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Der deutsche Steinkohlenmarkt im Jahr 2011 - GVSt

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geo (2012) Nr. 2<br />

<strong>Steinkohlenmarkt</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Steinkohlenmarkt</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong><br />

Dr. rer. oec. Kai van de Loo, Geschäftsbereich Volkswirtschaft und Wirtschaftspolitik,<br />

Dipl.-Kfm. Roland Lübke, Geschäftsbereich Volkswirtschaft und Wirtschaftspolitik,<br />

Thomas Börgel, Rechtsarchiv,<br />

alle: Gesamtverband Steinkohle e.V. (<strong>GVSt</strong>), Herne, Deutschland,<br />

Michael Verschuur, Statistik der Kohlenwirtschaft e.V., Herne, Deutschland<br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Steinkohlenmarkt</strong> verzeichnete <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> <strong>im</strong> Vergleich zum Vorjahr insgesamt einen leichten<br />

Rückgang des Gesamtverbrauchs um 0,7 % auf 57,5 Mio. t SKE. Während der Kokskohlen- und Koksverbrauch<br />

der Stahlindustrie konjunkturbedingt deutlich zunahm (+ 4,3 %), verminderte sich der Absatz an Kraftwerkskohlen<br />

<strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> spürbar (-2,5 %). Allerdings ging die Stromerzeugung insgesamt in Deutschland fast genauso<br />

stark zurück (– 2,2 %). <strong>Der</strong> Pr<strong>im</strong>ärenergieverbrauch sank sogar – vorwiegend aufgrund der milden Witterung<br />

– um gut 5 % auf den niedrigsten Wert seit 1990, dies trotz eines Wirtschaftswachstums <strong>2011</strong> von <strong>im</strong>merhin<br />

3 %. Konstatiert werden muss, dass sich für die Steinkohlenverstromung aus der Abschaltung von acht der<br />

17 <strong>deutsche</strong>n Kernkraftwerke nach den Ereignissen von Fukush<strong>im</strong>a keine Zuwächse ergeben haben, anders<br />

als für die erneuerbaren Energien und die Braunkohle. Und die <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> gefassten politischen Beschlüsse<br />

zur Beschleunigung der Energiewende in Deutschland lassen auch künftig keine anhaltende Aufwärtstendenz<br />

erwarten. Gleichwohl belegte die Steinkohle <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> <strong>im</strong> nationalen Energiemix den dritten Rang sowohl<br />

be<strong>im</strong> Pr<strong>im</strong>ärenergieverbrauch als auch bei der Stromerzeugung. Innerhalb des <strong>deutsche</strong>n <strong>Steinkohlenmarkt</strong>s<br />

hat die Importsteinkohle den rückläufigen Beitrag der he<strong>im</strong>ischen Steinkohle weiter kompensiert. <strong>Der</strong> he<strong>im</strong>ische<br />

Steinkohlenbergbau hat seinen politisch vorgezeichneten Sinkflug planmäßig fortgeführt. Mit dem seit dem<br />

1. Januar <strong>2011</strong> in Kraft getretenen Ratsbeschluss über die Steinkohlenbeihilfen in der EU und der Mitte <strong>2011</strong><br />

vom <strong>deutsche</strong>n Gesetzgeber verabschiedeten Streichung der Revisionsklausel aus dem Steinkohlefinanzierungsgesetz<br />

ist der Auslauf der Steinkohlenförderung in Deutschland zum Ende des <strong>Jahr</strong>es 2018 nunmehr endgültig<br />

und unumkehrbar geworden. Zugleich ist der bis zum <strong>Jahr</strong> 2018 reichende Stilllegungsplan für den <strong>deutsche</strong>n<br />

Steinkohlenbergbau von der EU-Kommission <strong>im</strong> Dezember <strong>2011</strong> genehmigt worden. <strong>Der</strong> RAG-Konzern bereitet<br />

unterdessen die Unternehmenszukunft nach dem Ende des aktiven Bergbaus vor, unter anderem durch die<br />

Nutzung von verfügbarer Bergbauinfrastruktur für erneuerbare Energien.<br />

the German coal market in <strong>2011</strong>: Compared to the previous year the German coal market recorded<br />

a slight fall in total consumption by 0.7% to 57.5 mill. coal units. Whereas coking coal and coke consumption<br />

of the steel industry clearly increased (+4.3%) due to the boom, sale of power station coals declined<br />

considerably in <strong>2011</strong> (-2.5%). However, electricity generation in Germany fell by almost the same amount<br />

(-2.2%). Pr<strong>im</strong>ary energy consumption even declined by a good 5% to its lowest level since 1990 – probably<br />

because of the mild weather – and this despite economic growth of 3% in <strong>2011</strong>. It must be stated that<br />

there was no increase in generation of electricity from bituminous coal following shutdown of eight of the<br />

17 German nuclear power stations in the wake of the events at Fukush<strong>im</strong>a although this was not the case<br />

with renewable energy and lignite. The political decisions in <strong>2011</strong> to expedite the energy turning point in<br />

Germany also do not suggest a continuous upward trend in the future. Bituminous coal occupied third place<br />

in the national energy mix in <strong>2011</strong> both in pr<strong>im</strong>ary energy consumption and generation of electricity. Within<br />

the German coal market <strong>im</strong>ported coal again compensated for the reduced contribution of indigenous coal.<br />

The indigenous coal mining industry has continued its politically prescribed decline according to plan. With<br />

the Council decision concerning coal subsidies in the EU, which came into force on 1 January <strong>2011</strong>, and the<br />

deletion of the review clause in the Coal Financing Act approved by the German legislators cessation of the<br />

coal production in Germany at the end of 2018 has now become final and irreversible. At the same t<strong>im</strong>e the<br />

closure plan for the German coal mining industry extending to 2018 was approved by the EU Commission in<br />

December <strong>2011</strong>. Meanwhile the RAG group is preparing its future after the end of the active mining industry<br />

inter alia by the use of available mining infrastructure for forms of renewable energy.<br />

Gesamtwirtschaftliche und energiepolitische<br />

Rahmenbedingungen des<br />

<strong>deutsche</strong>n <strong>Steinkohlenmarkt</strong>s<br />

Die <strong>deutsche</strong> Volkswirtschaft insgesamt verzeichnete<br />

<strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> ein relativ kräftiges Wachstum<br />

(Tabelle 1). Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) lag um 3,0 % höher als <strong>im</strong> Vorjahr und<br />

damit deutlich über dem Durchschnitt der letzten<br />

Dekade. Infolgedessen hat sich <strong>2011</strong> der konjunk-<br />

turelle Erholungsprozess nach der schweren Krise<br />

des <strong>Jahr</strong>es 2009 <strong>im</strong> zweiten <strong>Jahr</strong> fortgesetzt, das<br />

Vorkrisenniveau der Wirtschaftsleistung wurde <strong>im</strong><br />

<strong>Jahr</strong>esverlauf wieder überschritten. Nominal bezifferte<br />

sich das BIP auf 2.570 Mrd. € – das waren 20 %<br />

des BIP der EU und 27 % des BIP der Eurozone [1].<br />

Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland nahm<br />

<strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> um 1,3 % zu (typische wie atypische Beschäftigungsverhältnisse<br />

zusammengenommen),<br />

die amtliche Arbeitslosenquote sank hierdurch <strong>im</strong><br />

van de loo, lübke, Börgel, Verschuur:<br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Steinkohlenmarkt</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong><br />

197


van de loo, lübke, Börgel, Verschuur:<br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Steinkohlenmarkt</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong><br />

Tabelle 1. Gesamtwirtschaftliche Eckdaten.<br />

* vorläufig<br />

<strong>Steinkohlenmarkt</strong><br />

Veränderungen gegenüber Vorjahr [%] 2009 2010 <strong>2011</strong>*<br />

Bruttoinlandsprodukt – 5,1 3,7 3,0<br />

Privater Verbrauch – 0,2 2,6 1,5<br />

Staatsverbrauch 2,9 1,7 1,2<br />

Bruttoanlageinvestitionen – 11,9 5,5 6,5<br />

Exporte – 14,3 13,7 8,2<br />

Importe – 9,4 11,7 7,2<br />

<strong>Jahr</strong>esdurchschnitt auf 7,1 % und zum <strong>Jahr</strong>esende<br />

sogar auf unter 7 %. Die Verbraucherpreise stiegen<br />

<strong>2011</strong> um 2,3 %, wozu die gestiegenen Energiepreise<br />

einen erheblichen Beitrag leisteten.<br />

<strong>Der</strong> wirtschaftliche Aufschwung, der nahezu<br />

alle Wirtschaftsbereiche erfasste, besonders ausgeprägt<br />

aber <strong>im</strong> Produzierenden Gewerbe stattfand,<br />

vollzog sich allerdings hauptsächlich in der sehr<br />

dynamischen ersten <strong>Jahr</strong>eshälfte. Danach erfolgte<br />

eine spürbare Abflachung des Wachstums; <strong>im</strong> letzten<br />

Quartal des <strong>Jahr</strong>es gab es sogar leicht rezessive<br />

Tendenzen [2]. Die Wachstums<strong>im</strong>pulse kamen <strong>2011</strong><br />

mehr als in den Vorjahren aus dem Inland. Einen<br />

kräftigen Anstieg gab es bei den Investitionen: Die<br />

Bruttoanlageinvestitionen nahmen <strong>im</strong> Vorjahresvergleich<br />

um 7,9 % zu, die Ausrüstungsinvestitionen<br />

sogar um 8,3 %. Die privaten Konsumausgaben<br />

stiegen preisbereinigt um 1,5 %, der staatliche<br />

Konsum um 1,2 %. Insgesamt erhöhte sich die<br />

inländische Verwendung des BIP um 2,2 %. <strong>Der</strong><br />

Wachstumseffekt des Außenbeitrags, das heißt<br />

des Saldos von Exporten und Importen, war mit<br />

0,8 % geringer als <strong>im</strong> Vorjahr. Gleichwohl standen<br />

dahinter kräftige Zuwächse sowohl der gesamten<br />

Exporte (+ 8,2 %) als auch der gesamten Importe<br />

(+ 7,2 %). Die Warenexporte Deutschlands übersprangen<br />

erstmals die Eine-Billion-Euro-Grenze [3].<br />

Die Exportquote, das heißt der Anteil der Umsätze<br />

aus Exporten am BIP, überschritt in <strong>2011</strong> zugleich<br />

knapp die 50 %-Marke. Die <strong>deutsche</strong> Wirtschaftsleistung<br />

stützt sich somit zu mehr als der Hälfte<br />

auf den Export – <strong>im</strong> internationalen Vergleich<br />

bedeutet dies die größte Exportabhängigkeit aller<br />

Industrieländer.<br />

Tabelle 2. Pr<strong>im</strong>ärenergieverbrauch in Deutschland in Mio. t SKE.<br />

