich ab. Die Rolle der<br />
peripheren Räume ist unklar.<br />
Abgrenzungsprozess Abgrenzung in drei Etappen:<br />
1. HH und unmittelbar<br />
angrenzende Landkreise seit<br />
1960<br />
2. Erweiterung um zweiten Ring<br />
von Landkreisen 1996/200<br />
3. Beitritt LK Dithmarschen<br />
mit <strong>Metropolregion</strong>. Angestrebter<br />
Kooperationsraum mit Karlsruhe,<br />
Kaiserslautern, Darmstadt<br />
Drei dominierende Oberzentren:<br />
Ludwigshafen 170.000 EW,<br />
Mannheim 325.000 EW,<br />
Heidelberg 140.000 EW<br />
Polyzentralität durch drei<br />
Oberzentren in drei<br />
verschiedenen Bundesländern.<br />
<strong>Metropolregion</strong> im Wesentlichen<br />
im Umgriff des<br />
Raumordnungsverbands von<br />
1970, Erweiterung um zwei<br />
Landkreise. Keine Diskussion um<br />
Umgriff der <strong>Metropolregion</strong>.<br />
<strong>Metropolregion</strong> deckt sich mit<br />
historischem Kernbereich der<br />
Kurpfalz.<br />
Größe 19.700 km 2 , 4,3 Mio. EW 5637 km 2 , 2,4 Mio. EW<br />
Stuttgart Nürnberg<br />
Grenzen - <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />
Stuttgart = EMRS:<br />
Kontinuierlicher Raum, genaue<br />
Grenzen offen zur Interpretation<br />
durch die Planungsverbände<br />
- Verband Region Stuttgart =<br />
VRS Stuttgart: Stuttgart + fünf<br />
umliegende Landkreise,<br />
kontinuierlich, administrativ<br />
orientiert<br />
Zentren Stuttgart (klar das bedeutendste<br />
Zentrum), weitere OZ:<br />
Heilbronn, Tübingen,<br />
Reutlingen, viele weitere<br />
ebenfalls sehr starke<br />
Mittelzentren<br />
19<br />
Zweistufiges Vorgehen:<br />
1.) Umliegende Landkreise<br />
(administrativ, scharfe Grenzen<br />
für den Kernbereich,<br />
kontinuierliche Fläche)<br />
2.) Metropolitanes Netz mit weiter<br />
entfernten Städten<br />
(diskontinuierlich)<br />
Gemeinsames Oberzentrum (OZ):<br />
Nürnberg – Fürth - Erlangen<br />
Weitere bedeutende kreisfreie<br />
Städte und OZ mit Gewicht<br />
(Bamberg, Bayreuth, Amberg,<br />
Ansbach)
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Raumtypen Polyzentraler Raum mit vielen<br />
starken weiteren (Ober-)<br />
Zentren. Trotzdem hat Stuttgart<br />
die Führungsrolle<br />
Abgrenzungsprozess EMRS: Rahmen durch LEP<br />
vorgegeben, Die Diskussion der<br />
Festlegung genauer Grenzen<br />
wird nicht als lohnend oder<br />
zielführend angesehen.<br />
VRS: Übernahme der Grenzen<br />
der vorherigen Planungsregion<br />
Größe EMRS: Genaue Zahlen wegen<br />
des offenen Umgriffs nicht<br />
möglich, Schätzung: Fläche<br />
7000 km², 3,3 Mio. Einwohner<br />
Quervergleich<br />
VRS: 3600 km², 2,6 Mio. EW<br />
Eher polyzentraler Raum,<br />
ausgeglichenes Kräfteverhältnis<br />
Einladung nahe liegender<br />
Akteure, hieraus entwickelten sich<br />
schnell weitere Anwärter<br />
11 000 km², ca. 2,1 Mio.<br />
Einwohner im Kernbereich<br />
Der Umgriff der analysierten <strong>Metropolregion</strong>en ist meist kontinuierlich. Im Falle von Nürnberg<br />
gibt es ein abgestuftes Vorgehen, die Ränder bzw. das metropolitane Netz mit einigen<br />
entfernten Städten kooperieren nur nach Bedarf und lassen nicht ausgefüllte Zwischenräume<br />
zu. In Stuttgart wird der exakte Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> zunächst offen gelassen, trotzdem<br />
sind dort bereits die ersten Projekte unter dem Label <strong>Metropolregion</strong> gestartet. Dies zeigt, dass<br />
eine <strong>Metropolregion</strong> auch ohne exakten Umgriff anfangen kann. Durch die teils großen Umgriffe<br />
werden verschiedene Raumtypen zusammengefasst, es stellt sich damit auch die Frage:<br />
Welche „metropolitanen“ Themen sind in den peripheren Räumen wichtig?<br />
Je nach gewähltem Umgriff ergibt sich meist ein unterschiedlicher Grad an Polyzentralität und<br />
man holt sich verschieden starke Mitspieler und Raumtypen aus den Zwischenräumen bzw.<br />
periphere Räumen mit ins Boot.<br />
Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Umgriff“ lernen<br />
Der Umgriff ist zunächst nicht vorgegeben. Metropolitane Funktionen sind nicht ubiquitär im<br />
Raum verteilt, insofern sind diskontinuierliche Lösungen (siehe das Netz von Nürnberg)<br />
durchaus denkbar. Das engere Umland und die wichtigen großen Zentren sollte man allerdings<br />
dabei haben, wenn man seine Glaubwürdigkeit behalten und keine mächtigen Gegenspieler<br />
innerhalb des Kooperationsverbunds haben will. Die Funktionen und Rollen der einbezogenen<br />
Teilräume sollten offen diskutiert werden.<br />
Mit ca. 5500 km² wäre die bisherige Planungsregion im deutschen Vergleich eine sehr kleine<br />
<strong>Metropolregion</strong>. Die Fläche hat nur eine begrenzte Aussagekraft; wichtiger sind die<br />
metropolitanen Funktionen, die der Raum beinhaltet. Die funktionalen Verflechtungen der<br />
Oberzentren Augsburg, Ingolstadt, Landshut, Rosenheim etc. begründen aus unserer Sicht<br />
auch eine Zusammenarbeit in mindestens dieser Größenordnung. Die politischen Verhältnisse<br />
sind zu berücksichtigen. Zwangsmitgliedschaften sind kontraproduktiv, da nur positiv<br />
eingestellte Mitspieler die EMM vorantreiben können. Der Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> kann auch<br />
noch in einer späteren Phase wachsen.<br />
Kooperationsmodell<br />
Hamburg Rhein-Neckar<br />
Rechtsform - Einerseits hochgradig<br />
formalisierte Rechtsgrundlage:<br />
20<br />
Drei Säulen:<br />
- Verband institutionell verankert
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Staatsvertrag und<br />
Verwaltungsabkommen regeln<br />
räumlichen Umgriff, Finanzierung,<br />
Gremien, Geschäftsstelle,<br />
Themenschwerpunkte<br />
- Anderseits beruht die<br />
Kooperation in den einzelnen<br />
Gremien auf Freiwilligkeit<br />
Strukturen, Gremien - Gemeinsame Geschäftsstelle:<br />
Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit<br />
Akteure aus Politik<br />
und Verwaltung<br />
Akteure aus<br />
Wirtschaft und<br />
Wissenschaft<br />
Machtverhältnis der<br />
Teilräume<br />
Abstimmungsprozess<br />
- Regionsrat: oberstes Beschlussgremium<br />
bestimmt die<br />
Programmatik<br />
- Lenkungsausschuss: bestimmt<br />
über Vergabe der<br />
Förderfondsmittel<br />
- Regionalkonferenz:<br />
thematisches Forum,<br />
Kommunikationsplattform mit allen<br />
regionalen Akteuren<br />
- Facharbeitsgruppen<br />
Vertreter der Länder, Kreise und<br />
Kommunen in den Gremien.<br />
Organisation noch sehr<br />
verwaltungslastig<br />
Vertreter der Wirtschaft und<br />
Verbände sind nur optional<br />
eingebunden in die<br />
Regionalkonferenz und die<br />
Facharbeitsgruppen, sie<br />
entscheiden nicht mit über die<br />
Vergabe der Gelder<br />
Starke Stellung Hamburgs. Über<br />
Landesebene ist HH in Regionsrat<br />
und Lenkungsausschuss stärker<br />
vertreten als die umliegenden<br />
Kommunen<br />
Freiwilligkeit, Konsensprinzip,<br />
Stimmenthaltungsmöglichkeit. Die<br />
Teilnahme im Regionsrat ist<br />
gebunden an die Mitfinanzierung<br />
der gemeinsamen Geschäftsstelle<br />
über Staatsvertrag<br />
- Freiwillige Kooperation im<br />
Verein<br />
- GmbH als operative Ebene in<br />
Form von PPP: Verband,<br />
Verein, IHK<br />
- Verband: Regionalplanung und<br />
Regionalentwicklung,<br />
strategische Ebene<br />
- Verein: strategische Ebene<br />
- IHK<br />
Stuttgart Nürnberg<br />
21<br />
- GmbH: operative Ebene<br />
Landräte und (Ober-)<br />
Bürgermeister in Verband<br />
(Pflicht) und in Verein (freiwillig),<br />
Themenpatenschaften der<br />
Oberbürgermeister (freiwillig)<br />
Starkes Engagement der<br />
Wirtschaft in Verein und über<br />
IHK und in PPP der GmbH.<br />
Starkes Engagement von BASF,<br />
auch von SAP und weiteren<br />
mittelständischen Unternehmen.<br />
Einbindung von Akteuren aus<br />
Wirtschaft und Wissenschaft<br />
über Themenpatenschaften<br />
Verband: Stimmen nach<br />
Einwohnerzahl<br />
Verband: einfache<br />
Stimmenmehrheit, für<br />
Beteiligungen an regionalen<br />
Gesellschaften mit<br />
Umlageerhöhung<br />
Zweidrittelmehrheit
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Rechtsform EMRS: Lose informelle<br />
Vereinbarungen über<br />
Zusammenarbeit<br />
VRS: Körperschaft öffentlichen<br />
Rechts<br />
Strukturen, Gremien EMRS: gelegentliche Treffen<br />
Akteure aus Politik<br />
und Verwaltung<br />
Akteure aus<br />
Wirtschaft und<br />
Wissenschaft<br />
Machtverhältnis der<br />
Teilräume<br />
Abstimmungsprozess<br />
Quervergleich<br />
VRS: direkt gewählte<br />
Verbandsversammlung<br />
Verbandsverwaltung<br />
Netzwerke, Zweckverbände,<br />
Privatrechtlich organisierte<br />
Agenturen (GmbHs) für<br />
Fachaufgaben<br />
EMRS: Landesregierung, Verband<br />
Region Stuttgart, auch<br />
Regionalverband Neckar-Alb bzw.<br />
Heilbronn Franken, Wirtschaft<br />
noch zögerlich<br />
VRS: Kommunalpolitiker,<br />
Landräte, auch<br />
Wirtschaftsministerium (zahlt z.B.<br />
Zuschuss)<br />
Wirtschaft ist über IHK stark<br />
eingebunden, Einzelunternehmen<br />
weniger erkennbar, Verbände,<br />
Wissenschaft sticht kaum hervor<br />
VRS dominiert die beiden<br />
benachbarten Planungsverbände<br />
der EMRS, auch sonst eine relativ<br />
starke Stellung<br />
VRS: demokratische Spielregeln.<br />
Meist ergeben sich jedoch keine<br />
Kampfabstimmungen.<br />
Abstimmung zwischen VRS und<br />
den in der EMRS beteiligten<br />
Verbänden läuft noch ohne klare<br />
Spielregeln<br />
Freiwillige<br />
Kooperationsvereinbarung ohne<br />
rechtliche Bindung<br />
Rat (strategische Ebene),<br />
Fachforen (operative Ebene)<br />
Wahrnehmung von<br />
Fachaufgaben durch extra<br />
gegründete Vereine (e.V.)<br />
Rat: OBs, Landräte,<br />
Bürgermeister der Kommunen<br />
Fachliche Arbeit: Verwaltungen,<br />
IHK, Wirtschaftsförderer,<br />
Unternehmen etc. eingebunden<br />
Universitäten schreiben<br />
Gutachten und setzen sich für<br />
die MR Nürnberg ein, ebenso<br />
Sponsoring aus der Wirtschaft<br />
- Gleiche Augenhöhe der<br />
beteiligten Landräte,<br />
Bürgermeister, dadurch erhält<br />
der ländliche Raum besonderes<br />
Gewicht<br />
- Macht haben die, die<br />
erfolgreiche Projekte betreiben<br />
- Auf Konsens gerichtet<br />
- Gleichberechtigung der<br />
Beteiligten<br />
Die meisten Kooperationsmodelle beinhalten eine strategische und eine operative Ebene. In<br />
allen <strong>Metropolregion</strong>en spielen die Politiker eine wesentliche (RN) oder die entscheidende Rolle<br />
(S, N, HH) auf der strategischen Ebene. Akteure aus der Wirtschaft sind vor allem über die<br />
operative Ebene und als Drittmittelgeber eingebunden, jedoch in den untersuchten Regionen<br />
unterschiedlich intensiv. Stuttgart verfügt über ein formalisiertes Modell mit einem großen<br />
Personalstamm, während die anderen <strong>Metropolregion</strong>en mit schlankeren Strukturen<br />
auskommen.<br />
22
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Die Modelle und Gremien sind teilweise nach dem Top-Down-Verfahren über Gesetze (S) oder<br />
Staatsverträge (HH, RN) geregelt, während die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg gänzlich auf<br />
Freiwilligkeit beruht und im Bottom-Up-Verfahren entstanden ist. In allen <strong>Metropolregion</strong>en sind<br />
auf die Fachthemen – wie zum Beispiel Wirtschaftsförderung – bezogene Netzwerke, Vereine,<br />
GmbHs etc. entstanden, die ihre Arbeit zwar im Rahmen der Leitlinien der <strong>Metropolregion</strong>,<br />
durchführen, dabei aber flexibel bleiben.<br />
Die Entscheidungsabläufe in den Gremien und ihre Kompetenzen sind für die Bürger und auch<br />
die Verwaltung selbst oft nur schwer erkennbar.<br />
Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Kooperationsmodell“ lernen<br />
Auch für <strong>München</strong> bietet sich eine Struktur an, welche die fachliche Arbeit mit einem<br />
Steuerungsgremium koordiniert. Es ist möglich, die bestehenden Initiativen wie die Greater<br />
Munich Area (GMA) oder die Inzell-Initiative in das Modell einzupassen und aufeinander<br />
abzustimmen. Vorteilhaft ist auch die Einbindung von Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft<br />
und Zivilgesellschaft. Es stellt sich die Frage, wie die Balance zwischen alten bewährten<br />
Initiativen und nötigen neuen Strukturen hergestellt werden kann. Mit der Akzeptanz des neuen<br />
räumlichen Maßstabs durch die Akteure sowie der Unterstützung durch das Bundesland, hier<br />
der Freistaat Bayern, steht und fällt der Erfolg der <strong>Metropolregion</strong>.<br />
Personen<br />
Hamburg Rhein-Neckar<br />
Machtpromotoren Im Wesentlichen aus Politik und<br />
Verwaltung<br />
- starke Rolle der<br />
Ministerpräsidenten<br />
- einzelne engagierte Landräte<br />
und Bürgermeister<br />
Fachpromotoren Im Wesentlichen aus Politik und<br />
Verwaltung.<br />
In letzter Zeit einzelne Akteure<br />
aus Wirtschaft z.B. im<br />
Clusterprojekt Süderelbe<br />
Machtpromotoren - Dr. Bernd Steinacher<br />
(Regionaldirektor)<br />
Stuttgart Nürnberg<br />
- Land Baden-Württemberg,<br />
Ministerpräsident<br />
Fachpromotoren - Dr. Bernd Steinacher<br />
(Regionaldirektor)<br />
- Dr. Dirk Vallée (technischer<br />
Direktor)<br />
23<br />
- BASF: verschiedene Vorstände<br />
treiben regionale Kooperationen<br />
voran.<br />
- Vorsitzender des<br />
Raumordnungsverbands, heute<br />
des Verbands Region Rhein-<br />
Neckar (OB Ludwigshafen)<br />
- Ministerpräsidenten der drei<br />
Bundesländer bekennen sich zu<br />
RN<br />
- Direktor des<br />
Raumordnungsverbands Gottfried<br />
Schmitz a.D., Wolfgang Pföhler<br />
- Themenpaten: Persönlichkeiten<br />
aus Politik, Wirtschaft,<br />
Wissenschaft übernehmen<br />
öffentlich Verantwortung für<br />
bestimmte Themenfelder<br />
- OB Nürnberg Dr. Ulrich Maly<br />
- Dr. Hartmut Frommer<br />
(Stadtrechtsdirektor Nürnberg)<br />
- Prof. Hartmut Beck (Uni<br />
Erlangen-Nürnberg, emeritiert)<br />
- Frau Dr. Christa Standecker<br />
(Geschäftsstelle der<br />
<strong>Metropolregion</strong> Nürnberg)
Quervergleich<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Eine <strong>Metropolregion</strong> wird durch engagierte Personen, die Verantwortung für diesen Maßstab<br />
übernehmen wollen, getragen. Es lassen sich Machtpromotoren und Fachpromotoren<br />
festmachen. Die ersteren verfügen über Macht und setzen diese gegebenenfalls über<br />
Rechtsvorgaben und Finanzmittel für die <strong>Metropolregion</strong> ein. Fachliche Promotoren verfügen<br />
über das Know-how und Strategien, wie bestimmte Regionen vorangebracht werden können.<br />
Sie können unter Umständen Machtpromotoren überzeugen und finanzielle Mittel für die Region<br />
akquirieren. Fachpromotoren wie zum Beispiel die Vorsitzenden der Regionalverbände können<br />
gleichzeitig auch erhebliche Macht haben.<br />
In drei der untersuchten Räume stehen die Ministerpräsidenten und damit die Bundesländer<br />
hinter der Maßstabsebene <strong>Metropolregion</strong> und den Chancen, die sich damit ergeben. Auch die<br />
Oberbürgermeister der wichtigen Zentren sind in diesem Zusammenhang wichtige Personen.<br />
Die Aufmerksamkeit dieser Machtpromotoren wird durch das Engagement von<br />
Fachpromotoren, meist aus der Verwaltung, aber auch aus der Wirtschaft der Metropolen (RN)<br />
geweckt.<br />
Es ist günstig, wenn die Region über politisch denkende Unternehmer (RN) und oder<br />
unternehmerisch handelnde Politiker (S) verfügt. Mit solchen Personen wird ein günstiges Klima<br />
für Kooperationen geschaffen.<br />
Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Personen“ lernen<br />
Es ist unabdingbar, beim Aufbau von <strong>Metropolregion</strong>en die wichtigen und richtigen Personen<br />
hinter sich zu haben. Dies zeigt sich bei allen untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en. Für <strong>München</strong><br />
heißt das, dass die Landesregierung von der besonderen Bedeutung von <strong>Metropolregion</strong>en für<br />
das Wohlergehen des Flächenstaates überzeugt sein sollte. Ferner ist es wichtig, eine kritische<br />
Masse von Entscheidungsträgern aus dem Raum mit Macht über Personalressourcen und<br />
Budgets ins Boot zu holen. Diese sollten die unterschiedlichen Raumtypen in der EMM<br />
abdecken, also zum Beispiel den OB von <strong>München</strong>, die Bürgermeister der Oberzentren in der<br />
Region, Landräte, evtl. auch einen Vertreter für die Bürgermeister der Umlandgemeinden. Von<br />
großem Vorteil scheint es, Personen aus der Wirtschaft mit einzubeziehen.<br />
Finanzierung<br />
Organisation:<br />
Gesamtbudget/Jahr,<br />
Budget/EW<br />
Hamburg Rhein-Neckar<br />
Ca. 450.000 €<br />
10 ct/EW<br />
Ca. 3,4 Mio. €<br />
1,42 €/EW<br />
Organisation: Mittelherkunft Länder, Landkreise Länder, Landkreise und<br />
Gemeinden, IHK<br />
Projekte:<br />
Gesamtbudget/Jahr,<br />
Budget/EW<br />
3,14 Mio. €<br />
73 ct/EW<br />
ca. 3,5 Mio. €<br />
1,46 €/EW<br />
Projekte: Mittelherkunft Länder BASF<br />
Organisation:<br />
Gesamtbudget/Jahr,<br />
Budget/EW<br />
Stuttgart Nürnberg<br />
Die Zahlen beziehen sich auf<br />
den Verband Region Stuttgart:<br />
Ca. 7 Mio. = 2,69€/EW<br />
(Verwaltung, Planung)<br />
24<br />
Ca 80 000 € in 2006<br />
= 3,5 ct/EW (in 2006)<br />
Ca 150 000 € in 2007<br />
= 7 ct/EW (in 2007)
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Organisation: Mittelherkunft Diverse Umlagen, zahlbar<br />
durch die Kommunen und<br />
Landkreise, Landeszuschuss<br />
Projekte:<br />
Gesamtbudget/Jahr,<br />
Budget/EW<br />
Ca. 250 Mio. € = 96,15€/EW<br />
an Mitteln von den<br />
Gebietskörperschaften (vor<br />
allem Nahverkehr,<br />
Wirtschaftsförderung)<br />
Zusätzlich erhebliche<br />
Drittmittel (z.B. 9 Mio. aus EU-<br />
Förder-Programmen)<br />
Projekte: Mittelherkunft Verkehr großteils aus<br />
staatlichen Umlagen,<br />
Fahrgeldeinnahmen, für<br />
weitere Projekte Drittmittel in<br />
erheblichem Umfang<br />
Quervergleich<br />
Landkreise und kreisfreie<br />
Städte<br />
Nicht seriös zu ermitteln,<br />
Projekte vorhanden, aber<br />
keine großen Volumina<br />
Drittmittel, Unternehmen,<br />
Sponsoren<br />
Es fällt auf, dass den verschiedenen <strong>Metropolregion</strong>en bis zum Faktor zehn unterschiedliche<br />
Finanzmittel allein für ihre interne Organisation zur Verfügung stehen – offensichtlich ist einem<br />
die Zusammenarbeit auf dem Maßstab einer <strong>Metropolregion</strong> unterschiedlich viel wert. Beim<br />
Vergleich der Zahlen ist zu berücksichtigen, dass zwar meist ähnliche Aufgaben – wie<br />
Wirtschaftsförderung, regionaler Nahverkehr etc. – in den Regionen bewältigt werden müssen.<br />
Dies erfolgt aber in stark unterschiedlichem Maße über die Ebene <strong>Metropolregion</strong>.<br />
In den Regionen wird die Kernstruktur, wie Rats- bzw. Verbandsversammlungen und<br />
Geschäftsstelle, meist über öffentliche Umlagen durch die Landkreise und Städte finanziert. Für<br />
konkrete Projekte werden dann meist zusätzliche Fördermittel aus der Wirtschaft oder von der<br />
EU herangezogen. Diese übersteigen die Ausgaben für die Struktur in der Regel bei weitem.<br />
Eine Summe ist schwer zu ermitteln, auch deshalb, weil viele Projekte nur Teile der<br />
<strong>Metropolregion</strong> betreffen. Über die Budgets wird Macht auf verschiedenen Maßstabsebenen<br />
verteilt.<br />
Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Finanzen“ lernen<br />
Auch eine schlanke <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> ist nicht zum Nulltarif zu haben. Die<br />
beteiligten Landkreise und Städte – und am besten auch der Freistaat Bayern – müssen Geld in<br />
die Hand nehmen oder über eine Umlage erheben, um eine Minimalstruktur wie eine<br />
Geschäftsstelle zu finanzieren. Das Beispiel Nürnberg zeigt recht gut, dass es selbst mit einer<br />
relativ kleinen Anschubfinanzierung im Anschluss gelingen kann, einen Schneeballeffekt<br />
auszulösen und weitere Drittmittel für die Projektarbeit einzuwerben. In EMM profitieren viele<br />
Unternehmen von der internationalen Ausstrahlung der EMM und stellen damit auch potenzielle<br />
Geldgeber für das Projekt „<strong>Metropolregion</strong>“ dar.<br />
2.2.3 Kultur<br />
Im Kapitel Kultur untersuchen wir die Alleinstellungsmerkmale der Regionen in Zusammenhang<br />
mit dem geschichtlichen Verlauf. Ferner betrachten wird die unterschiedliche Bedeutung des<br />
Labels „<strong>Metropolregion</strong>“ in den untersuchten Räumen.<br />
25
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Alleinstellungsmerkmale und Identifikationsthemen<br />
Hamburg Rhein-Neckar<br />
- starke Identifikation über die Freie und<br />
Hansestadt Hamburg mit Kaufmannstradition<br />
und Hamburger Hafen<br />
- Logistik-Drehscheibe<br />
- Luftfahrtindustrie<br />
- Elbe<br />
- Motto: Stadt-Land-Fluss<br />
- Wirtschaft und Wissenschaft, enge<br />
Kooperationen zwischen Forschung und<br />
Unternehmen<br />
- Schwerpunkte: Molekularbiologie und<br />
molekulare Medizin, Traditionsreiche<br />
Universitäten<br />
- RN Sitz von 10 der 100 größten deutschen<br />
Unternehmen<br />
- Lebensqualität<br />
Stuttgart Nürnberg<br />
- Automobilbau<br />
- Schwäbische Genauigkeit und Fleiß<br />
- liebliche Region<br />
Quervergleich<br />
- Lebensqualität<br />
- Frankenland<br />
Es sind generell wenig deutliche Alleinstellungsmerkmale in den <strong>Metropolregion</strong>en<br />
auszumachen. Dies ist vor allem ein Nivellierungsproblem des großräumigen Maßstabs. Ein<br />
Ausleihen von Alleinstellungsmerkmalen von den Teilräumen ist denkbar, der Ursprung eines<br />
anderen Maßstabs bleibt dabei aber unter Umständen erkennbar. Das Olympiastadion im<br />
<strong>München</strong> hat überregionale Bedeutung, lässt sich aber nicht klar der EMM zuordnen. Einige<br />
<strong>Metropolregion</strong>en haben die Bedeutung von Identifikation erkannt und versuchen sich mit<br />
kulturellen Themen touristisch zu vermarkten (S, HH, N), auch für die eigene Bevölkerung.<br />
Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Alleinstellungsmerkmale und<br />
Identifikationsthemen“ lernen<br />
Man braucht nicht unbedingt ein herausstehendes Alleinstellungsmerkmal. Es lohnt sich aber<br />
über die Potenziale in der <strong>Metropolregion</strong> und in ihren Teilräumen nachzudenken. Eine<br />
begrenzte Vielfalt von Themen kann als Stärke wahrgenommen werden, so wie zum Beispiel<br />
die Kombination „Hightech und Lederhose“ gefällt. Über eine geschickte Darstellung von<br />
Alleinstellungsmerkmalen können Arbeitskräfte und Touristen angezogen werden.<br />
Genese, „Alter“<br />
Institutionen/<br />
Kooperationsform<br />
Hamburg Rhein-Neckar<br />
- Tradition der<br />
grenzüberschreitenden<br />
Zusammenarbeit auf Länderebene<br />
seit 50 Jahren durch bilaterale<br />
Landesplanungen<br />
- 1960/1962 bilaterale Förderfonds<br />
der Länder<br />
- Seit Anfang der 1990er Jahre:<br />
Bemühungen um<br />
Regionalentwicklung unter der<br />
26<br />
- Seit 50 Jahren bestehen<br />
grenzüberschreitende<br />
Kooperationen<br />
- Seit 1969: Gemeinsamer<br />
Raumordnungsverband der drei<br />
Länder als Klammer und<br />
Vordenker der Kooperation<br />
- Seit 1989: Verein Rhein-<br />
Neckar-Dreieck für<br />
Standortmarketing
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Initiative der Ministerpräsidenten<br />
als kleine Antwort auf<br />
gescheiterten Nordstaat („Ernst-<br />
Kommission“)<br />
- 1996 und 2000 Regionale<br />
Entwicklungskonzepte in der MR,<br />
1.Preis in dem Wettbewerb<br />
„Regionen der Zukunft“<br />
- 1996: Einführung der trilateralen<br />
Landesplanung<br />
- Seit 2001: Regionalmarketing in<br />
MR mit Logo und Geschäftsstelle<br />
- 2005/06 Reorganisation der<br />
Strukturen der MR durch neuen<br />
Staatsvertrag der Länder<br />
Kooperationsräume Ausweitung des engeren Stadt-<br />
Umland Kooperationsraums<br />
gleichzeitig mit der Erstellung der<br />
REK´s um zweiten Ring der<br />
Landkreise<br />
Kooperationsthemen - Zunächst Stadt-Umland<br />
Problematik: Entlastung für<br />
Klärwerke und Mülldeponien,<br />
Aufbau einer gemeinsamen<br />
Infrastruktur wie U- und S-Bahn<br />
- Ausweitung der<br />
raumordnerischen Themen um<br />
strukturpolitische Fragen, z.B.<br />
regionale Wirtschaftsentwicklung,<br />
Bildung, Wissenschaft<br />
- 2001: Standortmarketing<br />
- 2005:<br />
Internationalisierungsstrategie<br />
Top-down, Bottom-up Top-down: Aus der gemeinsamen<br />
Landesplanung entstehen Anfang<br />
der 1990er Jahre Bemühungen,<br />
die kommunale Ebene mit<br />
einzubeziehen<br />
Im neuen Staatsvertrag sind die<br />
Kommunen auch vertreten, aber<br />
Länder haben noch eine starke<br />
Rolle und locken mit Geld der<br />
Förderfonds<br />
27<br />
zurückgehend auf starkes<br />
Engagement der Wirtschaft, vor<br />
allem BASF<br />
- 2000: Regionalgespräche<br />
initiiert durch IHK und BASF,<br />
Vision Rhein-Neckar 2015<br />
- 2003: Gründung der Initiative<br />
Zukunft Rhein-Neckar-Dreieck<br />
durch Eggert Voscherau, BASF<br />
- 2005: neuer Staatsvertrag,<br />
Gründung des Verbands<br />
Region Rhein-Neckar<br />
- 2006: Reorganisation der<br />
regionalen Kooperationsformen,<br />
Gründung der <strong>Metropolregion</strong><br />
Rhein-Neckar GmbH<br />
Kooperation im Umgriff des<br />
Raumordnungsverbands seit<br />
1969 entspricht im<br />
Wesentlichen dem Umgriff der<br />
<strong>Metropolregion</strong><br />
Such- und Sondierungsprozess<br />
der Kooperationsthemen:<br />
Zunächst Stadt-Umland<br />
Problematik, dann Erweiterung<br />
der Themenpalette,<br />
Themenvielfalt regionaler<br />
Kooperationen, dann Versuch<br />
der Konzentration in Hinblick<br />
auf neue Herausforderungen<br />
der <strong>Metropolregion</strong><br />
Wechselspiel Top-down,<br />
Bottom-up<br />
Top-down: Ermöglichung der<br />
Zusammenarbeit durch<br />
Staatsvertrag seit 1969<br />
Bottom-up: starke Initiativen zur<br />
Kooperation aus der Region,<br />
auch zur Anerkennung als MR<br />
durch MKRO<br />
Top-down: Neuer Staatsvertrag
Institutionen/<br />
Kooperationsform<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Stuttgart Nürnberg<br />
Schon 1956 freiwillige kommunale<br />
Planungsgemeinschaften, ab 1970<br />
Nachbarschaftsverband mit 28<br />
Städten der Region (gemeinsame<br />
Flächennutzungsplanung). Seitens<br />
der Wirtschaft und dem damaligen<br />
OB Rommel (Stuttgart) kam es<br />
1994 über das Land Baden-<br />
Württemberg zur Gründung des<br />
starken VRS<br />
Kooperationsräume Zunächst, 28 umliegende<br />
Gemeinden und Städte, mit der<br />
Gründung des<br />
Nachbarschaftsverbands 1970<br />
Ausweitung auf 179.<br />
Die EMRS ergibt sich aus Addition<br />
weiterer wichtiger<br />
Verdichtungsräume, die<br />
benachbart zu Stuttgart liegen<br />
Kooperationsthemen Eine effiziente<br />
Wirtschaftsförderung, spielte 1994<br />
eine wichtige Rolle<br />
(Strukturwandel, Verlust von<br />
120000 Arbeitsplätzen) bei der<br />
Gründung des VRS, ebenso<br />
Flächenknappheit und<br />
Verkehrsprobleme. Für die EMRS<br />
gilt die Positionierung nach außen<br />
als Leitthema<br />
Top-down, Bottom-up Top-Down:<br />
Quervergleich<br />
EMR Stuttgart: Im LEP verankert,<br />
mit Ausgestaltungsmöglichkeiten<br />
für die beteiligten Verbände<br />
VRS Stuttgart: Ebenfalls als Top-<br />
Down-Strategie durch<br />
Landesgesetz in 1994 etabliert<br />
Durch die Implementierung des<br />
starken institutionellen Rahmens<br />
ergab sich auch eine intensive<br />
informelle Zusammenarbeit. Mit<br />
dieser entstanden auch<br />
Interessensbekundungen von<br />
unten<br />
Anzeichen von einem<br />
Verständnis als ein Großraum<br />
ab ca. 1996, intensive<br />
Bestrebung um Anerkennung<br />
als EMR ab ca. 2002, MKRO-<br />
Beschluss 2005, Aufnahme in<br />
Bay. LEP in 2006<br />
Gesamtraum, Teilräume,<br />
bilaterale Kooperationen,<br />
Einbezug des Netzes.<br />
Die Entwicklung der<br />
<strong>Metropolregion</strong> Nürnberg ging<br />
zunächst von Nürnberg und der<br />
Städteachse Fürth-Erlangen<br />
aus, dann folgten aber sehr<br />
schnell weitere<br />
Gebietskörperschaften<br />
Wirtschaftsförderung,<br />
Tourismus, Kultur, Verkehr,<br />
fallweise Kooperation bei<br />
weiteren Themen. Die<br />
Kooperation hat sich aus der<br />
Wirtschaftsförderung heraus<br />
entwickelt<br />
Bottom-Up:<br />
Nürnberg war auf der Karte der<br />
<strong>Metropolregion</strong>en Deutschlands<br />
1995 nicht enthalten<br />
Der Prozess entwickelt sich<br />
zunächst durch aufmerksame<br />
Beobachter in der Region, die<br />
sich der Region verpflichtet<br />
fühlten. Diesen Promotoren<br />
gelang es zunehmend mehr<br />
Akteure zu überzeugen<br />
In allen untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en bestanden schon vor der MKRO-Diskussion über<br />
<strong>Metropolregion</strong>en grenzüberschreitende Kooperationen der Länder (RN, HH) oder eine<br />
Zusammenarbeit bei Planungsfragen über Stadt- und Landkreisgrenzen hinweg (S, N). Die<br />
Geschichte dieser Kooperationen reicht bis zu 50 Jahre zurück und spielt heute noch eine<br />
wichtige Rolle. Der einmal eingeschlagene Pfad einer Region beeinflusst dabei den Verlauf der<br />
weiteren Entwicklung.<br />
28
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Oft ist eine schrittweise Entwicklung der Kooperation von kleineren zu größeren Umgriffen zu<br />
beobachten, was sich durch die sich aufweitenden funktionalen Verflechtungen gut erklären<br />
lässt. Ein Beispiel hierfür ist die Genese der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart durch den<br />
Landesentwicklungsplan (LEP) in 2002, oder der Beitritt von Landkreisen zur <strong>Metropolregion</strong><br />
Hamburg.<br />
Klassische Stadt-Umland-Probleme wie Suburbanisierung und ungleiche Lastenverteilung<br />
sowie die Wirtschaftsförderung lassen sich nicht in kommunalen Grenzen bearbeiten und haben<br />
die Zusammenarbeit vorangetrieben.<br />
Die Zusammenarbeit auf der Ebene der <strong>Metropolregion</strong> ist in drei Fällen von den Ländern<br />
angestoßen oder zumindest unterstützt worden (HH, RN, S) und damit ein Top-Down-Prozess –<br />
auch wenn gleichzeitig von der Basis mitgestaltet wurde bzw. wird. Aber auch ein Start im<br />
Bottom-Up-Prozess scheint möglich, wie das Beispiel Nürnberg zeigt.<br />
Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Genese - Alter“ lernen<br />
„History matters!“, die Geschichte macht etwas aus! Man sollte also die eigene Geschichte gut<br />
kennen und in seinen Entwicklungsvorstellungen berücksichtigen. Es gibt die Option, sich<br />
schrittweise an den größeren Maßstab heranzuwagen oder einen großen Sprung zu tun. Im<br />
Verlauf der Geschichte von Regionen gibt es Zeitfenster, in denen ein Entwicklungssprung<br />
möglich ist. Dies hat oft mit dem Wechsel von Personen oder mit exogen bedingten Faktoren<br />
wie zum Beispiel der Wiedervereinigung, der EU-Osterweiterung etc. zu tun.<br />
Bedeutung des Labels <strong>Metropolregion</strong><br />
Hamburg Rhein-Neckar<br />
- Der Moment des Auftauchens des Labels<br />
<strong>Metropolregion</strong> ist nicht direkt identifizierbar.<br />
Aber seit 2001 offensive Vermarktung des<br />
Labels als Marke.<br />
- Das Label <strong>Metropolregion</strong> stärkt Bewusstsein<br />
für Bedeutung des internationalen<br />
Standortwettbewerbs<br />
- Das Label <strong>Metropolregion</strong> als Anlass zur<br />
Fokussierung von Kooperationsschwerpunkten<br />
und Reorganisation der Strukturen<br />
Stuttgart Nürnberg<br />
- Diskurs <strong>Metropolregion</strong> kam durch die<br />
Neuauflage des LEP im Jahre 2002 in Gang<br />
- Ist bisher (noch) ein Nebenschauplatz der<br />
sonst sehr präsenten Verbandsarbeit des VRS<br />
- Stuttgart stand als ernstzunehmende Region<br />
in letzter Zeit nicht mehr in Frage<br />
- Das Label allein entscheidet nicht, wichtig ist<br />
die inhaltliche Arbeit<br />
Quervergleich<br />
- Bemühen um das Label <strong>Metropolregion</strong>:<br />
Befürchtungen ins Hintertreffen zu gelangen,<br />
umfangreiche Anstrengungen der Region zur<br />
Aufnahme in den Club.<br />
- Ernennung zur <strong>Metropolregion</strong>: Wirkung<br />
nach Innen, Katalysator für die regionale<br />
Zusammenarbeit, Unterstützung der<br />
Identitätsfindung in der Region. Wirkung<br />
nach außen vor allem in Fachwelt,<br />
Vernetzung in METREX und IKM<br />
- Es erfolgten gemeinsame Anstrengungen<br />
zum Erwerb des Labels<br />
- <strong>Metropolregion</strong> am Schluss erfolgreich<br />
→MKRO Beschluss<br />
- Unter dem Label sind nun viele Projekte<br />
und Aktionen zusammengefasst → hohe<br />
Bedeutung<br />
Das Label <strong>Metropolregion</strong> hat in allen Regionen eine unterschiedliche Bedeutung. Für die<br />
„jungen“ <strong>Metropolregion</strong>en Nürnberg und Rhein-Neckar hatte und hat es eine erhebliche<br />
Bedeutung für den Selbstfindungsprozess. Die großen und etablierten Metropolen Hamburg<br />
und Stuttgart nehmen das Etikett zwar mit, müssen es aber in ihr bestehendes Verständnis von<br />
ihrer Region mit ihren Strukturen einbauen. Es ist durch die MKRO-Diskussion in Deutschland<br />
fast schon Pflicht, sich mit dem Label <strong>Metropolregion</strong> auseinanderzusetzen. Dabei sollte nicht<br />
29
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
vergessen werden, dass vor allem die tatsächlichen Merkmale und die Leistungsfähigkeit einer<br />
Region im internationalen Maßstab zählen. Kaum ein internationales Großunternehmen wird<br />
nur deswegen in eine Region gehen, weil es dort ein neues oder bestimmtes Label gibt.<br />
Das kann die EMM aus dem Quervergleich „Bedeutung des Labels <strong>Metropolregion</strong>“<br />
lernen<br />
<strong>München</strong> ist bereits eine <strong>Metropolregion</strong>, ohne über angemessene Organisationsformen zu<br />
verfügen bzw. ohne sich aktiv damit zu vermarkten. Es gibt zwar eine Studie der IHK aus dem<br />
Jahr 2003, in der die Planungsregion 14 (<strong>München</strong>) mit dem Label <strong>Metropolregion</strong> über<br />
statistische Daten mit den anderen <strong>Metropolregion</strong>en verglichen wird, diese Veröffentlichung<br />
(IHK 2003) war jedoch nicht mit den anderen Akteuren der Region koordiniert.<br />
Um im Konzert mit den übrigen <strong>Metropolregion</strong>en gut erkennbar zu sein, gilt es nun den Begriff<br />
auch hier intensiver einzuführen und mit geeigneten Strukturen positiv zu besetzen. Zum<br />
Beispiel könnte man laufende Projekte und Informationsangebote durch einen gemeinsamen<br />
Internetauftritt mit der Überschrift <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> besser wahrnehmbar<br />
bzw. für den Bürger spürbar machen. Mit dem Label „<strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong>“ könnten die<br />
konkurrierenden Begriffe „Greater Munich Area“ und „Wirtschaftsraum Südbayern“<br />
vereinheitlicht werden.<br />
2.3 Fazit: Das kann die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> lernen<br />
Der Vergleich der vier <strong>Metropolregion</strong>en verdeutlicht die Pfadabhängigkeit der Entwicklungen in<br />
den einzelnen <strong>Metropolregion</strong>en. Das heißt, dass die nächsten Entwicklungsschritte einer<br />
Region wesentlich bestimmt werden durch den bislang zurück gelegten Weg. Genese und<br />
„Alter“ der einzelnen Räume bringen spezifische Herausforderungen mit sich und prägen nicht<br />
nur die Kooperationsform, sondern auch den räumlichen Umgriff und die bearbeiteten Themen<br />
der Kooperation. Diese sehr spezifischen Entwicklungen in den einzelnen <strong>Metropolregion</strong>en<br />
werfen die Frage nach der Übertragbarkeit für die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM)<br />
auf. Was lässt sich für die EMM überhaupt aus dem Quervergleich lernen, über die in Kapitel<br />
2.2 aufgeführten vereinzelten Erkenntnisse hinaus?<br />
Eine wesentliche Motivation für die Zusammenarbeit in allen vier <strong>Metropolregion</strong>en ist der<br />
Versuch, die jeweilige Region im internationalen Standortwettbewerb besser zu positionieren.<br />
Die wesentlichen Argumente für Kooperationen im Maßstab von <strong>Metropolregion</strong>en sind dabei<br />
die sich herausbildenden großräumigen, administrative Grenzen überschreitenden, funktionalen<br />
Zusammenhänge und wirtschaftlichen Verflechtungen innerhalb der Region, die wachsende<br />
Bedeutung der wissensintensiven Tätigkeiten und die damit verbundenen räumlichen<br />
Entwicklungstrends wie zum Beispiel die Rekonzentration auf Kompetenzzentren der<br />
Wissensproduktion und -verwendung.<br />
Die administrative Grenzen überschreitende Kooperation in <strong>Metropolregion</strong>en setzt einerseits<br />
auf Synergieeffekte, Optimierungen und Effizienzsteigerungen nach innen. Dies erweist sich als<br />
immer wichtiger, angesichts der langfristig knapp bleibenden öffentlichen Haushalte und des<br />
anstehenden demografischen Wandels. Diese sollen nach außen als Standortvorteile wirken.<br />
Anderseits geht es um eine verbesserte nationale und internationale Wahrnehmbarkeit der<br />
<strong>Metropolregion</strong>en, welche durch die Zusammenarbeit im Regionalmarketing erreicht werden<br />
soll. Dabei handelt es sich aber um langfristige Prozesse. Sowohl die Kooperationskultur als<br />
auch die erhoffte Wirkung entfalten sich nur langsam und stellen sich nur über längere<br />
Zeiträume ein. Da aber das Bemühen und die Debatte um <strong>Metropolregion</strong>en noch recht jung<br />
sind, lässt sich die tatsächliche Wirkung der Zusammenarbeit im internationalen<br />
Standortwettbewerb in einzelnen Wirkungsdimensionen – noch – nicht nachweisen.<br />
Neben dieser beabsichtigten Hauptwirkung zeigt sich aber in allen vier untersuchten<br />
<strong>Metropolregion</strong>en eine wesentliche weitere Wirkung der Kooperation: Die Zusammenarbeit auf<br />
der Ebene der <strong>Metropolregion</strong> wirkt sich positiv auf die Leistungsangebote und mittelbar auf die<br />
Lebensqualität in der ganzen Region aus. Das Bemühen um verbesserte Chancen der<br />
30
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
<strong>Metropolregion</strong> im internationalen Standortwettbewerb durch die Bearbeitung verschiedener<br />
Themenfelder und Projekte entfaltet gleichzeitig einen fühlbaren lokalen und regionalen Nutzen.<br />
Dazu gehören zum Beispiel der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur wie die Ausweitung der<br />
Tarifverbünde des ÖPNV oder die Sicherung einer Fernverkehrsknotenpunktes, digitale<br />
Informationsplattformen für Unternehmens- und Tourismusstandorte, verbesserte koordinierte<br />
Verwaltungsabläufe und die Sicherung der Freiraumqualitäten durch einen Regionalpark. Alle<br />
diese Projekte sind unmittelbar lokal spürbar für Bürger und Unternehmen. Der Wechsel von<br />
der lokalen und teilregionalen Betrachtung von Problemen und Herausforderungen zu<br />
metropolitanen Lösungsansätzen bringt in all diesen Projekten einen Mehrwert. Die<br />
Verbesserung der Lebensqualität ist deshalb möglich, da verschiedene Maßstabsebenen und<br />
Teilräume in ihren Wechselwirkungen betrachtet werden, lokale und regionale Antworten auf<br />
globale Herausforderungen gefunden werden.<br />
Anderseits lässt sich über die Arbeit an konkreten Projekten mittel- und langfristig eine Kultur<br />
der Zusammenarbeit aufbauen, wichtige Stakeholder und Akteure aus der <strong>Metropolregion</strong><br />
können sich kennen lernen und Vertrauen fassen. Diese Kooperationskultur ist ein Gut, das<br />
sich nur über längere Zeiträume aufbauen lässt. Wenn neue Probleme und Herausforderungen<br />
zu lösen sind, ist intensive Kooperation nur beschränkt kurzfristig abrufbar. Die Stakeholder in<br />
der <strong>Metropolregion</strong> können so langfristig von dieser Kultur der Zusammenarbeit profitieren.<br />
Über diesen grundsätzlichen Nutzen von Kooperationen auf metropolitanem Maßstab hinaus,<br />
gibt der Quervergleich nur vereinzelte Hinweise für den Aufbau der Zusammenarbeit in der<br />
<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>, keinesfalls aber eine konkrete Anleitung. Das liegt<br />
einerseits an der deutlichen Pfadabhängigkeit der jeweiligen Entwicklungen. Anderseits ist die<br />
Kooperation in den einzelnen <strong>Metropolregion</strong>en noch jung, ohne langjährige Erfahrung und<br />
häufig in dem Stadium eines Such- und Optimierungsprozesses. Außerdem zeigt der Vergleich<br />
der Alleinstellungsmerkmale und Identifikationsthemen, dass das Vorgehen in den einzelnen<br />
Räumen gerade auch in dem Bemühen um das Label <strong>Metropolregion</strong> – vergeben durch die<br />
Ministerkonferenz für Raumordnung – zu wenig differenzierten und sich ähnelnden Ergebnissen<br />
führt. Für die EMM muss es viel eher darum gehen, der <strong>Metropolregion</strong> ein spezifisches und<br />
erkennbares Gesicht zu geben und einen eigenen Weg zu gehen.<br />
Der Analyseteil dieser Expertise bietet die Grundlage, erstens aus den Umwegen und Fehlern<br />
der anderen <strong>Metropolregion</strong>en zu lernen, zweitens gleichzeitig aber gewisse<br />
Mindestanforderungen für die Zusammenarbeit in der <strong>Metropolregion</strong> zu erkennen, und drittens<br />
Chancen und Potenziale der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> auch in der<br />
Differenzierung zu den betrachteten Räumen zu entdecken. Zu Beginn der Kapitel 4 und 5<br />
werden diese Erkenntnisse für die inhaltliche Strategie und für die Organisationsstrukturen<br />
nochmals aufgeführt.<br />
Hinweis: Im Anhang finden sich ausführliche Portraits der einzelnen <strong>Metropolregion</strong>en.<br />
31
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
32
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
3 Das Bild der Region: Ein Beitrag zur Bewusstseinsbildung in der <strong>Metropolregion</strong><br />
Der räumliche Maßstab von <strong>Metropolregion</strong>en, so wie er sich in funktionalen räumlichen<br />
Zusammenhängen und Verflechtungen allmählich herausbildet, stellt neue Herausforderungen<br />
an die politischen und planerischen Akteure, die eine geeignete Strategie, Struktur und Kultur<br />
der Zusammenarbeit in diesem neuen räumlichen Umgriff finden müssen. Die Etablierung<br />
geeigneter Kooperationsformen und Inhalte steht noch am Anfang, ob sie gelingt hängt stark<br />
von der Herausbildung eines gemeinsamen Problembewusstseins der relevanten Akteure ab.<br />
Das kürzlich abgeschlossene Interreg IIIB Forschungsprojekt POLYNET – Sustainable<br />
Management of European Polycentric Mega-Ctiy Regions – hat gezeigt, dass in den acht<br />
untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en Nordwest Europas die politischen und planerischen Antworten<br />
auf die Herausforderungen der jeweiligen <strong>Metropolregion</strong>en noch sehr schwach sind. Der<br />
Hauptgrund dafür wird in dem mangelnden Bewusstsein der betroffenen Akteure für die neue<br />
räumliche Maßstabsebene von <strong>Metropolregion</strong>en erkannt (Hall, Pain 2006; Dross et al. 2006).<br />
Die Herausbildung eines Problem- und Akteursbewusstseins hängt wesentlich mit der Frage<br />
