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DIE NEUE ORDNUNG - Tuomi

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als die Vereinbarkeit zwischen beiden Polen. Hier soll ein anderer Versuch zur<br />

Verhältnisbestimmung gewagt werden. Allerdings wird hier eine Kenntnis der<br />

Grundzüge der Philosophie und Gerechtigkeitslehre von Rawls vorausgesetzt, da<br />

diese mittlerweile zur sozialethischen Allgemeinbildung zählen und an Einführungen<br />

und Darstellungen kein Mangel mehr herrscht. Lediglich auf einen Aspekt soll<br />

hier noch hingewiesen werden.<br />

Rawls hat seine Theorie nach dem Erscheinen seines Hauptwerkes einer Revision<br />

unterzogen, die für eine Auseinandersetzung mit ihm nunmehr wichtig ist. In der<br />

„Theorie der Gerechtigkeit“ ist offengelassen, „ob die Theorie der Gerechtigkeit<br />

als Fairneß eine umfassende moralische Lehre oder eine politische Konzeption von<br />

Gerechtigkeit darstellt.“ 7 In der Neufassung ist die Entscheidung gefallen: „Die<br />

Konzeption der Gerechtigkeit als Fairneß wird jetzt als eine politische Konzeption<br />

der Gerechtigkeit präsentiert.“ 8 Sie ist also nicht ein „Teil einer moralischen Globallehre“,<br />

die in einer Welt des moralischen, religiösen und philosophischen Pluralismus<br />

nicht mehr möglich sei. Hiermit ist eine Trennung von Moral und Politik<br />

vollzogen, die kennzeichnend für sozialliberale Denkweisen ist. Das Gute, d.h. die<br />

Moral, ist Sache der freien Individuen, das Gerechte Sache der Gesellschaft und<br />

damit der Politik. 9 Wir finden diese Zweiteilung besonders bei dem einflußreichsten<br />

Philosophen in Deutschland, bei Jürgen Habermas. In politischen und<br />

sozialen Problemen soll ein „overlapping consensus“ 10 , eine Schnittmenge in der<br />

pluralistischen Gesellschaft gefunden werden, während die religiösen und moralischen<br />

Überzeugungen Privatsache der Individuen bleiben. Die fundamentale Idee<br />

der Gerechtigkeit ist „die Vorstellung von der Gesellschaft als einem fairen und<br />

langfristig von einer Generation zur nächsten fortwirkenden System der sozialen<br />

Kooperation“. 11 Diese Zweiteilung ist schon ein erster Stolperstein für eine mögliche<br />

Versöhnung von katholischer Soziallehre und Rawls, sollte aber den Versuch<br />

einer Annäherung nicht blockieren.<br />

442<br />

Der Begriff der Person<br />

Rawls selbst zitiert die kontinentale katholische Soziallehre und ihre Autoren in<br />

seinen hier erwähnten Schriften überhaupt nicht. Er erwähnt lediglich im Rahmen<br />

seiner Pluralismusbeschreibungen die Rolle von Moral und Religion, auf die er<br />

aber seine Gerechtigkeitsphilosophie gerade nicht abstützen, sondern neutral bleiben<br />

will. 12 Anscheinend besitzt er keine Kenntnis der klassischen katholischen<br />

Soziallehre, auch nicht von deren Fortentwicklung. Die zentralen Inhalte der katholischen<br />

Soziallehre: Gemeinwohl, Solidarität, Subsidiarität, soziale Gerechtigkeit<br />

kommen in den ausführlichen Registern seiner Hauptwerke überhaupt nicht<br />

vor. Er bewegt sich nur in der angelsächsischen Fachliteratur, in der Catholica auch<br />

nicht erscheinen. Lediglich der Begriff der Person, der wie die obigen zu den Zentralbegriffen<br />

der katholischen Lehre zählt, spielt eine wichtige Rolle. „Diese Konzeption<br />

der Person darf nicht mit der Konzeption des Menschen (eines Angehörigen<br />

der Spezies Homo sapiens) verwechselt werden, als der die Person in Biologie<br />

oder Psychologie bestimmt werden könnte, ohne irgendwelche normative Begriffe<br />

zu verwenden, zu denen beispielsweise auch die Begriffe der menschlichen Vermögen<br />

und der moralischen wie der politischen Tugenden gehören. Außerdem

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