* Vorläufig<br />

** Einschließlich Fotovoltaikanlagen und Stromaußenhandelssaldo<br />

*** Brennholz, Brenntorf, Klärschlamm, Müll und sonstige Gase<br />

(Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen)<br />

Völlig anders ist die Situation in der Pr<strong>im</strong>ärenergieversorgung.<br />

Hier ist Deutschland zu knapp<br />

70 % von Importen abhängig, bei der Steinkohle<br />

<strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> auch schon zu 79 %. Die nationale<br />

Energiewende, welche die Bundesregierung mit<br />

dem Energiekonzept 2010 eingeleitet und mit<br />

dem <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> nach Fukush<strong>im</strong>a beschlossenen<br />

Energiepaket beschleunigt hat, zielt zwar auf einen<br />

energiepolitischen Kurswechsel bis 2022, weg von<br />

der Kernkraft sowie langfristig auch weg von den<br />

fossilen Energieträgern und hin zu den erneuerbaren<br />

Energien sowie forcierter Energieeffizienz. Das<br />

hat aber vorerst wenig daran geändert, dass sich<br />

die Energieversorgung in Deutschland überwiegend<br />

auf Öl, Gas und Kohle und somit vornehmlich auf<br />

Energie<strong>im</strong>porte stützt.<br />

Dieser Sachverhalt galt <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> und wird<br />

ebenso in den nächsten <strong>Jahr</strong>en noch gelten, auch<br />

wenn der Fokus der Energiedebatte in Deutschland<br />

neben den Problemen des Ausbaus der erneuerbaren<br />

Energien, des Energiesparens und des Atomausstiegs<br />

vornehmlich auf Themen wie Netzausbau, Akzeptanz<br />

für Kraftwerke oder Investitionen in Energiespeicher<br />

und neue Energietechnologien gesetzt wird.<br />

Ein großes Thema, das sich <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> schon<br />

abgezeichnet hat, dürften indessen auch die steigenden<br />

Preis- und Kostenbelastungen für die Energieverbraucher<br />

in Deutschland werden. Vorläufigen<br />

Berechnungen des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

zufolge lag die Kostenbelastung für das Energieaufkommen<br />

der <strong>deutsche</strong>n Volkswirtschaft in <strong>2011</strong><br />

bei rund 124 Mrd. € und damit nicht nur etwa 20 %<br />

höher als in 2010, sondern vom absoluten Wert so<br />

hoch wie nie zuvor [4].<br />

Energie-, Strom- und Steinkohlenverbrauch<br />

<strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong><br />

Im Energiemix Deutschlands belegte die Steinkohle<br />

<strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> jeweils den dritten Rang be<strong>im</strong><br />

Pr<strong>im</strong>ärenergieverbrauch (PEV) und bei der Stromerzeugung.<br />

Dies belegt ihr nach wie vor großes<br />

energiewirtschaftliches Gewicht, obgleich sich <strong>im</strong><br />

Energiemix bedeutsame Veränderungen schon vollzogen<br />

haben und die Szenarien zur Energiewende<br />

der Steinkohle zukünftig <strong>im</strong>mer geringer werdende<br />

Anteile voraussagen.<br />

Energieträger <strong>2011</strong>* 2010 * 2009 2008 2007 2006 2005<br />

Steinkohle 57,5 57,9 50,1 61,4 68,8 67,0 61,7<br />

Braunkohle 53,3 51,6 51,4 53,0 55,0 53,8 54,4<br />

Mineralöl 155,2 160,0 159,3 167,3 157,8 174,7 176,3<br />

Erdgas 93,3 107,1 100,3 104,4 106,5 111,3 110,2<br />

Kernenergie 40,2 52,3 50,2 55,4 52,3 62,3 60,7<br />

Wasserkraft/Windkraft** 49,6 46,6 41,9 39,1 38,1 32,0 26,3<br />

Sonstige*** 8,1 8,5 6,1 4,4 3,4 3,4 6,5<br />

Gesamt 456,4 481,8 459,3 485,0 481,9 504,5 496,1<br />

198 mining +<br />

geo (2012) Nr. 2


Nach den vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft<br />

Energiebilanzen (AGEB) ist der<br />

PEV in Deutschland <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> um 5,3 % auf<br />

456,4 Mio. t SKE gesunken (Tabelle 2) [5]. Dies<br />

ist der niedrigste Verbrauchswert seit 1990. Den<br />

größten Einfluss auf die Verbrauchsentwicklung<br />

<strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> hatte die <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong>esdurchschnitt außerordentlich<br />

milde Witterung, die den Bedarf an<br />

Heizenergien deutlich verminderte. Bereinigt um<br />

die Temperatureffekte wäre der Energieverbrauch<br />

nur wenig gesunken. Hinzu kamen <strong>2011</strong> die hohen<br />

Energiepreise sowie der statistische Effekt der politisch<br />

bedingten Teilstilllegung der <strong>deutsche</strong>n Kernenergiekapazitäten<br />

(zunächst das Moratorium und<br />

sodann die Abschaltung von acht Kernkraftwerken)<br />

und des Ausbaus der erneuerbaren Energien. (Für<br />

die Stromerzeugung in Kernkraftwerken wird in den<br />

Energiebilanzen ein Wirkungsgrad von 33 % angesetzt;<br />

Strom aus erneuerbaren Energien geht indes<br />

mit 100 % in die Bilanz ein.) Außergewöhnlich stark<br />

angestiegen ist in <strong>2011</strong> die gesamtwirtschaftliche<br />

Energieproduktivität (BIP/PEV), die bereinigt um<br />

alle Sondereffekte um rund 3 % zunahm, doppelt<br />

so viel wie <strong>im</strong> langjährigen Durchschnitt.<br />

Besonders betroffen von der deutlichen Einbuße<br />

be<strong>im</strong> PEV war in <strong>2011</strong> das Erdgas (Rückgang um<br />

12,9 % auf 93,3 Mio. t SKE), aber auch be<strong>im</strong> Mineralöl<br />

gab es einen erheblichen Verbrauchsrückgang<br />

von 3,0 % auf 155,2 Mio. t SKE. <strong>Der</strong> Mineralölverbrauch<br />

in Deutschland erreichte hierdurch einen<br />

historischen Tiefpunkt. <strong>Der</strong> Verbrauch speziell von<br />

leichtem Heizöl sank sogar um enorme 15 %. <strong>Der</strong><br />

Steinkohlenverbrauch verringerte sich gegenüber<br />

dem Vorjahr nur leicht um 0,7 % auf 57,5 Mio. t SKE.<br />

Deutliche Zugewinne erzielten <strong>2011</strong> die erneuerbaren<br />

Energien (+ 6,3 % auf 49,6 Mio. t SKE) und,<br />

nicht ganz so kräftig, die Braunkohle (+ 3,3 % auf<br />

53,3 Mio. t SKE). Letzteres spiegelt die Zunahme<br />

der Braunkohlenlieferungen an Kraftwerke wider,<br />

auf die rund 90 % der he<strong>im</strong>ischen Braunkohlenproduktion<br />

entfällt. Die Braunkohle hat damit <strong>im</strong><br />

<strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> ersichtlich mehr als die Steinkohle von<br />

den Abschaltungen der Kernkraftwerke profitiert.<br />

Die Entwicklungen bei der Kernenergie haben<br />

auch den Stromaustauschsaldo Deutschlands beeinflusst.<br />

Zwar gab es in <strong>2011</strong> noch einen leichten<br />

Ausfuhrüberschuss (rund 6 TWh). Im Vergleich zu<br />

den Vorjahren steht dahinter aber eine Abnahme<br />

der Stromexporte bei gleichzeitiger Zunahme von<br />

Tabelle 3. Energiebedingte CO 2 -Emissionen in Deutschland in Mio. t CO 2 /a.<br />

(Quelle: H.-W. Schiffer: Deutscher Energiemarkt <strong>2011</strong>, in ET 3/2012, S. 72)<br />