der Wahrnehmung von <strong>Metropolregion</strong>en zusammen. Das Bild der Region ist als eine Arbeit an<br />
dieser Wahrnehmung zu verstehen. Damit soll das Bild der Region die Kultur der<br />
Zusammenarbeit in der <strong>Metropolregion</strong> positiv unterstützen.<br />
3.1 Was ist ein Bild der Region und was soll es leisten?<br />
Die wesentlichen Schwierigkeiten und Herausforderungen der Bewusstseinsbildung in<br />
<strong>Metropolregion</strong>en liegen auf zwei Ebenen begründet. Die Wahrnehmung von <strong>Metropolregion</strong>en<br />
wird einerseits durch die räumliche Struktur dieser Räume selbst erschwert und anderseits<br />
durch die Akteure, die mit diesen Räumen interagieren.<br />
1. Die räumlichen Eigenschaften von <strong>Metropolregion</strong>en bringen eine erschwerte Begreifbarkeit<br />
dieser Räume mit sich.<br />
• Die Größe von <strong>Metropolregion</strong>en – <strong>Metropolregion</strong>en sind mehr als eine Großstadt mit<br />
ihrem Umland – sprengt gewohnte räumliche Vorstellungen. Diese neue räumliche<br />
Maßstabsebene setzt sich über bestehende administrative wie auch historische<br />
Grenzen hinweg. Über die funktionalen räumlichen Zusammenhänge, welche für<br />
<strong>Metropolregion</strong>en konstituierend sind, lassen sich <strong>Metropolregion</strong>en aber auch nicht<br />
eindeutig abgrenzen, sie haben vielmehr einen unscharfen Rand.<br />
• <strong>Metropolregion</strong>en umfassen verschiedene Raumtypen. Zu ihnen gehören hoch<br />
verdichtete urbane Kerne, deren verstädtertes Umland, mittlere und kleinere Zentren,<br />
Standorte bedeutender Verkehrsinfrastruktur wie Flughäfen genauso wie ländlich<br />
geprägte Zwischenräume. Das bedeutet, dass <strong>Metropolregion</strong>en heterogene, vielfältige<br />
Gebilde sind, deren räumliche Eigenschaften schwierig zu einem einfachen, leicht<br />
lesbaren Bild zu fügen sind. Dabei ist es auch nicht immer offensichtlich, wie diese<br />
verschiedenen Teilräume der <strong>Metropolregion</strong> zueinander im Verhältnis stehen und was<br />
sie verbindet.<br />
• Die verschiedenen Raumdimensionen von <strong>Metropolregion</strong>en - funktional,<br />
morphologisch, administrativ - bringen unterschiedliche, nicht immer deckungsgleiche<br />
Lesarten dieser Räume mit sich. Der funktionale Zugang zu <strong>Metropolregion</strong>en, in der<br />
Forschung ein wesentlicher Ansatz zur Definition dieser Räume, beinhaltet physische<br />
und virtuelle funktionale Verflechtungen und Netzwerke wie Pendlerverflechtungen,<br />
Verflechtungen innerhalb und zwischen Unternehmen, Kommunikations- und<br />
Informationsströme. Die dabei zu Tage gebrachten räumlichen Eigenschaften bleiben<br />
aber in der Wahrnehmung zunächst im Verborgenen, sie sind nicht unmittelbar sichtbar.<br />
Dabei weicht diese unsichtbare funktionale Gestalt von <strong>Metropolregion</strong>en häufig ab<br />
sowohl von der wesentlich leichter wahrnehmbaren morphologischen Form, zum<br />
Beispiel der Siedlungsstruktur, als auch von der administrativen Konstitution dieser<br />
Räume.<br />
33
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• Eine wesentliche Eigenschaft von <strong>Metropolregion</strong>en ist die der Schnittstelle, des Hubs<br />
zwischen verschiedenen räumlichen Maßstabsebenen. So reichen die wirtschaftlichen<br />
Aktivitäten in diesen Räumen zum Beispiel von der lokalen bis zur globalen Ebene. Ein<br />
Ausdruck dieser Funktion von <strong>Metropolregion</strong>en ist die herausragende Bedeutung der<br />
internationalen Gateway-Infrastruktur, zum Beispiel von Flughäfen. Es kommt zu einer<br />
Simultaneität und Überschneidung dieser verschiedenen Maßstabsebenen. Um diese<br />
zu verstehen, ist ein ständiger Perspektivenwechsel zwischen lokaler, regionaler,<br />
metropolitaner, europäischer und globaler Betrachtungsweise notwendig.<br />
2. In <strong>Metropolregion</strong>en trifft eine Vielzahl unterschiedlichster Akteure aufeinander, was zu einer<br />
Heterogenität der Wahrnehmung von <strong>Metropolregion</strong>en durch diese Akteure führt.<br />
• <strong>Metropolregion</strong>en haben in der Regel eine geringe institutionelle Verfasstheit, die<br />
politische und planerische Steuerung erfolgt in Governance-Prozessen. Im Gegensatz<br />
zu traditionellen Stadtregionen sind in diese Prozesse weit mehr Akteure und<br />
Stakeholder involviert, da mehr räumliche Maßstabsebenen mit einzubeziehen sind. Zu<br />
den relevanten Stakeholdern zählen die verschiedenen politischen Institutionen und<br />
Entscheidungsträger, von der kommunalen Ebene bis zur Landesebene, aber auch<br />
Vertreter der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft. Diese Stakeholder<br />
haben ganz unterschiedliche Interessen, legen den Fokus auf unterschiedliche Themen<br />
und Probleme und agieren in unterschiedlichen räumlichen Bezügen.<br />
• Die Ebene der Stakeholder ist dabei nur eine erste Ebene, die verschiedenen<br />
Blickwinkel auf <strong>Metropolregion</strong>en zu fassen. Denn oft liegen die Bruchstellen und<br />
Differenzen der Wahrnehmung genauso innerhalb dieser zumeist institutionell<br />
verfassten Stakeholder. Die dahinter liegende Logik hat mit der Hub-Funktion von<br />
<strong>Metropolregion</strong>en zu tun. <strong>Metropolregion</strong>en sind eben auch Schnittstellen<br />
verschiedener Menschen und Akteure, deren Handeln unterschiedliche räumliche<br />
Reichweiten hat, von lokal über regional und metropolitan bis global. Mit diesen<br />
verschiedenen räumlichen Bezugsebenen verbinden sich aber auch ganz<br />
unterschiedliche Handlungslogiken, Interessen und Motivationen. So differiert die<br />
räumliche Reichweite von Unternehmen in der <strong>Metropolregion</strong> beträchtlich, von global<br />
agierenden zu mittelständischen, lokal agierenden Unternehmen. Aber auch die<br />
politischen Entscheidungsträger können ganz unterschiedliche räumliche Horizonte<br />
haben, von Landräten zu Bürgermeistern, Oberbürgermeistern und Landesministern.<br />
Die damit verbundenen unterschiedlichen „Welten“, beispielsweise der Gegensatz<br />
zwischen territorialem und funktionalem Raumbezug, treffen in <strong>Metropolregion</strong>en<br />
aufeinander und werden mehr als auf jeder anderen räumlichen Maßstabsebene<br />
miteinander konfrontiert.<br />
Konzeptioneller Rahmen des „Bildes der Region“<br />
Das „Bild der Region“ soll die Wahrnehmung von <strong>Metropolregion</strong>en unterstützen. Dafür ist die<br />
Auseinandersetzung mit den beschriebenen Herausforderungen, also die Beschäftigung mit<br />
Inhalten und Rezipienten, erforderlich.<br />
Das Bild der Region wird mit Hilfe eines konzeptionellen Rahmens strukturiert und verständlich.<br />
Dabei wird davon ausgegangen, dass die räumlichen Bilder der Region stets bestimmte<br />
Funktionen haben, bestimmte Inhalte transportieren, sich an bestimmte Rezipienten wenden<br />
und sich bestimmter Bildtypen bedienen.<br />
Dieser konzeptionelle Rahmen dient zunächst als Analyseraster zur Untersuchung der Bilder<br />
der Region, die in den vier untersuchten Referenzräumen zu finden sind. Im Weiteren kann er<br />
eine Hilfe darstellen, das Bild der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> im Kontext von<br />
Strategie, Struktur und Kultur zu reflektieren, diskutieren und entwerfen.<br />
Ein „Bild der Region“ setzt sich aus verschiedenen Einzelbildern zusammen. Sie sind die<br />
einzelnen Bausteine, aus denen sich ein Gesamtbild fügen kann. Die Annäherung an das Bild<br />
der Region kann dementsprechend über diese einzelnen Bilder erfolgen. Die vorgeschlagene<br />
34
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Matrix hilft, die spezifischen Funktionen, Inhalte, Rezipienten und Typen dieser Einzelbilder<br />
festzustellen und damit auch deren relative Bedeutung zueinander zu zeigen.<br />
Typ Inhalt Funktion Rezipient<br />
3 Wirkungsebenen<br />
- real<br />
- medial<br />
- mental<br />
- räumliche<br />
Maßstabsebenen<br />
- Raumdimensionen<br />
- Raumtypen<br />
- Sektorale<br />
Themenfelder<br />
- Nach innen und<br />
nach außen<br />
a) Koordination der<br />
Wahrnehmung<br />
b) Identifikation<br />
c) Motivation,<br />
Aufmerksamkeit<br />
d) Erkennen,<br />
Verstehen<br />
a) Breite Öffentlichkeit<br />
oder bestimmte<br />
Zielgruppe (Akteure,<br />
Stakeholder, Fachpublikum)<br />
b) „Welten“:<br />
- Reichweite<br />
- Raumbezug<br />
- Zeit<br />
Im Folgenden werden die verwendeten Kategorien der Matrix näher erläutert und definiert.<br />
Typ<br />
Das Bild der <strong>Metropolregion</strong> entsteht aus einem Zusammenspiel von verschiedenen Typen von<br />
Bildern. Dem Begriff „Bild“ werden drei verschiedene Lesarten zugewiesen (Brockhaus):<br />
• Anblick, Ansicht: Wahrnehmung eines Gegenstandes mit dem menschlichen Auge<br />
• Darstellung, Abbildung: zwei- oder dreidimensionale Repräsentation eines<br />
Gegenstands<br />
• Vorstellung, Eindruck: ein nur im Bewusstsein erlebbarer Inhalt, ein geistiges Abbild<br />
realer oder fiktiver Gegenstände<br />
Überträgt man diese drei Kategorien auf räumliche Erscheinungen und Zusammenhänge, so<br />
erhält man folgende Differenzierung:<br />
1. Reale Bilder der <strong>Metropolregion</strong><br />
Sie beziehen sich auf für den Rezipienten direkt wahrnehmbare und erlebbare räumliche<br />
Eigenschaften der <strong>Metropolregion</strong>. Zu diesen Eigenschaften gehören erstens die<br />
verschiedenen Standorte in der Region wie Kernstädte, Wohngebiete, Gewerbestandorte,<br />
Flughafen, geschützte Landschaftsräume. Zweitens fallen darunter physische räumliche<br />
Objekte oder Anlagen, das können zum Beispiel Gebäude, Infrastruktur oder Parks sein.<br />
Und drittens sind damit auch bestimmte Gebrauchs- und Nutzungsformen des Raums<br />
gemeint wie integrale Taktfahrpläne des öffentlichen Verkehrs, räumliche<br />
Informationssysteme, Medien, kulturelle oder sportliche Veranstaltungen. Durch<br />
Interventionen, also Eingriffe im Raum, können diese realen Bilder erzeugt oder beeinflusst<br />
werden.<br />
2. Mediale Bilder der <strong>Metropolregion</strong><br />
Diese können zum einen Repräsentationen, Abbildungen der realen, erfahrbaren<br />
räumlichen Bilder sein und diese damit vervielfältigen und transportieren. Zum anderen<br />
können sie aber auch nicht direkt wahrnehmbare räumliche Eigenschaften darstellen und<br />
diese somit erst sichtbar machen. Dazu gehört zum Beispiel die Darstellung funktionaler<br />
Beziehungen wie Pendler- oder Kommunikationsströme in Karten basierend auf<br />
statistischen Daten. Mediale Bilder entstehen durch verschiedene Visualisierungstechniken,<br />
wie Karten, Fotos, Modelle, Diagramme, interaktive Darstellungen.<br />
3. Mentale Bilder der <strong>Metropolregion</strong><br />
35
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Sie speisen sich aus realen oder auch medialen Bildern, können aber auch metaphorische,<br />
fiktive räumliche Eigenschaften enthalten. Diese Bilder im Kopf existieren unabhängig von<br />
sichtbaren Bildern, sie haben sich von ihnen losgelöst und besitzen eine eigene Existenz,<br />
auch wenn sie ihre Quelle in den realen oder medialen Bildern haben.<br />
Abbildung 2: Drei Dimensionen von Bilden der <strong>Metropolregion</strong>en<br />
Die drei Dimensionen des Sichtbar- und Begreifbarmachens von <strong>Metropolregion</strong>en über Bilder<br />
beinhalten sich gegenseitig und beeinflussen einander. Reale Bilder können ihre Wirkung auch<br />
medial und mental entfalten, mediale Bilder können auch mental wirken. Mentale Bilder einer<br />
Region entziehen sich einem direkten gestalterischen Zugriff, können aber über reale und<br />
mediale Bilder beeinflusst werden. Die reale und mediale Ebene sind somit die eigentliche<br />
Gestaltungsebene eines Bildes der <strong>Metropolregion</strong>.<br />
Ob, beziehungsweise ab wann, real, medial oder mental zu kommunizierende räumliche Inhalte<br />
eine relevante bildhafte Wirkung entfalten, wann man von einem Bild sprechen kann, ist nicht<br />
eindeutig festzulegen. Der Begriff Bild hat in dieser Hinsicht einen unscharfen Randbereich.<br />
Inhalt<br />
Soll ein Bild eine relevante Aussage über <strong>Metropolregion</strong>en machen, so muss sich dieses mit<br />
den wesentlichen Eigenschaften dieser Räume befassen. Dabei sollen folgende inhaltliche<br />
Ebenen betrachtet werden:<br />
• räumliche Maßstabsebenen: von lokal bis global<br />
• Raumdimensionen: funktional, morphologisch, administrativ<br />
• Raumtypen: zum Beispiel hoch verdichtete urbane Kerne, Stadtlandschaften im<br />
Umland, mittlere und kleinere Zentren, Flughäfen, ländlich geprägte Zwischenräume<br />
• Sektorale Themenfelder: zum Beispiel Verkehr, Freiräume, Gesundheit, Bildung<br />
Es sind zugleich diese Inhalte, welche die Wahrnehmung von <strong>Metropolregion</strong>en schwierig<br />
machen. Der Grund dafür ist die unterschiedliche Begreifbarkeit der Inhalte für die<br />
verschiedenen Rezipienten. Die Begreifbarkeit hängt mit dem Grad der Komplexität<br />
raumrelevanter Fragestellungen zusammen.<br />
Komplexität und Anschaulichkeit von <strong>Metropolregion</strong>en oszillieren zwischen verschiedenen<br />
Polen (siehe Tabelle). Die Verbindung zwischen diesen Polen ist für die verschiedenen Akteure<br />
nicht immer offensichtlich, denn ihr Blick ist häufig beschränkt auf bestimmte Themen und<br />
36
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Maßstabsebenen. Das Bild der Region kann helfen, zwischen diesen verschiedenen Stufen der<br />
Komplexität und Anschaulichkeit von <strong>Metropolregion</strong>en zu vermitteln.<br />
Verschiedene Stufen der Komplexität und Anschaulichkeit von <strong>Metropolregion</strong>en<br />
strategisch, konzeptionell ↔ konkret, fassbar<br />
metropolitaner Maßstab ↔ lokaler Maßstab<br />
funktionale Erscheinungsformen ↔ morphologische Erscheinungsformen<br />
Funktionen<br />
Gesamtplanung ↔ sektorale Themenfelder<br />
Das „Bild der Region“ soll die Kultur der Zusammenarbeit in der <strong>Metropolregion</strong> unterstützen.<br />
Dafür ist die Reflexion der möglichen Funktionen solcher Bilder erforderlich. Was können Bilder<br />
eigentlich leisten?<br />
Bilder können kognitiven, emotionalen und sozialen Mehrwert bieten. In Form von<br />
Visualisierungen können Bilder bestimmte - neue, komplexe oder wenig bekannte - Inhalte<br />
besser und leichter verständlich machen. Dabei können sie auch neue Perspektiven auf<br />
bekannte Inhalte eröffnen und so neue Erkenntnisse stimulieren. Bilder ziehen Aufmerksamkeit<br />
auf sich und können damit das Bewusstsein für die transportierten Inhalte und Themen<br />
erhöhen. Einen sozialen Mehrwert leisten Bilder dadurch, dass sie zum Beispiel in einem<br />
Prozess der Kooperation verschiedener Akteure zur Koordination und Schaffung einer<br />
gemeinsamen Wahrnehmung beitragen. Die Möglichkeit zur Unterstützung der Identifikation<br />
und Motivation der Akteure in dem Kooperationsraum durch Bilder basiert auf ihrem<br />
emotionalen Mehrwert.<br />
Darüber hinaus lassen sich zwei grundsätzlich verschiedene Stossrichtungen in den Aufgaben<br />
und Funktionen von Bildern in <strong>Metropolregion</strong>en unterscheiden: Die Bilder können sich nach<br />
außen wenden, wenn sie zum Beispiel dem Standortmarketing dienen, oder nach innen wirken,<br />
wenn sie an die Akteure, Stakeholder oder auch die Öffentlichkeit in der <strong>Metropolregion</strong> selbst<br />
adressiert sind, um bei diesen die Aufmerksamkeit, Motivation und Identifikation zu erhöhen.<br />
Bezüglich des Verhältnisses dieser beiden Aufgaben und der daraus entstehenden Bilder<br />
stellen sich zwei Fragen. Diese sollen im folgenden Kapitel 5.2 untersucht werden.<br />
• Welches Gewicht wird diesen beiden Aufgaben beigemessen?<br />
• Wie hängen die Bilder, die nach außen kommuniziert werden, mit denen die nach Innen<br />
wirken, zusammen?<br />
Rezipient<br />
Hinter der Betrachtung der Rezipienten steckt die Frage nach den relevanten Zielgruppen eines<br />
Bildes der Region. Dabei soll auf einer ersten Ebene zwischen den verschiedenen<br />
Stakeholdern und Akteuren einerseits und der breiten Öffentlichkeit anderseits unterschieden<br />
werden. Ein zweiter Analyseschritt dient dazu, die dahinter stehenden „Welten“ der Rezipienten<br />
näher zu fassen. Damit sind die unterschiedlichen Handlungslogiken der verschiedenen<br />
Akteure in <strong>Metropolregion</strong>en gemeint.<br />
Eine Annäherung an diese verschiedenen Handlungslogiken, welche sich wesentlich aus der<br />
Funktion von <strong>Metropolregion</strong>en als Schnittstelle verschiedener Maßstabsebenen ergeben, soll<br />
hier anhand ihrer unterschiedlichen Bezüge zum geografischen Raum erfolgen.<br />
Die verschiedenen Bezugsterritorien bzw. „Welten“ werden wie folgt betrachtet:<br />
• Räumliche Reichweite der Rezipienten: lokal, regional, metropolitan, national, global<br />
37
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• Raumbezug der Rezipienten: territorialer oder funktionaler Raumbezug<br />
• Zeitbezug der Rezipienten: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft<br />
Mit dieser Differenzierung soll eine erste Reflexion ermöglicht werden, welche Haltungen der<br />
verschiedenen Akteure in Bezug auf den neuen räumlichen Maßstab von <strong>Metropolregion</strong> das<br />
„Bild der Region“ ansprechen kann.<br />
Das Erkennen dieser Handlungslogiken der Akteure in <strong>Metropolregion</strong>en ist deshalb von<br />
Bedeutung, da mit ihnen unterschiedliche Modi der Identifikation, der Emotion, der<br />
Zugehörigkeit, der Weltanschauung und der Ethik verbunden sind. Das alles sind wesentliche<br />
Grundlagen für ein Bild der Region.<br />
3.2 Bilder der Region im Überblick: Analyse der bisherigen bildhaften<br />
Auseinandersetzung<br />
Im Folgenden wird ein Überblick über die Bilder der Region der vier untersuchten<br />
Referenzräume Hamburg, Rhein-Neckar, Stuttgart und Nürnberg gegeben. Dafür werden die<br />
verschiedenen bildhaften Bausteine herangezogen, zum einen die, die explizit in<br />
Zusammenhang mit diesen Räumen kommuniziert werden, und zum anderen diejenigen, die<br />
implizit mit diesen Räumen verbunden sind.<br />
Die Auswahl der Bilder kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben. Einerseits sind gerade<br />
die impliziten Bilder nur schwer fassbar und abgrenzbar. Anderseits ist die Frage, ob ein<br />
bestimmtes Bild tatsächlich eine bildhafte Wirkung für die <strong>Metropolregion</strong> entfaltet, nur grob<br />
abzuschätzen.<br />
Die Analyse der bisherigen bildhaften Auseinandersetzung gibt Einblick in einen laufenden<br />
Prozess, der in allen <strong>Metropolregion</strong>en noch sehr jung ist. Wie die Untersuchung der Genese<br />
der einzelnen Referenzräume gezeigt hat, entsteht die Kooperation in <strong>Metropolregion</strong>en über<br />
längere Zeiträume und wächst häufig vom kleineren zum größeren Maßstab heran. Ähnliches<br />
zeigt sich bei den Bildern. Diese entstammen aus verschiedenen Phasen der Genese des<br />
Raums. Eine klare Schnittstelle zwischen metropolitanen Bildern einerseits und Bildern, die<br />
bereits auf regionalem Maßstab vorhanden sind und waren, lässt sich nicht ausmachen. Es<br />
findet sich ein Nebeneinander von „alten“ und „neuen“ Bildern. Diese zusätzliche Kategorie ist<br />
daher Teil des Untersuchungsrasters.<br />
Die Analyse der Bilder der Region geschieht in folgenden Schritten. Zunächst werden die<br />
bildhaften Bausteine zu den einzelnen Regionen im Überblick dargestellt und gemäß dem<br />
Untersuchungsraster erfasst. Die wesentlichen Erkenntnisse zu den einzelnen Referenzräumen<br />
münden jeweils in einem Fazit. Im Quervergleich der vier <strong>Metropolregion</strong>en werden die<br />
„Lessons Learnt“ erarbeitet, welche später die Grundlage für Empfehlungen für die <strong>Europäische</strong><br />
<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> sind.<br />
38
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Das Bild der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg<br />
Karte <strong>Metropolregion</strong><br />
Internetauftritt<br />
Elbe<br />
Sprung über die Elbe<br />
Airbus<br />
Elbradwanderweg<br />
Magazin<br />
Freizeitführer<br />
39<br />
Hafencity<br />
Elbphilharmonie<br />
Streckennetz HVV<br />
Wanderausstellung
Bestand<br />
• Elbe Real/physisch,<br />
die mentale<br />
Bedeutung wird<br />
z.B. in Begriffen<br />
des Standortmarketings<br />
und<br />
des regionalen<br />
Entwicklungskonzepts<br />
deutlich: Stadt-<br />
Land-Fluss,<br />
„Lebensader<br />
Elbe“<br />
• Hamburger<br />
Hafen<br />
Neu<br />
• Elbphilharmonie<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Typ Inhalt Funktion Rezipient<br />
Real aber auch<br />
medial (durch<br />
Feste und<br />
Inszenierung)<br />
geplante reale,<br />
physische<br />
Intervention im<br />
Hamburger<br />
Hafen, starke<br />
mediale Wirkung<br />
über<br />
Visualisierungen<br />
Morphologisches,<br />
landschaftliches<br />
Element mit<br />
herausragender<br />
funktionaler<br />
Bedeutung<br />
(Logistik,<br />
Handel),<br />
regionaler/metropolitaner<br />
Umgriff,<br />
verbindet<br />
verschiedene<br />
Raumtypen<br />
(urbaner Kern<br />
und Peripherie)<br />
Verbindung von<br />
lokal und global<br />
als Logistikdrehscheibe;<br />
funktional und<br />
morphologisch;<br />
Themenfelder<br />
Logistik, Handel,<br />
Freizeit,<br />
Unterhaltung;<br />
Bezug zunächst<br />
nur zu Hamburg,<br />
vermutete<br />
Ausstrahlung<br />
auf die Region<br />
Punktuelle<br />
physische<br />
Maßnahme als<br />
Wahrzeichen im<br />
Hamburger<br />
Hafen, zunächst<br />
Bezug zur<br />
Kernstadt aber<br />
mit vermuteter<br />
Ausstrahlung<br />
auf die Region<br />
40<br />
Identitätsstiftendes<br />
räumliches<br />
Element,<br />
Bedeutung nach<br />
Innen und<br />
Außen<br />
Identitätsstiftend<br />
Bedeutung nach<br />
Innen und<br />
Außen<br />
Nach Innen:<br />
Identifikation für<br />
neues Stadtviertel<br />
aber auch<br />
für Leitbild<br />
„wachsende<br />
Stadt“. Bürgerschaftliches<br />
Engagement<br />
schafft<br />
Identifikation mit<br />
der ganzen<br />
Stadt.<br />
Nach Außen:<br />
Aufmerksamkeit,<br />
starke bildhafte<br />
Wirkung<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
verbindet<br />
verschiedene<br />
Welten:<br />
territorialer und<br />
funktionaler<br />
Raumbezug,<br />
Vergangenheit-<br />
Gegenwart-<br />
Zukunft, lokale-<br />
regionale-<br />
metropolitane<br />
Reichweite<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
verbindet<br />
verschiedene<br />
Welten:<br />
territorialer und<br />
funktionaler<br />
Raumbezug,<br />
Vergangenheit-<br />
Gegenwart-<br />
Zukunft, lokale<br />
bis globale<br />
Reichweite<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit in<br />
Hamburg und<br />
Region,<br />
engagierte<br />
Bürger als<br />
Sponsoren;<br />
Welten: eher<br />
territorial,<br />
Vergangenheit<br />
und Zukunft,<br />
Rezipienten des<br />
Image mit<br />
lokaler bis<br />
globaler<br />
Reichweite
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• Wanderausstellung<br />
"Neue<br />
Perspektiven<br />
- Die<br />
<strong>Metropolregion</strong><br />
Hamburg"<br />
• Internetauftritt<br />
• Magazin<br />
<strong>Metropolregion</strong><br />
Hamburg<br />
Typ Inhalt Funktion Rezipient<br />
Medial,<br />
Ausstellung und<br />
Katalog<br />
Verschiedene<br />
dezentrale<br />
Stationen in der<br />
<strong>Metropolregion</strong><br />
(Gemeinden,<br />
Landkreise);<br />
Themenfelder:<br />
Geschichte,<br />
Wirtschaft,<br />
Politik, Kultur<br />
Medial Metropolitaner<br />
Maßstab, Links<br />
zu einzelnen<br />
Bundesländern<br />
und Landkreisen<br />
Medial,<br />
kommunikative<br />
Plattform für die<br />
<strong>Metropolregion</strong><br />
• HVV-Netz Physisches Netz<br />
des öffentlichen<br />
Nahverkehrs,<br />
das in Form der<br />
Netzkarte eine<br />
mediale Präsenz<br />
im Alltag entfaltet,<br />
mentale<br />
Wirkung<br />
• Elbradwanderweg<br />
Wirtschaftliche,<br />
politische,<br />
kulturelle Fragen<br />
der<br />
<strong>Metropolregion</strong><br />
Funktionaler<br />
Raum,<br />
Erreichbarkeit,<br />
Distanz in<br />
Fahrtzeit<br />
Real, physisch Aufwertung des<br />
morphologischenBezugselements<br />
Elbe<br />
durch eine<br />
weitere Funktionalität;<br />
lokal,<br />
metropolitan,<br />
national;<br />
Verbindung<br />
verschiedener<br />
Raumtypen;<br />
Naherholung,<br />
Tourismus<br />
41<br />
Information,<br />
Identifikation,<br />
Aufmerksamkeit,<br />
nach Innen<br />
Nach Innen und<br />
Außen:<br />
Information<br />
Identifikation,<br />
Aufmerksamkeit<br />
Information,<br />
Aufmerksamkeit,<br />
Identität nach<br />
Innen, geringere<br />
Wirkung nach<br />
Außen<br />
Nach Innen:<br />
Orientierung in<br />
der <strong>Metropolregion</strong>,<br />
Identifikation mit<br />
dem räumlichen<br />
Umgriff im<br />
alltäglichen<br />
Gebrauch<br />
Identifikation<br />
nach Innen<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
Form der<br />
Wanderausstellung<br />
spricht<br />
territoriale<br />
Rezipienten,<br />
lokale bis<br />
regionale<br />
Reichweite<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit<br />
und Fachpublikum,<br />
Akteure;<br />
Themenauswahl<br />
versucht<br />
verschiedene<br />
Welten<br />
anzusprechen<br />
Akteure der<br />
<strong>Metropolregion</strong>,<br />
vermutlich auch<br />
breitere<br />
Öffentlichkeit;<br />
Themenauswahl<br />
versucht<br />
verschiedene<br />
Welten<br />
anzusprechen<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
Verbindung von<br />
verschiedenen<br />
Welten durch<br />
alltägliche<br />
Benutzung<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
Welten:<br />
territorialer<br />
Raumbezug,<br />
Gegenwart,<br />
lokale, regionale<br />
Reichweite
• Clusterprojekt<br />
Süderelbe<br />
• MR Hamburg<br />
als Logistikdrehscheibe<br />
und Standort<br />
der Luftfahrtindustrie<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Typ Inhalt Funktion Rezipient<br />
Real und<br />
medial,<br />
vermutlich auch<br />
mental<br />
Neuer Teilraum<br />
wird bearbeitet,<br />
funktionaler<br />
Ansatz der<br />
Wirtschaftsförderung<br />
Mentales Bild Funktionale<br />
Bedeutung der<br />
<strong>Metropolregion</strong><br />
im internationalenStandortwettbewerb;<br />
Verbindung<br />
metropolitanglobal<br />
Fazit Bild der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg<br />
Aufmerksamkeit<br />
und Motivation<br />
nach Innen und<br />
Außen,<br />
vermutlich auch<br />
identitätsstiftend<br />
Aufmerksamkeit<br />
und Identität<br />
nach Außen,<br />
Motivation nach<br />
Innen<br />
Fachpublikum,<br />
Akteure in der<br />
Region; Welten:<br />
zunächst<br />
funktional, evtl.<br />
auch territorial<br />
Fachpublikum,<br />
Akteure in der<br />
Region; Welten:<br />
funktional, lokalglobal<br />
Es gibt nur wenige metropolitane Bilder, in den Bildern der Region dominiert der urbane Kern<br />
Hamburg. Die Leuchttürme sind nicht gleichmäßig verteilt, sondern konzentrieren sich in<br />
Hamburg. Auch das Leitbild der Region „wachsende <strong>Metropolregion</strong>“ geht zurück auf das<br />
Leitbild der Hansestadt. Die übrigen Teile der <strong>Metropolregion</strong> scheinen mit Hamburg bildmäßig<br />
nicht mithalten zu können, sie sind unterrepräsentiert. Es gibt auch kaum räumliche Bilder zu<br />
den Aufgaben und Funktionen der peripheren Räume der <strong>Metropolregion</strong>.<br />
Für die <strong>Metropolregion</strong> Hamburg gibt es zwar einige neue Medienplattformen, wie den<br />
Internetauftritt, das Magazin oder die Wanderausstellung, die dort transportierten Bildinhalte<br />
sind jedoch eher konventionell. Die Verpackung des Bilds der <strong>Metropolregion</strong> scheint<br />
ausgearbeiteter zu sein als dessen Inhalt. So wird die <strong>Metropolregion</strong> in Karten rein über die<br />
administrativen Grenzen dargestellt. Einzelne thematische Karten gibt es nur im Bereich<br />
Tourismus.<br />
Wichtig ist das Streckennetz des HVV im alltäglichen Gebrauch des Raums und in der damit<br />
verbunden Wahrnehmung des Raums. Dabei spielt die Abbildung des Streckennetzes in der<br />
Karte eine wichtige Rolle. Das dabei entstehende Bild der Region ist quasi ein positiver<br />
Nebeneffekt einer für die Funktionalität der <strong>Metropolregion</strong> entscheidenden Infrastruktur.<br />
Die Elbe ist ein wichtiges verbindendes Element, das auch eine bildhafte Ausstrahlung hat. Sie<br />
verbindet den urbanen Kern der <strong>Metropolregion</strong> mit den peripheren Räumen in West und Ost.<br />
An ihr sind bedeutende Leuchttürme der Region lokalisiert und sie ist durch ihre Funktion auch<br />
historisch die Lebensader der Region. Sie verbindet funktionale und morphologische Inhalte<br />
und ist Standort einiger weiterer metropolitaner Projekte mit bildhafter Ausstrahlung.<br />
Nur wenige neue Bildinhalte wenden sich zugleich an Rezipienten mit territorialen und<br />
funktionalen Raumbezügen. Diese verschiedenen Zielgruppen werden eher mit nebeneinander<br />
stehenden Bildern bedient wie zum Beispiel durch bauliche Leuchttürme einerseits und<br />
Clusterprojekte anderseits.<br />
Die Verbindung und Vermittlung zwischen der lokalen und metropolitanen Maßstabsebene<br />
scheint in dem Clusterprojekt Süderelbe zu gelingen. Der Teilraum ist größer als gewohnte<br />
regionale Abgrenzungen und erstreckt sich vom Zentrum der <strong>Metropolregion</strong>, Hamburg-<br />
Harburg, zur Peripherie. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit wird hier auf einem<br />
Zwischenmaßstab geübt. Das dabei entstehende neue mentale räumliche Bild setzt sich über<br />
gewohnte Grenzen hinweg. Dabei erfolgt mit dem funktionalen Fokus auch eine inhaltliche<br />
Transformation.<br />
42
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Das Bild der <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar<br />
Imagekampagne<br />
ICE-Knoten<br />
Karte <strong>Metropolregion</strong><br />
Statistisches Bild<br />
Bioregion Firmenlogos<br />
Platz auf der Landkarte<br />
Internetauftritt<br />
Landschaftspark<br />
43<br />
Logo<br />
Streckennetz ÖPNV<br />
Rheinbrücke<br />
Kurpfalz<br />
Dome
Bestand<br />
• Kurpfalz Mental:<br />
historischer und<br />
kultureller<br />
Bezugsraum<br />
• Dome zu<br />
Speyer und<br />
Worms<br />
Neu<br />
• „Platz auf der<br />
Landkarte“<br />
(Karten BBR,<br />
ROB 2004)<br />
• Statistisches<br />
„Bild der<br />
Region“<br />
• Internetauftritt<br />
• Logo<br />
<strong>Metropolregion</strong><br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Typ Inhalt Funktion Rezipient<br />
Historisch<br />
zusammenhängendes<br />
politisches<br />
Territorium,<br />
morphologisch,<br />
administrativ,<br />
Kultur und<br />
Tourismus<br />
Real, physisch Morphologisch,<br />
punktuelle<br />
Monumente als<br />
historische<br />
Wahrzeichen,<br />
kleinere Städte<br />
außerhalb<br />
urbaner Zentren,<br />
Tourismus<br />
Medial: Karten<br />
als Transportmittel<br />
zur<br />
Veränderung<br />
der mentalen<br />
Wahrnehmung<br />
des Raums<br />
Benchmarking<br />
der Region als<br />
mediales Bild,<br />
zielt wie Karten<br />
auch auf<br />
Veränderung<br />
der mentalen<br />
Wahrnehmung<br />
Funktionale<br />
Betrachtungen<br />
anhand<br />
einzelner<br />
Indikatoren und<br />
Themenfelder,<br />
Maßstab:<br />
metropolitan,<br />
national,<br />
europäisch<br />
Funktionale<br />
Betrachtungen<br />
anhand<br />
einzelner<br />
Indikatoren und<br />
Themenfelder,<br />
Maßstab:<br />
metropolitan,<br />
national,<br />
europäisch<br />
Medial Verschiedene<br />
Themenfelder,<br />
metropolitan<br />
Identifikation<br />
nach Innen<br />
Identifikation<br />
nach Innen<br />
Bewusstseinsbildung<br />
nach<br />
Innen und<br />
Außen,<br />
Erkennen und<br />
Verstehen der<br />
Rolle von Rhein-<br />
Neckar als<br />
<strong>Metropolregion</strong>,<br />
gemeinsame<br />
Wahrnehmung,<br />
Motivation,<br />
Aufmerksamkeit<br />
Bewusstseinsbildung<br />
nach<br />
Innen und<br />
Außen,<br />
Erkennen und<br />
Verstehen der<br />
Rolle von Rhein-<br />
Neckar als<br />
<strong>Metropolregion</strong><br />
Information,<br />
Identifikation<br />
nach Innen und<br />
Außen<br />
Medial Metropolitan Identifikation<br />
nach Innen und<br />
Außen<br />
44<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
Welten:<br />
Vergangenheit,<br />
territorial, lokal<br />
bis metropolitan<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
Welten:<br />
Vergangenheit,<br />
territorial, lokal<br />
Stakeholder,<br />
Fachpublikum<br />
innerhalb und<br />
außerhalb der<br />
Region; Welten:<br />
territorial und<br />
funktional,<br />
metropolitan bis<br />
global<br />
Stakeholder,<br />
Fachpublikum<br />
innerhalb und<br />
außerhalb der<br />
Region; Welten:<br />
territorial und<br />
funktional,<br />
metropolitan bis<br />
global<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit,<br />
Stakeholder,<br />
Akteure<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit,<br />
Stakeholder
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• Unternehmen<br />
zeigen Flagge<br />
• Bioregion<br />
Firmenlogos<br />
• Imagewerbung<br />
im<br />
ÖPNV<br />
• Verkehrsnetz<br />
ÖPNV<br />
• Landschaftspark<br />
• Radiosender,<br />
Kulturmagazin<br />
• ICE Knoten<br />
Mannheim<br />
Typ Inhalt Funktion Rezipient<br />
Real, medial:<br />
Logo der<br />
<strong>Metropolregion</strong><br />
für<br />
Unternehmen<br />
Metropolitan,<br />
funktional,<br />
Wirtschaft<br />
Medial Metropolitan,<br />
funktional,<br />
Wirtschaft<br />
Real u. Medial:<br />
Straßenbahnen<br />
und Busse in<br />
Region u.a. mit<br />
Karte der<br />
Region<br />
Physisches Netz<br />
der ÖPNV erhält<br />
in Form der<br />
Netzkarte eine<br />
mediale<br />
Präsenz im<br />
Alltag, mentale<br />
Wirkung<br />
Real, mediale<br />
Wirkung über<br />
Karten<br />
Medial, mit<br />
vermuteter<br />
mentaler<br />
Wirkung<br />
Real, aber auch<br />
medial und<br />
mental<br />
Lokal bis<br />
metropolitan,<br />
funktional und<br />
territorial,<br />
verschiedene<br />
Raumtypen<br />
Funktionaler<br />
Raum,<br />
Erreichbarkeit,<br />
Distanz,<br />
Fahrtzeit<br />
Teilraum,<br />
grenzüberschreitend,<br />
Kernbereich der<br />
<strong>Metropolregion</strong>:<br />
Rhein, Neckar,<br />
urbane Zentren,<br />
kleine und<br />
mittlere Städte;<br />
Landschaft und<br />
Erholung;<br />
territorial; lokal-<br />
regional<br />
Räumlicher<br />
Umgriff der<br />
<strong>Metropolregion</strong>,<br />
Kultur,<br />
Information<br />
Funktional,<br />
Gatewayinfrastruktur<br />
der<br />
<strong>Metropolregion</strong>,<br />
europäisch,<br />
national<br />
45<br />
Identifikation<br />
nach Innen und<br />
Außen<br />
Aufmerksamkeit<br />
und Motivation<br />
nach Innen und<br />
Außen<br />
Identifikation,<br />
Aufmerksamkeit<br />
nach Innen<br />
Nach Innen:<br />
Orientierung in<br />
der <strong>Metropolregion</strong>,Identifikation<br />
mit dem<br />
räumlichen Umgriff<br />
im alltäglichen<br />
Gebrauch<br />
Identität,<br />
Wahrnehmung,<br />
Motivation nach<br />
Innen<br />
Identität und<br />
Wahrnehmung<br />
nach Innen<br />
Information,<br />
Motivation und<br />
Aufmerksamkeit<br />
nach Innen und<br />
Außen<br />
Unternehmen<br />
der Region,<br />
Welten:<br />
territorial und<br />
funktional<br />
Fachpublikum,<br />
funktional, lokal<br />
bis global,<br />
Gegenwart und<br />
Zukunft<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
Welten:<br />
funktional und<br />
territorial, lokal<br />
bis metropolitan<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
Verbindung<br />
verschiedener<br />
Welten durch<br />
alltägliche<br />
Benutzung<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit,<br />
einzelne<br />
Stakeholder;<br />
Welten:<br />
territorialer<br />
Raumbezug mit<br />
lokaler und<br />
regionaler<br />
Reichweite<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit,<br />
lokal bis<br />
metropolitan<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit<br />
und Akteure,<br />
Stakeholder der<br />
Region; Welt:<br />
funktional, lokaleuropäisch
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Fazit Bild der <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar<br />
Die <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar zeichnet sich weniger deutlich durch ein klares urbanes<br />
Zentrum aus, sondern vielmehr durch eine regionale räumliche Struktur. Es werden aber nur<br />
wenige Bilder kommuniziert, die dieses regionale Gesicht zeigen und deutlich machen.<br />
Die bestehenden Bilder der Region finden sich nicht explizit in dem Bild der <strong>Metropolregion</strong>. Die<br />
Transformation dieser Bilder zu aktuellen Herausforderungen und Inhalten der <strong>Metropolregion</strong><br />
scheint nicht zu gelingen. Der historische Referenzraum der Kurpfalz entspricht in seinem<br />
Umgriff zwar dem der <strong>Metropolregion</strong>, dieses mentale Bild taucht aber nur im kulturellen<br />
Zusammenhang auf. Genauso erscheinen die Dome in Speyer und Worms vor allem im<br />
touristischen Kontext.<br />
Im Internetauftritt der <strong>Metropolregion</strong> finden sich keine raumbezogenen Bilder, sondern lediglich<br />
themenbezogene Images zur Unterstützung der inhaltlichen Gliederung der Seite. Die Region<br />
bleibt ziemlich unsichtbar.<br />
Die Aufgabe des Logos der <strong>Metropolregion</strong> ist es, trotz dieser Bilderlosigkeit eine<br />
Imagewerbung zu ermöglichen. Dabei hat das Logo aber kaum eine räumlich bildhafte<br />
Aussage. Es ist sehr abstrakt und wenig sinnlich.<br />
In dem Bemühen um einen „Platz auf der Landkarte“ und ein „statistisches Bild“ der<br />
<strong>Metropolregion</strong> geschieht eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem neuen Maßstab der<br />
<strong>Metropolregion</strong>. Dieser erarbeitete Inhalt ist das Rohmaterial, welches zur Veränderung<br />
mentaler Bilder der Region beitragen kann. Die Form dieser Bild hingegen ist wenig<br />
anschaulich. Die visuellen Darstellungsmittel sind gegenüber den Inhalten unterentwickelt.<br />
Es gibt einige Versuche in der <strong>Metropolregion</strong>, Unternehmen an der Bilderproduktion und an<br />
deren Transport zu beteiligen. Dazu zählen die Projekte Unternehmen zeigen Flagge, Bioregion<br />
und die Imagewerbung des ÖPNV. Es scheint ein Bedürfnis zu sein, Unternehmensstandorten<br />
ein Bild zu geben, beziehungsweise Unternehmen ein Bild ihres Standorts zur Verfügung zu<br />
stellen. Über diesen Zugang der Firmenstandorte kann auch eine neue Lesart der Region<br />
entstehen. Ob die Umsetzung hier allein mit dem Logo der <strong>Metropolregion</strong> das volle Potenzial<br />
entfaltet, darf bezweifelt werden.<br />
Das Streckennetz des ÖPNV ist in Rhein-Neckar als Produzent eines Bildes der Region<br />
deshalb besonders gut geeignet, da es kongruent mit dem räumlichen Umgriff der<br />
<strong>Metropolregion</strong> ist. Umgekehrt wird der ÖPNV als Imageträger für die Region eingesetzt.<br />
Der ICE-Knoten Mannheim ist als funktionale räumliche Vorstellung ein wichtiges Bild. Er war<br />
Anlass für ein starkes Engagement in der Region als diese Knotenfunktion drohte verloren zu<br />
gehen. Dabei wird in dem Hauptbahnhof Mannheim die spezifische Gatewayfunktion von<br />
<strong>Metropolregion</strong>en besonders anschaulich und konkret.<br />
Der Landschaftspark könnte durch seinen räumlichen Umgriff – er umfasst den<br />
grenzüberschreitenden Kernbereich der <strong>Metropolregion</strong> – die Bewusstseinsbildung in der<br />
Region stärken und tatsächlich zur auch sinnlichen Bildproduktion beitragen. Das Projekt ist<br />
aber noch nicht so weit gediehen. Es stellt sich die Frage, ob sich die verschiedenen „Welten“<br />
der Akteure in der <strong>Metropolregion</strong> tatsächlich für diesen Park interessieren und ob nicht<br />
Verbindungen zwischen dem Landschaftspark und anderen metropolitanen Themen gesucht<br />
werden müssten.<br />
Metropolitane Medien wie Radiosender oder Kulturmagazin werden nach Außen nicht explizit<br />
kommuniziert. Sie wirken unscheinbar im Hintergrund. Dabei leisten sie vermutlich durch ihren<br />
alltäglichen Gebrauch, der die mentalen Bilder der Region beeinflusst, einen wichtigen Beitrag<br />
zur Bewusstseinsbildung in der <strong>Metropolregion</strong>.<br />
46
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Das Bild der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart<br />
Karte <strong>Metropolregion</strong><br />
Automobilmuseen<br />
Landschaftspark<br />
Statistisches Bild der Region<br />
Streckennetz ÖPNV<br />
Staatsgalerie<br />
Platz auf der Landkarte<br />
Stuttgart Tourist<br />
47<br />
Bioregion Stern<br />
Internetauftritt<br />
Karte Region<br />
Schloss
Bestand<br />
• Pulsierende<br />
City +<br />
ländliche<br />
Idylle<br />
• Staatsgalerie,<br />
Schloss,<br />
Wilhelma<br />
Neu<br />
• Automobilmuseen<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Typ/Technik Inhalt Funktion Rezipient<br />
Mental Funktional und<br />
morphologisch,<br />
regional und<br />
metropolitan,<br />
Stadt und<br />
Region<br />
Real, medial,<br />
mental<br />
• S-Bahn Netz Physisches Netz<br />
der ÖPNV erhält<br />
in Form der<br />
Netzkarte eine<br />
mediale<br />
Präsenz im<br />
Alltag, mentale<br />
Wirkung<br />
• Landschaftspark<br />
Punktuelle<br />
Leuchttürme<br />
des urbanen<br />
Zentrums,<br />
morphologisch,<br />
lokal, vermutete<br />
Ausstrahlung<br />
auf die Region<br />
Real, medial Punktuelle<br />
Leuchttürme<br />
des urbanen<br />
Zentrums,<br />
morphologisch,<br />
lokal, vermutete<br />
Ausstrahlung<br />
auf die Region<br />
Real, medial in<br />
Karten, mentale<br />
Raumwahrnehmung<br />
Funktionaler<br />
Raum,<br />
Erreichbarkeit,<br />
Distanz,<br />
Fahrtzeit<br />
Morphologischer<br />
landschaftsräumlicher<br />
Ansatz,<br />
Verbindet<br />
verschiedene<br />
Maßstabsebenen<br />
von<br />
lokal bis<br />
metropolitan, Erholung,<br />
Freizeit,<br />
Naturschutz<br />
48<br />
Identifikation<br />
nach Innen,<br />
Aufmerksamkeit<br />
nach Außen<br />
Identifikation<br />
nach Innen,<br />
Aufmerksamkeit<br />
nach Außen<br />
Identifikation<br />
und<br />
Aufmerksamkeit<br />
nach Innen und<br />
Außen<br />
Nach Innen:<br />
Orientierung in<br />
der <strong>Metropolregion</strong>,Identifikation<br />
mit dem<br />
räumlichen Umgriff<br />
im alltäglichen<br />
Gebrauch<br />
Identifikation<br />
und<br />
Koordination der<br />
Wahrnehmung<br />
nach Innen<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
Welten:<br />
territorial und<br />
funktional,<br />
Integration<br />
verschiedener<br />
Reichweiten,<br />
Zukunft (City)<br />
und<br />
Vergangenheit<br />
(Umland)<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit,<br />
territorial, lokal<br />
bis regional,<br />
Vergangenheit<br />
und Gegenwart<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit,<br />
territorial und<br />
funktional, lokal<br />
bis national,<br />
