DIE NEUE ORDNUNG - Tuomi
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gerichtete Angebote insbesondere den Bedürfnissen der Zuwanderer der ersten<br />
Generation entgegenkommen. Ausnahmen könnten auch soziale Dienste für<br />
Menschen aus Kriegsgebieten oder Opfer von Naturkatastrophen sein, die in<br />
unserem Land Aufnahme finden und die oftmals durch schwere Traumatisierungen<br />
belastet sind.<br />
Die Alternative zu sozialen Dienstleistungen für spezifische ethnische Gruppen<br />
ist nun die Sensibilisierung der Leistungserbringer für kulturelle Besonderheiten<br />
der Adressaten und für die „Überschneidung von kulturellen Orientierungsmustern“.<br />
21 Dies bringt in die Diskussion um die Qualität sozialer Dienstleistungen<br />
einen zusätzlichen Aspekt ein: „Die Sensibilität für das Aufeinandertreffen unterschiedlicher<br />
kultureller Deutungsmuster und die Fähigkeit, klientenorientiert<br />
befriedigende Lösungen zu erzielen, kann so als neues Qualitätsmerkmal für<br />
beraterisches, pädagogisches und pflegerisches Handeln bestimmt werden.“ 22<br />
Aufgrund der – gewöhnlich unter dem Schlagwort der „Globalisierung“ diskutierten<br />
– Zunahme weltweiter Wirtschaftsbeziehungen, durch die ja Menschen<br />
mit ganz unterschiedlichem kulturellem Hintergrund miteinander in Kontakt<br />
geraten, gibt es mittlerweile zahlreiche Programme zur Vermittlung von Kompetenzen<br />
zum Umgang mit Situationen, in denen kulturelle Besonderheiten zum<br />
Tragen kommen. Solche Programme umfassen dabei gewöhnlich zumindest die<br />
folgenden Elemente: (1) Wahrnehmung und Analyse der eigenen kulturellen<br />
Standards; (2) Konfrontation mit anderen kulturellen Standards; (3) Befähigung<br />
zur Wahrnehmung kultureller Unterschiede; (4) Entwicklung kultursensibler<br />
Handlungskompetenzen in Rollenspielen und Fallstudien. Natürlich müssen<br />
solche Programme ausgerichtet werden auf die Probleme, mit denen sich die<br />
Erbringer sozialer Dienstleistungen konfrontiert sehen sowie auf die Art der<br />
Interaktion, die dabei im Vordergrund steht.<br />
Es versteht sich von selbst, daß nicht alle Fachkräfte, die mit der Erbringung<br />
sozialer Dienstleistungen befaßt sind, über die Kompetenzen verfügen können,<br />
die beim Umgang mit Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund<br />
hilfreich sind. Dies würde die jeweiligen personellen und finanziellen Möglichkeiten<br />
weit überschreiten. In Einrichtungen und ambulanten Diensten, die in<br />
Regionen oder Stadtteilen mit einer nennenswerten Zahl von Angehörigen einer<br />
spezifischen ethnischen Gruppe tätig sind, könnte aber darauf geachtet werden,<br />
daß es Fachkräfte gibt, die über die Voraussetzungen verfügen, unter Berücksichtigung<br />
kultureller Besonderheiten angemessen mit Menschen aus dieser<br />
Gruppe umgehen zu können. Dazu gehören etwa so elementare Sachverhalte wie<br />
Gestaltung des Blickkontakts beim Sprechen, das Verhältnis von physischer<br />
Nähe und Distanz bei sozialen Interaktionen oder die Art und Weise, wie Zustimmung<br />
und Freude einerseits und Ablehnung und Trauer andererseits zum<br />
Ausdruck gebracht werden.<br />
Soweit dürfte der Gedanke, angesichts zunehmender sozialer und ethnischer<br />
Vielfalt bei der Erbringung sozialer Dienstleistungen nach Möglichkeit auch den<br />
kulturellen Hintergrund der Adressaten zu beachten, weitgehend konsensfähig<br />
sein. Problematisch wird es da, wo die Kultur der Adressaten Elemente enthält,<br />
die mit den professionellen Standards der Leistungserbringer oder mit der in<br />
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