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geo (2012) Nr. 2<br />

<strong>Steinkohlenmarkt</strong><br />

Strom<strong>im</strong>porten. <strong>Der</strong> Rückgang bei der Kernkraft hat<br />

zusammen mit weiteren Faktoren – wie günstigen<br />

Wetterverhältnissen für die Nutzung von Wind-<br />

und Solarstrom sowie dem politisch festgelegten<br />

Förderrahmen des EEG, der keine mengenmäßigen<br />

Begrenzungen für den Zuwachs von erneuerbarer<br />

Energie vorsieht – auch zu einem zusätzlichen Schub<br />

für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien<br />

geführt. Be<strong>im</strong> PEV-Anteil haben die erneuerbaren<br />

Energien insgesamt <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> mit 10,9 % erstmals<br />

einen zweistelligen Wert erreicht und damit<br />

die Kernenergie (PEV-Anteil nur noch 8,8 %) überholt.<br />

Zwar waren bei den Erneuerbaren teilweise<br />

auch Rückgänge zu verzeichnen, nämlich bei der<br />

Wasserkraft (ohne Pumpspeicher – 7 %) und bei<br />

den Biokraftstoffen (– 5 %). Besonders stark legten<br />

dagegen in <strong>2011</strong> die Fotovoltaik (+ 62 %), die<br />

Windkraft (+ 23 %) und die Biomasse (+ 13 %) zu.<br />

Letztere hat weiterhin den „Löwenanteil“ an der<br />

regenerativen Energiegewinnung in Deutschland<br />

(mehr als 60 %).<br />

Die erneuerbaren Energien nehmen auch <strong>im</strong><br />

Energiemix der inländischen Pr<strong>im</strong>ärenergiegewinnung<br />

einen <strong>im</strong>mer größeren Anteil ein. Die<br />

Pr<strong>im</strong>ärenergiegewinnung in Deutschland belief sich<br />

<strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> auf 141,3 Mio. t SKE, entsprechend<br />

einer Zunahme um 2,3 % gegenüber dem Vorjahr.<br />

Inlandsenergien erreichten damit einen PEV-Anteil<br />

von 31,0 % (umgekehrt resultiert daraus eine Energie<strong>im</strong>portquote<br />

von 69 %). Den größten Anteil an<br />

der Pr<strong>im</strong>ärenergiegewinnung hatte auch in <strong>2011</strong><br />

die Braunkohle (38,5 %). Die erneuerbaren Energien<br />

in Summe holen jedoch <strong>im</strong>mer mehr auf und<br />

erreichten <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> einen Anteil von 35,1 %. Die<br />

he<strong>im</strong>ische Steinkohle liegt inzwischen weit dahinter<br />

(8,7 %). Die inländische Gewinnung von Erdgas,<br />

Erdölgas und Mineralöl kam zusammengenommen<br />

auf 12,0 %, alle übrigen Energieträger auf 5,7 %.<br />

Infolge des rückläufigen PEV und der skizzierten<br />

Entwicklungen <strong>im</strong> Energiemix reduzierten sich die<br />

energiebedingten CO 2 -Emissionen in Deutschland in<br />

<strong>2011</strong> gegenüber dem Vorjahr nach Schätzung der<br />

Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V. (AGEB)<br />

um knapp 4 %, dies trotz drastischer Rückgänge<br />

bei der Kernenergie und eines Wirtschaftswachstums<br />

von rund 3 % (Tabelle 3). Bereinigt um den<br />

Temperatureffekt hätte sich allerdings ein leichter<br />

Anstieg von etwa 1 % ergeben. Seit 1990 sind die<br />

energiebedingten CO 2 -Emissionen in Deutschland<br />

Energieträger 1990 2000 2005 2009 2010 <strong>2011</strong><br />

Veränderung<br />

<strong>2011</strong>/1990<br />

[%]<br />

Steinkohle 190 175 162 131 152 151 – 21<br />

Braunkohle 342 172 178 168 169 175 – 49<br />

Mineralöle 310 307 277 251 250 240 – 23<br />

Erdgas/Gase 127 162 172 132 152 151 + 19<br />

Sonstige 8 12 16 20 22 22 + 175<br />

Gesamt 978 828 804 734 762 741 – 24<br />

van de loo, lübke, Börgel, Verschuur:<br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Steinkohlenmarkt</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong><br />

199


van de loo, lübke, Börgel, Verschuur:<br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Steinkohlenmarkt</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong><br />

<strong>Steinkohlenmarkt</strong><br />

Tabelle 4. Stromverbrauch** und Stromerzeugung in Deutschland nach Energieträgern in TWh.<br />

* Geschätzt<br />

** Einschl. Einspeisungen Dritter ins Netz der allgemeinen Versorgung<br />

*** Einschl. Einspeisung und Pumpspeicher komplett<br />

**** Daten auf Basis von BDEW-Daten geschätzt<br />

(Quellen: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie; Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.<br />

(BDEW); Statistik der Kohlenwirtschaft e.V.)<br />

Energieträger <strong>2011</strong>* 2010* 2009* 2008 2007 2006 2005<br />

Steinkohle 114,5 117,0 107,9 124,6 142,0 137,9 134,1<br />

inländisch - - - 42,4 86,6 55,2 59,8<br />

<strong>im</strong>portiert - - - 82,2 55,4 82,7 74,3<br />

Braunkohle 153,0 145,9 145,6 150,6 155,1 151,1 154,1<br />

Kernenergie 108,0 140,6 134,9 148,8 140,5 167,4 163,0<br />

Mineralöl 7,0 8,4 9,6 9,2 9,6 10,5 11,6<br />

Erdgas 84,0 86,8 78,8 86,7 75,9 73,4 71,0<br />

Wasserkraft *** 24,6 27,4 24,7 26,5 28,1 26,8 26,7<br />

Windkraft **** 46,5 37,8 38,6 40,6 39,7 30,7 27,2<br />

Sonstige 76,9 64,2 52,3 50,1 46,3 39,1 32,9<br />

Bruttostromerzeugung insgesamt 614,5 628,1 592,4 637,1 637,2 636,9 620,6<br />

Strom<strong>im</strong>portsaldo – 6,0 – 17,7 – 14,3 – 22,4 – 19,1 – 19,8 – 8,5<br />

Bruttostromverbrauch 608,5 610,4 578,1 614,7 618,1 617,1 612,1<br />

inzwischen um 24 % gesunken; das <strong>deutsche</strong> „Kyoto-<br />

Ziel“ bleibt damit übererfüllt.<br />

Die Bruttostromerzeugung in Deutschland verzeichnete<br />

<strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> ebenfalls einen Rückgang,<br />

und zwar um 2,2 % auf 614,5 TWh (Tabelle 4).<br />

Bemerkenswerte Veränderungen gab es auch <strong>im</strong><br />

Energiemix der Stromerzeugung. Hier kommen<br />

die oben genannten Verschiebungen weg von der<br />

Kernenergie (– 23 %) und hin zu den erneuerbaren<br />

Energien (+ 19 %), zum Teil auch zur Braunkohle<br />

(+ 5 %), besonders zum Ausdruck. Auf die Erneuerbaren<br />

entfiel <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> mit 122 TWh beziehungsweise<br />

einem Anteil von 19,9 % schon knapp<br />

ein Fünftel der inländischen Stromerzeugung. Ihr<br />

Anteil war damit zwar noch mit Abstand geringer<br />

als der Anteil der Braunkohle (24,9 %), aber schon<br />

etwas höher als der Anteil der Steinkohle (18,6 %)<br />

und bereits deutlich höher als die Anteile von Kernenergie<br />

(17,6 %) und Erdgas (13,7 %). Somit sind die<br />

erneuerbaren Energien <strong>im</strong> Mix der Stromerzeugung<br />

auf den zweiten Rang nach der Braunkohle geklettert.<br />

Die Kohle insgesamt – Braun- und Steinkohle<br />

zusammengenommen – blieb jedoch auch <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong><br />

<strong>2011</strong> mit einem Anteil von knapp 45 % ganz klar<br />

der Energieträger Nummer Eins der <strong>deutsche</strong>n<br />

Stromerzeugung.<br />

Tabelle 5. Kennzahlen zur Eisen- und Stahlindustrie in Deutschland.<br />

* Spezifischer Verbrauch je t Roheisen.<br />

** Geschätzt<br />

*** Keine Angabe möglich<br />

(Quelle: Statistisches Bundesamt)<br />

Als Bilanz für das <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> ist auch festzustellen:<br />

Trotz der seit <strong>Jahr</strong>en tendenziell anhaltenden<br />

Reduktion des Pr<strong>im</strong>ärenergieverbrauchs und der<br />

Zuwächse der erneuerbaren Energien werden<br />

<strong>im</strong>mer noch knapp vier Fünftel der Pr<strong>im</strong>ärenergieversorgung<br />

und zwei Drittel der Stromerzeugung<br />

in Deutschland von den fossilen Energien geleistet.<br />

Speziell zum Steinkohlenverbrauch <strong>2011</strong> ist anzumerken,<br />

dass der Einsatz von Kraftwerkskohle, auf<br />

die mehr als zwei Drittel des Gesamtverbrauchs an<br />

Steinkohle entfallen, um 2,5 % abnahm (Rückgang<br />

auf 39,0 Mio. t SKE), und dass es auch <strong>im</strong> Wärmemarkt<br />

leichte Einbußen gab. <strong>Der</strong> Kokskohlen- und<br />

Koksverbrauch der Stahlindustrie in Deutschland<br />

nahm dagegen konjunkturbedingt deutlich zu<br />

(+ 4,3 % auf 17,1 Mio. t SKE). Bei der Steinkohlenverstromung<br />

war der Rückgang in den Kraftwerken<br />

der öffentlichen Versorgung mit 0,7 % wesentlich<br />

schwächer als bei den Industriekraftwerken, die<br />

ihren Steinkohlenverbrauch in <strong>2011</strong> um 20 %<br />

drosselten. An dieser Stelle machen sich für die<br />

Steinkohle die vorrangige Einspeisung erneuerbarer<br />

Energien und ihre durch die Quasi-Subventionen<br />

des EEG geförderte – in <strong>2011</strong> kletterten die so genannten<br />

EEG-Differenzkosten auf über 13 Mrd. €<br />

– mengenmäßig jedoch nicht gedeckelte Expansion<br />

Erzeugung und Reduktionsmittelverbrauch <strong>2011</strong> 2010 2009 2008 2007 2006 2005<br />