Vergangenheit,<br />
Gegenwart,<br />
Zukunft<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
Verbindung<br />
verschiedener<br />
Welten durch<br />
alltägliche<br />
Benutzung<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit,<br />
Fachpublikum;<br />
Welten:<br />
territorial, lokal<br />
bis metropolitan,<br />
Vergangenheit<br />
und Zukunft
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• „Platz auf der<br />
europäischen<br />
Landkarte“<br />
• Statistisches<br />
„Bild der<br />
Region“<br />
• Internetauftritt<br />
Region<br />
Stuttgart<br />
• Internetauftritt<br />
Stuttgart<br />
Tourist<br />
• Bioregion<br />
Stern<br />
Typ/Technik Inhalt Funktion Rezipient<br />
Medial, mit<br />
mentaler<br />
Wirkung<br />
Benchmarking<br />
der Region als<br />
mediales Bild,<br />
zielt wie Karten<br />
auch auf<br />
Veränderung<br />
der mentalen<br />
Wahrnehmung<br />
Funktional,<br />
metropolitan<br />
Funktionale<br />
Betrachtungen<br />
anhand<br />
einzelner<br />
Indikatoren und<br />
Themenfelder,<br />
Maßstab:<br />
regional<br />
Medial Verschiedene<br />
Themenfelder,<br />
regional, auch<br />
metropolitan<br />
Medial Stadt und<br />
Region, Portal<br />
für den<br />
Tourismus in<br />
der ganzen<br />
Region,<br />
territorial<br />
Real<br />
(Standorte),<br />
medial (Karte),<br />
mental<br />
(Raumwahrnehmung)<br />
Fazit Bild der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart<br />
Funktional,<br />
Größerer<br />
Umgriff zu<br />
einem Thema,<br />
starrer Rahmen<br />
der Region wird<br />
erweitert<br />
Motivation und<br />
Aufmerksamkeit<br />
nach Innen und<br />
Außen<br />
Bewusstseinsbildung<br />
nach<br />
Innen und<br />
Außen,<br />
Erkennen und<br />
Verstehen der<br />
Rolle der<br />
Region Stuttgart<br />
Information,<br />
Identifikation<br />
nach Innen und<br />
Außen<br />
Aufmerksamkeit<br />
nach Innen und<br />
Außen<br />
Aufmerksamkeit<br />
und Motivation<br />
nach Innen und<br />
Außen<br />
Fachpublikum,<br />
Stakeholder der<br />
<strong>Metropolregion</strong>;<br />
Welten:<br />
Gegenwart und<br />
Zukunft,<br />
funktional und<br />
territorial,<br />
metropolitan bis<br />
europäisch<br />
Stakeholder,<br />
Fachpublikum<br />
innerhalb und<br />
außerhalb der<br />
Region; Welten:<br />
territorial und<br />
funktional<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit,<br />
Stakeholder,<br />
Akteure<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
Welten:<br />
territorial,<br />
Vergangenheit,<br />
lokal bis national<br />
Fachpublikum,<br />
Stakeholder;<br />
Welten:<br />
funktional, lokal<br />
bis global<br />
Das mentale räumliche Bild der pulsierenden City mit der sie umgebenden ländlichen Idylle<br />
schafft eine erste Verbindung von Stadt und Region. Dieses basiert auf Komplementarität – die<br />
Region ist der Ausgleichsraum zur Metropole Stuttgart. Versteht man den Großraum Stuttgart<br />
als <strong>Metropolregion</strong>, so stellt sich aber die Frage nach Rolle, Funktionen und Potenzialen von<br />
Umland und Region. Dafür müsste dieses mentale Bild weiterentwickelt und die Region mit<br />
weiteren Qualitäten angereichert werden.<br />
Die alten und neuen Leuchttürme Stuttgarts haben sicher eine gewisse regionale Ausstrahlung,<br />
sie sind aber eher konventionelle Elemente – „Stand der Technik“ – des Stadtmarketings. Ihre<br />
metropolitane Bedeutung ist noch nicht klar, so werden diese Bilder vor allem im touristischen<br />
Kontext platziert. Ein Grund dafür könnte sein, dass es nicht gelingt, diese Leuchttürme in dem<br />
weiteren inhaltlichen oder räumlichen Kontext der <strong>Metropolregion</strong> zu lesen.<br />
49
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Das Umland Stuttgarts und die weitere Region werden nur an wenigen Stellen bildhaft sichtbar.<br />
Auf der Internetseite des Verbands Region Stuttgart gibt es kaum visuelle räumliche Aussagen.<br />
Ein bildhaftes Gesicht erhält die Region lediglich auf dem Internetportal Stuttgart Tourist. Dort<br />
ist die ganze Region mit den touristischen Sehenswürdigkeiten dargestellt. Die verschiedenen<br />
Teile der Region sind in etwa gleich gewichtet. Diese bildhafte Darstellung beschränkt sich aber<br />
auf einen territorialen, im Wesentlichen auf die Vergangenheit gerichteten Zugang.<br />
Drei räumliche Ansätze, die tatsächlich der ganzen <strong>Metropolregion</strong>, nicht nur der Metropole<br />
Stuttgart, ein räumliches Gesicht verleihen, sind hervorzuheben.<br />
Das S-Bahn Netz ist eines der Kernprojekte der Region Stuttgart, die regionale Kooperation ist<br />
stark an diesem Projekt gewachsen, es erhält dadurch quasi eine symbolische Bedeutung.<br />
Durch den alltäglichen Gebrauch stellt sich ein mentales regionales bzw. metropolitanes Bild<br />
ein.<br />
Der Landschaftspark Neckar arbeitet mit abgestuften räumlichen Maßstabsebenen und<br />
verschiedenen zeitlichen Etappen. In seinem Ganzen geht er zum Teil über den Umgriff der<br />
<strong>Metropolregion</strong> hinaus. Er entwickelt eine eigene Logik der räumlichen Abgrenzung, hier<br />
entlang eines Flusses. Anderseits wird auf der Ebene von Teilräumen gearbeitet, von denen<br />
aus wiederum verschiedene lokale Bezüge hergestellt werden können. Dadurch wird das sehr<br />
umfassende Projekt für ein breites Publikum anschaulich und sinnlich erfahrbar. Die Anbindung<br />
an Herausforderungen und Themen der <strong>Metropolregion</strong> ist allerdings weniger deutlich – so hat<br />
der Landschaftspark einen separaten Internetauftritt. Mit der <strong>Metropolregion</strong> und dem<br />
Landschaftspark werden eher zwei parallel laufende Geschichten erzählt.<br />
Das Projekt Bioregion STERN arbeitet mit einem funktionalen räumlichen Umgriff, der größer ist<br />
als das Gebiet der Region Stuttgart. Die neue räumliche Lesart zu einem funktionalen Thema<br />
bringt eine eigene Gebietsabgrenzung hervor, die einer metropolitanen Logik folgt. Diese<br />
situative räumliche Abgrenzung, wie sie hier, ähnlich wie bei dem Landschaftspark, anhand<br />
einer bestimmten inhaltlichen Herausforderung erfolgt, scheint dabei durchaus kohärente und<br />
leistungsstarke räumliche Bilder und Lesarten hervorzubringen. Die Bilder entstehen an<br />
bestimmten relevanten Inhalten, die Frage der exakten räumlichen Abgrenzung ist nachrangig.<br />
Insofern ist dieses Vorgehen entgegengesetzt zu dem des Einfügens und Zurechtschneidens<br />
von vorhandenen oder neuen Bildern in den zuvor festgelegten Rahmen eines bestimmten<br />
räumlichen Umgriffs der <strong>Metropolregion</strong>.<br />
50
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Nürnberg<br />
Statistisches Bild<br />
Karte <strong>Metropolregion</strong><br />
Zeitungsbeilage<br />
Firmenlogos<br />
Verkehrsverbund<br />
Internetauftritt<br />
51<br />
Altstadt<br />
Platz auf Landkarte<br />
Historische Landkarte<br />
Gateway Ost-West<br />
Logo
Bestand<br />
• Historischer<br />
Platz auf<br />
europäischer<br />
Landkarte<br />
• Altstadt<br />
Nürnberg<br />
Neu<br />
• Karte<br />
<strong>Metropolregion</strong><br />
• „Platz auf<br />
Landkarte“<br />
Karten BBR<br />
• Statistisches<br />
Bild<br />
• Internetauftritt<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Typ/Technik Inhalt Funktion Rezipient<br />
Medial, mental Funktional<br />
(Handel),<br />
regional bis<br />
europäisch,<br />
urbanes<br />
Zentrum<br />
Real, medial Morphologisch,<br />
urbaner Kern,<br />
kulturelles Erbe,<br />
lokal evtl. auch<br />
regional<br />
Medial, mit<br />
mentaler<br />
Wirkung<br />
Medial, Versuch<br />
die mentale<br />
Wahrnehmung<br />
des Raums zu<br />
beeinflussen<br />
Medial, Versuch<br />
die mentale<br />
Wahrnehmung<br />
des Raums zu<br />
beeinflussen<br />
Metropolitan,<br />
administrativ,<br />
funktional<br />
Funktional<br />
gemäß der<br />
Kategorien/<br />
Themen von<br />
Blotevogel,<br />
metropolitan,<br />
national,<br />
europäisch<br />
Funktional,<br />
metropolitan<br />
und national,<br />
verschiedene<br />
Themenfelder<br />
Identifikation<br />
nach Innen,<br />
Aufmerksamkeit<br />
nach Außen<br />
Identifikation<br />
nach Innen<br />
Erkennen,<br />
Aufmerksamkeit<br />
nach Innen und<br />
Außen; Koordination<br />
der<br />
Wahrnehmung,<br />
Identifikation<br />
nach Innen<br />
Verstehen,<br />
Erkennen,<br />
Aufmerksamkeit<br />
nach Innen und<br />
Außen<br />
Verstehen,<br />
Erkennen,<br />
Aufmerksamkeit<br />
nach Innen und<br />
Außen<br />
Medial Metropolitan Information,<br />
Aufmerksamkeit<br />
nach Innen und<br />
Außen<br />
52<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
Welten:<br />
territorial, lokal<br />
bis regional,<br />
Vergangenheit<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit,<br />
territorial, lokal<br />
bis regional,<br />
Vergangenheit<br />
Fachpublikum,<br />
Stakeholder der<br />
Region, evtl.<br />
auch breitere<br />
Öffentlichkeit,<br />
territorial und<br />
funktional<br />
Fachpublikum,<br />
Stakeholder der<br />
Region; Welten:<br />
funktional, auch<br />
territorial,<br />
metropolitane<br />
Reichweite,<br />
Gegenwart<br />
Fachpublikum,<br />
Stakeholder der<br />
Region; Welten:<br />
funktional auch<br />
territorial,<br />
metropolitane<br />
Reichweite,<br />
Gegenwart<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit,<br />
Fachpublikum
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Typ/Technik Inhalt Funktion Rezipient<br />
• Logo Medial Metropolitan Aufmerksamkeit<br />
und<br />
Identifikation<br />
nach Innen und<br />
Außen<br />
• Verkehrsverbund<br />
Real, medial,<br />
mental<br />
• Firmenlogos Medial,<br />
vermutlicher<br />
Einfluss auf<br />
mentales Bild<br />
der Region<br />
• Gateway Ost-<br />
West<br />
• Zeitungsbeilage<br />
SZ<br />
Mentales Bild,<br />
Kommunikation<br />
medial u.a. über<br />
Karten<br />
Funktionaler<br />
Raum,<br />
Erreichbarkeit,<br />
Distanz,<br />
Fahrtzeit<br />
funktional<br />
Funktional,<br />
Wirtschaft,<br />
regional,<br />
metropolitan<br />
Funktional,<br />
Verkehrsinfrastruktur,<br />
europäisch<br />
Medial Funktional,<br />
Themen: Kultur,<br />
Wirtschaft,<br />
Infrastruktur,<br />
Forschung und<br />
Entwicklung<br />
Fazit Bild der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg<br />
Nach Innen:<br />
Orientierung in<br />
der <strong>Metropolregion</strong>,Identifikation<br />
mit dem<br />
räumlichen Umgriff<br />
im alltäglichen<br />
Gebrauch<br />
Identifikation<br />
nach Innen und<br />
Außen,<br />
Koordination der<br />
Wahrnehmung<br />
Aufmerksamkeit<br />
Motivation nach<br />
Innen und<br />
Außen<br />
Aufmerksamkeit<br />
nach Außen<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit,<br />
Fachpublikum<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
Verbindung<br />
verschiedener<br />
Welten durch<br />
alltägliche<br />
Benutzung<br />
Fachpublikum,<br />
evtl. auch breite<br />
Öffentlichkeit;<br />
Welten:<br />
funktional,<br />
weniger<br />
territorial,<br />
metropolitan bis<br />
global<br />
Fachpublikum,<br />
Stakeholder der<br />
Region,<br />
funktional,<br />
metropolitan bis<br />
europäisch<br />
Breite<br />
Öffentlichkeit,<br />
Fachpublikum,<br />
funktional,<br />
metropolitan,<br />
föderal, national<br />
Die Arbeit an einem Bild der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg ist noch sehr jung. Die Betrachtung<br />
dieses in den Anfängen befindlichen Arbeitsprozess zeigt, worauf sich die Bemühungen<br />
zunächst konzentrieren und wo die wesentlichen Schwierigkeiten am Anfang liegen.<br />
Zunächst steht die Behauptung eines Platzes auf der nationalen und europäischen Landkarte<br />
im Mittelpunkt. Dafür wird gemäß der Herangehensweise Blotevogels ein ausschließlich<br />
funktionaler Zugang gewählt. In Statistiken und analytischen Karten werden die wesentlichen<br />
Inhalte erarbeitet und rudimentär visualisiert. Diese Herangehensweise entspringt dem<br />
Versuch, das nachzuholen, was anderen <strong>Metropolregion</strong>en in Deutschland bereits gelungen ist<br />
– die offizielle Anerkennung durch die MKRO. Dadurch ist das Vorgehen aber sehr stereotyp<br />
und schematisch und bringt bildmäßig kaum tatsächliche Alleinstellungsmerkmale hervor.<br />
Nach Innen hat das Finden und Darstellen des räumlichen Umgriffs des Kooperationsraums<br />
zunächst Priorität. Die daraus entstandene Karte hat insofern eine große Bedeutung, als dass<br />
sie die gemeinsame Wahrnehmung der <strong>Metropolregion</strong> durch die verschiedenen Akteure und<br />
Stakeholder lenkt.<br />
53
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Die Region bleibt aber über ihren Umgriff und die administrativen Grenzen hinaus ziemlich<br />
unsichtbar. Die bildhafte Rolle von Nürnberg ist unklar und die Region wird fast nicht über Bilder<br />
kommuniziert.<br />
Dahinter steht das Problem, dass offensichtlich nicht einfach auf bestehende Bilder aus der<br />
<strong>Metropolregion</strong> zurückgegriffen werden kann. So taucht zum Beispiel die Silhouette der Altstadt<br />
von Nürnberg kaum im metropolitanen Zusammenhang auf. Dabei scheinen zum einen die<br />
Inhalte dieses Bildes – der starke Bezug zur Vergangenheit und bestimmte Klischees – und<br />
zum anderen dessen räumlicher Maßstab für die <strong>Metropolregion</strong> nicht passend zu sein. Die<br />
historische Referenz von Nürnberg als mittelalterlicher „EU-Gateway“ wird zwar verwendet,<br />
zwischen der vergangenen und der heutigen Situation besteht aber kein ursächlicher<br />
Zusammenhang. Dieses Bild hat daher eine etwas singuläre Stellung.<br />
Diese Bilderlosigkeit zeigt sich sowohl auf der Internetseite, welche außer der Karte keine<br />
weiteren Bilder enthält, als auch im Logo, das keinerlei räumliche Aussage trifft. Die Arbeit an<br />
diesen potentiellen Verpackungen und Plattformen für metropolitane Bilder – darunter fällt auch<br />
die Sonderbeilage in der Süddeutschen Zeitung – zeigt aber, dass das Bedürfnis und die<br />
Notwendigkeit, den neuen räumlichen Umgriff auch visuell anschaulich zu machen, erkannt ist.<br />
54
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
3.3 Fazit: Quervergleich „Bilder der Region“<br />
Abbildung 4: Die Internetauftritte der vier <strong>Metropolregion</strong>en im Quervergleich<br />
In allen vier untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en spielen Bilder der Region eine wichtige Rolle. Das<br />
Bemühen um das Sichtbarmachen der neuen räumlichen Maßstabsebene zeigt sich in der<br />
Verwendung von Bildern – wenn diese auch mehr oder weniger reflektiert und bewusst erfolgt –<br />
in der Bereitstellung von „Verpackungen“, das heißt Kommunikationsmedien, für diese Bilder<br />
und in der Erarbeitung von neuen Bildern zum Beispiel in Form von Karten.<br />
Der Bedarf an einem Bild der Region ist also weitgehend erkannt. Die aktive Gestaltung dieser<br />
Bilder ist aber in den einzelnen <strong>Metropolregion</strong>en auf sehr unterschiedlichem Stand. Dies hängt<br />
unter anderem mit dem Alter und der Genese dieser Räume und dem unterschiedlichen Fundus<br />
an bestehenden Bildern in den einzelnen Regionen zusammen.<br />
Im Folgenden sind die wesentlichen Ergebnisse des Quervergleichs der Bilder der Region<br />
anhand der Analysematrix aufgeführt.<br />
55
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Quervergleich „Bilder der Region“ anhand der Analysematrix im Überblick<br />
Typ Inhalt Funktion Rezipient<br />
Die Bilder der Region<br />
setzten sich überall<br />
aus einem Mix aus<br />
realen, medialen und<br />
mentalen Bildern<br />
zusammen. Die drei<br />
Ebenen scheinen sich<br />
tatsächlich gegenseitig<br />
zu ergänzen.<br />
Reale Bilder beschränken<br />
sich häufig<br />
auf symbolträchtige<br />
punktuelle bauliche<br />
Objekte. Die räumliche<br />
Reichweite<br />
dieser Leuchttürme ist<br />
aber unklar.<br />
Nicht alle bestehenden<br />
Bilder sind gleichermaßen<br />
geeignet,<br />
auf dem metropolitanen<br />
Maßstab Platz<br />
zu nehmen. Wichtig<br />
ist die Einbindung der<br />
Bilder in den neuen<br />
Kontext.<br />
Mentale Bilder der<br />
<strong>Metropolregion</strong> lassen<br />
sich nicht nur über<br />
Leuchttürme beeinflussen.<br />
Hilfreich ist<br />
auch die alltägliche<br />
Wahrnehmbarkeit<br />
z.B. über das ÖPNV-<br />
Netz, metropolitane<br />
Medien oder Serviceangebote.<br />
Ihr Mehrwert<br />
für die Region ist<br />
evtl. größer.<br />
Großräumige landschaftliche<br />
Elemente<br />
können eine sinnliche<br />
Erfahrbarkeit des metropolitanenMaßstabs<br />
bieten. Eine<br />
mehrfache Lesart<br />
dieser Räume über<br />
die Einbettung in andere<br />
metropolitane<br />
Themen ist dabei<br />
aber wichtig.<br />
Die Arbeit an den<br />
medialen Verpackungen<br />
der Bilder<br />
erhält häufig mehr<br />
Gewicht als die an<br />
den Bildinhalten.<br />
Für viele Raumtypen<br />
der <strong>Metropolregion</strong><br />
scheint es keine<br />
Bilder zu geben.<br />
Finden sich noch<br />
Bilder für die<br />
„Metropole“, so bleibt<br />
die „Region“ oft recht<br />
unsichtbar.<br />
Zwischenmaßstäbe<br />
zwischen der lokalen<br />
und metropolitanen<br />
Ebene kommen<br />
selten vor, könnten<br />
aber eine wichtige<br />
Vermittlungsfunktion<br />
haben.<br />
Konkrete inhaltliche<br />
Anlässe für Bilder zu<br />
einzelnen sektoralen<br />
Themenfeldern<br />
können spezifische<br />
und besonders<br />
anschauliche Bilder<br />
erzeugen. Diese<br />
können dann gezielt<br />
motivierend eingesetzt<br />
werden.<br />
Funktionale und<br />
morphologische<br />
Bilder stehen oft ohne<br />
Zusammenhang<br />
nebeneinander. Erst<br />
die Verbindung<br />
verschiedener<br />
Themen, Raumdimensionen<br />
und<br />
Maßstabsebenen<br />
lässt aus den Einzelteilen<br />
eine Geschichte<br />
entstehen.<br />
56<br />
Die visuelle Darstellung<br />
von analytischen<br />
Erkenntnissen für ein<br />
besseres Verständnis<br />
von <strong>Metropolregion</strong>en<br />
ist stets ähnlich und<br />
gestalterisch nicht<br />
weit entwickelt.<br />
Die Koordination<br />
einer gemeinsamen<br />
Wahrnehmung der<br />
Akteure der Region<br />
mit Hilfe von Bildern<br />
erfolgt selten. Bilder<br />
müssten dabei einen<br />
Prozess in Gang<br />
setzen, der neue<br />
Wahrnehmungen<br />
ermöglicht.<br />
Die Frage der<br />
Identifikation mit dem<br />
metropolitanen Maßstab<br />
und dessen<br />
Unterstützung durch<br />
Bilder scheint wichtig<br />
zu sein. Welcher Mix<br />
von Typ, Inhalt und<br />
Rezipient diese Funktion<br />
tatsächlich erfüllen<br />
kann, ist noch<br />
unklar.<br />
Die Bedeutung der<br />
Kommunikation von<br />
Bildern nach Innen<br />
wie nach Außen wird<br />
erkannt. Grundlage<br />
für diese zielgruppengerechte<br />
Vermittlung<br />
von Bildern sind aber<br />
gemeinsame<br />
Bildinhalte. Dieses<br />
Verständnis ist noch<br />
schwach ausgeprägt.<br />
Nur selten sprechen<br />
die einzelnen Bilder<br />
der Region ganz<br />
gezielt bestimmte<br />
Akteure oder Stakeholder<br />
an. In der<br />
Analyse wird als<br />
Rezipient der Bilder<br />
häufig eine breite<br />
Öffentlichkeit<br />
vermutet. Diese<br />
Einschätzung hat<br />
auch damit zu tun,<br />
dass die Bilder und<br />
ihre Einbettung in den<br />
metropolitanen<br />
Rahmen häufig<br />
unspezifisch sind.<br />
Die Verbindung von<br />
Rezipienten<br />
verschiedener<br />
„Welten“ schaffen nur<br />
wenige Bilder. So<br />
stehen die<br />
territorialen und<br />
funktionalen<br />
Bildwelten oft<br />
unverbunden<br />
nebeneinander.<br />
Das Eingehen auf<br />
verschiedene<br />
„Welten“ der<br />
Rezipienten bringt die<br />
Einbindung ganz<br />
unterschiedlicher<br />
Raumzugänge und<br />
damit verbundener<br />
Bildwelten mit sich.<br />
Das könnte als<br />
reichhaltiger Fundus<br />
für ein Bild der<br />
Region verstanden<br />
werden, das<br />
Anschaulichkeit auf<br />
verschiedenen<br />
Ebenen herstellen<br />
kann.
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Die Erarbeitung eines Bildes der Region kann als Prozess verstanden werden, bei dem<br />
versucht wird, ausgehend von vorhandenen Bildern auf bekannten Maßstabsebenen der<br />
<strong>Metropolregion</strong> ein visuelles Gesicht zu verleihen. Dabei ist die entscheidende Frage, wie man<br />
nun von den „alten“ zu den „neuen“ Bildern vorstoßen kann.<br />
Eine häufig angewandte Strategie ist die des Platzierens von alten Bildern in dem neuen<br />
räumlichen Rahmen, auf der neuen Landkarte der <strong>Metropolregion</strong>. Dabei zeigen sich aber<br />
verschiedene Schwierigkeiten: Von der Frage der tatsächlichen Reichweite aber auch der<br />
Relevanz alter Landmarks, über die des Aufblasens oder Einzwängens von vorhandenen<br />
räumlichen Bildern in den neuen räumlichen Umgriff, also einer Rekadrierung statt einer<br />
Bildproduktion, oder aber der Verbindung der einzelnen Bildbausteine untereinander. Denn<br />
diese bleiben oft unverbundene Einzelaspekte.<br />
Es ist also eine Verbindungsarbeit zu leisten, damit das Bild der Region mehr ist als die Summe<br />
alter Bilder in neuem Gewand. Einerseits könnte es darum gehen, mit diesen Bausteinen neue<br />
Geschichten zu erzählen. Anderseits sind Wege zu suchen, tatsächlich neue räumliche Bilder<br />
zu erarbeiten als Katalysatoren für den Transformationsprozess zu einem realen, medialen und<br />
mentalen Bild der Region.<br />
Wer macht die Bilder der <strong>Metropolregion</strong>? Wer kann diesen Prozess gestalten? In den vier<br />
untersuchten Räumen sind es vorwiegend Fachleute aus den Bereichen Regionalmarketing,<br />
Stadt- und Regionalentwicklung, Tourismus, aber auch einzelne Stakeholder wie Unternehmen.<br />
Wer wie im einzelnen an der Arbeit an dem Bild der Region beteiligt ist, wird nicht offen gelegt.<br />
Die Wahl der beteiligten Fachdisziplinen, von Organisation und Ablauf des Arbeitsprozess für<br />
ein Bild der Region haben aber vermutlich eine Schlüsselstellung für das Erreichen neuer<br />
bildhafter Qualitäten.<br />
Der Blick auf die vier <strong>Metropolregion</strong>en zeigt, dass es bisher nur wenige genuin metropolitane<br />
Bilder gibt. Die Arbeit an den Verpackungen scheint intensiver betrieben zu werden als die an<br />
den Bildinhalten. Stellt man zum Beispiel die vier Internetseiten gegenüber, so lassen sich<br />
kaum Alleinstellungsmerkmale der einzelnen Räume identifizieren, die Gesichter der<br />
<strong>Metropolregion</strong>en unterscheiden sich nur wenig.<br />
57
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
58
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Teil II Was kann <strong>München</strong> tun?<br />
Der zweite Teil der Expertise greift die Ergebnisse und Erkenntnisse vom ersten Teil „Analyse“<br />
auf. Darauf basierend wird eine Gesamtstrategie für die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>,<br />
ausgehend von Themenfeldern, Projekten und Wertschöpfungsgeschichten, erarbeitet. Es sind<br />
dabei auch Vorschläge zur Umsetzung dieser Strategie enthalten. Ein Kapitel zeigt einen<br />
Vorschlag für das Organisationsmodell der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>.<br />
4 Konzept für die inhaltliche Arbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Der Schwerpunkt dieses Kapitels liegt in dem Aufzeigen einer Gesamtstrategie für die<br />
inhaltliche Arbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM). Diese setzt sich aus vier<br />
Bausteinen zusammen - Themenfelder, Impulsprojekte, Wertschöpfungsgeschichten und Bild<br />
der <strong>Metropolregion</strong> -, wie sie im Kapitel 4.1 im Überblick erläutert werden. Dabei geht es darum,<br />
den Mehrwert der Zusammenarbeit auf dem Maßstab der <strong>Metropolregion</strong> aufzuzeigen und zu<br />
erarbeiten.<br />
Das Gesamtkonzept wird in den Kapiteln 4.2 bis 4.5 ausgearbeitet und anhand einzelner<br />
Vorschläge konkretisiert. Deren Detaillierung kann in dieser Expertise aber nicht geleistet<br />
werden. Vielmehr soll hier für den Start der Arbeit des <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong><br />
<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> eine strategische Orientierung gegeben werden.<br />
Die Wahl der geeigneten inhaltlichen Bausteine für die Zusammenarbeit in EMM ist der<br />
Ausgangspunkt von Teil II „Was kann <strong>München</strong> tun“ dieser Expertise. Im Sinne von „Structure<br />
Follows Strategy“ sind die Organisationsstrukturen im Hinblick auf die gewählten Inhalte zu<br />
entwickeln.<br />
Räumlicher Umgriff der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Es gibt derzeit noch keine anerkannten bzw. einheitlichen Abgrenzungskriterien für<br />
<strong>Metropolregion</strong>en. Wir verstehen in dieser Expertise unter der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>München</strong> einen Raum, der sich in einer Annäherung durch die Eckpunkte Augsburg, Ingolstadt,<br />
Landshut, Rosenheim, Bad-Tölz, Weilheim, Landsberg am Lech, jeweils samt ihren<br />
funktionalen Einzugsbereichen, definieren lässt. Dabei ist es sinnvoll, zwischen einem<br />
Kernraum und einem Ausstrahlungsbereich zu unterscheiden (siehe Abbildung 5).<br />
Herausforderungen für die inhaltliche Arbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>München</strong><br />
Die wesentlichen Herausforderungen für die Wahl der inhaltlichen Strategie für die<br />
Zusammenarbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM) lassen sich aus dem<br />
Quervergleich der vier <strong>Metropolregion</strong>en und aus den spezifischen Voraussetzungen in der<br />
EMM ableiten. Dabei ist es wichtig zu verstehen, wie ein Mehrwert der Kooperation auf der<br />
Ebene der <strong>Metropolregion</strong> entstehen kann und wie dafür die inhaltliche Arbeit zu gestalten ist.<br />
• Kooperationen in <strong>Metropolregion</strong>en sind mehr als die Verlängerung interkommunaler<br />
Zusammenarbeit.<br />
Obwohl die Zusammenarbeit in allen vier untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en bereits auf<br />
eine gewisse Zeitspanne zurückblicken kann, zeigt sich, dass es bisher nur wenige<br />
inhaltliche Konzepte und Strategien gibt, die den spezifischen Mehrwert der<br />
Kooperation auf diesem Maßstab aufzeigen können. Gerade der Such- und<br />
Sondierungsprozess hinsichtlich der zu bearbeitenden Themenfelder und Projekte, wie<br />
er in einigen <strong>Metropolregion</strong>en zu finden ist, zeigt, dass die Kooperation in<br />
<strong>Metropolregion</strong>en nicht als die Verlängerung interkommunaler Zusammenarbeit auf<br />
größerem Maßstab verstanden werden sollte. Obwohl die Konstitution der<br />
59
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Abbildung 5: Die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>. Quelle: Eigener Entwurf, in Anlehnung<br />
an den Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum <strong>München</strong><br />
Zusammenarbeit in der EMM nun vergleichsweise spät erfolgt, kann das Lernen aus<br />
den zum Teil konzeptionellen Schwächen der inhaltlichen Arbeit in den untersuchten<br />
Referenzräumen zu einem entscheidenden Vorteil werden.<br />
• Kein festgelegter Themenkanon für Kooperationen in <strong>Metropolregion</strong>en – „Less Is<br />
More“ als mögliche Strategie.<br />
Der große Freiheitsgrad und die unterschiedliche Breite bei der Bearbeitung von<br />
Themen und Projekten in den vier Referenzräumen zeigen, dass auf der Ebene der<br />
<strong>Metropolregion</strong> keinesfalls der gesamte Themenkanon räumlicher Planung abgedeckt<br />
werden muss. Vielmehr kann sich für die EMM die Strategie „Less Is More“ anbieten.<br />
Wesentlich ist dabei, dass der Mehrwert der Bearbeitung der gewählten Themen auf<br />
dem Maßstab der <strong>Metropolregion</strong> klar erkennbar ist. Die Breite der Themen sollte<br />
einerseits eine kritische Masse der Kooperation erreichen, ohne aber die Stakeholder<br />
gerade in der Startphase der Kooperation zu überfordern.<br />
• Eine inhaltliche Strategie geht über die Addition einzelner Projekte hinaus.<br />
Die Betrachtung der vier <strong>Metropolregion</strong>en zeigt, dass die verschiedenen Themenfelder<br />
und die damit verbundenen Projekte häufig ohne Verbindung nebeneinander stehen.<br />
Die Zusammenhänge zwischen einzelnen Projekten, wie zum Beispiel zwischen einem<br />
Clusterprojekt und einem Regionalpark, bleiben häufig unklar. Dadurch können diese<br />
Projekte aber nicht ihren vollen Mehrwert für die <strong>Metropolregion</strong> entfalten. Denn sowohl<br />
die Akteure sind so schwerer zu motivieren, als auch die Vermittlung der verschiedenen<br />
Projekte bereitet Schwierigkeiten. Für die inhaltliche Strategie EMM ist es daher wichtig,<br />
60
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
dass verschiedene Themenfelder und damit auch die verschiedenen Akteure<br />
miteinander in Beziehung gesetzt und verknüpft werden.<br />
• Einbezug verschiedener Raumtypen und Maßstabsebenen, ohne jedoch<br />
flächendeckend zu arbeiten<br />
Die Themen und Projekte benötigen einen klaren Bezug zur metropolitanen Ebene,<br />
müssen aber gleichzeitig die lokalen und teilregionalen Akteure „abholen“ können. Die<br />
verschiedenen Maßstabsebenen und auch die verschiedenen Raumtypen innerhalb<br />
einer <strong>Metropolregion</strong> müssen einen Beitrag leisten können zu der inhaltlichen Arbeit in<br />
der <strong>Metropolregion</strong>. Dazu gilt es, die spezifischen Funktionen und Potenziale dieser<br />
Räume zu erkennen. Der Vergleich der vier Referenzräume zeigt, dass hier eine<br />
besondere Schwierigkeit in der Kooperation besteht. Gerade die Aufgaben der<br />
kleineren Oberzentren oder auch der peripheren Räume sind häufig unklar, Themen<br />
und Projekte konzentrieren sich häufig auf das dominierende Zentrum. Es könnte<br />
hilfreich sein, Themen und Projekte nicht generell flächendeckend anzulegen, sondern<br />
in geeigneten teilräumlichen Umgriffen, auf Zwischenmaßstäben, zu arbeiten. Dabei<br />
kann in einzelnen Projekten zum Beispiel die Landeshauptstadt <strong>München</strong> auch bewusst<br />
ausgelassen werden.<br />
• Kombination von „harten“ und „weichen“ Themen und Projekten<br />
Der Quervergleich der vier <strong>Metropolregion</strong>en zeigt, dass neben „harten“ Themen wie<br />
Wirtschaftsförderung oder Infrastruktur stets auch „weiche“ Themen auf der Agenda<br />
stehen wie zum Beispiel Landschaft oder Kultur. Der Vorteil liegt hier in der Verbindung<br />
des Bemühens um die Positionierung der <strong>Metropolregion</strong> im internationalen<br />
Standortwettbewerb einerseits mit Fragen lokaler Lebensqualität anderseits. Dadurch<br />
kann der lokale und regionale Nutzen der Kooperation besonders anschaulich und<br />
verständlich werden. Außerdem können über diese breitere Themenpalette<br />
unterschiedliche Akteure besser angesprochen werden.<br />
• Mix von alten und neuen Themen und Projekten<br />
Die Kooperation in der EMM sollte einerseits bestehende thematische Ansätze<br />
fortführen und damit auch die bereits engagierten Akteure integrieren. Anderseits geben<br />
neue Themen und Impulsprojekte der Zusammenarbeit den benötigten neuen<br />
Schwung, auch dadurch dass neue Akteure für die Zusammenarbeit gewonnen werden<br />
können. Diese neuen thematischen Ansätze können eventuell leichter und schneller<br />
Erfolge der Zusammenarbeit ermöglichen als die Arbeit an bereits vorhandenen<br />
Themen, bei denen die Schwierigkeiten und Konflikte bereits absehbar und bekannt<br />
sind. So kann allein die Setzung neuer Inhalte über Themen und Projekte eine zuvor<br />
nicht vorhandene gemeinsame Wahrnehmung von Potenzialen der <strong>Metropolregion</strong><br />
hervorbringen.<br />
Aus diesen „Lessons Learnt“ kann im Folgenden eine Strategie für das inhaltliche Arbeiten in<br />
der EMM erarbeitet werden. Dabei geht es um einen eigenständigen Weg für die EMM, der aus<br />
den zum Teil konzeptionellen Schwächen der untersuchten Referenzräume lernend,<br />
Alleinstellungsmerkmale für die Kooperation entwickelt.<br />
61
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
4.1 Strategie für die inhaltliche Arbeit<br />
Die vorgeschlagene inhaltliche Strategie für die Zusammenarbeit in EMM setzt sich aus vier<br />
aufeinander abgestimmten Bausteinen zusammen. Diese sind Antworten auf die verschiedenen<br />
Herausforderungen der inhaltlichen Arbeit, haben jeweils spezifische Aufgaben und Funktionen<br />
und bilden sich in der Organisationsstruktur der EMM unterschiedlich ab (siehe Kapitel 5).<br />
Abbildung 6: Zusammenhang zwischen den verschiedenen Bausteinen der inhaltlichen Arbeit,<br />
wie sie in dieser Expertise vorgeschlagen werden.<br />
Themenfelder<br />
Die gewählten Themenfelder für die Kooperation in der <strong>Metropolregion</strong> bilden die<br />
grundlegenden Kompetenzen, das Kapital, auf das die gesamte inhaltliche Arbeit in der<br />
<strong>Metropolregion</strong> aufbaut. Sie knüpfen an bestehende Arbeitsstrukturen auf anderen räumlichen<br />
Maßstabsebenen wie der kommunalen oder regionalen Ebene an und können daher<br />
bestehende Organisationsstrukturen integrieren. Die Themenfelder sind in Zusammenhang des<br />
internationalen Standortwettbewerbs und der spezifischen Chancen und Potenzialen der EMM<br />
zu reflektieren. Die Themenfelder sind Teil der strategischen Arbeitsebene der <strong>Metropolregion</strong>.<br />
Impulsprojekte<br />
Die Impulsprojekte bilden die Ebene der konkreten Umsetzung der strategischen Arbeit, sie<br />
bilden die operative Arbeitsebene in der <strong>Metropolregion</strong>. Konkreten Projekten kommt für das<br />
Gelingen der Zusammenarbeit eine entscheidende Bedeutung zu. Die <strong>Metropolregion</strong> ist<br />
sowohl für die Akteure als auch für die breite Öffentlichkeit zunächst wenig anschaulich und<br />
entzieht sich dem Alltag. Die Besetzung bestimmter Themenfelder droht häufig eine reine<br />
Absichtserklärung zu bleiben, so zeigt es sich zum Teil in den untersuchten Referenzräumen.<br />
Erst über Projekte wird der Nutzen der Kooperation deutlich und spürbar für alle Beteiligten. Die<br />
Projekte sind die Produkte, über die sich die Zusammenarbeit einer breiten Öffentlichkeit<br />
vermitteln und verkaufen lässt.<br />
Wertschöpfungsgeschichten<br />
Diese sektorale Betrachtungsweise der Themenfelder und Projekte soll hier um einen<br />
synthetischen Ansatz ergänzt werden. Die Wertschöpfungsgeschichten leisten eine<br />
62
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
übergeordnete, thematische und räumliche Grenzen überschreitende Bündelung einzelner<br />
Projekte. Die Impulsprojekte werden so auf dem Maßstab der <strong>Metropolregion</strong> platziert und<br />
verbunden. In den Wertschöpfungsgeschichten werden funktionale und räumliche<br />
Komplementaritäten in der <strong>Metropolregion</strong> gesucht und gezielt verknüpft, ohne aber<br />
flächendeckend zu arbeiten. Verschiedene Wirtschafts- und Verwaltungsaktivitäten sollen zu<br />
einem Oberthema gebündelt und wie mit einem roten Faden unter dem Dach einer<br />
Wertschöpfungsgeschichte zusammen geführt werden. In einer <strong>Metropolregion</strong> gibt es nur<br />
einige wenige solcher Wertschöpfungssysteme, die von ausreichender Dichte und Qualität sind<br />
und daher im internationalen Standortwettbewerb von Bedeutung sind.<br />
Ausgangpunkt für eine Geschichte von metropolitaner Relevanz bildet zum Beispiel die<br />
Gesundheitswirtschaft. Diese gerät wegen ihren steigenden Umsatzzahlen zunehmend in den<br />
Blick der Wirtschaftsförderung. Über die offensichtlich beteiligten Branchen der Medizintechnik<br />
und Biotechnologie hinaus, lassen sich weitere Anknüpfungspunkte in der <strong>Metropolregion</strong><br />
finden. Unterschiedliche medizinische Versorgungsniveaus, durchlässige Grenzen und niedrige<br />
Transportkosten führen zu Gesundheitstourismus, bei dem auch die Zusatzangebote einer<br />
Region eine Rolle spielen. So kann ein gewählter Krankenhausaufenthalt in der EMM mit<br />
Rehabilitation und einem anschließenden Urlaub verbunden werden, wodurch eine zusätzliche<br />
Wertschöpfung im Bereich Tourismus generiert wird.<br />
Auf der organisatorischen Seite können die Geschichten zu einer Plattform der Information, des<br />
Austauschs und der Motivation verschiedener, bisher meist unverbundener Akteure in der<br />
<strong>Metropolregion</strong> werden. Durch die neuen funktionalen und thematischen, räumlichen aber auch<br />
akteursmäßigen Verknüpfungen können die Geschichten einen Beitrag zu einem mentalen Bild<br />
der EMM leisten. Aus dem integrativen Ansatz der Wertschöpfungsgeschichten lässt sich ein<br />
Alleinstellungsmerkmal der EMM entwickeln.<br />
Bild der <strong>Metropolregion</strong><br />
Das Bild der <strong>Metropolregion</strong> bildet die Klammer oder auch den Hintergrund für die inhaltliche<br />
Arbeit in den Themenfeldern, Impulsprojekten und Wertschöpfungsgeschichten. Dabei hat es<br />
im Wesentlichen zwei Aufgaben. Zum einen unterstützt es die Kommunikation nach Innen wie<br />
nach Außen, in dem es bildhafte Inhalte für verschiedene Medien liefert. Zum anderen<br />
unterstützt das Bild der Region sowohl die Bewusstseinsbildung der Akteure innerhalb der<br />
<strong>Metropolregion</strong> als auch die Identifikation mit der <strong>Metropolregion</strong> und fördert damit zugleich die<br />
Motivation für ein intensiveres Engagement. Themen, Projekte und Geschichten liefern einen<br />
Teil der Inhalte für das Bild der <strong>Metropolregion</strong>, gleichzeitig kann das Bild der <strong>Metropolregion</strong><br />
diese gezielt unterstützen. Vor allem die Wertschöpfungsgeschichten gilt es, visuell-bildhaft zu<br />
gestalten. Durch die enge Verzahnung mit dem Aufgabenfeld der Kommunikation liefert das<br />
Bild der <strong>Metropolregion</strong> direkt der operativen Arbeitsebene zu, anderseits ist es Teil der<br />
strategischen Arbeitsebene, indem es Orientierung und Überblick gibt.<br />
63
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
4.2 Vier Themenfelder: Die Kompetenzen<br />
Themenfelder helfen, Projekte und potenziell interessierte wie auch verantwortliche Akteure zu<br />
identifizieren. Über die Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Themen entfaltet sich auch<br />
die Relevanz des Maßstabs von <strong>Metropolregion</strong>en. Es ist für die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>München</strong> vorteilhaft, Themen und Projekte auszuwählen, die einen Bezug zu den Funktionen<br />
einer <strong>Metropolregion</strong> haben. Diese sind die Innovations-, Entscheidungs- und Gatewayfunktion<br />
(Blotevogel 2002).<br />
Metropolitane Funktionen Beispiele<br />
Entscheidungsfunktion Headquarter großer Unternehmen, Ministerien, Parlamente<br />
Innovationsfunktion Universitäten, Forschungseinrichtungen<br />
Gatewayfunktion Airports, Kongresscenter<br />
Je klarer der Handlungsbedarf ist, desto leichter werden sich Stakeholder von den Vorteilen<br />
gemeinsamen Handelns überzeugen lassen. Wir sehen Aktivitäten in folgenden Feldern als<br />
primär geeignet an, den Prozess einer <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> anzuschieben.<br />
• Wissen und Innovation<br />
• Marken und Identifikation<br />
• Urbanität und Freiräume<br />
• Zugänglichkeit und Erreichbarkeit von Infrastrukturen<br />
Es sind relativ breit gefasste Themenbereiche, die durch erste Projekte sichtbar gemacht<br />
werden können. Es besteht kein Zwang, ein Feld komplett mit Projekten abzudecken, vielmehr<br />
kann über die Zeit der Ansatz „Less Is More“ situativ angereichert werden.<br />
Im Folgenden werden die von uns ausgewählten Themenfelder in ihrer Bedeutung für eine<br />
<strong>Metropolregion</strong> kurz vorgestellt. Hierauf folgend beschreiben wir die aktuelle Situation des<br />
Themenfeldes in Bezug auf die EMM mit Hinweisen zu vorhandenen wichtigen Institutionen und<br />
Projekten.<br />
Eine systematische Stärken-Schwächen-Analyse im dargestellten Raum, bezogen auf die<br />
Themenfelder mit Anspruch auf Vollständigkeit, kann mit dieser Expertise nicht erfolgen. Im<br />
Zuge der Ausarbeitung von Projekten sollte dieser Schritt jedoch geleistet werden.<br />
4.2.1 Wissen und Innovation<br />
Relevanz des Themenfeldes<br />
Neues Wissen bzw. Innovation entwickeln sich vor allem in <strong>Metropolregion</strong>en und tragen<br />
wesentlich zum Aufkommen des Begriffs bei. Zunehmende Bereiche unserer Wirtschaft<br />
basieren auf dem Rohstoff Wissen. Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im<br />
Bereich der unternehmensbezogenen Informationsdienstleister beträgt in der EMM ca. 33%<br />
(Jähnke & Wolke 2005).<br />
Die Wissensökonomie setzt sich aus drei Standbeinen zusammen:<br />
• Wissensbasierte Dienstleistungen für Unternehmen (Unternehmensberatung,<br />
Wirtschaftsprüfung, Finanzdienstleistung, Versicherungen, Rechtsberatung,<br />
hochwertige Logistikbetriebe, Werbung und Design)<br />
64
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• High-Tech-Branchen (Pharmazeutische Industrie, EDV, Elektrotechnik,<br />
Nachrichtentechnik, Optik- und Medizintechnik, Luft- und Raumfahrtechnik)<br />
• Tertiäre Bildungseinrichtungen (Hochschulen)<br />
Die Standorte dieser Branchen sind stark vom gegenseitigen Informationsaustausch abhängig<br />
und konzentrieren sich in der Regel auf <strong>Metropolregion</strong>en, in denen die entsprechenden<br />
Unternehmen die für sie günstigen Standortbedingungen finden. Diese sind unter anderem ein<br />
gutes Angebot an hoch qualifizierten Arbeitskräften, die Nähe zu anderen wissensbasierten<br />
Unternehmen und Forschungseinrichtungen sowie eine gute internationale Erreichbarkeit.<br />
Durch den Austausch und Verkauf von Informationen wird neues Wissen erzeugt und<br />
Wertschöpfung generiert. Hierzu sind zum einen moderne Kommunikationstechnologien<br />
erforderlich. Diese stellen einen weiteren wichtigen Standortfaktor dar. Es hat sich aber auch<br />
gezeigt, dass trotz der technisch unproblematischen und kostengünstigen weltweiten<br />
Verbreitung von Information via Internet in einer Region gebundene soziale Lern- und<br />
Anwendernetzwerke Vorraussetzung für die Generierung neuer und umsetzungsfähiger Ideen<br />
bleiben (Kujath 2005:42). Diese Netzwerke bleiben räumlich gebunden, da sich Face-to-Face<br />
Kontakte und ein „Lernmilieu“ nicht vollständig ersetzen lassen. Die erklärt sich daraus, dass<br />
bestimmte Teile von Wissen auch bei bester Dokumentation personengebunden bleiben. Diese<br />
Art von Wissen wird im Englischen mit „tacit knowledge“ bezeichnet, übersetzt stilles oder<br />
implizites Wissen (Kujath 2005:40).<br />
Erfolgreiche Regionen – zu denen bislang auch <strong>München</strong> gehört – können sich allerdings nicht<br />
lange auf einem erreichten Vorsprung an vorhandenem Wissen samt davon abhängiger<br />
Infrastruktur ausruhen. Wissen veraltet zunehmend schneller und der globale Standort<br />
wettbewerb erfordert eine stete Suche nach neuen Möglichkeiten. Durch eine optimale<br />
Vernetzung von Wissen besteht die Chance sich einen Vorsprung zu sichern.<br />
