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Rohstoffversorgung der Stahlindustrie am Beispiel ... - RDB eV

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Steine und Erden<br />

Mit einer Rohstahlproduktion von<br />

rd. 17 Mio. t pro Jahr <strong>am</strong> Standort<br />

Duisburg ist die ThyssenKrupp<br />

Steel AG <strong>der</strong> größte Stahlerzeuger<br />

Deutschlands und gleichzeitig<br />

einer <strong>der</strong> weltweit führenden Produzenten<br />

insbeson<strong>der</strong>e von hochwertigen<br />

Flachstahlprodukten.<br />

Die geographische Konzentration<br />

eines Großteils <strong>der</strong> Stahlerzeugung<br />

im Umkreis von Duisburg,<br />

<strong>der</strong> hohe Technologiestandard,<br />

die optimale Spezialisierung auf<br />

hochwertigen Qualitätsflachstahl<br />

und die Logistik <strong>der</strong> Downstre<strong>am</strong>-<br />

Aktivitäten gewähren einen<br />

wirtschaftlich erstklassigen Produktionsprozess<br />

bei nur kurzen<br />

Wegen zu den Schlüsselkunden.<br />

Mit <strong>der</strong> logistischen Anbindung an<br />

die Rheinschiene ergeben sich<br />

Vorteile sowohl im Stahlexport als<br />

auch im Import von Rohstoffen.<br />

Der <strong>der</strong>zeitige Fokus <strong>der</strong> integrierten<br />

Stahlerzeugung liegt in<br />

Europa. Daneben verfügt Thyssen-Krupp<br />

Steel allerdings auch<br />

über wichtige Weiterverarbeitungsbetriebe,<br />

im Wesentlichen<br />

in China, Indien, den USA und<br />

Mexiko. Im Rahmen <strong>der</strong> langfristigen<br />

Wachstumsstrategie wird<br />

darüber hinaus <strong>der</strong>zeit in Brasilien<br />

ein integriertes Stahlwerk zur<br />

Erzeugung von 5 Mio. t Br<strong>am</strong>men<br />

pro Jahr errichtet. Mit Fertigstellung<br />

im Frühjahr 2009 sollen<br />

diese in erweiterten Walzkapazitäten<br />

in Deutschland und ab 2010<br />

in einem ebenfalls im Bau befindlichen<br />

Walzwerk im Süden <strong>der</strong><br />

USA weiterverarbeitet werden.<br />

Mit <strong>der</strong> Nähe zu den hochwertigen<br />

brasilianischen Eisenerzvorkommen<br />

war die Standortwahl<br />

318 bergbau 7/2008<br />

<strong>Rohstoffversorgung</strong> <strong>der</strong> <strong>Stahlindustrie</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> ThyssenKrupp Steel AG<br />

