Als PDF Dokument - Bertrandt
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IndustrIe KomFort<br />
Entwicklung EinEs komfortsitzEs<br />
Die optimale ergonomische Gestaltung unter Einbeziehung aller Altersgruppen und Körpergrößen zählt<br />
zu den wichtigsten Aufgaben bei der Entwicklung von Fahrzeuginnenräumen. Dazu hat <strong>Bertrandt</strong> sein<br />
„Ergositz“-Konzept zum „Ergositz Evolution“ weiterentwickelt.<br />
850
11I2011 113. Jahrgang<br />
AutorEn<br />
dIpl.-Ing. (Fh) dIpl.-WIrtsch.-Ing<br />
(Fh) salIh YIlmaz<br />
ist teamleiter für Sitzentwicklung<br />
und rückhaltesysteme bei<br />
<strong>Bertrandt</strong> in Köln.<br />
dIpl.-Ing. (Fh) herbert tIeFert<br />
ist Projektleiter Interieur mit<br />
Schwerpunkt Entwicklung<br />
Instrumententafel und mittelkonsolen<br />
bei <strong>Bertrandt</strong> in Köln.<br />
dIpl.-Ing. (Fh) tobIas schütteler<br />
ist tätig als CAD-Konstrukteur in<br />
der Sitzentwicklung mit Schwerpunkt<br />
metallstruktur bei <strong>Bertrandt</strong> in Köln.<br />
ergonomIsche grundlagen<br />
Der menschliche Bewegungsapparat ist ein<br />
komplexes System, bestehend aus Muskeln,<br />
Sehnen, Bändern, Gelenken und Skelett.<br />
Eine zentrale Rolle übernimmt die Wirbelsäule,<br />
die den gesamten Körper stützt. Beim<br />
Sitzen ist eine ergonomisch gerechte Körperhaltung<br />
notwendig, um eine Fehlhaltung<br />
der Wirbelsäule mit den kurzfristigen Folgen<br />
einer Ermüdung der Muskulatur und<br />
des gesamten Organismus zu vermeiden.<br />
Aus einer solchen Fehlhaltung resultieren<br />
für den Sitzenden eine spürbare signifikante<br />
Abnahme der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit<br />
sowie ein allgemeines Unwohlsein.<br />
Im Straßenverkehr steigt das Risiko von<br />
Fehlreaktionen und die Unfallgefahr wächst.<br />
Langfristig führen Fehlhaltungen zu Schädigungen<br />
und Erkrankungen des Skeletts<br />
Die beste Verbindung:<br />
Und Sie fahren einfach weiter<br />
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852<br />
WWW.VIEWEGTEUBNER.DE<br />
Konstruktiver Leichtbau<br />
im Maschinen- und Fahrzeugbau<br />
- gewusst wie<br />
Bernd Klein<br />
Leichtbau-Konstruktion<br />
Berechnungsgrundlagen und Gestaltung<br />
8., überarb. u. erw. Aufl. 2009. XIV, 523 S. mit 341 Abb.<br />
sowie umfangreichen Übungsaufg. zu allen Kap. des<br />
Lehrbuchs Br. EUR 36,90<br />
ISBN 978-3-8348-0701-4<br />
In einer ganzheitlichen Betrachtungweise führt Leichtbau-<br />
Konstruktion in die Berechnungsmethoden und Gestaltungsprinzipien<br />
des Leichtbaus ein. Ohne umfangreiche<br />
mathematische Voraussetzungen wird das wesentliche<br />
Grundgerüst des modernen Leichtbaus entwickelt. Damit<br />
eignet sich das Buch für die Gebiete Maschinen-, Stahl-,<br />
Apparate- und Fahrzeugbau zur Begleitung der Vorlesung,<br />
aber auch als Nachschlagewerk. Die achte Auflage enthält<br />
ein neues Kapitel zur Strukturakustik.<br />
Autoren | Herausgeber<br />
Dr.-Ing. Bernd Klein ist Univ.-Professor an der Universität<br />
Kassel und leitet dort das Fachgebiet Konstruktiver Leichtbau<br />
mit der Ausrichtung auf den Fahrzeugbau. Zu seinen<br />
Arbeitsschwerpunkten gehören Konstruktionsmethodik,<br />
Finite Element Methode, CAE und Betriebsfestigkeit.<br />
Ja, ich bestelle Fax +49(0)611. 7878 - 420<br />
____ Exemplare Leichtbau-Konstruktion<br />
ISBN 978-3-8348-0701-4 EUR 36,90<br />
Firma<br />
Name, Vorname<br />
Abteilung<br />
Straße (bitte kein Postfach)<br />
PLZ | Ort<br />
Datum | Unterschrift<br />
