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DIE NEUE ORDNUNG - Tuomi

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verlangt er somit auch seinen Anhängern eine Zwitterstellung zwischen Weltflucht<br />

und Weltgestaltung ab.<br />

Der Gnostiker lehnt die Welt als Ganzes ab, weil sie nicht von Gott, sondern einem<br />

Demiurgen erschaffen ist. Über einen göttlichen Samenstrom strebt er die stufenweise<br />

Rückkehr zu der entrückten Gottheit an, wobei es ihm freisteht, die Welt zu<br />

zerstören. Der Muslim lehnt die Welt ab, soweit sie nicht von Allahs Gesetz beherrscht<br />

wird. Somit zerstört er „nur“ den nichtislamischen Teil und reinigt ihn von<br />

ungläubigen Menschen, um ihn mit Allahs Gemeinschaft zu füllen.<br />

Um dies zu erreichen, besteht Allah auf einer biologisch bestimmten Frau und<br />

einem maximierten Samenstrom, den er über einen privilegierten Mann sicherstellt.<br />

Als Kämpfer und Befruchter ist der männliche Einzelmuslim nicht nur Stellvertreter<br />

Allahs in der Familie, sondern kann als das männliche Prinzip auf Erden<br />

auch als „biologischer Sohn Gottes“ gesehen werden. In diesem Sinne interpretiert<br />

der Theologe Al-Ghazali die Sexualität als göttlich geschenkten „Apparat“, der<br />

unter männlicher Kontrolle die Vermehrung der Umma antreibt. Wir haben über<br />

das Thema in den letzten beiden Folgen dieser Zeitschrift ausführlich referiert.<br />

Der Zwittergott zwischen Kosmos und Mensch verlangt ein Reinigungsopfer, das<br />

die Welt aus ihrem provokant unreinen Zustand befreit und in die eigentliche Welt<br />

und Wirklichkeit, so wie sie sein soll, also in die reine Gemeinschaft Allahs, umwandelt.<br />

Diese übergeschichtliche Forderung verwirklicht sich in den geschichtlichen<br />

Einrichtungen des Djihad (Hl. Krieg) und der Dhimma (Verhältnis zu Juden<br />

und Christen), die latent bestehen und immer dann akut werden, wenn es die aktuellen<br />

Umstände erforderlich machen oder begünstigen.<br />

Die Geschichte zeigt, daß Djihad und Dhimma automatisch aufleben, sobald sich<br />

die Kräftewaage zugunsten des Islam neigt, unabhängig davon, ob der Islam stark<br />

oder die Gegenseite schwach wird. Insofern versteht sich, daß die Befreiung vom<br />

Unglauben eine Weltpflicht ist, die sich nicht nur auf das Islamland, sondern besonders<br />

auch auf das Noch-Nicht-Islamland erstreckt. Darauf deutet allein schon<br />

dessen offizielle Bezeichnung „Kriegsland“ hin.<br />

Daraus ergibt sich die spezifische Bedeutung des „Märtyrers“ (arab.: = shahid), die<br />

sich in völligen Gegensatz zum jüdisch-christlichen Begriff stellt. Der „Shahid“ ist<br />

ein Gläubiger, der im „Djihad“, im Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen stirbt.<br />

Es ist leicht einsehbar, daß die übergeschichtliche Logik des Islamsystems dem<br />

Märtyrer einen hohen Stellenwert einräumen muß. Indem er Allah sein Leben<br />

opfert, geht er ins Paradies ein, während die Ungläubigen, ob getötet oder eines<br />

natürlichen Todes gestorben, die Hölle erwartet.<br />

Ihre Bedrohungslage unter muslimischer Herrschaft hat Christen und Juden fortlaufend<br />

gezwungen, die Frage des Märtyrertums zu prüfen, wobei sich ihre theologischen<br />

und traditionellen Unterschiede verstärkten. Während die Christen weitgehend<br />

an dem ihnen vorgeschriebenen Prinzip des Duldens und Leidens festhielten,<br />

begannen die Juden – regional unterschiedlich – die Bekenntnispflicht pragmatischer<br />

auszulegen.<br />

Ohnehin weit geringer an Zahl, blieb ihnen zwischen Tod oder Glaubensverleugnung<br />

kein gangbarer Ausweg, wobei zwei starke Motive Pate standen. Nicht nur<br />

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