*Dipl.-Ing. Leo Gronwald<br />

ThyssenKrupp Steel AG<br />

Kaiser-Wilhelm-Straße 100<br />

47166 Duisburg<br />

e-Mail: leo.gronwald@thyssenkrupp.com<br />

Dipl.-Ing. Leo Gronwald, Duisburg*<br />

1 Rohstoffbedarf und -aufwand von TKS<br />

des Stahlwerks in Brasilien ganz<br />

wesentlich durch Rohstoffaspekte<br />

geprägt.<br />

Rohstoffbedarf<br />

Der Rohstoffbedarf von ThyssenKrupp<br />

Steel lag im letzten Geschäftsjahr 2006/07<br />

bei insges<strong>am</strong>t 27 Mio. t mit einem Wert<br />

von rund 2,8 Mrd. €. Die Massenrohstoffe<br />

Eisenerz und Kohle machen dabei einen<br />

wesentlichen Teil des Ges<strong>am</strong>taufwands<br />

aus (Bild 1). Eisenerz als Primärrohstoff<br />

trägt mit knapp 16 Mio. t pro Jahr ganz<br />

überwiegend zum Fe-Aufkommen bei.<br />

Das ges<strong>am</strong>te Aufkommen von Eisenträgern<br />

wird noch durch den Einsatz von rd.<br />

1,3 Mio. t pro Jahr Schrott als Sekundärrohstoff<br />

ergänzt. Der Ges<strong>am</strong>tbedarf von<br />

rund 5,5 Mio. t Kohle pro Jahr betrifft mit<br />

4 Mio. t pro Jahr in erster Linie Kokskohle<br />

für die Eigenkokserzeugung und mit rd.<br />

1,5 Mio. t pro Jahr Einblaskohle, welche<br />

als Reduktionsmittel direkt in den Hochofen<br />

eingebracht wird. Weitere wichtige<br />

Rohstoffe sind Hochofenkoks, <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Größenordnung von 1,5 Mio. t pro Jahr<br />

zugekauft werden muss, sowie Kalk und<br />

Zuschlagsstoffe in Höhe von knapp 3 Mio. t<br />

pro Jahr für verschiedene Prozessschritte<br />

in <strong>der</strong> Metallurgie. Außerdem werden neben<br />

Feuerfestmaterialen für die Auskleidung<br />

von Anlagenteilen im Heißbetrieb<br />

von Hochofen, Stahlwerk und Kokerei<br />

auch Legierungen/Metalle zur Einstellung<br />

bestimmter Stahlqualitäten in <strong>der</strong> Sekundärmetallurgie<br />

bezogen.<br />

Wesentliche Merkmale <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Rohstoffmärkte sind die gegebene<br />