Geschäftsführer: Dr. Ralf Birkelbach, Albrecht F. Schirmacher AG Wiesbaden HRB 9754<br />
TECHNIK BEWEGT.<br />
321 09 563<br />
Änderungen vorbehalten. Erhältlich im Buchhandel oder beim Verlag. zuzüglich Versandkosten<br />
❶ Ergonomische Grundlagen<br />
und der Muskulatur. Rückenerkrankungen<br />
zählen in Deutschland zur Volkskrankheit<br />
Nummer 1. Im Auto sitzend erfährt der<br />
Insasse eine Zwangshaltung, die seine<br />
Bewegungsfreiheit einschränkt. Umso<br />
wichtiger ist es, dass sich der Autositz<br />
dem Körper ergonomisch anpasst und<br />
eine optimale Körperhaltung ermöglicht.<br />
stand der technIk<br />
Heutige Sitze bieten hinsichtlich ergonomischer<br />
Anforderungen speziell im Be -<br />
reich der Rückenlehne und des Schultersupports<br />
oft nur einen Kompromiss für<br />
Schulter- und Lordosenstützung sowie<br />
Kopfstütze. Von fest positionierten Schulterabstützungen<br />
wird in der Regel abgesehen,<br />
da sie weder für kleine noch für große<br />
Insassen geeignet sind. Fahrzeugsitze für<br />
den Serieneinsatz sind gewöhnlich so kon -<br />
zipiert, dass sowohl die 5-%-Frau als auch<br />
der 95-%-Mann darin bequem Platz finden.<br />
Der Engineering-Dienstleister <strong>Bertrandt</strong><br />
präsentierte bereits 2003 eine erste Version<br />
des eigenentwickelten Ergositzes, der in<br />
den Folgejahren weiterentwickelt wurde.<br />
Den Schwerpunkt dieser Entwicklung<br />
stellte eine optimale Ergonomie und der
dadurch erlangte Schutz der Insassen dar.<br />
Die ergonomische Einstellbarkeit des Sitzes<br />
im Rückenbereich wurde durch eine<br />
in zwei Schalen geteilte Rückenlehne er -<br />
reicht. Diese verfahren in einem vorgegebenen<br />
Verhältnis zueinander. In Zusammenarbeit<br />
mit der Sportfachhochschule Köln<br />
als Studie ermittelt, ist dieses Verhältnis<br />
bei allen Menschen nahezu gleich [1], ❶.<br />
Nachteil dieses Konzepts war die Auslegung<br />
des Sitzes in Schalenbauweise, an<br />
die sich die gesamte Sitzstruktur anpasst.<br />
Durch die hohen Anforderungen und<br />
Sicherheitsstandards an die Sitzstruktur<br />
stiegen Kosten und Gewicht dieser recht<br />
aufwendigen Bauweise. Ein seriennaher<br />
Einsatz war somit nicht realisierbar. Ferner<br />
optimierte <strong>Bertrandt</strong> den Sitz, indem die<br />
Lehne getrennt wurde, die nun optisch hervorsticht<br />
und das Design stark beeinflusst.<br />
ergosItz evolutIon<br />
Aufgrund der Resonanz auf die Ergonomie<br />
des Sitzkonzepts stellte sich die Frage, wie<br />
sich die verbesserte Funktionalität in einen<br />
Seriensitz integrieren lässt. Die Aufgabe<br />
bestand darin, die Funktionalität des Er -<br />
❷ Verstellmöglichkeiten<br />
11I2011 113. Jahrgang<br />
gositzes in eine beliebige vorhandene Sitzstruktur<br />
zu implementieren. Dadurch er geben<br />
sich mehrere Vorteile: Das System baut<br />
auf einer tragfähigen Struktur auf und ist<br />
somit von den hohen Sicherheitsstandards<br />
an die Struktur entkoppelt. Durch die<br />
modulare Bauweise kann das System zur<br />
Variantenbildung beitragen, indem es auf<br />
klassische Serienstrukturen aufsetzt. Das<br />
Konzept eröffnet aufgrund der zusätzlichen<br />
Einstellmöglichkeiten neue Dimensionen<br />
des Komforts und der Sicherheit, ❷.<br />
Der Schwerpunkt des Konzepts lag auf<br />
der Entwicklung der notwendigen Struktur<br />
und Kinematik des Systems. Dazu wurden<br />
die Funktionen des Ergositzes analysiert<br />
und in entsprechende Teilfunktionen un -<br />
terteilt. Im zweiten Schritt wurden fehlende,<br />
aber wünschenswerte Teilfunktionen wie die<br />
