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DIE NEUE ORDNUNG - Tuomi

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doppelsinnige Ausdrücke verwendet, und wir wissen, was wir nachher daraus<br />

machen werden.“<br />

Papst Benedikt spricht in diesem Kontext von einer Art chemo-physikalischen<br />

Experiments, das den neuen Gott offenbar als gehorsamen Devunculus, im technischen<br />

Zeitalter eher als sakralen Roboter hervorbringen soll: „Der Hochmut, der<br />

Gott zum Objekt machen und ihm unsere Lebensbedingungen auflegen will, kann<br />

Gott nicht finden. Denn er setzt bereits voraus, daß wir Gott als Gott leugnen, weil<br />

wir uns über ihn stellen. Weil wir die ganze Dimension der Liebe, des inneren<br />

Hörens und nur noch das Experimentierbare, das in unsere Hand gegeben ist, als<br />

wirklich anerkennen. Wer so denkt, macht sich selbst zu Gott und erniedrigt dabei<br />

nicht nur Gott, sondern die Welt und sich selber“ (Ratzinger, Jesus, 66).<br />

Um diesen Vorgang besser verstehen zu können, brauchen wir eine Vorstellung<br />

davon, ob und wie dieser Experimentierwille auf den Gott der einen und/oder der<br />

anderen Religion eingewirkt hatte. Zu diesem Zweck verschaffen wir uns einen<br />

Überblick über die wesentlichen Glaubensgrundlagen des Christentums und des<br />

Islam und versuchen herauszufinden, welche von ihnen so verändert wurden, daß<br />

der chrislamische Mischgott – wenn überhaupt – entstehen konnte.<br />

464<br />

Gott in Gestalt Jesu<br />

Von der christlichen Botschaft wissen wir, daß jeder Christ zwar sündig ist, aber<br />

jeder auch in einzelner Verantwortung für sich selbst vor Gott steht und erlöst<br />

werden kann, wenn er denn glaubt – wenn er an Jesus Christus als Gottes Sohn<br />

glaubt, der sich am Kreuz opferte, um alle Menschen von ihrer Schuld zu befreien<br />

und am dritten Tag wieder aufzuerstehen. Für die Juden umstürzend neu an diesem<br />

Glauben ist die Überschreitung des jüdischen Gesetzes, das zu erfüllen dem Menschen<br />

unmöglich ist, weil er sich im Zustand der Erbsünde, der ständigen Gottesferne<br />

befindet. „Denn das Gute, das ich will“, sagt Paulus, „das tue ich nicht, sondern<br />

das Böse, das ich nicht will“ (Röm. 7, 19).<br />

Das Gesetz ist so formalisiert, daß der eigentliche Sinn seiner Vorschriften verschwindet.<br />

Indem ihre Einhaltung Eigengerechtigkeit und Selbstgefälligkeit, im<br />

Grunde also neue Sünde und damit das Gegenteil des ersehnten Heils erzeugt, wird<br />

der menschliche Buchstabe zur Pflicht, die den Geist Gottes erstickt. So sagt Jesus<br />

denn auch: „Wie fein hebt ihr Gottes Gebot auf, damit ihr eure Satzungen aufrichtet?“<br />

(Mk 7,9).<br />

Kurt Hübner weist auf diesen Sachverhalt betont hin: „Die christliche Wende<br />

vollzieht sich in jenem historischen Augenblick, in dem den Juden das Verhältnis<br />

zum Gesetz ... fundamental fragwürdig geworden war. Sei es, daß sie die Unmöglichkeit<br />

einer Rechtfertigung durch das Gesetz erkannten ..., sei es, daß sie unter<br />

den erstarrten Buchstaben-Geboten der Schriftgelehrten zu leiden hatten. So entstand<br />

das Bewußtsein einer historisch konkreten Wiederholung der Arché vom<br />

Sündenfall, und zwar nunmehr als ein epochales, nicht nur einzelne Vorkommnisse<br />

betreffendes Ereignis.“<br />

Die Erstarrung des Buchstabens und der Mißbrauch des Gesetzes durch die politreligiöse<br />

Macht lösen das singuläre Ereignis des Jesus Christus aus, der zum gott-

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