Markkonzentration auf <strong>der</strong> Anbieterseite<br />

und das geografische Marktangebot, d. h.<br />

die Frage, inwieweit die Rohstoffe regional<br />

zur Verfügung stehen bzw. aus Überseemärkten<br />

beschafft werden (Bild 2). Beide<br />

Merkmale bestimmen die Versorgungsstrategien,<br />

welche sich je nach Rohstoff<br />

unterscheiden. Während Kalk, Zuschlagsstoffe,<br />

Schrott, aber auch Feuerfest weitgehend<br />

regional beschafft werden, st<strong>am</strong>men<br />

Eisenerze, Metalle/Legierungen und<br />

zunehmend auch Kohle entwe<strong>der</strong> ausschließlich<br />

o<strong>der</strong> wenigstens überwiegend<br />

aus den internationalen bzw. Überseemärkten.<br />

Mit steigen<strong>der</strong> Marktkonzentration<br />

steigt die Notwendigkeit längerfristiger<br />

strategischer Positionierungen. Während<br />

die geografische Dimension einerseits die<br />

Bezugsbasis erweitert, bedingt sie an<strong>der</strong>erseits<br />

aber auch eine höhere Wechselwirkung<br />

mit globalen Marktentwicklungen.<br />

Dies birgt Chancen, aber auch entsprechende<br />

Risiken.<br />

Ein <strong>Beispiel</strong> für den Übergang von einer<br />

regionalen Versorgung hin zu Überseeimporten<br />

ist bei ThyssenKrupp Steel die<br />

Kohleversorgung. Mit Auslaufen des Hüttenvertrages<br />

Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre wurde<br />

<strong>der</strong> Importanteil kontinuierlich gesteigert.<br />

Die Importe stellen heute den überwiegenden<br />

Teil <strong>der</strong> Versorgung sowohl bei


2 Marktmerkmale verschiedener Rohstoffe<br />

<strong>der</strong> Koks- als auch bei <strong>der</strong> Einblaskohle.<br />

Dazu waren nicht nur kommerzielle Beschaffungsentscheidungen<br />

erfor<strong>der</strong>lich,<br />

son<strong>der</strong>n auch Vorbereitungen zum Einsatz<br />

entsprechen<strong>der</strong> international verfügbarer<br />

Qualitäten und zur notwendigen Importlogistik.<br />

Die <strong>der</strong>zeitige Versorgungsstruktur ist<br />

sowohl für die Brennstoffe als auch für<br />

Eisenerze global diversifiziert, aber doch<br />

durch deutliche Schwerpunkte gekennzeichnet<br />

(Bild 3). Die australischen Regionen<br />

Queensland und New South Wales<br />

sowie das westkanadische British Columbia<br />

verfügen über große Vorkommen<br />

kostengünstig gewinnbarer hochwertiger<br />

Kokskohle. Aufgrund dieser, zumeist im<br />

Tagebau geför<strong>der</strong>ten Kokskohlen, spielen<br />

sowohl Australien als auch Kanada insbeson<strong>der</strong>e<br />

auf dem Markt für Hard Coking<br />

Coals eine dominante Rolle. Im Zuge <strong>der</strong><br />

Angebotsverknappung <strong>der</strong> letzten Jahre<br />

und steigen<strong>der</strong> Kohlepreise sind aber auch<br />

US-<strong>am</strong>erikanische Kohlegruben aus dem<br />