Anpassung des Schultersupports ergänzt.<br />
Aus diesen Teilfunktionen abgeleitet, ergeben<br />
sich folgende Anforderungen:<br />
: Verfahren des Lehnenoberteils mit<br />
Schultersupport und Kopfstütze gegen<br />
das Lehnenunterteil im vorgegebenen<br />
Verhältnis von 1:3 (Zwangssteuerung)<br />
: zusätzliche Verstellfunktion im Lendenbereich,<br />
optimalerweise durch Integration<br />
einer Standard-Lordose<br />
: Anpassung des Schultersupports, ide alerweise<br />
gekoppelt an den Verfahrweg<br />
des Lehnenoberteils<br />
: keine Änderung an der vorgegebenen<br />
Struktur mit Ausnahme von Korrekturen,<br />
die kostenneutral und ohne Auswirkungen<br />
auf die Festigkeit in die Serienstruktur<br />
übernommen werden können, wie zum<br />
Beispiel zusätzliche Stanzlöcher, Verprägungen<br />
etc.<br />
: Verfahren der Kopfstütze in horizontaler<br />
Richtung, um zu jedem Zeitpunkt<br />
einen optimalen Abstand zwischen<br />
Kopfstütze und Kopf zu gewährleisten<br />
: bestehende Funktionen dürfen nicht<br />
beeinträchtigt werden, wie beispielsweise<br />
Airbags oder die Höhen- und<br />
Längsverstellung<br />
: modulare Bauweise, die eine Variantenbildung<br />
zulässt<br />
: zugunsten Gewicht und Kostenreduktion<br />
das System weitgehend vereinfachen.<br />
Das Ergebnis sollte hinsichtlich Gewicht<br />
und Kosten so gestaltet sein, dass sich<br />
Fahrzeugen der Mittelklasse die Ausstattung<br />
mit einem hochwertigen, sonst nur<br />
in Oberklassefahrzeugen befindlichen<br />
Komfortsitz bietet.<br />
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IndustrIe KomFort<br />
❸ Sitzkinematik-Kopfstütze<br />
FunktIonsWeIse<br />
<strong>Als</strong> Basis wurde die Sitzstruktur eines<br />
Mittelklassefahrzeugs gewählt. Anhand<br />
des vorhandenen Sitzes sowie des 5-%-<br />
und 95-%-Sitzdummys wurden die Randparameter<br />
der Kinematik festgelegt.<br />
: Verfahrweg des Lehnenoberteils<br />
: Verfahrweg des Lehnenunterteils<br />
: Bewegung der Kopfstütze beziehungsweise<br />
des Lehnenoberteils in x-Richtung<br />
: optimale Breite der Seitenwangen<br />
gekoppelt an die Höhe des<br />
Lehnenoberteils<br />
: Verstellbereich der Lordose.<br />
854<br />
Auf diesen Vorgaben basierend entwickelte<br />
<strong>Bertrandt</strong> die Kinematik. Dazu<br />
wurden mögliche Anbindungspunkte in<br />
der vorhandenen Sitzstruktur gesucht,<br />
um die Kinematik zu unterstützen. <strong>Als</strong><br />
Ausgangspunkt wurde die Position der<br />
Aufnahme für die Kopfstützenhülsen<br />
gewählt, da diese durch die Struktur vorgegeben<br />
ist, ❸. Aufbauend auf der Kinematik<br />
sind notwendige Bauteile und ihre<br />
Funktionen abgeleitet worden, ❹.<br />
<strong>Als</strong> Basis dienen zwei auf die Struktur<br />
aufgesetzte Führungsschienen (1), hergestellt<br />
aus zwei Rohrprofilen. Diese werden<br />
an die Struktur fest angebunden. Die<br />
❺ Schultersupport<br />
❹ Aufbau des Ergositzes<br />
Evolution: (1) Führungsschienen,<br />
(2) Bügel für<br />
Schultersupport, (3) obere<br />
Gleitführung, (4) Führungsstange<br />
oberteil, (5) oberteil<br />
mit Kopfstützen platte,<br />
(6) Querstange für Kopfstützenplatte,<br />
(7) Gleitlager<br />
oberteil, (8) Lordose,<br />
(9) untere Gleitführung<br />
Rohrprofile verringern ihren Abstand im<br />
unteren Bereich. Diese Verjüngung dient<br />
als Steuerung für den Schultersupport (2),<br />
❺. Die Kopfstützenhülsen werden durch<br />
zwei Führungen, die oberen Gleitführungen<br />
(3), ersetzt und in die vorhandene Öffnung<br />