Rohstahlerzeugung [1.000 t] 44.285 43.830 32.670 45.833 48.550 47.224 44.524<br />

Roheisenerzeugung<br />

Verbrauch <strong>im</strong> Hochofen*<br />

[1.000 t] 27.943 28.559 20.104 29.111 31.150 30.360 28.854<br />

Koksverbrauch [kg/t] 368** 365** 402 368 362 363 361<br />

Heizölverbrauch [kg/t] - *** - *** 13 19 20 20 26<br />

200 mining +<br />

geo (2012) Nr. 2


mining +<br />

geo (2012) Nr. 2<br />

<strong>Steinkohlenmarkt</strong><br />

Tabelle 6. Außenwirtschaftliche Energierechnung der Bundesrepublik Deutschland, Angaben in Mrd. €.<br />

* Bei der Ausfuhr Erdgas handelt es sich um Kohlenwasserstoff in gasförmigem Zustand (Methangas)<br />

Abweichungen in den Differenzen und Summen durch Auf- und Abrundungen<br />

Ohne inner<strong>deutsche</strong>n Handel<br />

Ab 1991 nach dem Gebietsstand ab dem 3.10.1990<br />

<strong>Jahr</strong><br />

Einfuhr<br />

besonders stark bemerkbar. <strong>Der</strong> Kokskohlen- und<br />

Koksverbrauch hängt dagegen in erster Linie von<br />

den konjunkturellen und strukturellen Entwicklungen<br />

der Eisen- und Stahlerzeugung in Deutschland<br />

ab (Tabelle 5). Durch die konjunkturelle Eintrübung<br />

seit der zweiten <strong>Jahr</strong>eshälfte <strong>2011</strong>, die für 2012 in<br />

Deutschland erwartete erhebliche Wachstumsabschwächung<br />

beziehungsweise „Wachstumsdelle“<br />

[6] und die fortbestehenden gesamtwirtschaftlichen<br />

Risiken – „Euro-Krise“ etc. – zeichnen sich<br />

inzwischen auch in diesem Marktsegment kontraktive<br />

Impulse ab.<br />

Auf der Aufkommensseite des <strong>Steinkohlenmarkt</strong>s<br />

ist die Inlandsförderung <strong>2011</strong> planmäßig<br />

um 6,8 % auf 12,3 Mio. t SKE gesunken, während<br />

sich die Steinkohlen<strong>im</strong>porte nach Deutschland um<br />

weitere 2,4 % auf 47,5 Mio. t SKE erhöhten. Auf die<br />

Importkohle entfällt nunmehr ein Anteil von fast<br />

80 % des <strong>deutsche</strong>n <strong>Steinkohlenmarkt</strong>s.<br />

Die zwar leicht gesunkene, aber nach wie vor<br />

hohe Importabhängigkeit der Energieversorgung<br />

Deutschlands schlägt sich in Verbindung mit den<br />

gestiegenen Weltmarkpreisen für Energiegüter in<br />

der außenwirtschaftlichen Energierechnung nieder<br />

(Tabelle 6). Diese erreichte <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> einen neuen<br />

Rekordwert, der sogar den bisherigen Spitzenwert<br />

des durch Energie- und Rohstoffpreisexplosionen<br />

gekennzeichneten <strong>Jahr</strong>es 2008 übertroffen hat. Im<br />

<strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> musste die <strong>deutsche</strong> Wirtschaft insgesamt<br />

119 Mrd. € für Energie<strong>im</strong>porte ausgeben (gut<br />

28 % mehr als <strong>im</strong> Vorjahr), in der Nettobilanz, das<br />

heißt <strong>im</strong> Saldo von Einfuhren und Ausfuhren von<br />

Energiegütern, waren es <strong>im</strong>merhin rund 96 Mrd. €.<br />

Ursächlich dafür waren in erster Linie die auf knapp<br />

van de loo, lübke, Börgel, Verschuur:<br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Steinkohlenmarkt</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong><br />

Mineralöl Erdgas Kohle Uran Strom Insgesamt<br />

Ausfuhr<br />

Saldo<br />

Einfuhr<br />

Ausfuhr<br />

Saldo<br />

Einfuhr<br />

Ausfuhr<br />

Saldo<br />

1973 7,8 0,9 – 6,9 0,4 0,0 – 0,4 0,3 1,4 1,2 0,1 0,1 – 0,1 8,5 2,4 – 6,2<br />

1981 37,0 3,6 – 33,4 7,4 1,8 – 5,6 1,0 2,4 – 1,4 0,8 0,1 – 0,7 0,6 0,4 – 0,3 46,8 8,2 – 41,4<br />

1991 20,5 2,6 – 17,9 5,1 0,2 – 4,9 0,9 0,9 – 0,1 0,4 0,3 – 0,1 0,8 0,5 – 0,3 27,6 4,4 – 23,2<br />

1999 17,7 3,5 – 14,2 5,3 1,1 – 4,2 1,1 0,1 – 1,0 0,3 0,1 – 0,2 0,6 0,5 – 0,1 25,0 5,2 – 19,8<br />

2000 35,7 6,1 – 29,6 9,4 1,7 – 7,7 1,4 0,1 – 1,3 0,2 0,1 – 0,1 0,5 0,5 0,1 47,2 8,5 – 38,7<br />

2001 32,0 5,6 – 26,3 12,1 2,7 – 9,4 2,0 0,1 – 1,9 0,2 0,2 – 0,1 0,7 0,5 – 0,2 46,9 9,0 – 37,9<br />

2002 28,2 6,0 – 22,2 12,4 2,6 – 9,8 1,9 0,1 – 1,8 0,5 0,3 – 0,2 0,9 0,6 – 0,3 43,9 9,6 – 34,3<br />

2003 28,9 6,3 – 22,6 14,7 3,0 – 11,7 1,6 0,1 – 1,5 0,4 0,2 – 0,2 0,7 0,7 0,0 46,3 10,3 – 36,0<br />

2004 35,1 9,0 – 26,1 13,1 3,7 – 9,4 3,1 0,1 – 3,0 0,4 0,3 – 0,1 1,1 1,4 0,3 52,8 14,5 – 38,3<br />

2005 49,8 13,0 – 36,8 17,5 3,2 – 14,3 3,2 0,1 – 3,1 0,5 0,2 – 0,3 1,5 0,7 – 0,8 72,5 17,2 – 55,3<br />

2006 59,7 15,2 – 44,5 24,6 3,2* – 21,4 3,4 0,1 – 3,3 1,0 0,5 – 0,5 1,9 3,5 1,6 90,6 22,5 – 68,1<br />

2007 54,3 16,2 – 38,1 21,2 2,8* – 18,4 3,7 0,1 – 3,6 1,2 0,7 – 0,5 1,7 3,0 1,3 82,0 22,7 – 59,3<br />

2008 74,5 18,0 – 56,5 28,8 3,4* – 25,4 5,5 0,2 – 5,3 1,2 0,7 – 0,5 2,0 3,7 1,6 112,0 26,0 – 86,0<br />

2009 45,0 10,6 – 34,4 24,0 2,5* – 21,5 3,9 0,2 – 3,7 1,3 0,9 – 0,4 2,3 3,3 1,0 76,5 17,5 – 59,0<br />

2010 61,0 10,5 – 50,5 23,6 3,4* – 20,2 4,7 0,2 – 4,5 1,4 0,6 – 0,8 2,0 3,1 1,1 92,7 17,8 – 74,9<br />

<strong>2011</strong> 78,5 13,1 – 65,4 31,1 6,5* – 24,6 6,2 0,2 – 6,0 0,7 0,8 0,1 2,5 2,9 0,4 119,0 23,5 – 95,5<br />

Einfuhr<br />

Ausfuhr<br />

Saldo<br />

Einfuhr<br />

Ausfuhr<br />

Saldo<br />

79 Mrd. € gestiegenen Ausgaben für Mineralöl<strong>im</strong>porte<br />

(+ 29 % gegenüber dem Vorjahr). Kräftig<br />

zugenommen haben aber auch die Ausgaben für<br />

Erdgas<strong>im</strong>porte, die <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> etwa 31 Mrd. €<br />

betrugen (+ 32 %). Auf wertmäßig geringerem<br />

Niveau, aber mit ebenfalls neuem Höchstwert und<br />

genauso steiler Aufwärtstendenz bewegten sich<br />

in <strong>2011</strong> die Ausgaben für Steinkohlen<strong>im</strong>porte, die<br />

sich auf 6,2 Mrd. € beliefen (+ 32 %).<br />

Steinkohlen<strong>im</strong>porte <strong>2011</strong><br />

Die <strong>deutsche</strong>n Einfuhren von Steinkohle einschließlich<br />

Koks und Briketts haben sich in <strong>2011</strong><br />

gegenüber dem Vorjahr um 2,4 % auf 44,7 Mio. t<br />

(47,5 Mio. t SKE) erhöht (Tabelle 7). Zur Darstellung<br />

der Lieferstruktur nach Herkunftsländern wird <strong>im</strong><br />

Folgenden auf Daten des Statistischen Bundesamts<br />

(nach Energiestatistikgesetz) zurückgegriffen,<br />

die jedoch nicht die gesamten Importlieferungen<br />

abdecken. Demnach hat sich Kolumbien <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong><br />