Appalachen-Revier wie<strong>der</strong> vertreten, die<br />

aus wirtschaftlichen Gründen lange Zeit<br />

nicht wettbewerbsfähig waren. Die weiteren<br />

Lieferlän<strong>der</strong>, im Wesentlichen Russland<br />

und Norwegen, spielen in erster Linie auf<br />

dem Markt für Einblaskohlen eine Rolle.<br />

3 Kohle- und Erzbezüge nach Län<strong>der</strong>n<br />

Die Dominanz des größten Lieferlandes<br />

– in diesem Fall Brasilien – ist auf dem<br />

Eisenerzmarkt noch ausgeprägter als auf<br />

dem Kohlenmarkt. Hauptgrund sind die ernormen<br />

Reserven hochwertiger und wirtschaftlich<br />

zu gewinnen<strong>der</strong> Vorkommen<br />

sowohl in Minais Gerais im Süden des<br />

Landes als auch in Carajas im Amazonasgebiet.<br />

Kanada ist für ThyssenKrupp Steel<br />

in erster Linie wegen <strong>der</strong> qualitativ hochwertigen<br />

Pellets von Bedeutung und d<strong>am</strong>it<br />

zweitwichtigstes Lieferland. An<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong><br />

spielen zurzeit eine vergleichsweise<br />

geringe Rolle. Die ehemals bedeutenden<br />

Lieferungen aus Australien sind trotz <strong>der</strong><br />

generell großen Bedeutung dieses Landes<br />

im Eisenerz wegen <strong>der</strong> stark gestiegenen<br />

Seetransportkosten und des hohen<br />

Erzbedarfs <strong>der</strong> chinesischen Stahlindus-<br />

trie zurückgegangen.<br />

Internationales Umfeld für<br />

die Beschaffung <strong>der</strong><br />

Massenrohstoffe<br />

In erster Linie verursacht durch die enorme<br />

Ausweitung <strong>der</strong> Stahlerzeugung in China<br />

erleben wir seit etwa 2003 einen bisher<br />

beispiellosen Anstieg <strong>der</strong> weltweiten Rohstahlproduktion.<br />

Die Roheisenerzeugung<br />

4 Welt-Eisenerznachfrage 5 Welt-Kohlenachfrage<br />

Steine und Erden<br />

ist sogar in noch stärkerem Maße gestiegen,<br />

da die Ausweitung <strong>der</strong> Stahlproduktion<br />

in Schwellenlän<strong>der</strong>n wie China nicht<br />

durch ein ausreichend steigendes Schrottaufkommen<br />

begleitet werden kann. Diese<br />

Entwicklung hat entsprechende Auswirkungen<br />

auf den weltweiten Bedarf an Eisenerzen<br />

und metallurgischen Kohlen.<br />

Die Nachfrage nach überseeisch gehandelten<br />

Eisenerzen stieg in den letzten 7 Jahren<br />

um rund 75 %, wie<strong>der</strong>um ganz überwiegend<br />

verursacht durch China, während <strong>der</strong><br />

Bedarf in den beiden an<strong>der</strong>en großen Verbrauchsregionen<br />

Europa und Japan weitgehend<br />

konstant blieb (Bild 4).<br />

Da China per Saldo weitgehend Selbstversorger<br />

ist, ist die Situation auf dem Kohlemarkt<br />

deutlich schwächer ausgeprägt<br />

(Bild 5). Mit dem Ausbau <strong>der</strong> Kokserzeugung<br />

haben hier jedoch an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> zu<br />

