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DIE NEUE ORDNUNG - Tuomi

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zueinander, bei aller Konkurrenz gegeneinander. Denn wenn der Produzent nicht<br />

erkennt, was der Konsument wünscht, läuft er fehl, und so sieht Röpke den Konkurs<br />

als das eigentliche Korrektiv der Marktwirtschaft. Der Erzeuger von Waren oder<br />

Dienstleistungen ist daran interessiert, die Wünsche und Bedürfnisse seines Kunden<br />

bestmöglicht zu erfüllen. Er wird daher sein Augenmerk immer auch auf die Interessen<br />

des Gegenübers richten, seine Produktion dessen Wünsche anpassen und neue<br />

Möglichkeiten ersinnen, den Nutzen des Marktpartners zu steigern. In diesem Zusammenhang<br />

kann die Werbung das adäquate Mittel sein, neue Produkte zu kommunizieren,<br />

erweiterte Möglichkeiten zu demonstrieren oder Interesse für neue Produkte<br />

zu wecken. 9 Bei der Wahl des Wirtschaftssystems haben die Menschen nur eine<br />

Option, wenn sie die maximale Entfaltung ihrer Möglichkeiten erstreben: Dann gibt<br />

es nur die Marktwirtschaft und keine kollektiven Lösungen. 10 Im freien Spiel der<br />

Kräfte müssen die Menschen am Markt immer wieder aufs Neue ein Gleichgewicht<br />

ihrer Interessen finden, da diese Interessen einem stetigen Wandel unterliegen. Dabei<br />

werden Produktionsabläufe rationalisiert und Produkte, die nicht mehr nachgefragt<br />

werden, nicht mehr erzeugt. Dies gehört ebenso natürlich zur Weiterentwicklung der<br />

Marktwirtschaft wie neue Arbeitsplätze für die neu entstehenden Produktionen. Je<br />

flexibler eine Wirtschaft ist, desto schneller wird dieser Prozeß ablaufen. 11<br />

Im Mittelpunkt von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik steht der Mensch als handelndes<br />

Wesen. An ihm haben sich die Gestaltungsräume zu orientieren und nicht<br />

umgekehrt. Röpke geht es um die „Standfestigkeit der Einzelexistenz“ 12 , die in Zeiten<br />

der Arbeitsteilung nur durch Teilhabe am Produktions- bzw. Wohnungseigentum 13<br />

gegründet werden kann. Diese Standfestigkeit und Unabhängigkeit erdet das einzelne<br />

Individuum und ist ihm Spielraum für die Gestaltung der eigenen Lebensumgebung.<br />

Großzügigkeit im Handeln ist nur dann möglich, wenn das Individuum den Spielraum<br />

dazu hat. Dann wird es großmütig und freigiebig die Gesellschaft mitgestalten<br />

und aktiv an ihr Anteil nehmen. Nur wenn der Staat und seine Gliederungen sich den<br />

Bedürfnissen der Menschen anpassen und diese nicht erdrücken oder belasten, kann<br />

sich ein geordnetes und stufig gegliedertes funktionierendes Gemeinwesen entwickeln,<br />

an dem jedes Mitglied der Gemeinschaft nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten<br />

Anteil nimmt. 14 Demgegenüber wird der Mensch in der Massengesellschaft<br />

immer mehr isoliert und von traditionellen Werten und Beziehungen getrennt:<br />

Familie und Nachbarschaft, Beruf, Gemeinschaft und Natur sind dann nicht länger<br />

Grundkonstanten seines Daseins. 15<br />

Die Familie ist für Röpke das zentrale Element der Gesellschaft, mit ihrem Eigentum<br />

an Obdach und Garten, gegliedert in Generationen, die vertikal wie horizontal miteinander<br />

verwoben sind. Wie Pestalozzi, Kerschensteiner und andere Reformpädagogen<br />

sieht er in der Kleineinheit das gesellschaftliche Zentrum. In ihr leben die<br />

älteren Generationen ihr Wissen und ihre gesellschaftliche Fertigkeit und geben sie<br />

als „Wohnstubenkraft“ und „Gartenkraft“ an die jüngere Generation weiter. 16 Es geht<br />

um das menschliche Maß der Dinge, um die Freiheit und Rückzugsmöglichkeiten<br />

des Einzelnen in der Gesellschaft. Die Kraft kommt aus den alltäglichen Dingen und<br />

Anordnungen, die, menschlich gestaltet, genau den Rahmen bilden, im dem sich der<br />

Einzelne in seiner Familie, Gemeinschaft, Gemeinde, im Staat zu Hause fühlen<br />

kann. 17<br />

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