<strong>2011</strong> mit einem Anteil von knapp 24 % erstmals<br />

zum bedeutendsten Lieferland für die <strong>deutsche</strong>n<br />

Steinkohlen<strong>im</strong>porte entwickelt, gefolgt von Russland<br />

mit gut 22 %, den USA mit rund 17 % und der<br />

EU mit gut 14 % (hierbei entfiel der Großteil auf<br />

Polen). Während die Lieferungen aus den USA und<br />

Kolumbien jeweils um etwa ein Drittel zunahmen,<br />

waren Importe aus der EU (– 29 %), Südafrika<br />

(– 18 %) und Russland (– 11 %) stark rückläufig. Bei<br />

Kraftwerkskohle waren Kolumbien mit einem Anteil<br />

von 30 % und Russland mit 26 % die wichtigsten<br />

Lieferanten. Mit weitem Abstand folgten die USA<br />

mit knapp 15 % und die EU (hauptsächlich Polen)<br />

Einfuhr<br />

Ausfuhr<br />

Saldo<br />

201


van de loo, lübke, Börgel, Verschuur:<br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Steinkohlenmarkt</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong><br />

<strong>Steinkohlenmarkt</strong><br />

Tabelle 7. Steinkohlen<strong>im</strong>porte nach Deutschland.<br />

(Quelle: Statistisches Bundesamt (nach Energiestatistikgesetz) / Nicht erfasst sind hierbei Lieferungen aus nicht ermittelbaren Ländern)<br />

<strong>Jahr</strong><br />

Kraftwerkskohle Kokskohle Briketts Koks Gesamt Gesamt<br />

2010 <strong>2011</strong> 2010 <strong>2011</strong> 2010 <strong>2011</strong> 2010 <strong>2011</strong> 2010 <strong>2011</strong> 2010<br />

Anteile<br />

mit 10 %. Bei Kokskohle waren die USA mit 34 %<br />

und Australien mit 31 % die Hauptlieferanten.<br />

Verglichen mit den Vorjahren haben sich die<br />

Importpreise für Kraftwerkskohle aus Drittländern<br />

– gemessen am so genannten BAFA-Preis<br />

des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />

– stark verteuert. Nach 78,81 €/t SKE in 2009<br />

und 85,33 €/t SKE in 2010 erhöhte sich der BAFA-<br />

Preis <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> auf 106,97 €/t SKE. Damit lag<br />

er <strong>im</strong> letzten <strong>Jahr</strong> nur wenig unter dem Preis des<br />

Rohstoffboomjahres 2008 (112,48 €/t SKE).<br />

Die Nachfrage nach Steinkohlen<strong>im</strong>porten flachte<br />

nach relativ kräftigem Beginn in der ersten <strong>Jahr</strong>eshälfte<br />

<strong>2011</strong> gegen <strong>Jahr</strong>esende hin deutlich ab,<br />

was <strong>im</strong> Wesentlichen auf die merkliche Konjunkturabkühlung<br />

zurückzuführen war. Dazu trug aber<br />

auch der ungewöhnlich milde und zudem relativ<br />

regenarme Witterungsverlauf bei. Ein nahezu regenloser<br />

November führte auf der Rheinschiene<br />

zu extremem Niedrigwasser und in der Folge zu<br />

Verzögerungen und Ausfällen in der gesamten<br />

Kohlenlieferungskette. Diese konnten zwar teilweise<br />

noch durch Lagermengen und zusätzliche<br />

Bezüge aus he<strong>im</strong>ischer Förderung ausgeglichen<br />

werden, unter anderem <strong>im</strong> Bereich des Oberrheins<br />

musste jedoch durch höhere Strom<strong>im</strong>porte aus den<br />

Nachbarländern gegengesteuert werden.<br />

Deutscher Steinkohlenbergbau <strong>im</strong><br />

<strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> Steinkohlenbergbau operierte <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong><br />

<strong>2011</strong> wie in den Vorjahren unter den Rahmenbedingungen<br />

der kohlepolitischen Vereinbarungen und<br />

des Steinkohlefinanzierungsgesetzes von 2007, die<br />

einen sozialverträglichen Auslauf der subventionierten<br />

Steinkohlenförderung in Deutschland zum Ende<br />

des <strong>Jahr</strong>es 2018 vorsehen. <strong>Der</strong> hierdurch politisch<br />

vorgezeichnete Anpassungs- und Umstrukturierungsprozess<br />

wurde <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong>esverlauf planmäßig<br />

weiter umgesetzt. In diesen Kontext gehört auch<br />

der Verkauf der letzten bergbaueigenen Kokerei<br />

Prosper in Bottrop an den Stahlkonzern Arcelor-<br />

Mittal zum 1. Juni <strong>2011</strong>.<br />

202 mining +<br />

geo (2012) Nr. 2<br />

<strong>2011</strong><br />

Anteile<br />

Veränderung<br />

<strong>2011</strong> zu 2010<br />

[Mio. t] [Mio. t] [Mio. t] [Mio. t] [Mio. t] [Mio. t] [Mio. t] [Mio. t] [Mio. t] [Mio. t] [%] [%] [Mio. t} [%]<br />

EU 5,8 3,4 0,2 0,5 0,3 0,2 2,7 2,3 9,0 6,4 20,3 14,3 – 2,6 – 28,9<br />

Russland 10,1 8,7 1,0 1,0 0,0 0,1 0,3 11,2 10,0 25,2 22,4 – 1,2 – 10,7<br />

Südafrika 3,3 2,7 0,0 0,0 3,3 2,7 7,4 6,0 – 0,6 – 18,2<br />

USA 3,3 4,8 2,4 2,8 0,0 0,1 5,7 7,7 12,8 17,2 2,0 35,1<br />

Kanada 0,6 0,9 0,6 0,8 0,0 1,2 1,7 2,7 3,8 0,5 41,7<br />

Kolumbien 7,5 9,9 0,3 0,5 0,0 0,1 0,2 0,2 8,0 10,7 18,0 23,9 2,7 33,8<br />

Australien 1,5 1,5 2,6 2,5 0,0 0,1 4,1 4,1 9,2 9,2 0,0 0,0<br />

Sonstige 1,5 1,0 0,1 0,1 0,0 0,0 0,3 0,3 1,9 1,4 4,4 3,2 – 0,5 – 26, 3<br />

Summe 33,6 32,9 7,2 8,2 0,3 0,3 3,3 3,3 44,4 44,7 100,0 100,0 0,3 0,7<br />

Seit dem 1. Januar <strong>2011</strong> gilt der <strong>im</strong> Dezember<br />

2010 nach schwierigen Auseinandersetzungen auf<br />

europäischer Ebene gefasste Ratsbeschluss über<br />

staatliche Beihilfen zur Erleichterung der Stilllegung<br />

nicht wettbewerbsfähiger Steinkohlenbergwerke<br />

[7]. Die Bundesregierung notifizierte gemäß den<br />

Vorgaben dieses Beschlusses <strong>im</strong> Frühjahr <strong>2011</strong> den<br />

bis zum <strong>Jahr</strong> 2018 reichenden Stilllegungsplan<br />

für den <strong>deutsche</strong>n Steinkohlenbergbau bei der<br />

EU-Kommission. Nach eingehender Prüfung mit<br />

mehreren Frage-/Antwort-Runden ist dieser Plan<br />

zusammen mit den Beihilfen für das <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong><br />

am 7. Dezember <strong>2011</strong> von der EU-Kommission<br />

ohne Auflagen genehmigt worden. Dabei hat<br />

die Kommission bestätigt, dass die vorgesehenen<br />

weiteren Steinkohlebeihilfen in Deutschland nicht<br />

nur mit dem EU-Beihilferecht in Einklang stehen<br />

und eine sozialverträgliche Anpassung ermöglichen,<br />

sondern auch die mit dem Ratsbeschluss gestellten<br />

Anforderungen an die Umweltverträglichkeit des<br />

verbleibenden Steinkohlenabbaus erfüllen [8].<br />

Die neuen EU-Best<strong>im</strong>mungen verlangen allerdings,<br />

dass die Beihilfen für den Betrieb von Steinkohlenbergwerken<br />

künftig nicht nur degressiv gestaltet<br />

werden müssen, sondern auch bis zum Ende des<br />

<strong>Jahr</strong>es 2018 ganz eingestellt werden. Sofern subventionierte<br />

Bergwerke darüber hinaus betrieben würden,<br />

müssten vorher gewährte Beihilfen vollständig<br />

zurückgezahlt werden. Schon <strong>im</strong> Vorgriff auf diese<br />

Regelung hatte die <strong>deutsche</strong> Bundesregierung <strong>im</strong><br />