einem mo<strong>der</strong>aten Zuwachs <strong>der</strong> Nachfrage<br />

beigetragen. Der für die Stahlerzeugung<br />

benötigte Hochofenkoks wird zum größten<br />

Teil von den Stahlerzeugern selbst produziert.<br />

Lediglich 5% <strong>der</strong> ges<strong>am</strong>ten weltweiten<br />

Koksproduktion werden überseeisch<br />

gehandelt, welche jedoch – wie<strong>der</strong>um in<br />

erster Linie getrieben durch China – ebenso<br />

eindrucksvoll gestiegen ist wie die Roheisen-<br />

und Rohstahlproduktion. China ist nicht nur<br />

bergbau 7/2008 319


Steine und Erden<br />

<strong>der</strong> weltweit bedeutendste Koksproduzent,<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> wichtigste Exporteur.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> enormen Mengen <strong>der</strong> überseeisch<br />

gehandelten Massenrohstoffe spielt<br />

<strong>der</strong> Schiffstransport für diese Handelsprodukte<br />

eine große Rolle. Die große Bedeutung für<br />

die Einstandskosten und die Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Rohstoffimporte macht den<br />

Seetransport zum integralen Bestandteil des<br />

Beschaffungsprozesses von Massenrohstoffen.<br />

Die Schiffsgrößen im Capesize-Bereich<br />

mit einer Tragfähigkeit von rd. 100000 bis<br />

360000 t bilden heute das Rückgrat des Erz-<br />

und Kohletransports. Eine erhebliche Anzahl<br />

von Neubaufertigungen hat das Angebot insges<strong>am</strong>t<br />

in den letzten Jahren deutlich erhöht<br />

und auch zu einer Verjüngung <strong>der</strong> Weltflotte<br />

beigetragen. Trotz <strong>der</strong> Erneuerung ist heute<br />

noch ein erheblicher Teil <strong>der</strong> Flotte älter als<br />

20 Jahre, so dass die Verschrottungen von<br />

älteren Schiffen in Zukunft zunehmen werden<br />

und so ein Teil des Flottenzuwachses<br />

ausgeglichen wird.<br />

Wichtiger als die zuvor gezeigte Konzentration<br />

<strong>der</strong> Rohstoffbezüge auf einige<br />

bedeutende Lieferlän<strong>der</strong> ist die zunehmende<br />

Konzentration des Überseeangebotes<br />

auf wenige große Lieferanten. Das <strong>Beispiel</strong><br />

Eisenerz macht diese Entwicklung deutlich.<br />

Derzeit kontrollieren 3 große Bergbaugesellschaften<br />

– Vale (vormals CVRD)<br />

in Brasilien und Rio Tinto bzw. BHPBilliton<br />

in Australien – etwa 2 /3 des überseeischen<br />

Angebotes. Aufgrund <strong>der</strong> geologisch günstigen<br />

Lagerstättenbasis und <strong>der</strong> weitgehend<br />

vorhandenen Infrastruktur werden<br />

diese Gesellschaften mit einer Reihe größerer<br />

Ausbauvorhaben ihren Marktanteil<br />

in naher Zukunft trotz des Zuwachses von<br />

Produktionskapazitäten durch an<strong>der</strong>e Anbieter<br />

noch weiter erhöhen.<br />

Die Marktverhältnisse für international<br />

gehandelte Kokskohlen sind mittlerweile<br />

vergleichbar. Die in einem Joint Venture<br />

gemeins<strong>am</strong> mit Mitsubishi betriebenen<br />

Kohlezechen von BHPBilliton in Australien<br />

machen zus<strong>am</strong>men mit den kanadischen<br />

Betrieben des Fording Canadian Trust<br />

(Elk Valley) nahezu die Hälfte des Angebotes<br />

aus. Auch hier spielen die Kontrolle<br />

qualitativ günstiger Lagerstätten und die<br />

Infrastruktur eine große Rolle.<br />

Das weltweite Rohstoffangebot konnte<br />

trotz erheblicher Investitionen mit dem<br />

starken Verbrauchsanstieg <strong>der</strong> letzten<br />

Jahre nicht ausreichend Schritt halten. Die<br />

Folgen waren erhebliche Preisanstiege bei<br />

praktisch allen für die Stahlherstellung bedeutenden<br />

Rohstoffen (Bild 6) sowie dem<br />

Seetransport, <strong>der</strong> naturgemäß beson<strong>der</strong>s<br />

empfindlich auf Än<strong>der</strong>ungen von Angebot<br />

und Nachfrage reagiert. Die jüngsten<br />

Preisanstiege für 2008 bei Eisenerzen und<br />

ganz beson<strong>der</strong>s extrem bei den metallurgischen<br />

Kohlen führen nochmals zu deutlichen<br />

Kostenerhöhungen.<br />

320 bergbau 7/2008<br />

6 Rohstoffpreisentwicklung in <strong>der</strong> <strong>Stahlindustrie</strong><br />

Differenzierte Strategien für<br />

Rohstoffe und Logistik<br />

Als importabhängiges Stahlunternehmen<br />

muss die ThyssenKrupp Steel AG auf die<br />

verschiedenen Marktgegebenheiten mit unterschiedlichen<br />

Strategien reagieren.<br />

Die folgenden Punkte charakterisieren<br />

die wesentlichen strategischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die heutigen Marktgegebenheiten:<br />