Überblick Themenfeld Wissen und Innovation in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>München</strong> – Handlungsfelder<br />
Die EMM wird zu Recht von Marketingstrategen – siehe die Greater Munich Area (GMA ) – als<br />
„Region des Wissens“ bezeichnet. Es findet sich eine hohe Dichte an angesehenen<br />
Universitäten, etliche Fachhochschulen und weitere tertiäre Bildungseinrichtungen, die zum Teil<br />
auch von privater Seite getragen werden. Internationale Forschungseinrichtungen der Max-<br />
Planck-Gesellschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft haben hier ihren Sitz. Ferner sind<br />
<strong>München</strong> bzw. andere Städte in der <strong>Metropolregion</strong> Standorte etlicher Firmen und Konzerne mit<br />
globalen Netzwerken und eigenen Forschungsaktivitäten. Über in der gesamten Region<br />
vorhandene Technologietransferstellen und Technologie- und Gründerzentren erfolgt der<br />
Austausch zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen.<br />
In den Ausbildungseinrichtungen wird wertvolles „Humankapital“ erzeugt, das zum Teil über<br />
regionale Bindungen wie zum Beispiel Unternehmenskontakte während dem Studium in der<br />
Region verbleibt.<br />
In Teilen der EMM konzentrieren sich die Standorte bestimmter Unternehmensbranchen, dieses<br />
Phänomen wird gerne als Cluster bezeichnet. Bedeutend erscheinen uns hier vor allem<br />
Ballungen der Branchen:<br />
Branche Teilraum der <strong>Metropolregion</strong><br />
Informations- und Kommunikationstechnologie <strong>München</strong>, Augsburg, Rosenheim<br />
Mechatronik Augsburg, <strong>München</strong><br />
Biotechnologie <strong>München</strong>, Freising<br />
Umwelttechnologie Augsburg, <strong>München</strong><br />
65
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Luft- und Raumfahrt / Automotive <strong>München</strong>, Ingolstadt, Augsburg<br />
Logistik Ingolstadt, Augsburg<br />
Medizintechnik <strong>München</strong><br />
Medien <strong>München</strong> (Nordost)<br />
Nanotechnologien <strong>München</strong>, Augsburg<br />
Holz Rosenheim<br />
Es ist aus Gründen der Übersicht nicht möglich, in dieser Tabelle alle Innovationspotenziale der<br />
EMM aufzuführen und kleinräumig zu verorten. Es wird jedoch klar, dass alle Oberzentren in<br />
der <strong>Metropolregion</strong> eine Rolle im Themenfeld Wissen und Innovation spielen und diese<br />
Bedeutung auch in deren Einzugebereiche ausstrahlt. Die individuellen Wissensproduzenten<br />
sind alle in der Regel in meist großräumige Kooperationsnetze eingebunden, die man nur mit<br />
einer gesonderten Netzwerkanalyse nachweisen kann.<br />
Die genaue Definition sowie Art und Ausmaß der Wirkungen von Clustern wird zwar noch in der<br />
Wissenschaft diskutiert (u.a. Barjak 2004). Es ist jedoch davon auszugehen, dass Cluster durch<br />
ihre Bündelung von Wissen und die Zusammenarbeit ein wertvolles Potenzial in der<br />
wirtschaftlichen Weiterentwicklung für die Region darstellen.<br />
Es bestehen bereits Ansätze, das vorhandene Wissenspotenzial noch besser auf dem Maßstab<br />
der <strong>Metropolregion</strong> zu vernetzen. Ein Beispiel hierfür ist das 2005 gegründete<br />
Fachhochschulnetzwerk, in dem sieben Fachhochschulen in der so genannten Greater Munich<br />
Area (GMA), einem Raum, der in etwa den Umgriff der EMM abdeckt, zusammenarbeiten.<br />
Bestimmte Studienmodule stehen allen Studenten dieser Fachhochschulen offen und<br />
ermöglichen eine individuelle Profilierung. Ferner tauschen sich auch Unternehmen<br />
untereinander über Netzwerke aus, ein Beispiel hierfür ist der „Münchner UnternehmerKreis IT“,<br />
in dem sich bestimmte Unternehmer zum freien Gedankenaustausch treffen. Die Bedeutung der<br />
beruflichen Weiterbildung und die Verpflichtung zum lebenslangen Lernen werden gerade für<br />
die Bewohner der <strong>Metropolregion</strong>en zunehmen. Daher ist es wichtig, Informationen zu diesen<br />
Möglichkeiten und Ressourcen für Unternehmen und Bürger transparent und gebündelt<br />
darzustellen.<br />
Es muss generell darum gehen, günstige Bedingungen für die Entstehung unternehmerischer<br />
Wertschöpfung zu erhalten und den Transfer von Wissen zwischen Universitäten und der<br />
Wirtschaft sicherzustellen. Die Standortfaktoren für Unternehmen, die in den Branchen der<br />
Wissensökonomie tätig sind, müssen gefördert werden. Dies bedeutet unter anderem<br />
• weiter in die staatlichen Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu investieren,<br />
• bestehende oder potenzielle Cluster zu stärken,<br />
• den zügigen Ausbau von Breitbandtechnik (DSL) in alle zentralen Orte der<br />
<strong>Metropolregion</strong> zu fördern um adäquaten Zugang zu Informationen sicherzustellen.<br />
Unternehmen und Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen der Wissensökonomie legen in der Regel<br />
auch Wert auf weiche Standortfaktoren wie dem Erhalt der Lebensqualität in der Region, unter<br />
anderem durch Freiraumsicherung und Ausbau/Erhalt sozialer und kultureller Infrastruktur.<br />
Wichtige mit dem Thema befasste Institutionen und Initiativen<br />
• Wirtschaftsraum Südbayern - Greater Munich Area (GMA) – betreibt<br />
Wirtschaftsförderung<br />
66
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• Industrie- und Handelskammer (IHK) <strong>München</strong>-Oberbayern<br />
• Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie<br />
(StMWIVT)<br />
Bestehende Projekte und Konzepte in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• Fachhochschulnetzwerk im Wirtschaftsraum Südbayern<br />
• Clusteroffensive Bayern des StMWIVT<br />
4.2.2 Marken und Identifikation<br />
Relevanz des Themenfeldes<br />
Regionen stehen, forciert unter anderem durch die Liberalisierung der Märkte und niedrige<br />
Transportkosten, verschärft im europäischen und globalen Wettbewerb um Personen, Kapital<br />
und Unternehmensansiedlungen. Für eine <strong>Metropolregion</strong> ist es daher von zentraler<br />
Bedeutung, bestehende Standortqualitäten nach innen und außen erkennbar zu machen und zu<br />
vermitteln. Durch Marketingmaßnahmen lassen sich bestehende Potenziale im Bewusstsein der<br />
Akteure in der <strong>Metropolregion</strong> verankern. Damit kann Identifikation gefördert und das Image der<br />
Region nach außen gestärkt werden.<br />
Durch ein gemeinsames Marketing mehrerer Produkte und Themenfelder unter einem Dach wie<br />
der <strong>Metropolregion</strong> entsteht ein erheblicher Mehrwert (siehe auch Kapitel 4.1). Interessierte an<br />
einem Thema werden so auch auf Qualitäten der <strong>Metropolregion</strong> in anderen Bereichen<br />
aufmerksam.<br />
Andere <strong>Metropolregion</strong>en schlafen nicht. Die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg hat es trotz einer<br />
schlanken Struktur geschafft, zum Beispiel über eine Sonderbeilage in der Süddeutschen<br />
Zeitung, überregional Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es genügt nicht gut zu sein, man<br />
muss auch darüber sprechen. Es gibt verschiedene Plattformen wie Fachmessen, Netzwerke,<br />
Arbeitskreise etc., in denen <strong>Metropolregion</strong>en präsent sind und sich austauschen können.<br />
Diejenigen Regionen, denen es gelingt, sich über ein gutes Marketing ihrer Potenziale und<br />
gegebenenfalls ihres Profils ein gutes Image aufzubauen, werden mittelfristig bei der<br />
Standortwahl von Unternehmen die Gewinner sein. Nur so lassen sich im Zeitalter der<br />
Globalisierung und stetigem wirtschaftlichem Wandel Arbeitsplätze erhalten.<br />
Angesichts des in Deutschland absehbaren demografischen Wandels hängt der Erfolg von<br />
<strong>Metropolregion</strong>en langfristig auch davon ab, laufend qualifizierte Zuwanderer für sich gewinnen<br />
zu können. Solche Personen berücksichtigen bei ihren Entscheidungen neben finanziellen<br />
Chancen ein gegenüber Ausländern offenes und tolerantes Milieu. Man sollte diesem<br />
Personenkreis Möglichkeiten zur Integration und Identifikation anbieten.<br />
Überblick: Themenfeld Marken und Identifikation in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>München</strong> – Handlungsfelder<br />
Die EMM hat viele interessante Vorteile wie qualifizierte Arbeitsplätze, Standorte vieler wichtiger<br />
Unternehmen, ein gutes Bildungsangebot, eine gut ausgebaute Infrastruktur, touristische<br />
Attraktionen wie das Oktoberfest, Voralpenlandschaft etc. Bisher erfolgt die Vermarktung dieser<br />
Potenziale durch eine Vielzahl unterschiedlicher Institutionen, Verbände und<br />
Interessengruppen. Als wesentlichste Akteure sehen wir hierbei derzeit:<br />
• Wirtschaftsraum Südbayern - Greater Munich Area e.V (GMA)<br />
• Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie<br />
(StMWIVT)<br />
67
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• Industrie- und Handelskammern (IHK) in der EMM<br />
• Tourismusverband Oberbayern<br />
• Tourismusamt <strong>München</strong><br />
Bei den verwendeten Marketingmethoden handelt es sich vor allem um Webportale, ein<br />
Standortinformationssystem (SISBY) aller IHK in Bayern, Broschüren und Messeauftritte.<br />
Die bisherigen Angebote der genannten Akteure sind vom Inhalt grundsätzlich geeignet, als<br />
Baustein einer Darstellung der EMM zu dienen. Eine Professionalisierung der Internetseiten der<br />
GMA ist zu empfehlen, außerdem sind die verschiedenen Auftritte zu koordinieren und das<br />
Marketing unter einem zentralen Dach, einem Webauftritt der EMM, branchenübergreifend<br />
zusammenzuführen. Als ein Beispiel ist zu nennen: Die bestehenden Seiten des<br />
Tourismusverbands Oberbayern sowie des Tourismusamts <strong>München</strong> sollten über das Portal der<br />
<strong>Metropolregion</strong> erreichbar und darauf abgestimmt sein. Hierdurch werden gegenseitig positive<br />
Effekte erzielt.<br />
Man könnte versuchen, „Leuchttürme“ oder „Landmarks“ in der Region wie zum Beispiel das<br />
neue Fußballstadion in Fröttmaning zu identifizieren und in den Marketingprozess zu integrieren<br />
Da persönliche Kontakte beim Aufbau von Beziehungen entscheidend bleiben, ist auch eine<br />
Präsenz und Präsentation der Marke EMM auf einschlägigen Veranstaltungen wie Messen etc.<br />
wichtig. Wichtige Entscheidungen, die auch die lokalen Politiken betreffen, werden mittlerweile<br />
auf EU-Ebene getroffen. Auch wenn <strong>Metropolregion</strong>en in absehbarer Zeit vermutlich nicht direkt<br />
gefördert werden, sichert eine wie auch immer gestaltete Präsenz bzw. ein Kontakt in Brüssel<br />
unter Umständen einen entscheidenden Informationsvorsprung.<br />
Es ist zu überlegen, wie man sich in der <strong>Metropolregion</strong> erwünschten und integrationswilligen<br />
Ausländern gegenüber präsentiert. Hierzu ein Beispiel: Ein durch die Kommunen angebotener<br />
in englischer und weiteren Sprachen verfasster Führer durch die Bürokratie des deutschen<br />
Ausländerrechts könnte eine Haltung „Sie sind willkommen“ symbolisieren.<br />
Wichtige mit dem Thema befasste Institutionen und Initiativen<br />
• Wirtschaftsraum Südbayern - Greater Munich Area e.V (GMA)<br />
• Bay. Staatsminist. für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie (StMWIVT)<br />
• Die Industrie- und Handelskammern (IHK) in der EMM<br />
• Tourismusverband Oberbayern<br />
• Tourismusamt <strong>München</strong><br />
Bestehende Projekte und Konzepte in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• Wirtschaftsförderung der GMA<br />
• Invest in Bavaria (Standortförderung), (StMWIVT)<br />
• Standortinformationssystem SISBY (alle IHK in der <strong>Metropolregion</strong>)<br />
4.2.3 Urbanität und Freiräume<br />
Relevanz des Themenfeldes<br />
Urbane Räume und Freiräume stehen untereinander in Beziehung und erfüllen in einer<br />
<strong>Metropolregion</strong> jeweils wichtige Funktionen. Die hohe Dichte und Mischung von verschiedenen<br />
Nutzungen in Kernstadtgebieten haben eine eigene Qualität und sind Standortfaktoren für<br />
Unternehmen. Metropolitane Funktionen werden unter anderem durch die Dichte an<br />
68
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Wissensangebot bzw. Arbeitsplätze abgebildet. Gut erreichbare Freiräume und eine intakte<br />
Landschaft in der Umgebung von dichten Zentren sind ein wichtiger Standortfaktor, da hoch<br />
qualifizierte Arbeitskräfte mobil sind und in der Regel einen gewissen Anspruch an die<br />
Erholungsmöglichkeiten in ihrer Umgebung haben. Für die Tourismuswirtschaft gelten ähnliche<br />
Argumente: Die urbanen Qualitäten <strong>München</strong>s und weiterer Städte der <strong>Metropolregion</strong> können<br />
zusammen mit der sehens- und lebenswerten Umgebung den Entscheid als Urlaubsziel bei<br />
einem Erholungssuchenden herbeirufen.<br />
Siedlungsstruktur und Verkehr bedingen sich einander. Disperse Siedlungsstrukturen in der<br />
Region führen zu einem hohen Modal-Split in Richtung motorisierten Individualverkehr (MIV).<br />
Die in die Kernräume einfahrenden Kraftfahrzeuge führen dann entlang der Einfahrkorridore<br />
unter anderem zu erheblichen Feinstaubbelastungen. Diese beeinträchtigen nicht nur das<br />
Wohlbefinden, sondern auch direkt die Gesundheit der Bürger. Der EU-Rahmen erfordert<br />
mittlerweile zwingend Maßnahmen, um diese Belastungen wieder zu reduzieren.<br />
Die Pflege von Urbanität in den Städten und parallel dazu der Schutz von Freiraum in der<br />
Region sind unerlässlich, um Standortvorteile und Aufenthaltsqualität in der <strong>Metropolregion</strong> zu<br />
halten. Das Thema Erhalt von Freiraum ist allerdings sehr konfliktträchtig, da sich viele<br />
Kommunen durch die Ausweisung von Siedlungsflächen auch eine verbesserte Finanzsituation<br />
versprechen.<br />
Überblick Themenfeld Urbanität und Freiraum in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>München</strong> – Handlungsfelder<br />
Die EMM besteht aus verschiedenen Raumtypen wie z. B. sehr dicht bebauten urbanen<br />
Bereichen in der Kernstadt, monofunktional auf Wohnen ausgerichtete Viertel am Stadtrand<br />
bzw. in den Umlandgemeinden sowie Freiräumen. Die Freiräume werden überwiegend<br />
agrarisch oder forstwirtschaftlich genutzt und dienen oft gleichzeitig als Erholungsraum. Diese<br />
Raumtypen weisen aus der Sicht von Individuen jeweils Vor- und Nachteile auf. Schlafstädte<br />
sind nicht jedermanns Sache, für andere ist das Einfamilienhaus im Grünen fester Bestandteil<br />
seines Lebensglücks. Manche Bewohner der <strong>Metropolregion</strong> nutzen Erholungsflächen im<br />
Umland von <strong>München</strong> in großem Ausmaß, andere interessieren sich mehr für das kulturelle<br />
Angebot der Kernstadt.<br />
Generell hat die bayerische Voralpenlandschaft international anerkannte Qualitäten und stellt<br />
ein wertvolles Potenzial dar. Die urbane Vielfalt und Kultur der in der Region vorhandenen<br />
gewachsenen Innenstädte sollten in jedem Fall weitergepflegt werden. Das sich in Bearbeitung<br />
befindliche regionale Einzelhandelskonzept sowie das Modellvorhaben „Leben findet Innen<br />
statt!“ sind hierzu ein Schritt in die richtige Richtung. „Leben findet Innen statt“ wird nach dem<br />
Public-Private-Partnership-Prinzip (PPP) mit dem Bayerisches Staatsministerium des Inneren –<br />
(StMI) als Hauptträger durchgeführt.<br />
Tendenziell steht der Freiraum in <strong>Metropolregion</strong>en laufend unter Druck. Die Attraktivität des<br />
Raums führt zu Bevölkerungswachstum - hauptsächlich durch Zuwanderung - und der<br />
Wohlstand ermöglicht die Realisierung von Wohnflächenzuwachs. Als wirtschaftlich attraktive<br />
Region kommt es zu gewünschten Neuansiedelungen von Unternehmen, wobei in vielen Fällen<br />
neue Standorte auf der grünen Wiese ausgewählt werden und theoretisch vorhandene<br />
Umnutzungspotenziale nicht ausgeschöpft werden. All diese Punkte führten zu einem<br />
erheblichen, nicht nachhaltigen Siedlungsflächenwachstum. Im Zeitraum 1988 bis 2004 wuchs<br />
die Siedlungs- und Verkehrsfläche in der Planungsregion <strong>München</strong> um 24 %. Ferner leidet der<br />
Freiraum durch Zerschneidungseffekte linearer Infrastruktur (Straßen, Bahnlinien).<br />
In der Zukunft muss es ein Anliegen sein, Umnutzungspotenziale verstärkt zu nutzen und die zu<br />
erwartende weitere Siedlungsentwicklung auf bestimmte Räume zu lenken, wie in das Gebiet<br />
zwischen <strong>München</strong> und dem Flughafen im Erdinger Moos (Flughafenachse) beziehungsweise<br />
gut mit dem ÖPNV erschlossenen Gebiete. Hierdurch könnten im Gegenzug dann bestimmte<br />
Räume vor weiterer Bebauung ausgenommen und Freiraumqualitäten gesichert werden.<br />
Ähnliche Ziele formuliert der Regionalplan der Planungsregion <strong>München</strong>. Dieses formale<br />
69
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Instrument hat sich allerdings in der Vergangenheit als allein nicht tauglich erwiesen, um den<br />
unerwünschten „Urban Sprawl“ zu stoppen oder ausreichend zu begrenzen.<br />
Bei der Neuinanspruchnahme von Flächen muss der Blick auch auf die dadurch induzierten und<br />
in Zukunft zu tragenden Folgelasten durch den gleichzeitig nötigen Bau und Unterhalt von<br />
Infrastruktur gelegt werden. Möglichkeiten zur Umlegung der Kosten auf die Verursacher von<br />
ineffizienten Siedlungsstrukturen sollten erwogen werden. Generell ist die Innenentwicklung zu<br />
fördern und die bestehenden Siedlungsränder sollten nur in stringent zu begründeten<br />
Ausnahmefällen überschritten werden.<br />
In der Wissenschaft wird das Phänomen der unregelmäßigen Verstädterung des Umlandes von<br />
Großstädten mit „Zwischenstadt“ (Sieverts 1997) bezeichnet. Hiermit kommt zum Ausdruck,<br />
dass in diesen Bereichen weder klar urbane Strukturen noch klar ländliche Strukturen<br />
vorherrschen, sondern vielmehr ein neuer Raumtyp entstanden ist. Es ist zu fragen, ob hier<br />
eigene Qualitäten zu erkennen sind und wie diese entwickelt werden können. Ein großer Teil<br />
der Bevölkerung in Umlandgemeinden bzw. in Mittelzentren der Region sind Abwanderer aus<br />
der Kernstadt mit einem von der Kultur gesehen eher städtischen Hintergrund. Entsprechende<br />
Angebote wie Theater, Kinderbetreuungseinrichtungen etc. sollten daher auch ihren Platz in<br />
den Zentren der Zwischenstadt haben.<br />
Wichtige mit dem Thema befasste Institutionen und Initiativen<br />
• Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz<br />
(StMUGV)<br />
• Regionaler Planungsverband <strong>München</strong><br />
• Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum <strong>München</strong><br />
• Verein zur Sicherstellung überörtlicher Erholungsgebiete in den Landkreisen um<br />
<strong>München</strong> e.V.<br />
• Heideflächenverein e.V.<br />
• Isartalverein e.V.<br />
• Verein Dachauer Moos e.V.<br />
• Bund Naturschutz Bayern e.V.<br />
• Münchner Forum e.V.<br />
Bestehende Projekte und Konzepte in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• Siedlungs- und Freiraumkonzept des Regionalen Planungsverbands <strong>München</strong><br />
• BUGA in der Region – Leitprojekt 170 km langer Radl-Ring um <strong>München</strong> herum, damit<br />
verbunden ca. 40 weitere Projekte – Zweiter Radl-Ring ist in Planung<br />
• Public-Private-Partnership-Modellvorhaben (PPP) „Leben findet Innen statt!“<br />
(Hauptträger: Bayerisches Staatsministerium des Inneren - StMI)<br />
4.2.4 Zugänglichkeit und Erreichbarkeit von Infrastruktur<br />
Relevanz des Themenfeldes<br />
Einen zentralen Standortfaktor für <strong>Metropolregion</strong>en stellt die Qualität der vorhandenen<br />
Infrastruktur dar. Hierfür interessieren sich sowohl Unternehmen im Sinne eines<br />
Wettbewerbsfaktors als auch die Bürger im Sinne von Lebensqualität. Es kann zwischen<br />
70
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• technischer Infrastruktur (Verkehrstrassen, ÖPNV-Qualität, Informations- und<br />
Kommunikationsnetze, Energieversorgung etc.) und<br />
• sozialer Infrastruktur (Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, kulturelle Angebote etc.)<br />
unterschieden werden.<br />
Die Erreichbarkeit kann sowohl aus innerregionaler wie auch aus internationaler Perspektive<br />
betrachtet werden.<br />
Aktuelle Forschungen (u.a. Hall; Pain 2006) heben hervor, dass die Einbindung von<br />
<strong>Metropolregion</strong>en in internationale Netze einen wesentlichen Standort- und Entwicklungsfaktor<br />
darstellt. Diese Einbindung erfolgt über physische Gateway-Infrastruktur wie Airports,<br />
Hochgeschwindigkeitszüge und Hauptbahnhöfen mit Umsteigebeziehungen in andere<br />
<strong>Metropolregion</strong>en sowie über Anschluss an leistungsfähige Telekommunikations-<br />
Breitbandnetze.<br />
Verkehrsinfrastrukturen erzielen ihre höchste Nützlichkeit, wenn ihr wesensgerechtes<br />
Zusammenspiel durch optimale Umsteigeplattformen ermöglicht wird. An diesen Knoten sollte<br />
höchste Aufenthaltsqualität bestehen um die multimodale Transportkette attraktiv zu halten.<br />
Übersicht Themenfeld Zugänglichkeit und Erreichbarkeit von Infrastrukturen in der<br />
<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> - Handlungsbedarf<br />
Generell kann die vorhandene technische Infrastruktur in der EMM als gut bezeichnet werden.<br />
Es gibt einen im MVV-Gebiet gut ausgebauten ÖPNV, ein dichtes, gut ausgebautes<br />
Straßennetz und einen Airport, der die <strong>Metropolregion</strong> mit anderen globalen Destinationen<br />
verbindet. Die soziale Infrastruktur zeichnet sich aus durch eine diversifizierte Schullandschaft,<br />
Einrichtungen der Berufsbildung, spezialisierte Krankenhäuser und vieles mehr.<br />
Es bestehen allerdings auch einige Defizite wie die unzureichende Anbindung des Flughafens<br />
im öffentlichen Personenverkehr – fehlender Hochgeschwindigkeitsanschluss und zu lange S-<br />
Bahn-Fahrzeiten – sowie fehlende Tangentialverbindungen des ÖPNV im Umland. Einige S-<br />
Bahn-Strecken sind im Berufsverkehr überlastet. Eine zweite S-Bahn-Stammstrecke ist geplant,<br />
mit dieser können in den Außenbezirken höhere Taktdichten angeboten werden. Die EMM<br />
muss danach trachten, die europaweite Verbindungsqualität weiter zu erhöhen und die Chance<br />
der auszubauenden Magistrale Paris-Bratislava/Budapest der Transeuropäischen Netze (TEN)<br />
zu nutzen.<br />
Durch die fortlaufende Ausweisung von Siedlungsflächen auch an nicht gut durch den ÖPNV<br />
erschlossenen Standorten entsteht fast zwangsweise mehr Autoverkehr in der EMM. Die<br />
Kosten für die Aufrechterhaltung der individuellen Mobilität werden in Zukunft aufgrund<br />
wahrscheinlich drastisch höherer Energiepreise und einem teuer zu unterhaltendem<br />
Straßennetz steigen.<br />
Das Netz von Kinderbetreuungseinrichtungen für Kleinkinder unter 3 Jahren weist besonders in<br />
den peripheren Bereichen der EMM, aber auch in den Oberzentren ein erhebliches Defizit an<br />
Kapazität aus. Eine kommunale Grenzen überschreitende Zusammenarbeit könnte dabei<br />
helfen.<br />
Es geht in der EMM darum, vorhandene Potenziale möglichst optimal durch einen behutsamen<br />
Ausbau von Infrastruktur oder durch überregionale Kooperationen weiter zu entwickeln.<br />
Beispiele hierfür wären die Abstimmung zwischen weiterführenden Schulen und Hochschulen<br />
bzw. die Koordination von überregionalen Kultureinrichtungen. Ferner ist es wichtig, die inter-<br />
und intraregionale Erreichbarkeit im ÖPNV zu stärken und Standortentscheidungen danach<br />
auszurichten. Wegen der zunehmenden Spezialisierung von Arbeitsprozessen ist in der Zukunft<br />
auch ein zunehmender Bedarf an speziell dafür ausgebildeten Arbeitskräften zu erwarten.<br />
Derartige Bildungsangebote brauchen einen großen Einzugsbereich um effizient arbeiten zu<br />
können. Daher ist eine Tendenz zur Rekonzentration von Bildungseinrichtungen zu erwarten.<br />
Viele Bildungsstandorte werden aufgrund knapper werdender öffentlicher Haushalte vermutlich<br />
nicht mehr in der Lage sein, an jedem Standort eine breite Fächerpalette wie bisher anbieten zu<br />
71
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
können, sondern sind gezwungen, sich in ihren starken Fächern zu spezialisieren. Umso<br />
wichtiger ist es, dass diese Bildungseinrichtungen gut erreichbar sind, am besten mit dem<br />
öffentlichen Verkehr.<br />
Für Verbesserungen im Bereich innerregionaler Verkehr sollte auf die Erfahrungen der Innzell-<br />
Initiative zurückgegriffen werden. Dieses Forum wurde von der Landeshauptstadt <strong>München</strong> und<br />
der BMW AG angestoßen und bindet fast alle vom Thema Verkehr betroffenen Akteure ein.<br />
Bisher konnten bereits einige Verbesserungen und Maßnahmen im Bereich des<br />
Mobilitätsmanagements realisiert werden.<br />
Wichtige mit dem Thema befasste Institutionen bzw. Initiativen<br />
• Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Technologie, Infrastruktur und Verkehr<br />
(StMWIVT)<br />
• Regionaler Planungsverband der Region <strong>München</strong><br />
• Inzell-Initiative (Freiwilliger Arbeitskreis zum Thema Verkehr)<br />
Bestehende Projekte Konzepte in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• Kapitel Verkehr des Regionalplans <strong>München</strong><br />
• Geplante Einführung eines Express S-Bahn-Systems, Bau zweite Stammstrecke der S-<br />
Bahn<br />
• MOBINET (2001 bis 2004), ARRIVE: Projekte zum Mobilitätsmanagement<br />
• Masterplan Gesundheitswirtschaft<br />
• Initiative „Magistrale“ für Europa – Konzept der Transeuropäischen Netze<br />
4.2.5 Übersicht der Themenfelder und Projekte in den vier <strong>Metropolregion</strong>en<br />
In diesem Kapitel ist die inhaltliche Arbeit in den vier untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en,<br />
differenziert nach Themen und Projekten zusammengestellt. Die vier vorgeschlagenen<br />
Kapitalien beziehungsweise Themenfelder für die EMM bilden dabei das tabellarische Gerüst.<br />
Auch wenn für die EMM eine spezifische Strategie erforderlich ist, bieten die dort gepflegten<br />
Ansätze doch eine Orientierung über verschiedene Handlungsmöglichkeiten.<br />
Legende: fett: Themen, normal: Projekte<br />
Wissen und Innovation Marken und Identifikation<br />
Hamburg Internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit,<br />
Internationalisierungsstrategie:<br />
Wachstumsinitiative Süderelbe;<br />
Wachstumsinitiative Norderelbe<br />
Rhein-Neckar Wirtschaft und Wissenschaft:<br />
Standortkommunikationssystem für<br />
Gewerbeimmobilien; Regionale<br />
Initiativen zu den Themen Medizin,<br />
Bio, Umwelt; Mittelstandstage;<br />
Vernetzung von Studiengängen<br />
72<br />
Internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit,<br />
Internationalisierungsstrategie:<br />
Gemeinsames Marketing der<br />
<strong>Metropolregion</strong>; Internetauftritt mit<br />
Schwerpunkt Wirtschaft und<br />
Tourismus
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Stuttgart Wirtschaftsförderung: Bioregio<br />
(Förderung der Biotechnologie,<br />
PUSH-Ansiedlungsförderung, viele<br />
weitere)<br />
Clusterinitiative Raumfahrt<br />
Anwenderallianz Brennstoffzelle<br />
Nürnberg Wirtschaftsförderung:<br />
Existenzgründerpool, Kontaktstelle<br />
Wissenstransfer<br />
Hamburg<br />
Medizin, Pharma und Gesundheit:<br />
Label „Medical Valley“?<br />
Kultur: Kommen und Gehen<br />
(Internationalität in der Region<br />
Stuttgart)<br />
EMR: Äußere Integration (Vertretung<br />
in Brüssel, Aufbau von europäischen<br />
Fachnetzwerken, Akquise von EU-<br />
Förderprojekten, Positionierung im<br />
globalen Standortwettbewerb),<br />
Mitglied und Sprecher bei METREX,<br />
deutsche Vertretung der<br />
<strong>Metropolregion</strong>en, Europa-Büro in<br />
Brüssel<br />
Wirtschaftsförderung:<br />
Marketingverein MR Nürnberg e.V.,<br />
I-Comnet (Marketinginitiative)<br />
Urbanität und Freiräume Zugänglichkeit und Erreichbarkeit<br />
von Infrastrukturen<br />
Tourismus: Elbradwanderweg,<br />
Maritime Landschaft Unterelbe,<br />
Metropolcard<br />
Rhein-Neckar Lebensqualität: Landschaftspark<br />
Lebensqualität: Kulturmagazin,<br />
Sport- und Kulturveranstaltungen<br />
Stuttgart Landschaftsplanung:<br />
Landschaftspark Neckar<br />
Nürnberg Tourismus: Konferenz zur Rolle des<br />
ländlichen Raums in Nürnberg<br />
73<br />
Demographischer Wandel,<br />
Daseinsvorsorge: Gemeinsame<br />
Verwaltungsmodernisierung,<br />
Leitprojekt E-Government<br />
Raumentwicklung, Raumstruktur,<br />
Flächenmanagement: Erweiterung<br />
des HVV<br />
Infrastruktur und Verwaltung: Start<br />
und Ausbau der S-Bahn,<br />
Verwaltungsreform, Bemühen um ICE<br />
Neubaustrecke Rhein/Main<br />
Rhein/Neckar<br />
Verkehr: u.a. Betrieb der S-Bahn,<br />
Planung von tangentialen<br />
Erweiterungen, Stuttgart 21<br />
EMR: Regionales<br />
Verkehrsmanagement<br />
EMR: Ausbau der Gateway-<br />
Infrastruktur: TEN-Magistrale Stuttgart<br />
21, Flughafen Stuttgart, Messe<br />
Verkehr: TEN-Tagung: Einbindung<br />
der MR Nürnberg in die TEN-V-<br />
Achsen-Nr. 1, 8, 22<br />
Zusammenarbeit mit der<br />
Verkehrsgemeinschaft Nürnberg<br />
(VGN)
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
4.3 Impulsprojekte: Bausteine zur Umsetzung<br />
Konkreten Impulsprojekten kommt für das Gelingen der Zusammenarbeit eine entscheidende<br />
Bedeutung zu. Die <strong>Metropolregion</strong> ist für die Akteure und für die breite Öffentlichkeit zunächst<br />
komplex und wenig anschaulich. Die Besetzung bestimmter Themenfelder droht häufig eine<br />
reine Absichtserklärung zu bleiben, so zeigt es sich zum Teil in den untersuchten<br />
Referenzräumen. Erst über Projekte wird der Nutzen der Kooperation deutlich und spürbar für<br />
alle Beteiligten. Die Projekte sind die Produkte, über die sich die Zusammenarbeit einer breiten<br />
Öffentlichkeit vermitteln und verkaufen lässt. Auch für das Bild der Region können einzelne,<br />
besonders anschauliche Projekte wichtige Bausteine liefern und so zur Motivation der<br />
Stakeholder und Akteure beitragen.<br />
Es ist besonders in der Initialphase darauf zu achten, dass man sich realistische Ziele setzt, die<br />
dann auch erfolgreich erreicht werden bzw. der <strong>Metropolregion</strong> Schwung geben können. Ob<br />
Projekte scheitern oder erfolgreich sind, hängt von vielen Akteuren, wie der Motivation der<br />
Beteiligten, den Finanzen, dem Projektmanagement etc. ab. Auch in der Region <strong>München</strong> gab<br />
es in den letzten zehn Jahren Anläufe und Projektideen, wie zum Beispiel die Vergrößerung des<br />
MVV-Tarifgebietes, die aus regionaler Sicht sinnvoll waren. Trotzdem konnten Sie nicht<br />
umgesetzt werden. Es ist im Rahmen dieser Expertise leider nicht möglich, alle relevanten<br />
Vorgeschichten und Rahmenbedingungen, die für eine zügige reale Umsetzung entscheidend<br />
sein können, zu analysieren. Dieser Schritt wäre nötig, um detaillierte seriöse Empfehlungen für<br />
erste Schritte geben zu können.<br />
Aus fachlicher Sicht wird eine Auswahl von fünf Impulsprojekten präsentiert, die uns geeignet<br />
erscheint, den Prozess der Bildung der <strong>Metropolregion</strong> zu festigen. Es sind Projekte, die<br />
zumindest in einer ähnlichen Form auch in anderen <strong>Metropolregion</strong>en erfolgreich gestartet<br />
werden konnten. Der Umsetzungsaufwand, die Umsetzungschancen aber auch der Nutzen<br />
dieser Projekte sind unterschiedlich. Für das weitere Vorgehen und eine Auswahl als konkret zu<br />
realisierendes Impulsprojekt ist zunächst eine vertiefte Machbarkeitsanalyse gegebenenfalls<br />
unter Berücksichtigung der bisherigen Widerstände erforderlich. Diese Schritte könnten am<br />
besten durch die zu gründenden Arbeitskreise und die Lenkungsgruppe geleistet werden. Es<br />
besteht, wie gesagt, keine Verpflichtung mit allen fünf Projekten gleichzeitig zu starten. Ferner<br />
werden noch einige weitere Projektideen aufgeführt.<br />
Die Finanzierung und die Trägerschaft von Projekten sind von Anbeginn mitzudenken. Über<br />
Projekte können wichtige Stakeholder und Akteure in die Zusammenarbeit gezielt eingebunden<br />
werden. Das Modell der Themenpatenschaften, wie es in der <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar<br />
entwickelt wurde, setzt dabei auf das Engagement und die Identifikation mit einzelnen<br />
Persönlichkeiten der Region. Themen und Projekte werden personalisiert, um ihnen, auch wenn<br />
sie noch am Anfang stehen, ein Gesicht zu geben. Über diese Themenpaten können ergänzend<br />
zu bestehenden finanziellen Mitteln gegebenenfalls auch neue Geldtöpfe und Sponsoren<br />
erschlossen werden.<br />
Impulsprojekt 1: Informationsplattform berufliche Weiterbildung (Themenfeld Wissen und<br />
Innovation)<br />
In einer Wissensgesellschaft ist eine kontinuierliche Weiterbildung für das Bestehen am<br />
Arbeitsmarkt aus der Sicht von Individuen eine wichtige Strategie. Für moderne Unternehmen,<br />
die in wissensbasierten Feldern agieren, ist ein Angebot an qualifizierten Mitarbeitern und<br />
Mitarbeiterinnen essentiell. Dies schließt natürlich auch die Weiterbildung von eigenen<br />
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ein. In <strong>München</strong> besteht ein großes Angebot an<br />
Weiterbildungsangeboten, von Aufbaustudiengängen staatlicher Hochschulen über<br />
berufsbegleitende Ausbildungsmodule privater Akademien zu Sprachkursen unterschiedlicher<br />
Professionalität. Dieses Angebot ist bei einer interdisziplinären Betrachtungsweise derzeit kaum<br />
zu überschauen. Schwierig ist es auch, den Wert eines etwa vergebenen Zertifikats bzw. die<br />
Kosten einer Ausbildung zu bewerten.<br />
74
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Wir sehen in einer Bündelung bzw. Zusammenstellung von derartigen Angeboten einen<br />
erheblichen Mehrwert und Beitrag zur „Region des Wissens“.<br />
Projekttitel Informationsplattform Berufliche Weiterbildung<br />
Ziel des Projektes Bündelung aller Informationen zu beruflichen Weiterbildungsangeboten<br />
in der EMM im Internet auf einer Unterseite des offiziellen Internetportals<br />
der EMM<br />
Projektbeschreibung • Aufstellung einer Arbeitsgruppe mit den Beteiligten<br />
Mögliche<br />
Träger/Beteiligte<br />
• Systematische Analyse von Fachrichtungen nach bestehenden<br />
Bildungsangeboten mit Präsenzcharakter in EMM<br />
• Entwicklung einer Struktur der Plattform<br />
• Gewinnung der Träger von Bildungsangeboten<br />
• Erarbeitung ergänzender Angebote (zum Beispiel Leitfaden<br />
Weiterbildung in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur)<br />
– Industrie und Handelskammern<br />
– Handwerkskammern<br />
– Arbeitsagenturen<br />
– Volkshochschulen<br />
– Private Akademien<br />
– Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />
– Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie<br />
und Frauen<br />
– Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />
– Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
– <strong>Europäische</strong> Union / Gemeinschaftsinitiative Equal<br />
Finanzierung Beteiligte – mittelfristig Finanzierung durch die Bildungsanbieter möglich<br />
Weitere Projektideen (Themenfeld Wissen und Innovation)<br />
• Ergänzen des Fachhochschulnetzwerks durch Einbezug von privaten Hochschulen,<br />
Berufsakademien, Universitäten (bzw. einzelner Fakultäten)<br />
• Ansiedlungsförderung von F&E-intensiven Firmen: Einrichtung einer für das Gebiet der<br />
gesamten EMM zuständigen Kontaktstelle mit Beratung und<br />
Standortinformationssystem<br />
Impulsprojekt 2: Öffentlichkeitsarbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
(Themenfeld Marken und Identifikation)<br />
Das Internet ist zu einem der zentralen Informationsmedien für die meisten Menschen und<br />
Unternehmen geworden. Eine professionelle Präsenz, die alle hier bearbeiteten metropolitanen<br />
Themen unter einem zentralen Dach abdecken sollte, ist daher zwingend notwendig. Der<br />
aktuelle Auftritt der Greater Munich Area (GMA) und die damit gesammelten Erfahrungen<br />
stellen eine hochwertige Basis dar, reichen jedoch nicht aus. Die neu zu schaffende<br />
Internetseite schafft einen erheblichen Mehrwert durch das Zusammenführen und<br />
Bekanntmachen unterschiedlicher Themen unter dem Label <strong>Metropolregion</strong>. Die neue<br />
Internetseite bündelt die Unterthemen und verschafft ihnen erhöhte Aufmerksamkeit.<br />
75
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Mit dem Internet allein sind nicht alle möglichen und nötigen Marketingkanäle ausgeschöpft.<br />
Eine Profilierung der Region erfolgt auch über den Auftritt auf Messen, Kongressen<br />
Ausstellungen etc. Der dort mögliche Kontakt zu Menschen ermöglicht je nach<br />
Veranstaltungsart und Örtlichkeit direkte Kontakte zu Bürgern, Entscheidungsträgern und<br />
Investoren; ferner unter Umständen den Vergleich mit konkurrierenden Regionen.<br />
Projekttitel Öffentlichkeitsarbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Ziele des Projektes • Aufbau und Etablieren einer zentralen Informationsplattform der<br />
<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM) im Internet<br />
• Präsentation der <strong>Metropolregion</strong>, ihrer Funktionen und des Maßstabs<br />
auf Messen und Ausstellungen mit unterschiedlichem Zielpublikum<br />
Projektbeschreibung • Identifizieren der Themen, mit denen die Stärken der <strong>Metropolregion</strong><br />
nach außen getragen werden können. Diese Koordinationsarbeit ist<br />
wertvoll für den Prozess der Selbstfindung<br />
Träger/Beteiligte • Agentur<br />
• Erarbeitung einer zentralen Struktur der Internetseite, Regeln und<br />
ersten Inhalten (wie Selbstverständnis, Informationen zur Region, die<br />
ersten Impulsprojekte) durch die Beteiligten<br />
• Die Internetseite sollte zumindest die zentralen und für internationale<br />
Unternehmen wichtigen Inhalte von Anfang an auch in englischer<br />
Sprache anbieten.<br />
• Erster Auftritt der EMM auf einer Ausstellung zum Stadtjubiläum<br />
<strong>München</strong> 2008 (850-Jahr Feier), später weitere Auftritte auf Messen<br />
und Ausstellungen<br />
• Erarbeiten eines Slogans<br />
• Agentur und Lenkungskreis koordinieren<br />
• Arbeitskreise und Lenkungskreis der EMM<br />
• Professionelle Werbeagentur für Ausführung und Beratung<br />
• Unternehmen, die der EMM <strong>München</strong> Gesicht geben<br />
Finanzierung Anschubetat Agentur – teilweise Refinanzierung durch profitierende<br />
Akteure möglich – Sponsoren<br />
Weitere Projektidee (Themenfeld Marken und Identifikation)<br />
• Einrichten eines Präsenzkontaktes in Brüssel, um frühzeitig Informationen zur Politik<br />
der EU zu erhalten.<br />
Impulsprojekt 3: Regionalpark „Isar-Würm-Land“ (Themenfeld Urbanität und Freiräume)<br />
Regionalparks sind ein innovatives Instrument zur Entwicklung von Landschaft in Stadt- und<br />
<strong>Metropolregion</strong>en. Es hat sich gezeigt, dass der Erhalt von zusammen hängendem Freiraum<br />
über planerische Festsetzungen im Regionalplan allein – regionale Grünzüge, Trenngrün,<br />
landschaftliches Vorbehaltsgebiet etc. – nicht ausreichend gelingt. Mit dem strategischen<br />
Planungsinstrument Regionalpark kann über eine gezielte Aufwertung und Vernetzung<br />
bestimmter Landschaftsbestandteile, Freiräume, Wege, vorhandener Bauwerke etc. bei der<br />
76
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Bevölkerung ein Interesse an der Nutzung als Erholungsraum geweckt und intensiviert werden.<br />
Hierzu sind im Unterschied zur Errichtung und Pflege kommunaler Erholungsflächen in der<br />
Regel wesentlich weniger Finanzmittel erforderlich. Erste Referenzprojekte in Deutschland zum<br />
Beispiel in den <strong>Metropolregion</strong>en Berlin, Rhein-Main und Stuttgart laufen an bzw. sind<br />
fortgeschritten.<br />
Durch einen Regionalpark entsteht informeller Schutz von Freiraum sowie eine erhöhte<br />
Erholungsqualität in der Region.<br />
Projekttitel Regionalpark „Isar-Würm-Land“<br />
Ziele des Projektes • Schaffung eines Regionalparks in der EMM<br />
• Schaffung von aus der Region erreichbarem Naherholungsraum<br />
• Erhalt von Naturraum<br />
• Vernetzung von Freiräumen<br />
Projektbeschreibung • Einrichten einer Arbeitsgruppe<br />
• Aufgriff und Analyse der erfolgten Vorarbeiten im Rahmen der<br />
Bundesgartenschau 2005 (BUGA in der Region)<br />
• Auswahl von geeigneten Flächen/Erarbeiten eines oder mehrerer<br />
Regionalparkkonzepte, evtl. über Organisation eines Wettbewerbs<br />
Träger/Beteiligte • Träger der Projekte BUGA in der Region<br />
• Auswahl von Gebietskörperschaften der MR <strong>München</strong><br />
• Regionaler Planungsverband <strong>München</strong><br />
• Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum <strong>München</strong><br />
• Verein zur Sicherstellung überörtlicher Erholungsgebiete in den<br />
Landkreisen um <strong>München</strong> e.V.<br />
• Isartalverein e.V.<br />
• Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum<br />
• Bund Naturschutz<br />
Finanzierung Träger – Sponsoren<br />
• TU <strong>München</strong> – Wissenschaftszentrum Weihenstephan<br />
Weitere Projektideen (Themenfeld Urbanität und Freiraum)<br />
• Einrichten eines Förderprogramms: Bauen/Umnutzungen an raumplanerisch erwünschten<br />
Standorten<br />
• Beteiligung an Initiativen zum Thema Flächenressourcenmanagement (wie zum Beispiel<br />
Bündnis zum Flächensparen – Träger: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt,<br />
Gesundheit und Verbraucherschutz / Bayerisches Staatsministerium des Inneren)<br />
• Ausarbeitung eines Konzepts „<strong>Metropolregion</strong> der kurzen Wege“ – Stärkung hochwertiger<br />
Funktionen in Mittel- und Oberzentren in der <strong>Metropolregion</strong><br />
77
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Impulsprojekt 4: <strong>Europäische</strong>r Bahn-Gateway <strong>München</strong> (Themenfeld Zugänglichkeit und<br />
Erreichbarkeit von Infrastruktur)<br />
Bereits 1993 ist für die Bahnverbindung Paris–<strong>München</strong>–Wien–Budapest/Bratislava – die so<br />
genannte Magistrale – europäische Bedeutung festgestellt worden. 2004 wurde die Magistrale<br />
auf eine prioritäre Stufe gestellt. Der mehrere Nationen betreffende Koordinierungs- und<br />
Finanzierungsprozess gestaltet sich bisher eher schleppend. Ähnliches gilt für die Verbindung<br />
<strong>München</strong>-Zürich sowie für die Ertüchtigung der Zulaufstrecken zum Brenner-Basistunnel. Der<br />
Ausbau der Strecken bietet folgende Vorteile:<br />
Die gesamte <strong>Metropolregion</strong> profitiert im globalen Standortwettbewerb durch verbesserte<br />
Erreichbarkeit, besonders im Hinblick auf die zu erwartenden Wachstumsmärkte im Osten<br />
Europas. Induziert durch den Ausbau von international begründeten Achsen der<br />
Transeuropäische Netze (TEN) lassen sich auch verbesserte innerregionale ÖPNV-<br />
Verbindungen an das Rückgrat der geplanten Magistrale ankoppeln und ausbauen. Die<br />
Bahnhöfe und ihre Umgebung können eine deutliche Aufwertung erfahren. Das Dach einer<br />
<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> könnte als Label helfen, dieses Großvorhaben zu<br />
verwirklichen.<br />
