Jahresbericht Steinkohle 2012 - GVSt
Jahresbericht Steinkohle 2012 - GVSt
Jahresbericht Steinkohle 2012 - GVSt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
8<br />
Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />
Maßgeblich für die wirtschaft-<br />
liche Situation des deutschen<br />
<strong>Steinkohle</strong>nbergbaus und des ihn<br />
tragenden Unternehmens, der RAG,<br />
aber auch für die Perspektiven<br />
der bedeutenden <strong>Steinkohle</strong>nverstromer<br />
in Deutschland wie der<br />
STEAG GmbH sind zwar in erster<br />
Linie energiewirtschaftliche und<br />
-politische Determinanten. Doch die<br />
jeweiligen gesamtwirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen schlagen auch<br />
auf ihre Geschäftsfelder durch.<br />
Der Verbrauch von Kraftwerkskohle<br />
und Kokskohle, aber auch die Entwicklungsmöglichkeiten<br />
anderer<br />
Aktivitäten rund um die <strong>Steinkohle</strong>,<br />
werden von den Schwankungen<br />
der Konjunktur und dem Kurs der<br />
Wirtschaftspolitik mitbestimmt.<br />
Das hat die schwere Rezession<br />
2009 mit einer Schrumpfung des<br />
Bruttoinlandsprodukts (BIP) um<br />
rund 5 % mehr als deutlich gezeigt.<br />
Damals sank der <strong>Steinkohle</strong>nverbrauch<br />
in Deutschland auf<br />
sein bisheriges „Jahrhunderttief“<br />
von 51 Mio. t SKE. In den beiden<br />
Folgejahren erreichte die deutsche<br />
Wirtschaft im Gefolge der<br />
Konjunkturprogramme und eines<br />
kräftigen Wiederaufschwungs der<br />
Weltwirtschaft relativ starke BIP-<br />
Wachstumsraten von 3,7 % (2010)<br />
und 3,0 % (2011). Dabei boomten<br />
vor allem die Exporte, auf die inzwischen<br />
die Hälfte des deutschen BIP<br />
entfällt. Aber auch der inländische<br />
<strong>Steinkohle</strong>nverbrauch erholte sich<br />
2011 auf 57,5 Mio. t SKE, ohne<br />
allerdings das Vorkrisenniveau zu<br />
erreichen. <strong>2012</strong> ist ein ähnliches<br />
Niveau zu erwarten. Nachdem das<br />
Winterhalbjahr 2011/<strong>2012</strong> auch in<br />
Deutschland konjunkturell wieder<br />
schwächer ausfiel und teilweise<br />
rezessiv war, wurden zunächst<br />
optimistischere Prognosen für <strong>2012</strong><br />
zurückgenommen. Der <strong>Steinkohle</strong>nverbrauch<br />
kam ebenfalls merklich<br />
ins Stocken. Im Frühjahr <strong>2012</strong> nahm<br />
die Wirtschaftsleistung in Deutschland<br />
dann vorübergehend wieder<br />
zu. Die Wirtschaftsforschungsinstitute<br />
sahen abermals „die<br />
deutsche Konjunktur im Aufwind“.<br />
Ihre Wachstumsprognose für <strong>2012</strong><br />
insgesamt blieb mit 0,9 % dennoch<br />
zurückhaltend. Im Sommer <strong>2012</strong><br />
wurden erneut Indizien für eine<br />
Rezessionsgefahr festgestellt.<br />
Die Bundesregierung ist schon<br />
mit ihrer Frühjahrsprojektion <strong>2012</strong><br />
bewusst „auf der vorsichtigen<br />
Seite geblieben“ und hat sogar nur<br />
ein Wachstum von 0,7 % vorausgeschätzt.<br />
Erst 2013 sei nach<br />
dieser „Wachstumsdelle“ wieder<br />
eine stärkere Wachstumsdynamik<br />
zu erwarten. Mitte des Jahres<br />
<strong>2012</strong> galt die Rezessionsgefahr in<br />
Deutschland zwar als begrenzt,<br />
auch wenn sich das Geschäftsklima<br />
für die deutsche Industrie<br />
wieder eintrübte. Gleichwohl sahen<br />
und sehen viele Experten „eine<br />
Entwicklung auf schwankendem<br />
Grund“ (Institut für Makroökonomie<br />
und Konjunkturforschung – IMK)<br />
mit erheblichen Abwärtsrisiken,<br />
allen voran die mit der anhaltenden<br />
Finanz- und Wirtschaftskrise im<br />
Euroraum verbundenen makroökonomischen<br />
Unsicherheiten und<br />
Ansteckungsgefahren. Als beson-<br />
dere konjunkturelle Risikofaktoren<br />
erwiesen sich zudem die weiter<br />
relativ hohen Energiepreise und<br />
mögliche Engpässe in der industriellen<br />
Rohstoffversorgung.<br />
Von einer stabilen gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung hängen<br />
nicht nur die Marktperspektiven<br />
der meisten Unternehmen bis hin<br />
zur Kohleindustrie ab. Vielmehr<br />
bestimmt sie auch den Erfolg einer<br />
Konsolidierung der Staatsfinanzen<br />
ohne soziale Verwerfungen oder<br />
Verzicht auf Zukunftsinvestitionen,<br />
wie auch die Fortsetzung der positiven<br />
Entwicklung am deutschen<br />
Arbeitsmarkt. Die Beschäftigungslage<br />
in Deutschland verzeichnete<br />
2011 mit mehr als 41 Mio. inländischen<br />
Erwerbstätigen einen neuen<br />
Rekordwert. Dabei ist allerdings<br />
auch zu beachten, dass es sich bei<br />
den ausgewiesenen Erwerbstätigen<br />
nur zu gut zwei Dritteln um voll<br />
sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse<br />
handelte<br />
(28,4 Mio.). Fast ein Viertel der<br />
Arbeitsplätze in Deutschland zählt<br />
heute zum Niedriglohnsektor. Die<br />
Zahl der registrierten Arbeitslosen<br />
in Deutschland ging 2011 auf<br />
3,0 Mio. zurück (Arbeitslosenquote<br />
7,1 %) – bei einer von der Bundesagentur<br />
für Arbeit ausgewiesenen<br />
„Unterbeschäftigung“ von 3,8 Mio.<br />
Die offizielle Arbeitslosenquote<br />
könnte nach den Prognosen für<br />
<strong>2012</strong> und 2013 bei günstiger Entwicklung<br />
weiter sinken in Richtung<br />
auf 6 %. In strukturpolitisch<br />
problematischen Regionen wie<br />
zum Beispiel dem vom Rückzug des<br />
<strong>Steinkohle</strong>nbergbaus besonders<br />
betroffenen Ruhrgebiet liegt sie<br />
jedoch noch immer über 10 %.