l Aufbau und Pflege von Geschäftsbeziehungen<br />

zu geografisch geeigneten Lieferanten<br />

zur Minimierung <strong>der</strong> Logistikaufwendungen<br />

l Bildung von strategischen Allianzen und<br />

langfristig angelegten Vertragsbeziehungen<br />

l Ein von <strong>der</strong> Marktstruktur abhängiger<br />

Mix von Verträgen mit verschiedenen<br />

Lieferanten und Laufzeiten<br />

l Erschließung von Alternativanbietern<br />

l Flexibilisierung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

die Einsatzqualitäten <strong>der</strong> Rohstoffe<br />

l Gezielte Bevorratungspolitik<br />

l Eigene Investments dort tätigen, wo dies<br />

zur Schaffung ausreichen<strong>der</strong> Kapazitäten<br />

erfor<strong>der</strong>lich o<strong>der</strong> kein relevanter Markt<br />

vorhanden ist<br />

Ein <strong>Beispiel</strong> für eine strategische Investition<br />

ist <strong>der</strong> Neubau <strong>der</strong> Kokerei Schwelgern,<br />

die 2003 ihren Betrieb aufnahm.<br />

So können etwa 2/3 des Koksbedarfs<br />

durch eigene Produktion gedeckt werden.<br />

Hierdurch wird die Abhängigkeit von sehr<br />

preisvolatilen und ohnehin in dieser Höhe<br />

kaum darstellbaren Importen minimiert.<br />

Ergänzt wird diese Komponente durch<br />

Bezüge von Dritten aus inländischer Produktion<br />

(Kokerei Prosper <strong>der</strong> RAG), so<br />

dass sich Importe auf das unvermeidliche<br />

Mindestmaß zur „Atmung“ bei Produkti-<br />

onsschwankungen reduzieren.<br />

Auch bei den Seetransporten wird <strong>der</strong><br />

stabile Grundbedarf mittels langfristiger<br />

Frachtverträge abgedeckt, so dass kurzfristigere<br />

Verträge bzw. Spotbefrachtungen<br />

in erster Linie <strong>der</strong> flexiblen Deckung<br />

des Grenzbedarfes dienen.<br />

<strong>Beispiel</strong> ist <strong>der</strong> von ThyssenKrupp Steel<br />

beschäftigte größte Massengutfrachter <strong>der</strong><br />

Welt „Berge Stahl“, <strong>der</strong> eigens für unsere<br />

Transportzwecke gebaut wurde und im<br />

Sinne <strong>der</strong> „Economies of Scale“ die maximal<br />

mögliche Schiffsgröße <strong>der</strong> brasilianischen<br />

Ladehäfen und unseres eigenen<br />

Tiefwasserhafens in Rotterd<strong>am</strong> ausnutzt.<br />

Voraussetzung für die kostenoptimale<br />

Nutzung großer Schiffseinheiten ist ein<br />

Hafen mit entsprechendem Tiefgang, den<br />

ThyssenKrupp Steel zus<strong>am</strong>men mit Hüttenwerke<br />

Krupp Mannesmann (HKM) in<br />

Rotterd<strong>am</strong>, ursprünglich konzipiert für den<br />

Umschlag von Eisenerzen, betreibt. Dieser<br />

wurde, im Zuge zunehmen<strong>der</strong> Kohleimporte,<br />

vor einigen Jahren um einen Terminal<br />

für Kohle ergänzt.<br />

Der Hafen ist in <strong>der</strong> Lage, den ges<strong>am</strong>ten<br />

Erzbedarf von rd. 25 Mio. t pro Jahr für<br />

ThyssenKrupp Steel und HKM und einen<br />

Großteil des Kohlebedarfs umzuschlagen,<br />

einschließlich <strong>der</strong> Zwischenlagerung und<br />

Beladung von Binnenschiffen und Eisenbahnen.<br />

Darüber hinaus betreibt ThyssenKrupp<br />

Steel eine eigene Binnenschiffsree<strong>der</strong>ei,<br />

die mit einer Flotte von 7 eigenen Schubbooten<br />

sowie über 100 Schubleichtern,<br />

ergänzt durch gemietete Kapazitäten, den<br />

Ges<strong>am</strong>tbedarf an Eisenerzen und Kohlen<br />

für den ThyssenKrupp Steel-Standort<br />

Schwelgern über den Rhein bei einer Distanz<br />

von rund 250 km transportiert.


Ausblick für die<br />

Überseebeschaffungsmärkte<br />

Aufgrund <strong>der</strong> deutlich gestiegenen Rohstoffnachfrage<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre stellt sich<br />