Projekttitel <strong>Europäische</strong>r Bahn-Gateway <strong>München</strong><br />
Ziel des Projektes Priorisierung der Projekte TEN-17: Paris-<strong>München</strong>-Budapest/Bratislava<br />
und TEN-1: Berlin-<strong>München</strong>-Messina, Ausbau der Bahnverbindung<br />
<strong>München</strong>-Zürich, Sicherstellung von Kapazität für den Zulauf zum<br />
Brenner-Basistunnel<br />
Projektbeschreibung • Einrichtung eines Arbeitskreises<br />
• Vorhandene Interessenten zusammenführen<br />
• Suche nach bisher nicht identifizierten Promotoren und<br />
Finanzierungsmöglichkeiten<br />
• Gemeinsames Erarbeiten eines Argumentationsprofils<br />
Träger/Beteiligte • Initiative „Magistrale für Europa“<br />
• Stadt <strong>München</strong><br />
• Stadt Augsburg<br />
• Regionaler Planungsverband der Region <strong>München</strong> (RPV)<br />
• Deutsche Bahn AG<br />
• Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV)<br />
• IHK <strong>München</strong>-Oberbayern<br />
• IHK Schwaben<br />
• Bay. Wirtschaftsministerium<br />
• Münchner Forum<br />
Finanzierung Personelle Ressourcen, tragen die Beteiligten selber<br />
78
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Impulsprojekt 5: Ticket <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (Themenfeld Erreichbarkeit und<br />
Zugänglichkeit von Infrastruktur)<br />
Eine <strong>Metropolregion</strong> ist unter anderem durch ihre funktionalen Verflechtungen wie zum Beispiel<br />
regelmäßige Verkehrsverbindungen definiert. In der Alltagswelt der Bewohner der<br />
<strong>Metropolregion</strong> wird der Zugang zum ÖPNV erheblich erleichtert, wenn man sich nicht mit<br />
mehreren Tarifstrukturen auseinandersetzen muss. Es ist Ziel aller Verkehrskonzepte, den<br />
ÖPNV-Anteil zu verbessern, insofern sind alle Möglichkeiten, die dazu einen Betrag leisten<br />
können, zu prüfen. Durch ein einheitliches Ticket kann ein Gefühl für den Maßstab der<br />
<strong>Metropolregion</strong> geschaffen werden. Das Projekt kann auf die bestehende Abo-Plus-Card der<br />
Deutschen Bahn AG (DB) aufsetzen. Das Projekt fördert eine Entwicklung in Richtung einer<br />
Erweiterung des MVV-Tarifgebietes und auch einer räumlichen Ausdehnung des MVV-<br />
Angebots, wie zum Beispiel die Ausweitung einer (Express-)S-Bahn in die <strong>Metropolregion</strong>.<br />
Projekttitel Ticket <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Ziele des Projektes • Einführung einer in der <strong>Metropolregion</strong> einheitlich beworbenen und<br />
zugänglichen Monatskarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel in der<br />
MR <strong>München</strong> (Ausbau des bestehenden Abo Plus Angebotes der<br />
Deutschen Bahn AG)<br />
• Einführung einer Tageskarte für die EMM<br />
• Weiterarbeit an einem erweiterten Tarifverbundgebietes (MVV-<br />
Erweiterung)<br />
Projektbeschreibung • Einrichten einer Arbeitsgruppe<br />
• Analyse der bisherigen Aktivitäten<br />
• Erstellen eines Gutachten, das die Wirkung der möglichen Varianten<br />
beschreibt<br />
Träger/Beteiligte • Tarifverbünde und Aufgabenträger des Öffentlichen Verkehrs in der<br />
EMM<br />
• Landkreise der MR <strong>München</strong><br />
• Kreisfreie Städte<br />
• Regionaler Planungsverband der Region <strong>München</strong><br />
• Deutsche Bahn Regio AG<br />
• Freistaat Bayern<br />
• Bayerische Eisenbahngesellschaft<br />
• Fahrgastverband (z.B. Pro Bahn)<br />
• Inzell-Initiative<br />
Finanzierung • Erforderlich: Personalressourcen der beteiligten<br />
Gebietskörperschaften und Verkehrsträger.<br />
• Das Ticket selbst kann im ersten Schritt kostenneutral (Addition der<br />
bisherigen Tarife) gestaltet werden.<br />
• Bei Einführung ist ein Werbeetat durch die beteiligten<br />
Tarifunternehmen (vor allem Bahn und MVV) bereitzustellen.<br />
79
Mögliche Ideen für weitere Projekte<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• Versorgung aller zentralen Orte in der <strong>Metropolregion</strong> mit Breitband-Technologie<br />
• Schaffung von tangentialen Verkehrsverbindungen im ÖPNV in der <strong>Europäische</strong>n<br />
<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• Errichtung einer Informationsbörse: Kinderbetreuungsmöglichkeiten in der <strong>Europäische</strong>n<br />
<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
80
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
4.4 Wertschöpfungsgeschichten: Der Mehrwert der Zusammenarbeit<br />
Im Folgenden wird versucht, den spezifischen Mehrwert der Kooperation auf dem Maßstab der<br />
<strong>Metropolregion</strong> mit Hilfe eines übergeordneten Daches zu verdeutlichen. Wie in Kapitel 4.1<br />
ausgeführt, können zum Beispiel Angebote in der Gesundheitswirtschaft auch den Tourismus<br />
stärken, unter anderem durch Kliniken an landschaftlich besonders interessanten Standorten.<br />
Der synthetische Ansatz der Wertschöpfungsgeschichten ist als Ergänzung der<br />
vorangegangenen sektoralen Betrachtungsweisen zu begreifen. Dafür wird zunächst die<br />
Konzeption dieser Wertschöpfungsgeschichten erläutert. Diese wird anschließend anhand von<br />
drei exemplarischen Wertschöpfungsgeschichten für die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
konkretisiert. In den vorgeschlagenen Geschichten geht es darum, die funktional-räumlichen<br />
Zusammenhänge aufzuzeigen und zu erläutern und damit den Nutzen der Kooperation auf der<br />
Ebene der <strong>Metropolregion</strong> zu veranschaulichen. Eine detaillierte Analyse der Bedeutung der<br />
einzelnen Funktionen und Teilräume, wie sie in diesen Geschichten zusammen kommen, kann<br />
hier nicht geleistet werden. Auch sind detaillierte Fragen der Umsetzung nicht Teil dieser<br />
Expertise.<br />
Mehrwert und Nutzen der Zusammenarbeit in einem <strong>Initiativkreis</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>München</strong> liegen in unterschiedlichen Projektformen. Bestimmte besonders große und<br />
bedeutende Projekte, zum Beispiel Fragen der Gateway-Infrastruktur oder des<br />
Standortmarketings, betreffen die gesamte <strong>Metropolregion</strong>. Das größere Potenzial der<br />
involvierten Akteure kann dabei beispielsweise zu einer effektiveren Lobbyarbeit bei Land, Bund<br />
oder EU verhelfen. Anderseits ist die Umsetzung bestimmter übergreifender Projekte, zum<br />
Beispiel die Erweiterung des Verkehrsverbunds, anspruchsvoll, da große Finanzvolumina und<br />
Akteure auf unterschiedlichen staatlichen Ebenen betroffen sind. Als Zielvorstellung können<br />
solche großen und umfassenden Projekte eine Klammer für die gesamte <strong>Metropolregion</strong> bilden.<br />
Für konkrete Erfolge sind aber kleinere Projekte, die zum Beispiel nur einen Teilraum der<br />
<strong>Metropolregion</strong> betreffen, nützlich. Sie sind unter Umständen leichter durchzusetzen – die<br />
Anzahl der beteiligten Akteure ist überschaubar – und können in Relation zu den eingesetzten<br />
Mitteln eine hohe Wirksamkeit in der Öffentlichkeit entfalten. Daher scheint für die Kooperation<br />
in der <strong>Metropolregion</strong> ein Mix aus kleinen und großen Projekten sinnvoll zu sein, um einerseits<br />
Erfolge sicherstellen zu können und anderseits die großen Herausforderungen bearbeiten zu<br />
können.<br />
Die Konzeption von Wertschöpfungsgeschichten<br />
Eine wesentliche Aufgabe der Zusammenarbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
ist es daher, Projekte zu verschiedenen Themen und auf verschiedenen Maßstabsebenen in<br />
der <strong>Metropolregion</strong> zu koordinieren. Die Wertschöpfungsgeschichten bilden das Dach, unter<br />
dem diese Koordinationsarbeit stattfinden kann.<br />
Für die strategische und operative Ebene der Wertschöpfungsgeschichten bedeutet das: Die<br />
Wertschöpfungsgeschichten arbeiten strategisch „grenzüberschreitend“. Gemeint sind sowohl<br />
die fachlichen Grenzen von Ressorts in Politik und Verwaltung als auch die Branchengrenzen<br />
der Wirtschaft. Zum anderen sind hier räumliche Grenzen gemeint, in der Horizontalen das<br />
Nebeneinander und Zusammentreffen verschiedener Teilräume einer <strong>Metropolregion</strong>, in der<br />
Vertikalen die Überlagerung verschiedener räumlicher Maßstabsebenen, von den Kommunen,<br />
über Planungsregionen bis zum Land. Und drittens bezieht sich die „grenzüberschreitende“<br />
Arbeit auf die verschiedenen relevanten Akteure, die zum Beispiel aus Politik, Verwaltung,<br />
Unternehmen, Wissenschaft oder Zivilgesellschaft kommen.<br />
81
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Abbildung 7: Wertschöpfungsgeschichten setzen sich aus verschiedenen Teilprojekten<br />
zusammen. Diese überschreiten dabei thematische, räumliche und akteursmäßige Grenzen.<br />
Auf der operativen Ebene werden die Geschichten durch einen Mix verschiedener Projekte<br />
umgesetzt. Ziel ist ein hinsichtlich Zeithorizont – mit einen Mix aus kurz-, mittel- und<br />
langfristigen Projekten – und Schwierigkeitsgrad – durch die Kombination von anspruchsvollen<br />
und einfacher gestrickten Projekten – abgestimmtes Vorgehen, so dass sowohl bei den<br />
Akteuren als auch in der breiteren Öffentlichkeit die notwendige Aufmerksamkeit und Motivation<br />
erreicht und gehalten werden kann. Das Zusammenführen von vorhandenen und neuen<br />
Projekten ermöglicht das Anknüpfen an bestehende Akteurskonstellationen und<br />
Organisationsstrukturen.<br />
Abbildung 8: Unterfütterung der Wertschöpfungsgeschichten durch Themenfelder und Projekte<br />
Räumlich-funktionaler Mehrwert für die <strong>Metropolregion</strong><br />
Ausgangspunkt für die einzelnen Geschichten ist die Identifikation von spezifischen funktionalen<br />
und räumlichen Komplementaritäten in der <strong>Metropolregion</strong>. Diesen liegt ein Verständnis von<br />
82
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
<strong>Metropolregion</strong>en zugrunde, das auf einem funktional-räumlichen Ansatz basiert. Auf dem<br />
Maßstab von <strong>Metropolregion</strong>en stehen lokale und globale unternehmerische Aktivitäten im<br />
Austausch, <strong>Metropolregion</strong>en sind die Schnittstellen zwischen den verschiedenen<br />
Maßstabsebenen. Die funktionalen Verflechtungen innerhalb der <strong>Metropolregion</strong> haben eine<br />
kritische Masse und ausreichende Dichte, so dass sie Ausgangspunkt für und Anziehungskraft<br />
von global handelnden Unternehmen sind. Dabei sind die Standortqualitäten innerhalb der<br />
<strong>Metropolregion</strong> aber nicht gleichmäßig verteilt. <strong>Metropolregion</strong>en sind nicht homogen, über die<br />
Unternehmensverflechtungen innerhalb der <strong>Metropolregion</strong> stellt sich vielmehr eine funktionale<br />
Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Standorten ein, ähnlich einem Netzwerk. So tragen die<br />
verschiedenen Teilräume der <strong>Metropolregion</strong> – hoch verdichtete urbane Kerne,<br />
Stadtlandschaften im Umland, mittlere und kleinere Zentren, Flughäfen, ländlich geprägte<br />
Zwischenräume – weniger über den Wettbewerb untereinander, sondern vielmehr über ihre<br />
gegenseitige Ergänzung, also Komplementarität, zu den spezifischen Qualitäten der<br />
<strong>Metropolregion</strong> bei.<br />
Ziel der Wertschöpfungsgeschichten ist es, genau diese Stärken gezielt auszubauen und zu<br />
unterstützen. In den Geschichten überlagern sich Komplementaritäten auf zwei Ebenen:<br />
• Funktionale Komplementaritäten<br />
Diese beziehen sich auf die vor allem unternehmerische Logik von miteinander in einer<br />
Wertschöpfungskette verbundenen Bausteinen der Produktion von Gütern oder<br />
Dienstleistungen. Solche Wertschöpfungsketten gibt es innerhalb von Unternehmen<br />
oder auch zwischen verschiedenen Unternehmen auch verschiedener Branchen.<br />
• Räumliche Komplementaritäten<br />
Innerhalb einer <strong>Metropolregion</strong> lassen sich solche funktionalen Wertschöpfungsketten<br />
räumlich verorten. Verschiedene Teilräume haben dabei spezifische Funktionen, die mit<br />
bestimmten Lagequalitäten, also territorialen räumlichen Eigenschaften zusammen<br />
hängen.<br />
Überlagert man diese zwei Ebenen, so erhält man ein räumliches Wertschöpfungssystem, in<br />
dem sich funktionales, unternehmerisches Denken und Handeln verbindet mit territorialem,<br />
hoheitlichem Denken und Handeln.<br />
Es ist davon auszugehen, dass es in der EMM nur einige weniger solcher besonders<br />
qualitativen und dichten Wertschöpfungssysteme gibt, die dann auch im internationalen<br />
Standortwettbewerb mithalten können. Eine erste Aufgabe ist es daher, die relevanten<br />
Wertschöpfungsgeschichten in der EMM zu identifizieren. Anschließend sind die einzelnen<br />
konstituierenden Bestandteile zu erkennen und ihre Wechselbeziehungen zu verstehen. Aus<br />
einer Analyse der Stärken und Schwächen, der Chancen und Potenziale lassen sich<br />
Möglichkeiten der Weiterentwicklung des Wertschöpfungssystems entwickeln.<br />
Ziel der Wertschöpfungsgeschichten ist es, zunächst ein Bewusstsein – Awareness – für diese<br />
spezifischen Qualitäten der EMM zu schaffen. Gleichzeitig sollen sie, der Netzwerkidee folgend,<br />
eine Plattform für Information und Austausch der verschiedenen beteiligten Akteure bilden, aus<br />
der sich wiederum Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten für weitere Impulsprojekte ergeben. In<br />
der Kommunikation nach außen können die Geschichten zu einem Markenzeichen für die<br />
<strong>Metropolregion</strong> entwickelt werden.<br />
Über die bearbeiteten Themenfelder – Wissen und Innovation, Marken und Identifikation,<br />
Urbanität und Freiraum sowie Erreichbarkeit von Infrastruktur – und mit den zugehörigen<br />
Impulsprojekten lässt sich für die EMM im Vergleich zu den anderen <strong>Metropolregion</strong>en in<br />
Deutschland kaum ein eigenes Profil entwickeln. Die Herausforderungen, denen die<br />
<strong>Metropolregion</strong>en gegenüber stehen, und die durch finanzielle und institutionelle<br />
Rahmenbedingungen bestimmten konkreten Handlungsmöglichkeiten, lassen nicht viel<br />
Spielraum zur Differenzierung. Die EMM als Late-Comer wird sich über die Wiederholung von<br />
den immer gleichen Themen und Projekten, die alle anderen bereits verfolgen, nicht mehr im<br />
Markt der Aufmerksamkeit etablieren können. Die Wertschöpfungs- oder Themengeschichten<br />
83
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
können neue, spezifische Denk-, Handlungs- und Bildräume eröffnen und auch anfangs nur<br />
kleine Projekte bereits in einen größeren, bedeutenderen Bezugsrahmen einbinden. Dadurch<br />
wird auch die Öffentlichkeitswirksamkeit und Kommunikation dieser Projekte unterstützt.<br />
Im Folgenden werden drei Wertschöpfungsgeschichten für die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>München</strong> entwickelt. Die Geschichten sind das Ergebnis einer ersten Analyse möglicher<br />
Verknüpfungen einzelner Glieder einer Wertschöpfungskette. Insbesondere die anschaulich<br />
gehaltenen Geschichten in den grauen Kästen sind exemplarisch zu verstehen. Sie sollen zum<br />
Nachdenken anregen und die Vorteile des Handelns auf dem Maßstab einer <strong>Metropolregion</strong><br />
zeigen. In diesem Sinne können Umsetzungswiderstände langfristig abgebaut werden.<br />
Natürlich sind viele andere Geschichten genauso denkbar.<br />
Geschichte 1: Gesundheit-Wellness-Tourismus<br />
Abbildung 9: Funktionale und räumliche Komplementaritäten der Geschichte „Gesundheit-<br />
Wellness-Tourismus“<br />
In der Kombination der Branchen Gesundheit, Wellness und Tourismus liegen erhebliche,<br />
bisher nicht genutzte Potenziale. Aus räumlicher Sicht können sowohl die Standorte der<br />
Spitzenmedizin in <strong>München</strong> (unter anderem Großhadern), aber auch spezialisierte Fachkliniken<br />
anderer Oberzentren der <strong>Metropolregion</strong> Anreize bieten, für eine Behandlung in die Region zu<br />
kommen. Die in attraktive Erholungslandschaften eingebetteten Kurorte ergänzen diese Karte<br />
von der „Gesundheitsregion <strong>München</strong>“. Die Gesundheitswirtschaft wird vor dem Hintergrund<br />
des demografischen Wandels an Bedeutung gewinnen. Jeder Teilraum der <strong>Metropolregion</strong><br />
kann hier etwas einbringen und profitieren, da Gesundheitstouristen auch in anderen Bereichen<br />
als der Medizin Geld lassen. Diese Menschen fordern aber auch etwas, sie wollen eine<br />
erreichbare Region sowie attraktive Landschaften und Kulturangebote. Je mehr Kommunen<br />
oder Landkreise hier gemeinsam und freiwillig Anknüpfungspunkte und Zusammenarbeit<br />
suchen, desto höher ist die Chance, dass alle von einer zukünftig wachsenden Branche<br />
profitieren können und zusätzliche Wertschöpfung entsteht.<br />
Von den Wirtschaftsbranchen her gesehen können sich Dienstleistung, High-Tech-Produktion<br />
sowie Forschung & Entwicklung über ihre Einzelbausteine auf interessante Weise stärker<br />
vernetzen. Grundlagenforschung in Medizin, Werkstoff- und Verfahrenstechnologie und Biologie<br />
führt zu Impulsen in Medizintechnik, pharmazeutischer Industrie und für die Herstellung von<br />
gesunden Lebensmitteln. Reiseanbieter können den Aspekt Gesundheit aktiv in ihre<br />
84
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Vermarktungsstrategien einbauen. Wellness- und Sportangebote sowie regional produzierte<br />
Lebensmittel aus ökologischem Anbau runden ein derartiges Angebot ab und tragen Impulse in<br />
die Region.<br />
Gesundheit-Wellness-Tourismus:<br />
Eine Geschichte aus der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Eine durch das Ölgeschäft reich gewordene Familie aus dem Nahen Osten plant eine Reise.<br />
Ausschlaggebend ist zunächst die nötige Behandlung einer komplizierten Krankheit des<br />
Familienoberhaupts, die in seinem Heimatland nicht in zufrieden stellend erfolgen kann.<br />
Ein Familienmitglied beginnt eine Recherche im Internet und findet auf einem Portal mit<br />
Angeboten aus der Spitzenmedizin das Großklinikum Großhadern in der <strong>Europäische</strong>n<br />
<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>. Die Klinik betreibt im Zusammenschluss mit anderen<br />
Krankenhäusern in Deutschland gezielt Werbung für zahlungskräftige Patienten. Auf der Seite<br />
des Gesundheitsportals ist auch ein Link zum Webauftritt der EMM mit weiteren touristischen<br />
Hinweisen zu finden. Die gesamte Familie entscheidet sich nach Durchsicht einiger<br />
Internetseiten für die Destination <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>. Auf dem übersichtlich<br />
organisiertem Webauftritt sind problemlos die Qualitäten des Großraums neben der<br />
medizinischen Behandlung in Englisch herauszulesen.<br />
Zentraler Grund für die Entscheidung ist, dass im Großklinikum Großhadern erfahrene<br />
Spitzenmediziner mit hochwertiger Medizintechnik dem Mann eine Behandlung mit guten<br />
Heilungschancen anbieten können. Es steht dort auch ein Dolmetscher-Dienst zur Verfügung,<br />
um verschiedene Therapiewege besprechen zu können.<br />
Der Flug aus dem Nahen Osten zum Flughafen <strong>München</strong> erfolgt bequem und ohne Umsteigen.<br />
Die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> ist aus diesem Raum gut erreichbar.<br />
Bevor der Mann sich jedoch ins Krankenhaus begibt, verbringen er und seine Familie einige<br />
Tage in einem bekannten guten Hotel in <strong>München</strong>, um während ihres ersten Besuchs in<br />
Deutschland die hiesige Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten und ihrer Kultur kennen zu lernen.<br />
Im Hotel ist man Gäste aus dem Nahen Osten gewohnt und das Personal ist speziell geschult<br />
die vom Islam geprägte Kultur dieser Nationalitäten zu respektieren.<br />
Während der Behandlung des Manns gehen die weiblichen Familienmitglieder auf Einkaufstour<br />
in die berühmte Maximilianstraße und legen sich einige Kleidungsstücke zu. Danach wird<br />
verglichen, welche sonstigen Produkte in Deutschland günstiger als zu Hause zu haben sind<br />
und entsprechende Kaufentscheidungen gefällt.<br />
Nach der erfolgreich verlaufenen Operation ist noch eine viertägige Nachsorgebehandlung<br />
erforderlich, die allerdings in einer reizvoll gelegenen privaten Rehabilitationseinrichtung im<br />
Gebiet des Fünf-Seen-Lands durchgeführt wird. Das Reha-Zentrum bietet Patienten für deren<br />
Begleitung in die Anlage integrierte Hotelzimmer an. Die Familie erfreut sich der attraktiven<br />
Landschaft, erreicht jedoch <strong>München</strong> für eine Kulturveranstaltung problemlos und rasch mit<br />
einer Express-S-Bahn. Es bestehen attraktive Wellnessangebote wie Sauna, Massagen und<br />
Yoga.<br />
Nach Abschluss der Nachsorge ist der Mann wieder mobil und die Familie schließt ihre Reise<br />
mit einer fünftägigen, organisierten Tour durch das Allgäu und Oberbayern ab. Es wird neben<br />
dem Schloss Neuschwanstein und der Zugspitze auch das Chiemgau besucht. Dabei lernt die<br />
Familie in der Region produziertes bayerisches Essen kennen.<br />
Die Familie ist froh über die gelungene Heilung ihres Oberhauptes und behält die verbrachten<br />
Tage in guter Erinnerung. Wieder daheim wird Bekannten mit einem Krankheitsleiden ebenfalls<br />
ein Aufenthalt bei den harten, aber herzlichen Oberbayern weiterempfohlen.<br />
85
Geschichte 2: Metropolitane Mobilität<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Abbildung 10: Funktionale und räumliche Komplementaritäten der Geschichte „Metropolitane<br />
Mobilität“<br />
Mobilität ist eine der Grundvoraussetzungen unseres Wirtschaftssystems und in<br />
unterschiedlichem Ausmaß ein menschliches Grundbedürfnis. Das Mobilitätsverhalten bringt<br />
die Nutzer in unterschiedliche Teilräume der <strong>Metropolregion</strong> und kann somit mithelfen,<br />
Identifikation mit der <strong>Metropolregion</strong> zu schaffen.<br />
Natürlich sind harte Infrastruktureinrichtungen wie z. B. ein moderner Flughafen oder<br />
Schienenschnellverkehrstrassen mit hoher Kapazität ein wichtiges Merkmal von<br />
<strong>Metropolregion</strong>en und zentral für ihre Weiterentwicklung. Metropolitane Mobilität sollte aber als<br />
ein Feld verstanden werden, das weit mehr bedeutet, als eine ausreichende<br />
Verkehrsinfrastruktur zur Befriedigung einer gegebenen Nachfrage bereitzustellen. Bahnhöfe<br />
sind Knotenpunkte in multimodalen Transportketten. Man kann vom Fernverkehr ins Flugzeug,<br />
in den Nahverkehr, ins Taxi oder auf das Fahrrad umsteigen. Die hohe Nutzungsdichte durch<br />
Menschen verlangt nach einer hohen Aufenthaltsqualität dieser Räume und eröffnet aber auch<br />
Chancen für Dienstleistungen und Handel. Diese Qualitäten können nur durch einen<br />
hochwertigen Städtebau in architektonische Lösungen übersetzt werde und so<br />
Benutzerfreundlichkeit garantieren. Umgekehrt werden von den Menschen, die diese<br />
Infrastruktur nutzen Impulse in die Umgebung ausgesandt. Sie sind das Tor, durch das die<br />
Reisenden aus der Welt ankommen oder abfahren; sie bringen ihre Kultur und Kaufkraft mit.<br />
86
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Die innerregionale Erreichbarkeit hängt mit der überregionalen bzw. globalen Erreichbarkeit eng<br />
zusammen. Bei einem schlecht erschlossenen Flughafen vergeht für die Anreise unter<br />
Umständen soviel Zeit, dass man bei mittleren Distanzen aus dem Stadtzentrum lieber gleich<br />
direkt per Zug zu seinem Ziel fährt. Schnelle ICE-Strecken, die nur von langsamen Zubringern<br />
gespeist werden büßen an Attraktivität ein.<br />
Mobilität ist für Wirtschaft und Bürger in einer <strong>Metropolregion</strong> zentral. Es ist naturgemäß ein<br />
Feld, das andere Themen miteinander verbinden kann und muss. Urbanität und Freiräume<br />
sowie die ökonomischen Beziehungen hängen durch die Mobilität zusammen, zum Beispiel<br />
profitieren die Wissensinfrastruktur und der Tourismus von guter physischer Erreichbarkeit.<br />
Städtebau und Siedlungsstruktur sind maßgeblich für das Ausmaß an abzuwickelnden Verkehr.<br />
Insofern sind disperse Siedlungsstrukturen in der EMM zu vermeiden.<br />
Ein einheitliches Ticket für die gesamte <strong>Metropolregion</strong> schafft Bewusstsein und verbessert als<br />
weiche Maßnahme die Erreichbarkeit. Wenn man die gute Erreichbarkeit von Ober- und<br />
Mittelzentren in Bahnhofsnähe mit adäquaten Nutzungen wie Einrichtungen mit<br />
Publikumsverkehr, Schulen etc. belegt, kommt man einem Konzept der <strong>Metropolregion</strong> der<br />
raschen Wege näher.<br />
Metropolitane Mobilität:<br />
Eine Geschichte aus der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Jochen Schnell, Mitarbeiter eines großen Unternehmens, wird von seiner Firma nach <strong>München</strong><br />
versetzt. Auch wenn er urbane Qualitäten durchaus zu schätzen weiß, entscheidet er sich mit<br />
seiner Familie nach Abwägung der Vor- und Nachteile für einen Wohnstandort im 25 km von<br />
der Stadtmitte entfernten Unterzentrum Markt Schwaben. Seine Firma am Ostbahnhof erreicht<br />
er mit einer Express-S-Bahn, die im Berufsverkehr im 15-Minuten-Takt verkehrt. In der Regel<br />
benötigt er nur 30 Minuten von Haus- zu Bürotür, da sich die Schnells eine Wohnung in der<br />
dicht bebauten Umgebung des Bahnhofs in Markt Schwaben sichern konnten. Das<br />
Wohnumfeld ist durch einen vitalen denkmalgeschützten alten Ortskern mit umgebender<br />
dichter Bebauung geprägt. Die Entscheidung für den Wohnstandort fällte er nach einer Online-<br />
Mobilitätsberatung auf dem Web-Auftritt der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>. Hier<br />
konnte er sich die Tür zu Tür Zeiten berechnen lassen und erhielt Tipps zur Mobilität in der<br />
<strong>Metropolregion</strong><br />
Verspätungen sind im Bahnverkehr sehr selten geworden, seit die Strecke im Rahmen des EU-<br />
Programms Transeuropäischen Netze (TEN) für Fern- und Nahverkehr modernisiert und<br />
ausgebaut wurde. Herr Schnell kann das Fahrrad, mit dem er bei gutem Wetter zum Bahnhof<br />
in Markt Schwaben kommt in einem überdachten Bike&Ride-Gebäude abstellen. Der Anblick<br />
auf die nach Baufertigstellung trist anzuschauenden Lärmschutzwände entlang der Eisenbahn<br />
wurde durch künstlerische Gestaltungen und Begrünungsmaßnahmen gemildert.<br />
Das Umfeld des Ostbahnhofs in <strong>München</strong> wurde weiter verkehrsberuhigt und lädt mit vielen<br />
Geschäften und Kinos zum Verweilen im Viertel ein, wenn Herr Schnell nach Büroschluss<br />
einmal nicht sofort nach Hause will. Seit der Umsetzung der verkehrsberuhigenden<br />
Maßnahmen konnten viele Geschäfte ihren Umsatz steigern.<br />
Herr Schnell muss öfter für Geschäftsreisen ins Ausland. Der Flughafen <strong>München</strong> ist für ihn<br />
nun auch tangential von Osten ohne Umsteigen über Erding in rund 15 Minuten reiner Fahrtzeit<br />
per S-Bahn-Express erreichbar. Die gute Erreichbarkeit und Lage Markt Schwabens zwischen<br />
Flughafen und <strong>München</strong> brachte dem Ort einen Entwicklungsschub an Einwohnern und<br />
Arbeitsplätzen. Oft entscheidet sich Herr Schnell aber auch für den Zug als Fernverkehrsmittel.<br />
Wien ist nach den Neu- und Ausbauvorhaben im Zuge des TEN-Projekts in vier Stunden von<br />
seiner Wohnung aus erreichbar.<br />
Die Schnells sind derzeit zufrieden. Sie können es sich allerdings auch vorstellen, irgendwann<br />
in die Stadt zu ziehen, um direkt in der urbanen Vielfalt einer Großstadt zu leben. Als<br />
Bewohner der <strong>Metropolregion</strong> können sie einen Aktionsraum von Augsburg über Ingolstadt,<br />
Landshut, Rosenheim, Bad-Tölz, Weilheim bis nach Landsberg mit einem Metropolticket<br />
„erfahren“ und entwickeln so auch eine Identifikation mit dem Raum.<br />
87
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Die Erholungsmöglichkeiten in den Rand- und Zwischenbereichen der <strong>Metropolregion</strong> wurden<br />
in Form von vernetzten Landschaftsparks weiterentwickelt und sind gut über ÖPNV-<br />
Haltestellen und beschilderte Radwege erreichbar. Die Maßnahmen zur Mobilitätssteigerung<br />
mit Schwerpunkt auf dem öffentlichen Verkehr waren nicht leicht zu finanzieren. Die<br />
<strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> floriert auch wegen ihrer verbesserten inner- und<br />
überregionalen Erreichbarkeit.<br />
Geschichte 3: Wissenslandschaft<br />
Abbildung 11: Funktionale und räumliche Komplementaritäten der Geschichte<br />
„Wissenslandschaft“<br />
Die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> verfügt wie bereits in Kapitel 4.2 beschrieben über<br />
eine hohe Dichte an wissensintensiven Einrichtungen. Wissenschaft und Innovationsprozesse<br />
leben vom Austausch von Wissen. Eine Geschichte der Wissenslandschaft <strong>Europäische</strong><br />
<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> muss daher dieses Potenzial nutzen, fördern und versuchen es so gut<br />
wie möglich zu vernetzen.<br />
88
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Diese Strategie hat auch Auswirkungen auf andere Themenfelder. Hochqualifizierte oder<br />
zahlungsbereite ausländische Studenten kommen nicht nur, weil sie hier relevantes Wissen an<br />
guten Hochschulen erwerben können, sondern auch aufgrund von gutem Marketing oder<br />
wegen der guten interkontinentalen Anbindung durch den Flughafen <strong>München</strong>. Unternehmen<br />
aus wissensintensiven Branchen und ihre Arbeitskräfte rechnen bei Standortentscheidungen<br />
mit harten Zahlen. Sie kommen aber auch wegen dem positiven Image der <strong>Metropolregion</strong> und<br />
ihrer urbanen Vielfalt. Auch eine gut erreichbare attraktive Landschaft in der Umgebung spielt<br />
bei solchen Entscheidungen eine Rolle.<br />
Es ist ein Vorteil der EMM, dass sich die Teilräume spezialisieren. Rosenheim besitzt<br />
überdurchschnittliches Wissen und Fertigkeiten im Holzsektor, Augsburg gilt als<br />
Umweltkompetenzzentrum etc. Zusammen sind sie Bausteine einer Wissensnetzes, das durch<br />
seine vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten insgesamt einen Wettbewerbsvorteil bieten kann.<br />
Ein erheblicher Teil der Wertschöpfung eines Produktes oder einer Dienstleistung entsteht<br />
mittlerweile durch wissensbasierte Tätigkeiten (Wolke & Jähnke 2005). Hieraus lässt sich<br />
grundsätzlich ein Bedarf nach Arbeitskräften mit einer entsprechenden Ausbildung und<br />
Erfahrung sowie nach Möglichkeiten zu deren Weiterbildung ableiten. Spezialisierung<br />
durchdringt sowohl die produzierenden Branchen sowie die hochwertigen Dienstleister.<br />
Die zunehmende Spezialisierung führt zur Überlegung, welche Ausbildungsrichtungen an<br />
welchen Standorten angeboten werden können. Dies gilt für Berufs- wie Fachhochschulen und<br />
Universitäten gleichermaßen. Spezialisierte Bildungsangebote verlangen ein großes<br />
Einzugsgebiet, um hochwertig und rentabel bereitgestellt zu werden. Die Bildungsstandorte<br />
werden sich aus dieser Überlegung heraus in Zukunft rekonzentrieren müssen, um eine<br />
kritische Masse an Qualitäten und Finanzierungskraft zu erreichen. Es geht hierbei weniger um<br />
die Schließung ganzer Standorte, aber um eine Abkehr von der Vorstellung, dass jede<br />
Bildungseinrichtung ein breites Profil an Fächern anbieten kann. Dies ergibt sich auch aus dem<br />
zwang knapper öffentlicher Haushalte.<br />
Es ist damit sinnvoll, die Bildungseinrichtungen nur an Standortorten zu platzieren, die per<br />
ÖPNV gut erreichbar sind. Dies spricht bei den Fachhochschulen für die Oberzentren der<br />
<strong>Metropolregion</strong> und für die Mittelzentren bei den Berufsschulen. Optimalerweise sollten diese<br />
Bildungseinrichtungen hier wiederum in gut erschlossenen Kernbereichen liegen, um für<br />
diejenigen, die nicht am Standort selbst wohnen können, noch gut mit dem öffentlichen Verkehr<br />
erreichbar zu sein. Es existieren in einigen Zentren der EMM innerstädtische Flächen und<br />
Gebäude, die schwer für kommerzielle Zwecke zu vermarkten sind. Sie könnten so eine<br />
sinnvolle Umnutzung erfahren. Die Einrichtungen dienen als Ankernutzer und können die<br />
Kernstädte beleben.<br />
Alle staatlich finanzierten Hochschulen – incl. Fachhochschulen – der <strong>Metropolregion</strong> werden<br />
systematisch auf ihre Bildungsangebote, Forschungsaktivitäten und ihre Verbindungen zu<br />
Unternehmen analysiert. Bestehende Kooperationsdefizite werden aufgezeigt und die Kapazität<br />
unterausgelasteter Hochschulen auf erfolgreiche Hochschulstandorte transferiert.<br />
Die Wissenslandschaft der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> ist die Folge einer<br />
konsequenten Qualitätsstrategie. Man hat erkannt, dass in einer Wissensgesellschaft<br />
• ständig in Bildung als Kapital der Zukunft investiert werden muss,<br />
• Vernetzungspotenziale bei den Ressourcen und der Transfer in die Wirtschaft<br />
konsequent gefördert werden sollten und<br />
• verwandte Themenfelder gepflegt werden müssen, um die Wissenslandschaft attraktiv<br />
zu halten.<br />
89
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Wissenslandschaft:<br />
Eine Geschichte aus der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Teil 1:<br />
Sandra, ein geborenes Kind der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>, wurde vom<br />
Kleinkindalter an in ihren Stärken gefördert. Dies reicht von der spielerischen Einführung von<br />
Englisch in der Grundschule bis hin zu Technikseminaren für interessierte Kinder an<br />
weiterführenden Schulen, um die Grundlagen für Interesse und Motivation zu legen. Den<br />
Lehrern an ihrer Schule gelang es, Sandra die Haltung zu vermitteln, dass die Fähigkeit sich<br />
Wissen anzueignen eine große Chance ist.<br />
Teil 2:<br />
Ying Chon ist eine begabte Schulabgängerin aus China. Ihre wohlhabenden Eltern wollen<br />
gerne in ihre Zukunft investieren und finanzieren ihr ein Studium der Betriebswirtschaft an einer<br />
Hochschule in Deutschland. Aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Leistungen bekommt sie<br />
einen Teil ihrer fälligen Studiengebühren in Deutschland durch eine Stiftung refinanziert.<br />
Sie entscheidet sich für <strong>München</strong> als Hochschulstandort, da sie bereits im Internet auf einer<br />
übersichtlichen Seite die nötigen Informationen zu ihrem Studium findet. Ihr Studienverlauf und<br />
formelle Vorraussetzungen werden klar dargestellt. Ebenfalls enthalten sind wichtige<br />
Informationen für das Leben an ihrem Studienort. Sie kann bereits per Internet ein Zimmer im<br />
Studentenwohnheim reservieren.<br />
In <strong>München</strong> angekommen, kann Ying sich an die zentrale Anlaufstelle der Universität wenden.<br />
Dort werden ihr die nötigen Formblätter für die Ausländerbehörde erklärt. Das mit dem<br />
Wohnheimzimmer klappt, das Wohnheim liegt direkt an der U-Bahn und sie erreicht ihren<br />
innerstädtischen Hochschulstandort in weniger als zehn Minuten.<br />
Studenten aus europäischen und fernen Ländern sind im Stadtbild nicht zu übersehen. Teils<br />
studieren sie an privaten Hochschulen, die sich großteils über Studiengebühren finanzieren.<br />
Die einheimische Bevölkerung sehen diese Studenten und andere Ausländer als Bereicherung<br />
an.<br />
Ying erwirbt an ihrer Hochschule eine qualifizierende Ausbildung, stellt jedoch dieses Wissen<br />
durch eine anschließende Beschäftigung in der <strong>Metropolregion</strong> auch wieder zur Verfügung. Sie<br />
hat am Arbeitsmarkt gute Chancen, da viele Unternehmen Geschäftsbeziehungen in den<br />
fernen Osten aufgebaut haben. Ihre Fähigkeit Chinesisch zu sprechen und ihre Kenntnis der<br />
dortigen Kultur werden benötigt.<br />
Teil 3:<br />
Gudrun Schlau ist leitende Mitarbeiterin einer Münchner Solartechnikfirma. Um für zukünftige<br />
Geschäftsfelder mit geeigneten Strategien in den Wettbewerb gehen zu können, entschließt<br />
sich der Firmenvorstand Frau Schlau weiterbilden zu lassen. Zunächst ist zu klären, welche<br />
Möglichkeiten es vor Ort gibt. Sie besucht das Portal „Berufliche Weiterbildung in der<br />
<strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>“. Hier ist das weite Feld der<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten in der <strong>Metropolregion</strong> nach verschiedenen Kriterien<br />
recherchierbar dargestellt. Diese Kriterien sind unter anderem Fachrichtung, Professionalität,<br />
mögliche Abschlüsse, Bedingungen, Preis der Ausbildung, Ausbildungsort etc.<br />
Frau Schlau findet ein für Sie geeignetes berufsbegleitendes Bildungsmodul der Fraunhofer<br />
Akademie in <strong>München</strong>. Die Akademie arbeitet praxisnah mit den Unternehmen des<br />
Umweltkompetenzzentrums in Augsburg zusammen. Sie ist froh für ihre Weiterbildung nicht<br />
zeitaufwändig pendeln zu müssen. Zum Abschluss ihres Ausbildungsmoduls organisiert die<br />
Akademie eine Tagung. Ein Unternehmen hat die Marktlücke entdeckt und vermietet einen<br />
Pool an interessanten und geeigneten Räumlichkeiten, die für eine bestimmte Zeit gerade frei<br />
sind. Das Unternehmen übernimmt auch die komplette Organisation der Tagung.<br />
90
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
4.5 Das Bild der <strong>Metropolregion</strong>: Bewusstseinsbildung und Identifikation<br />
Die Wertschöpfungsgeschichten binden vorhandene, bisher aber dispers in der <strong>Metropolregion</strong><br />
verstreute Mosaiksteine zusammen und führen zu einem neuen räumlichen wie funktionalen<br />
Verständnis der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>. Dabei werden nicht nur bestehende<br />
thematische und räumliche Grenzen überschritten. Die Geschichten generieren auch neue<br />
Raumvorstellungen: In den Köpfen der Akteure entstehen neue mentale Bilder der<br />
<strong>Metropolregion</strong>. Ausgehend von bestehenden räumlichen Vorstellungen kann es nun gelingen,<br />
den neuen Maßstab der EMM zu begreifen. Die Geschichten operieren genau an dem<br />
Übergang zwischen den alten und neuen Bildern der <strong>Metropolregion</strong>. Aufgabe des Bildes der<br />
<strong>Metropolregion</strong> als integrativem Bestandteil der inhaltlichen Strategie ist es, diesen Prozess zu<br />
unterstützen. Dieser ist wesentlich für Bewusstseinsbildung und Identität und soll im Folgenden<br />
beschrieben werden.<br />
In allen vier untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en wird die Bedeutung von Bildern der Region explizit<br />
oder implizit erkannt. Dies zeigt sich zum Beispiel an dem Bemühen um geeignete<br />
Kommunikationsplattformen für die Innen- und Außendarstellung mit entsprechenden bildhaften<br />
Inhalten wie Internetseiten oder Magazinen. Auch wenn die konkreten Ansätze für Bilder der<br />
<strong>Metropolregion</strong> noch in den Anfängen stecken, so werden zumindest deren Notwendigkeit und<br />
das Bedürfnis nach diesen Bildern sehr deutlich.<br />
Das Bild der Region ist eine Zugangsweise, welche die drei anderen Bausteine der inhaltlichen<br />
Arbeit in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> ergänzen soll. Anschaulichkeit, sinnliche<br />
Erfahrbarkeit, Emotionalität – alles Eigenschaften von Bildern – können die Arbeit an den<br />
Themenfeldern, Impulsprojekten und Geschichten unterstützen. Sie fördern Verständnis und<br />
Motivation der Akteure, ermöglichen Bewusstseinsbildung für und Identifikation mit der<br />
<strong>Metropolregion</strong>. Insofern bildet das Bild der Region eine Klammer, es ist eine den anderen drei<br />
Bausteinen übergeordnete beziehungsweise diese begleitendes Zugangsweise.<br />
Als Arbeitsinstrument kann das Bild der <strong>Metropolregion</strong> Aufgaben erfüllen, welche im Rahmen<br />
der inhaltlichen Arbeit in der EMM sowieso anstehen. Dabei geht es um die<br />
• Kommunikation nach innen und außen<br />
Die Arbeit an dem Bild der EMM liefert Bildinhalte und geeignete Präsentationsformen<br />
beziehungsweise Plattformen für die Kommunikation innerhalb und außerhalb der<br />
<strong>Metropolregion</strong>.<br />
• Unterstützung konkreter Projekte<br />
Das Bild der EMM liefert konkrete Beiträge für die Arbeit an den Geschichten und<br />
Projekten. Es veranschaulicht diese und macht sie sinnlich, emotional erfahrbar. Damit<br />
macht das Bild der <strong>Metropolregion</strong> die konkrete inhaltliche Arbeit sichtbar und leichter<br />
kommunizierbar.<br />
• Koordination der gemeinsamen Wahrnehmung der verschiedenen Akteure<br />
Der Arbeitsprozess um das Bild der <strong>Metropolregion</strong>, wenn zum Beispiel<br />
Wettbewerbsergebnisse juriert werden oder Workshops stattfinden, stimuliert den<br />
Austausch der verschiedenen Akteure, sie können eine gemeinsame Wahrnehmung<br />
entwickeln, und regt eine Diskussion um das Selbstverständnis der <strong>Metropolregion</strong> an.<br />
Herausforderungen für ein Bild der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
In Analyse der bildhaften Ansätze in den anderen <strong>Metropolregion</strong>en zeigt sich, dass folgende<br />
Punkte eine besondere Herausforderung für ein Bild der <strong>Metropolregion</strong> darstellen.<br />
• Die Region, nicht nur die Metropole, sichtbar machen<br />
In allen Beispielen finden sich zwar Bilder für die Metropole, also das dominierende<br />
urbane Zentrum, die Region bleibt aber weit gehend unsichtbar und gesichtslos. Für ein<br />
91
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Bild der EMM ist es entscheidend, die Rolle der weiteren Zentren und verschiedenen<br />
Zwischenräume zu verstehen und darzustellen.<br />
• Integrative Sichtweise auf die vielfältigen Qualitäten der <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>Metropolregion</strong>en lassen sich weder rein funktional noch rein morphologisch, weder<br />
allein aus einem globalen noch aus einem rein lokalen Blickwinkel verstehen. Sie leben<br />
von vielfältigen Qualitäten und Eigenschaften, die es gilt, miteinander in Beziehung zu<br />
setzen, also eine integrative, räumliche und sektorale Grenzen überschreitende<br />
Sichtweise zu entwickeln.<br />
• Ein „Statistisches Bild der <strong>Metropolregion</strong>“ als Hilfe zur Selbsterkenntnis<br />
Analytische Erkenntnisse über die <strong>Metropolregion</strong> sind für die inhaltliche Strategie der<br />
<strong>Metropolregion</strong> von entscheidender Bedeutung. Dabei gibt es aber mindestens zwei<br />
Herausforderungen: Zum einen das Zusammenführen von bislang dispers erfassten<br />
Informationen und Daten auf der Ebene der <strong>Metropolregion</strong> in Form eines Monitorings,<br />
zum anderen die Vermittlung dieser Inhalte an die Akteure und Öffentlichkeit. Diese<br />
kann durch Visualisierungen wesentlich unterstützt und erleichtert werden.<br />
• Spezifische Bildinhalte vor austauschbaren Bildverpackungen<br />
Der Bedarf des Standortmarketings an Bildern der Region führt in allen vier<br />
<strong>Metropolregion</strong>en zur Erstellung von Bildverpackungen wie Internetseiten oder<br />
Magazinen. Diese Selbstdarstellungen der einzelnen <strong>Metropolregion</strong>en sind dabei sehr<br />
ähnlich und austauschbar. Sollen spezifische Bilder für die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>München</strong> entstehen, ist eine hintergründige Arbeit, die Arbeit an spezifischen<br />
