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DIE NEUE ORDNUNG - Tuomi

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deutung der Religion war für die meisten dieser Befragten insgesamt gering. In<br />

Zusammenhang mit den praktischen Konsequenzen der Religionsausübung gebracht<br />

wurde jedoch deutlich, daß der überwiegende Teil gerade dieser wenig<br />

religiösen bzw. unreligiösen Studierenden die Religion durchaus als wirksame<br />

Einflußgröße für den Lebensvollzug ansehen. 25<br />

Die Erbsündenlehre ist aber – wie es der Philosoph Robert Spaemann erst kürzlich<br />

wieder aufzeigte – eine „Provokation für das moderne Bewußtsein“ 26 .<br />

Spaemann argumentiert in Anschluß an Thomas von Aquin, daß der paradiesische<br />

Mensch das Rechte will und tut, weil es das Natürliche und so ihm selbst<br />

natürlich ist. Gott will ihn aber durch das Verbot, vom Paradiesbaum zu essen,<br />

zu einer übernatürlichen Freundschaft mit ihm, Gott, aus dem bloß Natürlichen<br />

herausrufen. Durch den Akt freien Gehorsams hätte sich der Mensch wirklich<br />

vom Zwang der Natur emanzipiert. Indem er in seiner Selbstbezogenheit aber der<br />

Versuchung erliegt, bleibt er in diesem Zwang, ist aber nun nicht mehr unschuldig,<br />

denn er hätte auch anders gekonnt. Das freiwillige Verweilen in natürlicher<br />

Selbstbezogenheit wird zum schuldhaften Egoismus. Nun bedarf der Mensch der<br />

Erlösung. 27 Daß dieser Gedankengang von höchster Relevanz gerade für das<br />

moralische Handeln in der Wirtschaft ist, zeigt der Hinweis auf die dort vorherrschende<br />

Nutzenorientierung. Mit der ausschließlichen Orientierung an den eigenen<br />

Bedürfnissen und Naturtrieben kann nicht mehr klar zwischen Tugenden und<br />

Lastern unterschieden werden. Wenn dies aber für das Konsumverhalten gilt,<br />

warum dann nicht auch für das Arbeitsverhalten? 28<br />

Wie kann nun aber die Erlösung aus dem Egoismus für den Menschen erfahrbar<br />

werden, so daß moralisches Handeln auch im Unternehmen möglich wird? Im<br />

Kern ist mit dieser Frage das Verhältnis von vita activa und vita contemplativa<br />

bzw. Moralität und Spiritualität angesprochen. 29 Solange wir also versuchen, aus<br />

eigener Kraft das Gute (und damit gleichzeitig das Sachgerechte) zu tun (anstatt<br />

das Nützliche), werden wir scheitern, weil es uns an Kraft und Orientierung<br />

fehlt, und wir werden immer wieder in die natürliche Selbstbezogenheit zurückfallen.<br />

Wir brauchen also eine Spiritualität der Wirtschaft oder speziell für unseren<br />

Kontext eine Spiritualität der Arbeit. Bei dieser Spiritualität wird deutlich,<br />

daß Arbeit Teilhabe am Schöpfungswerk Gottes ist, wie es Papst Johannes Paul<br />

II. in der Enzyklika „Laborem exercens“ aufzeigt. 30 Am besten verdeutlicht diesen<br />

Sachverhalt die Liturgie der Gabenbereitung, bei der Brot und Wein als<br />

Früchte der Erde bzw. des Weinstocks und der menschlichen Arbeit dargebracht<br />

werden und uns so auf die wechselseitige Durchdringung von göttlicher Allmacht<br />

und freiem menschlichen Tun verweisen. 31 Gerade die Erfahrungen der<br />

Globalisierung zeigen, daß nicht nur der einzelne Mensch, sondern ganze Staaten<br />

diesem Phänomen mit einer gewissen Hilflosigkeit gegenüberstehen. Wir sind<br />

eben auch hier auf die Gnade Gottes angewiesen, die uns zu einem schöpferischen<br />

und verantwortungsbewußten Handeln befähigt und motiviert. 32 Wenn wir<br />

uns also vor Augen führen, daß wir Christen – soweit es uns gelingt, moralisch<br />

zu handeln – hierzu nicht aus eigener Vollkommenheit in der Lage sind, sondern<br />

nur, weil wir Zugang zu einem „übernatürlichen Kräftekosmos“ 33 haben, dann<br />

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