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Entwicklung und Stand der Disziplinen Wirtschaftsinformatik und ...

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<strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> aktueller <strong>Stand</strong> <strong>der</strong> <strong>Wirtschaftsinformatik</strong>: Interpretation von Interviews mit WI-Forschern<br />

Alle Interviewpartner stimmen überein, dass WI-Forscher in Lehre <strong>und</strong> Forschung enge Verbindungen<br />

zur Praxis pflegen (siehe Kapitel 5.3). Dies drückt sich aus in intensiven Kooperationen mit Unternehmen<br />

in Form von Forschungs- <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong>sprojekten, über Beratung <strong>und</strong> verschiedene Formen<br />

<strong>der</strong> Einbindung in die Lehre.<br />

Konsens besteht bei den Befragten auch darüber, dass die Orientierung an Praxisproblemen für die<br />

Formulierung von Forschungszielen sehr wichtig ist (siehe Kapitel 6.3). Die Ausrichtung an den Problemstellungen<br />

<strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Praxis gilt als wesentliche Ursache für die erzielte Legitimation<br />

<strong>der</strong> WI als eigenständige Disziplin (siehe Kapitel 2.4.2). Sowohl die praktische Bedeutung des<br />

Forschungsgegenstandes, die Nachfrage <strong>der</strong> Praxis nach Absolventen als auch die Nachfrage <strong>der</strong><br />

Praxis nach gemeinsamen Kooperationen sind demnach bedeutende Faktoren. Die zusammenfassende<br />

Darstellung <strong>der</strong> zentralen Stärken <strong>der</strong> Disziplin weist ebenfalls auf die Bedeutung <strong>der</strong> Praxisorientierung<br />

als „Erfolgsfaktor“ <strong>der</strong> Disziplin; zentrale Stärken <strong>der</strong> WI sind, nach Einschätzung <strong>der</strong><br />

Interviewpartner, die Fähigkeit zum Erkennen <strong>und</strong> zur Lösung von Praxisproblemen sowie die intensive<br />

Interaktion mit <strong>der</strong> Praxis (siehe Kapitel 7.1).<br />

Die ausgeprägte Orientierung an Problemen <strong>der</strong> Praxis impliziert eine Reihe von Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Im Kontext <strong>der</strong> Interviews wurden folgende genannt (siehe Kapitel 6.3): die Schwierigkeit, im<br />

Wettbewerb mit großen Software- <strong>und</strong> Beratungsunternehmen zu bestehen, <strong>und</strong> die Gefahr, dass<br />

die Forschungsaktivitäten nicht aufeinan<strong>der</strong> aufbauen <strong>und</strong> damit kein gemeinsamer Erkenntnisfortschritt<br />

für die Disziplin erzielt werden kann. Mehrheitlich wird die mit <strong>der</strong> starken Praxisorientierung<br />

einhergehende Abhängigkeit von Drittmitteln aus <strong>der</strong> Praxis als Gr<strong>und</strong> für die starke Ausrichtung an<br />

Modethemen genannt (siehe Kapitel 3.1.2). Dadurch wie<strong>der</strong>um ergibt sich, nach Ansicht <strong>der</strong> befragten<br />

Forscher, die Schwierigkeit einer angemessenen Distanz zur Praxis, bspw. über die verwendete<br />

Sprache, <strong>und</strong> – insb. aufgr<strong>und</strong> des technologischen Fortschritts <strong>und</strong> relativ schnell wechseln<strong>der</strong><br />

aktueller Themen – die Herausfor<strong>der</strong>ung, eine langfristige Forschungsagenda zu verfolgen.<br />

8.3 Profilbildung<br />

Das Profil <strong>der</strong> Disziplin wurde im Laufe <strong>der</strong> Interviews an verschiedenen Stellen thematisiert. Es soll<br />

nun abschließend auf ausgewählte, beson<strong>der</strong>s charakteristische Aspekte hingewiesen werden.<br />

Als „treibende Kraft“ hat die WKWI die <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong> Disziplin offenbar stark beför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> zu<br />

ihrer Profilierung <strong>und</strong> Sichtbarkeit beigetragen; insbeson<strong>der</strong>e betont werden von den Interviewpartner<br />

die Organisation jährlicher Konferenzen <strong>und</strong> die Koordination <strong>der</strong> Antragsstellung für Schwerpunktprogramme<br />

bei <strong>der</strong> DFG (siehe Kapitel 4.3).<br />

Zurückhaltende Diskussionskultur<br />

Im Kontext <strong>der</strong> Diskussionen um Legitimation wird darauf hingewiesen, dass es innerhalb <strong>der</strong> Disziplin<br />

nur wenige, vereinzelte Bemühungen gab, das eigene Profil zu schärfen <strong>und</strong> die wissenschaftliche<br />

Legitimation zu verbessern (siehe Kapitel 2.4.1). Die befragten Wissenschaftler stellen heraus,<br />

dass stattdessen das „in Erscheinung treten“ durch Drittmittelprojekte <strong>und</strong> Praxiskooperationen eine<br />

größere Rolle spielt(e). Diese allgemeine Zurückhaltung ist offenbar ebenfalls charakteristisch für die<br />

Debatten bzgl. <strong>der</strong> anzuwenden Forschungsmethoden <strong>und</strong> <strong>der</strong> zu betrachtenden Forschungsgegenstände:<br />

die Interviewpartner sind sich einig, dass es zu keinen ernsthaften Debatten gekommen<br />

ist (siehe Kapitel 3.5.1). Vereinzelte Diskussionen wurden eher als „Schaukampf“ wahrgenommen,<br />

in denen immer wie<strong>der</strong> die schon bekannten Forscher involviert waren, während <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong><br />

Disziplin sich nicht beteiligt hat. Einzig die Fragen <strong>der</strong> Abgrenzung zur Informatik <strong>und</strong> BWL bzw.<br />

OR werden von einem Großteil <strong>der</strong> WI-Forscher als relevant eingeschätzt; jedoch berichten sie,<br />

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