Bildinhalten notwendig. Diese können dann nach Außen wie Innen zielgruppengerecht<br />
vermittelt werden.<br />
• Erfahrbarkeit und Sichtbarkeit der <strong>Metropolregion</strong> im Alltag<br />
Das Bild der Region sollte die alltägliche Wahrnehmbarkeit der <strong>Metropolregion</strong><br />
unterstützen. Erlebbarer, fühlbarer Nutzen der Kooperation auf dem metropolitanen<br />
Maßstab für die Menschen, wie er zum Beispiel über einen gemeinsamen Tarifverbund<br />
des ÖPNV entsteht, haben eine große Wirkung auf die mentalen Bilder der<br />
<strong>Metropolregion</strong> und befördern damit Bewusstseinsbildung und Identifikation. Das Bild<br />
der <strong>Metropolregion</strong> sollte also mehr beinhalten, als das Aufgreifen bestimmter<br />
Leuchttürme.<br />
Die Arbeit an dem Bild der EMM kann bereits in der Anfangsphase der Kooperation eine<br />
wichtige Unterstützung der übrigen inhaltlichen Arbeit sein. Daher schlagen wir vor, das Bild der<br />
<strong>Metropolregion</strong> mit einem Impulsprojekt anzugehen und zwar in Form eines Ideenwettbewerbs.<br />
Dieser soll als ein Startschuss begriffen werden, der die Kooperation stimuliert und einen<br />
konkret verwertbaren Output liefert. Er stellt in der Startphase der Zusammenarbeit ein<br />
öffentlichkeitswirksames Ereignis dar und ist eine Denkfabrik für die strategische wie operative<br />
Arbeit in der <strong>Metropolregion</strong>.<br />
Ideenwettbewerb „Das Bild der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>“<br />
Das Bild einer <strong>Metropolregion</strong> setzt sich aus drei Kategorien räumlicher Bilder zusammen: Die<br />
realen Bilder beziehen sich auf direkt wahrnehmbare und erlebbare räumliche Eigenschaften,<br />
mediale Bilder sind Abbildungen, Repräsentationen der <strong>Metropolregion</strong>, mentale Bilder sind<br />
räumliche Vorstellungen im Kopf, die sich auf die realen und medialen Bilder beziehen (siehe<br />
Kapitel 3.1). Die Arbeit an dem „Bild der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>“ soll auf der<br />
realen und der medialen Ebene erfolgen und somit indirekt auch die mentalen Bilder<br />
beeinflussen. Dabei erfüllen die zwei Ebenen unterschiedliche Funktionen und ergänzen sich<br />
gegenseitig.<br />
92
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
• Die mediale Bildebene<br />
Hier geht es um die Erarbeitung gemeinsamer Bildinhalte für die Kommunikation<br />
innerhalb und außerhalb der <strong>Metropolregion</strong>. Das können Karten, Bilder, Diagramme,<br />
Animationen etc. sein, die sich auf reale, direkt erlebbare räumliche Eigenschaften<br />
beziehen, zum Beispiel bestimmte Leuchttürme der Region, oder auch nicht direkt<br />
wahrnehmbare räumliche Eigenschaften, wie sie zum Beispiel über statistische Daten<br />
abgebildet werden, darstellen. Gerade die funktionalen räumlichen Beziehungen<br />
innerhalb von <strong>Metropolregion</strong>en können so sichtbar gemacht werden. Die mediale<br />
Bildebene beinhaltet auch geeignete Präsentationsformen zur Vermittlung der<br />
erarbeiteten Inhalte, wie eine Internetseite oder eine Ausstellung.<br />
• Die reale Bildebene<br />
Die reale Ebene bezieht sich auf den fühlbaren Nutzen, den gelebten Mehrwert der<br />
Kooperation für die Menschen und Unternehmen in der <strong>Metropolregion</strong>. Darunter<br />
können zum Beispiel bestimmte Serviceangebote, metropolitane Medien, ein<br />
verbessertes ÖPNV-Netz oder gesteigerte Freiraumqualitäten fallen. Durch ihre<br />
besondere Anschaulichkeit wirken die Projekte bewusstseinsfördernd und<br />
identitätsstiftend und können damit gleichzeitig neue Inhalte und Impulse für die<br />
mediale Arbeit an dem Bild der <strong>Metropolregion</strong> liefern.<br />
Die reale Ebene ergänzt die mediale Bildebene. Das Bild der <strong>Metropolregion</strong> zielt nicht nur auf<br />
die Veränderung der Wahrnehmung im Kopf des Betrachters, sondern versucht auch die<br />
Wahrnehmbarkeit des Gegenstands selbst, der <strong>Metropolregion</strong>, zu unterstützen.<br />
Abbildung 12: Der Ideenwettbewerb „Das Bild der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>“ hat<br />
reale und mediale Bilder zum Gegenstand, die mentalen Bilder werden indirekt beeinflusst.<br />
Aufgabenstellung des Ideenwettbewerbs<br />
In dem Ideenwettbewerb soll eine parallele Arbeit auf den zwei beschriebenen Bildebenen<br />
geleistet werden. In einem Wettbewerb um geeignete Abbildungen und Darstellungen der<br />
93
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
<strong>Metropolregion</strong> sollen verschiedene räumliche Lesarten erarbeitet werden, die qualitative aber<br />
auch quantitative Aussagen, zum Beispiel in einem statistischen Bild der <strong>Metropolregion</strong>, über<br />
die <strong>Metropolregion</strong> machen. Anknüpfend an die Geschichten, soll versucht werden, auch die<br />
Region – nicht nur die Metropole – mit ihren verschiedenen Teilräumen darzustellen. Die<br />
konzipierten funktionalen und räumlichen Komplementaritäten zu den einzelnen Geschichten<br />
innerhalb der <strong>Metropolregion</strong> sollen bildhaft sichtbar und weiterentwickelt werden. Dadurch<br />
kann eine integrative Sichtweise auf die <strong>Metropolregion</strong> entwickelt werden und das mediale Bild<br />
die laufende inhaltliche Arbeit ergänzen. Ausgehend von diesem erarbeiteten räumlichbildhaften<br />
Verständnis der EMM sollen Projektvorschläge eingereicht werden für reale<br />
Interventionen in der <strong>Metropolregion</strong>. Es geht darum, die Erfahrbarkeit und Sichtbarkeit der<br />
<strong>Metropolregion</strong> im Alltag zu steigern. Die Projekte sollen bewusstseinsfördernd und<br />
identitätsstiftend sein und medial kommuniziert werden können. Eine direkte Anknüpfung an die<br />
Geschichten scheint sinnvoll zu sein.<br />
Abbildung 13: Aufgabenstellung und Output des Ideenwettbewerbs „Das Bild der <strong>Europäische</strong>n<br />
<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong>“<br />
Output und Nutzen<br />
Beide Arbeitsebenen des Wettbewerbs, die mediale und die reale, können die öffentliche<br />
Diskussion um die Wahrnehmung und die Qualitäten der <strong>Metropolregion</strong> anregen. Die medialen<br />
Bilder können für die Medien der <strong>Metropolregion</strong>, zum Beispiel auf der Internetseite, oder auch<br />
in Ausstellungen verwendet werden. Die Projektideen bilden einen Fundus für eine spätere<br />
Konkretisierung und Umsetzung.<br />
Vorgehensweise<br />
An dem Wettbewerb können Fachleute verschiedener Disziplinen teilnehmen wie Stadt- und<br />
RegionalplanerInnen, ArchitektInnen, LandschaftsarchitektInnen, GeographInnen,<br />
DesignerInnen und KünstlerInnen. In interdisziplinären Teams sollen zwingend verschiedene<br />
fachliche Zugangsweisen verbunden werden: analytische, planerische und künstlerische.<br />
94
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Für die Ausschreibung des Ideenwettbewerbs ist eine Vorarbeit notwendig. Damit die<br />
verschiedenen Bausteine der inhaltlichen Arbeit in der <strong>Metropolregion</strong> tatsächlich ineinander<br />
greifen können, müssen bereits gewisse Grundlagen, zum Beispiel zu den Geschichten,<br />
erarbeitet worden sein. Die Geschichten können über das Bild der Region gut<br />
zusammengebunden und Vernetzungspotenziale sichtbar gemacht werden.<br />
Über diese Vorarbeit werden die verschiedenen Akteure der <strong>Metropolregion</strong> in den Prozess um<br />
das Bild der Region eingebunden. In der Jury sollten die verschiedenen Teilräume der<br />
<strong>Metropolregion</strong> sowie wichtige Entscheidungsträger vertreten sein. Der Entscheidungsprozess<br />
ist für die Akteure dann Gelegenheit und Unterstützung, eine gemeinsame Wahrnehmung der<br />
<strong>Metropolregion</strong> zu entwickeln. Weitere Akteure und die Öffentlichkeit könnten zum Beispiel über<br />
Bürgerhearings beteiligt werden. Da der Ideenwettbewerb aber kein Leitbildprozess ist, geht es<br />
hier nicht um das Erzielen eines möglichst großen Konsenses, sondern um die Unterstützung<br />
der Bewusstseinsbildung und damit Identifikation möglichst vieler und verschiedener Akteure<br />
mit der EMM.<br />
Der Ideenwettbewerb ist ein Instrument, um an dem Bild der Region zu arbeiten. Dies ist auch<br />
ohne eine konkrete Umsetzung der Wettbewerbsergebnisse sinnvoll. Zumal können bestimmte<br />
Ergebnisse, wie die medialen Bildinhalte, sich direkt einsetzen für Kommunikation und<br />
Öffentlichkeitsarbeit. Bei der Finanzierung geht es also allein um Organisation und<br />
Durchführung des Wettbewerbs selbst, inklusive der Preisgelder und Öffentlichkeitsarbeit. Für<br />
die Projektideen könnten die zunächst mangelnden finanziellen Umsetzungsmöglichkeiten als<br />
Freiheit verstanden werden, auch visionär zu arbeiten.<br />
Präsentation der Ergebnisse<br />
Entscheidend für die Wirkung des Ideenwettbewerbs ist eine professionelle Präsentation der<br />
Ergebnisse. Die verschiedenen Formen der Präsentation müssen von vorn herein auch<br />
finanziell mit eingeplant sein, damit der Wettbewerb sein Potenzial für Bewusstseinsbildung und<br />
Motivation in der <strong>Metropolregion</strong> entfalten kann. Insbesondere eine Wanderausstellung der<br />
besten Ergebnisse durch die EMM eignet sich dafür, die Bevölkerung direkt einzubeziehen. Bei<br />
der Präsentation geht es weniger um das Herausstellen des Siegerbeitrags, denn gerade über<br />
die Vielfalt und Gegensätze der eingereichten Bilder der <strong>Metropolregion</strong> kann die öffentliche<br />
Diskussion und Wahrnehmung angeregt werden.<br />
95
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
5 Organisationsstrukturen<br />
Die Konstitution einer einzelne Projekte übergreifenden Zusammenarbeit in der <strong>Europäische</strong>n<br />
<strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM) steht am Anfang, gleichzeitig finden sich in der EMM bereits<br />
eine Vielzahl existierender Netzwerke und Initiativen. Die wichtigen Akteure und Stakeholder<br />
wünschen sich schlanke und transparente Strukturen für die Kooperation in der EMM und<br />
wollen dabei die vorhandenen Ansätze integrieren. Das scheint auch angemessen zu sein für<br />
die mögliche inhaltliche Strategie „Less Is More“ der Zusammenarbeit, bei der anfangs auf eine<br />
begrenzte Anzahl von Themenfeldern und Projekten gesetzt wird. Der Vergleich der vier<br />
<strong>Metropolregion</strong>en zeigt aber, dass wohl ein Mindestmaß an Organisationsstruktur und damit<br />
verbundenen finanziellen Mitteln notwendig ist, will man auf dem Maßstab der <strong>Metropolregion</strong><br />
tatsächlich dauerhaft kooperieren. Gleichzeitig ist es notwendig, mit der Organisationsform das<br />
Nebeneinander vorhandener Kooperationen zusammenzuführen und zu strukturieren.<br />
Wesentlich für den Erfolg der Zusammenarbeit sind aber vor allem die Personen, welche diese<br />
Strukturen erst mit Leben erwecken. Das bedeutet auch, dass in der gewählten<br />
Organisationsform genügend Raum vorhanden sein muss für das Engagement der<br />
verschiedenen Akteure und Stakeholder.<br />
Herausforderungen und Erkenntnisse für die Wahl der Organisationsstrukturen<br />
Aus dem Quervergleich der Kooperationsformen der vier untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en und<br />
dem Wunsch nach einfachen und transparenten Strukturen der Zusammenarbeit in der<br />
<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> ergeben sich die wesentlichen Herausforderungen für<br />
die Wahl der geeigneten Organisationsstrukturen.<br />
• Trennung von Entscheidungs- und Arbeitsebene<br />
Die Trennung von Entscheidungs- und Arbeitsebene findet sich in allen vier<br />
untersuchten <strong>Metropolregion</strong>en. Die Entscheidungsebene ist abgesehen von der<br />
<strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar ausschließlich besetzt mit demokratisch legitimierten<br />
Vertretern der Gemeinden, Landkreise und auch der Bundesländer. Auf der<br />
Arbeitsebene können weitere Akteure eingebunden werden. Für das Verhältnis von<br />
Entscheidungs- und Arbeitsebene sind ausreichende Koordination, Überblick und<br />
gegebenenfalls auch Kontrolle der Entscheidungsträger über die Aktivitäten in den<br />
Arbeitskreisen und Projekten einerseits, aber auch die möglichst große<br />
Eigenverantwortung und Entscheidungsfreiheit für die in konkreten Projekten aktiven<br />
Akteure anderseits wichtig. Letzteres ist dann besonders hervorzuheben, wenn die<br />
Entscheidungsebene nur das Label und die Plattform <strong>Metropolregion</strong> zur Verfügung<br />
stellen kann, nicht aber finanzielle Mittel oder personelle Ressourcen zur Umsetzung<br />
von Projekten. Dann sind die Fragen der Attraktivität des auch finanziellen<br />
Engagements und der möglichst großen Motivation der unmittelbar Beteiligten<br />
entscheidend. Die Verbindung von Entscheidungs- und Arbeitsebene kann dabei über<br />
die Kriterien für die Vergabe des Labels <strong>Metropolregion</strong> geschehen oder über die<br />
Besetzung der Arbeitskreise zum Beispiel mit Vertretern der Politik, um eine personelle<br />
Kontinuität zwischen den beiden Ebenen zu bewahren (Nürnberg) oder umgekehrt<br />
durch die Einbindung von den auf der Arbeitsebene maßgeblich beteiligten Akteuren<br />
aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden in die Entscheidungsebene (Rhein-<br />
Neckar). Eine vierte Möglichkeit besteht in der zusätzlichen Schaffung einer<br />
strategischen Ebene, die sich aus Vertretern beider Ebenen zusammensetzt<br />
(Nürnberg).<br />
• Entscheidungsebene, oberstes Beschlussgremium der <strong>Metropolregion</strong><br />
Für die Organisation der Entscheidungsebene der <strong>Metropolregion</strong> sind die Fragen der<br />
Arbeitsfähigkeit nach innen, der Repräsentation nach außen sowie der demokratischen<br />
Legitimation wesentlich. Die Gliederung des obersten Beschlussgremiums in eine<br />
Vollversammlung der konstituierenden Mitglieder der <strong>Metropolregion</strong> und einen daraus<br />
gewählten Lenkungskreis bzw. Präsidium scheint sich zu bewähren (Hamburg und<br />
96
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Nürnberg). Die Vollversammlung tagt nur selten, zum Beispiel ein- bis zweimal jährlich,<br />
der Lenkungskreis kann alle für das Tagesgeschäft notwendigen Entscheidungen<br />
treffen. Einen Vorsitzenden der Entscheidungsebene der <strong>Metropolregion</strong> gibt es in der<br />
<strong>Metropolregion</strong> Nürnberg mit dem Oberbürgermeister von Nürnberg mit zwei<br />
Stellvertretern, einem Landrat und einem Bürgermeister. In Hamburg hingegen gibt es<br />
keine dem Lenkungskreis vorstehende Person, hier übernehmen die<br />
Ministerpräsidenten teilweise die Aufgabe der sichtbaren politischen Repräsentation der<br />
<strong>Metropolregion</strong>. Empfehlenswert ist die Idee eines doppelt besetzten Vorsitzes. Die<br />
Verantwortung nach innen und der gemeinsame Auftritt nach außen kann durch das<br />
„Zwei-Schultern-Prinzip“ verdeutlicht werden.<br />
• Einbindung weiterer Akteure von außerhalb der Politik und Verwaltung<br />
Unter dem Gesichtspunkt der Leistungsfähigkeit einer <strong>Metropolregion</strong> erscheint es<br />
angezeigt, möglichst kräftige Partner an Bord zu haben. Dazu zählen in jedem Fall die<br />
privatwirtschaftlichen Unternehmen. Der Einbezug von einem oder zwei<br />
Unternehmensvertretern – wenn möglich aus der international tätigen<br />
Produktionswirtschaft und den wissensintensiven Dienstleistungen – verleiht der<br />
Entscheidungsebene zusätzliche kosmopolitische Kompetenz. Die Einbindung von<br />
weiteren Akteuren erfolgt in allen vier <strong>Metropolregion</strong>en auf der Arbeitsebene. In Rhein-<br />
Neckar sind diese Akteure zusätzlich auch in die Entscheidungsebene eingebunden,<br />
die Kommunen haben dort aber stets die Mehrheit. Wichtig scheint zu sein, den<br />
weiteren Akteuren auch sichtbare Positionen in der Gesamtorganisation der<br />
<strong>Metropolregion</strong> anzubieten. Das kann zum beispielsweise über die starke<br />
Personalisierung von Arbeitskreisen geschehen oder über Themenpatenschaften wie in<br />
Rhein-Neckar. Die relativ schwache Präsenz von privaten Akteuren in der<br />
<strong>Metropolregion</strong> Hamburg steht auch in Zusammenhang mit der Organisationsstruktur, in<br />
der keine sichtbaren Positionen für solche Akteure vorgesehen sind.<br />
• Einbindung der Landesebene<br />
Es stellt sich die Frage, wie in der EMM die Einbindung der Landesebene in die<br />
Organisationsstrukturen erfolgen kann. In der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg sind zwei<br />
Minister der Landesregierung, der Bezirkstagspräsident und der Regierungspräsident<br />
kooptierte, das heißt angebundene Mitglieder der Entscheidungsebene. In der<br />
<strong>Metropolregion</strong> Hamburg sind die Ländervertreter voll eingebunden in die<br />
Entscheidungsebene.<br />
• Die operative Ebene: Agentur und Projektträger<br />
Selbst bei schlanken Strukturen für die EMM scheint die Einrichtung einer<br />
gemeinsamen Organisationseinheit notwendig zu sein, wie dies in allen vier<br />
untersuchten Referenzräumen erfolgt ist. Diese gewährleistet ein Mindestmaß an<br />
verlässlicher und kontinuierlicher Organisation, sie stellt die Kommunikation nach innen,<br />
zum Beispiel die Koordination der Arbeitskreise, und außen, zum Beispiel die<br />
Koordination des Marketings, sicher. Dazu wird eine personelle und finanzielle<br />
Mindestausstattung benötigt mit einem hauptamtlichen Grundgerüst und einem Etat mit<br />
Sachmitteln.<br />
Die Beschränkung auf eine schlanke Organisationsform für die EMM würde für die<br />
Arbeitsebene bedeuten, dass für die konkrete Umsetzung der bearbeiteten<br />
Themenfelder in einzelnen Projekten jeweils situativ geeignete operative Strukturen zu<br />
finden sind. Diese arbeiten unter dem Dach der <strong>Metropolregion</strong> aber unabhängig von<br />
deren Organisationsform, zum Beispiel in Form von GmbHs oder Vereinen. Das<br />
bedeutet, dass die Zusammensetzung der Projektbeteiligten und die Aufstellung der<br />
Finanzierung für jedes Projekt neu erfolgen müssen.<br />
97
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
5.1 Die Strukturen: Aufbau- und Ablauforganisation<br />
Die Kooperation in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> (EMM) benötigt, um arbeitsfähig<br />
zu werden, eine organisatorische Grundstruktur, die unter anderem folgende Merkmale<br />
aufweisen sollte:<br />
• Die Fähigkeit, strategische Ziele zu erreichen<br />
• Die Fähigkeit, Projekte anzustoßen, zu entwickeln und umzusetzen<br />
• Die Integration bestehender regionale Akteure<br />
• Handlungsfähigkeit und Flexibilität<br />
• Eine schlanke Struktur und kosteneffizientes Arbeiten<br />
• Demokratische Legitimität<br />
Aus den bisherigen Überlegungen heraus schlagen wir für die Initialphase der EMM das in<br />
Abbildung 14 dargestellte Modell vor, dessen Gesamtstruktur durch den Rat beschlossen und<br />
zusammengehalten wird. Im Sinne von „Structure Follows Strategy“ wird die inhaltliche Arbeit<br />
entlang der Geschichten organisatorisch strukturiert. Diese Arbeit wird im Wesentlichen durch<br />
die Arbeitskreise geleistet, welche durch Agentur, Lenkungskreis und Metropolenkonferenz<br />
unterstützt und koordiniert werden. Die Zusammensetzung und Aufgaben der einzelnen<br />
Gremien werden im Folgenden beschrieben.<br />
Abbildung 14: Vorgeschlagene Organisationsstruktur der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />
<strong>München</strong><br />
98
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Rat<br />
Zusammensetzung:<br />
Der Rat der EMM besteht in der Mehrheit aus demokratisch legitimierten Vertretern der<br />
Gebietskörperschaften. Es sollten nach Möglichkeit<br />
• alle Bürgermeister der Oberzentren in der EMM<br />
• alle interessierten Landräte<br />
• ein Bürgermeister einer kleineren Gemeinde<br />
• ein Vertreter der bayerischen Staatsregierung<br />
• zwei Vertreter der Wirtschaft aus produzierendem Gewerbe und wissensbasierter<br />
Dienstleistung<br />
• ein Vertreter der Wissenschaft<br />
einbezogen sein. Der Einbezug weiterer Akteure von außerhalb der Politik und Verwaltung ist<br />
insofern wichtig, als damit der Entscheidungskreis der <strong>Metropolregion</strong> um weitere Blickwinkel<br />
und Interessenslagen ergänzt wird.<br />
Zwei Ratsmitglieder übernehmen den Vorsitz als erster und zweiter Vorsitzender. Hierbei<br />
handelt es sich um Oberbürgermeister der größeren Städte in der EMM. Der Leiter der Agentur<br />
ist ohne Stimmrecht mit anwesend. Die Arbeit des Rats kann zunächst mit den motivierten<br />
Politikern starten, sollte aber offen für weitere politische Akteure bleiben. Es gilt der Grundsatz:<br />
Wer in der EMM mitmachen will, muss dafür auch bezahlen. Für die Vertreter der Wirtschaft<br />
muss ein Finanzierungsmodus erarbeitet werden.<br />
Aufgaben:<br />
• Zentrale Vertretung und Legitimation nach außen<br />
• Einsetzen der Vorsitzenden der Arbeitskreise<br />
• Kontrolle des Lenkungsausschusses und des Arbeitsprogramms<br />
• Budgetrecht<br />
Zusammenkunft: Zweimal jährlich oder nach Bedarf<br />
Lenkungskreis<br />
Zusammensetzung:<br />
• Delegierte der Ratsmitglieder<br />
• alle Vorsitzenden der Arbeitskreise<br />
Die Anzahl der Arbeitskreise kann mit Zustimmung des Rates steigen.<br />
Aufgaben:<br />
• Erarbeiten eines Vorschlags für ein koordiniertes Arbeitsprogramm der EMM als Vorlage für<br />
den Rat.<br />
• Koordinierung der einzelnen Aktivitäten in den Arbeitskreisen<br />
Zusammenkunft: In den ersten zwei Jahren: Sechsmal jährlich, ein Mitarbeiter bzw. eine<br />
Mitarbeiterin der Agentur wirkt beratend mit.<br />
99
Arbeitskreise<br />
Zusammensetzung:<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Die Arbeitskreise entwickeln die einzelnen Wertschöpfungsgeschichten und setzen sie um. Für<br />
die Bearbeitung dieser Geschichten ist es notwendig, Akteure mit unterschiedlichen fachlichen<br />
Hintergründen und Interessen aus verschiedenen Teilräumen der <strong>Metropolregion</strong><br />
einzubeziehen. Die Arbeitskreise werden durch einen Vorsitzenden geleitet. Dabei ist die<br />
Besetzung mit einem fachlichen Experten oder einer fachlichen Expertin sinnvoll. Weitere<br />
Mitglieder des Arbeitskreises werden durch Kooptation einbezogen. Hierbei können bestehende<br />
Strukturen wie zum Beispiel die Akteure der Inzell-Initiative aufgegriffen werden.<br />
Aufgaben:<br />
• Weiterentwicklung der Wertschöpfungsgeschichte,<br />
• Entwickeln von umsetzungsfähigen Projekten<br />
• Einwerben von Finanzmitteln<br />
Zusammenkunft: Bestimmt der Vorsitzende nach Rhythmus des Arbeitsverlaufes.<br />
Agentur der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Zusammensetzung:<br />
In der Agentur arbeiten mindestens zwei Experten oder Expertinnen. Die Mitarbeiter bzw.<br />
Mitarbeiterinnen der Agentur sollten fachlich einschlägig qualifiziert sein.<br />
Aufgaben:<br />
• Vertretung der <strong>Metropolregion</strong> nach außen<br />
• Organisation des Marketings und der Öffentlichkeitsauftritte (unter anderem die<br />
Internetseite, Messeauftritte)<br />
• Unterstützung der Arbeit der Arbeitskreise durch sektorübergreifendes Know-How,<br />
Aufbereitung der Fördermöglichkeiten von Projekten, Funktion als Impulsgeber<br />
• Information der Beteiligten<br />
• Organisation der Metropolenkonferenz<br />
• Unterstützung des Lenkungskreises bei der Koordination<br />
• Sicherstellen des Austauschs mit anderen <strong>Metropolregion</strong>en, Mitwirken in deutschen und<br />
europäischen Netzwerken<br />
Die Agentur ist eine schlagkräftige Einrichtung, die sich nicht als Verwaltung der <strong>Metropolregion</strong><br />
versteht, sondern die Managementfunktion ausfüllt.<br />
Metropolenkonferenz<br />
Die Metropolenkonferenz ist eine für die Beteiligten der EMM, Experten und Interessierte<br />
öffentlich zugängliche und öffentlichkeitswirksame Veranstaltung. Ihre Hauptaufgaben sind:<br />
• Information über die Arbeit der EMM<br />
• Mobilisierung von Akteuren<br />
• Austausch von Fachwissen<br />
Die Metropolenkonferenz steht wechselnd unter einem Thema, das sich aus den Aufgaben der<br />
Arbeitskreise ergibt. Sie kann also den Wertschöpfungsgeschichten als Plattform dienen. Sie ist<br />
ein Forum, auf dem geladene externe Experten bzw. Expertinnen ihre Sicht auf die EMM mit<br />
100
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
den Akteuren diskutieren können. Hier können neue Mitglieder und Projektmittel bzw.<br />
Sponsoren für die Arbeitskreise geworben werden, hier können in Workshops neue<br />
Projektideen entstehen und so die Arbeit der Arbeitskreise ergänzen. Der Netzwerkgedanke der<br />
Geschichten spiegelt sich in der Konzeption der Konferenz wider, ebenso ergänzen sich hier<br />
die räumlichen und funktionalen Potenziale in der EMM.<br />
Organisation: einmal jährlich, durch die Agentur<br />
Finanzierung: Teilnehmer und Agentur<br />
5.2 Die Akteure der EMM: Promotoren und Motivatoren<br />
Die Arbeit und Gestaltung der EMM kann nicht allein durch die in Kapitel 5.1 genannten<br />
Gremien erfolgen. Je mehr Bürger, Politiker, Unternehmen und Verbände den Maßstab als<br />
Chance und Kooperationsmöglichkeit begreifen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für<br />
positive Ergebnisse.<br />
Die Motivation ist dabei essentiell. Sie hat viel mit Aufklärungsarbeit zu tun, ohne die<br />
Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit wird es nicht gehen. Hierzu ist ein schrittweises Vorgehen<br />
sinnvoll. Über Promotoren und Multiplikatoren können sich die Vorteile gemeinsamen Handelns<br />
in der EMM ausbreiten. Eine wichtige Rolle spielen hier große Unternehmen in der EMM mit<br />
Bezug zu den Metropolfunktionen.<br />
Es gilt darüber nachzudenken und abzuklären, wie bestehende Initiativen zu der EMM stehen.<br />
Parallele und nicht koordinierte Aktivitäten von GMA und der EMM sind beispielsweise zu<br />
vermeiden. Die meisten bisherigen Kooperationsformen in der EMM bieten viel versprechende<br />
Anknüpfungspunkte, daher sind diese Fragen ausgehend von der in Kapitel 5.1<br />
vorgeschlagenen Struktur möglichst auf Ebene der Arbeitskreise zu klären.<br />
Es sind unter anderem folgende Institutionen, Initiativen und Verbände, die mit der EMM<br />
zusammenarbeiten sollten bzw. die Aufgaben für sie wahrnehmen können und damit personelle<br />
und organisatorische Ressourcen für die EMM darstellen:<br />
• Wirtschaftsraum Südbayern – Greater Munich Area e.V. (GMA)<br />
• Regionaler Planungsverband <strong>München</strong><br />
• Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum <strong>München</strong><br />
• Industrie- und Handelskammer <strong>München</strong>-Oberbayern<br />
• Nord-Allianz<br />
• Inzell-Initiative<br />
• Münchner-Verkehrs- und Tarifverbund<br />
• Verein zur Sicherstellung überörtlicher Erholungsgebiete in den Landkreisen um <strong>München</strong><br />
e.V. (Erholungsflächenverein e.V.)<br />
• Heideflächenverein e.V.<br />
• Isartalverein e.V.<br />
• Verein Dachauer Moos e.V.<br />
• Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie<br />
Diese Aufzählung ist beispielhaft zu verstehen und nicht abschließend. Es geht dabei auch<br />
nicht zwangsläufig um eine Veränderung dieser bestehenden Arbeitstrukturen, sondern um die<br />
Klärung, wie man gemeinsam in der EMM weiter erfolgreich arbeiten will und kann.<br />
5.3 Die Formen der Kooperation<br />
Die Zusammenarbeit in der EMM kann sich wegen eines nicht vorhandenen Drucks von oben<br />
nur in einem Bottom-Up-Prozess formieren, der auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruht. Daher<br />
101
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
ist der Rat gezwungen, bei anstehenden Entscheidungen stets auf einen – weitgehenden –<br />
Konsens hinzuarbeiten. Es ist sinnvoll sich auf grundlegende Prinzipien der Kooperation zu<br />
verständigen und Spielregeln zu vereinbaren. Diese müssen auch die Arbeitsfähigkeit in<br />
Konfliktsituationen sicherstellen, denn Blockadestrategien würden dem Kooperationsgedanken<br />
widersprechen und eine weitere Arbeit bedrohen. Das Prinzip der Stimmenthaltung gibt<br />
Mitgliedern die Möglichkeit, die Aktivitäten anderer nicht aktiv zu unterstützen, diese aber auch<br />
nicht zu verhindern und somit zu dulden.<br />
Eine Arbeit auf gleicher Augenhöhe wie im Fall der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg ist für die<br />
Beteiligten motivierend. Angesichts recht starker und bisher eigenständig denkender<br />
Oberzentren in der EMM scheint uns das in der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg angewendete Prinzip,<br />
dass jede Stimme im Rat das gleiche Gewicht haben sollte, auch für die EMM geeignet.<br />
5.4 Die Finanzierung<br />
Die im Kapitel 5.1 vorgeschlagene Struktur benötigt ein Mindestmaß an Finanzierung.<br />
Die nötige Arbeit des Rats, des Lenkungsausschusses und der Arbeitskreise sollten über<br />
vorhandene Personalressourcen erbracht werden und müssen nicht extra vergütet sein. Man<br />
kann diese Arbeit ohne weiteres zu den Kernaufgaben des Personenkreises zählen.<br />
Notwendig ist die Finanzierung der Agentur in Form von Personal- und Sachmitteln. Dabei ist<br />
die Anzahl von zwei festen Mitarbeitern bzw. Mitarbeiterinnen die untere Grenze der<br />
personellen Ausstattung, um die zu erwartende Koordinations- und Marketingarbeit<br />
professionell bewältigen zu können. Ferner benötigt die Agentur einen Haushalt, um ihre<br />
Aufgaben sinnvoll und professionell ausführen zu können. Räumlichkeiten und eine<br />
Büroausstattung etc. können unter Umständen als „Naturalleistung“ mit bereits vorhandenen<br />
Kapazitäten dargestellt werden. Administrationsaufgaben sind effizient an externe Anbieter<br />
solcher Dienstleistungen auszulagern.<br />
Für das zentrale Marketing der EMM durch die Agentur wie zum Beispiel der Aufbau und die<br />
Pflege der Internetseiten sollte der Agentur ein nicht zu knapper Betrag als<br />
Anschubfinanzierung zur Verfügung stehen. Ebenso sollte die Agentur Mittel haben, ein<br />
externes Coaching bzw. externe Gutachten anzufordern.<br />
Die Projekte sollten grundsätzlich in den Arbeitskreisen erarbeitet werden. Dort muss auch<br />
primär nach den Finanzierungsmöglichen, Fördermitteln und Sponsoren gesucht werden. Auch<br />
hier kann es allerdings sinnvoll sein, wenn durch die Agentur eine Anschubfinanzierung<br />
erfolgen kann, zum Beispiel für die Kosten der Projektakquisition.<br />
Generell ist zu bedenken, dass ein „armseliger Einstieg“ dem Aufbau des Labels EMM schadet,<br />
da dann weder an den Inhalten mit der notwendigen Qualität und Intensität gearbeitet werden<br />
kann, noch kann die unabdingbare Kommunikationsarbeit nach innen und außen geleistet<br />
werden. Es ist professionelle Arbeit nötig und die hat ihren Preis. Ein Betrag zwischen 250 000<br />
und 500 000 Euro jährlich ermöglicht einen sinnvollen und professionellen Beginn im Sinne der<br />
oben geschilderten Aufgaben incl. der Internetseite. Dies entspricht, falls alle Landkreise und<br />
kreisfreien Städte des Kerngebietes der EMM zum Mitmachen bewogen werden können, einem<br />
Betrag von 5 bis 10 Cent pro Einwohner. Die <strong>Metropolregion</strong> Hamburg zum Beispiel leistet sich<br />
letzteren Betrag.<br />
Ein Prinzip der gleichen Augenhöhe bei Entscheidungen legt auch eine faire und transparente<br />
Finanzierung nahe. Die Erhebung der Beiträge nach Einwohnerzahl würde das unterstützen.<br />
Es besteht die Option, nach einer gewissen Zeit bei gut laufenden Projekten einen Teil der<br />
Agenturarbeit refinanzieren zu können. So können durch die Internetseite auch<br />
Werbeeinnahmen eingespielt werden und die Kosten dadurch zumindest gesenkt werden. Am<br />
Anfang wird jedoch immer eine Anschubfinanzierung nötig sein. Beiträge vom Freistaat Bayern<br />
wären wünschenswert, in anderen Bundesländern (Baden-Württemberg, Rhein-Neckar) werden<br />
diese geleistet.<br />
102
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Generell sollte das Prinzip gelten, dass diejenigen, welche von der Koordinationsarbeit der<br />
EMM Nutzen und Vorteile haben, sich auch an deren Finanzierung beteiligen.<br />
103
Anhang<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Portraits der vier <strong>Metropolregion</strong>en<br />
In Kapitel 2.2 werden die Ergebnisse der vergleichenden Analyse der vier <strong>Metropolregion</strong>en<br />
Hamburg, Rhein-Neckar, Stuttgart und Nürnberg zum Zwecke der Übersicht in knapper<br />
tabellarischer Form aufgeführt. Diese basieren auf den hier im Anhang ausformulierten Portraits<br />
jeder einzelnen <strong>Metropolregion</strong>. Sie enthalten jeweils die wesentlichen Analyseergebnisse<br />
hinsichtlich der Untersuchungsebenen Strategie, Struktur und Kultur.<br />
Hamburg<br />
Abbildung A1: Umgriff <strong>Metropolregion</strong> Hamburg: Freie und Hansestadt Hamburg mit 8<br />
Landkreisen in Niedersachsen und 6 in Schleswig-Holstein. (Quelle: inixmedia GmbH Marketing<br />
& Medienberatung 2006)<br />
A Strategie<br />
Auslöser<br />
„Grenzland-Effekt“: Die Stadt-Umland Problematik – Fragen das Ausgleichs der Lasten<br />
zwischen Stadt und Umland einerseits und des notwendigen Aufbaus einer<br />
grenzüberschreitenden Infrastruktur anderseits – waren Anlass für die Kooperation auf<br />
Länderebene. Die Diskussion um den Nordstaat, gemeint ist die Fusion der einzelnen<br />
Bundesländer, wird unter anderem in dem Scharpf-Gutachten 1990 angeregt. Da diese Fusion<br />
aber nicht zustande kommt, konzentriert man sich nun auf die Kooperation in der<br />
<strong>Metropolregion</strong> (Knieling 2006).<br />
104
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Die Intensivierung und die Umorientierungen innerhalb der Zusammenarbeit in der<br />
<strong>Metropolregion</strong> seit dem Jahr 2000 sind wohl auch dem Weitblick von ein paar Leuten zu<br />
verdanken, die merken, dass es „den Bach runter geht“, wenn man nichts tut (Machule 2006).<br />
Ein Grund für die verstärkten Bemühungen um Kooperationen ist sicher das Bewusstsein über<br />
den verschärften globalen Standortwettbewerb. Als ein Beispiel, welches man wohl vor Augen<br />
hatte, wird das Aufstreben der Öresund-Region genannt. Dabei wurde auch klar, dass es noch<br />
kein ausreichendes Bewusstsein für die eigenen Qualitäten in der Region gibt, zum Beispiel für<br />
die vorhandenen wirtschaftlichen Cluster (Machule 2006).<br />
Herausforderungen und Problemlagen<br />
Eine wesentliche Herausforderung in der Region sind die Ländergrenzen, die Hamburg von<br />
seinem Umland abschneiden. Die Stadt-Umland-Problematik ist daher besonders<br />
anspruchsvoll.<br />
Die Positionierung von Hamburg im internationalen Standortwettbewerb verlangt nach einem<br />
adäquaten räumlichen Umgriff; denn der Wirtschaftsraum Hamburg geht weit über die<br />
Ländergrenzen hinaus.<br />
Zukünftig werden sich zunehmend Fragen der Auslastung und Effizienzsteigerung der<br />
öffentlichen Infrastruktur stellen. Prognosen zeigen, dass in der Region mit der Gleichzeitigkeit<br />
von Wachstums- und Schrumpfungsprozessen zu rechnen ist. Außerdem gibt es wachsende<br />
Haushaltsdefizite der öffentlichen Hand.<br />
Themenfelder und Projekte<br />
Die heutigen Themenfelder lassen sich aus der historischen Entwicklung heraus verstehen. Sie<br />
sind eine Mischung aus Themen der Stadt-Umland-Problematik, der Regionalplanung und<br />
Regionalentwicklung und der Landesplanung. Die <strong>Metropolregion</strong> ist ein Schmelztiegel<br />
verschiedener Themenfelder.<br />
Am Anfang der regionalen Kooperation ging es um eine Stadt-Umland Problematik und<br />
traditionelle Themenfelder der Landes- und Regionalplanung wie Raumstruktur und<br />
Flächenmanagement.<br />
Die regionalen Entwicklungskonzepte von 1996 und 2000 sind thematisch sehr umfassend und<br />
breit aufgestellt, geprägt von einem integrativen, umfassenden Ansatz der Raumentwicklung.<br />
Das erarbeitete Programm wird im Nachhinein von einigen Akteuren als zu umfangreich, zu<br />
anspruchsvoll eingeschätzt (Güss, Schwieger 2006).<br />
2005 kommt es zu einer Neujustierung der Themen und zu einer Konzentration auf drei<br />
Themenfelder, die auch in dem Verwaltungsabkommen verankert sind.<br />
Internationale Wettbewerbsfähigkeit, Internationalisierungsstrategie. Anpassen der regionalen<br />
Kooperation an den Wirtschaftsraum HH, der ja viel größer als das Stadtgebiet HH ist.<br />
Demographischer Wandel mit der Herausforderung der Daseinsvorsorge. Es gibt auch<br />
strukturschwache, überschuldete Landkreise in der MR wie zum Beispiel den Landkreis<br />
Lüchow-Dannenberg, der sich wegen Überschuldung auflösen wollte.<br />
Raumentwicklung, Raumstruktur und Flächenmanagement<br />
Als konkrete Projekte lassen sich zum einen Projekte nennen, welche aus dem REK<br />
hervorgegangen sind. Die 34 Leitprojekte behandeln vor allem Themen auf regionaler Ebene<br />
wie Abfallwirtschaft, regionale Landwirtschaft, gemeinsame Gewerbegebiete, Naturschutz- und<br />
Erholungsgebiete und aber auch Themen mit metropolitaner Tragweite wie der ÖPNV,<br />
Lernende <strong>Metropolregion</strong> Hamburg, Flughafen Hamburg, Existenz- und Ausgründungen aus<br />
Hochschulen (Gemeinsame Landesplanung Hamburg/Niedersachsen/Schleswig-Holstein<br />
2000).<br />
Als Projekte unter der neuen thematischen Fokussierung der Kooperation in der <strong>Metropolregion</strong><br />
Hamburg lassen sich nennen: Die Clusterprojekte Norder- und Süderelbe als teilräumliche<br />
Projekte mit starkem Engagement der Privatwirtschaft. Ziel ist die Identifizierung und Förderung<br />
105
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
zukunftsträchtiger Branchen länder- und regionsübergreifend. Die Süderelbe AG stärkt die<br />
Bildung von Clustern und setzt auf die Verknüpfung von Unternehmen und Kompetenzträgern<br />
zukunftsträchtiger und innovativer Branchen (Süderelbe AG 2006). Das gemeinsame Marketing<br />
für die <strong>Metropolregion</strong> mit einer Marke und Logos. E-government als Leitprojekt der<br />
gemeinsamen Verwaltungsmodernisierung. Der Ausbau des HVV nach Norden und Süden<br />
2002/2003. Die Metropolcard, die Maritime Landschaft Unterelbe und der Elbradwanderweg<br />
(Güss, Schwieger 2006).<br />
Die Stellung und die Qualität des Marketings der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg werden als sehr<br />
hoch eingestuft (Güss, Schwieger 2006; Machule 2006; Knieling 2006).<br />
Analyse<br />
Als Teil der Internationalisierungsstrategie wurde ein interregionales Benchmarking eingerichtet,<br />
das Daten über die Entwicklung der <strong>Metropolregion</strong> mit vergleichbaren <strong>Metropolregion</strong>en in<br />
Beziehung setzt (Knieling 2006).<br />
Der Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> will sich als Wirtschaftsraum Hamburg verstehen. Mit welchen<br />
analytischen Zugängen dieser abgegrenzt wurde, ist nicht ganz klar. Die Pendlerverflechtungen<br />
wurden wohl betrachtet (Güss, Schwieger 2006).<br />
Ende der 1980er Jahre wurde das so genannte Scharpf-Gutachten von den Ländern Hamburg<br />
und Schleswig-Holstein in Auftrag gegeben zur „Zusammenarbeit zwischen den norddeutschen<br />
Ländern“. Darin hieß es, der norddeutsche Raum müsse sich im internationalen Wettbewerb<br />
rüsten und dies ginge nur durch verstärkte Kooperation (Knieling 2006).<br />
B Struktur<br />
Umgriff<br />
Der Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg geht auf die Kooperation der Bundesländer zurück,<br />
die mit den Landkreisen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen das Gebiet festlegte, in dem<br />
die Strukturfonds greifen sollten. Das sind ursprünglich die Landkreise, die eine direkte Grenze<br />
zu Hamburg haben. 1996/2000 kommt ein zweiter Ring hinzu, 2005 tritt der Landkreis<br />
Dittmarschen bei.<br />
Lübeck darf trotz räumlicher Nähe und intensiven Verflechtungen mit Hamburg nicht beitreten,<br />
die Landesregierung in Schleswig-Holstein fürchtet die Dominanz von Hamburg (Güss,<br />
Schwieger 2006).<br />
Der Umgriff will sich als Wirtschaftsraum Hamburg begreifen. Als analytische Grundlage werden<br />
explizit nur die Pendlerverflechtungen genannt. Gelegentlich wird diskutiert, ob der gewählte<br />
Umgriff nicht zu groß ist. Das Interesse an der Kooperation nimmt vom Kern zur Peripherie<br />
überwiegend deutlich ab (Güss, Schwieger 2006).<br />
Das Verhältnis von Kern zu Peripherie ist geprägt durch eine klare Struktur. HH ist der urbane<br />
Kern mit einem Umland und nur wenigen Mittel- und Oberzentren. Die Situation wird als ein<br />
klassisches Stadt-Umland-Verhältnis eingeschätzt ohne weitere Main-Player im Umland. Dort<br />
liegt auch ein gewisser Vorteil, eine Vereinfachung, dass Lübeck nicht dabei ist (Güss,<br />
Schwieger 2006). In Schleswig-Holstein gibt es keine Oberzentren in der <strong>Metropolregion</strong>, nur<br />
starke Mittelzentren. In Niedersachsen ist Lüneburg, das mit 71.000 EW aber auch recht klein<br />
ist, das einzige Oberzentrum.<br />
106
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Kooperationsmodell<br />
Abbildung A2: Gremienstruktur der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg. (Quelle: Knieling 2006)<br />
Die Kooperation wird wesentlich getragen durch die Kooperation auf Länderebene. Die<br />
kommunale Ebene wurde erst Ende der 1990er Jahre mit den Regionalen<br />
Entwicklungskonzepten langsam entwickelt. Die Länderkooperation ist ein Katalysator für die<br />
Kooperation auf kommunaler Ebene.<br />
Einerseits gibt es eine hochgradig formalisierte Rechtsgrundlage. Der Staatsvertrag zwischen<br />
den drei Ländern von 2005 legt den Kooperationsraum und die Finanzierung der Kooperation<br />
und der Förderfonds fest. Die Länder bieten dadurch eine verbindliche und verlässliche<br />
Grundlage für die Kooperation in der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg. Das Verwaltungsabkommen<br />
2006 zwischen den Ländern und den beteiligten Landkreisen regelt die Schaffung einer<br />
gemeinsamen Geschäftsstelle, legt die drei Schwerpunktthemen der Kooperation fest, bestimmt<br />
die Organisationsstruktur und Gremien der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg (Knieling 2006).<br />
Anderseits basiert die Zusammenarbeit auf dem Prinzip der Freiwilligkeit und baut im<br />
Wesentlichen auf Projekten auf. Der Regionsrat ist das oberste Beschlussgremium der<br />
<strong>Metropolregion</strong>, besetzt mit Vertretern der Länder, Landkreise und Kommunen. Er ist<br />
107
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
verantwortlich für Politik und Programmatik der Zusammenarbeit in der <strong>Metropolregion</strong>.<br />
Bedingung für die Teilnahme ist die Mitfinanzierung der gemeinsamen Geschäftsstelle. Durch<br />
das Konsensprinzip und die Stimmenthaltungsmöglichkeit soll ein Mitglied die Umsetzung von<br />
Projekten durch andere Mitglieder nicht verhindern können.<br />
