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DIE NEUE ORDNUNG - Tuomi

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die Frage des „Nächsten“ geht. Abgesehen davon, daß es im Islam kein Gegenstück<br />

zur Bergpredigt gibt, weil es Muhammads Gegenethik allzu deutlich hätte<br />

hervortreten lassen, wäre hier die Gelegenheit, eben jene theologischen, ethischen<br />

und nicht zuletzt politischen Diskrepanzen anzusprechen. Papst Benedikt hält solches<br />

für unabdingbar und die Offenheit für eine der wichtigsten Bedingungen<br />

überhaupt:<br />

„Versuchen wir, uns das durch ein paar praktische Fragen deutlich zu machen.<br />

Wird jemand deshalb selig und von Gott als recht erkannt werden, weil er den<br />

Pflichten der Blutrache gewissenhaft nachgekommen ist? Weil er sich kräftig für<br />

und im „Heiligen Krieg“ engagiert hat oder weil er bestimmte Tieropfer dargebracht<br />

hat? Oder weil er rituelle Waschungen und sonstige Observanzen eingehalten<br />

hat? Weil er seine Meinungen und Wünsche zum Gewissensspruch erklärt und<br />

so sich selbst zum Maßstab erhoben hat? Nein, Gott verlangt das Gegenteil: das<br />

innere Wachwerden für einen stillen Zuspruch, der in uns da ist und uns aus den<br />

bloßen Gewohnheiten herausreißt auf den Weg zur Wahrheit; Menschen, die ‚hungern<br />

und dürsten nach Gerechtigkeit’ – das ist der Weg, der jedem offensteht; es ist<br />

der Weg, der bei Jesus Christus endet“ (Ratzinger, Jesus von Nazareth, 123).<br />

Es ist eben dieses „innere Wachwerden“, das uns zwar aus den Gewohnheiten<br />

herausreißt, aber nur dann „auf den Weg der Wahrheit“ führt, wenn das „gemeinsame<br />

Wort“ in der angemessenen Offenheit geführt wird. Der Brief der 138 betont<br />

ein wenig zu oft, daß man Allah „keinen Partner zuschreiben“ sollte, und er erwähnt<br />

ein wenig zu wenig, daß es „Nächstenliebe“ im Islam nicht gibt. Daran<br />

ändert auch die Glaubenspflicht des Almosengebens (Zakat) wenig. Nächstenliebe<br />

im christlichen Sinne konnte der Islam nicht hervorbringen, weil sie erst mit Christus<br />

– als Gottmensch, nicht als Prophet – in die Welt kam, was wiederum erklären<br />

mag, warum sein Reich nicht von dieser Welt ist.<br />

In einer Zeit, in der unentwegt von gegenseitigem „Respekt“ und „Anerkennung“<br />

der Religionen die Rede ist, wäre zu erwarten gewesen, daß die 138 Imame zumindest<br />

verbal von dem Kenntnis genommen hätten, was den Christen wichtig ist.<br />

Dagegen dienen alle Zitate – nicht nur aus dem Koran, sondern auch von Jesus<br />

selbst bzw. aus dem Neuen Testament – dem einzigen Zweck, die Verehrung Gottes<br />

im Sinne eines unverkürzten Allah zu gewährleisten.<br />

An keiner Stelle läßt der Text die Absicht vermuten, den Anderen in seinem Sosein<br />

wahr-, geschweige denn anzunehmen. Wenn man, wie unentwegt betont wird, den<br />

friedlichen Dialog wirklich führen will, und Jesus auch für die Muslime eine so<br />

große Rolle spielt, muß umso mehr verwundern, daß man weiterhin jede Erwähnung<br />

der Kreuzigung, der Auferstehung, der Erlösung peinlichst meidet. Es ist also<br />

nach wie vor die „Beigesellung“, die zu bekämpfen das theologische Zentrum<br />

islamischer Identität ausmacht und dem „Dialog“ fundamental im Wege steht.<br />

Eben jener Weg ist jedoch wiederum Jesus, dessen Kernsatz – „Ich bin der Weg,<br />

die Wahrheit und das Leben“ – die Lebensmitte eines jeden gläubigen Christen<br />

bildet. Die Frage für den „Dialog“ lautet – notwendigerweise etwas verdreht: Wie<br />

wenig Respekt braucht ein Nichtchrist, ihn nicht zur Kenntnis zu nehmen?<br />

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