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DIE NEUE ORDNUNG - Tuomi

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422<br />

Hans Jürgen Schlösser / Maria Helene Schlösser<br />

Das Menschenbild von Wilhelm Röpke<br />

Wilhelm Röpke war ein aufklärerischer Geist, ein Patriot mit weltbürgerlicher Gesinnung,<br />

ein engagierter Wissenschaftler, einer, der sich einmischte, weil er trotz aller<br />

bitteren Erfahrungen immer auf die Einsichtsfähigkeit des Menschen setzte. 1 Die<br />

Civitas Humana war sein Leitbild, und Nationalsozialismus und Kommunismus<br />

stellten für ihn Produkte desselben verheerenden totalitären Denkens 2 dar. In seiner<br />

bemerkenswerten Röpke-Biografie, der auch unser Beitrag viel Erhellendes zu verdanken<br />

hat, fragt Hans Jörg Hennecke am Ende: „Was bleibt von Wilhelm Röpke?“<br />

Hennecke arbeitet drei Botschaften Röpkes heraus 3 , die auf die Sinnkrisen der modernen<br />

Volkswirtschaftslehre verweisen:<br />

- Wissenschaft muß den Blick für das Ganze und die Fähigkeit zur Synthese bewahren.<br />

- Wissenschaft muß ihre öffentliche Verantwortung als Beraterin der Politik und<br />

Aufklärerin der Öffentlichkeit annehmen.<br />

- Volkswirtschaftslehre ist eine moralische Wissenschaft, und Röpke hat sie als Treuhänder<br />

einer moralisch verwurzelten Gesellschaft und als Ethik im aristotelischen<br />

Sinne betrieben.<br />

Die dritte Botschaft ist gewiß die wichtigste für unser Thema. Der moralische Neutralismus<br />

positivistischer Wissenschaftler war Röpke zuwider, und er forderte auch<br />

vom Wissenschaftler den Respekt vor moralischen, geistigen und religiösen Traditionen.<br />

Röpke machte seine „Rechnung mit dem Menschen“ 4 , und sein movens war<br />

eine Synthese von liberaler volkswirtschaftlicher Ordnungstheorie und christlichem<br />

Glauben. 5<br />

Grundlagen, Rechte und Pflichten<br />

Wilhelm Röpke gründet seine wirtschaftswissenschaftlichen Aussagen auf ein fest<br />

gefügtes Menschenbild. Der einzelne wirtschaftliche Akteur ist frei und weitgehend<br />

autonom. Allerdings beeinflussen andere wirtschaftlichen Akteure, die er auf dem<br />

freien Markt antrifft, seine wirtschaftlichen Handlungsmöglichkeiten – Unternehmen,<br />

Staat, Mitbewerber, Konsumenten. Der liberale Denker Röpke will den einzelnen<br />

Wirtschaftsakteur von Zwängen befreien. Er sieht in den kleinen funktionierenden<br />

Einheiten von Gesellschaft, Staat und Gemeinwesen, im Handwerk und in kleinen<br />

Unternehmen die Schlüsselstellen für ein freiheitlich agierendes wirtschaftliches<br />

Subjekt.<br />

Röpke ist geprägt durch die Erfahrungen des 20. Jahrhunderts: die Nachklänge des<br />

19. Jahrhunderts bis 1914, der erste Weltkrieg, der Zerfall der internationalen Ordnung,<br />

Aufbau und Scheitern der Weimarer Republik, Inflation und Weltwirtschaftskrise,<br />

Nationalsozialismus und zweiter Weltkrieg, schließlich Gründung der Bundes-

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