Der Lenkungsausschuss, besetzt mit den Ländervertretern und einer geringeren Anzahl von<br />
Landräten und Gemeindevertretern, koordiniert und steuert die beteiligten Träger, Institutionen<br />
und Kooperationsnetzwerke in allen für die regionale Zusammenarbeit in der <strong>Metropolregion</strong><br />
Hamburg relevanten Angelegenheiten. Er entscheidet auch über die Vergabe der Mittel aus den<br />
Förderfonds.<br />
Die Kreise und Kommunen sind insofern motiviert zur Teilnahme in diesen Gremien, als dass<br />
sie so auch über die Verteilung der Fördergelder mitentscheiden können (Güss, Schwieger<br />
2006). Die Kooperation der Länder entwickelt sich parallel weiter, so kommt es zu<br />
Ämterfusionen zwischen HH und SH.<br />
Hamburg hat innerhalb der Kooperation eine sehr starke Stellung (Güss, Schwieger 2006). In<br />
der Vergangenheit war eine gewisse Arroganz der Hamburger Kaufmannsinteressen deutlich<br />
spürbar (Machule 2006). Hamburg bietet dem Umland ein „Mitsegeln“ unter der Marke Hamburg<br />
an, vor allem in Bezug auf das internationale Standortmarketing (Güss, Schwieger 2006). Die<br />
starke Position von Hamburg begründet sich auch in dem Mitspielen von Hamburg auf der<br />
Länderebene. Langsam gelingt es, diese Stellung zu durchbrechen und regionale<br />
Kooperationen voranzutreiben (Machule 2006). Die Stadt Hamburg sieht sich als Moderator und<br />
fördert das Umland, zum Beispiel in dem Strukturfond in Schleswig-Holstein (Güss, Schwieger<br />
2006).<br />
Personen<br />
Die Ministerpräsidenten haben eine bedeutende Stellung, auch deshalb, weil die Kooperation in<br />
der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg auf die Zusammenarbeit auf Länderebene zurückgeht. Dem<br />
Regionsrat als oberstes Beschlussgremium der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg gehören<br />
ausschließlich Vertreter der Administration an, und zwar der Länder, Landkreise und<br />
Gemeinden. Die Rolle der Bundesländer ist dabei nach wie vor sehr stark (Freien und<br />
Hansestadt Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein 2005b). Es gibt aber auch<br />
einzelne engagierte Landräte und Bürgermeister.<br />
Akteure aus Wirtschaft und Verbänden arbeiten themenbezogen mit, sie sind aber nur in den<br />
begleitenden Gremien wie der Regionalkonferenz und den Facharbeitsgruppen vertreten.<br />
Macht- und Fachpromotoren kommen nach wie vor im Wesentlichen aus Politik und<br />
Verwaltung. Die Organisation der <strong>Metropolregion</strong> wird noch als sehr verwaltungslastig<br />
eingeschätzt (Güss, Schwieger 2005). Auch Knieling konstatiert, dass die <strong>Metropolregion</strong><br />
Hamburg vor allem durch administrative Akteure geprägt ist, und erkennt bisher kaum eine<br />
Verbesserung. Die Einbindung von Akteuren aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft schätzt er<br />
eher als vage Absichtserklärungen ein (Knieling 2006).<br />
Machule identifiziert entscheidende Personen für das Vorantreiben des Projekts<br />
<strong>Metropolregion</strong>, dabei kämen seit kurzem Akteure aus der Wirtschaft hinzu: Oberbürgermeister<br />
HH, von Beust; Jochen Wienand, Unternehmer, Vorsitzender Süderelbe AG; Herr Schlarmann,<br />
RA Hamburg, Aktionär Süderelbe AG; Thomas Mirow, Ex-Senator Hamburg, pusht Airbus.<br />
(Machule 2006)<br />
Finanzierung<br />
Die Finanzierung der <strong>Metropolregion</strong> basiert auf dem Staatsvertrag zwischen den<br />
Bundesländern HH, NS, SH und dem Verwaltungsabkommen bei dem zusätzlich die<br />
entsprechenden Landkreise der MR in NS und SH beteiligt sind. Die Geschäftsstelle der<br />
<strong>Metropolregion</strong> ist mit 6 Personalstellen und 250.000 EUR Verfügungsmitteln – davon 153.000<br />
EUR aus Landesmitteln – ausgestattet. Über die Förderfonds stellen die drei Bundesländer zur<br />
Verbesserung der Struktur und für die Entwicklung des gemeinsamen Kooperationsraums 3,14<br />
Mio. EUR pro Jahr zur Verfügung. Der trilaterale Förderfond ist die Fortsetzung der bilateralen<br />
108
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Fonds auf gleichem finanziellem Niveau. Das Bundesland HH bringt darin etwa den doppelten<br />
Betrag auf wie NS und SH. Es werden regional bedeutsame Projekte gefördert. Die Leitlinien<br />
für die Vergabe der Fördermittel legt der Regionsrat fest. Über die Vergabe selbst entscheidet<br />
der Lenkungsausschuss (Freie und Hansestadt Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-<br />
Holstein 2005a; Freie und Hansestadt Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein<br />
2005b). Bei den Geldern des Förderfonds handelt es sich auf Seite von Hamburg und<br />
Niedersachsen ausschließlich um Landesmittel. In Schleswig-Holstein fließen auch Gelder aus<br />
den Kommunen ein. Die Gelder des ehemals bilateralen Abkommens zwischen Hamburg und<br />
Schleswig-Holstein dürfen ausschließlich im Umland in Schleswig-Holstein ausgegeben<br />
werden. Hamburg finanziert so das Umland mit (Güss, Schwieger 2006).<br />
Mittelherkunft<br />
Organisation (Geschäftsstelle)<br />
Öffentliche Hand Länder, Landkreise (Mitglieder)<br />
HH ca. 125.000 EUR insgesamt<br />
je Landkreis ca. 12.000 EUR<br />
insgesamt<br />
Private - -<br />
Mittelverwendung<br />
Projekte<br />
(Förderfonds)<br />
Länder<br />
HH: 1,47 Mio. EUR Landesmittel<br />
SH: 871.000 EUR Landes- und<br />
Kommunalmittel<br />
NS: 600.000 EUR reine<br />
Landesmittel<br />
Gesamtbudget/Jahr 450.000 EUR 3,14 Mio. EUR<br />
Gesamtbudget/EW 10 Cent 73 Cent<br />
- Sachmittel 250.000 EUR Verfügungsmittel<br />
- Personalmittel 6 Personalstellen, ca. 200.000<br />
EUR<br />
C Kultur<br />
Alleinstellungsmerkmale und Identifikationsthemen<br />
Die <strong>Metropolregion</strong> Hamburg identifiziert sich stark über die Freie und Hansestadt Hamburg.<br />
Dabei spielen vor allem die Hamburger Kaufmannstradition und der Hamburger Hafen eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Als wirtschaftliche Alleinstellungsmerkmale stechen die Logistikbranche – Hamburg versteht<br />
sich als die Logistik-Drehscheibe Norddeutschlands – und die Luftfahrtindustrie hervor. Die<br />
Region ist der weltweit drittgrößte Standort der zivilen Luftfahrtindustrie (RegJo Verlag für<br />
regionales Marketing GmbH & <strong>Metropolregion</strong> Hamburg 2006). Auch Mode, Musik und Medien<br />
sind von Bedeutung. Die Elbe ist ein wichtiges verbindendes Element der Region, was sich<br />
auch in dem Motto Stadt-Land-Fluss widerspiegelt.<br />
Genese, „Alter“<br />
Die <strong>Metropolregion</strong> Hamburg blickt auf eine lange Tradition der grenzüberschreitenden<br />
Zusammenarbeit auf Länderebene zurück. Bilaterale Landesplanungen zwischen HH-SH und<br />
HH-NS bestehen seit 1955 und 1957. Dazu wurden 1960 und 1962 bilaterale Förderfonds<br />
zwischen den Bundesländern eingerichtet, geregelt durch Staatsverträge. Die Fonds sollten<br />
anfangs die Belastungen von Hamburg für das Umland, zum Beispiel durch Klärwerke und<br />
109
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Mülldeponien, abmildern helfen. In den 1960er Jahren entwickelt vor allem nördlich der Elbe um<br />
Hamburg herum ein Gürtel wirtschaftsstarker Gemeinden. Aus dem Belastungseffekt entsteht<br />
eher ein Austauschsystem. Die Kooperationsfelder liegen nun im Bereich des Aufbaus einer<br />
gemeinsamen Infrastruktur wie zum Beispiel die S- und U-Bahn für Stadt und Umland.<br />
1990 scheitern Bemühungen um einen Nordstaat. Auch second-best Lösungen, wie der im<br />
Scharpf-Gutachten vorgeschlagene Regionalverband können sich nicht durchsetzten. Die<br />
Kommunen und Kreise im Umland lehnen jegliche formale Institutionalisierung auf regionaler<br />
Ebene ab. Zu einer ersten Stufe der Intensivierung der Zusammenarbeit kommt es schließlich<br />
unter der Initiative der Länder mit der Ausweitung der Kooperation auf die Kommunen und der<br />
Ergänzung der staatlichen Landesplanung um den Ansatz der Regionalentwicklung. 1991<br />
beschlossen die Regierungschefs von Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, ein<br />
Regionales Entwicklungskonzept zu erarbeiten. Trotz massiver Einzelkonflikte zwischen Stadt<br />
und Umland während dieser Zeit gelang es, in interministeriellen Arbeitsgruppen bis zum Jahr<br />
1994 ein Leitbild und ein Orientierungsrahmen zu verfassen und 1996 ein erstes REK zu<br />
präsentieren (Blatter 2004). Dieses wurde prämiert mit dem 1. Preis im Wettbewerb „Regionen<br />
der Zukunft“. Begleitend wurde 1996 die trilaterale Landesplanung eingeführt.<br />
In dem überarbeiteten REK 2000 werden die raumordnerischen Themen der Zusammenarbeit<br />
von Stadt und Umland um strukturpolitische Fragen wie regionale Wirtschaftsentwicklung,<br />
Bildung und Wissenschaft ergänzt. Seit 2001 gibt es ein gemeinsames Regionalmarketing mit<br />
einem Logo und einer Geschäftsstelle der <strong>Metropolregion</strong> (Knieling 2006).<br />
Die Strukturen der <strong>Metropolregion</strong> werden von verschiedenen Akteuren vor allem aus der<br />
Verwaltung und Politik zunehmend als nicht mehr zeitgemäß betrachtet. Die Organisationen<br />
erscheinen als schwerfällig und nicht schlagkräftig genug (Güss, Schwieger 2006). Die<br />
Reorganisation der <strong>Metropolregion</strong> von 2005/2006 mit einem neuen Staatsvertrag und einem<br />
Verwaltungsabkommen bedeutet eine weitere Intensivierung der Zusammenarbeit in der<br />
<strong>Metropolregion</strong>, in der die Kreise, Städte und Gemeinden nun formal Mitträger sind. Die<br />
Prinzipien des Konsens und der freiwilligen Mitwirkung der regionalen Aufgabenträger bleiben<br />
aber unverändert (Freie und Hansestadt Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein<br />
2005b).<br />
Bedeutung des Labels <strong>Metropolregion</strong><br />
Insgesamt lässt sich eine Kontinuität in der Zusammenarbeit feststellen. Die Bemühungen um<br />
Kooperationen unter dem Label <strong>Metropolregion</strong> entwickeln sich in einzelnen Schritten. Anfang<br />
der 1990er Jahre ist das Zusammenarbeiten auf dem metropolitanen Maßstab als eine Antwort<br />
auf das Scheitern des Nordstaats zu verstehen. Dabei gewinnen auch andere Themenfelder in<br />
der Kooperation zunehmend an Bedeutung. Mit der Einführung eines gemeinsamen<br />
Regionalmarketings 2001 wird das Label <strong>Metropolregion</strong> auch mit einer Marke offensiv<br />
kommuniziert. Seit 2002 gibt es zum Beispiel einen regelmäßigen Newsletter der<br />
<strong>Metropolregion</strong>. Die Bedeutung des Labels <strong>Metropolregion</strong> kann einerseits verstanden werden<br />
als Antwort auf ein wachsendes Bewusstsein für die Notwendigkeit der Positionierung im<br />
internationalen Standortwettbewerb. Anderseits könnte man es aber auch verstehen als<br />
Katalysator in einem regionalen Lernprozess, in dem sich dieses Bewusstsein anlässlich dieses<br />
Labels immer stärker herausbildet. So wären dann auch die Reorganisation der <strong>Metropolregion</strong><br />
und die Fokussierung und Neuausrichtung der Themenfelder in den Jahren 2005/06 zu<br />
erklären.<br />
110
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Rhein-Neckar<br />
Abbildung A3: Der räumliche Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar (Quelle:<br />
Regionalmarketing Rhein-Neckar-Dreieck GmbH 2006a)<br />
A Strategie<br />
Auslöser<br />
Endogen:<br />
„Grenzland-Effekt“: Die Situation der drei Bundesländer, deren administrative Grenzen die<br />
Region durchschneiden, hat schon seit den 1950er Jahren zu Bemühungen der<br />
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit geführt. Die Probleme der Kooperation und<br />
Kommunikation über die Ländergrenzen hinweg in dem Ballungsraum sind seit Jahrzehnten<br />
bekannt und bewusst (Schmitz 2006). Die Problemlage ist anerkannt. Gefundene<br />
Zwischenlösungen der Kooperation waren relativ komplex im Aufbau und dienten wiederum als<br />
Antrieb und Ansporn, diese zu verbessern und zu vereinfachen.<br />
Seit den 1980er Jahren beginnt sich die Wirtschaft für Fragen der Regionalentwicklung zu<br />
interessieren, vor allem die BASF. Der Anlass sind Befürchtungen der Großindustrie um die<br />
Attraktivität der Region für qualifizierte Arbeitskräfte. Hintergrund ist die fragmentierte<br />
Wahrnehmung der Region, sie ist zum Beispiel in den Mental Maps von Hochschulabgängern<br />
nicht vertreten bzw. wird nicht als eine zusammenhängende Region wahrgenommen. 1989 wird<br />
der Verein Rhein-Neckar-Dreieck gegründet, der durch ein regionales Standortmarketing dem<br />
schlechten Image der Region entgegenwirken will (Mandel 2006; Schmitz 2006).<br />
Exogen:<br />
In den 1990er Jahren kamen Strukturprobleme und die Herausforderungen der globalen und<br />
europaweiten wirtschaftlichen Restrukturierung hinzu. Durch die dreimalige Grenzlage der<br />
Region in den Bundesländern – es gibt in der Region keine Hauptstädte – kommt es im Zuge<br />
von Unternehmensfusionen zum Verlust von Headquartern und damit von<br />
111
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Entscheidungszentralität (Mandel 2006; Schmitz 2006). Die Wirtschaftsstruktur der drei<br />
Oberzentren ist sehr unterschiedlich: Ludwigshafen Chemie, Mannheim Maschinenbau,<br />
Heidelberg Wissenschaft und Tourismus. Die größten Strukturprobleme hat Mannheim mit der<br />
höchsten Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg. Außerdem baut das Stammwerk von BASF in<br />
Ludwigshafen innerhalb von 10 Jahren 20.000 Arbeitsplätze ab. Auf die Herausforderung des<br />
globalen Standortwettbewerbs, welcher sich durch die Osterweiterung der EU verschärft, weist<br />
Eggert Voscherau 2003 in einem „Brandbrief“ hin (Mandel 2006).<br />
Rhein-Neckar verliert in den 1990er Jahren die bundesweite Vorreiterrolle in der<br />
institutionalisierten regionalen Zusammenarbeit an die Regionen Stuttgart und Hannover,<br />
welche neue regionale Kooperationsformen und Strukturen finden. Rhein-Neckar, bis dahin ein<br />
Modellfall der regionalen Kooperation mit der zweistufigen Regionalplanung, findet mit der<br />
Satzungsergänzung zum ROV 1998 nur eine kleine Lösung (Mandel 2006; Schmitz 2005).<br />
In Zusammenhang mit der ICE Neubaustrecke Rhein/Main–Rhein/Neckar und der Planung der<br />
Deutschen Bahn, die Strecke Frankfurt-Mannheim nicht mehr über Mannheim zu führen, kam<br />
es seit 2000 zu massiven Protesten innerhalb der Region Rhein-Neckar und zu einer<br />
Mobilisierung der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Kräfte in einem<br />
Aktionsbündnis (Schmitz 2005; o.V. 2006).<br />
1995/1997 gehört Rhein-Neckar offiziell nicht zu den von der MKRO ernannten<br />
<strong>Metropolregion</strong>en in Deutschland. Das LEP von Baden-Württemberg von 2002, welches ab<br />
1999 diskutiert wird, nimmt Rhein-Neckar zunächst auch nicht als <strong>Metropolregion</strong> auf. Von<br />
diesen Rückschlägen angespornt, gibt es in Rhein-Neckar nun starke Bemühungen, als<br />
<strong>Metropolregion</strong> auf der Ebene des Landes und des Bundes anerkannt zu werden (Mandel<br />
2006).<br />
Herausforderungen und Problemlagen<br />
Eine wesentliche Herausforderung der Kooperation liegt in den Ländergrenzen, welche die<br />
Region zerteilen, und den mit dieser Grenz- und jeweiligen Randlage verbundenen Nachteilen.<br />
Als wesentliche Herausforderung der <strong>Metropolregion</strong> wird die Entwicklung der Region zu einer<br />
der attraktivsten und wettbewerbsfähigsten in Europa bis zum Jahr 2015 genannt (ZMRN<br />
2005). Dahinter stehen Fragen des Strukturwandels innerhalb der Region und des<br />
Standortwettbewerbs der Region in Europa. Um überhaupt auf dieser Landkarte zu erscheinen,<br />
ist die Wahrnehmung der zunächst administrativ fragmentierten Region als ein Ganzes wichtig.<br />
Außerdem sind für einen attraktiven Arbeits- und Wohnstandort Aspekte der Lebensqualität in<br />
der Region wichtig.<br />
Themenfelder und Projekte<br />
Die Arbeit an den Themenfeldern erweist sich als Such- und Sondierungsprozess, in dem es<br />
Verschiebungen der inhaltlichen Schwerpunkte und in letzter Zeit auch den Versuch einer<br />
gewissen Konzentration gibt.<br />
Die Themenfelder der regionalen Kooperation haben ihren Ursprung in der Stadt-Umland-<br />
Problematik, welche in Rhein-Neckar grenzüberschreitend ist. In den 1980er Jahren lag der<br />
Fokus unter anderem auf dem Verkehr – die Gründung des Verkehrsverbunds gelang in einem<br />
Bottom-up Prozess – Abfallwirtschaft, Kultur, Sport etc. (Mandel 2006; Schmitz 2006;<br />
Raumordnungsverband Rhein-Neckar 2005a).<br />
In den 1990er Jahren entwickeln sich eine Reihe von regionalen Initiativen zu einzelnen<br />
Themen: Bioregion Rhein-Neckar-Dreieck e.V., Heidelberg Innovation GmbH, Gesundheitsnetz<br />
Rhein-Neckar-Dreieck e.V., Kompetenzzentrum Medizintechnik Rhein-Neckar-Dreieck e.V.,<br />
Energieeffizienzagentur Rhein-Neckar-Dreieck GmbH, Umweltkompetenzzentrum Heidelberg -<br />
Rhein-Neckar e.V.<br />
In der Vision Rhein-Neckar-Dreieck 2015 werden 9 Themenfelder genannt, denen jeweils ein<br />
Themenpate zugeordnet wird. Das Themenspektrum umfasst unter anderem<br />
Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der Region in Europa, bürgernahe Verwaltung,<br />
112
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
ergänzende Raumstrukturen von Stadt und Land, Anschluss an das europäische Verkehrsnetz,<br />
Bildung und Wissenschaft, Internationalität und Weltoffenheit, Vielfältige<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region, Lebensqualität und Image. Die Vision 2015 enthält<br />
eine Bestandsaufnahme aller laufenden und abgeschlossenen Projekte mit regionaler<br />
Bedeutung und beurteilt den weiteren Handlungsbedarf. Die Liste der Projekte unter den 9<br />
Themenfeldern ist sehr umfassend und beinhaltet vermutlich alle existierenden regionalen<br />
Projekte. Diese Vielzahl und Vielfalt geht auch auf die Vielfalt der Kooperationsformen in der<br />
Region zurück (IHK Rhein-Neckar 2003).<br />
Der Verein <strong>Metropolregion</strong> Rhein Neckar e.V. konzentriert sich nun auf drei Themenfelder:<br />
„Region der Wirtschaft und Wissenschaft“ mit den Themenbereichen<br />
Wirtschaftswissenschaften, Life-Science-Standort, Fach- und Führungskräfte, Energie, „Region<br />
der Lebensqualität“ mit den Themenbereichen Bildung, Kultur, Sport, Freizeit und „Region der<br />
schnellen Wege“ mit den Themenbereichen Verkehrsknoten, Verwaltungsverfahren,<br />
Raumordnung und Regionalentwicklung.<br />
Als wesentliche laufende und künftige Projekte für die <strong>Metropolregion</strong> werden unter anderem<br />
genannt: Das Online-Gewerbeimmobilienportal der <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar als<br />
Standortkommunikationssystem im Bereich Wirtschaftsförderung, der Regionale<br />
Landschaftspark Rhein-Neckar-Pfalz, die ICE -Neubaustrecke Rhein-Main/Rhein-Neckar, der<br />
weitere S-Bahn Ausbau bis 2008 und die Vernetzung der Studiengänge im Bereich<br />
Informations- und Kommunikationstechnologie in Heidelberg, Koblenz, Mannheim und<br />
Kaiserslautern (Seimetz 2006).<br />
Zu den wichtigen abgeschlossenen Projekten zählt der Start der S-Bahn Rhein-Neckar im Jahr<br />
2003 (Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH 2006; Schmitz 2006).<br />
Neben diesen Hauptprojekten deutet sich die Fortführung und Pflege ganz vielfältiger, zum Teil<br />
auch teilregionaler und lokaler Projekte an (ZMRN 2005).<br />
Analyse<br />
2004 wird ein Strategie- und Strukturgutachten erstellt, welches die regionale<br />
Organisationsstruktur und die bestehenden Gremien in Verwaltung und Wirtschaft hinterfragt.<br />
Ergebnisse sind Handlungsempfehlungen zur Einführung einer einheitlichen Planung unter dem<br />
Dach des Raumordnungsverbandes, die deutliche Trennung zwischen strategischer und<br />
operationeller Ebene und die Schaffung einer Regionalmanagement GmbH zur Umsetzung<br />
regionalbedeutsamer Projekte (Schmitz 2005; Raumordnungsverband Rhein-Neckar 2005b).<br />
In einer Regionalanalyse werden 2005 die Stärken und Schwächen des Rhein-Neckar-Dreiecks<br />
in Bezug zu anderen Wettbewerbsregionen untersucht. Die Themenfelder Wirtschaft,<br />
Wissenschaft, Sozialkapital, Verwaltung, Lebensqualität, Infrastruktur werden anhand von 60<br />
Einzelindikatoren untersucht. Die Betrachtung dieser Indikatoren auf der Maßstabsebene der<br />
<strong>Metropolregion</strong> ist dabei neu. Im Sinne einer zielgerichteten Profilierung der <strong>Metropolregion</strong><br />
sollen die identifizierten Stärken kontinuierlich zu Alleinstellungsmerkmalen ausgebaut werden,<br />
um die Region im internationalen Wettbewerb zu positionieren (Voscherau 2005; Tscheulin<br />
2005).<br />
In einem weiteren Gutachten wird 2005 die Luftverkehrsinfrastruktur von Rhein-Neckar<br />
untersucht.<br />
B Struktur<br />
Umgriff<br />
Der Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> deckt sich im Wesentlichen mit dem des ehemaligen<br />
Raumordnungsverbandes aus dem Jahr 1970. Lediglich der Neckar-Odenwald Kreis und die<br />
Südpfalz kamen im neuen Staatsvertrag hinzu, sie galten aber schon lange als Bestandteil der<br />
Region, unter anderem im Verkehrsverbund. Daher gab es auch keine Diskussion um den<br />
räumlichen Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> (Mandel 2006).<br />
113
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Die Gebiete des Verbands Region Rhein-Neckar und der <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar GmbH<br />
sind kongruent. Der institutionell gefasste Verband sichert einen Grundbestand an Kooperation.<br />
Das somit ausgewiesene Gebiet der <strong>Metropolregion</strong> ist als Kernraum zu verstehen. Darüber<br />
hinaus werden weitere Kooperationen angestrebt mit Kaiserslautern, Karlsruhe, Darmstadt als<br />
bedeutende Standorte der Wissenschaft oder auch mit den angrenzenden <strong>Metropolregion</strong>en<br />
Rhein-Main oder Stuttgart (Mandel 2005).<br />
Der Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> deckt sich mit dem historischen Kernraum der Kurpfalz, welcher<br />
der <strong>Metropolregion</strong> vor allem als kultureller Bezugsraum dient (Schmitz 2006).<br />
Kooperationsmodell<br />
Abbildung A5: Organisationsstruktur der regionalen Kooperation in Rhein-Neckar seit 1.7.2006<br />
(Quelle: Seimetz 2006)<br />
Die regionale Kooperation fußt auf drei Säulen.<br />
Zum einen ist der Verband Region Rhein-Neckar, gegründet zum 1.1.2006, über einen<br />
Staatsvertrag der drei Bundesländer institutionell verankert. Der Verband ist zuständig für<br />
Fragen der Raumordnung, der Regionalplanung und der Regionalentwicklung. Der Verband<br />
erhält die Befugnis, die Trägerschaft und Koordination der Wirtschaftsförderung und des<br />
Standortmarketings, eines regionalbedeutsamen Landschaftsparks, regional bedeutsamer<br />
Kongresse, Messen, Kultur- und Sportveranstaltungen und des regionalen<br />
Tourismusmarketings zu übernehmen. Dabei kann er Mitglied in anderen regional bedeutsamen<br />
Körperschaften, Gesellschaften und Einrichtungen werden, auch mit der Möglichkeit einer<br />
dauerhaften Umlageerhöhung, wenn zwei Drittel der Mitglieder des Verbands zustimmen.<br />
Außerdem kann er die Aktivitäten im Bereich der integrierten Verkehrsplanung und des<br />
Verkehrsmanagements sowie der Energieversorgung koordinieren (Baden-Württemberg,<br />
Hessen und Rheinland-Pfalz 2005).<br />
Anderseits wird die Kooperation freiwillig getragen von dem zum 1.7.2006 gegründeten Verein<br />
Zukunft <strong>Metropolregion</strong> Rhein Neckar e.V., in dem die Kommunen und Kreise und die Akteure<br />
114
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
aus Wirtschaft und Wissenschaft paritätisch vertreten sind. Die Wirtschaft hat eine bedeutende<br />
Stellung in dem Verein (Mandel 2006). Der Vorsitzende des ZMRN e.V. ist Eggert Voscherau,<br />
stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BASF AG. Stellvertretender Vorsitzender ist Peter<br />
Frankenberg, Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg.<br />
Die dritte Säule ist das IHK Wirtschaftsforum Rhein-Neckar, der länderübergreifende<br />
Zusammenschluss von vier IHKs auf der Ebene der <strong>Metropolregion</strong>: Rhein-Neckar, Darmstadt,<br />
Pfalz, Rheinhessen (Seimetz 2006).<br />
Diese drei Säulen bilden die drei Gesellschafter für die <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar GmbH als<br />
operative Einheit der drei Institutionen mit einer gemeinsamen Geschäftsführung als Nachfolger<br />
der Regionalmarketing GmbH (Mandel 2006; Regionalmarketing Rhein-Neckar-Dreieck GmbH<br />
2006c). Wolf-Rainer Lowack, Senior Vice President der BASF AG ist der Geschäftsführer der<br />
<strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar GmbH (Regionalmarketing Rhein-Neckar-Dreieck GmbH 2006c).<br />
Darüber hinaus gibt es weiterhin regionale Initiativen zu bestimmten Themenfeldern, also<br />
themenspezifische Kooperationen, die als gesunde Konkurrenz in der Region, die für Kreativität<br />
und Motivation sorgen, betrachtet werden (Mandel 2006; Seimetz 2006).<br />
Personen<br />
Machtpromotoren:<br />
Die BASF engagiert sich seit Mitte der 1980er Jahre in der Regionalentwicklung, 1989 hat sie<br />
den Verein Rhein-Neckar-Dreieck mit begründet. Dabei spielt das persönliche Engagement<br />
einzelner Vorstände und Vorstandsvorsitzender eine besondere Rolle. Seit 2003 ist hier die<br />
wichtige Rolle des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der BASF, Eggert Voscherau,<br />
hervorzuheben.<br />
Dieser tritt im Duo mit Wolfgang Pföhler, Vorsitzender des Raumordnungsverbands Rhein-<br />
Neckar als „Stimme der Region“ auf. Heute übernimmt die Vorsitzende des neuen Verbands<br />
Region Rhein-Neckar, Frau Eva Lohse, Oberbürgermeisterin der Stadt Ludwigshafen, diese<br />
Position gemeinsam mit Voscherau (Mandel, 2006). Die Vertreter der Kommunalpolitik sind<br />
darüber hinaus eingebunden über die Themenpatenschaften.<br />
Die Ministerpräsidenten der drei Bundesländer stehen insofern als Motoren hinter der<br />
<strong>Metropolregion</strong>, als dass sie sich öffentlich zu dieser bekennen und für diese einsetzen. Die<br />
Änderung des Staatsvertrags innerhalb eines Jahres nach Anerkennung von Rhein-Neckar<br />
durch die MKRO ist dafür ein Zeichen (Tröger-Weiß 2006).<br />
Fachpromotoren:<br />
Der Raumordnungsverband spielt für die Etablierung einer regionalen Kooperation in den<br />
1980er und 90er Jahren eine entscheidende Rolle. Dieses geht wesentlich auf den<br />
persönlichen Verdienst der Verbandsdirektors Herrn Schmitz zurück (Mandel 2006).<br />
Themenpaten:<br />
Seit 2003 sind viele wichtige Akteure der Region zusätzlich eingebunden als Themenpaten, die<br />
als Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, öffentlich Verantwortung<br />
übernehmen für bestimmte Themenfelder. Darunter finden sich Eggert Voscherau, BASF, der<br />
Vorsitzende des Raumordnungsverbandes, die Bürgermeister der Oberzentren, Rektoren und<br />
Professoren der Universitäten, weitere Unternehmer, darunter auch die lokalen<br />
Energieversorger und die Medien (IHK Rhein-Neckar 2003). Das Engagement der<br />
Themenpaten wird als Win-Win Situation eingeschätzt: Die Persönlichkeiten geben<br />
Engagement und Kontakte und Erhalten im Gegenzug einen Imagegewinn. Sie können auf ihr<br />
Engagement für ein konkretes Thema verweisen (Mandel 2006). Seit der Neuorganisation der<br />
regionalen Kooperationsformen im Juli 2006 sind diese Paten sind nun im Vorstand des<br />
Vereins.<br />
115
Finanzierung<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Organisation (Verband und GmbH) Projekte (GmbH)<br />
Mittelherkunft Verband GmbH<br />
Öffentliche Hand - Länder: 600.000<br />
(20%)<br />
- Umlagen der<br />
Mitglieder:<br />
Gemeinden und<br />
Kreise 2.400.000<br />
EUR (80%)<br />
Verband: 200.000<br />
EUR Sonderumlage<br />
Private IHK: 200.000 EUR<br />
Mittelverwendung<br />
Sonderumlage<br />
BASF: 3-4 Mio. EUR<br />
Gesamtbudget/Jahr 3 Mio. EUR 400.000 EUR 3,5 Mio. EUR<br />
Gesamtbudget/EW 1,25 EUR/EW 0,17 EUR/EW 1,46 EUR/EW<br />
- Sachmittel<br />
- Personalmittel<br />
Der Verband Region Rhein-Neckar finanziert sich über Umlagen der Mitglieder und über<br />
Zuschüsse der drei Bundesländer mit einem gesamten Jahresetat ca. 3 Mio. EUR, die Länder<br />
tragen davon 20%. Dieses Budget wird hauptsächlich für Personal verwendet, nur ein geringer<br />
Teil geht in die Anschubfinanzierung von Projekten. Damit werden die Aufgaben des<br />
Verbandes, Regionalplanung und Regionalentwicklung, abgewickelt. Die Zukunft<br />
<strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar GmbH hat eine finanzielle jährliche Grundausstattung von ca. 3,5<br />
Mio. EUR. Diese setzt sich zusammen aus der Grundfinanzierung, getragen jeweils in Höhe<br />
von 200.000 EUR von der IHK und dem Verband, welcher diese durch eine Sonderumlage der<br />
Mitglieder finanziert. Die BASF trägt 3-4 Mio. EUR jährlich für die Finanzierung von Projekten<br />
der GmbH bei (Mandel 2006).<br />
Darüber hinaus unterstützt die BASF eine Reihe von weiteren Projekten in der Region wie zum<br />
Beispiel Sport- und Kulturveranstaltungen. Das sind aber bilaterale Unterstützungen, die nicht<br />
über die Gremien der regionalen Kooperation gesteuert und abgewickelt werden. Das<br />
Unternehmen gibt öffentlich an, die Region mit jährlich einem Betrag von 22 Mio. EUR zu<br />
unterstützen. Außerdem engagieren sich weitere Unternehmen wie zum Beispiel SAP durch<br />
bilaterale finanzielle Unterstützungen im regionalen Kontext.<br />
C Kultur<br />
Alleinstellungsmerkmale und Identifikationsthemen<br />
Als wesentliche Alleinstellungsmerkmale der Region werden Wissenschaft, Wirtschaft und<br />
Lebensqualität genannt.<br />
Im Bereich Wissenschaft wird auf eine der ältesten Universitäten Europas, aber auch auf eine<br />
Vielzahl herausragender Forschungsinstitutionen verwiesen mit einer starken Verbindung der<br />
Forschung zu Industrie und Unternehmen. Hervorgehoben wird dabei die besondere<br />
Konzentration an Forschung im Bereich Molekularbiologie und molekularer Medizin, in dem<br />
insgesamt etwa 3.200 Wissenschaftler arbeiten (BioRegion 2006).<br />
116
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Die <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar sieht sich als zugehörig zu den bedeutendsten<br />
Wirtschaftsstandorten Deutschlands. Zehn der 100 größten deutschen Unternehmen, darunter<br />
eine Reihe von Weltmarktführern, haben hier ihren Sitz.<br />
Die Alleinstellungsmerkmale im Bereich Lebensqualität erscheinen weniger klar fassbar und<br />
kommunizierbar (Regionalmarketing Rhein-Neckar-Dreieck GmbH 2006b).<br />
Genese, „Alter“<br />
Die Kooperation im Raum Rhein-Neckar kann auf eine Geschichte von gut 50 Jahren<br />
zurückblicken. Sie wurde forciert durch die Problematik der Ländergrenzen, welche die Region<br />
zerschneiden. Seit Anfang der 1950er Jahre gibt es erste freiwillige Kooperationen zwischen<br />
den Städten Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg, Firnheim und deren Landkreisen. 1969 tritt<br />
der Staatsvertrag zur Einführung einer zweistufigen Regionalplanung mit den drei<br />
Regionalplanungsverbänden der jeweiligen Bundesländer und dem übergeordneten<br />
Raumordnungsverband Rhein-Neckar in Kraft. Der Raumordnungsverband ist die Klammer der<br />
und der Vordenker für die regionale Kooperation. Neben den planerischen Aktivitäten<br />
unterstützt der Verband auch die Umsetzung der raumplanerischen Ziele. Dabei erstellt der<br />
Verband Konzepte und leistet Hilfestellung bei der Schaffung geeigneter regionaler Institutionen<br />
durch personelles und finanzielles Engagement. Als Beispiele können die Gründung des<br />
Verkehrsverbunds – ein wichtiger Meilenstein für die regionale Kooperation –, die Kooperation<br />
in der Abfallwirtschaft und die Gründung der Regionalmarketing GmbH genannt werden<br />
(Becker-Marx et al. 1999; Schmitz 2006; Raumordnungsverband Rhein-Neckar 2005a).<br />
1989 wird der Verein Rhein-Neckar-Dreieck gegründet als Resultat einer starken Initiative der<br />
Wirtschaft, vor allem der BASF unter dem persönlichen Engagement des Vorstandvorsitzenden.<br />
Ziel des Vereins ist die Imageverbesserung der Region in Form von Standortmarketing. Der<br />
Verein wird in den nächsten Jahren sukzessive vergrößert um weitere Akteure aus<br />
Privatwirtschaft, Wissenschaft und Kommunen (Schmitz 2006).<br />
Seit 1995 gibt es eine Diskussion um die Weiterentwicklung des Verbandes, das<br />
Kooperationsmodell als kleine Lösung wird dem Regionalverbandsmodell bevorzugt. 1998<br />
werden die Koordinationstätigkeiten des Raumordnungsverbands erweitert unter anderem um<br />
die Felder Wirtschaftsförderung, Standortmarketing, Verkehr, Umwelt, Naherholung.<br />
Im Jahr 2000 kommt es zu dem Regionalgespräch Rhein-Neckar-Dreieck initiiert durch das IHK<br />
Wirtschaftsforum Rhein-Neckar Dreieck unter Leitung der Vorstände der BASF, der<br />
Regionalmarketing GmbH und des Raumordnungsverbands Rhein-Neckar mit dem Ziel Politik,<br />
Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zusammenzubringen. Hintergrund ist die<br />
Unzufriedenheit mit der bestehenden Kooperation und der Dreiländer-Problematik (Schmitz<br />
2006). 2003 verabschieden die Regionalgespräche die Vision 2015. 2003 wird die Initiative<br />
„Zukunft Rhein-Neckar-Dreieck“ durch Eggert Voscherau gegründet. In der<br />
Unternehmererklärung von 2004 sagen 16 führende Unternehmer der Region der Initiative ihre<br />
Unterstützung zu und wollen konkrete Projekte fördern. Seit 2000 entstehen immer mehr<br />
regionale Netzwerke zu verschiedenen Themen.<br />
Die Landesregierungen reagieren auf die regen regionalen Aktivitäten 2004 und vereinbaren,<br />
den Staatsvertrag zu überarbeiten. 2005 ernennt die MKRO das Rhein-Neckar-Dreieck zur<br />
<strong>Metropolregion</strong>. 2006 tritt der neue Staatsvertrag in Kraft, welcher die einstufige<br />
Regionalplanung mit der Gründung des Verbands Rhein-Neckar einführt.<br />
Im Juli 2006 kommt es zu einer Neuorganisation der regionalen Institutionen und zu einer<br />
Vereinfachung der Strukturen. Die Vorstände der jeweiligen Institutionen und Verbände tragen<br />
diese voll mit (Mandel 2006). Drei regionale Institutionen, der Verband Region Rhein Neckar,<br />
Zukunft <strong>Metropolregion</strong> Rhein Neckar e.V. und die IHK stellen die drei Gesellschafter für die<br />
<strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar GmbH als operative Einheit der drei Institutionen.<br />
Bedeutung des Labels <strong>Metropolregion</strong><br />
Die Wirkung der Ernennung von Rhein-Neckar zur <strong>Metropolregion</strong> wird nach einem Jahr wie<br />
folgt eingeschätzt: Der größte Nutzen ist nach Innen festzustellen, es wurden weitere Kräfte im<br />
117
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Regionalisierungsprozess freigesetzt. So kann in der Wirtschaft und bei Verbänden beobachtet<br />
werden, dass nun auch das Label <strong>Metropolregion</strong> genutzt wird für ein einheitliches Auftreten in<br />
der Region. Die externe Wirkung beschränkt sich – so die Einschätzung – vor allem auf die<br />
Fachwelt auch durch die Vertretung von Rhein-Neckar bei Metrex und der IKM (Mandel 2006).<br />
Das Label <strong>Metropolregion</strong> ermöglicht einen Maßstabssprung der Zusammenarbeit nach innen<br />
und außen. Auf Fördermittel der EU wird, entgegen gegenteiliger Meldungen in der lokalen<br />
Presse, nicht gesetzt. Das Label <strong>Metropolregion</strong> wird eher als Arbeitsauftrag verstanden<br />
(Mandel 2006; Schmitz 2006).<br />
Der Begriff <strong>Metropolregion</strong> setzt Energie und Emotionen frei – er weckt Assoziationen mit den<br />
Metropolen Paris oder London – und unterstützt die Identitätsfindung in der Region, stärkt das<br />
Regionalbewusstsein (Mandel 2006; Tröger-Weiß 2006; Seimetz 2006). Die Unterzeichnung<br />
der Erklärung zur <strong>Metropolregion</strong> durch 50 Bürgermeister der Region zwei Monate vor der<br />
Anerkennung von RN durch die MKRO war ein bewusster symbolischer Akt (Mandel 2006).<br />
Der Aufbau der Zukunftsinitiative <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar, die Anerkennung als<br />
<strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar und die Gründung des Verbands Rhein-Neckar können als sich<br />
gegenseitig befruchtende Prozesse betrachtet werden. Insgesamt wird der <strong>Metropolregion</strong><br />
Rhein-Neckar eine bisher nicht gekannte – und nicht geahnte – Dynamik, die Region<br />
gemeinsam voranzubringen, zugesprochen (Seimetz 2006).<br />
118
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Stuttgart<br />
Vorbemerkung: Generell muss bei der Analyse der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart immer<br />
unterschieden werden zwischen der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart (EMRS), einem im<br />
Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg 2002 definierten Raum (siehe Umgriff), in dem<br />
sich die Akteure noch zur Zusammenarbeit finden müssen, und dem Verband Region Stuttgart<br />
(VRS), der das Thema zwar stark besetzt und bearbeitet, aber primär seine gesetzlichen<br />
Aufgaben in seinem nicht mit der <strong>Metropolregion</strong> deckungsgleichen Gebiet erfüllen muss.<br />
Abbildung A6: Die <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart in der Interpretation des Verbands Region Stuttgart<br />
(Quelle: http://www.region-stuttgart.org/vrsuploads/metropolregionStuttgart_BW<br />
_LEP_060118_or _300dpi.pdf)<br />
A Strategie<br />
Auslöser<br />
Exogen:<br />
Als ein Auslöser auf dem Weg zur verfassten Region gelten die sich verschärfenden Probleme<br />
der Region in den Jahren 1991 bis 1994. Der mittlere Neckarraum erlebte einen erheblichen<br />
Beschäftigungseinbruch während des sich verschärfenden internationalen<br />
Standortwettbewerbs. Die Region war stark auf den Automobilbau ausgerichtet und stand unter<br />
enormen Handlungsdruck. Der OB von Stuttgart, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg<br />
und auch die Wirtschaft drängten darauf, die Standortbedingungen zu verbessern. Daraufhin<br />
leitete die Landesregierung nach der Wahl 1992 unter einer großen Koalition die Reform zum<br />
demokratisch verfassten Regionalverband ein (Benz 2003).<br />
Endogen:<br />
In der Region Stuttgart besteht durch die Mittelgebirgslagen und die hohe Bevölkerungsdichte<br />
tendenziell Flächenknappheit. Im Streit um Flächenausweisungen war schon seit längerer Zeit<br />
ein gewisser Zwang beim Finden von Kompromissen vorgegeben. Die Aufgabe einer<br />
gemeinsamen bzw. abgestimmten Erstellung von Flächennutzungsplänen musste auch schon<br />
vor Gründung des VRS innerhalb des Nachbarschaftsverbands Stuttgart (28 Städte und<br />
Gemeinden um Stuttgart) bewältigt werden (Klenk 2002:294). Die damalige Zusammenarbeit im<br />
Verband spielt auch heute noch eine Rolle.<br />
119
Herausforderungen und Problemlagen<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Als mittel- und langfristige Herausforderung sieht der VRS in seinem Strategiepapier unter<br />
anderem folgende zentrale Punkte (Verband Region Stuttgart 2003:5):<br />
Wirtschaft:<br />
• Reagieren auf die Globalisierung, drohender Verlust von Arbeitsplätzen, Wettbewerb<br />
der Standorte, sowohl intern in der Region als auch im internationalen Maßstab.<br />
Siedlungs- und Verkehrsentwicklung:<br />
• Drohende weitere ineffiziente Inanspruchnahme von Siedlungsflächen, Zersiedelung.<br />
• Hierdurch und durch exogene Faktoren bedingt, ist mit einer weiteren Zunahme der<br />
Verkehrsbewegungen zu rechnen sowie mit einer zunehmender Umweltbelastung, wie<br />
unter anderem Feinstaub, umzugehen.<br />
Bevölkerung<br />
• Die langfristigen demographischen Entwicklungen mit einem steigenden Altenanteil<br />
bergen Herausforderungen; hiermit verknüpft ist die Herausforderung der Integration<br />
von Zuwanderern.<br />
Öffentliche Haushalte:<br />
• Durch den demografischen Wandel kommt es langfristig zu einer steigenden Belastung<br />
der öffentlichen Haushalte. Die Finanzierung der bisher gewohnten Qualität der<br />
Daseinsvorsorge (ÖPNV-Verkehr und weitere Infrastrukturen in der Fläche) steht in<br />
Frage.<br />
Der Verband sieht außerdem den Einbezug der Bürger als ein wichtiges Element bei der<br />
Implementierung von Arbeitsformen in der <strong>Metropolregion</strong>. Die Diskussion um <strong>Metropolregion</strong>en<br />
sollte nicht allein auf der politischen Ebene bzw. der Verwaltungsebene geführt werden<br />
(Verband Region Stuttgart 2003:5).<br />
Auch die anderen Akteure der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart sehen ähnliche Herausforderungen<br />
(IHK, Verbände).<br />
Themenfelder und Projekte<br />
Der VRS strukturiert seine Handlungsfelder in der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart in zwei Bereiche:<br />
Innere Integration:<br />
Dabei wird eine bessere physische Vernetzung, unter anderem durch den weiteren Ausbau des<br />
ÖPNV angestrebt. Ferner sollen durch eine verbesserte virtuelle Vernetzung in der Region<br />
Ideen und Projekte optimal miteinander verknüpft werden. Beispiele hierfür sind Netzwerke<br />
zwischen Kommunen, Wissenschaft und Wirtschaft wie der „Medienregion“, „der Standortdialog<br />
Automobilzulieferer“, die Projekte BioRegio (Biotechnologien), PUSH (Ansiedlungsberatung und<br />
Förderung von Unternehmensneugründungen) sowie MOBILIST (Mobilitätsmanagement).<br />
Äußere Integration:<br />
Hierunter ist unter anderem die Optimierung bzw. der Ausbau der Gateway-Infrastruktur der<br />
<strong>Metropolregion</strong> Stuttgart zu verstehen. An der Entwicklung der Neuen Messe Stuttgart auf den<br />
Fildern ist der VRS finanziell und konzeptionell beteiligt. Weitere wichtige Infrastrukturen sind<br />
der Flughafen, das Projekt Stuttgart 21 mit seinem unterirdischer Hauptbahnhof sowie die<br />
Förderung der Bahn-Magistrale Paris-Stuttgart-Budapest. Dieses Projekt ist auch Bestandteil<br />
der Transeuropäischen Netze (TEN).<br />
Ferner möchte der VRS durch den Weiterbetrieb seines Europa-Büros in Brüssel und seine<br />
Mitgliedschaften in europäischen Netzwerken wie z. B. der METREX (Netzwerk europäischer<br />
<strong>Metropolregion</strong>en) die Präsenz auf europäischen Maßstab sowie die Akquise von weiteren<br />
120
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Fördergeldern pflegen. Der amtierende Verbanddirektor des VRS Dr. Steinacher ist Präsident<br />
von METREX.<br />
Der Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur und Verwaltung des Verbands der Region Stuttgart<br />
sieht ferner noch in den Bereichen<br />
- Standortentwicklung und Standortmanagement,<br />
- Standortmarketing,<br />
- Tourismusmarketing,<br />
- Erhaltung und Ansiedlung von internationalen Einrichtungen.<br />
wichtige Handlungsfelder zur Positionierung der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart.<br />
Dem Verband der Region Stuttgart sind unabhängig von seinem Engagement für die<br />
<strong>Metropolregion</strong> Stuttgart per Gesetz folgende Aufgaben in seinem Umgriff zugewiesen:<br />