Herbst 2010 einen Entwurf zur Änderung des nationalen<br />

Steinkohlefinanzierungsgesetzes vorgelegt,<br />

mit dem die bisherige „Revisionsklausel“ aufgehoben<br />

wird. Danach hätte der Deutsche Bundestag <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong><br />

2012 „unter Beachtung der Gesichtspunkte der<br />

Wirtschaftlichkeit, der Sicherung der Energieversorgung<br />

und der übrigen energiepolitischen Ziele“<br />

noch einmal prüfen sollen, „ob der <strong>deutsche</strong> Steinkohlenbergbau<br />

weiter gefördert wird“ oder nicht.<br />

Nach Abschluss des parlamentarischen Verfahrens,<br />

zu dem <strong>im</strong> Frühjahr <strong>2011</strong> auch eine Anhörung vor<br />

dem Wirtschaftsausschuss des Bundestages gehörte,<br />

ist die Gesetzesänderung Mitte Juli <strong>2011</strong> in Kraft<br />

getreten und die Revisionsklausel somit gestrichen


worden. Demzufolge ist der Auslauf der Steinkohlenförderung<br />

in Deutschland zum Ende des <strong>Jahr</strong>es<br />

2018 nunmehr definitiv und unumkehrbar.<br />

<strong>Der</strong> den <strong>deutsche</strong>n Steinkohlenbergbau tragende<br />

RAG-Konzern hat daraufhin noch <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong><br />

<strong>2011</strong> eine Strategierevision eingeleitet, mit der<br />

die bis dahin mögliche Aufrechterhaltung eines<br />

he<strong>im</strong>ischen Sockelbergbaus als Option aufgegeben<br />

worden ist. Die weitere Bergbauplanung zielt<br />

allein auf die geordnete und sozialverträgliche<br />

Gestaltung des Auslaufs bei verlässlicher Erfüllung<br />

des verbleibenden, aber stetig kleiner werdenden<br />

Versorgungsauftrags bis zum letzten Tag. Dafür<br />

ist nun auf nationaler und europäischer Ebene<br />

Planungssicherheit in rechtlicher Hinsicht gegeben.<br />

Noch vor Ende des <strong>Jahr</strong>es <strong>2011</strong> hat das Bundesamt<br />

für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) <strong>im</strong> Auftrag<br />

der Bundesregierung der RAG entsprechend<br />

den Vereinbarungen von 2007 den Zuwendungsbescheid<br />

über die Finanzplafonds 2013 und 2014<br />

erteilt. Bei den gesetzesgemäß nachschüssig zum<br />

<strong>Jahr</strong>esbeginn 2012 ausgezahlten Beihilfen für das<br />

<strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> musste die RAG aufgrund der gestiegenen<br />

Weltmarktpreise für Kohle fast 500 Mio. € weniger<br />

in Anspruch nehmen als <strong>im</strong> Plafond für dieses <strong>Jahr</strong><br />

vorgesehen war.<br />

Was die betrieblichen Entwicklungen <strong>im</strong> <strong>deutsche</strong>n<br />

Steinkohlenbergbau <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> betrifft,<br />

sind folgende Kennziffern zu konstatieren (Tabellen<br />

8 bis 12):<br />

x Die <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> in den Revieren Ruhr, Saar<br />

und Ibbenbüren betriebenen fünf Steinkoh-<br />

Tabelle 8. Kennzahlen für den <strong>deutsche</strong>n Steinkohlenbergbau.<br />

1 Mio. t Steinkohleneinheiten (SKE) = 29,3 PJ<br />

* Koks in Kohle umgerechnet; einschließlich Zukäufe.<br />

** geschätzt.<br />

*** Brikettherstellung wurde zum <strong>Jahr</strong>esende 2007 eingestellt.<br />

**** zum 1. Juni <strong>2011</strong> wechselte die Zechenkokerei in den Hüttenbereich.<br />

mining +<br />

geo (2012) Nr. 2<br />

<strong>Steinkohlenmarkt</strong><br />

lenbergwerke erreichten eine Förderung von<br />

12,1 Mio. t v. F. (12,3 Mio. t SKE). Im Vergleich<br />

zum Vorjahr bedeutet das einen Rückgang um<br />

0,8 Mio. t v. F. oder 6,5 %. Bei der fördertäglichen<br />

Rechnung ergibt sich ein Rückgang um<br />

3.292 t v. F. oder 6,4 % auf 47.919 t v. F. Knapp<br />

72 % der Förderung entfielen auf das Ruhr-,<br />

nicht ganz 12 % auf das Saar- und fast 17 % auf<br />

das Ibbenbürener Revier.<br />

x Im <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> ist die Leistung je Mann und Schicht<br />

unter Tage gegenüber dem Vorjahr um 8,7 % auf<br />

6.623 kg v. F. gestiegen. Die <strong>Jahr</strong>esfördermenge<br />

je durchschnittlich angelegtem Arbeiter unter<br />

Tage nahm um 8,8 % auf 1.125 t v. F. zu. Die<br />

Förderung konzentrierte sich <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> auf 14<br />

leistungsfähige Abbaubetriebspunkte. Die fördertägliche<br />

Förderung je Abbaubetriebspunkt<br />

stieg <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> – bei einer gegenüber dem<br />

Vorjahr niedrigeren Abbaugeschwindigkeit von<br />

488 cm/Tag – auf die Größe von 3.156 t v. F.,<br />

das sind 4,6 % mehr als <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> 2010. Die durchschnittliche<br />

Tagesförderung je Bergwerk war<br />

mit 9.584 t v. F. um 12,3 % höher als <strong>im</strong> Vorjahr.<br />

x Im Berichtszeitraum Januar bis Mai <strong>2011</strong> betrug<br />

die Kokserzeugung der Zechenkokerei 0,8 Mio. t<br />

oder kalendertäglich 5.400 t. Gegenüber dem<br />

Vorjahreszeitraum sind die Zahlen nicht vergleichbar,<br />

da die Kokerei Prosper zum 1. Juni <strong>2011</strong> an<br />

die ArcelorMittal Bremen GmbH verkauft wurde<br />

und nur der Zeitraum Januar bis Mai <strong>2011</strong> noch<br />

dem <strong>deutsche</strong>n Steinkohlenbergbau zugerechnet<br />

werden kann.<br />

<strong>2011</strong> 2010 2009 2008 2007 2006 2005<br />

Steinkohlenförderung [Mio. t SKE] 12,3 13,2 14,2 17,7 22,0 21,5 25,6<br />

entspricht [Mio. t v. F. ] 12,1 12,9 13,8 17,1 21,3 20,7 24,7<br />

Brikettherstellung*** [Mio. t] - - - - 0,1 0,1 0,1<br />

Kokserzeugung<br />

Zechenkokereien [Mio. t] 0,8 2,0 1,5 2,0 2,0 2,0 2,0<br />

Hüttenkokereien [Mio. t] 7,2** 6,2** 4,6** 6,2** 6,4** 6,4** 6,4**<br />

Gesamt [Mio. t] 8,0** 8,2** 6,1** 8,2** 8,4** 8,4** 8,4**<br />

Lagerbestände (Ende des Berichtszeitraums)<br />

Steinkohlen [Mio. t v. F.] 3,1 3,4 3,4 3,6 4,3 4,1 3,8<br />

Steinkohlenkoks **** [Mio. t] 0,0 0,1 0,1 0,1 0,1 0,2 0,1<br />

Gesamt [Mio. t] 3,1 3,5 3,5 3,7 4,4 4,3 3,9<br />

Koks in Kohle umgerechnet [Mio. t v. F.] 3,1 3,5 3,5 3,8 4,4 4,3 3,9<br />

Entspricht [Mio. t SKE] 3,1 3,6 3,7 4,0 4,5 4,5 4,1<br />

Gesamtabsatz* [Mio. t SKE] 12,8 14,8 15,2 19,5 23,3 22,4 26,8<br />

Kraftwerke [Mio. t SKE] 10,1 10,6 11,7 15,0 18,8 18,3 20,3<br />

Stahlindustrie [Mio. t SKE] 2,3 3,7 3,0 4,1 4,1 3,7 6,1<br />

Übriges Inland [Mio. t SKE] 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3<br />

Sonstige Exporte [Mio. t SKE] 0,1 0,2 0,2 0,1 0,1 0,1 0,1<br />

Schichtleistung unter Tage [kg v. F.] 6.623 6.092 5.597 6.309 7.071 6.409 6.735<br />

van de loo, lübke, Börgel, Verschuur:<br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Steinkohlenmarkt</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong><br />

203


van de loo, lübke, Börgel, Verschuur:<br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Steinkohlenmarkt</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong><br />

<strong>Steinkohlenmarkt</strong><br />

Tabelle 9. Förderentwicklung nach Revieren in Mio. t v. F.<br />

Reviere <strong>2011</strong> 2010 2009 2008 2007 2006 2005<br />

Ruhr 8,65 9,60 10,92 14,22 15,87 15,13 18,07<br />

Saar 1,41 1,33 0,96 0,96 3,53 3,63 4,73<br />

Ibbenbüren 2,00 1,97 1,89 1,90 1,91 1,91 1,91<br />

Bundesrepublik 12,06 12,90 13,77 17,08 21,31 20,67 24,71<br />

x Ende <strong>2011</strong> lagen bei den Bergwerken insgesamt<br />

3,14 Mio. t Steinkohle auf Halde, das ist ein Rückgang<br />

um 0,31 Mio. t v. F. gegenüber Ende Dezember<br />

2010. Die Bestände an Steinkohlenkoks<br />

sanken durch den Verkauf der Zechenkokerei<br />

auf beinahe Null.<br />

x <strong>Der</strong> Gesamtabsatz an <strong>deutsche</strong>r Steinkohle und<br />