die Frage nach <strong>der</strong> weiteren Entwicklung.<br />

Der internationale Stahldachverband IISI<br />

beschäftigt sich seit einigen Jahren mit<br />

möglichen Szenarien <strong>der</strong> zukünftigen<br />

Weltrohstahlproduktion und <strong>der</strong>en Auswirkungen<br />

auf die Rohstoffmärkte. Dabei<br />

wird bis 2012 ein weiter kräftiges Wachstum<br />

erwartet, welches wie<strong>der</strong>um primär<br />

durch China verursacht wird.<br />

Da die chinesische Inlandsför<strong>der</strong>ung von<br />

Eisenerzen nur über begrenztes Potenzial<br />

zur Ausweitung verfügt, wird die Nachfrage<br />

im Übersee-Eisenerzmarkt weiter zunehmen.<br />

Auf Basis bekannter und relativ sicherer<br />

Ausbauvorhaben sehen wir aber auch einen<br />

deutlichen Zuwachs des Erzangebotes<br />

mit <strong>der</strong> Chance, dass ab etwa 2011/2012<br />

wie<strong>der</strong> eine Entspannung eintritt.<br />

Ähnlich angespannt wird die kurz- und<br />

mittelfristige Situation auch bei den metallurgischen<br />

Kohlen bleiben. Hier spielen erhebliche<br />

Engpässe in <strong>der</strong> von den Grubengesellschaften<br />

in <strong>der</strong> Regel unabhängigen<br />

Infrastruktur eine Rolle. Langfristig dürfte<br />

in erster Linie die Verfügbarkeit hochwertiger<br />

Hard Coking Coals ein Problem sein,<br />

ThyssenKrupp Veerhaven B.V.<br />

ThyssenKrupp Veerhaven B.V. mit Sitz im<br />

nie<strong>der</strong>ländischen Brielle, eine Tochtergesellschaft<br />

von ThyssenKrupp Steel, zählt<br />

zu den mo<strong>der</strong>nsten Schubfahrt-Ree<strong>der</strong>eien<br />

mit einer führenden Marktposition<br />

im trockenen Massengutsektor auf dem<br />

Rhein.<br />

Das Unternehmen beschäftigt zurzeit<br />

rd. 170 Mitarbeiter und glie<strong>der</strong>t sich in 3<br />

Abteilungen. Die Agenturabteilung sorgt<br />

für die Abwicklung <strong>der</strong> Hochseeschiffe -<br />

wie beispielsweise <strong>der</strong> Berge Stahl - und<br />

klariert jährlich rd. 22 Mio. t trockene Massengüter.<br />

Als Schiffsagent betreut die Agenturabteilung<br />

etwa 600 Hochsee- und Küstenmotorschiffe.<br />

Die Abteilung für Rheinfahrt koordiniert<br />

die Flotte von ThyssenKrupp Veerhaven<br />

und ist somit für den Transport von Erz und<br />

Kohle zu den Duisburger Hochöfen zuständig.<br />

Die Flotte besteht aus 7 eigenen Schubbooten,<br />

einem Hafen-Schubboot sowie 68<br />

Schubleichtern und 2 Inspektionsbooten, die<br />

an 7 Tagen pro Woche rund um die Uhr für<br />

Transporte im Einsatz sind.<br />

Der Nautisch-Technische Dienst ist für<br />

auf das die <strong>Stahlindustrie</strong> sich auch durch<br />

verfahrenstechnische Überlegungen wird<br />

einstellen müssen.<br />

Etwas eindeutiger ist das Bild für die<br />

erwartete Entwicklung von Angebot und<br />

Nachfrage im Befrachtungsmarkt für<br />

Capesize-Schiffe. Hier erwarten wir durch<br />

eine Vielzahl von Neubauten trotz zunehmen<strong>der</strong><br />

Abwrackungen einen positiven Effekt<br />

ab etwa 2010.<br />

Sowohl für die Rohstoff- als auch die<br />

Frachtenmärkte gilt jedoch, dass ein nicht<br />

unerhebliches Unsicherheitspotenzial besteht.<br />

Daher können Verspätungen in <strong>der</strong><br />

Inbetriebnahme neuer Kapazitäten, die angesichts<br />

angespannter Märkte in den Zulieferindustrien<br />

heute nicht selten sind, die<br />

Marktberuhigung hinauszögern.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Zus<strong>am</strong>menfassend können in Bezug<br />

auf die <strong>Rohstoffversorgung</strong> die folgenden<br />

Schlussfolgerungen gezogen werden:<br />

l Die <strong>Rohstoffversorgung</strong> eines integrierten<br />

Stahlwerks wie ThyssenKrupp Steel<br />

ist traditionell von großem strategischen<br />

Gewicht, hat wegen <strong>der</strong> großen Nachfragesteigerungen<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre aber an<br />

Bedeutung für eine sichere und wettbewerbsfähige<br />

Versorgung noch deutlich<br />

ThyssenKrupp Veerhaven BV und<br />

Ertsoverslagbedrij Europort C.V.<br />

die Wartung <strong>der</strong> Flotte zuständig und arbeitet<br />

eng mit Schiffswerften, Motorenfabrikanten<br />

und weiteren Lieferanten zus<strong>am</strong>men.<br />

Ertsoverslagbedrijf<br />

Europoort C.V.<br />

Ertsoverslagbedrijf Europoort C.V. (EECV)<br />

mit Sitz im nie<strong>der</strong>ländischen Europoort/<br />

Rotterd<strong>am</strong>, eine Tochtergesellschaft von<br />

ThyssenKrupp Steel und <strong>der</strong> Hüttenwerke<br />

Krupp Mannesmann, betreibt im Europoort-Gebiet<br />

des Rotter-d<strong>am</strong>er Hafens<br />

eine <strong>der</strong> größten und mo<strong>der</strong>nsten Massengutumschlagsan-<br />