- gesetzliche Regionalplanung<br />
- Landschaftsrahmenplanung<br />
- Regionalverkehrsplanung<br />
- Regionale Wirtschaftsförderung<br />
- Regional bedeutsamer öffentlicher Personennahverkehr<br />
- Teile der Abfallentsorgung<br />
- Regionales Tourismusmarketing<br />
Die Themenfelder werden engagiert angegangen und die Arbeit nach außen intensiv<br />
dargestellt, unter anderem anhand des Info-Magazins Region Stuttgart - aktuell.<br />
Ein unabhängiger Experte aus der Region sieht die Themen S-Bahnverkehr (Ausbau<br />
tangentialer Verbindungen), Einzelhandel (Erstellung eines Einzelhandelskonzepts) sowie die<br />
Beeinflussung der Siedlungsflächenentwicklung als durch den Verband offensiv betrieben an<br />
(Jung 2006). Die Region Stuttgart nimmt an dem EXWOST-Forschungsvorhaben „Fläche im<br />
Kreis“ teil.<br />
Viel von der Arbeit in den Pflichtaufgaben des Verbands kommt auch der <strong>Metropolregion</strong><br />
zugute. Auffallend ist, dass der Verband zunächst seine Pflichtaufgaben herausstellt und dann<br />
versucht, diese auf den Maßstab von <strong>Metropolregion</strong>en zu heben.<br />
Analyse<br />
Im Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg 2002 wurde die seit Mitte der 1990er Jahre<br />
währende Diskussion um <strong>Metropolregion</strong>en in Deutschland aufgegriffen. In den Plansätzen des<br />
LEP werden der Verdichtungsraum Stuttgart sowie die angrenzenden Räume Heilbronn und<br />
Tübingen-Reutlingen mit ihren jeweiligen Randzonen als <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart<br />
festgelegt. Die Verdichtungsräume des LEP werden aus sozioökonomischen Indikatoren wie<br />
Bevölkerungsdichte und Pendlerverflechtungen abgeleitet.<br />
In den in der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart beteiligten Regionalverbänden (Stuttgart, Heilbronn-<br />
Franken und Neckar-Alb) setzt man sich seit 2003 mit der Thematik <strong>Metropolregion</strong><br />
auseinander. In einem Strategiepapier aus dem Jahr 2003 sowie einer Beschlussvorlage zur<br />
Verbandsversammlung des VRS vom Jahr 2006 werden die Haltung des VRS in Bezug auf die<br />
<strong>Metropolregion</strong> Stuttgart, ihre Potenziale, Handlungsfelder und angedachte Projekte deutlich<br />
dokumentiert (Verband Region Stuttgart 2003 und 2006). Gesonderte, unabhängig erstellte<br />
Gutachten zur EMRS sind uns nicht bekannt. Es kann jedoch davon ausgegangen werden,<br />
dass durch die jahrelange Verbandsarbeit mit einem großen Personalstamm ein intensives und<br />
auch analytisch begründetes Wissen über den zu entwickelnden Raum und seine Chancen<br />
besteht.<br />
121
B Struktur<br />
Umgriff<br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Der offizielle Umgriff der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart und der des Verbands Region Stuttgart<br />
differieren.<br />
Die Weiterentwicklung der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart ist im Landesentwicklungsplan Baden-<br />
Württemberg als Ziel (Z 6.2.2) festgehalten, wird dabei allerdings räumlich nicht absolut<br />
grenzscharf formuliert. Als ihr zugehörig werden der Verdichtungsraum Stuttgart mit seiner<br />
Randzone sowie die „Räume um die Oberzentren Heilbronn und Tübingen“ (LEP 2002:56f)<br />
beschrieben. Ob es sich dabei um die analytisch definierten Verdichtungsräume Heilbronn und<br />
Tübingen handeln soll, bleibt offen. Die Verdichtungsräume mit ihren Randzonen ergeben sich<br />
aus der Berücksichtigung definierter Kriterien wie Bebauungs- und Bevölkerungsdichte sowie<br />
der Intensität von Pendlerverflechtungen (LEP 2002:B5).<br />
Der VRS hat die Vorgaben des LEP aufgegriffen und mit einer auf seinen Internetseiten<br />
veröffentlichten Karte dem Raum eine definierte Figur gegeben. Nochmals ist hervorzuheben:<br />
Es handelt sich hierbei nur um eine Interpretation des Verbands, der hier eigene Interessen wie<br />
den Einbezug ländlicher Gemeinden innerhalb des Verbandsgebietes einbringt, dieser<br />
Einbezug ist z. B nicht durch das LEP gedeckt.<br />
Innerhalb der beteiligten Planungsregion Heilbronn-Franken finden sich zwar Aussagen zur<br />
Zugehörigkeit zur <strong>Metropolregion</strong> im Regionalplan, aber keine räumlich scharfe Festlegungen.<br />
In der Planungsregion Neckar-Alb wird das Gesamtthema <strong>Metropolregion</strong> positiv aufgegriffen<br />
(vgl. Regionalverband Neckar-Alb 2006) und man will als gesamte Planungsregion<br />
„dazugehören“.<br />
Der VRS selbst besteht aus der Landeshauptstadt Stuttgart und den angrenzenden<br />
Landkreisen. Analytische Ergebnisse spielten bei der Bildung im Jahr 1994 keine Rolle, die<br />
neue Verbandstruktur ging deckungsgleich aus dem Vorgänger Regionalverband Mittlerer-<br />
Neckar hervor.<br />
Kooperationsmodell<br />
Die Arbeit und die Außendarstellung der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart ist trotz des abweichenden<br />
Umgriffs eng mit der des Verbands Region Stuttgart verbunden. Mit den Regionalverbänden<br />
Heilbronn-Franken und dem Regionalverband Neckar-Alb werden seit 2003 Gespräche über<br />
mögliche Formen der Zusammenarbeit geführt (vgl. u.a. Verband Region Stuttgart 2003 &<br />
Regionalverband Neckar-Alb 2006)<br />
Der VRS ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts, dessen Entscheidungen durch eine direkt<br />
gewählte Regionalversammlung getroffen werden. Der Verband verfügt über eine<br />
Geschäftsstelle mit über 45 MitarbeiterInnen und bearbeitet so die Aufgabenstellungen, die ihm<br />
durch das Landesplanungsgesetz von Baden Württemberg übertragen wurden (siehe Punkt<br />
Themenfelder).<br />
Das soweit beschriebene institutionelle und gesetzlich verankerte Modell wird durch flexible<br />
privatwirtschaftlich organisierte GmbHs und eingetragenen Vereine (e.V.) ergänzt. Diese<br />
bearbeiten die im Punkt Themenfelder aufgeführten Themen. Beispiele hierfür sind die<br />
• Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH<br />
• Regio Stuttgart Marketing und Tourismus GmbH<br />
• KulturRegion Stuttgart e.V.<br />
• SportRegion Stuttgart e.V.<br />
• FrauenRatschlag Region Stuttgart e.V.<br />
Der VRS ist in diesen regional wirksamen Einrichtungen und Initiativen über formale<br />
Beteiligungen oder als Zuschussgeber involviert. Die genannten Einrichtungen werden vom<br />
Verband als Form der Regional Governance bezeichnet (Benz 2003).<br />
122
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Personen<br />
Die wesentliche Figur für die <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart ist derzeit der Verbandsvorsitzende der<br />
Region Stuttgart Dr. Bernd Steinacher sowie dessen technischer Leiter Herr Vallée. Ferner wird<br />
die Thematik <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart auch in den Landtag von Baden Württemberg vom<br />
Wirtschaftsminister eingebracht.<br />
Finanzierung<br />
Der <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart ist wegen der noch losen und nur sehr schwach ausgeprägten<br />
Struktur derzeit kein klar erkennbarer eigener Haushalt zugeordnet.<br />
Die Finanzierung des Verbands Region Stuttgart besteht aus verschiedenen Einnahmequellen,<br />
insgesamt werden über 260 Mio. € verwaltet. Der Löwenanteil dieses Betrags entsteht durch<br />
die Aufgabenzuweisung des Betriebes der S-Bahn.<br />
Tabelle: Einnahmen des Verbands Region Stuttgart im Haushaltsjahr 2006<br />
Einnahmequelle Volumen Entspricht in € pro<br />
EW der Region<br />
Stuttgart<br />
Erhoben bei/Quelle<br />
Verbandsumlage 29,0 Mio. € 21,40 € Verbandsgemeinden,<br />
genauer Satz gemäß<br />
wirtschaftlicher<br />
Leistungsfähigkeit<br />
Verkehrsumlage 55,7 Mio.€ 11,15 € Landkreisen, die dem<br />
VVS angehören<br />
Abfallumlage 2,1 Mio. € 0,80 € Landkreisen des<br />
Verbands Region<br />
Stuttgart<br />
Landeszuschuss 8,2 Mio. € 3,15 € Land Baden-<br />
Württemberg<br />
Regionalisierungsmittel<br />
(Nahverkehr)<br />
52,8 Mio. € 20,30 € Land Baden-<br />
Württemberg<br />
Fahrgeldeinnahmen 98,2 Mio. € 37,69 € Fahrgästen<br />
Kredite 10,9 Mio. € 4,19 € -<br />
Diesen Einnahmen stehen Ausgaben in folgenden Bereichen gegenüber:<br />
Tabelle: Ausgaben des Verbands Region Stuttgart<br />
Ausgabeposten Volumen Entspricht in € pro<br />
Einwohner der<br />
Region Stuttgart<br />
Betrieb der S-Bahn 218,0 Mio. € 83,84 €<br />
Wirtschaftsförderung (incl.<br />
Messe)<br />
24,1 Mio.€ 9,26 €<br />
Schuldendienst 10,1 Mio. € 3,88 €<br />
Personal (ca. 45 Stellen) 4,6 Mio. € 1,76 €<br />
123
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Planung 1,1 Mio. € 0,42 €<br />
Sonstiges - -<br />
Über den offiziellen Etat hinaus werden etliche Projekte, die ebenfalls der Regionalentwicklung<br />
dienen, über Drittmittel mit einem erheblichen Umfang finanziert. Allein von der EU kommen<br />
über 9 Mio. Euro (vgl. Verband Region Stuttgart 2006).<br />
C Kultur<br />
Alleinstellungsmerkmale und Identifikationsthemen<br />
Die <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart sieht sich als Region, die durch den traditionellen Automobilbau<br />
mit Daimler-Chrysler stark geprägt ist. Darauf basierend besteht eine eng verflochtenes von<br />
Zulieferern für den Automobilbau und Feinmechanik. Dies zeigt sich auch in den Projekten wie<br />
zum Beispiel MOBILIST.<br />
Man gibt sich aber auch gern als international eingebundene Region mit international<br />
orientierten Unternehmen und einer europäischen Vertretung der Region in Brüssel.<br />
Ferner spielen auch Weinanbau und die schwäbische Mentalität in der nach landläufiger<br />
Meinung Fleiß, Sparsamkeit, Genauigkeit eine große Rolle spielen.<br />
Genese, „Alter“<br />
Mit der verbindlichen Einführung der Regionalplanung um 1972/73 kam es zur Gründung des<br />
Regionalverbands Mittlerer-Neckar, der im Umgriff dem heutigen Verband Region Stuttgart<br />
entspricht. Im engeren Stadt-Umland Bereich um Stuttgart mussten sich die Gemeinden in<br />
einem Planungsverband auf einen gemeinsamen Flächennutzungsplan einigen.<br />
Auf Initiative des Stuttgarter Oberbürgermeister Rommel entstand um 1992 eine Diskussion, bei<br />
der es um eine Stärkung der Region und einen Interessenausgleich zwischen Stadt und<br />
Umland ging. Damals vielen 120 000 Arbeitsplätze weg und es kamen gleichzeitig Übersiedler<br />
aus den neuen Bundesländern. Die Stadt Stuttgart wurde bei der Finanzierung von Leistungen<br />
überproportional belastet. Es gelang keine konzentrierte Siedlungsflächenausweisung bzw.<br />
nicht, für die Industrie genügend große Flächen auszuweisen (Klenk 2002).<br />
Die Industrie, der OB und das Land Baden-Württemberg waren dann die treibenden<br />
Institutionen, die eine starke Regionalplanung befürworteten und das heute noch bestehende<br />
Modell mit einer verfassten, direkt gewählten Regionalversammlung durchsetzen konnten.<br />
Seit dem hat sich viel getan. Durch ein Vielzahl von Projekten und die Verantwortung des VRS<br />
für den Betrieb der S-Bahn ist die Region Stuttgart für ihre Bürger im Lauf der Zeit auch im<br />
Alltag präsent geworden. Die Region Stuttgart ist mit ihrem 12-jährigen Bestehen eine<br />
eingespielte Region, für die das neue Label <strong>Metropolregion</strong> keine substanziellen Änderungen<br />
gebracht hat.<br />
Bedeutung des Labels <strong>Metropolregion</strong><br />
Das Label <strong>Metropolregion</strong> spielt für den VRS laut Aussagen einer seiner Mitarbeiter keine große<br />
Rolle. Man hatte sich schon vorher auf internationaler Ebene als erfolgreiche Region etabliert.<br />
Für den VRS gilt: Aktion vor Organisation. Nur weil die Region nun unter dem Begriff<br />
„<strong>Metropolregion</strong>“ auftreten kann, entsteht nicht unbedingt ein Mehrwert. Dieser wird am ehesten<br />
in der verbesserten Außenwahrnehmung gesehen (Ludwig 2006).<br />
124
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Nürnberg<br />
Abbildung A7: Kern und Netz der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg (Quelle:<br />
www.metropolregion.nuernberg.de)<br />
A Strategie<br />
Auslöser<br />
Exogen:<br />
Die Region Nürnberg ist von andauernden Strukturwandel und Globalisierungstendenzen wie<br />
die meisten anderen Räume der Industrieländer ebenfalls betroffen. In verschiedenen Phasen<br />
gab es Wellen von Arbeitsplatzabbau bei Traditionsfirmen wie AEG, Grundig, MAN und<br />
anderen. Dem stehen erfolgreiche Konzerne und Dienstleistungsunternehmen wie Siemens,<br />
dem Marktforscher GfK, DATEV gegenüber. Ein hervorstechendes punktuelles Ereignis, das<br />
eine besondere Dynamik in der Entwicklung zur <strong>Metropolregion</strong> verursacht hat, lässt sich<br />
unseres Erachtens nicht identifizieren.<br />
Sicher hat der erste MKRO-Beschluss aus dem Jahr 1995 auf lange Sicht einen Grundstein zur<br />
Diskussion über die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg gelegt. Durch die Tatsache, dass damals<br />
Nürnberg auf der Liste fehlte, wurde der Selbstfindungsprozess in Gang gesetzt (vgl. Frommer<br />
2005 und Beck 2003).<br />
Eine weitere Rolle spielt die EU-Erweiterung im Jahre 2004. Nürnberg wurde bereits im<br />
EUREK-Entwurf 1997 als Gateway-Stadt ausgewiesen und steht nun nach der Erweiterung im<br />
„Zentrum des neuen Europas“ (Frommer 2005:5).<br />
Endogen:<br />
Im Raum der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg bestanden schon vor dem Aufsprung auf den Diskurs zu<br />
<strong>Metropolregion</strong>en Kooperationsstrukturen wie z. B. die Städteachse der Kernstädte Nürnberg-<br />
125
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Fürth-Erlangen-Schwabach, in der seit ca. 25 Jahren zusammengearbeitet wird. Aus dieser<br />
Kooperationsstruktur ist durch massive Unterstützung der ansässigen Industrie der 1996<br />
gegründete Marketingverein „Die Region Nürnberg“ hervorgegangen (Schmitt 2006 &<br />
Standecker 2006).<br />
Eine weitere regionale Initiative ist das 1998 in Zusammenarbeit mit den regionalen<br />
Planungsverbänden Industrieregion Mittelfranken und Westmittelfranken, der IHK Nürnberg und<br />
dem Regierungspräsident von Mittelfranken entstandene Entwicklungsleitbild der<br />
WirtschaftsRegion Nürnberg zu erwähnen. Dieses Entwicklungsleitbild wurde 2005<br />
fortgeschrieben (Stadt Nürnberg 2005).<br />
Auf diese Strukturen konnte die Diskussion um <strong>Metropolregion</strong>en aufsetzen.<br />
Themenfelder<br />
Ein gewichtiges Thema scheint zunächst der Selbstfindungsprozess der <strong>Metropolregion</strong> zu<br />
sein. Es gibt einige wissenschaftliche Aufsätze, sowie eine ganze Tagung, die sich mit der<br />
Frage beschäftigen ob der Großraum Nürnberg eine <strong>Metropolregion</strong> sei, bzw. versuchen dies<br />
zu begründen (vgl. u.a. Frommer 2005). Die EMR Nürnberg stellt sich eher breit auf, wie an den<br />
fünf Fachforen zu erkennen ist:<br />
• Forum Wirtschaft und Infrastruktur<br />
• Forum Wissenschaft<br />
• Forum Verkehr und Planung<br />
• Forum Kultur und Sport<br />
• Forum Tourismus<br />
Soziale Aspekte spielen in der EMR Nürnberg keine Rolle, bzw. werden auf einem anderen<br />
Maßstab abgehandelt. Ähnliches gilt für das Thema Sicherung von Freiräumen. Sehr wohl wird<br />
dagegen die Bedeutung von Kultur und deren enge Verknüpfung mit dem Tourismus erwähnt.<br />
Hierbei sind noch die Stadt Bamberg mit ihrer Eigenschaft als UNESCO-Kulturebene sowie<br />
Bayreuth mit den Wagner-Festspielen hervorzuheben (Standecker 2006).<br />
Ein Schwerpunkt scheint die Wirtschaftsförderung zu sein. Man gelangt mit der Eingabe der<br />
URL http://metropolregion-nuernberg.de und http://www.metropolregion-nuernberg.org an die<br />
Internetforen der IHK bzw. zum Marketingverein MetropolRegion Nürnberg e.V. Dieser Verein<br />
ging aus seinem Vorgänger, dem Verein „Die Region Nürnberg e.V.“ hervor. Unter seinen<br />
Kernkompetenzen werden die Felder „Energie & Umwelt“, „Informations- und<br />
Kommunikationstechnologie“, „Verkehr & Logistik“ sowie „Neue Materialien“ und<br />
„Lebensqualität“ aufgeführt. Ferner wird auch noch der Bereich „Medizin, Pharma &<br />
Gesundheit“ herausgestellt. Eine Konzentration von Förderressourcen auf wenige Kernthemen<br />
kann nicht erkannt werden.<br />
Vom Marketingverein werden etliche Projekte wie "International Communication Network", kurz<br />
"icom-net", ein Marketingprojekt mit dem die Stärken der Region kommuniziert werden sollen,<br />
oder ein "Existenzgründerpool" betrieben. Deren Tiefe und Bedeutung ist jedoch noch relativ<br />
gering.<br />
Generell gilt, dass die <strong>Metropolregion</strong> zwar relativ viele Themen besetzt, sich dies jedoch noch<br />
nicht in großen deutlich erkennbaren Leuchtturmprojekten manifestiert.<br />
Analyse<br />
Im Konstituierungsprozess sind mehrere Gutachten und wissenschaftliche Arbeiten entstanden,<br />
die sich mit der Bewertung der <strong>Metropolregion</strong> und insbesondere mit der Rechtfertigung ihrer<br />
Bezeichnung beschäftigen (vgl. u.a. Liebel 2005, Frommer 2005, Beck 2003, Maier & Liebel<br />
2005). Dabei wurde der Raum auf metropolitane Funktionen im Sinne von Blotevogel<br />
untersucht, um die metropolitanen Eigenschaften von Nürnberg besser untermauern zu können.<br />
126
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Auffällig ist, dass die Gutachter alle aus der Region kommen und in diesen Texten kaum<br />
kritische Aussagen zur EMR Nürnberg zu lesen sind.<br />
Die offizielle fachliche Ansprechpartnerin zu Fragen bezüglich der EMR Nürnberg verneinte<br />
eine bedeutende wissenschaftliche Analyse im räumlichen Konstituierungsprozess - Festlegung<br />
des Umgriffs - der letzten Jahre (Standecker 2006). In der Diplomarbeit von Christof Liebel<br />
werden einige Pendlerverflechtungen auf Kreisebene thematisiert (Liebel 2005).<br />
B Struktur<br />
Umgriff<br />
Die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg gehört im Vergleich zu anderen etablierten <strong>Metropolregion</strong>en in<br />
Deutschland mit einer festgelegten Fläche von ca. 11 500 km² zu den ausgedehnten Regionen.<br />
Die Region Stuttgart (3650 km²) oder der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Rhur (7 900 km²)<br />
sind kleiner.<br />
Bei der Bildung des räumlichen Umgriffs der <strong>Metropolregion</strong> wurden keine wissenschaftlichen<br />
Raumanalysen durchgeführt. Zunächst wurden die „üblichen Verdächtigen“ (Standecker 2006),<br />
sprich die umliegenden Landkreise, eingeladen, danach bekam das Ganze schnell eine<br />
Eigendynamik. Die Landkreise im zweiten Ring um Nürnberg sowie die ca. 50 km entfernten<br />
Landkreise bzw. Städte wie Bamberg, Bayreuth und Amberg wurden neugierig und gehören<br />
nun zum so genannten metropolitanen Kern der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg. Um diesen Kern<br />
spannt sich noch das metropolitane Netz, mit Städten wie Würzberg, Hof und dem Landkreis<br />
Tirschenreuth. Mit diesen Partnern soll bei passenden Themen fallbezogen<br />
zusammengearbeitet werden (EMRN 2006b; Standecker 2006). Das metropolitane Netz<br />
finanziert die <strong>Metropolregion</strong> grundsätzlich nur mit dem halben Satz.<br />
Kooperationsmodell<br />
Die Kooperation in der EMR Nürnberg ist von Freiwilligkeit und „gleicher Augenhöhe“ geprägt.<br />
Beispielsweise hat die Stimme des OB von Nürnberg, der für eine erheblich höhere<br />
Einwohnerzahl spricht, formal die gleiche Bedeutung wie die einer kleineren kreisfreien Stadt,<br />
bzw. eines Landkreises. Es bestehen keine gesetzlichen Bindungen. Die Mitglieder, die<br />
grundsätzlichen Funktionen und Aufgaben (z.B. Regionalmarketing und Bildung von<br />
Netzwerken) der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg sowie die Prinzipien der Zusammenarbeit sind in<br />
einer Charta aus dem Jahr 2005 verfasst (EMRN 2005). Diese Charta ist eine Art<br />
Willenserklärung der Zusammenarbeit. Detaillierteres und einige verbindliche Aspekte wie unter<br />
anderem die Finanzierung regelt die Geschäftsordnung (EMRN 2006a).<br />
Alle die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg betreffenden Entscheidungen, die Außenvertretung sowie das<br />
Budgetrecht liegen beim Rat, der aus den demokratisch legitimierten Bürgermeistern,<br />
Landräten, dem Bürgermeister der bevölkerungsstärksten Kommune des Landkreises besteht.<br />
Das metropolitane Netz ist durch Vertreter im Rat ebenfalls mitberücksichtigt. Die fachliche<br />
Arbeit wird durch Foren geleistet, die den unter dem Punkt Themenfelder genannten Themen<br />
entsprechen. Zu jedem Forum gibt es einen Geschäftsführer, einen fachlichen sowie einen<br />
politischen Sprecher. Zur Koordination von Strategie, Arbeitsthemen und Projekten der Foren<br />
bilden Ratsvorsitz und Sprecher sowie Geschäftsführer der Foren gemeinsam den<br />
Steuerungskreis der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg.<br />
Der Rat tagt mindestens zweimal jährlich. Mit Hilfe von Regionalkonferenzen soll eine breite<br />
Anzahl von relevanten Akteuren erreicht und zusammengeführt werden.<br />
Macht in den Gremien haben nach Aussagen von Standecker (2006) diejenigen Akteure, die<br />
gute Projekte initiieren oder betreiben. So haben die ländlichen Teilräume der <strong>Metropolregion</strong><br />
nach Aussagen von Standecker (2006) kaum Ängste, von der starken Stadt Nürnberg<br />
übervorteilt zu werden. Es gelte das Prinzip: „Wir stärken nicht die Starken sondern die Stärken“<br />
(Standecker 2006). Damit ist gemeint, dass erfolgreiche Projekte unabhängig von ihrer<br />
räumlichen Lage gefördert werden.<br />
127
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Abbildung A8: Organisationsmodell der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg (Quelle: www.metropolregion.<br />
nuernberg.de)<br />
Personen<br />
Es fallen Personen auf, die unter anderem durch das Abfassen von verschiedenen Texten zum<br />
Thema <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg die Thematik angeschoben haben. Hier sind vor allem Dr.<br />
Hartmut Frommer, Stadtrechtsdirektor der Stadt Nürnberg, sowie Prof. Hartmut Beck,<br />
Universität Erlangen-Nürnberg & Mitglied des Planungsausschusses der Planungsregion<br />
Mittelfranken zu nennen. Von der Leiterin der Geschäftsstelle der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg,<br />
Frau Dr. Christa Standecker, wurde auch der OB Dr. Ulrich Maly genannt, der durch eine<br />
umsichtige Auswahl und Einbindung der Akteure in der Region ein günstiges Klima für die<br />
Kooperation schaffte (Standecker 2006). Im Übrigen ist die Geschäftsstellenleiterin selber eine<br />
aktive und auf vielen Terminen präsente Person.<br />
Es handelt sich allesamt um Personen, die die Bedeutung eines Vorhandenseins von Nürnberg<br />
auf der deutschen Landkarte der <strong>Metropolregion</strong>en vor anderen Akteuren der Region erkannt<br />
haben.<br />
Ferner gelang es auch, sich den Rückhalt von Personen auf Landes- und Bundesebene zu<br />
sichern. So kündigte der bayerische Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und<br />
Technologie Otto Wiesheu im Rahmen der Regionalkonferenz im Juni 2004 an, dass die<br />
bayerische Staatsregierung in der beschlossenen Fortschreibung des Bayerischen<br />
Landesentwicklungsprogramms 2006 Nürnberg als Großraum mit zu stärkenden metropolitanen<br />
Funktionen aufnehmen will. Ebenso unterstrich der Staatssekretär des Bundesministeriums für<br />
Verkehr, Bau und Wohnungswesen Tilo Braune mit seiner Anwesenheit und durch<br />
entsprechende Äußerungen die positive Einstellung des Bundes zu einer <strong>Metropolregion</strong><br />
Nürnberg (Stadt Nürnberg 2004).<br />
Finanzierung<br />
In der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg wird die Finanzierung ihrer Strukturen nach außen eher<br />
verhalten dokumentiert. In der Geschäftsordnung des Rates der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong><br />
128
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Nürnberg (EMR Nürnberg) findet sich die Vereinbarung, dass die Mitglieder der <strong>Metropolregion</strong><br />
Nürnberg (Landkreise und kreisfreie Städte) eine Umlage in Höhe von 3,5 Cent pro Einwohner<br />
im Jahr 2006 sowie eine Umlage von 7 Cent pro Einwohner im Jahre 2007 zu zahlen haben. Es<br />
ist angedacht, diese Umlage danach auf 10 Cent pro Einwohner zu erhöhen (EMRN 2006a).<br />
Bezogen auf die aktuellen Einwohnerzahlen bedeutet dies für das Anfangsjahr der MR einen<br />
Etat von ca. 80 000 €. Hiermit sollen die Ausgaben für Rat und Geschäftsstelle der<br />
<strong>Metropolregion</strong> Nürnberg zumindest teilweise bestritten werden.<br />
Nach Auskunft von Beteiligten der EMR Nürnberg (Standecker 2006) ist die derzeitige Arbeit<br />
auch nur möglich, weil die Infrastruktur der Stadt Nürnberg wie Räume und Arbeitsmaterialien<br />
ohne Entgelt mitgenutzt werden kann. Auch bei den anderen Mitgliedern der EMR Nürnberg<br />
werden vermutlich Personal- und Finanzressourcen aus anderen Quellen mitgenutzt. Bei den<br />
Fachforen wird davon ausgegangen, dass deren Projekte über Drittmittel und Sponsoren<br />
finanziert werden können (vgl. Geschäftsordnung der EMR Nürnberg, EMRN 2006a).<br />
Die Finanzierung der Organisationsstrukturen in der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg wurde zunächst<br />
ausgeklammert, um dann doch noch in der Geschäftsordnung geregelt zu werden.<br />
C Kultur<br />
Alleinstellungsmerkmale und Identifikationsthemen<br />
Es ist sehr schwer für die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg Alleinstellungsmerkmale zu finden. Generell<br />
sieht man sich gerne als Gateway in den Osten Europas, wie auf einer Karte mit Nürnberg im<br />
Zentrum Europas dargestellt (Stadt Nürnberg 2004) ist. In der Beilage der Süddeutschen<br />
Zeitung „<strong>Metropolregion</strong> Nürnberg“ vom 02.06.2006 wird vom Aufbau eines fränkischen<br />
Selbstbewusstseins gesprochen, belegen lässt es sich derzeit noch nicht.<br />
Alter - Genese<br />
Die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg ist eine junge <strong>Metropolregion</strong>, sie wurde im Jahre 2005 offiziell<br />
durch die MKRO anerkannt. Die Frage einer formalen Anerkennung sagt aber noch nichts über<br />
die bereits vorher bestehenden Kooperationsstrukturen aus. Die Städte, Landkreise und<br />
Kommunen des Großraums Nürnberg teilten sich besser gemeinsam zu erledigende Aufgaben<br />
schon lange zuvor in Form von kommunalen Zweckverbänden auf. Ferner gründete sich im<br />
Jahr 1996 mit intensiver Unterstützung der ansässigen Unternehmen der Marketingverein „Die<br />
RegionNürnberg e.V. (persönliches Interview mit Herrn Hahn, nach Schmitt 2006).<br />
Im Entwurf des <strong>Europäische</strong>n Raumentwicklungskonzept (EUREK) wurde Nürnberg in einer<br />
Abbildung als Gateway-Stadt dargestellt. Der Stadtrechtsdirektor der Stadt Nürnberg, Dr.<br />
Frommer, verfasste mehrere programmatische Dokumente, in denen er die ebenfalls<br />
bedeutende Rolle des Großraums Nürnberg im Vergleich zu anderen deutschen<br />
<strong>Metropolregion</strong>en herausstellte. Es sei unverständlich, dass vielen anderen Regionen der<br />
Status <strong>Metropolregion</strong> schon 1995 zugesprochen worden sei, Nürnberg mit seinem durch viele<br />
Indikatoren nachzuweisenden ebenfalls hohen metropolitanen Potenzial jedoch nicht (Frommer<br />
2005:5).<br />
Es gelang den Promotoren der <strong>Metropolregion</strong>, die restlichen Akteure in der EMR Nürnberg für<br />
das Thema zu sensibilisieren und zu aktivieren. Eine wichtige Rolle spielte dabei auch der OB<br />
von Nürnberg Dr. Ulrich Maly, der durch eine geschickte und behutsame Organisation der<br />
nötigen Treffen (Standecker 2006) die notwendigen Personen an einen Tisch brachte.<br />
Im Juni 2004 fand die Regionalkonferenz „Stärke und Konsens - Eine <strong>Metropolregion</strong> tritt an!“<br />
mit über 200 Akteuren aus dem Raum sowie mit dem bayerischen Wirtschaftsminister Otto<br />
Wiesheu sowie dem Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums Tilo Braune statt. Mit<br />
dieser Veranstaltung gelang der Durchbruch. Letzte Meilensteine waren dann noch die formale<br />
Anerkennung durch die MKRO.<br />
129
Bedeutung des Labels <strong>Metropolregion</strong><br />
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Die <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg mit ihren Akteuren hat speziell auf das Label hingearbeitet und<br />
vermarktet sich derzeit offensiv damit. So gab es zum Beispiel am 02. Juni 2006 eine Beilage in<br />
der Süddeutschen Zeitung in der sich die Region mit ihren Unternehmen auflagenstark<br />
präsentierte. Die Bedeutung des Labels in dieser Region ist hoch: Durch das Etikett<br />
<strong>Metropolregion</strong> Nürnberg wird das fränkische Selbstbewusstsein und Identitätsgefühl gestärkt<br />
und der neidische Blick auf <strong>München</strong> hat eine Alternative vor Ort bekommen (SZ 2006).<br />
130
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> <strong>München</strong><br />
131
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Quellen:<br />
Barjak, F. (2004): Analyse der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit von Branchenclustern in<br />
der Schweiz – State of the Art. Discussion Paper DPW 2007-04. Fachhochschule Solothurn<br />
Nordweistschweiz. Solothurn<br />
Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2005): Staatsvertrag zwischen den<br />
Ländern Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz über die Zusammenarbeit bei der<br />
Raumordnung und Weiterentwicklung im Rhein-Neckar-Gebiet. Im Internet unter:<br />
http://www.vrrn.de/, Zugriff am 17.07.2006<br />
Beck, H. (2003): Die Region Nürnberg – eine europäische <strong>Metropolregion</strong>? Im Internet unter:<br />
http://www.metropolregion.nuernberg.de/download/Beck_Region_Nuernberg_neu.pdf, Zugriff<br />
am 19.07.2006<br />
Becker-Marx K., Schmitz G., Fischer K. (1999): Aufbau einer Region. Raumordnung an Rhein<br />
und Neckar. K.F. Schimpfer, Schwetzingen 1999<br />
Benz, A. (2003): Regional Governance mit organisatorischen Kern. Das Beispiel der Region<br />
Stuttgart. In: Informationen zur Raumentwicklung, Heft 8/9. S. 505-512<br />
BioRegion (Hrsg.) (2006): Internetseite der BioRegion Rhein-Neckar-Dreieck e.V.. Im Internet<br />
unter: http://www.bioregion-rnd.de/start.html, Zugriff am 13.07.2006<br />
Blatter, J. (2004): Steuerung von/ in deutschen Großstadtregionen: Normative, utilitaristische,<br />
kommunikative und dramaturgische Strategien. Beitrag bei den 8. Nassauer Gesprächen der<br />
Freiherr-von-Stein-Gesellschaft, 25.-27. März 2004, Neuhardenberg und anlässlich eines<br />
Vortrags an der Universität Hannover, 12. Juli 2004<br />
Blotevogel, H. H. (2002): Deutsche <strong>Metropolregion</strong>en in der Vernetzung. In: Informationen zur<br />
Raumentwicklung. Heft 6/7. 345-351<br />
BMVBS – Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (2006): Neue Leitbilder<br />
und Handlungsstrategien der Raumordnung. Im Internet unter:<br />
http://www.bmvbs.de/Anlage/original_965565/Leitbilder-und-Handlungsstrategien-fuer-die-<br />
Raumentwicklung-in-Deutschland-2006.pdf, Zugriff am 28.09.06<br />
Droß, M., Förster, A., Thierstein, A. (2006): Mega-Ctiy Regions: On awareness and value chain<br />
approach. Paper presented at the 46th ERSA Conference, Volos, Geece<br />
EMRN (<strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg) (2005): Charta der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg. Im<br />
Internet unter: http://www.metropolregion.nuernberg.de/download/MRN-Charta.pdf, Zugriff am<br />
19.07.2006<br />
EMRN (2006a): Geschäftsordnung der europäischen <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg. Im Internet<br />
unter: http://www.metropolregion.nuernberg.de/download/060510_Geschaeftsordnung.pdf,<br />
Zugriff am 17.07.2006<br />
EMRN (2006b): Internetseite der <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg. Eingangsseite. Im Internet unter:<br />
http://www.metropolregion.nuernberg.de, Zugriff am 17.07.2006<br />
Freie und Hansestadt Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein (Hrsg.) (2005a):<br />
Staatsvertrag. Im Internet unter:<br />
www.metropolregion.hamburg.de/index.do?ok=21557&uk=21561, Zugriff am 17.07.2006<br />
Freie und Hansestadt Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein (Hrsg.) (2005b):<br />
Verwaltungsabkommen vom 1.12.2005 zur Zusammenarbeit in der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg<br />
und die Errichtung einer gemeinsamen Geschäftsstelle. Im Internet unter:<br />
www.metropolregion.hamburg.de/index.do?ok=21557&uk=21561, Zugriff am 17.07.2006<br />
Frommer, H. (2005): Die <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg. Aufsatz. Im Internet unter<br />
http://www.metropolregion.nuernberg.de/download/Frommer_Bomba_September2005.pdf,<br />
Zugriff am 17.07.2006<br />
132
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
Gemeinsame Landesplanung Hamburg/Niedersachsen/Schleswig-Holstein (Hrsg.) (2000):<br />
<strong>Metropolregion</strong> Hamburg, Regionales Entwicklungskonzept REK 2000. Hamburg, Hannover,<br />
Kiel.<br />
Goebel, V. (2005). Wo hört die Region <strong>München</strong> auf? Statistische Analysen zur Abgrenzung der<br />
Region <strong>München</strong>. In: Raumplanung, Heft 120/1, S. 111-116<br />
Güss, U., Schwieger S. (2006): Persönliches Telefoninterview mit Ulrike Güss und Dr.<br />
Christopher Schwieger, Geschäftsstelle der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg, am 18.07.2006<br />
Hall P., Pain K. (2006): The Polycentric Metropolis. Learning from mega-city regions in Europe.<br />
Earthscan, London<br />
IHK – Industrie- und Handelskammer <strong>München</strong>-Oberbayern (2003): <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong> -<br />
das Kraftzentrum Deutschlands - Deutsche <strong>Metropolregion</strong>en im Vergleich. Broschüre.<br />
<strong>München</strong><br />
IHK Rhein-Neckar (Hrsg.) (2003): Vision RheinNeckar-Dreieck 2015, Herausgeber: Industrie-<br />
und Handelskammer Rhein-Neckar. Im Internet unter: www.rheinneckar.ihk24.de/MAIHK24/MAIHK24<br />
/produktmarken/standortpolitik/kooperationen/wiforum/index.jsp, Zugriff am 13.07.2006<br />
inixmedia GmbH Marketing & Medienberatung (Hrsg.) (2006): Neue Perspektiven der<br />
<strong>Metropolregion</strong> Hamburg. Der Magalog zur Wanderausstellung. Im Internet unter:<br />
www.metropolregion.hamburg.de/artikel.do?ok=21566&teaserId=467926&cid=6379800, Zugriff<br />
am 18.07.2006<br />
Jähnke, P. & Wolke, M. (2005): Berlin und <strong>München</strong> – <strong>Metropolregion</strong>en als vernetzte<br />
Informationsdienstleistungsstandorte. In: Kujath H.-J. (Hrsg.): Knoten im Netz – Zur neuen Rolle<br />
der <strong>Metropolregion</strong>en in der Dienstleistungswirtschaft und Wissensökonomie. Münster. S. 245-<br />
284<br />
Jung, W. (2006): Persönliches Telefoninterview mit Wolfgang Jung, wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am Institut für Grundlagen der Planung an der Universität Stuttgart, am 21.07.2006<br />
Klenk, A. (2002): Interview zum Thema: Von der freiwilligen Zusammenarbeit zur Großregion?<br />
Das Werden des Verband Region Stuttgart. In: RaumPlanung. Heft 105. S. 293-296<br />
Knieling, J. (2006): <strong>Metropolregion</strong> Hamburg: Auf dem Weg zu einer Metropolitan Governance?<br />
Aktuelle Reformschritte in Diskussion. In: Forum Wohneigentum 7/2007, S.101-106<br />
Kujath, H.J. (2005): Die neue Rolle der <strong>Metropolregion</strong>en in der Wissensökonomie. In: Kujath<br />
H.-J. (Hrsg.): Knoten im Netz – Zur neuen Rolle der <strong>Metropolregion</strong>en in der<br />
Dienstleistungswirtschaft und Wissensökonomie. Münster. S. 23-63<br />
Liebel, C. (2005): Das Konzept der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong>en. Diplomarbeit an der Uni<br />
Bayreuth<br />
Ludwig, J. (2006): Persönliches Telefoninterview mit Dr. Jürgen Ludwig, Mitarbeiter des<br />
Verbands Region Stuttgart, am 24.07.2006<br />
Machule, D. (2006): Persönliches Telefoninterview mit Prof. Dr.-Ing. Dittmar Machule, Hafencity<br />
Universität Hamburg, Lehrstuhl für Städtebau und Stadtbaugeschichte, am 13.07.2006<br />
Maier, J. & Liebel, C. (2005): Kurzgefasste Stellungnahme zur Einbeziehung der <strong>Europäische</strong>n<br />
<strong>Metropolregion</strong> Nürnberg in den Entwurf zum Landesentwicklungsprogramm Bayern 2005.<br />
Gutachten an der Universität Bayreuth. Im Internet unter:<br />
http://www.metropolregion.nuernberg.de/download/Kurze_Stellungnahme_LEP.pdf, Zugriff am<br />
19.07.2006<br />
Mandel, K. (2006): Persönliches Telefoninterview mit Klaus Mandel, Mitarbeiter des Verbands<br />
Region Rhein-Neckar, Referent für Öffentlichkeitsarbeit, am 17.07.2006<br />
MKRO - Ministerkonferenz für Raumordnung (1995): Beschluss vom 8. März 1995<br />
133
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
o.V. (2006): Neubaustrecke Rhein/Main–Rhein/Neckar. Im Internet unter:<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Neubaustrecke_Rhein/Main%E2%80%93Rhein/Neckar, Zugriff am<br />
24.07.2006<br />
Raumordnungsverband Rhein-Neckar (Hrsg.) (2005a): Broschüre "<strong>Metropolregion</strong> Rhein-<br />
Neckar - Fakten und Hintergründe", Herausgeber: Raumordnungsverband Rhein-Neckar, Im<br />
Internet unter: http://www.vrrn.de/, Zugriff am 17.07.2006<br />
Raumordnungsverband Rhein-Neckar (2005b): Das Rhein-Neckar-Dreieck auf dem Weg zur<br />
<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong>, Tagungsdokumentation zum Symposium am 22. Februar 2005 in<br />
Mannheim. Im Internet unter: http://www.vrrn.de/, Zugriff am 17.07.2006<br />
Regionalmarketing Rhein-Neckar-Dreieck GmbH (Hrsg.) (2006a): Internetseite Das Portal der<br />
<strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar. Im Internet unter www.rhein-neckardreieck.de/static_html/karte.html,<br />
Zugriff am 13.7.2006<br />
Regionalmarketing Rhein-Neckar-Dreieck GmbH (Hrsg.) (2006b): Internetseite Das Portal der<br />
<strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar. Im Internet unter www.rhein-neckar-dreieck.de, Zugriff am<br />
13.7.2006<br />
Regionalmarketing Rhein-Neckar-Dreieck GmbH (Hrsg.) (2006c): Internetseite des<br />
Mittelstandstags Rhein-Neckar. Im Internet unter<br />
http://www.mittelstandstag.info/pages/Grusswort1.htm, Zugriff am 15.07.2006<br />
Regionalverband Neckar-Alb (2006): RV-Drucksache Nr. VII-18/3. Die Regionen Stuttgart und<br />
Neckar-Alb - Starke Partner in der <strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart. Im Internet unter<br />
http://www.regionalverband-neckar-alb.de/drucksachen/rv-ds_7-18-3.htm, Zugriff am<br />
20.07.2006<br />
RegJo Verlag für regionales Marketing GmbH & <strong>Metropolregion</strong> Hamburg (Hrsg.) (2006): Das<br />
Magazin der <strong>Metropolregion</strong> Hamburg, 1.Jahrgang, Ausgabe 1/2006. Im Internet unter:<br />
www.metropolregion.hamburg.de/index.do?ok=21563&uk=21565, Zugriff am 13.07.2006<br />
Schmitt, P. (2006): Raumpolitische Diskurse um <strong>Metropolregion</strong>en in Deutschland – Positionen,<br />
Kontroversen, Perspektiven. Manuskript für den Abschlussband des Arbeitskreises<br />
„<strong>Metropolregion</strong>en - Innovation, Wettbewerb, Handlungsfähigkeit“ der ARL, Hannover.<br />
Veröffentlichung geplant in 2006<br />
Schmitz, G. (2005): <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar – Modellregion für einen kooperativen<br />
Föderalismus. In: Raumordnung und Raumforschung 5/2005<br />
Schmitz, G. (2006): Persönliches Telefoninterview mit Dr. Gottfried Schmitz, Verbandsdirektor<br />
i.R. des Raumordnungsverbands Rhein-Neckar, am 17.07.2006<br />
Seimetz, H.-J. (2006): Die <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar und ihre Bedeutung für die Raum- und<br />
Regionalentwicklung, Präsentation im Rahmen des Raum- und Umweltplanerischen<br />
Kolloquiums, Kaiserslautern, 2. Februar 2006<br />
Sieverts, T.: (1997): Zwischenstadt. Birkhäuser Verlag. Braunschweig<br />
Stadt Nürnberg (2004): Tagungsdokumentation der Regionalkonferenz „Stärke und Konsens –<br />
eine <strong>Metropolregion</strong> tritt an!“ vom 24.06.2004. Im Internet unter<br />
http://www.metropolregion.nuernberg.de/download/Metropol_doku_neu.pdf, Zugriff am<br />
15.07.2006<br />
Stadt Nürnberg (2005): Internetseite des Amts für Wirtschaft der Stadt Nürnberg<br />
http://www.wirtschaft.nuernberg.de/ver2004/scripts/01_02_neues-aus-derwirtschaftsfoerderung.html?id=520,<br />
Zugriff am 17.07.2006<br />
Standecker, C. (2006): Persönliches Telefoninterview mit Frau Dr. Christa Standecker,<br />
Mitarbeiterin der Stadt Nürnberg, am 14.07.2006<br />
Süderelbe AG (2006): Internetseite der Süderelbe AG. Im Internet unter<br />
http://www.suederelbe.info, Zugriff am 17.07.2006<br />
134
Expertise zum Aufbau eines <strong>Initiativkreis</strong>es <strong>Europäische</strong> <strong>Metropolregion</strong> <strong>München</strong><br />
SZ – Süddeutsche Zeitung (2006): Beilage <strong>Metropolregion</strong> Nürnberg am 02.06.2006<br />
Thierstein, A., Kruse, C. Glanzmann, L., Gabi; S., Grillon, N. (2006): Raumentwicklung im<br />
Verborgenen. Die Entwicklung der <strong>Metropolregion</strong> Nordschweiz. NZZ Buchverlag, Zürich<br />
Tröger-Weiß, G. (2006): Persönliches Telefoninterview mit Prof. Dr. Gabi Tröger-Weiß,<br />
Technische Universität Kaiserslautern, Lehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung, am<br />
20.07.2006<br />
Tscheulin J. (2005): <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar: Entwicklung und Positionierung einer<br />
Region, Vortrag im Rahmen des 8. Wiesbadener Zukunftsdialogs am 03.05.2005, Im Internet<br />
unter: http://www.ihk-wiesbaden.de/index.php?id=2559, Zugriff am 24.07.2006<br />
Verband Region Stuttgart (2003): Strategiepapier zur Weiterentwicklung der Kooperation in der<br />
<strong>Europäische</strong>n <strong>Metropolregion</strong> Stuttgart vom 9.10.2003<br />
Verband Region Stuttgart (2005): Sitzungsvorlage Nr. 35/2005, Ausschuss f. Wirtschaft,<br />
Infrastruktur, Verwaltung am 5.10.2005<br />
Verband Region Stuttgart (2006): Sitzungsvorlage Nr. 50/2006 zur Regionalversammlung, am<br />
12.04.2006<br />
Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH (Hrsg.) (2006): VRN GmbH News – Pressemitteilungen<br />
2003, Internetseite des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar GmbH. Im Internet unter<br />
http://www.vrn.de/News/Pressemitteilungen/2003/, Zugriff am 18.07.2006<br />
Voscherau, E. (2005): Auf dem Weg zur Exzellenzregion. Das Rhein-Neckar-Dreieck<br />
positioniert sich im europäischen Wettbewerb. In: FAZ 29.03.2005<br />
Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg (2002): Landesentwicklungsplan Baden-<br />
Württemberg - LEP 2002. Im Internet unter: http://www.wm.badenwuerttemberg.de/sixcms/media.php/1106/LEP.zip,<br />
Zugriff am 17.07.2006<br />
Zukunftsinitiative <strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar (ZMRN) (2005): Zukunftsinitiative<br />
<strong>Metropolregion</strong> Rhein-Neckar: Präsidium und Lenkungskreis stellen die Weichen für 2006,<br />
Pressemitteilung der ZMRN am 26.10.2005. Im Internet unter http://www.rhein-neckardreieck.de/uploads/tx_basfzmrnfilelist/10-LK_Portfolio_2006.pdf,<br />
Zugriff am 18.07.2006<br />
135