für die Kopfstützenhülsen eingeclipst.<br />
Diese nehmen die Führungsstangen (4)<br />
für das Oberteil auf. Darauf wird die Kopfstützenplatte<br />
(5) geclipst. Im unteren<br />
Bereich erfolgt die Anbindung durch die<br />
Querstange (6). Sie ist über Gleitlager (7)<br />
mit den Führungsschienen verbunden.<br />
Durch die Kopplung mit der Querstange<br />
und der Lagerung in der Gleitführung<br />
dreht sich das Kopfstützenteil beim Verfahren<br />
und erfährt eine Bewegung in<br />
Fahrzeugrichtung. Zudem ändert sich der<br />
Neigungswinkel und passt sich ebenfalls<br />
an den Insassen an. Die Schulterbügel<br />
sind fest mit dem Gleitlager verbunden.<br />
Die Querstange, die außermittig an den<br />
Gleitlagern angebunden ist, leitet durch<br />
die Abstandsverringerung der Schienen<br />
eine Drehbewegung der Schulterbügel ein<br />
und passt sich dem Benutzer optimal an.<br />
Im unteren Bereich wird die Lordose (8)<br />
über das untere Gleitlager an die Führungsschienen<br />
angebunden. Das System ist so<br />
ausgelegt, dass eine Standardlordose eingebunden<br />
werden kann. Diese verfährt im<br />
vorgegebenen Verhältnis, gesteuert durch
den Antrieb entlang der Führungsschienen.<br />
Durch die Zwangssteuerung liegt die Lordose<br />
immer in der richtigen Höhe und bildet<br />
so für jeden Insassen den gesamten<br />
Verstellbereich ab. Das Lehnenoberteil und<br />
die Lordose sind durch Federn vorgespannt.<br />
Mit Seilzügen werden diese entlang der<br />
Führungsschienen verfahren. Der Antrieb<br />
kann sowohl manuell als auch elektrisch<br />
erfolgen. Das notwendige Verhältnis wird<br />
durch zwei Seilscheiben mit unterschiedlichen,<br />
dem Verhältnis der Verfahrwege an -<br />
gepassten Durchmessern realisiert, die auf<br />
einer gemeinsamen Antriebsachse liegen.<br />
ergebnIs<br />
Aufgrund der möglichen Einstellungen<br />
passt sich der Ergositz Evolution optimal<br />
an den Benutzer an. Die Lehne kann exakt<br />
auf seine Bedürfnisse eingestellt werden.<br />
Der Abstand zum Kopf wird durch die<br />
mechanische Kopplung automatisch an<br />
den Benutzer angepasst. Zusätzliche Maßnahmen,<br />
die die Kopfstütze im Falle eines<br />
Crashs in Richtung des Insassen bewegen,<br />
um den Abstand zum Kopf zu verringern,<br />
können voraussichtlich entfallen. Mit der<br />
Lehne verfährt ebenfalls der Schultersupport.<br />
Durch die Kinematik passt er sich in<br />
der Breite an. Somit ist immer für eine<br />
bestmögliche Seitenführung gesorgt. Dies<br />
11I2011 113. Jahrgang<br />
❻ Schaum- und Bezugkonzept<br />
steigert nicht nur den Komfort, sondern<br />
schützt den Insassen im Falle eines Seitencrashs<br />
erheblich.<br />
Zusätzlich können Blasen im Schultersupport<br />
bei Bedarf eingesetzt werden, um<br />
weitere individuelle Einstellmöglichkeiten<br />
zu bieten. Die Lordose verfährt durch die<br />
Kopplung mit der Lehne als Einheit im vorgegebenen<br />
Verhältnis. Dies gewährleistet,<br />
dass für jeden Insassen die kompletten<br />
Einstellbereiche der Lordose zur Verfügung<br />
stehen. Die freie Wahlmöglichkeit des<br />
Antriebs, manuell über ein Handrad oder<br />
elektrisch über einen Stellmotor, macht<br />
das System zusätzlich interessant für den<br />
universellen Einsatz in allen Fahrzeugklassen,<br />
❻.<br />
lIteraturhInWeIs<br />
[1] Kochem, H.-G.; Zimmer, D.: Flexibles Sitzkonzept<br />
zur Verbesserung des Insassenschutzes.<br />
In: AtZ 106 (2004), nr. 7-8, S. 644 – 651<br />
doWnload des beItrags<br />
www.AtZonline.de<br />
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