<strong>deutsche</strong>m Koks sank <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> <strong>im</strong> Vergleich<br />

zum Vorjahr um 2,0 Mio. t oder 12,6 % auf<br />

Tabelle 10. Belegschaft <strong>im</strong> <strong>deutsche</strong>n Steinkohlenbergbau.<br />

* <strong>Jahr</strong>esende<br />

** Ohne Transferkurzarbeit und Qualifizierungsmaßnamen<br />

13,6 Mio. t (rund 12,8 Mio. t SKE). Die Bezüge<br />

der Elektrizitätswirtschaft vom <strong>deutsche</strong>n Steinkohlenbergbau<br />

erreichten in <strong>2011</strong> 10,9 Mio. t<br />

(rund 10,1 Mio. t SKE), das sind 0,6 Mio. t oder<br />

4,9 % weniger als <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> zuvor. Die Lieferungen<br />

von Kohle und Koks an die <strong>deutsche</strong> Stahlindustrie<br />

waren nachfragebedingt mit 2,3 Mio. t SKE<br />

um 1,4 Mio. t SKE oder 37,2 % niedriger als<br />

<strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> 2010. Auf dem in- und ausländischen<br />

Wärmemarkt sank der Absatz auf insgesamt<br />

0,4 Mio. t SKE. Dabei stieg die Nachfrage aus<br />

dem industriellen Wärmemarkt leicht an, die der<br />

Haushalte und Kleinverbraucher ging zurück.<br />

Die Lieferungen ins Ausland sanken um 7,1 %<br />

auf 0,15 Mio. t.<br />

x Die Belegschaftsentwicklung <strong>im</strong> Steinkohlenbergbau<br />

stand auch <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> weiter <strong>im</strong><br />

Zeichen der Anpassung. Von Anfang bis Ende<br />

Arbeiter und Angestellte* <strong>2011</strong> 2010 2009 2008 2007 2006 2005<br />

Arbeiter unter Tage 8.999 10.726 12.162 13.626 15.084 16.252 17.739<br />

Arbeiter über Tage 5.812 6.649 7.603 8.523 9.088 9.909 10.894<br />

Angestellte unter Tage 1.417 1.540 1.771 1.994 2.295 2.353 2.554<br />

Angestellte über Tage 4.697 5.292 5.781 6.241 6.336 6.901 7.341<br />

Belegschaft insgesamt 20.925 24.207 27.317 30.384 32.803 35.415 38.528<br />

nachrichtlich Beschäftigte insgesamt** 17.962 20.772 23.098 27.007 30.054 32.453 34.720<br />

Außerdem Unternehmerarbeiter unter Tage 1.377 1.314 1.715 2.239 1.993 2.554 3.192<br />

Tabelle 11. Fluktuation der Belegschaft <strong>im</strong> <strong>deutsche</strong>n Steinkohlenbergbau.<br />

Zugänge und Abgänge ohne befristete Arbeitsverhältnisse und Abwesenheiten, wie Praktikanten und Wehrdienstleistende.<br />

Zugänge, Abgänge<br />

Zugänge<br />

<strong>2011</strong> 2010 2009 2008 2007 2006 2005<br />

Nachwuchskräfte<br />

Abgänge<br />

285 311 313 287 643 884<br />

Vorgezogene Altersabgänge 2.848 2.762 1.840 2.019 2.472 2.327<br />

Natürliche Abgänge 78 59 61 74 58 78<br />

Fluktuationsabgänge 1.107 1.137 270 171 1.226 1.956<br />

Gesamt 0 4.033 3.958 2.171 2.264 3.756 4.361<br />

Tabelle 12. Kennzahlen zur Leistung <strong>im</strong> <strong>deutsche</strong>n Steinkohlenbergbau.<br />

* <strong>Jahr</strong>esende<br />

** Fördertäglich<br />

<strong>2011</strong> 2010 2009 2008 2007 2006 2005<br />

Anzahl der Bergwerke* 5 5 6 7 8 8 9<br />

Fördernde Abbaubetriebspunkte 14 16 15 18 22 21 24<br />

Fördermenge je Bergwerk** [t/d v.F.] 9.584 8.535 9.146 9.793 10.761 10.359 10.922<br />

Fördermenge je Abbaubetriebspunkt** [t/d v.F.] 3.156 3.018 3.375 3.740 3.680 3.686 3.888<br />

Abbaugeschwindigkeit** [cm/d] 488 489 540 590 535 530 528<br />

Mittlere Flözmächtigkeit [cm] 191 194 189 146 163 160 168<br />

Leistung unter Tage [kg/MS v.F.] 6.623 6.092 5.597 6.309 7.071 6.409 6.735<br />

Fördermenge unter Tage [t/MJ v.F.] 1.125 1.034 951 1.049 1.194 1.086 1.126<br />

204 mining +<br />

geo (2012) Nr. 2


<strong>2011</strong> ist die Belegschaftszahl um 3.282 auf<br />

20.925 gesunken. Die Belegschaftsgröße schließt<br />

Mitarbeiter ein, die sich in Qualifizierungs- und<br />

Umschulungsmaßnahmen sowie in Transferkurzarbeit<br />

befinden. Die Beschäftigtenzahl<br />

ohne diese Mitarbeiter ist um 2.810 auf 17.962<br />

zum Ende des <strong>Jahr</strong>es <strong>2011</strong> vermindert worden.<br />

Außerdem wurden 1.377 Unternehmerarbeiter<br />

für Spezialarbeiten unter Tage eingesetzt. Wie<br />

auch in der Vergangenheit konnte der Belegschaftsabbau<br />

in allen Bereichen sozialverträglich<br />

– also unter Vermeidung von Entlassungen<br />

in den Arbeitsmarkt – durchgeführt werden. Dies<br />

gelang durch den Einsatz seit <strong>Jahr</strong>en bewährter<br />

und auch neuer personalpolitischer Instrumente<br />

– vom Vorruhestand über Umschulungs- und<br />

Qualifizierungsmaßnahmen bis hin zu Existenzgründungshilfen.<br />

x Das Durchschnittsalter der Belegschaft belief sich<br />

<strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> auf 45,2 <strong>Jahr</strong>e. Sechs <strong>Jahr</strong>e zuvor<br />

hatte es noch bei 42,2 <strong>Jahr</strong>en gelegen. Knapp<br />

10 % der Belegschaft war jünger als 30 <strong>Jahr</strong>e.<br />

<strong>Der</strong> Anteil der zwischen 30 bis unter 40 <strong>Jahr</strong>e<br />

alten Mitarbeiter betrug 4,5 %, während er vor<br />

sechs <strong>Jahr</strong>en noch bei knapp über 16 % lag. <strong>Der</strong><br />

Anteil der Mitarbeitergruppe der 40- bis unter<br />

2 500 Stichwörter, präzise und leicht verständlich<br />

definiert, unterstützt von 600 Bildern.<br />

Das Lexikon ist für Bergleute und Bergfremde,<br />

für Lehrer und Schüler eine reiche Fundgrube.<br />

Seit Erscheinen der ersten Auflage des<br />

„Klei nen Bergbaulexikons“ ist das Nachschlagewerk<br />

mehrfach aktualisiert, erweitert<br />

und <strong>im</strong> Hinblick auf seine Zielsetzung verbessert<br />

worden.<br />

Wegen der ungebrochenen Nachfrage ist<br />

diese 9. Auflage als Nachdruck der 8. Auflage<br />

erschienen. Dabei wurde die Neuregelung<br />

der <strong>deutsche</strong>n Rechtschreibung aus dem<br />

<strong>Jahr</strong> 2006 berücksichtigt.<br />

VGE Verlag<br />

9. Auflage 2010<br />

394 Seiten mit 600 Abbildungen<br />

14,8 cm x 21 cm<br />

39,- EUR<br />

ISBN 978-3-86797-036-5<br />

mining +<br />

geo (2012) Nr. 2<br />

<strong>Steinkohlenmarkt</strong><br />

50-jährigen betrug knapp über 58 %. 27,5 % der<br />

Belegschaft waren 50 <strong>Jahr</strong>e und älter.<br />

x Die Zahl der Auszubildenden hat in <strong>2011</strong> auf<br />

1.051 abgenommen. Die Ausbildungsquote,<br />

bezogen auf die Gesamtbelegschaft, betrug<br />

damit 5,0 % (in 2010: 4,5 %). <strong>Der</strong> Schwerpunkt<br />

der Berufsausbildung lag <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> <strong>im</strong> Bereich<br />

der elektrotechnischen Berufe (50,8 %) sowie<br />

<strong>im</strong> Bereich der maschinentechnischen Berufe<br />

(42,0 %). Im Bereich der bergtechnischen Berufe<br />

wird nicht mehr ausgebildet.<br />

Ausblick<br />

Im <strong>deutsche</strong>n Steinkohlenbergbau setzt sich <strong>im</strong><br />