lagen Europas.<br />

Seit <strong>der</strong> Inbetriebnahme des Tiefseehafens<br />

im Jahr 1970 werden aus Schiffen<br />

mit einem Fassungsvermögen bis zu<br />

360000 t rund um die Uhr mit mo<strong>der</strong>nster,<br />

umweltschonen<strong>der</strong> Technik jährlich rd. 24<br />

Mio. t <strong>der</strong> zur Stahlerzeugung benötigten<br />

Eisenerze und Zuschlagsstoffe aus Übersee<br />

gelöscht.<br />

Auf Ertsoverslagbedrijf Europoort C.V.,<br />

einem insges<strong>am</strong>t 82 ha großen Gelände,<br />

schlägt EECV darüber hinaus noch jährlich<br />

rd. 5 Mio. t Kohle um. Mit seiner jahrzehntelangen<br />

Erfahrung stellt EECV rund<br />

Steine und Erden<br />

zugenommen.<br />

l Ein erheblicher Teil <strong>der</strong> Kosten <strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Stahlerzeugung eingesetzten Massenrohstoffe<br />

entfällt auf den Transport;<br />

dieser wird daher bei ThyssenKrupp<br />

Steel als ein integraler Bestandteil <strong>der</strong><br />

Beschaffung gesehen.<br />

l Die spezifischen Rahmenbedingungen<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Rohstoffmärkte<br />

erfor<strong>der</strong>n individuell abgestimmte Strategien.<br />

l Die teilweise extremen Preissteigerungen<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre sind im Wesentlichen<br />

Resultat <strong>der</strong> ernorm gestiegenen<br />

Nachfrage, <strong>der</strong> das Angebot nur mühs<strong>am</strong><br />

folgen konnte.<br />

l Obwohl <strong>der</strong>zeit von den Bergbaugesellschaften<br />

massiv in den Ausbau vorhandener<br />

Kapazitäten investiert wird und<br />

die Marktkräfte insoweit funktionieren,<br />

muss die weitere Entwicklung angesichts<br />

<strong>der</strong> Oligopolisierung sorgfältig<br />

beobachtet werden.<br />

l Auf Basis von wahrscheinlichen Zukunftsszenarien<br />

zur weiteren Nachfrage- und<br />

Angebotsentwicklung wird es kurzfristig<br />

noch nicht zu einer Entspannung kommen,<br />

eine nachhaltige Verbesserung <strong>der</strong><br />

Versorgung bei den Massenrohstoffen<br />

wird aber mittel- bis langfristig erwartet.<br />

um die Uhr die Löschung von Seeschiffen,<br />

die Zwischenlagerung sowie die Beladung<br />

<strong>der</strong> Rohstoffe in Schubleichter und Binnenschiffe<br />

für den Weitertransport an die<br />

deutschen Hütten und Anteilseigner sicher.<br />

Das Unternehmen beschäftigt rd. 280 Mitarbeiter.<br />

Kontakt<br />

Katharina Mette<br />

Tel.: +49 (0)203 52-25152<br />

Fax: +49 (0)203 52-25707<br />

Dietmar St<strong>am</strong>m<br />

Tel.: +49 (0)203 52-26267<br />

Fax: +49 (0)203 52-25707<br />

Pressemitteilung (Auszug) <strong>der</strong><br />

ThyssenKrupp Stahl AG<br />

ThyssenKrupp Veerhaven B.V.<br />


Nicolaas Pieckstraat 12
<br />

NL-3232 BP Brielle
<br />

Nie<strong>der</strong>lande
 
<br />

Ertsoverslagbedrijf Europoort C.V.
<br />

Markweg 131
<br />

NL-3198 Europoort Rotterd<strong>am</strong>
<br />

Nie<strong>der</strong>lande<br />

bergbau 7/2008 321

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