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DIE NEUE ORDNUNG - Tuomi

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werden. Und immer wieder hören die Deutschen ja auch, daß ihr Land angesichts<br />

der demographischen Lage Zuwanderung brauche. Tatsächlich stellt die Zunahme<br />

ethnischer Vielfalt an sich noch kein Problem dar. Problematisch ist die Geschwindigkeit,<br />

in der dies geschieht, und die Art und Weise, wie die kulturellen<br />

Orientierungen der Zuwanderer mit den in unserem Land geltenden Prinzipien<br />

von Toleranz, Selbstbestimmung und Menschenwürde in Einklang gebracht<br />

werden können. Ethnische Vielfalt zu akzeptieren bedeutet nun aber auch, daß<br />

Zuwanderer Zugang zu den sozialen Dienstleistungen erhalten, die sie benötigen<br />

– und dies über die von den speziellen Migrationsdiensten angebotenen Leistungen<br />

hinaus. Die Rolle der Migrationsdienste darf indessen nicht unterschätzt<br />

werden, können diese doch in gewisser Weise als „Türöffner“ für andere Dienste<br />

fungieren. 17 Allerdings bestehen Monika Treber zufolge bei Zuwanderern gewöhnlich<br />

große Vorbehalte „gegenüber den Regeldiensten der sozialen Arbeit<br />

und des Gesundheitswesens, in denen differenzierte Hilfeangebote bereitgehalten<br />

werden“. 18<br />

IV. Kulturelle Faktoren<br />

Sieht man einmal von Fällen ab, in denen eine bestimmte Maßnahme, etwa die<br />

psychotherapeutische Behandlung eines Straftäters, diesem gleichsam von Amts<br />

wegen auferlegt wird, geht die Inanspruchnahme einer sozialen Dienstleistung<br />

von der Erfahrung eines Menschen oder seiner Angehörigen aus, nicht mehr in<br />

der Lage zu sein, eine Situation mit eigenen Ressourcen zu bewältigen. Dies<br />

können Aufmerksamkeitsstörungen eines Schulkindes, schwerwiegende Disharmonie<br />

zwischen Ehepartnern, Medikamentenabhängigkeit, dementive Veränderungen<br />

oder Pflegebedürftigkeit sein. Nicht immer, wenn die eigenen Ressourcen<br />

nicht ausreichen, wird indessen professionelle Hilfe in Anspruch genommen.<br />

Dies ist in der einheimischen Bevölkerung nicht der Fall und erst recht nicht bei<br />

Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund. Ethnische Gruppen unterscheiden<br />

sich nämlich teilweise erheblich in ihren Vorstellungen von dem, was<br />

nach außen getragen werden kann und was im Kreis der Familie bzw. Großfamilie<br />

zu bewältigen ist.<br />

Eine große Rolle spielt hierbei die Reichweite von Vertrauen. In Kulturen, in<br />

denen Vertrauen auf den Familien- und Verwandtenkreis beschränkt bleibt, ist<br />

die Wahrscheinlichkeit geringer, daß Menschen externe Hilfe in Anspruch nehmen<br />

als in einer Kultur, in der man auch Vertrauen in die Kompetenz von<br />

„Fremden“ hat. Probleme entstehen für die Betroffenen, aber auch für die Leistungserbringer,<br />

wenn etwa die in Deutschland aufgewachsene Frau, die einer<br />

Einwandererfamilie entstammt, für ihren Sohn die Erziehungsberatung in Anspruch<br />

nehmen möchte, ihr zugewanderter Mann dies aber strikt ablehnt, weil<br />

man Erziehungsschwierigkeiten „auf traditionelle Weise“ regelt.<br />

Was die Kooperationsfähigkeit des „Klienten“ anbelangt, so hängt diese, wie<br />

bereits angesprochen, wesentlich vom Beherrschen der Landessprache ab. Hier<br />

zeigte etwa das Sozio-ökonomische Panel 2003, daß für 81 Prozent der Aussiedler<br />

und für jeweils 38 Prozent der Zuwanderer aus Südwesteuropa und dem ehe-<br />

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