DIE NEUE ORDNUNG - Tuomi
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eißt und die Menschen immer unmündiger, unfreier und unglücklicher werden<br />
läßt. 36 Den damit verbundenen Forderungen einzelner nach staatlicher Unterstützung<br />
oder Alimentierung hält Röpke entgegen: „Es wäre ungeheuer viel gewonnen, wenn<br />
man sich, statt immer vom Staate zu fordern, angewöhnte zu sagen: Meine Lage<br />
rechtfertigt es, daß andere für mich zahlen.“ 37 Röpke sieht in der Unterdrückung<br />
dieser Frage einen Verstoß gegen das Zehnte Gebot. 38<br />
Nur im Notfall soll der Staat einspringen und das Individuum dort unterstützen, wo<br />
es selbst dazu nicht in der Lage ist. Diese Unterstützung soll aber zeitlich und sachlich<br />
begrenzt sein, und das Individuum ist sofort in die eigenverantwortliche Sorge zu<br />
entlassen, wenn dies wieder möglich ist. Röpke wendet sich vehement und dezidiert<br />
gegen den alles umsorgenden Wohlfahrtsstaat, der das Individuum an einen Tropf<br />
hängt und es so abhängig macht, so daß es nur mehr ein Taschengeld 39 zur eigenen<br />
freien Verfügung hat. Er beklagt die Schwerpunktverlagerung nach oben an den<br />
Staat, die „Ökonomokratie“ 40 , und fordert, den Schwerpunkt wieder nach unten zu<br />
den kleinen Einheiten der Familie und kleinen Gruppen zu verschieben.<br />
Der Wohlfahrtsstaat endet in seinem Bestreben, das Leben der Bürger rundum zu<br />
sichern, in einer Neidgesellschaft, in der diejenigen, die alimentiert werden, immer<br />
mehr von denen fordern, die den Wohlstand erarbeiten und Eigentum besitzen. 41<br />
Zudem führt die unnatürliche Aufblähung des Wohlfahrtsstaates zu Reibungsverlusten,<br />
da das erwirtschaftete Volkseinkommen durch die Mühlen der staatlichen Bürokratie<br />
geschleust wird. 42 Es entsteht eine Situation, in der jeder die Hand in der Tasche<br />
des anderen hat und der Staat sich als Konsumvogt aufspielen kann, indem er<br />
die Wertigkeit der einzelnen Güter für alle festlegt. 43 Damit leistet der Staat einer<br />
Nationalisierung des Menschen Vorschub und unterminiert die freie internationale<br />
Gemeinschaft der Völker und ihre Solidarität. 44 Es entsteht ein nationaler Versicherungsverein,<br />
der bestrebt ist, alle von außen zustrebenden Menschen abzuhalten. 45<br />
Zudem eröffnet diese Politik den Hang zur Kapital- und Arbeitsflucht, da diejenigen,<br />
welche die Werte erwirtschaften, von denen, die alimentiert werden, sich um die<br />
Ernte betrogen sehen. 46 Wirklicher und nachhaltiger Fortschritt ist aber nur durch<br />
Eigenverantwortung zu erreichen. Dies bedeutet, die eigene Vorsorge und die Sorge<br />
für das Gemeinwesen zu sichern und dabei jeden nach seinen Wünschen handeln zu<br />
lassen. 47 Das Credo lautet entschieden: Wirtschaftsfreiheit durch breite Eigentumsverteilung<br />
an Gebäuden, Unternehmen und Boden. 48 Genauer definiert Röpke es als<br />
weit verbreitete Nebenerwerbslandwirtschaft, Schrebergartengesellschaft, die auch<br />
dem Industriearbeiter Mußestunden in der Natur ermöglicht. 49<br />
Globalisierung<br />
Das 21. Jahrhundert führt die Menschen immer näher zusammen, Unterschiede werden<br />
nivelliert, Distanzen scheinen zu schwinden. Die globalisierte Arbeitswelt pulsiert<br />
rund um die Uhr, ohne Unterbrechung. Was bleibt vom Maß des Menschlichen<br />
in dieser Umgebung übrig?<br />
Auch wenn der internationale Handel immer ausgefeilter und vernetzter wird, gilt<br />
nach wie vor, daß der meiste Handel regional stattfindet und lokalen Bezug hat. In<br />
Handwerk, Kleinbetrieben und Unternehmen erleben die wirtschaftlichen Akteure<br />
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