Laufe des <strong>Jahr</strong>es 2012 der politisch vorgezeichnete<br />

Anpassungs- und Auslaufprozess weiter fort. Zwei<br />

weitere Stilllegungen stehen an. Zur <strong>Jahr</strong>esmitte<br />

2012 wird das Bergwerk Saar und damit komplett<br />

das traditionsreiche Saarrevier stillgelegt. Für das<br />

<strong>Jahr</strong>esende ist die Schließung des Bergwerks West<br />

beschlossen. Damit einher gehen wie schon in den<br />

Vorjahren umfangreiche Personalverlagerungen<br />

zu den noch verbleibenden Bergwerksstandorten<br />

sowie erhebliche Herausforderungen unter anderem<br />

an die Produktionssteuerung und die Know-<br />

van de loo, lübke, Börgel, Verschuur:<br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Steinkohlenmarkt</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong><br />

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van de loo, lübke, Börgel, Verschuur:<br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Steinkohlenmarkt</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong><br />

<strong>Steinkohlenmarkt</strong><br />

how-Sicherung <strong>im</strong> Steinkohlenbergbau, die den<br />

Bergleuten – wieder einmal – außerordentliche<br />

Umstellungen abverlangen.<br />

Unterdessen bereitet der RAG-Konzern mit seiner<br />

neuen Strategie 2020 die Unternehmenszukunft<br />

nach dem <strong>Jahr</strong> 2018 vor. Dazu zählen die langfristig<br />

erforderlichen Bergbaufolgeaktivitäten in der<br />

operativen Verwaltung der Alt- und Ewigkeitslasten<br />

des dann stillgelegten Steinkohlenbergbaus und zugleich<br />

die Fortentwicklung der Geschäftsfelder des<br />

Beteiligungsbereichs (Montan<strong>im</strong>mobilien, Mining<br />

Solutions, Handel und Verkauf) einschließlich der<br />

Nutzung von über- und untertägiger Bergbauinfrastruktur<br />

für erneuerbare Energien („grüne RAG“)<br />

[9]. Was speziell die Nutzung von Bergbauinfrastruktur<br />

für erneuerbare Energien betrifft, werden<br />

in den nächsten <strong>Jahr</strong>en möglicherweise zusätzliche<br />

Erkenntnisse über die Potenziale von über- und<br />

untertägigen Pumpspeicherwerken gewonnen.<br />

Ein weiteres konkretes Vorhaben ist die Errichtung<br />

von Solarparks auf ehemaligen Bergbauflächen<br />

<strong>im</strong> Saarrevier. Auf 17 ehemaligen Bergbaustandorten<br />

mit circa 160 ha Fläche sollen in den <strong>Jahr</strong>en<br />

2012/2013 in einem ersten Schritt Solarparks mit<br />

einer Leistung von 90 MW entstehen [10].<br />

Abzuwarten bleibt, ob die aktuellen Bemühungen<br />

auf europäischer Ebene und <strong>im</strong> Rahmen der<br />

nationalen Allianz für eine industrielle Rohstoffsicherung<br />

<strong>im</strong> Hinblick auf die Kokskohlenversorgung<br />

auch in Deutschland zu Projekten führen [11]. Von<br />

größerer Bedeutung <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> 2012 und in den Folgejahren<br />

ist allerdings die weitere Entwicklung der<br />

Perspektiven für die Kraftwerkskohle in Deutschland;<br />

über das <strong>Jahr</strong> 2018 hinaus gilt das vor allem<br />

für die Marktchancen der Importsteinkohle. Im<br />

Hinblick auf die Verstromung gehört die Steinkohle<br />

trotz ihrer Vorteile bei der Preisgünstigkeit und der<br />

Versorgungssicherheit <strong>im</strong> Vergleich nicht nur zum<br />

Erdgas – was international in der letzten Dekade<br />

zu einer Expansion der Steinkohlennachfrage geführt<br />

hat – voraussichtlich zu den Verlierern der<br />

pr<strong>im</strong>är kl<strong>im</strong>apolitisch orientierten Energiewende<br />

in Deutschland. Darauf deuten die jüngere Entwicklung<br />

des Kraftwerkskohlenverbrauchs und die<br />

anhaltende Blockade etlicher Kraftwerksprojekte<br />

auf Steinkohlenbasis in Deutschland ebenso hin wie<br />

die <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong> aktualisierten Energieszenarien<br />

der Bundesregierung, wonach der PEV und die<br />

Stromerzeugung aus Steinkohle bis 2030 durch den<br />

Atomausstieg zwar etwas weniger stark zurückgehen,<br />

gleichwohl auf weniger als ein Drittel des<br />

heutigen Volumens sinken werden [12].<br />

Nichtsdestoweniger hat die Bundesregierung mit<br />

den Beschlüssen zum beschleunigten Atomausstieg<br />

modernen Kohle- wie Gaskraftwerken zusammen<br />

mit einer Ausgleichs- und Reservefunktion ausdrücklich<br />

die Rolle einer „Brückentechnologie“ für<br />

den Weg ins Zeitalter der erneuerbaren Energien<br />

zuerkannt. Damit diese Brücke trägt, bedarf sie<br />

jedoch stabiler Pfeiler. Als Teil der Maßnahmen zur<br />

Umsetzung der Energiewende soll deshalb noch in<br />

2012 neben einem regelmäßigen Informationsaustausch<br />

auf Expertenebene <strong>im</strong> Kraftwerksforum des<br />

Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie<br />

(BMWi) sowie einem ersten Monitoring-Bericht der<br />

Bundesregierung zur Energiewende unter anderem<br />

die vorgesehene Novelle des KWK-Gesetzes<br />

verabschiedet werden, die Entscheidung über ein<br />

Kraftwerksförderprogramm mit Anreizen für den<br />

Neubau hocheffizienter, flexibler Kraftwerke ab<br />

2013 erfolgen und auf Basis einer Studie zu den<br />

„Kapazitätsmechanismen“ für ein zukunftsfähiges<br />

Strommarktdesign die Diskussion über so genannte<br />

Kapazitätsmärkte vorangetrieben werden [13].<br />

Inwieweit dies der Steinkohlenverstromung in<br />

Deutschland wirklich nützt, muss sich erweisen.<br />

Quellennachweis:<br />

[1] Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes<br />

vom 11.01.2012: Deutsche Wirtschaft <strong>2011</strong> in sehr robuster<br />

Verfassung.<br />

[2] Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom<br />

24.02.2012: Ausführliche Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung<br />

<strong>im</strong> 4. Quartal <strong>2011</strong>.<br />

[3] Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes<br />

vom 08.02.2012: Deutsche Ausfuhren <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong>: +11,4%<br />

gegenüber 2010.<br />

[4] BMWi: Die Energiewende in Deutschland. Mit sicherer,<br />

bezahlbarer und umweltschonender Energie ins <strong>Jahr</strong><br />

2050, Berlin, Februar 2012, S. 10.<br />

[5] Pressemitteilung der AGEB vom 20.12.<strong>2011</strong>: Energieverbrauch<br />

sinkt <strong>2011</strong> kräftig sowie Pressemitteilung der<br />

AGEB vom 05.03.2012: Witterung drückt Energieverbrauch<br />

auf niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung nebst dem<br />

ausführlichen AGEB-Bericht Energieverbrauch in Deutschland<br />

<strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2011</strong>.<br />

[6] Zur erwarteten „Wachstumsdelle“ 2012 siehe etwa<br />

die <strong>Jahr</strong>esprojektion <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong>eswirtschaftsbericht der Bundesregierung<br />

vom 18.1.2012 „Vertrauen stärken – Chancen<br />

eröffnen – mit Europa stetig wachsen“, die Prognose des<br />

Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung in seinem <strong>Jahr</strong>esgutachten<br />

<strong>2011</strong>/2012 oder die einschlägigen Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute.<br />

[7] Vgl. dazu wie auch zu den übrigen Vorjahresentwicklungen<br />

und -einschätzungen des <strong>deutsche</strong>n <strong>Steinkohlenmarkt</strong>es<br />

insb. R. Lübke/K. van de Loo/M. Wedig/T.<br />

Börgel/M. Verschuur: <strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong> <strong>Steinkohlenmarkt</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Jahr</strong> 2010, in: Glückauf 147 (<strong>2011</strong>) Nr. 6, S. 296-305.<br />

[8] Pressemitteilung des BMWi vom 07.12.<strong>2011</strong>: EU-<br />

Kommission genehmigt Stilllegungsplan für Steinkohlenbergbau<br />

und Steinkohlehilfen.<br />

[9] Näheres zur grünen RAG findet sich auch <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong>esbericht<br />

des <strong>GVSt</strong>: Steinkohle <strong>2011</strong>. Energie für neue Wege,<br />

insb. S. 52ff.<br />

[10] Pressemitteilung der RAG vom 17.01.2012: Startschuss<br />

für Solarparks auf ehemaligen Bergbauflächen.<br />

[11] Vgl. hierzu das Handelsblatt vom 23.02.2012: Neue<br />

Zeche für das Ruhrgebiet? sowie die WAZ vom 24.02.2012<br />

Kohlefeld Donar – eine Zeche wie Loch Ness.<br />

[12] Vgl. die steinkohlebezogenen Befunde bei EWI/Prognos/GWS:<br />

Energieszenarien <strong>2011</strong>, Köln/Basel/Osnabrück,<br />

Juli <strong>2011</strong> (Projekt Nr. 12/10 des BMWi), abrufbar unter www.<br />

ewi-koeln.de.<br />

[13] Siehe zu den angekündigten Maßnahmen nicht nur <strong>im</strong><br />

Kraftwerksbereich BMWi: Umbau der Energieversorgung.<br />

Wichtige nächste Schritte, Berlin, Dezember <strong>2011</strong>.<br />

206 mining +<br />

geo (2012) Nr. 2

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